Mittwoch, 4. Oktober 2017

Pop-down - wäre auch mal eine Idee

"Vor dem Urlaub langsam zur Ruhe kommen", so las es sich in meinem SCHAUFENSTER. Wer bei der Arbeit unter großem Druck stehe, werde häufig im Urlaub krank. Die Anspannung im Beruf bringe den Organismus dazu, Reserven bereitzustellen, erklärte Psychologe Roland Raible. Fällt die Belastung weg, müsse sich der Organismus nicht mehr anstrengen. Der Körper ist dann anfälliger, die Widerstandskraft schwächer. Das kann sich mental, aber auch körperlich auswirken. "Die Leute machen sich, wenn sie entspannen, gewissermaßen frei für Krankheiten." Vorbeugend rät der Psychologe, regelmäßig Pausen bei der Arbeit einzulegen und nicht stundenlang am Stück durchzuarbeiten. Wer verreist, sollte sich davor Zeit geben, langsam zur Ruhe zu kommen. Starker Stress bis unmittelbar vor einer langen Autofahrt oder einem Flug sei nicht gut für den Körper.

Ich wusste das gar nicht, dass außer mir so viele Menschen mein SCHAUFENSTER lesen. Weil, ich hab mich natürlich schon des Öfteren gefragt, dieses einige Stunden einfach mal Durcharbeiten kommt ja zunehmend für den ein oder anderen nicht mehr in Betracht. Da waren die einfach viel früher besser informiert als ich. Ich werde mich da jetzt natürlich auch dran halten. Was jetzt natürlich blöde ist, wenn du im Schuldienst arbeitest: Kaum sind die Sommerferien zu Ende, da muss ich quasi schon nach zwei Wochen wieder damit anfangen, längere Arbeitspausen einzulegen. Sonst schaffe ich das ja nicht bis zum Herbstferienanfang. Und so setzt es sich ja fort. Und wenn dann nach den Osterferien der Mai mit seinen Feiertagen und Brückentagen kommt. Wenn ich es mir recht überlege, lohnt es sich nach den Osterferien eigentlich überhaupt nicht mehr, den Schulalltag wieder aufzunehmen.
Wie gesagt, ich wusste das gar nicht, dass ich schon viel früher mal hätte einen oder zwei Gänge runterschrauben sollen. Wobei, wenn ich offenen Auges, also in meinem Umfeld, wenn man's weiß. Ich hätte da auch selbst drauf kommen können, wo sich doch so viele Menschen daran halten, nicht allzu lange an einem Stück zu arbeiten, um dann übergangslos in den Urlaub zu gehen. Womit ich jetzt meine Probleme habe, ist mit der Phrase "wohlverdienter Urlaub".

Apropos Urlaub und Ferien. Für meinen Urlaub im kommenden Jahr habe ich schon einmal das ein oder andere Utensil käuflich erworben. Also was sich in dem Bereich ja getan hat. Letztes Jahr habe ich doch tatsächlich meinen Flieger verpasst, weil ich zu lange bebraucht habe, mich in die immer größer werdende Produktpalette von Sonnenschutz-Produkten einzuarbeiten. Ich bin ja zu einer Zeit herangewachsen, als Sonnenstrahlen noch keinen Hautkrebs verursacht haben. Gut, taten sie schon, aber es hatte sich so noch nicht herumgesprochen. Als dann aber von wissenschaftlicher Seite durchsickerte, das mit dem Hautkrebs, hat sich der ein oder andere mit Sonnencreme eingerieben, Ich auch. Ja, und dann hatte ich es letztes Jahr, dass ich, verdammt noch mal, wie sollte ich aber auch. Man kann's keinem erzählen. Andere kaufen sich zum Zwecke der Selbstverteidigung Pfefferspray, ich hab mir dermaßen die Sauerei ins Auge gesprüht bei dem Versuch, die Creme aus dem Behältnis zu drücken. Woher sollte ich denn aber auch wissen, dass es mittlerweile Sonnensprays gibt.

Was ich aber eigentlich erzählen wollte, ich habe für den nächsten Sommerurlaub mein Equipment aufgestockt. Das war aber auch so was von verlockend! Die neue Zauberformel lautet Pop-up. So was von im Kommen, ach, was sag ich, angekommen. Egal ob Luftmatratze, Schlafsack oder Strandmuschel, alles Pop-up. Habe ich alles sukzessive bei meinem Lieblingsdiscounter erstanden. Zu der Strandmuschel hatte es in meinem Werbeblättchen geheißen: Pop-up-Strandmuschel, sekundenschnell aufgebaut - einfach auspacken und werfen, entfaltet sich von selbst. Da soll einer nicht schwach werden! Ich habe dann auch das gesamte Equipment im Garten einmal ausprobiert. Was jetzt aber das Blöde war, gut, es stand auch nicht drin. Mein Werbeblättchen hatte mir tatsächlich nicht versprochen, dass das Einpacken genau so einfach gehen würde. Wie kriegst du jetzt die Sachen wieder so eingepackt, dass du sie transportieren kannst? Bei mir braucht's Minimum einen 7,5-Tonner, wenn ich mich nächstes Jahr in den Urlaub aufmachen will. Ans Fliegen brauch ich erst gar nicht zu denken. Ich hab da Tage im Garten zugebracht, mit viel Körpereinsatz. Und das, wo es mir gesundheitlich nicht gut ging, weil ich ja viel zu spät mit dem Nichtstun während der Arbeitszeit angefangen hatte.

Was wohl aber auch noch hinzukam, dass ich mich körperlich so was von schwach fühlte. Ich hatte in meinem SCHAUFENSTER den netten, kleinen Artikel "Kirschen: Gesunde Schlankmacher" gelesen. Der Sommer sei auch die Zeit der Kirschen. Doch Kirschen seien nicht nur ein wohlschmeckender, aromatischer und frischer Genuss - sie seien zudem reich an gesundheitsfördernden Wirkstoffen. Die roten Früchte enthalten die Vitamine A, B1, B2, B6 und C sowie die Mineralien Kalzium, Magnesium, Mangan, Phosphor und Eisen. All diese Nährstoffe kommen zum Beispiel dem Aufbau von Knochen und Zähnen zugute. Die Früchte bestehen zu mehr als 80 Prozent aus Wasser, daher gelten sie zu Recht als "Schlankmacher". 100 Gramm von diesem Obst weisen gerade einmal rund 55 Kilokalorien auf. Aufgrund all dieser positiven Eigenschaften würden Kirschen häufig als eine Art Alleskönner gelobt: Sie schmecken gut, sie sind sehr gesund und machen obendrein nicht dick. Was will frau mehr?

Was jetzt wirklich blöde war. Ich hab halt außer Kirschen nur noch Gurken und Wassermelonen gegessen. Und das hab ich schon bemerkt. Was nutzt es dir, dass die Kirsche deine Knochen gut versorgt, wenn du so schwach bist, dass du dich gar nicht mehr aufrappeln kannst. Was auch noch erschwerend hinzukam, in dem Artikel hatte es geheißen, dass sich aus weichfleischigen Süßkirschensorten ansprechende Kirschwasser brennen lassen. Kein Wunder, dass ich den ganzen Sommer über inmitten meines upgepoppten Equipments auf dem Rasen liegend verbracht habe, im Delirium: tagsüber nur Wassermelone, Gurke und Kirschen und abends Hochprozentiges.