Also, dass unser neuer Oberbürgermeister, der Herr
Sridharan, sein Büro aus dem Alten Rathaus ins Stadthaus verlegen will, weil es
ihm weniger ums Repräsentieren als um die Nähe zur Verwaltung geht - Hut ab! Das
muss ihm wohl jeder glauben, dass es ihm nicht ums Äußere geht. Weil schön ist anders.
Für mich ist das Stadthaus die immerwährend zugige, dunkle Passage zum
Bürgeramt. Ich hab mich nie gefragt, was sich die Bauherren dabei gedacht
haben, dass der Bürger immer durch diese unwirtliche Gasse gehen muss, wenn er ein
Anliegen an die Verwaltung hat. Weil ich die Antwort kenne: nichts!
Neulich habe ich in meinem "Schaufenster" gelesen,
dass es eine Führung unter dem Motto "Über den Dächern von Bonn"
gibt. Da steigt man auf das Dach des Stadthauses (was man sonst nicht kann) und
schaut sich Bonn von oben an. Ich meine, jetzt, wo unser Oberbürgermeister dort
sein Büro hat, hab ich glatt überlegt, dem Stadthaus nochmal eine Chance zu
geben und mal an dieser Führung teilzunehmen. Einen Vorteil hätte dieser Event
ja. Ich sähe Bonn mal ohne Selbiges. Denn von seiner Höhe her ist es ja schon
allenthalben präsent. Hab ich Spaß dran - an dem Wort allenthalben. Da geht es
mir so wie einem Schreiber in meinem "Schaufenster". Der hat
allenthalben gleich dreimal in zwei Artikeln benutzt.
Apropos aufs Dach steigen. Letztens konnte man sich hoch
oben am Münster ein Bild davon machen, in welch sanierungsbedürftigem Zustand Selbiges
ist. Dazu informieren aber auch Ausstellungstafeln am Münster-Gerüst. Dort
erläutern Bilder und Texte die Bedeutung und den Zustand des Münsters sowie den
aktuellen Stand der Sanierungsarbeiten. Ich hoffe nur, dass die nicht mehr Zeit
damit verbringen, bei neuen Erkenntnissen die Tafeln auszutauschen, als
tatsächlich dran zu arbeiten.
Wo ich gerade von Arbeit rede. Gut, eigene Kinder sind
definitiv mehr Arbeit. Aber wenn du glaubst, so eine Patenschaft erledigt sich
im Vorbeigehen - so ist es nicht! Ständig die aktuelle Konfektionsgröße parat
haben, ellenlange Gespräche mit den Eltern über Sinn und Unsinn eines
Geschenkes führen, zur Kommunion (angeblich soll im katholischen Rheinland auch
so etwas wie Konfirmation gefeiert werden) des verhätschelten Patenkindes
fliegen, auch wenn du gerade beruflich am anderen Ende der Welt zu tun hast - nichts
im Vergleich dazu, die ganze Wohnung mit "Kunstwerken" des
hochbegabten Kindes zugepflastert zu haben. Ich hab mir jetzt mal auf der Internetseite
www.mein-bonner-muenster.de verschiedene Steine angeschaut. Jetzt nicht um
Selbige gegen eventuelle Personen zu richten, nein, ich hab mir überlegt,
Steinpatin zu werden. So ein Stein als Patenkind erscheint mir auf den ersten
Blick recht wenig arbeitsintensiv. Gleichzeitig hätte ich das Thema Patenschaft
dann auch mal abgehakt und würde mich obendrein ein Stück weit als besserer
Mensch fühlen.
Wie komm ich jetzt bei besserer Mensch auf den Herrn Nimptsch?
Ach ja, neulich waren mein Traummann und ich ins WCCB zum Tag der offenen Tür
eingeladen. Und da hat uns auch unser noch amtierender Oberbürgermeister
begrüßt und am Rednerpult über die Kosten für das WCCB gesprochen. Ich hatte
jetzt keine Zeit, mir seinen ganzen Vortrag anzuhören, aber so wie er mit den
Zahlen jonglierte, hatte ich das Gefühl, wäre ich bis zum Ende seines Vortrags
geblieben, hätte der mir am Ende vorgerechnet, was für einen Gewinn wir Bonner
bis jetzt schon mit dem WCCB eingefahren haben. Wir haben dann auch die Gelegenheit
genutzt und sind unterirdisch in den ehemaligen Plenarsaal des Deutschen
Bundestages gegangen. Welch wunderschönes architektonisches Werk von
Menschenhand!
Andere wunderbare Schöpfungen von Menschenhand sind ja auch
die sechs Elektro-Gelenkbusse. Mit ihnen beteiligt sich die SWB Bus und Bahn am
durch die Europäische Union geförderten Demonstrationsprojekt ZeEUS (Zero
Emission Urban Bus System), bei dem in Städten wie Stockholm, London, Paris (und
eben Bonn) Erkenntnisse über die Wirtschaftlichkeit und Einsatztauglichkeit von
Elektrobussen gesammelt werden. In Augenhöhe mit Paris und London, ist das
nicht wahnsinnig aufregend?
Apropos aufregend. Aufgeregt hab ich mich auch auf dem Dach
der Bundeskunsthalle (ab jetzt nur noch hoch oben über der Stadt)! Da lagen
allenthalben riesige bunte "Strohballen" aus Plastikstrohhalmen.
Wunderschön anzuschauen. Und dabei hätte es meine Tochter auch besser belassen.
Weil, die hat sich auf einen dieser Ballen gesetzt und schon war die Hose
zerfetzt. Jetzt versteh ich auch den Titel der Ausstellung "Ärger im Paradies".
Wo ich gerade von Paradies rede. Das war ja kürzlich nichts
mit Adam und Eva zusammen im Paradies. Die hatten sie so was von getrennt: Die
Adams trafen sich auf der Veranstaltung 10. Bonner Unternehmertage in der Bad
Godesberger Redoute. In meinem "Schaufenster" war das
Vortragsprogramm abgedruckt: sechs kluge Männerköpfe! Was auch Sinn machte,
weil die Frauen zur gleichen Zeit auf dem 12. Gründerinnentag weilten, wo sie
unternehmerisches Know-how vermittelt bekamen. Wir Frauen sind einfach noch
nicht so weit.
Und sonst? Bin ich immer unterwegs. Kostet mich viel Zeit
und Kraft, aber was tut man nicht alles für den Titel "Fahrradhauptstadt
2020"? Ich habe mir auf die Fahne geschrieben, dass Bonn als die Stadt der
Pedal-Ritter (wer auch immer sich dieses Wort hat einfallen lassen!) weit über
die Grenzen hinweg von sich reden macht, dass noch mehr Fahrradwege den
Autoverkehr lahmlegen. Deshalb fahre ich seit Neuestem täglich stundenlang -
sofern es meine Kondition zulässt - über die Kennedy-Brücke, hin und her, über
die Induktionsschleifen um erfasst zu werden. Körperlich erschöpft schaffe ich
es dann gerade noch mit Müh und Not, meiner Lieblingsbeschäftigung im Herbst
nachzugehen: Kastanien sammeln.
Da fällt mir ein, ich hätte da fürs "Schaufenster"
eine Frage fürs Leserbarometer: "Darf ein kinderloser Erwachsener
Kastanien sammeln, um sie schlicht nur als Dekoration zu verwenden?" (also
Karl Lagerfeld zum Beispiel)