Mittwoch, 5. April 2017

Krebs an Petersilie oder lieber doch an Grünkohl?

Ich komm deshalb drauf, weil mein SCHAUFENSTER sich ja schon recht viele Gedanken über meine Gesundheit macht. Seitdem ich im Stadthaus war, hab ich so was von Nacken und hohen Blutdruck. Früher bin ich ins Stadthaus, hab eine Nummer gezogen, mich in den Wartebereich gesetzt, habe die Nummer auf der Anzeige mit meiner verglichen und wusste, wie viele Menschen vor mir dran waren. Beispiel: Ich hatte die Nummer 104 und die Tafel zeigte 87, dann galt das Pling-Pling  sechzehn Mal nicht mir. Ich konnte also völlig tiefenentspannt erst einmal in meiner Bunten lesen, bevor ich anfing, mich auf die Anzeigetafel zu konzentrieren.
Hallo, und neuerdings? Neuerdings vereinbart frau einen Termin per Mail. Mein Termin wurde per Mail bestätigt und ich wurde sogar noch an selbigen erinnert. Im Dienstleistungszentrum angekommen stellte ich fest, Mauern und hohe Abgrenzungen sind tatsächlich wieder hochmodern: Warum muss der Wartebereich mit hohen Stellwänden abgeteilt sein, über die ich nicht schauen kann? Viele Menschen im Wartebereich und ich setzte mich auf den freien Stuhl direkt am Eingangsbereich. Und schon nach wenigen Sekunden wurde mir klar, warum der frei gewesen war. Wer ist denn auch so blöde und setzt sich dorthin, wo er sich bei jedem Pling-Pling dermaßen den Nacken verrenken muss? Ich. Was nämlich das Blöde ist, die Nummern werden nicht mehr der Reihenfolge nach angezeigt. Nach Nummer 5106 kommt heute nicht mehr automatisch 5107! Nein, da kann jetzt 2509 oder ...! Ich musste also bei jedem Pling-Pling zur Anzeigetafel schräg hochschauen! Ich sage nur Nackenstarre und Puls bis Halskrause. Und das trotz Termin 20 Minuten lang. Aber Hauptsache, die hatten mich an meinen Termin erinnert.
   
Ich komm wegen der Schaufensterkrankheit drauf. Nicht etwa meine SCHAUFENSTER-Lesesucht. Nein, als ich da so im Dienstleistungszentrum wartete, entsann ich mich des Artikels über die "Schaufensterkrankheit" in meinem SCHAUFENSTER "Medizin im Zentrum, die Gesundheits-Serie in Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftskrankenhaus Bonn": Unterstützung für Gefäße, von der Halsschlagader bis zur Fußarterie. Da wurde der Dr. Jürgen Remig gefragt, ob Erkrankungen an den Gefäßen denn immer mit Schmerzen verbunden seien. Und darauf hat der geantwortet: "Nein! Gerade das Bauchaortenaneurysma, also eine Erweiterung der Bauchschlagader, verursacht keine Schmerzen. Das ist besonders heimtückisch, weil ein unbehandeltes Aneurysma lebensgefährlich ist. Die Bauchaorta liegt tief im Bauchraum und führt sehr viel Blut. In den Aussackungen sammelt sich ein Blutpfropf, der immer weiter wächst. Unentdeckt reißt das Gefäß irgendwann und der Mensch verblutet innerlich in kürzester Zeit." Und vorher hatte der Dr. Remig  gesagt, Risikofaktoren für Gefäßkrankheiten seien Bluthochdruck und mangelnde Bewegung. Man denkt erst dran, wenn man's liest - das mit der Bauchaorta. Aber dann weiß man's ja. Und wie ich da so im Wartebereich, abgetrennt hinter hohen Stellwänden, Nackenbereich total verkrampft, Blutdruck auf 160 - die Angst sitzt halt tief .
Es wäre auf eine Panikattacke hinausgelaufen, hätte ich nicht  in meinem SCHAUFENSTER den Artikel "Keine Panik! Uni-Medizin für Sie" gelesen. Das Gefühl der Angst sichere evolutionsgeschichtlich gesehen das Überleben. Doch was, wenn es uns nicht nur schütze, sondern regelrecht zur Belastung werde? Aus diesem Grund lud das Universitätsklinikum Bonn zum Informationsabend "Keine Panik! - Angsterkrankungen mit Psychotherapie bewältigen" ein. Wobei ich mir jetzt dann doch mal gedacht habe, hätte ich in meinem SCHAUFENSTER nicht den Artikel über die Bauchaorta gelesen, hätte ich die Information über das Panik-Patienten-Kolloquium erst gar nicht gebraucht!

Wo ich gerade beim Thema Gesundheit bin. Neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen: "Krebs aktiv vorbeugen" lautet das Motto, unter dem Experten des Centrums für Integriete Onkologie (CIO) und der Deutschen Krebshilfe beraten. Jährlich erkranken in Deutschland rund 500.000 Menschen neu an Krebs. Doch warum entsteht Krebs? Welche Faktoren senken das Risiko, welche erhöhen es? Wissenschaftler schätzen, dass etwa die Hälfte aller Krebsfälle durch einen gesünderen Lebensstil verhindert werden könnte." Mir scheint das  Motto "Krebs aktiv vorbeugen" gefährlich gewählt. Impliziert es doch fatalerweise, dass ich demnächst, wenn ich die Diagnose Krebs erhalte, überlege, ob ich eventuell zu wenig Petersilie gegessen habe. Ob ich ein wenig zu passiv im Vorbeugen war. Wobei, wenn ich es mir recht überlege, bin ich ja was aktives Vorbeugen angeht so was von am Start. Ich sage nur Grünkohl! Da hatte mir ja mein SCHAUFENSTER schon vor Wochen zu geraten - wegen der Folsäure und der Antioxidantien. Doch, es ist schon ein ungemein gutes Gefühl, auf der sicheren Seite zu sein. Zu wissen, dass man keinen Krebs bekommt.

Wo wir gerade beim  aktiven Vorbeugen sind. Da hieß es neulich in meinem SCHAUFENSTER "Bei Verkehrsunfällen: Schaulust aktiv bekämpfen": Neugierige Gaffer behindern bei Verkehrsunfällen oft die Rettungskräfte bei ihrem Einsatz. Einige fotografieren oder machen sogar Handyfilme. Die Möglichkeit, Fotos und Filme im Anschluss im Internet zu verbreiten und dafür Anerkennung durch hohe Klickzahlen zu bekommen, habe es früher nicht gegeben. Um der Schaulust aktiv entgegenzuwirken, rät der Verkehrspsychologe, aktiv den Drang zu unterdrücken, sich dazuzustellen. Man solle sich etwa klar sagen: "Ich habe da nichts verloren, Hilfe ist da, ich gehe weiter meinen Weg." Am besten sei es, durch eigenes Verhalten ein Vorbild abzugeben und weiterzugehen oder an der Unfallstelle vorbeizufahren." Ich stelle mir gerade den dazu passenden Menschen vor. Liest der eigentlich, kann der überhaupt lesen und kennt der das Wort Vorbild? Egal, auf jeden Fall sollte man ihn aktiv ganz dolle bestrafen!