Sonntag, 13. März 2016

Lichterbaldachin und Urban Soul - weiß Gott, wir Bonner sind so was von in der Zukunft angekommen!

Ja, auch ich kann Veränderung! In Zukunft kann mir der Eurovision Song Contest gestohlen bleiben. Ich guck nur noch den deutschen Vorentscheid zum ESC. So was von unterhaltsam und dabei so entspannend. Weil, das ist ja das Tolle, Deutschland gewinnt immer!

Spannend und unterhaltsam waren auch wieder die Beiträge in meinem "Schaufenster".
Die langjährige Sanierung der Viktoriabrücke, die Ende Mai beginnen soll, der Aufmacher. Die Brückenbauarbeiten sollen bis Ende 2018 abgeschlossen sein. Unwägbarkeiten seien die stundengenauen Planungen der Arbeiten, da teilweise die Gleise der Deutschen Bahn gesperrt werden müssten. In 2016 sind insgesamt 45 Sperrpausen vereinbart, die, da sie Auswirkungen auf den gesamten Bahnverkehr haben, von langer Hand vorbereitet werden müssen. Was ich da jetzt ungemein praktisch fände, da hätten dann alle was von: Also wenn die Lokführerge­werkschaft sich entschlösse, in dieser Zeit noch mal ordentlich lange zu streiken, dann könnten die Anwohner der Bahngleise in der Südstadt diesen Sommer mal so richtig auf ihren Balkonen genießen und der Peter Esch, unser Tiefbauamtsleiter, hätte kein Planungsproblem.

Apropos Problem. Die Deutsche Bahn Netz AG muss auch noch ihre Zustimmung für den geplanten Lichterhimmel über der neuen Viktoriabrücke geben, um Verwechselungen mit Signallichtern für die Bahn auszuschließen. Neben einer transparenten Brüstung mit Geländer-Lamellen soll nämlich zwischen den vier hohen Masten, die an den Brückenauf- und -abfahrten stehen und eine Art Tor zur Stadt darstellen sollen, ein Lichterbaldachin mit LED-Leuchten gespannt werden. Wahnsinn, das Foto auf der Titelseite, so was von futuristisch! Und damit ist ja noch lange nicht Schluss, mit dem Futuristischen. Nein, was heute noch das Bonner Loch ist, wird schon bald die "Urban Soul" sein. Egal, wie es wird, allein der Name, wow!

Und dass der Busbahnhof für die Fernbusse verlegt werden muss, ist doch klar. Ich hab das sowieso nie verstanden, warum der recht nah im Zentrum liegt, wo es doch Fernbushaltestelle heißt. Da sollten wir uns mal ein Beispiel an den Kölnern nehmen. Die Fernbusse halten jetzt ja auch nicht mehr am Breslauer Platz, sondern am Flughafen. Weil ja der typische Fernbusnutzer doch eher der Business Class-Flieger ist. Und wo wir schon mal dabei sind. Was braucht die ehemalige Kapitale überhaupt einen eigenen Fernbusbahnhof? Es heißt ja auch Flughafen Köln-Bonn. Warum dann nicht Fernbushaltestelle Köln-Bonn?

Was in dem Zusammenhang für mich ganz interessant war, dass der Artikel über den Lichterbaldachin mit LED-Leuchten direkt neben dem Artikel über Endenichs Stadtteilbücherei stand. Ich weiß jetzt nicht, ob das von den Verantwortlichen meines "Schaufensters" so gewollt war. Weil, das ist ja schon praktisch, dass wir da jetzt ein bisschen mehr Geld für den LED-Baldachin haben, jetzt, wo die Stadtteilbücherei von Ehrenamtlern betrieben wird, die die Stadt nichts kosten. Da hat man ja nach schier endlosem Gerangel um die maroden öffentlichen Mittel der Stadt die Lösung gefunden: Der Förderverein hält dort den Laden am Laufen. 35 aktive Ehrenamtliche sorgen dafür, dass die städtische Bücherei wieder geöffnet ist. Das ist prima für die Kunden - und für die Stadt. Die spart die Per­­so­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­nal­­­­­kosten für die Bücherei. Dafür unterstützt die Stadt die Bücherei nach wie vor beim Bücherbudget und bei der Unterhaltung des Gebäudes. Toll! Sonst wär's ja aber auch keine städtische Bücherei. Vermutlich, wenn ich mich darüber öffentlich aufregen würde, ich, die ich ja so was von gar keine Ahnung von Politik und überhaupt habe. Also die würden mir dann wahrscheinlich sagen, dass das nichts miteinander zu tun hat, dass das unterschiedliche Geldtöpfe sind - der Lichterhimmel und die Bücherei. Hab ich nie verstanden, das Argument. Weil, wenn mein Traummann in seinem Portemonnaie zu wenig Geld hat, nimmt er etwas aus meiner Geldbörse. Das hat in all den Jahren ganz gut geklappt.

Ja, mein "Schaufenster", immer am Puls der Zeit, aber es menschelte auch.
Angetan war ich von dem Heinz Büttgen aus Zülpich-Wichterich, der die wohl größte Bierflaschensammlung in NRW besitzt. Klar, dass der Lagerprobleme hat. Angefangen hat es im ehemaligen Hühnerstall, dann kam der Keller, später die Garage. Wenn ich da dem Heinz einen Tipp geben dürfte: Wenn man in Hersel auf der Heisterbacher Straße Richtung Norden fährt, sieht man kurz vor Uedorf auf der rechten Seite in einem Garten einen hohen quadratischen Betonturm. Ich nenne ihn den Bücherturm. Weil das, was beim Heinz die Bierflaschen sind, sind bei dem Herrn aus Hersel die Bücher. Der muss dermaßen was von belesen sein - und mutig, den umliegenden Ortschaften so einen Turm vorzusetzen. Könnte aber auch damit zusammenhängen, dass der, wie ich mir habe sagen lassen, Pathologe ist. Da rechnest du allein schon von Berufs wegen nicht wirklich mit Widerspruch.


Was mir vollkommen neu war, mein "Schaufenster", spannender als jeder Krimi! Neulich habe ich kurz vor dem Einschlafen noch einmal nach meinem "Schaufenster" auf dem Nachttisch gegriffen. Hätte ich das mal besser gelassen. Die ganze Nacht habe ich danach kein Auge zugetan, so atemberaubend spannend! Wenn ich jetzt noch dran denke, krieg' ich weiche Knie. Fragte doch tatsächlich das Leserbarometer: Was halten Sie von unserem turbulenten Wetter und möchten Sie noch mal Schnee? Und darunter die Prozentangaben, wie die Leser geantwortet haben. Mein Gott, war das aufregend. Wie gesagt, die ganze Nacht habe ich kein Auge zugemacht.