Mittwoch, 22. November 2017

Die Helene und der Ulrich - mein ganz persönliches Dreamteam

Kürzlich las es sich in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen: Fallstricke bei Hoverboards. Sie ähneln den schon länger bekannten Segways, verfügen aber über keine Lenkstange. Diese selbstbalancierenden Elektro-Einachser werden per Gewichtsverlagerung in den Füßen beschleunigt und gesteuert. Doch sind sie im Straßenverkehr auch erlaubt? Der ARCD klärt auf: "Hoverboards gelten laut Straßenverkehrs- Zulassungsordnung (STVZO) als Kraftfahrzeug. Sie sind also grundsätzlich zulassungspflichtig. Bisher können sie für den Straßenverkehr dennoch nicht zugelassen werden, da sie keiner Fahrzeugklasse zuzuordnen sind und Zulassungsvorschriften wie Sitz, Lenkung, Bremsen, Beleuchtung und Spiegel nicht erfüllen", sagt ARCD-Pressesprecher Josef Harrer. ( Wo Sie Recht haben, haben Sie Recht, Herr Harrer. Das ist mir auch schon aufgefallen, dass Boards im Allgemeinen keinen Sitz haben.) "Was heißt das für die Benutzer? Die Boards dürfen nur auf abgegrenzten, nicht öffentlichen Grundstücken benutzt werden. Sonst drohen eine Geldbuße und ein Punkt in Flensburg. Oft sind sich Käufer von Hoverboards und Co. nicht bewusst, dass sie mit der Nutzung im Straßenverkehr gegen das Gesetz verstoßen. So ein Board bräuchte eigentlich eine KFZ-Versicherung. Wegen mangelnder Zulassungsfähigkeit ist ein solcher Versicherungsschutz allerdings derzeit nicht möglich. Wer dennoch mit einem Elektrokleinstfahrzeug im Straßenverkehr unterwegs ist, macht sich strafbar. Sach- und Personenschäden muss der Nutzer außerdem aus eigener Tasche bezahlen, denn die private Haftpflicht greift in solchen Fällen nicht. Was viele ebenfalls nicht wissen: Kinder unter 14 Jahren dürfen solche Elektrokleinstfahrzeuge nicht fahren, da neben einer Pflichtversicherung auch ein Führerschein nötig ist. Wer ein Hoverboard nutzen möchte, sollte also unbedingt auf eigenen Grundstücken fahren. Sonst kann es gefährlich und teuer werden", rät Harrer.

Ob der Vater, der auf einem Hoverboard stehend den Kinderwagen schob, wusste, dass er sich so was von in der Illegalität fortbewegt? Und wenn ja, so was von ein schlechtes Vorbild für den Säugling! Wenn ich die Zeilen richtig verstanden habe, dann dürfte der mit seinem Hoverboard nur in seinem Garten über den Rasen hoppeln. Jetzt hast du so ein Gerät, machst darauf eine extrem coole Figur und keine Sau sieht dich - auch blöde. Oder anders: Wie uncool ist das denn bitteschön? Im Garten oder im Hinterhof, wo dich keiner sieht?
    
Apropos uncool. Ich komm deshalb drauf, weil, mit dem coolen Rüberkommen meinerseits auf der Feier meiner Tochter hat ja nicht wirklich geklappt. Ich hab für mich persönlich einfach noch mal bei Wikipedia reingeschaut, was cool denn eigentlich genau bedeutet. Und da heißt es: Der Begriff cool wird einerseits zur saloppen Bezeichnung einer besonders gelassenen oder lässigen, nonchalanten, kühlen, souveränen, kontrollierten und nicht nervösen Geisteshaltung oder Stimmung genutzt. Und andererseits ist cool als jugendsprachliches Wort zur Kennzeichnung von als besonders positiv empfundenen, den Idealvorstellungen entsprechenden Sachverhalten (ähnlich wie „geil“) gebräuchlich im Sinne von schön, gut, angenehm oder erfreulich. Zudem ist das Wort – je nach Milieu und Altersstufe – extrem vielseitig einsetzbar."

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hängt es immer vom Umfeld ab, ob etwas cool oder uncool ist. Wie wahr! Neulich zum Beispiel waren mein Traummann und ich bei ganz, ganz dolle lieben Freunden eingeladen. Und wie wir so in netter Plauderrunde zusammensitzen, merke ich an, dass ich zu Helene Fischer gehe. "Wohin gehst du?" "Zu einem Konzert von Helene Fischer." Totenstille. Heißt nicht, dass allerseits überlegt wurde, wer denn nun diese Dame sei. Nein, bedeutete, dass man genau wusste, um wen es sich handelte. Nach wenigen Sekunden hatte man sich gefangen und dann, als ob man sich vergewissern wolle, als ob mein Traummann die Situation retten könne, die Frage: "Jochen, gehst du mit?" "Nein." Ich hatte den Eindruck, wäre mein Traummann mitgegangen, mein Fauxpas wäre vielleicht gerade noch mal so durchgegangen. So aber distanzierte der Geliebte sich öffentlich von mir. Kein "Leider schon alles ausverkauft, bis auf diesen einzigen Platz",  keine spontane Solidarität wie " Sind wohl auch tolle Tänzer von Circe du Soleil dabei" oder "Fünf Konzerte  hintereinander in der Lanxess-Arena, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen". Nein, nur ein Nein. (Ich bin ehrlich, nach fast einem halben Jahrhundert kamen mir erstmalig Zweifel, ob dies wirklich mein Traummann war.) Was es wohl für sich hatte, dass ich so vollkommen alleine dastand. Der Abend war gerettet, die Schieflage behoben. Denn es war doch so was von offensichtlich. Man hatte sich vergewissern wollen, dass in diesem Raum nur eine Person saß, die, nun ja, ein wenig aus der Art geschlagen ist. Es ist nicht cool, auf ein Helene-Fischer Konzert zu gehen. Anderenorts wurde ich gefragt, ob das Ticket mir geschenkt worden sei. Dabei schwang keinesfalls mit, um was für ein tolles Geschenk es sich denn dabei handele. Sondern vielmehr Mitleid, dass man sich ja seine Geschenke nicht aussuchen könne

Und wo ich gerade beim Coolen bin. Ich fand die Aktion vom Ulrich Kelber toll. Vor der Bundestagswahl fuhr ich morgens mit dem Rad über die Victoriabrücke - vorbei an drei in einigen Metern Abstand hintereinander stehenden jungen Menschen, die Plakate hochhielten. Auf dem ersten Plakat stand: Bonn ist doch schön, oder? Auf dem zweiten: Dann nicken Sie doch mal! Das dritte fragte nach günstigem Wohnraum. Und dann stand da der Herr Kelber, im Regen, stand da und wartete, dass man ihn ansprach. Das hat mir gut gefallen! Ich habe extra gewendet und bin noch mal dran vorbeigefahren und habe ganz dolle genickt. Ich schreib deshalb darüber erst jetzt, nach der Bundestagswahl, damit es nicht heißt, ich hätte die Wahlen manipuliert. Ich wollte nicht den Fehler machen und in dieselbe Ecke wie der russische Geheimdienst gestellt werden, von wegen Wahlmanipulation - bei den Menschenmassen, die meinen Blog lesen.

Apropos Fehler. Wenn ich in meinem Leben etwas noch mal anders entscheiden könnte, ich ginge zu allen fünf Konzerten!