Mittwoch, 21. September 2016

Legionellen und tennisballgroße Hagelkörner sind die Herausforderung der Zukunft - abgesehen vom Weltfrieden

Also ich war ja dieses Jahr nicht im Urlaub. Nicht, dass ich nicht Sommerferien gehabt hätte. Nein, die Schüler waren ja weg und da haben die jetzt nicht extra wegen mir die Schule aufgesperrt. Urlaub, wenn man es denn so bezeichnen will, hatte ich schon. Aber weggefahren bin ich halt nicht.

Eigentlich schade. Jetzt nicht wegen des Urlaubs, weil, worauf ich mich immer am meisten freue, eigentlich noch mehr als auf den Urlaub, ist der Besuch in meinem Reisebüro. Ja, was ich mit meinem Bonn verbinde, ist definitiv mein Reisebüro - abgesehen von meinem "Schaufenster" natürlich. Während ich ja schon häufiger durch Bonn irrlichte und nach einem Geschäft suche, das es schon lange nicht mehr gibt, ist mein TUI ReiseCenter in der Wesselstraße 2 immer eine sichere Bank - bildlich gesprochen. Weil, zwei Häuser weiter ist tatsächlich auch die Bank meines Vertrauens, die Sparda-Bank. So gerne hätte ich in meinem Lieblingsreisebüro eine Reise gebucht, aber dann las ich in meinem "Schaufenster" die Überschrift: Vorsicht vor Legionellen. Da hieß es, die Sachverständigen von DEKRA warnten vor einer erhöhten Legionellengefahr in der Urlaubszeit. Urlaubszeit bedeute für das Trinkwasser Stillstandzeit. Legionellen  seien Bakterien, die sich bei Temperaturen zwischen 25 und 55 Grad Celsius stark vermehren. In belasteten Anlagen könnten sich Menschen zum Beispiel beim Duschen durch Einatmen feinster Wassertröpfchen infizieren und sich schwere Lungenentzündungen zuziehen. Um Infektionen durch Legionellen nach dem Urlaub zu vermeiden, solle man nach der Rückkehr das Wasser an allen Warmwasser-Entnahmestellen, wie zum Beispiel in Küche, Bad, Dusche einige Minuten laufen lassen, um das stehende Wasser in den Leitungen durch frisches zu ersetzen ... Da bin ich lieber zuhause geblieben. Nicht dass sich so eine Legionelle ganz dolle in der Wasserleitung festhält und - man mag gar nicht dran denken, an die Auswirkungen.

Es waren jetzt aber nicht nur die Legionellen, die mir dieses Jahr den Besuch bei meinem Reisebüro verleidet haben. Ich sag nur Rauchmelder. Die hat mein Traumann ja schon vor Jahren in jedem Zimmer eingebaut. Aber weiß man's? Ob sie auch wirklich funktionieren? Oder wenn sie funktionieren, ob's dann auch tatsächlich brennt?
Was auch blöde war, ich hatte bei einem Gewinnspiel mitgemacht. Da hieß es in der Anzeige in meinem "Schaufenster": Reisestrümpfe bieten gezielte Kompression. Auf Reisen verlangsame langes, beengtes Sitzen mit angewinkelten Beinen den Blutfluss in den Venen. Dann seien auch venengesunde Menschen von schweren Beinen und geschwollenen Füßen betroffen. Wer mit leichten Beinen das Urlaubsziel erreichen wolle, gehe mit den Reise-Kniestümpfen medi travel women und medi travel men auf große Fahrt. Und da wurden jetzt eben 24 Paar medi travel verlost. Aber leider habe ich keine gewonnen. Erst viel später fiel mir auf, dass ich die ja auch einfach hätte kaufen können. Abgesehen davon, dass ich null Probleme mit meinen Venen habe. Aber auf Grund der Anzeige - die Angst sitzt tief.

Apropos Angst. Ich sage nur Hagelwiderstandsklasse! Kürzlich las ich in meinem "Schaufenster": Hagel-Härtetest für Dachziegel. Groß wie Hühnereier könnten Hagelkörner mittlerweile sein. Meteorologen gingen davon aus, dass in einigen Gegenden 120 bis 130 Hageltage im Jahr in den nächsten 15 bis 25 Jahren nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein werden. Tondachziegel seien so konzipiert, dass sie Hagelkörnern, gigantisch wie Tischtennisbälle und noch größer, sicher die Stirn bieten könnten. In einem Versuch ließ man Körner im rechten Winkel auf eine Versuchsfläche fallen und ermittelte so die maximale Größe der Hagelkörner, denen die Ziegel standhalten können. Aus deren Durchmesser ergab sich die Hagelwiderstandsklasse. Diese betrage für die keramischen Dachziegel 4, 5 und sogar 5+. Wer damit sein Dach gestalte, könne sich entspannt zurücklehnen - mit Tondachziegel! Ich also nicht! Weil, ich habe nämlich Betonziegel auf meinem Dach! Ich kann mich so was von nicht entspannt zurücklehnen und schon gar nicht in Ruhe in Urlaub fahren.

Gut, ich hätte natürlich mit dem Auto Tagestouren machen können - bei günstiger Wetterprognose, versteht sich. Hab ich auch einmal gemacht - mit verheerenden Folgen. Weil, leider hatte ich erst viel zu spät in meinem "Schaufenster" den Artikel "Sicher in den Urlaub" gelesen. Dort wurde die folgende existenzielle Frage gestellt: Kann man beim Beladen des Fahrzeugs etwas falsch machen? Um es kurz zu machen, man kann, aber so was von! Die wichtigste Grundregel, die es zu beachten gilt: schwere Gegenstände so tief wie möglich und so weit wie möglich zur Fahrzeugmitte und damit nahe am Schwerpunkt unterbringen. Getränkekisten sollten dicht hinter der Rückbank stehen und leichtere Sachen wie Chipstüten kämen dann nach oben. Beladene Dachboxen veränderten den Schwerpunkt. Dieser wandere dadurch nach oben. Deshalb gehörten in Dachboxen nur leichte Sachen wie Kleidung, keinesfalls aber die großen Kartons mit den Ravioli-Dosen für drei Wochen im Ferienhaus. Wie gesagt, zu spät hab ich das gelesen. Wobei, geahnt habe ich immer schon, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zuging, wenn ich wieder mal nur Chipsbrösel vor dem Fernseher gegessen habe. Kein Wunder, wenn ich die Wasserkästen auf die Chipstüten stelle.

Für nächstes Jahr habe ich mir aber fest vorgenommen, wieder in meinem Reisebüro eine Reise zu buchen - allein schon, weil ich die Frau Keller so was von nett und kompetent finde. Und während ich weg bin, wird ein Haussitter täglich stundenlang überall im Haus die Wasserhähne aufdrehen und stündlich mit offener Flamme durch sämtliche Räume gehen.