Mittwoch, 10. Juni 2015

Dampfstrahler, Staubsauger und Q-tips - da ist für Schneeketten wirklich kein Platz mehr!

Doch, das muss ich sagen, es hat sich gelohnt. Zuerst dachte ich ja, leicht übertrieben, aber es hat sich gelohnt! "Prima Klima im Auto", "Die Frühjahrskur für Ihr Auto" und "Wie Pollenallergiker ihr Auto sicher machen", solcherlei Artikel fand ich in den vergangenen Wochen im Autoteil meines "Schaufensters". Und weil ich mich schon um den Frühjahrsputz im Haus gedrückt hatte, indem ich das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters einfach über einige Wochen ignorierte, wollte ich's beim Auto jetzt nicht auch noch schleifen lassen. Und es hat sich ja auch gelohnt! Ein Tipp jagte da den anderen. Ausschlaggebend für mich war zusätzlich der Satz: "Die Pflegemaßnahmen lassen einen glücklicher in den Frühling starten."

Außerdem für mich wieder mal die Gelegenheit, schweres Gerät zu bedienen. Ich sage nur Dampfstrahler. Dampfstrahler seien das beste Mittel, um wirklich bis in die letzte Fuge zu gelangen und schädliche Winterablagerungen zu entfernen. Und zwar auch von unten, in den Kanten und Falzen der Türen, Kofferraumdeckeln, an der Motorhaube und zwischen den Lüftungsgittern, wo sich oft schon seit dem Herbst Laubreste tummelten. (Man stelle sich das Getümmel einmal vor - bei meinem 20 Jahre alten Corsa!) Dazu benötige man viel Wasser und Gefühl! Allerdings solle ich die Finger weg vom Motorraum lassen, um unnötige Schäden an der Elektrik zu vermeiden. Bin ich froh, dass die mir das dazu geschrieben haben! Wer weiß, ich hätte sonst ...

Aber allein in diesem Artikel war das bei weitem nicht der einzige zielführende Tipp. Dankbar war ich auch für folgenden. Ich solle doch auch bitteschön den Innenraum frühjahrsfit machen, indem ich Gegenstände wie Schneeketten und Schneeschaufeln wieder in die Garage oder Keller stelle, da der im Sommer unnötige Ballast durch sein Gewicht mehr Kraftstoff verbrauche. Ich fand den Tipp so toll, dass ich ganz sorgsam und gezielt nach Schneeketten im Innenraum meines kleinen Corsas gesucht habe, obwohl ich mir an sich zu 100 Prozent sicher war, dass ich im vergangenen Winter gar keinen Schnee gesehen hatte, geschweige denn Schneeketten besaß. Aber, safety first, sage ich mir immer. Und als hätte der Autor des Artikels es genau auf mich abgesehen, wies er mich darauf hin, dass ich beim gründlichen Saugen die Autositze dabei in verschiedene Positionen verstellen (ich hätte da sonst mit Sicherheit gehudelt!) und den Polstern mit einer Schaumreinigung wieder ein schickes Frühjahrs-Outfit verpassen soll. Wenn da nicht zu Beginn des Artikels gestanden hätte, dass ich dann glücklicher in den Frühling starte, ich hätte mir diese Mühe nicht gemacht. Weil der andere Grund, nämlich den Wert des Gefährts zu erhalten, also mein Auto ist so alt, also wenn, habe ich gerade mal den Schrottwert erhalten.

Und dann gab's da noch den überaus lehrreichen Artikel "Wie Pollenallergiker ihr Auto sicher machen". Dort hieß es, der Aktivkohlefilter solle die erste Wahl sein und mindestens einmal pro Jahr erneuert werden. Beim Filterwechsel solle man auch gleich die Lüftungskanäle und den Verdampfer der Klimaanlage reinigen lassen - zumal sich in der feuchten Herbst- und Winterzeit gerne Bakterien und Schimmelpilze ansiedeln. Also ich bin ja nicht pingelig, aber für mich persönlich hörte sich das wirklich eklig an. Ich war gerade dabei, mich so was von hineinzusteigern in meinem Ekel, als mir plötzlich einfiel, dass mein Corsa gar keine Klimaanlage hat!

Ich wollte daraufhin schon die Lektüre des hochinteressanten Artikels abbrechen, als sich selbiger justament den Fenstern und Türen widmete - die mein Auto auch hat. Und da bin ich jetzt wieder so was von froh, dass ich, was das Durchhalten beim Lesen betrifft, nicht zu früh schlapp gemacht habe. Weil, ich hab' mich natürlich immer mal wieder gefragt, warum so immens viele Pollen in meinen Corsa fliegen und ich deshalb so ein Kratzen im Hals habe und die Augen jucken. Erst kürzlich habe ich noch bei mir gedacht, Adelheid, dem musst du mal auf den Grund gehen. Ich meine, nicht umsonst schreiben die: Niest ein Fahrer bei Tempo 80, fährt er rund 25 Meter mit geschlossenen Augen. Jetzt weiß ich auch, warum mir beim Autofahren nach mehreren Niesern oftmals die entgegenkommenden Autofahrer immer denselben Finger zeigen - als ob die sich abgesprochen hätten! Gut, jetzt muss ich auch mal sagen, die sollen sich nicht so haben. Immerhin fährt mein Corsa ja nicht in der Spitze 280 Stundenkilometer.

Egal! Dank des Artikels weiß ich jetzt jedenfalls Bescheid: Die blöde, hinterhältige Polle, die kommt nicht nur durch die Lüftung in mein Auto, nein, die fliegt auch durch die geöffneten Fenster und das Schiebedach. Und deshalb in meinem "Schaufenster" der super Tipp, die Fenster und Türen möglichst geschlossen zu halten. Seitdem schließe ich während der Fahrt die Fenster und  - vor allem die Türen! Wenn ich das mal schon früher gewusste hätte! Zielführend war auch der Hinweis, dass während der Pollensaison regelmäßig alle Oberflächen im Innenraum mit einem feuchten Lappen abgewischt werden sollen  - und zwar möglichst von einem Familienmitglied, das nicht allergisch ist. Zum Schluss gab der Artikel noch den nicht zu unterschätzenden Hinweis, dass Allergiker bitteschön bei extremem Pollenflug ihr Auto wegen des erhöhten Unfallrisikos lieber stehen lassen - und zu Fuß durch den Pollenflug gehen sollen. Witz! Stimmt natürlich nicht. Nein, die sollen lediglich jemand anderen bitten zu fahren.

Apropos Pollenflug. So viel wie ich über die Kirschblüte in der Altstadt gelesen hatte, natürlich hab' ich die mir auch angeschaut! Aber, safety first: keine Lüftung, Fenster und Türen nicht nur geschlossen, sondern obendrein abgeklebt. Und so bin ich im Schritttempo (ich war offensichtlich nicht die Einzige, die das von der Kirschblüte mitbekommen hatte) durch die Altstadt gefahren. Was mich schon gewundert hat, als ich nach Stunden wieder aus meinem Corsa ausstieg, hatte ich so was von Kreislauf. Es könnte daran gelegen haben, dass ich über Stunden von der Sauerstoffzufuhr abgeschnitten war.

Ich meine, so sauber wie mein Corsa jetzt ist (im Gegensatz zu meinem sonstigen Wohnraum) und wie viel Zeit ich zwecks Erhaltung dieses Zustandes in ihm verbringe (tägliches Abwischen sämtlicher Oberflächen mit feuchtem Lappen, Säuberung der Polster mittels Staubsauger mit Wasserfilter, Reinigung der Lüftungsschlitze mit Q-tips), lag der Schritt eigentlich nahe. Also es sprach wirklich nichts dagegen, oder anders, es bot sich förmlich an, dass ich seit geraumer Zeit in meinem Corsa lebe. Wenn es regnet, die Polle also mal ausnahmsweise nicht fliegen kann, stelle ich das Auto unter und öffne zwecks Sauerstoffzufuhr alle Fenster und Türen.

Was jetzt aber schon blöde ist: Das Sauberhalten meines Autos hat mittlerweile den ganzen Jahresurlaub geschluckt. Deshalb will sich das Glücklichsein noch nicht so ganz einstellen.  

Vielleicht mach' ich es im nächsten Jahr doch umgekehrt, was den Frühjahrsputz anbelangt.