Also ich war ja dieses Jahr nicht im Urlaub. Nicht, dass ich
nicht Sommerferien gehabt hätte. Nein, die Schüler waren ja weg und da haben
die jetzt nicht extra wegen mir die Schule aufgesperrt. Urlaub, wenn man es
denn so bezeichnen will, hatte ich schon. Aber weggefahren bin ich halt nicht.
Eigentlich schade. Jetzt nicht wegen des Urlaubs, weil,
worauf ich mich immer am meisten freue, eigentlich noch mehr als auf den
Urlaub, ist der Besuch in meinem Reisebüro. Ja, was ich mit meinem Bonn
verbinde, ist definitiv mein Reisebüro - abgesehen von meinem
"Schaufenster" natürlich. Während ich ja schon häufiger durch Bonn
irrlichte und nach einem Geschäft suche, das es schon lange nicht mehr gibt,
ist mein TUI ReiseCenter in der Wesselstraße 2 immer eine sichere Bank - bildlich
gesprochen. Weil, zwei Häuser weiter ist tatsächlich auch die Bank meines
Vertrauens, die Sparda-Bank. So gerne hätte ich in meinem Lieblingsreisebüro
eine Reise gebucht, aber dann las ich in meinem "Schaufenster" die
Überschrift: Vorsicht vor Legionellen. Da hieß es, die Sachverständigen von
DEKRA warnten vor einer erhöhten Legionellengefahr in der Urlaubszeit.
Urlaubszeit bedeute für das Trinkwasser Stillstandzeit. Legionellen seien Bakterien, die sich bei Temperaturen
zwischen 25 und 55 Grad Celsius stark vermehren. In belasteten Anlagen könnten
sich Menschen zum Beispiel beim Duschen durch Einatmen feinster Wassertröpfchen
infizieren und sich schwere Lungenentzündungen zuziehen. Um Infektionen durch
Legionellen nach dem Urlaub zu vermeiden, solle man nach der Rückkehr das
Wasser an allen Warmwasser-Entnahmestellen, wie zum Beispiel in Küche, Bad,
Dusche einige Minuten laufen lassen, um das stehende Wasser in den Leitungen
durch frisches zu ersetzen ... Da bin ich lieber zuhause geblieben. Nicht dass
sich so eine Legionelle ganz dolle in der Wasserleitung festhält und - man mag
gar nicht dran denken, an die Auswirkungen.
Es waren jetzt aber nicht nur die Legionellen, die mir
dieses Jahr den Besuch bei meinem Reisebüro verleidet haben. Ich sag nur
Rauchmelder. Die hat mein Traumann ja schon vor Jahren in jedem Zimmer
eingebaut. Aber weiß man's? Ob sie auch wirklich funktionieren? Oder wenn sie
funktionieren, ob's dann auch tatsächlich brennt?
Was auch blöde war, ich hatte bei einem Gewinnspiel
mitgemacht. Da hieß es in der Anzeige in meinem "Schaufenster":
Reisestrümpfe bieten gezielte Kompression. Auf Reisen verlangsame langes, beengtes
Sitzen mit angewinkelten Beinen den Blutfluss in den Venen. Dann seien auch
venengesunde Menschen von schweren Beinen und geschwollenen Füßen betroffen.
Wer mit leichten Beinen das Urlaubsziel erreichen wolle, gehe mit den
Reise-Kniestümpfen medi travel women und medi travel men auf große Fahrt. Und
da wurden jetzt eben 24 Paar medi travel verlost. Aber leider habe ich keine
gewonnen. Erst viel später fiel mir auf, dass ich die ja auch einfach hätte kaufen
können. Abgesehen davon, dass ich null Probleme mit meinen Venen habe. Aber auf
Grund der Anzeige - die Angst sitzt tief.
Apropos Angst. Ich sage nur Hagelwiderstandsklasse! Kürzlich
las ich in meinem "Schaufenster": Hagel-Härtetest für Dachziegel. Groß
wie Hühnereier könnten Hagelkörner mittlerweile sein. Meteorologen gingen davon
aus, dass in einigen Gegenden 120 bis 130 Hageltage im Jahr in den nächsten 15
bis 25 Jahren nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein werden. Tondachziegel
seien so konzipiert, dass sie Hagelkörnern, gigantisch wie Tischtennisbälle und
noch größer, sicher die Stirn bieten könnten. In einem Versuch ließ man Körner
im rechten Winkel auf eine Versuchsfläche fallen und ermittelte so die maximale
Größe der Hagelkörner, denen die Ziegel standhalten können. Aus deren Durchmesser
ergab sich die Hagelwiderstandsklasse. Diese betrage für die keramischen
Dachziegel 4, 5 und sogar 5+. Wer damit sein Dach gestalte, könne sich
entspannt zurücklehnen - mit Tondachziegel! Ich also nicht! Weil, ich habe
nämlich Betonziegel auf meinem Dach! Ich kann mich so was von nicht entspannt
zurücklehnen und schon gar nicht in Ruhe in Urlaub fahren.
Gut, ich hätte natürlich mit dem Auto Tagestouren machen
können - bei günstiger Wetterprognose, versteht sich. Hab ich auch einmal
gemacht - mit verheerenden Folgen. Weil, leider hatte ich erst viel zu spät in
meinem "Schaufenster" den Artikel "Sicher in den Urlaub"
gelesen. Dort wurde die folgende existenzielle Frage gestellt: Kann man beim Beladen
des Fahrzeugs etwas falsch machen? Um es kurz zu machen, man kann, aber so was
von! Die wichtigste Grundregel, die es zu beachten gilt: schwere Gegenstände so
tief wie möglich und so weit wie möglich zur Fahrzeugmitte und damit nahe am
Schwerpunkt unterbringen. Getränkekisten sollten dicht hinter der Rückbank stehen
und leichtere Sachen wie Chipstüten kämen dann nach oben. Beladene Dachboxen
veränderten den Schwerpunkt. Dieser wandere dadurch nach oben. Deshalb gehörten
in Dachboxen nur leichte Sachen wie Kleidung, keinesfalls aber die großen
Kartons mit den Ravioli-Dosen für drei Wochen im Ferienhaus. Wie gesagt, zu
spät hab ich das gelesen. Wobei, geahnt habe ich immer schon, dass da etwas
nicht mit rechten Dingen zuging, wenn ich wieder mal nur Chipsbrösel vor dem
Fernseher gegessen habe. Kein Wunder, wenn ich die Wasserkästen auf die Chipstüten
stelle.
Für nächstes Jahr habe ich mir aber fest vorgenommen, wieder
in meinem Reisebüro eine Reise zu buchen - allein schon, weil ich die Frau
Keller so was von nett und kompetent finde. Und während ich weg bin, wird ein
Haussitter täglich stundenlang überall im Haus die Wasserhähne aufdrehen und stündlich
mit offener Flamme durch sämtliche Räume gehen.