Doch, das muss ich sagen, es hat sich gelohnt. Zuerst dachte
ich ja, leicht übertrieben, aber es hat sich gelohnt! "Prima Klima im
Auto", "Die Frühjahrskur für Ihr Auto" und "Wie
Pollenallergiker ihr Auto sicher machen", solcherlei Artikel fand ich in
den vergangenen Wochen im Autoteil meines "Schaufensters". Und weil
ich mich schon um den Frühjahrsputz im Haus gedrückt hatte, indem ich das
Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters einfach über einige Wochen
ignorierte, wollte ich's beim Auto jetzt nicht auch noch schleifen lassen. Und
es hat sich ja auch gelohnt! Ein Tipp jagte da den anderen. Ausschlaggebend für
mich war zusätzlich der Satz: "Die Pflegemaßnahmen lassen einen glücklicher
in den Frühling starten."
Außerdem für mich wieder mal die Gelegenheit, schweres Gerät
zu bedienen. Ich sage nur Dampfstrahler. Dampfstrahler seien das beste Mittel,
um wirklich bis in die letzte Fuge zu gelangen und schädliche Winterablagerungen
zu entfernen. Und zwar auch von unten, in den Kanten und Falzen der Türen,
Kofferraumdeckeln, an der Motorhaube und zwischen den Lüftungsgittern, wo sich
oft schon seit dem Herbst Laubreste tummelten. (Man stelle sich das Getümmel einmal
vor - bei meinem 20 Jahre alten Corsa!) Dazu benötige man viel Wasser und
Gefühl! Allerdings solle ich die Finger weg vom Motorraum lassen, um unnötige
Schäden an der Elektrik zu vermeiden. Bin ich froh, dass die mir das dazu
geschrieben haben! Wer weiß, ich hätte sonst ...
Aber allein in diesem Artikel war das bei weitem nicht der
einzige zielführende Tipp. Dankbar war ich auch für folgenden. Ich solle doch
auch bitteschön den Innenraum frühjahrsfit machen, indem ich Gegenstände wie
Schneeketten und Schneeschaufeln wieder in die Garage oder Keller stelle, da
der im Sommer unnötige Ballast durch sein Gewicht mehr Kraftstoff verbrauche.
Ich fand den Tipp so toll, dass ich ganz sorgsam und gezielt nach Schneeketten
im Innenraum meines kleinen Corsas gesucht habe, obwohl ich mir an sich zu 100
Prozent sicher war, dass ich im vergangenen Winter gar keinen Schnee gesehen
hatte, geschweige denn Schneeketten besaß. Aber, safety first, sage ich mir
immer. Und als hätte der Autor des Artikels es genau auf mich abgesehen, wies
er mich darauf hin, dass ich beim gründlichen Saugen die Autositze dabei in
verschiedene Positionen verstellen (ich hätte da sonst mit Sicherheit gehudelt!)
und den Polstern mit einer Schaumreinigung wieder ein schickes Frühjahrs-Outfit
verpassen soll. Wenn da nicht zu Beginn des Artikels gestanden hätte, dass ich
dann glücklicher in den Frühling starte, ich hätte mir diese Mühe nicht
gemacht. Weil der andere Grund, nämlich den Wert des Gefährts zu erhalten, also
mein Auto ist so alt, also wenn, habe ich gerade mal den Schrottwert erhalten.
Und dann gab's da noch den überaus lehrreichen Artikel
"Wie Pollenallergiker ihr Auto sicher machen". Dort hieß es, der
Aktivkohlefilter solle die erste Wahl sein und mindestens einmal pro Jahr
erneuert werden. Beim Filterwechsel solle man auch gleich die Lüftungskanäle
und den Verdampfer der Klimaanlage reinigen lassen - zumal sich in der feuchten
Herbst- und Winterzeit gerne Bakterien und Schimmelpilze ansiedeln. Also ich
bin ja nicht pingelig, aber für mich persönlich hörte sich das wirklich eklig
an. Ich war gerade dabei, mich so was von hineinzusteigern in meinem Ekel, als
mir plötzlich einfiel, dass mein Corsa gar keine Klimaanlage hat!
Ich wollte daraufhin schon die Lektüre des hochinteressanten
Artikels abbrechen, als sich selbiger justament den Fenstern und Türen widmete
- die mein Auto auch hat. Und da bin ich jetzt wieder so was von froh, dass
ich, was das Durchhalten beim Lesen betrifft, nicht zu früh schlapp gemacht
habe. Weil, ich hab' mich natürlich immer mal wieder gefragt, warum so immens
viele Pollen in meinen Corsa fliegen und ich deshalb so ein Kratzen im Hals
habe und die Augen jucken. Erst kürzlich habe ich noch bei mir gedacht,
Adelheid, dem musst du mal auf den Grund gehen. Ich meine, nicht umsonst
schreiben die: Niest ein Fahrer bei Tempo 80, fährt er rund 25 Meter mit
geschlossenen Augen. Jetzt weiß ich auch, warum mir beim Autofahren nach
mehreren Niesern oftmals die entgegenkommenden Autofahrer immer denselben
Finger zeigen - als ob die sich abgesprochen hätten! Gut, jetzt muss ich auch
mal sagen, die sollen sich nicht so haben. Immerhin fährt mein Corsa ja nicht
in der Spitze 280 Stundenkilometer.
Egal! Dank des Artikels weiß ich jetzt jedenfalls Bescheid:
Die blöde, hinterhältige Polle, die kommt nicht nur durch die Lüftung in mein
Auto, nein, die fliegt auch durch die geöffneten Fenster und das Schiebedach.
Und deshalb in meinem "Schaufenster" der super Tipp, die Fenster und
Türen möglichst geschlossen zu halten. Seitdem schließe ich während der Fahrt die
Fenster und - vor allem die Türen! Wenn
ich das mal schon früher gewusste hätte! Zielführend war auch der Hinweis, dass
während der Pollensaison regelmäßig alle Oberflächen im Innenraum mit einem
feuchten Lappen abgewischt werden sollen - und zwar möglichst von einem
Familienmitglied, das nicht allergisch ist. Zum Schluss gab der Artikel noch
den nicht zu unterschätzenden Hinweis, dass Allergiker bitteschön bei extremem
Pollenflug ihr Auto wegen des erhöhten Unfallrisikos lieber stehen lassen - und
zu Fuß durch den Pollenflug gehen sollen. Witz! Stimmt natürlich nicht. Nein,
die sollen lediglich jemand anderen bitten zu fahren.
Apropos Pollenflug. So viel wie ich über die Kirschblüte in
der Altstadt gelesen hatte, natürlich hab' ich die mir auch angeschaut! Aber,
safety first: keine Lüftung, Fenster und Türen nicht nur geschlossen, sondern
obendrein abgeklebt. Und so bin ich im Schritttempo (ich war offensichtlich
nicht die Einzige, die das von der Kirschblüte mitbekommen hatte) durch die
Altstadt gefahren. Was mich schon gewundert hat, als ich nach Stunden wieder
aus meinem Corsa ausstieg, hatte ich so was von Kreislauf. Es könnte daran
gelegen haben, dass ich über Stunden von der Sauerstoffzufuhr abgeschnitten
war.
Ich meine, so sauber wie mein Corsa jetzt ist (im Gegensatz
zu meinem sonstigen Wohnraum) und wie viel Zeit ich zwecks Erhaltung dieses
Zustandes in ihm verbringe (tägliches Abwischen sämtlicher Oberflächen mit
feuchtem Lappen, Säuberung der Polster mittels Staubsauger mit Wasserfilter,
Reinigung der Lüftungsschlitze mit Q-tips), lag der Schritt eigentlich nahe.
Also es sprach wirklich nichts dagegen, oder anders, es bot sich förmlich an, dass
ich seit geraumer Zeit in meinem Corsa lebe. Wenn es regnet, die Polle also mal
ausnahmsweise nicht fliegen kann, stelle ich das Auto unter und öffne zwecks
Sauerstoffzufuhr alle Fenster und Türen.
Was jetzt aber schon blöde ist: Das Sauberhalten meines
Autos hat mittlerweile den ganzen Jahresurlaub geschluckt. Deshalb will sich
das Glücklichsein noch nicht so ganz einstellen.
Vielleicht mach' ich es im nächsten Jahr doch umgekehrt, was
den Frühjahrsputz anbelangt.