Mittwoch, 26. Dezember 2018

Mit Nagelpilz zum Weihnachtsmarkt


Haus steht noch! Allerdings, ich weiß nicht, ob es ohne mein SCHAUFENSTER auch noch stehen würde. Weil, Gott sei Dank hatten die mir unter den Lettern "Advent, Advent … der Adventskranz brennt" auch wieder wirklich tolle Tipps gegeben. Und dass ich den Artikel Wort für Wort bis zum Ende gelesen habe, weil jeder Abschnitt hatte noch einmal so eine richtig alarmierende Überschrift. Da hieß es zunächst "Feuerlöscher bereit halten", für Adventskränze mit echten Kerzen gelte: Offenes Feuer sollte immer im Auge behalten werden. Am besten steht ein Eimer Wasser oder ein Feuerlöscher griffbereit, um die Flammen löschen zu können. Am besten vorab mit dem Equipment zur Brandbekämpfung vertraut machen und die Wartungsintervalle einhalten. Weil der fürsorgliche Schreiber nun zweimal hintereinander die Worte "am besten" am Satzanfang benutzt hatte, haben mein Traummann und ich das natürlich sehr ernst genommen und uns erst einmal einen neuen Feuerlöscher gekauft - und dann haben wir uns mit selbigem vertraut gemacht. Was jetzt das Blöde war, irgendwie hat sich da, ich weiß auch nicht, am Ende hatten wir das ganze Wohnzimmer voller Löschschaum. Wir haben dann einen neuen Feuerlöscher erworben.

Was die Sauerei im Wohnzimmer betraf, hieß es Gott sei Dank weiter in meinem SCHAUFENSTER unter "Fluchtwege freihalten", Brandschutz umfasse auch das umsichtige Verhalten aller Bewohner. Grundsatz Nummer Eins sei, die Fluchtwege immer freizuhalten. Denn bricht ein Feuer aus, werden abgestellte Gegenstände schnell zu gefährlichen Hindernissen. Um den Flammen weniger "Futter" zu geben, empfiehlt es sich, in regelmäßigen Entrümpelungsaktionen ausgediente Möbel, Kartons oder Zeitungsstapel zu entsorgen. Da passte das jetzt ganz gut mit der Schaumsauerei. Wir haben so was von entrümpelt! Da hatten sich über die Jahre hinweg Türme von gebündelten SCHAUFENSTER gebildet, SCHAUFENSTER, die so was von informativ waren, dass ich die unbedingt noch einmal lesen wollte - nun leider dem Schaum zum Opfer gefallen!

Zum Schluss hieß es unter der Überschrift "Rauchmelder schützen", moderne Rauchmelder seien in der Lage, miteinander zu kommunizieren, sodass alle Geräte gleichzeitig Alarm schlagen, wenn eines mit Rauch in Kontakt kommt. Was unsere Rauchmelder betrifft, kann ich nur Folgendes sagen: Auch wenn es nicht brennt, kommunizieren die. Entweder weil die lebenslang haltenden Batterien leer sind oder offensichtlich aus Langeweile, weil sich nichts tut. Was da nur richtig blöde ist, dass ich da nicht einfach mal gegentreten kann, weil die ja an der Decke hängen.   

Wie gesagt, Haus steht, aber zu welchem Preis? Das kontrollierte Abbrennen der Adventskerzen hat mich einiges an Geld und Arbeit gekostet. Ich gebe zu, das Haus ist seit dem ein ganz klein wenig ungemütlich - nach der Entrümpelung. Aber dafür kam natürlich jetzt der Adventskranz um so mehr zur Geltung - und der Feuerlöscher. Ich bin dann einfach häufiger über den Weihnachtsmarkt gebummelt, um mir das an stimmungsvollem und besinnlichem Flair zu holen, was beim besten Willen bei mir zuhause nicht mehr aufkam.
Ich bin ehrlich, wenn's bei mir nicht so trostlos gewesen wäre, hätte ich mich nicht zum Weihnachtsmarkt aufgemacht. Weil, glücklich war die Werbung gerade nicht für Selbigen in meinem SCHAUFENSTER. Eher vermiest haben sie mir den. Eine ganze Seite lud mit einladenden Fotos von Sternstraße und Münsterplatz zum Bummeln ein. Schon beim Lesen schnupperte ich den Glühwein, stand ich an der Weihnachtspyramide, flanierte entlang der Stände, war so was von vertieft in diese Seite, als plötzlich ein dermatologisches Zentrum in seiner Anzeige mich fragt: "Leiden Sie unter Nagelpilz?" Da war es aber so was von vorbei, mit der weihnachtsheimeligen Atmosphäre! Auf derselben Seite, zwischen Weihnachtsstern und Eierlikörpunsch, der Nagelpilz.

Aus oben erwähntem Grund habe ich mir den Weihnachtsmarkt aber nicht vermiesen lassen.   Da bleibe ich ja immer wieder an den Ständen mit den wunderschönen Woll- und Filzsachen stehen. Was da für eine Arbeit drinsteckt, wenn man das Filzen mit Absicht macht, wenn's so sein soll. Weil, bei mir klappt das so was von ohne Mühe. Im Gegenteil, weil ich mir keine Mühe gebe, verfilze ich jede Wollsocke.

Apropos Filz. Da hab ich auch mal wieder gemerkt, dass ich nicht jünger werde. Neulich hieß es in der Frauenzeitschrift Cosmopolitan, alle Welt scheine gerade dauerzubasteln und heimzuwerkeln. In jeder zweiten Hipsterwohnung stehe ein selbst gebauter Tisch aus recycelten Paletten. Mehrstöckige Geburtstagstorten? Gesichtsmasken? Logisch, alles DIY.
Die Message sei immer die gleiche, egal ob selbstgebastelte Eheringe oder gefilzte Taschen: Jeder kann alles schaffen. Doch meist sehe das Ergebnis aus wie von Dreijährigen zusammengeschustert. Und nun hieß es weiter in der Cosmopolitan: Wozu gibt es Profis?
Hier der Hack: "Zurücklehnen und die Dinge eigenhändig delegieren."
Heißt es nicht das Hack, mein erster Gedanke und mein zweiter: wusste gar nicht, dass man zum Filzen Hack braucht. Es machte alles keinen Sinn - und ich musste mal wieder bei Wikipedia vorbeischauen - die mir Recht gaben, dass es das Hack ist und nicht der. Mich aber gleichzeitig informierten, dass es sich bei einem Hack, der englisch häck ausgesprochen wird, um einen Kniff handelt.

Mittwoch, 5. Dezember 2018

Was für ein Award - der European Funeral Innovation Award!


Hätten wir den auch durch, den November. Und das ist auch gut so. Weil, im November kommt es ja schon immer gefühlsmäßig ziemlich dicke mit Volkstrauertag, Buß- und Bettag und Totensonntag, alles durch, geschafft. Aber ich bin ehrlich, dieses Jahr habe ich bei meinen Friedhofsausflügen nicht nur an die Toten gedacht (oder, dem Genitiv zuliebe, der Toten gedacht), sondern vor allem an Marketing, und zwar an verdammt gutes! Hieß es doch in meinem SCHAUFENSTER unter der Überschrift "Der letzte Fußabdruck soll grün sein" folgendermaßen: "Dem Unternehmen aus Bonn gelingt mit seinem Bestattungskonzept der "grünen Linie" eine geniale Verbindung von Zeitgeist, Marketing und Wertebewusstsein. Der Friedhof als öffentliches Grün mit großem Baumbestand und biologischer Vielfalt wird gestärkt - und bleibt damit wertvoller Lebens- und Kulturraum für Menschen, Pflanzen und Tiere." Mit dieser Begründung ist das Bestattungsunternehmen Hebenstreit und Kentrup mit dem European Funeral Innovation Award ausgezeichnet worden.

Der biologische Kreislauf diene dabei als Ideal von Nachhaltigkeit und stelle gleichzeitig den würdigsten Abschluss eines umweltfreundlichen und gut gelebten Lebens dar. Und so wird an allen denkbaren Stellschrauben gedreht: Die Bestattung erfolgt in einem Sarg aus Kiefer oder Eiche mit geölter oder gewachster Oberfläche. Die Griffe können aus Holz oder Seil bestehen und auch die Innenausstattung ist vollständig biologisch abbaubar. Der Sarg wird von lokalen Schreinern hergestellt - aus Holz aus regionalem und nachhaltigem Forstbetrieb. Die Trauergäste erhalten Einladungen auf Naturpapier und können den ortsnahen Friedhof zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Der Blumenschmuck ist jahreszeitlich orientiert wählbar und stammt möglichst aus heimischem Freiland-Anbau. Das Grabmal aus Naturstein regionaler Steinbrüche wird in handwerklicher  Arbeit von ortsansässigen Steinmetzbetrieben hergestellt. Die Grabbepflanzung besteht aus Gehölzen , Stauden und Gräsern der Region - mit einem möglichst kleinen Anteil an Wechselbepflanzung und damit geringem Gießaufwand.

Und weiter hieß es im Text: Als "grüne Insel" mitten in der Stadt ist der Friedhof das zentrale Element der "grünen Linie". In der Folge wird er als Biotop mit seinem Baumbestand und seiner großen Artenvielfalt gestärkt - und bleibt dadurch ein wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Dies bietet vor allem auch bedrohten Arten einen Rückzugsraum. Brutvögel, Fledermäuse, Landkäfer, holzbewohnende Käfer, Spinnen, Bienen und viele mehr werden so besonders geschützt. Die ökologische Aufwertung der Friedhöfe erhöht deren Attraktivität, erhält wertvolles Kulturgut und stärkt das öffentliche Grün mit seinem kulturellen und historischen Stellenwert. Die damit verbundene positive Wirkung auf das Stadtklima führt zur Senkung der Temperatur bei Erhöhung der Luftfeuchtigkeit, Bindung von Staub und Produktion von Sauerstoff.

Mal ganz abgesehen davon, was es alles für Awards gibt: Lieber Herr Werner Kentrup und liebe Frau Editha Kentrup-Bentzen, den haben Sie sich aber so was von verdient, den Funeral Award. Im wahrsten Sinne des Wortes ein Konzept bis zum Ende konsequent durchgezogen.    
Was hatte ich nach der Lektüre dieses Artikels in meinem SCHAUFENSTER für ein gutes Gefühl! So viel Gutes, was ich als Tote demnächst auf dem Friedhof bewirke. So viel, auf was ich noch nach meinem Tod Einfluss nehmen kann - und selbstredend werde. Ich hätte da allerdings noch einige Verständnisfragen. Es heißt ja, das Bestattungskonzept diene dem würdigsten Abschluss eines umweltfreundlichen und gut gelebten Lebens. Meinen die mit dem gut gelebten Leben, dass ich ein gutes Leben hatte oder dass ich ein guter Mensch war? Und kann ich nicht mit dieser für mich überraschend positiven Zukunftsperspektive, also nach meinem Tod so viel Gutes bewirken zu können, im Leben jetzt eher mal die Sau rauslassen? Und apropos Sau, kommt solch eine Art der Bestattung nur für Vegetarier in Frage? Oder sollte ich um sicherzugehen, dass auch ich vollständig biologisch abbaubar bin, mich vielleicht doch gleich vegan ernähren? In Zeiten, in denen ich höre, dass sich in mir Überreste von Plastik befinden und Schwermetalle sowieso - ernstzunehmende Fragen.

Wo ich gerade bei vegan und ökologisch bin. Da ist mein Lieblingsdiscounter ja auch so was von auf grüner Linie, so was von angekommen, bei diesem Thema. In seinem Werbeblättchen bot er doch tatsächlich 100% vegane Menstruationstassen feil. Kurz hatte ich überlegt, ob es sich hier um ein neues Lebensmittel handelt. Weil auf der Seite aber die Rede von anderen Hygieneartikel war, habe ich diesen Gedanken recht schnell wieder verworfen.

Was ich mir im Zusammenhang mit der "grünen Linie" aber jetzt mal als erstes vorgenommen habe. Weil, letztens las ich in meinem SCHAUFENSTER über einen veganen Sportverein, der einen Spendenlauf veranstaltete. Und das kann ja in keinem Falle falsch sein, dass ich da mal eintrete.

Ich kam ja auf dieses irre tolle Bestattungskonzept als Beispiel für richtig gute Werbung. Weil, es gibt ja auch andere, also so was von schlechter. Neulich zum Beispiel lag in meinem Briefkasten eine Postkarte: Darauf der Posttower und  die Lettern "Bonn macht es sich selbst". Und auf der Rückseite die erste Zeile "Einfach reinstecken!". Letztendlich ging es um Strom. Da würde mich jetzt wirklich einmal interessieren, welchem Geschlecht der Schöpfer (hier bitte als generisches Maskulinum zu verstehen) dieses Textes angehört - oder welche bewusstseinsverengenden Drogen er in welcher Dosierung eingenommen hat. Für meine Begriffe geht diese Wortwahl nicht. Aber vielleicht bin ich ja auch nicht die Zielgruppe - wie mein Traummann immer zu sagen pflegt, wenn ich eine Werbung blöde finde oder sie nicht verstehe.   

Dienstag, 13. November 2018

Warnblinkleuchte bei Flatulenzen?

Bin ich froh, dass der Sommer vorbei ist. Jetzt nicht wegen der Hitze, sondern wegen der Insekten. Das war ja so was von der Insektensommer für mich. Ich sage nur www.insektensommer.de, Blutzikade und Gemeine Florfliege lassen grüßen. So sehr das auch interessant war, irgendwann hat es sich dann aber auch mal ausgeflogen. Ich mein, du hast die ja dann auch überall, die Insekten. Du kannst es dir ja nicht aussuchen. Da kam mir dann der Artikel in meinem SCHAUFENSTER mit der Überschrift "Bloß keine Hektik bei Insekten im Auto" gerade recht: Sommerzeit sei Insektenzeit. Verirren sich Biene, Wespe und Co. ins Wageninnere, kann es zu gefährlichen Situationen kommen. Das Tier während der Fahrt hektisch aus dem Auto vertreiben zu wollen, sei keine gute Idee. Ein Unfall durch Ablenkung habe meist schlimmere Folgen als ein Insektenstich, warnt der ADAC Nordrhein (einfach kompetentes Fachpersonal da beim ADAC!). Der Automobilclub empfiehlt: Wer ein Insekt im Fahrzeug bemerkt, sollte nicht in Panik verfallen, sondern die Warnblinkanlage einschalten, das Tempo verringern und anhalten - möglichst am rechten Fahrbahnrand. Einfach die Fenster aufmachen löst in den meisten Fällen schon das Problem. Auf jeden Fall sei wichtig, nicht in  Panik zu verfallen.

Apropos Panik und Warnblinkanlage. Eine Überschrift in meinem SCHAUFENSTER lautete "Wenn plötzlich ein Licht angeht". Darunter hieß es, wenn gelbe und rote Lämpchen im Cockpit (bei Cockpit dachte ich zu allererst an ein Flugzeug, aber weil's im Autoteil stand) leuchten, dann bedeute das meist nichts Gutes. Viele Autofahrer verunsichert das und sie wissen nicht genau, welche Warnleuchte für welches Problem steht. Leuchten Warnlämpchen im Cockpit (zu meiner Zeit hieß das noch Armaturenbrett), stelle sich die Frage: Weiterfahren oder sofort anhalten? Leuchtet beispielsweise die Airbag-Anzeige auf, wird ein Werkstatt-Termin fällig, weil sich sonst der Unfallschutz mindert. Es könne allerdings zunächst weitergefahren werden, ohne dass weitere Schäden am Fahrzeug drohen. Hallo, das ist ein absolutes No-Go! Diese Panikmache! In meinem Verständnis leuchten Warnlampen auf, wenn eine ernste Gefahr droht. Aber doch nicht aus solch einem Grund. Da kann es mir passieren, dass ich deshalb einen Unfall baue, weil ich denke, gleich explodiert mein Auto. Von wegen, nicht in Panik verfallen. Es gibt heutzutage zig Möglichkeiten, mich auf einen fälligen Werkstatt-Termin hinzuweisen, aber doch nicht mit einer WARNBLINKLEUCHTE!

Wo ich gerade beim Thema Auto bin, des deutschen Mannes liebstes Kind. Wenn's ums Auto geht, hat der Mann ja schon recht viele Probleme: Wie kommt der Kratzer in den Lack? Soll ich heute mit meinem Auto in die Waschanlage, obgleich ich doch gestern erst war? (Wo ich gerade beim Waschen bin: Kann es sein, dass der ein oder andere Mann meint, auch er sei danach sauber, habe sich gewaschen, wenn er mit dem Auto in der Waschanlage war?) Hab ich mich für die richtigen Felgen entschieden? Und wenn ich mich nicht entscheiden kann, nehme ich, um auf der sicheren Seite zu sein, auf jeden Fall die teuersten? Nöte über Nöte!
Wo der Mann aber wohl auch vor großen Herausforderungen steht. Ich komm deshalb drauf, las es sich doch in meinem WOCHENEND-SCHAUFENSTER unter der Rubrik "Anzeige - Medizin" folgendermaßen: Flaute im Bett? So bekämpfen Sie Erektionsstörungen! Sexuelle Schwäche sei ein weit verbreitetes Problem. Viel gab es da an Information und die Lösung lag selbstredend in der Einnahme eines Präparats. Ergänzend zu den Lettern sah ich einen Mann, der sich sichtlich grämte, der sichtlich so was von traurig war ob seines Defizits. Wo ich gerade beim Auto und Erektionsstörungen bin. Vielleicht ist da ja doch was dran. Dass es einen Zusammenhang gibt. Weil, erst neulich sah ich wieder einen recht kleinen -  oder sagt man kurzen - Mann, der so was von Probleme hatte, in seinen SUV zu steigen. Ich hab kurz überlegt, ihm mit einem Fußbänkchen auszuhelfen. Hab's mir dann aber doch verkniffen. Weil, wenn wirklich was dran ist, an der Sache, dann hätte der ja jetzt gewusst, dass ich auch um sein anderes Problem weiß.

Egal, die Anzeige zum Thema "Flaute im Bett" nahm die untere Hälfte einer Seite in Anspruch. Auf der oberen Hälfte dieser Seite ging es um ein anderes Wundermittel. Dort die Lettern "Weniger Darmbeschwerden! Mehr Lebensqualität!". Und da wurde auch nicht lange drum herum geschrieben. Da ging es sofort zur Sache. Es ging um Durchfall und Blähungen - und wieder um die Lösung in Form von Einnahme eines Präparats. Was jetzt das Interessante war, während unten auf der Seite ein Mann so was von dolle traurig war, hatte über ihm, also auf der oberen Seitenhälfte, eine Frau schmerzverzehrt beide Hände auf ihren Bauch gelegt. Ich denke mir das jetzt so: Flaute und Flatulenzen, das passt doch. Wenn die Frau ohnehin Flatulenzen hat, dann ist ja vielleicht frauseits auch gerade kein Bedarf nach Sex. Und es fällt gar nicht auf, dass der Mann nicht kann.

Wo ich gerade beim primären Geschlechtsorgan des Mannes bin. Ich komme ja nicht über einen längeren Zeitraum, gerne auch samstags, wenn frau dann einfach auch ein wenig mehr tiefenentspannter ist und die Muße hat, sich Zeit zu nehmen: Ja, ab und an brauche auch ich - Kultur. Ich komm deshalb drauf, weil, wenn wir vom Penis sprechen, ist ja im glücklichen Fall die Vagina nicht weit. Und genau zu diesem Thema, zum Thema Vaginen gab es im Frauenmuseum in der Altstadt eine Ausstellung: "V", eine Ausstellung des Kollektivs Athamé. Zuerst einmal gab es am Eingang sämtliche Metaphern für die Vagina zu hören. Sehr informativ. da war auch das ein oder andere neu für mich. Und dann gab es viele Vaginen auf vielerlei Weisen zu sehen: gehäkelte und geklöppelte, als Skulptur mit Echthaar, als Fotographie und in Öl. Der künstlerischen Freiheit waren keine Grenzen gesetzt.     

Mittwoch, 24. Oktober 2018

Kreuzchen machen oder Haken dran?


Was der Bürgerentscheid in diesem Jahr mir auf jeden Fall gezeigt hat: Ich muss aufmerksamer lesen. Weil, ich hatte ja letztens angemerkt, ich sei mir so was von sicher, dass ich dieses Mal beim Bürgerentscheid alles richtig gemacht habe, genau nach Merkblatt, Schritt für Schritt. Was jetzt aber das Problem ist, ich weiß gar nicht mehr, ob ich an der richtigen Stelle mein Kreuzchen gesetzt habe. Ich bin dann nämlich im Nachgang in aller Ruhe durch Bonn gefahren und habe die Plakate noch einmal auf mich wirken lassen. Da hieß es „NEIN im Bürgerentscheid, denn Bonn braucht ein modernes und attraktives Bad!“ oder „Dein Bad in Deiner Nähe  Ja beim Bürgerentscheid“. Und ganz lange habe ich vor folgendem Plakat gestanden: „Spaßbad für Bonn! Rettet die Seepferdchen! Stimmt mit NEIN! Bürgerentscheid: Mit Ihrem Nein auf dem Stimmzettel für Spaß im neuen Schwimmbad“. Und auf genau demselben Plakat darunter „Ja! Zum Erhalt der Stadtteilbäder“. Bis ich das erst mal verstanden hatte, dass das „Ja! Zum Erhalt der Stadtteilbäder“ von den Gegnern drübergeklebt war! Weil, ich war da schon so was von in Schweiß wegen der Seepferdchen, hatte überlegt, wie mir die Seepferdchen bei meiner Meinungsfindung hätten helfen können.

Apropos wählen und ankreuzen. Weil, auf den Plakaten hattest du ja immer neben dem Ja oder Nein den Kreis mit dem Kreuz. Neulich las ich in meinem SCHAUFENSTER als Überschrift die Lettern „Grundkurs Schlafen“. Mensch, dachte ich da spontan, ich wusste gar nicht, dass Schlafen mittlerweile als Unterrichtsfach angeboten wird. Weil, zu meiner Zeit galt das eher als unangebracht, wenn du da im Unterricht vor dich hingeratzt hast. Aber, Gott, die Zeiten haben sich ja so was von geändert. In Zeiten, in denen der Neurobiologe Peter Spork die Schüler in Eulen und Lerchen einteilt und eine Gleitschulzeit für Schüler fordert. Der Schüler also entscheidet, wann er morgens zur Schule kommt. Da machte für mich auch das Schulfach „Schlafen“ Sinn. Und spontan fielen mir da auch überraschend viele meiner Schüler ein, die offensichtlich dieses Fach belegen und da auch recht gut sind. Es würde mich so gar nicht wundern, wenn die bei der Wahl der Leistungskurse ihr Kreuzchen hinter Schlafen setzen statt hinter Mathematik oder Geschichte. Aber hätte ich mal sofort weitergelesen. Stand doch direkt im ersten Satz, der „Grundkurs Schlafen“ starte für Menschen mit Ein- und Durchschlafproblemen am Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus in Alfter (dass „Richtig schlafen können“ im Weiterbildungszentrum gelehrt wird, wäre ich so aber auch nicht drauf gekommen).

Wo ich gerade beim Kreuzchenmachen bin. Oft sieht mein Kreuzchen eher wie ein großes X aus. Ich geh aber mal davon aus, dass das auf die Gültigkeit meiner Stimme keine Auswirkung hat. Dass das vollkommen egal ist, ob X oder Kreuz. Was neuerdings ja auch vollkommen egal ist, welches ... Ich mein, mir kommt das so was von zupass. Ich weiß nicht, wie oft ich schon in meinem Leben in einer Schlange vor der Frauentoilette gestanden habe. Wenn es einfach nur um geduldiges Warten ginge, wäre schon unangenehm genug. Aber nein, meist kommen ja zum Druck auf die Blase noch andere Unannehmlichkeiten hinzu. So stehe ich zum Beispiel vor der ersten verschlossenen Tür zum Frauenklo und muss jeder neuen Kloaspirantin hinter mir erklären, dass ich sehr wohl in der Lage bin, eine Tür selbstständig zu öffnen, die Schlange vor mir im Zwischenraum das aber nicht zulässt. Oder aber ich haue um ein Haar eine Frau, die sich an mir vorbeischiebt. Gerade noch rechtzeitig kann sie mir zu verstehen geben, dass sie lediglich neues Make-up auflegen will.

Was auch immer so was von richtig übel ist, wenn ich endlich dran bin, sich in dem Spalier von Toilettentüren endlich eine öffnet und ich mich Sekunden später vor einer total versifften Kloschüssel befinde. So viel Klopapier und Desinfektionsmittel gibt’s gar nicht, um da mal Grund reinzubekommen. Aber selbstredend verlasse ich nicht unverrichteter Dinge diesen Ort. Nein, ich erleichtere mich in Hockposition, dankbar ob meiner strammen Oberschenkel. Und jedes Mal denkt meine Nachfolgerin, dass ich die Wutz bin. Aus diesem Grund, damit es keine zweite Begegnung zwischen uns an den Waschbecken gibt, fällt meine Handwäsche sehr kurz aus. Ich sag nur, alles in allem ist der Klogang eine Zumutung. Was sind wir Frauen da dankbar, wenn wir manchmal auf eine Behindertentoilette ausweichen können, uns aber deshalb auch ein winzig bisschen schlecht fühlen. Und neben uns Frauen das Männerklo, keine Schlange, die Männer schlendern einfach durch - beneidenswert! Was habe ich mir da als Frau schon Gedanken gemacht: Sollst du aufs Männerklo, kannst du noch so lange einhalten? Bist du gut drauf, traust du dir das zu, auszuscheren?

Das Thema ist für mich aber jetzt so was von durch. Das X ist jetzt aber so was von angekommen, bei mir, im Alltag. Las ich doch neulich in meinem SCHAUFENSTER eine Stellenanzeige meines Lieblingsdiscounters: Kommissionierer (m/w/x) Teilzeit. Wenn das nächste Mal vor einem Frauenklo eine Schlange ist und vor dem Männerklo keine, werde ich zu den Männern gehen. Und wenn mir da einer blöde kommt, kreuze ich mit meinen beiden Zeigefingern das X. Das X für divers, für das dritte Geschlecht. Solange es noch keine Toilette für das dritte Geschlecht gibt, gehe ich aufs Männerklo - oder aufs Frauenklo, wenn da keine Schlange ist.

Wie gesagt, dieses Thema, da mach ich kein Kreuzchen, sondern da mach ich einen Haken dran.

Mittwoch, 26. September 2018

Was hält das Grüne Heupferd von einer Becherlupe?


Damit das mal klar ist, der nächste Bürgerentscheid, da bin ich raus. Dafür bin ich dann nicht verantwortlich. Ich hab nämlich, kaum lagen die Unterlagen in meinem Briefkasten, sofort das Projekt gesattelt. Okay, ich gebe zu, mit Netz und doppeltem Boden, also mit dem „Merkblatt für die Durchführung des Bürgerentscheides“ und meinem Göttergatten. Ich habe ihn allerdings nicht gucken lassen, wo ich das Kreuzchen gemacht habe. Ich bin einfach ins Gästeklo, das etwa die Ausmaße einer Wahlkabine hat. Und dann sofort, immer noch ganz euphorisch, ab damit in den Briefkasten „Auerberger Mitte“, so gegen 12:30 Uhr an einem Samstag. Und dann kamen, hat ja jeder schon mal erlebt: Direkt nach der Unterschrift auf dem Standesamt, ob es denn tatsächlich die richtige Entscheidung war. Oder wenn du unter Aufsicht des Notars die Unterschrift für den Kauf eines Resorts auf Mallorca getätigt hast. Kennt jeder, diese Zweifel, ob die Entscheidung richtig war.

Und so ging es mir jetzt auch. Hatte ich mich richtig entschieden, würde ich mit meiner Entscheidung auf Dauer ruhigen Gewissens leben können? Eine tiefe Sinnkrise eben. Ich bin dann, weil  ich emotional so was von im Loch stand, noch mal zum Briefkasten. Und, was das Tolle am Briefkasten „Auerberger Mitte“ ist, der wird nur einmal am Tag geleert: samstags um 10:00, werktags um 16:00 Uhr und sonntags sogar gar nicht. Was fiel mir da ein Stein vom Herzen, als  ich die Leerzeiten studierte! Weil, ich habe natürlich mit dem Gedanken gespielt, den Brief rauszufischen - und das dann auch gemacht.

Und siehe da, kaum hielt ich ihn in Händen, so was von tiefenentspannt. Und weil ich ja jetzt wusste, dass ich bis Montag 16:00 Uhr Selbigen immer wieder, was soll ich sagen. Die Temperaturen, das muss ich keinem erzählen, so was von warm war es ja diesen Sommer. Ich hab’s mir einfach richtig gemütlich gemacht, neben dem Briefkasten. Mal etwas ganz anderes. Normalerweise schaue ich ja stündlich in meinen Briefkasten, ob denn neue Werbeblättchen eingetroffen sind. Und jetzt, ein vollkommen neues Briefkastenabenteuer. Allein die Möglichkeit, jederzeit den Brief wieder rausfischen zu können, total beruhigend.

Und davon mal ganz abgesehen hatte ich outdoor ja sowieso volles Programm. Hatte es doch in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern „Was krabbelt und flattert denn da?“ geheißen: Zähl mal, was da krabbelt und flattert. Der NABU startet sein neues Citizen-Science-Projekt „Insektensommer“. Es ist die erste bundesweite Insektenzählung in Deutschland. Naturfans sind dazu aufgerufen, in ihrer Umgebung Insekten zu beobachten und unter www.insektensommer.de zu melden. Ich bin dann auf diese Seite gegangen - so was von mit Informationen gespickt. Da hieß es unter „Welche Insekten kann ich melden?“: Grundsätzlich soll und kann jedes gesehene und erkannte Insekt gemeldet werden. Die Insektenwelt ist allerdings enorm vielfältig. Es gibt daher pro Meldezeitraum acht „Kernarten“, nach denen die Teilnehmer möglichst auf jeden Fall schauen sollten. Diese Arten kommen (noch) häufig vor und sind vergleichsweise leicht zu erkennen. Zunächst sind es Tagpfauenauge, Admiral, Asiatischer Marienkäfer, Hainschwebfliege, Steinhummel, Lederwanze, Blutzikade und Gemeine Florfliege, und dann sind es Schwalbenschwanz, Kleiner Fuchs, Ackerhummel, Blaue Holzbiene, Siebenpunkt-Marienkäfer, Streifenwanze, Blaugrüne Mosaiklibelle und Grünes Heupferd.

Bis ich erst mal raushatte, wie die alle aussehen. Tage vor dem Computer hat’s gedauert. Und dann fügte sich aber eins ins andre, dass ich da zwei Tage unter freiem Himmel neben dem Briefkasten campiert habe: immer nah an meinem  Brief, nach Tagen Computerrecherche endlich an der frischen Luft und die Insektenregistrierung. Was sich auch noch nett gefügt hat, auf der Seite vom NABU hieß es: Nehmen Sie ruhig eine Lupe zur Hand und gehen Sie auf Erkundungstour, so sind die kleinen Krabbeltiere einfacher zu entdecken. Ein kleiner Tipp: Auch Becherlupen sind gut geeignet. Wichtig ist nur, dass Sie nach der Bestimmung die Insekten wieder unversehrt in die Freiheit entlassen – bitte an dem Ort, wo Sie das Tier auch gefunden haben. Und, was soll ich sagen, aus Kindertagen meiner Brut befand sich im Haus noch eine Becherlupe und die kam so was von zum Einsatz, die Becherlupe! Die Zeit verging bei all dem Fliegen so was von im Fluge.

Fast hätte ich mein zweites Projekt aus den Augen oder besser aus den Ohren verloren. Lauteten doch die Lettern in meinem SCHAUFENSTER „Akio Suzuki lehrt Bonn, wieder hinzuhören. Klangkunstinstallation, ein Rundgang mit Akio Suzuki.“ Und da war ich natürlich sofort hellhörig geworden. Weil, die Raum-Ton-Installation in der Welckerpassage war ja für mich jetzt ein persönliches Fiasko. Sollte sich da mir eine neue Chance bieten, doch noch einen Zugang zu Klangkunstinstallationen zu bekommen?
Er mache auf Klänge aufmerksam, hieß es weiter. Stelle sich auf den Bürgersteig an der Alexanderstraße und lege die Hände an die Ohren. „Lauscht“, wolle er sagen, „hört auf die Geräusche der Stadt.“ Und weiter hieß es: Während der Straßenverkehr die Ohren umtost, steht Akio Suzuki da und hört einfach nur zu. Die Zuschauergruppe, die ihn auf dem Weg durch seine Installation „oto-date bonn“ folgt, muss erst lernen, zuzuhören. Akio ist der aktuelle Stadtklangkünstler Bonns. „oto-date“ heißt Klangpunkt und kennzeichnet insgesamt 16 Punkte auf einer Nord- und einer Südroute durch die Stadt. An einigen Stellen hat er die Punkte gekennzeichnet, an denen es sich zu lauschen lohnt. „Lernt wieder zu hören“, wolle er sagen, der Klangkünstler.
Weil ich das mit der Klangkunstinstallation von der Frau Maria Urstad ja einfach, man muss es wohl so sagen, einfach zu lasch angegangen bin, hab ich mich in den zwei Tagen und zwei Nächten, in denen ich neben dem Briefkasten „Auerberger Mitte“ auf meiner Thermomatte gelebt habe, jetzt aber so was von angestrengt, so was von hoch motiviert war ich! Erst einmal, und da konnte ich wieder mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erst einmal machen ja die Insekten einen Heidenlärm. Und dann die Linie 61 - ist das schön, wenn sie regelmäßig, wenn sie pünktlich kommt.  

Mittwoch, 5. September 2018

Die Kanzlers und die alten Zeiten


Was ich vergessen hatte zu erwähnen, beim Tag der offenen Tür vom Marriott Hotel habe ich auch einen Blick in die Präsidentensuite geworfen, also quasi beim Walter Scheel reingeschaut, so heißt die nämlich. So was von luxuriös. So ganz das Gegenteil der Kanzlerbungalow. Ich komm deshalb drauf, weil mein SCHAUFENSTER hatte mich ja auf einen anderen Tag der offenen Tür aufmerksam gemacht. Da hieß es: Zum Jubiläum "200 Jahre Universität Bonn" präsentiert sich die Wissenschaftsregion Bonn beim Tag der offenen Tür in der Villa Hammerschmidt. Und, ja, ich gebe es zu, ich war da vorher noch nie! Will sagen, es hieß dieses Mal nicht: "Schatz, am Sonntag ist ... Hast du Lust da hinzugehen?" Sondern: "Am Sonntag ist ab 11:00 Uhr Tag der offenen Tür in der Villa Hammerschmidt. Wann sollen wir uns da anstellen?"
Was soll ich sagen, wir standen dort um 10:15 Uhr und waren bei weitem nicht die Ersten. Aber Schlangestehen gehört ja ohnehin zu meinen Kernkompetenzen. Wo, bitteschön, kann ich besser mein Beckenbodentraining absolvieren? Und auch der Pfunde wegen. Weil, beim Schlangestehen purzeln bei mir so was von locker die Pfunde. Doch, was mich betrifft, Ärger macht schlank - wenn du nicht gerade neben einem gefüllten Kühlschrank stehst. Was ja bekanntlich beim Schlangestehen im Freien eher selten vorkommt. Entweder stelle ich fest, dass die vor mir ein ganz tolles Programmheft haben, mit dem sie sich die Zeit angenehm verkürzen können. Oder die hinter mir zaubern aus ihrem winzigen Rucksack anlässlich eines unvorhergesehenen Platzregens einen riesigen Schirm hervor und lassen mich nicht mit drunter. Oder ich sehe mich unter den ersten Zehn, und plötzlich ergießt sich eine Busladung Mensch vor mir und herzt den einen Platzhalter.
Dieses Mal in der Schlange nichts dergleichen. Kurz vor 11:00 Uhr setzte sich Selbige in Richtung Körperscanner in Bewegung. Gott sei Dank hatte ich mich zufälligerweise einmal geduscht und mich für frische Unterwäsche entschieden. Weil, ich kann jetzt nicht ausschließen, dass die uns da mit einem Nacktkörperscanner untersucht haben. Und dann waren wir auch schon in der Villa Hammerschmidt. Der traumhafte Blick durch das Eingangsportal über die Terrasse und den Park zum Rhein, es ist noch leicht diesig in der  Vormittagssonne, wird mir wohl noch lange in Erinnerung bleiben!  

Was mir aber noch mehr in Erinnerung bleiben wird, ist der Kanzlerbungalow. Den haben wir uns nämlich danach angeschaut. Der Grundriss hat es mir so was von angetan. Der Bungalow besteht ja quasi aus zwei Quadraten. Der eine Wohn-Essbereich, der andere Schlafbereich. Und nun aufgepasst, ihr Paare, die ihr euch immer noch nicht traut, euch zu outen. Was ich irgendwie aber auch nachvollziehen kann, denn nach wie vor ist es doch so: Sonntagabend um 20:00 Uhr, erste Kameraeinstellung im "Tatort", eine Frauenleiche wird aus dem Wasser gezogen. Zweite Kameraeinstellung, die Spurensicherung untersucht das Einfamilienhaus der Toten und die Kommissare treffen ein. Und dann folgender Dialog: "Und, schon etwas Verwertbares gefunden?" "Bis jetzt noch nicht viel. Aber um die Ehe scheint es schlecht gestellt gewesen zu sein. Die Eheleute schliefen in getrennten Zimmern." Und, schwupp, eh der Ehemann sich versieht, ist er nicht nur Witwer sondern auch Haupttatverdächtigter.
   
Es ist mir ein Rätsel, in Zeiten des Outens, des Andersseins, gewollt oder ungewollt, hat es immer noch ein Geschmäckle, wenn ein Paar in getrennten Schlafzimmern schläft.
Auch ein schönes Wort, Geschmäckle. Ich hab extra mal bei Wikipedia vorbeigeschaut und die schreiben: Geschmäckle ist die schwäbische Verniedlichungsform von Geschmack, sinngleich mit dem hochdeutschen Wort, jedoch in der besonderen Bedeutung eines fremdartigen, verdächtigen, nicht hergehörenden Geschmacks oder Geruchs. Der Begriff wird im übertragenen Sinn für Sonderbarkeit, spezifische, anderen auffallende und widerwärtige oder lächerliche Art eines Individuums oder Standes benutzt. Ich möchte nicht wissen, wie viele Frauen "vorübergehend" aus dem gemeinsamen Schlafzimmer ausziehen wegen unterschiedlicher Einschlafzeiten, wegen Husten und Schnupfen und, vor allem, weil sein Schnarchen unerträglich ist. Ich kann es mir nur so vorstellen, dass der Schein des gemeinsamen Schlafzimmers für den Fall eines dringend benötigten Alibis aufrechterhalten wird.

Was ich aber eigentlich zum Kanzlerbungalow erzählen wollte: In dem wie um ein Atrium angelegten Schlaftrakt befinden sich auf der einen Seite das Ankleidezimmer, das Schlafzimmer (nebenbei, von der Größe sehr übersichtlich) und das Bad für Ihn - und auf der gegenüber liegenden Seite des Innenhofes genau dasselbe für Sie. Und in der Mitte ein kleiner Swimmingpool! Liebe heimlich getrennt Schlafende, traut euch, outet euch und sagt: "Wir halten es wie die Kanzlers." Hört sich doch irgendwie schick an, oder?

Apropos alte Zeiten. Worüber ich letztens gestolpert bin, war die Überschrift in meinem SCHAUFENSTER "Perspektiven an der Bahntrasse". Und dann gab es da noch Informationen im Generalanzeiger wie "Straßenbahnen in Bonn sind nicht einsatzbereit" und "Straßenbahnen, die sich auf dem Bonner Talweg begegnen, und in zweiter Reihe parkende Autos: Da bleibt vor allem Radfahrern nicht viel Platz." Und in einem anderen Artikel hieß es unter den Lettern "Immer am Ball in Bussen und Bahnen": Die SWB-Nahverkehrsleitstelle sendet wieder Live-Infos mit aktuellen Spielständen und Endergebnissen in den Bonner Nahverkehr. Die Zwischenstände und Endergebnisse aller Begegnungen der Fußball-WM werden in die dynamischen Fahrgastinformationsanzeigen (auch ein tolles und vor allem langes Wort!) eingespielt. Und nicht nur das: Wenn in den Spielen der deutschen Nationalmannschaft ein Tor fällt, wird das Leitstellenteam die Nachricht auch via Lautsprecherdurchsagen in alle Busse und Bahnen senden. In den vergangenen Jahren sind die dynamischen Fahrgastinformationen ausgebaut worden.
Mal ganz abgesehen davon, dass es dieses Mal bei der WM nicht allzu viel durchzusagen gab. Ich hab mir nur vorgestellt, dass wir wohl in naher Zukunft von alten Zeiten sprechen werden, als in Bonn noch Bahnen fuhren. Dass es in Zukunft in Bonn viele alte Bahntrassen geben wird, auf denen sich die Fahrradfahrer so was von toll fortbewegen können. Weil die Fahrgastinformationen zwar immer dynamischer geworden sind, die Bahnen aber immer statischer. Statisch im Sinne von unbewegt, keine Bewegung aufweisend, weil die Bahnen kaputt sind oder die Fahrer krank.

Mittwoch, 1. August 2018

Nicht ohne Termin!


Neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen: Online-Angebot der Verwaltung wächst, städtische Dienstleistungen online erledigen. Die Stadtverwaltung macht darauf aufmerksam, dass verschiedene städtische Dienstleistungen aus den Bereichen Meldeangelegenheiten, Führerscheine und Kfz-Zulassung online erledigt werden können. Es handelt sich um Dienstleistungen, bei denen keine Unterschrift benötigt wird. Hierfür stehen Online-Formulare bereit, die am Bildschirm ausgefüllt und auf elektronischem Wege an die Behörden übermittelt werden. Darunter fallen etwa die Anforderung von Führerschein-Karteikartenabschriften, die Beantragung einer einfachen Melderegisterauskunft und einer einfachen Meldebescheinigung sowie der Antrag eines Untersuchungsberechtigungsscheins. Mit der Authentifizierung über den neuen Personalausweis können sogar Dienstleistungen, für die die Behörden eine Unterschrift benötigen, auf elektronischem Wege online erledigt werden. Das ist mit Hilfe eines Kartenlesers oder mit einem NFC-fähigen Smartphone und der Ausweis-App des Bundes möglich. Zum Schluss hieß es dann aber auch, dass alle Formulare wie gewohnt ausgefüllt, ausgedruckt und unterschrieben per Post an die Stadtverwaltung geschickt werden können.    

Abgesehen davon, dass ich die Mehrzahl der Nomen in diesem Artikel nicht verstehe, fiel mir auf, dass ich in letzter Zeit häufiger mal etwas über die Dienststellen der Bürgerdienste gelesen habe. Da las es sich zum Beispiel einmal unter den Lettern "Nicht ohne Termin": Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass für die Ferien im Dienstleistungszentrum bereits im Vorfeld alle verfügbaren Termine vergeben wurden. Sie bittet deshalb die Bürger, wenn möglich von einem Besuch ohne Termin abzusehen. Zudem sei bei der Abholung von Ausweisdokumenten aufgrund des hohen Besucherandrangs mit längeren Wartezeiten zu rechnen. Ich frag mich da jetzt schon, was eigentlich die Kernkompetenz des DIENSTLEISTUNGSzentrums ist. Ist es nicht genau diese Kompetenz, Dienst zu leisten, und zwar für den Bürger? Und das vielleicht gerade in den Schulferien? Es ist für mich absolut in Ordnung, von langer Hand Flüge zu buchen oder möglichst früh ein Ticket für das Helene Fischer-Konzert zu ergattern. Nachts unter freiem Himmel im Schlafsack in Eitorf vor dem Weco-Werksgelände im Dezember zu übernachten, um morgens als eine der ersten eine Überraschungskiste mit Böllern zu ergattern - kein Thema. Aber weit im Voraus planen zu müssen, damit ich in den Ferien einen Termin im Dienstleistungszentrum ergattere: ein absolutes No-Go! Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Hieß es nämlich in einer anderen Meldung in meinem SCHAUFENSTER: Wegen einer internen Veranstaltung bleiben alle Dienststellen der Bürgerdienste am Mittwoch ganztägig geschlossen. Wenn mir das bei der Bank meines Vertrauens stinkt, dass ich da vor verschlossenen Türen stehe, weil die wer weiß nicht was intern treiben, kann ich die Bank wechseln. Und wenn die von Karstadt oder Kaufhof mir vor der Nase die Tür zuschließen, kein Problem, geh ich eben zur Konkurrenz. Aber ein Bürgeramt muss von montags bis freitags IMMER geöffnet haben und kann wegen meiner ZUSÄTZLICH so was von Online-Dienste anbieten.
 
Auf der anderen Seite musst du als Behörde natürlich am Personal sparen ohne Ende. Weil, neulich las es sich unter der Überschrift "Handscanner-Kontrollen": Die Bundesstadt Bonn setzt eine Maßnahme des erweiterten Sicherheitskonzepts um. Nachdem vor einigen Wochen die Information im Stadthaus eine Verglasung erhalten hat, wird die Stadtverwaltung zunächst für die Dauer von drei Monaten Handscanner zur Eingangskontrolle einsetzen. Darüber hinaus dürfen ab diesem Zeitpunkt nur noch Koffer, Taschen und Rucksäcke mit ins Gebäude genommen werden, wenn diese zunächst am Eingang auf freiwilliger Basis kontrolliert werden. Klar, dass der Terrorist freiwillig seinen Rucksack kontrollieren lässt. Ich versteh das schon, das mit der Sicherheit. Und wenn man das jetzt mal für die Zukunft weiter hochrechnet, die Ausgaben für, ich denke mir mal am besten doch gleich, Nacktscanner, dann das zusätzliche Sicherheitspersonal, da bleibt am Ende tatsächlich gar kein Geld mehr übrig für das Personal, was da die eigentlichen Dienstleistungen für den Bürger erbringen soll.
Mein Vorschlag (nur schade um die schon bereits getätigten Ausgaben für die Verglasung der Information): die ohnehin hässliche Passage zum Bürgeramt zumauern, ach, was sag ich, das hässliche Stadthaus abreißen, am liebsten sprengen. Dann kommen wir Bonner wenigstens wieder ins Fernsehen wie beim Reuterhaus. Oder steht das Stadthaus etwa, und ich weiß es nur nicht, unter Denkmalschutz wie das Frankenbad, wo ich auch nie drauf gekommen wäre? Also, mein Vorschlag, der Bürger muss ab jetzt nicht mehr durch diese windige, dunkle Passage, und alles nur noch online mit städtischem Personal, das im Homeoffice arbeitet.

Apropos hässliche Passage. Die Welckerpassage ist ja den zwei  Lesern meines Blogs so was von ein Begriff. Dieser Durchgang zwischen Konferenzzentrum, Marriott Hotel und GOP Varieté Theater. Ich komm deshalb drauf, weil die neulich Tag der offenen Tür hatten und ich da natürlich hin bin. Was für ein Anblick! Wir erinnern uns an die baulichen Maßnahmen, die die Stadt Bonn mit optischen Aspekten begründet hatte? Weil der UN Campus mit seinen jährlich vielen Tausend Tagungsgästen, Spaziergängern und Touristen ein städtebaulich exponierter Bereich sei, der erhöhte architektonische Anforderungen an das äußere Erscheinungsbild dieses Ortes stelle. Deshalb das feinmaschige Stahlnetz, deshalb die 2.640 LED-Dots. Und vor allem aber auch deshalb die Raum-Ton-Installation der Stadtklangkünstlerin Maria Urstad! Und jetzt bin ich da am Tag der offenen Tür und denk, ich seh' nicht richtig. Da haben die doch die Passage weit mehr als die Hälfte für die Öffentlichkeit mit einem hohen Metallgitterzaun  zur Sicherheit der Tagungsgäste abgesperrt. Und das soll - und das sieht man auch - ein Dauerzustand bleiben. Okay, safety first, das kann man so machen, aber es sieht halt kacke aus - von wegen optische Aspekte.

Mittwoch, 4. Juli 2018

Mai - Ja oder Nein? Stimmen wir ab!


Wir haben zwar schon Juli, aber der Mai steckt mir immer noch so was von in den Gliedern. Es fing schon mit dem Tanz in Selbigen an, im Hotel Königshof. Auf den Eintrittskarten war vom Mindestalter 21 die Rede, kein Wort über ein etwaiges Höchstalter. Deshalb sind mein Traummann und ich mit dem Rädchen, eingepackt im Ganzkörperregenkondom, dort hin. Um 20:00 fing's an und wir waren kurz nach acht da. Wie immer viel zu früh, wie immer die ersten an der Garderobe. Hätten sie mal besser ein Höchstalter angegeben, wo ich dann rausgefallen wäre! Weil, die Rede war von einem Begrüßungsgetränk und da hatte ich jetzt an ein Gläschen Prosecco gedacht. Tatsächlich handelte es sich um ein klitzekleines Plastikbecherchen (so etwas kenne ich nur im Zusammenhang mit Medikamenteneinnahme) gefüllt mit etwas Grünem.

Und die Musik, es erweckt immer den Eindruck, als ob der DJ zur selben Zeit noch einen anderen Job angenommen hat, und deshalb Stücke auflegt, die gefühlt eine Stunde dauern. So kann er zwischen zwei Locations, selbst wenn die eine in Bonn und die andere in Niederpleis ist, locker pendeln. Von der Musik her, für meinen Traummann und seinen Tinnitus kein Problem. Haben wir so was von super gehört. Eher zu laut und dann, was wir gar nicht hören wollten. Bis halb zehn haben wir zwei Hübschen ausgeharrt, sind dann an die Garderobe  und stellten fest, dass es später so was von toll werden würde, so lang wie die Schlange jetzt war. Das war für uns auch Premiere, dass wir als einzige in der Schlange stehen, um unsere Sachen abzuholen, während alle anderen abgeben. Wäre Premiere gewesen. Denn mein Traummann ist an der Schlange vorbei, hat sein Garderobenmärkchen vor die Garderobiere gelegt und auf unseren Rucksack gedeutet. Und was das Interessante war, keiner in der Schlange hat sich aufgeregt. Die haben alle gedacht, die armen Alten, haben sich, warum auch immer, hier hin verirrt. Nur schnell raus mit denen, bevor die hier zum Sterben zusammenbrechen.

Im Nachhinein wäre ich viel lieber zu Porta gegangen, aber die Anzeige habe ich leider zu spät in meinem SCHAUFENSTER entdeckt. Da hieß es: Tanz in den Mai bis 21 Uhr, Empfang mit Mai-Bowle, Tanzvorführung "Hoch das Bein", Wurfspiel "Triff das Herz" und vieles mehr. Hallo, genau meine Uhrzeit. Wo die im Hotel Königshof noch nicht mal angefangen haben, liegen die von Porta und ich schon längst wieder gemütlich auf dem Sofa. Wenn die nächstes Jahr bei Porta wieder in den Mai tanzen, sind mein Traummann und ich auf jeden Fall dabei.

Apropos Mai und vieles mehr. Davon gab's ja so was von zur Theaternacht. Angefangen haben wir im Euro Theater Central und haben uns dann mutig mit dem Rädchen auf die andere Rheinseite gewagt. Erst einmal ins Theater Marabu zu "Griff, der Unsichtbare" und dann zu "Die Verstörung" in der Brotfabrik. Und, was soll ich sagen, wenn das das Projekt war, den Zuschauer zu verstören - hat so was von geklappt bei mir, so was von verstörend "Die Verstörung", für mich. Und als krönenden Abschluss, ja, ich habe es endlich geschafft! Eben noch vom Dach in der Südstadt der Sprengung des Reuterhauses, respektive meines Pantheons, beigewohnt, und schon im Mai 2018 das erste Mal (!) im neuen Pantheon auf der anderen Rheinseite. Und was soll ich sagen? Das Interieur so was von geschmackvoll, auch die Lounge, so was von toll, einschließlich der Lampen.

Wo ich gerade bei Lampen und auf der anderen Rheinseite bin. Ich glaube, einen besseren Übergang finde ich nicht - zu den  Kopflinden am Rheinufer in Beuel. Was da ja über Wochen an Arbeitskraft gebündelt war, Wahnsinn! Wochenlang waren die städtischen Mitarbeiter damit beschäftigt, die dünnen Äste, die sogenannten Jahrestriebe zurückzuschneiden, um die charakteristische Form der Kopflinden zu erhalten. So hieß es in meinem SCHAUFENSTER. Informationen, die mich nicht wirklich interessiert hätten, hieße nicht dieser Schnitt "Kandelaber-Form". Schön!

Apropos Wahnsinn und verstörend. Las es sich doch in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen: Neues Bad - Ja oder Nein? Die Bonnerinnen und Bonner werden über das neue Wasserlandbad entscheiden. Nachdem der Rat die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens "Zentralbad stoppen" festgestellt, aber gleichzeitig dem Bürgerbegehren nicht entsprochen hat, werden nun im Sommer die rund 250.000 wahlberechtigten Bonnerinnen und Bonner über die Frage abstimmen: "Soll der Neubau eines Schwimmbades in Bonn-Dottendorf gestoppt werden?" Letzter Abstimmungstag des Bürgerentscheids wird Freitag, 3. August, sein. Zuvor bleibt ein Monat Zeit, per Brief mit "Ja" oder "Nein" zu stimmen.

Und das alles nur wegen meiner, für mich zu Übungszwecken. Das tut mir so was von leid für die übrigen 249.999 Bonnerinnen und Bonner. Ich frag mich nur, wie die Verantwortlichen da oben das rausgekriegt haben, dass ich damals beim Bürgerentscheid "Soll das Kurfürstenbad erhalten werden?" nicht bürgerentschieden habe. Ich war damals aber so was von vollkommen überfordert mit den Unterlagen: die Abstimmungsbenachrichtigung zum Bürgerentscheid "Kurfürstenbad bleibt!", auf der Rückseite der Abstimmungsschein, der Stimmzettel für den Bürgerentscheid "Kurfürstenbad bleibt", der Stimmzettelumschlag in einem hellen Grün ohne Sichtfenster (!), der Briefumschlag "Rückantwort Bürgerentscheid" in einem alarmierenden Gelb mit Sichtfenster und  das Merkblatt für die Durchführung des Bürgerentscheides "Kurfürstenbad bleibt!" mit fünf Arbeitsschritten. Ich hab damals jedenfalls nicht abgestimmt und jetzt kriegen sie mich. Hallo, Dottendorf!? Ich dachte, da wäre demnächst Richtfest! Was ich mich in dem Zusammenhang gefragt habe, ob es zwischenzeitlich einen Bürgerentscheid "Soll die Beethovenhalle weiter saniert werden?" gab, von dem ich nichts mitbekommen habe.

Mittwoch, 13. Juni 2018

Mit Volldampf ins Bügelglück


Ich hatte ja neulich angedeutet, dass ich überhaupt nicht verstehe, warum so viele Touristen nach Bonn kommen. Nehm' ich zurück, zumindest für ein Wochenende. An diesem Wochenende, ich hätt's verstanden, wenn da in Dransdorf  kein Durchkommen mehr gewesen wäre. Hatte es doch in meinem SCHAUFENSTER geheißen "Mineralien-Kontor zeigt seine Schätze": Am kommenden Wochenende heißt es, die aktuelle Jetzt-Zeit zu vergessen und einzutauchen in die seit Äonen währende Vergangenheit. Das Rheinische Mineralien-Kontor in der Fraunhoferstr. 7 zeigt, was es hat. Und das ist eine Menge. Von außen ein Profanbau, erschließen sich die wahren Schätze erst dann, wenn man die Kellergewölbe betritt. Hier lagern Steine, die Millionen Jahre alt sind. Amethyste schimmern, Edelsteine locken, Diamanten glitzern, Bergkristalle funkeln. Und dann, um die Ecke - ein Dinosaurierschädel. Das Rheinische Mineralkontor besteht seit mehr als 185 Jahren und ist somit der älteste und auch der größte Geo-Fachhandel der Welt. Das Kontor betreibt den weltweiten Austausch mit Mineralien, Fossilien, Gesteinen, naturgetreuen Abbildungen und geologischem Zubehör. Zu seinen Austauschpartnern zählten Goethe, Humboldt und andere namhafte Wissenschaftler. Ich sage nur, lost in Dransdorf! Noch nie bin ich durch so viele Spaliere von Schubladenschränken gewandelt, habe unzählige Schubladen geöffnet nur um des Öffnens Willen, Gänge über Gänge, unendlich viele noch in D-Mark ausgezeichnete Mineralien. Eine Reise in eine ferne, unbekannte Vergangenheit.
Apropos unbekannt  und fern. Als mein Traummann und ich uns endlich losreißen konnten, sind wir die Fraunhoferstraße mit dem Rad weiter bis ans Ende gefahren und stießen dort auf eine Fußgängerbrücke über die Gleise. Und stellten fest, hallo, obwohl so nah, in dieser Ecke waren wir noch nie. Und schon waren wir im Tannenbusch. Auch da hätten wir uns verlieren können, im Tannenbusch. Dort, so hieß es in meinem SCHAUFENSTER, haben nämlich Schüler, Studenten und Anwohner drei Tage lang fünf Verteilerkästen von ihrem tristen Grau befreit. So prange auf einem Verteilerkasten zum Beispiel nun das große Bonn Lexikon und  Der kleine Duden. Aber "lost im Tannenbusch" wird ein eigenes, ein ganz spannendes Projekt. Dransdorf und Goethe, Tannenbusch und Der kleine Duden! Wahnsinn!

Apropos Goethe und Bildung. Weil, neulich las es sich im Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters im Zusammenhang mit Food und Balance so: Schonkost zur Linderung akuter Resorptionsstörungen des Darms, Diabetes zur Regulierung der Glucoseversorgung, Adipositas zur Verringerung von Übergewicht und Renal zur Unterstützung der Nierenfunktion bei chronischer Niereninsuffizienz. Weil ich jetzt diesbezüglich keine Beschwerden habe, habe ich mir davon keinen Vorrat angelegt. Aber bei Superfood verschiedene Sorten, wie Huhn & Granatapfelkerne + Quinoa, hallo, da konnte ich natürlich nicht widerstehen. Da hab ich aber stapelweise in den Einkaufswagen. Was mich wohl gewundert hat, der Kunde hinter mir, also hinter dem Kundentrenner, meinte zu mir mit Blick auf den Stapel: "Da lässt der kleine Schatz es sich aber gut gehen." Das fand ich persönlich jetzt schon ein kleinwenig übergriffig, mich Schatz zu nennen. Ich habe deshalb sicherheitshalber noch einen zweiten Kundentrenner hinzugefügt. Zuhause ist mir aber dann doch aufgefallen, dass dieses edle Essenssortiment nicht für mich bestimmt ist, sondern für Katzen und Hunde.
Wie komm ich drauf? Ach ja, Goethe, Schiller und Shakespeare, der ja den Romeo erfunden hat. Weil, Romeo heißt nämlich die Marke für Tiernahrung. Was mich betrifft, ich hab jetzt so viel davon eingekauft und da ist ja wirklich nur das Beste drin. Davon abgesehen habe ich schon oft gedacht, dass bei uns die Katzen und Hunde besser essen als die Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten. Also ich gebs jedenfalls nicht zurück, obwohl ich keinen Hund habe ...

Apropos Hund. Ich hatte ja letztens erwähnt, dass ich noch keine Enkelkinder, also zweibeinige Enkelkinder, Kinder eben. habe. Worüber ich aber so was von froh bin, dass mein Traummann und ich nicht Großeltern von einem vierbeinigen Enkelkind sind, also von einem Hund. Weil, das habe ich mittlerweile schon mitgekriegt. Dass viele junge Paare sich einen Hund anschaffen statt eines Kindes. Da sieht man dann im Straßenbild kleine Hundis, die im Handtäschchen getragen werden. Oder man begegnet beim Wandern Menschen, die ihren Vierbeiner auf dem Rücken wie ein Kind tragen. Da sieht man mal, wie alt ich bin. Zu meiner Zeit war ein Kind ein Mensch und ein Hund ein Tier. Das hat sich aber so was von geändert!

Was sich auch geändert hat. Es gibt doch bei den Psychologen diese Assoziationsspiele. Der Psychologe zeigt dir zum Beispiel ein Beil. Da darfst du als Hackebeilmörder natürlich nicht den erst besten Gedanken raushauen, Sonst kommst du nie mehr aus dem Knast. Also ratsam wäre beim Anblick eines Beils Vergissmeinnicht oder Abendrot zu sagen. Ich komm deshalb drauf, wenn man mir jetzt das Bild eines Koffers zeigen würde, ich käm' auf  Reisen und Packen. Im Leben käm ich nicht, und wenn es meine Freilassung bedeuten würde, im Leben käm ich nicht auf Strom. Wurde doch im Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters ein Boardcase beworben mit integrieter Powerbank (10.000 mAh). Hallo, Strom aus dem Koffer!? Wobei, ich bin da ganz stark am Überlegen. Also wenn die sich da auf dem Balkan streiten und deshalb bei uns die Radiowecker falsch gehen, weil die Frequenz im europäischen Stromnetz zu niedrig ist. Also da nehm ich doch glatt lieber den Strom aus dem Koffer. Da bin ich auf der sicheren Seite.
Ja, vieles hat sich geändert: Enkelkinder sind nicht mehr notwendigerweise Kinder und der Strom kommt aus dem Koffer. Was sich aber offensichtlich noch nicht wirklich geändert hat, ist das Frauenbild. Wie sonst erklärt sich folgende Seite im Werbeblättchens meines Lieblingsdiscounters? Dort sieht man eine junge Frau, glücklich ins Bügeln vertieft. und die Lettern dazu: Mit Volldampf ins Bügelglück. Was hat denn da die Verantwortlichen geritten?

Mittwoch, 16. Mai 2018

Vor- und Nachtrag zum Mops


Neulich bot die VHS einen Vortrag zum Thema "Erst der Kurs - dann der Hund" an.
Die Vortragsreihe vermittele Grundlagenwissen für werdende und neue Hundehalter und alle, die über die Anschaffung eines Hundes nachdenken. Die Teilnehmenden erhalten praktische Informationen zu allen Aspekten der Hundehaltung, zu Wesen und Ausdrucksformen von Hunden sowie rassespezifischen Eigenarten. Auch das angemessene und rücksichtsvolle Verhalten gegenüber Spaziergängern, Joggern und anderen Passanten sowie die Vermeidung von Konflikten mit Nicht-Hundebesitzern werden Themen sein.

Fand ich als Nicht-Hundehalterin so was von toll, diesen Vortrag - aber nur auf den ersten Blick. Weil, ich erinnerte mich an längst vergangene Zeiten, als es abends für meinen Traummann und mich solche Highlights wie Elternabende gab. Diese berühmten Elternabende, an denen meist nur Mütter teilnahmen. Frauen, die auch damals schon berufstätig waren. Die dann aber, schlimm genug, dass die Väter nicht da waren, selbige auch noch entschuldigten. Von wegen wichtiges Projekt, deadline und management attention. Nach solch erquickenden Abenden kam mein Traummann immer mit einem völlig desolaten Selbstwertgefühl nach Hause. Denn wer da als Mann auftauchte war entweder arbeitslos oder arbeitete im Liegenschaftsamt, wo ja bekanntlich nicht wirklich die Lutzi abgeht. Ich erinnere mich an einen Elternabend, an dem ich an der Reihe war, was meinem Traummann recht gelegen kam. Wurde doch gleichzeitig ein Fußballländerspiel übertragen. Während ich mich, je später der Abend, so was von selbst bemitleidete, sah ich am anderen Ende des Saals einen Mann!, einen Vater!, in so was von  Aufmerksamkeitshaltung. Schon im Begriff, mich tüchtig zu schämen, nahm ich den Quotenpapa einmal genauer ins Visier: Und siehe da, schaute der doch ganz aufmerksam ein klitzeklein wenig diagonal nach unten - aufs Tablet, aufs Fußballspiel! Was ich aber eigentlich sagen wollte, zu diesen Elternabenden kamen meist nicht die Eltern, respektive Mütter, deren Kinder unter Punkt "Verschiedenes" abgehandelt wurden. Oft waren gerade die Mütter, deren Anwesenheit dringend notwendig gewesen wäre, abwesend. Das Angebot der VHS für Hundehalter ist zwar toll, aber auf den zweiten Blick weiß ich natürlich, dass die Hundehalter, die diesen Kurs so was von dringend nötig hätten, sich ja gerade nicht angesprochen fühlen. Ich habe mir wirklich ernsthaft überlegt, ob ich nicht daran teilnehme, um demnächst ganz praktisch an der Front Aufklärungsarbeit leisten zu können

Und dann las es sich unter den Lettern "Rollator-Kurs in Buschdorf": Der Rollator könne als Sportgerät zur Erhaltung der allgemeinen Fitness, Gesundheit und Mobilität eingesetzt werden. Er fördere die aufrechte Haltung, stärke das Herz-Kreislauf-System, kräftige die Arm- und Beinmuskulatur, verbessere die Koordination und schule das Gleichgewicht. In diesem Kurs werden Strategien für die Nutzung im Alltag geübt und trainiert: Wie überwinde ich Hindernisse und Stufen, wie verhalte ich mich auf abschüssigem Gelände, wie gelingt das Hinsetzen und Aufstehen ohne Probleme, wie setze ich die Bremsen richtig ein und was haben die Bremsen mit Kurven zu tun. Eigener Rollator und festes Schuhwerk ist mitzubringen. Anmeldung unter ... oder vorbeikommen.   

Also ich persönlich, da bin ich ehrlich, habe in meinem Alter jetzt noch nicht über einen Rollator nachgedacht. Aber nachdem ich diesen Beitrag in meinem SCHAUFENSTER gelesen hatte, habe ich spontan der erstbesten mir unbekannten älteren Dame den Rollator entrissen (weil kaufen, ich musste ja erst einmal schauen, ob das wirklich etwas für mich ist) und bin direkt mit dem Rollator zwecks Anmeldung vorbeigekommen.  
Was mir im Zusammenhang  mit diesen beiden Vorträgen aber durch den Kopf ging. Weil, was ist bitteschön, wenn die ältere Herrschaft sowohl Hundehalterin als auch Rollatorin ist? Das will doch so was von geübt sein. Ich meine, da müsste dringend in Zukunft eine Vortragsreihe "Unterwegs mit Hund und Rollator" angeboten werden. Mit Themen wie: Was mache ich, wenn mein Hundi immer um den Rollator gekreist ist und dann ob der Hundeleine für uns beide kein Fortkommen mehr ist? Oder, wie verändert sich der Bremsweg, wenn mein dicker Mops im Rollatorkörbchen sitzt. Gerade wenn es steil bergab geht, wichtig zu wissen. Und wie ist die Rechtslage: Muss ich das Häufchen meines treuen Freundes entsorgen, wenn ich meine Hände für den Rollator brauche? Oder besser gleich ins Körbchen? Vorträge über Vorträge drängen sich da auf.

Apropos Vortrag. Neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Nachtrag" folgendermaßen: In unserer Ausgabe in der vergangenen Woche hatten wir unter der Überschrift "Der Engel von Sibirien - Übertrag ins Hier und Jetzt" über eine aktuelle Ausstellung im Bonner Frauenmuseum berichtet. In diesem Zusammenhang haben wir Fotos und Reproduktionen von Exponaten gezeigt, unter anderem das Werk "Elsa Brandström - Retterin der Kriegswaisen", ein fotografisches Portrait von der Kölner Künstlerin  Ingrid  Sche... Die Nennung der Künstlerin holen wir hiermit nach und bedauern unseren Fehler. Blöde aber auch, dass ich aus Versehen den Artikel mitten durch den Nachnamen der Kunstschaffenden aus meinem SCHAUFENSTER herausgerissen habe.

Mal abgesehen davon, dass ich nicht etwa ins Frauenmuseum gehe, um mir solch eine sicherlich wertvolle Ausstellung anzusehen, sondern nur, wenn dort die DesignerINNENmesse stattfindet. Und ganz davon abgesehen, dass schon das bloße Lesen des Titels der Ausstellung für meinen Intellekt eine Herausforderung darstellt. Ich frag mich, liest da jetzt die Frau Sche... jeden Tag alle Zeitungen, um zu kontrollieren, ob ihr Name auch erwähnt ist? Was ich zutiefst hoffe ist, dass die sonst keine anderen Probleme hat. Und dass das bei uns alles so schön geregelt ist, das mit dem Nachtrag - da freu ich mich!

Mittwoch, 25. April 2018

Durchgang oder Durchblick?


"Bonn weiter auf Rekordkurs", so las es sich in meinem SCHAUFENSTER: Die Region Bonn erzielte im vergangenen Jahr zum achten Mal in Folge einen Übernachtungsrekord seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1986. Die Stadt Bonn verzeichnete 2017 einen Anstieg auf knapp 1,6 Millionen Übernachtungen, ebenfalls zugelegt hat der Rhein-Sieg-Kreis mit über 1,3 Millionen Übernachtungen. Gemeinsam verzeichneten Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis 79.476 Übernachtungen mehr als im Vorjahreszeitraum. Das ist ein Plus von 2,7 Prozent gegenüber 2016.
Wenn ich ehrlich bin, ich weiß gar nicht, warum so viele Menschen nach Bonn kommen, was die sich hier anschauen wollen. Weil, die Gurlitt-Ausstellung in der Bundeskunsthalle ist ja vorbei und das Bonner Münster geschlossen. Gut, vielleicht wollen die gucken, ob wir es nun endlich geschafft haben, dass es ins Haus der Geschichte nicht von oben reinregnet.
Allein schon das Ankommen am Bonner Bahnhof - schön ist anders. Du landest mitten in einer Baustelle und weil Gleis 1 fehlt, ist es notgedrungenermaßen kuschelig eng. Und dann schreitest du zwischen meterhohen Bauzäunen. Also, da bist du echt froh, wenn du da durch bist. Wenn du es als Tourist dann geschafft hast, das Bahnhofsgelände hinter dir zu lassen, kann ich persönlich dir nur die Oase der Ruhe, der Stille empfehlen. Directement ums Eck, und so was von ein Geheimtipp. Das ist so was von ein Geheimtipp, dass da kein Schwein ist - in der Kaiserpassage: die Kaiserpassage, die Oase des Scheiterns. Da stehen so viele Ladenlokale leer. Es bricht mir jedes Mal das Herz. Apropos Oase des Scheiterns. Wer "Das Institut – Oase des Scheiterns" noch nicht gesehen hat, selbst schuld! Das ist eine deutsche Sitcom über die Arbeit eines deutschen Kulturinstituts im zentralasiatischen Phantasiestaat Kisbekistan. Weitgehend am Interesse der Einheimischen vorbei versuchen dort die sechs Mitarbeiter, mit Sprachkursen und Veranstaltungen ein positives Deutschlandbild zu vermitteln. Ich habe selten so politisch unkorrekt gelacht!

Apropos Passage. Es kann natürlich sein, dass die alle zuhauf  hier nach Bonn wegen der Welckerpassage strömen. Dieser Durchgang von der Karl-Carstens-Straße/Welckerstraße durch das WorldCCBonn-Ensemble hindurch zum Platz der Vereinten Nationen ist mit einer 624 Quadratmeter großen Unterhangdecke versehen worden. Und da hieß es in meinem SCHAUFENSTER, der Rat der Stadt Bonn habe diesen baulichen Abschluss in erster Linie mit optischen Aspekten begründet, da der UN Campus mit seinen jährlich vielen Tausend Tagungsgästen, Spaziergängern und Touristen ein städtebaulich exponierter Bereich sei, der erhöhte architektonische Anforderungen an das äußere Erscheinungsbild dieses Ortes stelle. Das unter der Decke angebrachte und bisher unverhüllt sichtbare Lüftungssystem mit seinen zahlreichen großformatigen Rohren sei mit einem feinmaschigen Stahlnetz versehen worden. Die geschwungene Form des Netzes sei den unterschiedlichen Höhenlagen der Lüftungstechnik des Konferenzzentrums angepasst. Ein positiver Nebeneffekt sei der mit dem engmaschigen Stahlnetz verbundene Taubenschutz, der verhindere, dass die Vögel rund um das Lüftungssystem Unterschlupf finden, dort nisten, es dabei beschädigen und die Passage verschmutzen. Zusätzlich habe man an der Unterhangdecke ein besonderes optisches Merkmal mit Hilfe von 2.640 LED-Dots installiert. Die Lichtpunkte werden über eine spezielle Software gesteuert, mit deren Hilfe unterschiedliche - auch farbige - Lichtszenarien programmiert werden können.

Was aber ja auch noch an dieser Passage bemerkenswert ist, und da kann ich nur sagen, wenn man's weiß. Weil, als mein Traummann und ich da so unbedarft durchgegangen sind. Wäre ich mal besser erst in die Passage gegangen, nachdem mich mein SCHAUFENSTER aufgeklärt hat. Da hieß es nämlich unter den Lettern "Nachrichtenkanal, Stadt-Klangkunst in der Welckerpassage": Wer Ohren hat, zu hören, dem sei in diesen Tagen besonders die Welckerpassage empfohlen. Die Stadtklangkünstlerin Maria Urstad hat aus dem Fußgängertunnel eine interessante, sprechende Erlebnisumgebung gemacht. Mit ihrer Raum-Ton-Installation wolle sie die Radio-Atmosphäre einfangen. Sie habe im Tonarchiv der Deutschen Welle etliche Beispiele gehört, die die Geschichte des Hörfunks erzählen. Außerdem sei es für sie interessant gewesen, ausgerechnet in Deutschland die Deutsche Welle erlebbar zu machen. Die ist ansonsten bekanntlich ja ausschließlich im Ausland zu hören. Also tönen Wortfetzen von links und rechts und auch von der Decke. Nachrichtenreste in 31 Sprachen aus 31 Lautsprechern. Dazu ein originalgetreues Knistern und Rauschen wie beim guten alten Analogradio üblich. Ein Stück Zeitgeschichte. Ein Kosmos aus Geräuschen, ein Weltall aus Wörtern. "Ich habe versucht, einen eigenen Zugang zu dieser mir fremden Welt zu finden", sagt Maria. "Die verschiedenen Stücke schaffen eine eigene Wirklichkeit, eine Präsenz von Rundfunk. Sie zeigen außerdem die Veränderung in der Welt der Medien. Und zugleich ihre Fremdheit, ihre Anonymität." Es ist dieser "mix by passing", wie Maria es ausdrückt, die die gesamte Installation interessant und unverwechselbar macht. Im Stundenabstand erfolgt ein Neustart der Tonsequenz. Und von oben gibt es eine Morgen-, eine Mittags- und eine Abendstimmung. Die Abendstimmung, lächelt Maria, "is darker", was in diesem Zusammenhang geheimnisvoller, vielleicht auch unheimlicher heißt. Das Ganze ist zu hören bis Silvester 2018. Und es ist, darauf lege die Klangkünstlerin Wert, "es ist ein Kunstwerk, keine Dokumentation."   
Wieder so ein Artikel meines SCHAUFENSTERS, wo ich keinen Satz kürzen wollte. Weil ich dachte, je mehr man's mir erklärt, desto besser gefällt's mir, das Kunstwerk. Aber leider, es fehlt mir der Zugang. Wahrscheinlich werde ich einfach mal 24 Stunden im Schlafsack im zugigen Durchgang verbringen. Immerhin, Tauben werden ja wohl nicht auf mich kacken. Ich hab ja noch bis zum 31. Dezember Zeit.

Mittwoch, 4. April 2018

Enkel oder nicht Enkel - das ist hier die Frage


Ich bin so was von froh! Mein Traummann ist ja jetzt auch schon sechzig und auch ich habe es nicht mehr weit bis dahin. Ich mein, ja, so langsam könnten wir schon, also es wäre jetzt nicht total abwegig. Weil, neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Vorsicht Enkeltrick" folgendermaßen: Die Täter rufen ältere Menschen unter dem Vorwand an, ein Enkel zu sein: "Rate mal, wer am Telefon ist?" Dann täuschen sie einen finanziellen Engpass vor und bitten um hohe Bargeldbeträge. Durch mehrere Telefonanrufe erhöhen die Anrufer den psychischen Druck auf ihre Opfer, verbunden mit Appellen wie "Hilf mir bitte!" Weil sie angeblich nicht selbst kommen können, vereinbaren sie mit den älteren Menschen ein Kennwort, das ein Freund oder Bekannter nennen wird, wenn er als Bote das Geld abholt. In zahlreichen Fällen haben die älteren Opfer nach solchen Gesprächen hohe Geldbeträge von ihrem Konto abgehoben, um dem vermeintlichen Enkel zu helfen. Und dann gab es da so was von tolle Tipps zu lesen: Seien Sie misstrauisch, wenn Sie jemand telefonisch um Geld bittet. Und, legen Sie einfach den Telefonhörer auf, sobald Ihr Gesprächsteilnehmer Geld von Ihnen fordert. Oder, vergewissern Sie sich, ob der Anrufer wirklich ein Verwandter ist. Rufen Sie ihn über die Ihnen bekannte oder selbst herausgesuchte Rufnummer zurück. Und, übergeben Sie niemals Geld an Ihnen unbekannte Personen.    

Was ja in diesem Zusammenhang, und da bin ich so was von dankbar und froh dabei, dass ich da auf der sicheren Seite bin. Was ja in meinem Fall absolut toll ist, und da können die Kriminellen mal ganz blöde gucken: Weil, ich habe nämlich noch keine Enkel. Was bin ich froh, dass ich da so was von auf der sicheren Seite bin! Einen Vorteil muss es ja auch haben. Weil, Nachteile gibt es allemal. Neulich zum Beispiel stand ich in meinem Auerberg an der Kasse, hatte gefühlt hundert Teile aufs Band gelegt und dahinter den Warentrenner - für mich also keine Fluchtmöglichkeit. Da spricht mich von hinten eine Nachbarin an, die mich seit Jahren nicht mit dem Hintern anschaut:
"Und, schon Enkelkinder?"
"Nein, noch nicht, aber meine Älteste bekommt das Bundesverdienstkreuz für ..."
"Oh, schade, und das bei drei Töchtern."
"Es ist halt so."
"Aber doch schade, nicht wahr? Aber verheiratet sind sie schon?!"
"Auch nicht, aber meine Mittlere hat gerade den Friedensnobelpreis ..."
"Noch nicht mal eine?"
"Noch nicht mal eine."
Ich hab dann in meiner Verzweiflung erst einmal noch zwei weitere Warentrenner, die ja nicht umsonst auch Kundentrenner heißen, hinter meine Sachen übereinander gestapelt und mich ganz auf meinen Einkauf konzentriert.
Was ich jetzt mal am überlegen bin, um da für mich aus der Sache Druck rauszunehmen, weil, neulich suchten in meinem SCHAUFENSTER die Freiwilligenagentur Bonn und der Familienkreis Bonn für ihr Projekt "Großeltern auf Zeit" noch dringend Freiwillige. Zur Zeit insbesondere für die Räume Bad Godesberg und Poppelsdorf. Angesprochen seien Menschen, die Zeit, Geduld und Spaß an der Freizeitgestaltung mit Kindern haben und ihre Erfahrung gerne weitergeben möchten. Dabei sollten sich ausdrücklich nicht nur Senioren angesprochen fühlen, sondern auch jüngere Menschen mit entsprechender Lebenserfahrung. Wer herausfinden wolle, ob das Projekt "Großeltern auf Zeit" das Richtige für ihn oder sie sei, sei herzlich zur kostenlosen Informationsveranstaltung im Rathaus Beuel (1. Etage) eingeladen. Man solle bitte beachten, dass die erste Etage nur über die Treppe erreichbar sei.
Da wäre ich im Leben nicht drauf gekommen, dass diese Veranstaltung kostenlos ist! Hallo, was denn sonst, bitteschön?! Und, clever von denen, das mit der Treppe. Da scheiden gleich schon mal die Herrschaften aus, die nicht gut zu Fuß sind. Weil, im Zweifelsfall musst du ja schon mal hinter deinem Enkelkind herlaufen, eh sich das vor ein Auto schmeißt. Und ich hab mir jetzt überlegt, ob ich nicht einfach "Oma auf Zeit" werde, damit ich demnächst die Frage nach Enkelkindern positiv beantworten kann. Und für die Betrüger, die sich als Enkel ausgeben: Da scheint sich ja in Bad Godesberg und Ippendorf  in ferner Zukunft ein gewinnbringendes Geschäft aufzutun, so dringend, wie da jetzt Großeltern gesucht werden.

Wo wir gerade bei Enkelkindern sind. Gut, er könnte jetzt nicht mein Enkelkind, aber Sohn ginge schon. Wenn der zur Adoption stünde, ich würde den sofort adoptieren! Da hat neulich der Holger Lübkemann so was von nett über meinen Hinnerk geschrieben. Die Überschrift: Der Hinnerk. ist das nur Timing oder Talent? Keine Ahnung, wie er es macht, aber Hinnerk Schönemann gehört zu den Schauspielern, die ihren Text so abliefern, als würde er ihnen gerade durch den Kopf schießen - oder eben nicht. Oft wirkt es, als könne man ihm beim Denken zuschauen, oder besser: seinem Groschen beim zögerlichen Fall. Aus dieser komischen Kunst hat Schönemann eine Karriere gemacht. Ständig spielt er Typen, die knapp an der Überforderung vorbeischrammen. Dass Steven Spielberg ihn in einer emotionalen Schlüsselszene seines Weltkriegsdramas "Gefährten" einsetzte, darf man ruhig als Adelsschlag sehen: Da ist mehr als Komik.
Lieber Holger Lübkemann, danke für das Loblied auf meinen Hinnerk. Ich hätte es nicht besser schreiben können. Übrigens, neulich war der Hinnerk wieder als Herr Simmel an der Seite von Marie Brand unterwegs. Und als hätte er Ihr Loblied auf ihn gelesen, als wäre es ein Ansporn für ihn, so was von wieder selbst übertroffen hat er sich.

Donnerstag, 15. März 2018

Vollpfosten oder Klappspaten


Das würde mich jetzt schon mal interessieren, ob und wenn ja, wie viel ein Pfosten, wenn er denn voll ist, kostet. Also eine Kuh zum Beispiel kostet, wenn sie obendrein dumm ist, 300 bis 600 Euro und ein Finger, wenn er zusätzlich müffelt, kann bis zu 4000 Euro kosten. Ich komm deshalb drauf, weil es sich neulich in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen las: Beleidigungen im Verkehrsalltag können teuer werden. Wie die Zeitschrift "Auto Bild" berichtet, werden sie nicht einheitlich wie beim Bußgeldkatalog geahndet. Jeden Einzelfall müsse ein Gericht bewerten. In der Regel fallen dabei Geldstrafen in Höhe von zehn bis 30 Tagessätzen in Bezug auf das jeweilige Nettoeinkommen des Beschuldigten an. Die Höchststrafe liege bei 30.000 Euro. Wiederholungstäter müssten mit mehr Tagessätzen und unter Umständen auch mit einer Haftstrafe rechnen. (Da kannst du dann im Knast deinen  Fäkalienvokabelschatz directement aktuell auffrischen!) Es folgten Beispiele von bereits verhängten Strafen: Bei einem gestreckten Mittelfinger lagen die Geldstrafen zwischen 600 Euro und 4.000 Euro. Zeigt ein empörter Autofahrer einen Vogel, kostet ihn dies 750 Euro. Wer die Zunge rausstreckt muss mit 150 bis 300 Euro Strafe rechnen. Verbale Beleidigungen ahnden die Gerichte mit Geldstrafen zwischen 250 Euro für den Ausdruck "Bekloppter" und 2.500 Euro für "Alte Sau" oder "Miststück". Dazwischen sei so einiges möglich: Für "Leck mich doch" muss der Autofahrer mit 300 Euro Strafe rechnen, "Dumme Kuh" etwa kann 300 bis 600 Euro kosten, "Schlampe" 1.900 Euro, "Arschloch" und "Trottel" 1.000 Euro, für "Asozialer" werden 550 Euro und für "Idiot" 1.500 Euro fällig.
Und da würde mich eben jetzt mal interessieren, ob ich Vollpfosten oder Klappspaten ungestraft sagen darf.

Wo ich gerade bei Vollpfosten bin, ich weiß auch nicht, wie ich drauf komme. Las es sich doch neulich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Keine Ersatzzahlung für Luxusshoppen, nur erforderliche Kosten werden erstattet" folgendermaßen: Kommt das Fluggepäck verspätet an, muss eine Fluggesellschaft dem Passagier keine luxuriöse Shoppingtour bezahlen. Das Gepäck des Klägers, eines Geschäftsreisenden, traf im konkreten Fall mit einem Tag Verspätung am Zielort auf Malta ein. Er kaufte deshalb Kleidung und Kosmetika im Gesamtwert von 1.286 Euro und stellte dies der Fluggesellschaft in Rechnung. Die Airline zahlte ihm allerdings nur Schadenersatz in Höhe von 300 Euro. Daher verklagte der Mann die Fluggesellschaft. Er rechtfertigte die hohen Ausgaben für Kleidung und Kosmetika mit einem wichtigen Geschäftstermin. Er trage ausschließlich luxuriöse Garderobe und könne zudem wegen einer Allergie Hotel-Kosmetika nicht benutzen. Die Klage hatte keinen Erfolg. Der von der Airline gezahlte Schadenersatz von 300 Euro sei ausreichend. Erforderlich seien nur die notwendigen Dinge für eine Übernachtung gewesen. Der Kläger sei von der Airline informiert worden, dass sein Gepäck am nächsten Tag eintreffen werde. Wenn der Kläger ausschließlich Luxusprodukte bevorzuge, so sei dies sein persönliches Vergnügen.

Jetzt hast du so lange Jura studiert, hast dir einen Paragraphen nach dem anderen ins Hirn gepflanzt, hast dir die Nächte um die Ohren geschlagen und dich auf das erste Staatsexamen vorbereitet, dann die Referendarzeit und das zweite Staatsexamen - um dich dann im Bürgerlichen Gesetzbuch  mit solchen Vollpfosten auseinanderzusetzen!
  
Da lob ich mir doch das Strafrecht mit seinen Beleidigungen und deftigen Geldstrafen.
Was ich mich in dem Zusammenhang letztens gefragt habe. Weil, ich hatte mich ja von Bonn mit der Bahn nach Köln aufgemacht. Um genau zu sein, nach Köln Deutz, zur Helene in die Lanxess-Arena. Und wie ich da so unverkabelt einfach so vor mich hin sitze, im Zug, kommt der Schaffner und ich halte ihm mein Ticket hin. Was jetzt in meinem Fall nicht der von mir vorher entwertete Einzelfahrschein war, sondern das Ticket für das Helene Fischer Konzert, von wegen VRS inkludiert und so. Und wie der Fahrkartenkontrolleur so auf mein Ticket schaut, sagt der doch: "Ach, sieh mal einer an, da geht jemand zu einem Helene Fischer-Konzert." Was ich jetzt schon noch sagen muss, bis dahin war ich die einzige in dem gesamten Waggon gewesen, die keinen Knopf im Ohr hatte: Sämtliche Fahrgäste um mich herum verkabelt, jeder mit sich aber so was von selbst beschäftigt. Und das hatte der Kontrolleur wohl auch mitbekommen, dass da keiner drauf reagiert hatte, auf seine Feststellung. Das änderte sich aber so was von schlagartig, als der lauter nachlegte: "So also sehen Menschen aus, die auf ein Helene Fischer-Konzert gehen." Was soll ich sagen, sitz du mal ab Brühl bis Deutz im Zug, wenn du so angestarrt wirst, und sich die kleinen Kinder vordrängeln, um einen besseren Blick auf dich zu haben. Da wird es dir aber so was von blümerant! Ich fühlte mich so was von ein Stück weit ausgegrenzt und ungeschützt.

Dass ich da jetzt bei der Feststellung "So sieht also jemand aus, der zu Helene Fischer geht" mit dem Begriff Beleidigung aus dem Strafrecht nicht weiterkomme, ist mir auch klar. Wobei, Wikipedia schreibt ja, dass es sich in der Psychologie bei einer Beleidigung um eine herabwürdigende Aussage handelt und in der Linguistik um ein Schimpfwort. Und so, wie der Schaffner das gesagt hat, war das ganz eindeutig herabwürdigend gemeint. Aber beweis das mal vor Gericht. Und du weißt ja im Zweifelsfall auch nicht, wie der Richter zu Helene steht.

Ich für meinen Teil, mir ist das zu riskant, mit dem Vollpfosten und dem Klappspaten. Könnte sein, dass sich das doch schon als Beleidigung rumgesprochen hat, die in meinem SCHAUFENSTER nur nicht alle Beleidigungsmodalitäten aufgelistet haben. Letztens habe ich deshalb meiner Wut über jemandem Ausdruck verliehen, indem ich ihn mit "Brot" beschimpft habe. Wobei mir das persönlich dann doch zu wenig gebracht hat. Könnte daran liegen, dass Brot nur ein Silbe hat. Weil, Trottel, Miststück und Arschloch - jeweils zwei Silben. Demnächst will ich es dann mal mit "Fliese" versuchen.

Mittwoch, 21. Februar 2018

Seilchenspringen oder Gummitwist?


Eh ich mich verseh' ist Karneval vorbei und der Osterhase steht vor der Tür. Grund genug für mich, einmal nachzufragen, wie es denn um die Umsetzung der guten Vorsätze steht. Und da meine ich jetzt nicht meine Vorsätze, sondern die der anderen. Weil, da muss es ja massig von gegeben haben, von guten Vorsätzen, wenn ich so durch das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters in den ersten Wochen dieses Jahres geblättert habe.

Ich komm deshalb drauf, weil es sich vor einiger Zeit in meinem SCHAUFENSTER unter der Überschrift "Rope Skipping ist effektiver Ausdauersport" folgendermaßen las: Heute heißt Seilspringen zeitgemäß Rope Skipping und hat sich als perfektes Fitnesstraining ebenso etabliert wie als ausgezeichnete Methode zum Abnehmen. Denn hierfür gilt die Formel: Zehn Minuten Skipping sind zur Stärkung von Herz und Kreislauf in etwa so wirkungsvoll wie 30 Minuten Joggen. Das Seilspringen ist damit dreimal so effektiv wie das Laufen, bedarf keiner großen Vorbereitung oder Ausrüstung und lässt sich ganz einfach sowohl drinnen als auch draußen ausführen: Man hält ein Seil in beiden Händen und schwingt es über den Kopf und um den Körper. Dabei springt man im richtigen Moment über das Seil, wenn es an den Füßen ankommt (!!!). Hört sich total simpel an, ist es im Prinzip auch und stellt für Kinder meist kein Problem dar. Für Erwachsene kann es jedoch anfangs etwas schwieriger sein, sich mit dem gesamten Körper auf den Rhythmus des schwingenden Seils einzustellen und nicht darin zu verheddern. Das Seilspringen verlangt nach einer guten Kondition. Aber was macht man nicht alles um abzunehmen? Beim Seilspringen werden nämlich bis zu 250 Kalorien in 15 Minuten verbrannt. Doch auch bei diesem an sich perfekten Training sollten einige Vorsichtsaspekte beachtet werden, damit sich die positive Absicht nicht am Ende negativ auswirkt. Denn das Seilspringen belastet Füße und Sprunggelenke. Deshalb empfiehlt es sich, beim Skipping bequem gepolsterte Sportschuhe zu tragen, die möglichst auch guten Halt geben. Zudem sollte der Untergrund beim Training besser weich sein. So lassen sich die Gelenke am besten vor zu hohen Belastungen schützen.

Während ich diesen Artikel las, habe ich mich die ganze Zeit gefragt, ob es hier tatsächlich um das ging, was ich vermutete. Las ich gerade eine Anleitung zu der Tätigkeit, von der ich glaubte, dass es sie sei? War die Rede von dem Zeitvertreib, dem wir uns - zu meiner Zeit - einfach vollkommen ohne nachzudenken hingegeben haben? Ging es um DAS Seilchenspringen? Um das Seilchenspringen vor der Haustür und auf dem Schulhof, ohne Gebrauchsanweisung? Im Nachhinein wurde mir da so was von blümerant, als mir klar wurde, was für ein Glück wir damals gehabt haben, dass wir da nicht zu Schaden gekommen sind. Was für fatale Folgen es hätte haben können, wenn wir mit falschen Schuhen auf einem ungeeigneten Untergrund einfach so - man mag es sich gar nicht ausmalen! Ich glaube, wenn ich mich jetzt noch einmal ans Seilchenspringen begäbe, jetzt, wo man's weiß, ich tät's nur noch mit Helm und Knieschonern.

Ich komm wegen meines Werbeblättchens aufs Seilchenspringen und auf die guten Vorsätze der anderen. Da gab es dann eben auch Springseile und Speed-Springseile mit einer bis zu 300 cm stufenlos einstellbaren Seillänge, inkl. Tragebeutel. Für mich ungemein wichtig die Information, dass das Speed-Springseil über eine Seitenhalterung mit zwei Kugellagern pro Griff für besonders einfaches Drehen verfügt. Ich sehe da vor meinem geistigen Auge vor langer, langer Zeit ein stinknormales Seil mit Holzgriffen, an denen über die Jahre der Lack abgeblättert war. Unglaublich, was sich da auf dem Markt getan hat: vom Slingtrainer über die Trainingsbank mit Fitnessbändern bis zum Vibrationsboard und Swing Stepper. Und direkt daneben werden Fitnessriegel  und Fitnessdrinks beworben. Wenn ich so das ein oder andere Figürchen im Straßenbild sehe, wäre es vielleicht doch von Vorteil, wenn mein Werbeblättchen darauf hinwiese, dass der Verzehr des Fitnessriegels nach der körperlichen Anstrengung vorgesehen ist und nicht anstelle.
Apropos Gebrauchsanleitung und Fitness. Wird eigentlich noch gegummitwistet? Gummitwist, brauchtest du drei Mädchen (denn das muss frau schon sagen, das machten nur Mädchen), zwei stellten sich ins Gummiband und ... Ach, vielleicht habe ich ja Glück und lese irgendwann mal in meinem SCHAUFENSTER wieder so eine gelungene Gebrauchsanweisung zum Gummitwisten.

Wo ich gerade wieder so in mein Werbeblättchen hineingesteigert bin: Nach wie vor hadere ich ja mit mir, dass ich keine Verwendung für diesen Kapselhalter als Wandmodell habe, der Platz für 4 Reihen à 8 Kaffee-Kapseln bietet. Ich besitze nämlich keine entsprechende Kaffeemaschine, sondern begnüge mich nach wie vor mit einem schlichten Filterkaffee. Aber so schön wie das im Prospekt aussieht, ich würde mir direkt mal zehn von diesen Wandmodellen kaufen, die nebeneinander komplett an eine Küchenwand dübeln und sie dann mit diesen Kaffeekapseln in den unterschiedlichsten Farben befüllen! Wobei, wenn ich es mir recht überlege, warum kann ich das eigentlich nicht trotzdem machen, zur Dekoration? Ich will die Kapseln ja sowieso nicht benutzen.

Wo ich ja auch komplett reingesteigert war, letztes Jahr am 3. Oktober, war jetzt nicht wirklich der Tag der Deutschen Einheit. Nein, das war die Helene Fischer in der Lanxess Arena in Köln. Und am 24. Januar war sie auf ihrer Tour noch einmal in Köln - und da war auch ich noch einmal, und zwar so was von mit Vorsatz!    

Mittwoch, 31. Januar 2018

Wer hat den Vogel abgeschossen, ADAC oder ADFC?


Da hab ich mir vielleicht was vorgenommen! Was das an Zeit raubt, aber ich hatte endgültig die Nase voll. Weil, wie ich's mache, mache ich's falsch. Diese Pöbeleien war ich einfach satt. Entweder betätige ich die Fahrradklingel zu spät und man ist so was von erschrocken, dass doch tatsächlich von hinten auf dem Fahrradweg ein Fahrrad kommt! Oder ich klingele zu früh und muss mich nicht wundern, dass der arme Mensch vor mir das Klingeln nicht gehört hat. Oder ich soll das Klingeln gefälligst sein lassen. Man sei ja schließlich nicht blind. Und wenn ich nicht klingle, wie soll der Fußgänger vor mir denn bitteschön wissen, dass er nicht ohne nach hinten zu schauen plötzlich auf den Fahrradweg springen kann. Schließlich habe man für diese Fälle doch eine Fahrradklingel! Und ja, vor mir der Hundehalter mit seinem Hundi an der Leine, an einer langen Leine. Ja, ich gebe es zu. Da klingle ich wegen mir oder meiner oder um meiner selbst willen! Ich will nicht das Risiko eingehen, dass sich plötzlich zwischen Hund und Herrchen der Fahrradweg und die Hundeleine (!) befinden!

Wie gesagt, ich hatte die Pöbeleien satt. Mein Projekt in diesem Jahr: Wenn ein Fußgänger hinter mir her pöbelt, trete ich seit neuestem in die Bremsen, steige vom Fahrrad und erwarte diesen Menschen. Und dann kommen wir ins Gespräch, wir zwei Hübschen, will heißen, ich zwinge ein Gespräch auf. Weil, das ist schon interessant, diese Pöbler rechnen ja nicht damit, dass du sie fragst, was genau der Anlass ihres Pöbelns ist. Da stellt sich dann im Gespräch heraus, dass mein Gegenüber fast taub ist und deshalb mein Klingeln nicht gehört hat. Oder es stellt sich heraus, dass der Pöbler einfach nur ein unangenehmer Zeitgenosse ist und pöbelt, ohne dass ich mir etwas zu Schulden habe kommen lassen. Und genau dafür hat sich für mich persönlich das Absteigen gelohnt. Ich stelle immer wieder fest, dass ganz viele Menschen nur oder gerade dann pöbeln, wenn sie ihr Gegenüber nicht unmittelbar vor sich haben. Am geläufigsten ist uns das Phänomen beim Autopöbler. Und so verhält es sich auch beim Fußgängerpöbler. Er ist gewohnt, dass das Ziel seines Pöbelns schnell an ihm vorbeifährt und für ihn quasi anonym bleibt.

Wenn ich Glück habe, bin ich genau an einer Stelle vom Fahrrad abgestiegen, wo sich neben mir auf der Straße ein Schlagloch im Asphalt auftut. Da hab ich mir auch wieder was aufgehalst! Die Schlaglochsituation in unserer Region war meinem SCHAUFENSTER nicht umsonst einen Artikel wert: Dort riet der ADAC Nordrhein Verkehrsteilnehmern, besonders aufmerksam zu fahren und auf entsprechende Warnschilder zu achten, denn diese müssten Kommunen mindestens aufstellen, um ihre Verkehrssicherungspflicht nicht zu verletzen. Das Aufstellen von Schildern sei nach Ansicht der Verkehrsexperten allerdings nicht das geeignete Mittel, der Problematik langfristig Herr zu werden. Vielmehr dürften die Löcher nicht Jahr für Jahr nur oberflächlich geflickt werden, sondern das Geld sollte in ein nachhaltiges Erhaltungsmanagement investiert werden. Dabei fielen zwar zunächst höhere Kosten an, in der Zukunft könne aber erheblich gespart werden. Im Schadenfall rät der ADAC, zeitnah Beweismittel zu sichern, ohne natürlich sich oder andere an der Unfallstelle zu gefährden. Dazu gehöre, das Schlagloch, die betroffene Straße sowie das beschädigte Fahrzeug zu fotografieren, die zulässige Höchstgeschwindigkeit zu notieren sowie Namen und Anschriften in Betracht kommender Zeugen festzuhalten.

Was ich aber eigentlich sagen wollte, wenn ich dann schon mal vom Fahrrad abgestiegen bin und auf den Pöbler warte, schau ich in einem Aufwasch, ob es nicht ein Schlagloch zu melden gibt. Weil, abgesehen von meinem Engagement als ehrenamtliche Kompostberaterin bin ich neuerdings auch als Schlagloch-Melderin unterwegs. Im besagten Artikel "ADAC warnt vor Schlaglochpisten" las es sich nämlich folgendermaßen: Schlagloch-Melder, wer einen Schaden entdeckt, sei es ein Schlagloch-Krater oder ein wegbröckelnder Fahrbahnrand, kann diesen im Internet beim Auto-Club Europa anzeigen. Was soll ich sagen, bei der Verrichtung von kleineren Näharbeiten oder beim Ausfüllen von Elster bin ich zumindest von der Straße. Jetzt bin ich auf der Straße beschäftigt. und das ist in dieser Jahreszeit nicht immer kuschelig.
 
Was für ein unglaubliches Glück, dass ich da wieder einmal sorgsam mein SCHAUFENSTER studiert habe. Sonst wäre ich womöglich schon längst eines Todes durch Erfrieren gestorben. Als ob ein Redakteur meines SCHAUFENSTERS mich auf dem Fahrrad gesehen hätte! So las es sich doch in dem Artikel "Radfahren im Winter? Aber sicher!", dass Temperaturen unter Null und verschneite Wege kein Grund seien, das Rad in der Garage zu lassen, Darauf weise der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) hin. Im Gegenteil. Aktuelle Studien hätten ergeben: Wer regelmäßig auch im Winter mit dem Rad fährt, lebt gesünder, ist schlanker und bleibt zufriedener. Ein paar Regeln sollten Radler gerade im Winter aber doch beachten. Ganz wichtig: Die Beleuchtung muss funktionieren und auch bei Dämmerung eingeschaltet sein. Außerdem sollte man auf wetterfeste Kleidung achten. Und weil man natürlich vorsichtig fahren sollte, gilt: Lieber etwas früher losfahren!

Der Hammer in Dosen! Ich sags ja, die von der Redaktion müssen mich auf meinem Fahrrad gesehen haben, wie ich da so ohne Beleuchtung im Bikini. Bleibt für mich nur noch die Frage: Wer bekommt das Krönchen? Holla, die Waldfee, also wenn der ADAC und der ADFC keine Anwärter sind. Welche Weisheit gewinnt: Das Aufstellen von Schildern ist auf Dauer kein geeignetes Mittel, der Schlaglöcher Herr zu werden. Oder die Feststellung: Im Winter als Fahrradfahrer auf wetterfeste Kleidung zu achten. Zwei Paradebeispiele für Redundanz, ohne Informationsverlust wegzulassende Informationen. Also wer bekommt das Redundanzkrönchen, der ADAC oder der ADFC?

Neulich habe ich übrigens im Eifer des Gefechtes einen Pöbler statt des Schlaglochs fotografiert - unangenehme Situation!

Mittwoch, 10. Januar 2018

Ein Maschinengewehr kommt selten allein

Wie gerne hätte ich zu Beginn des Jahres mit etwas Lustigem begonnen, aber kaum hatte ich bei der Weihnachtsbaumentsorgungsaktion wieder mal sämtliche Tannennadeln im Haus fein verteilt, da jagte auch schon eine Aufregung die andere. Bis ich die Schmierereien an der Haustür wieder weg hatte ...

Ich hatte in meinem SCHAUFENSTER den Artikel "Markierungen an der Hauswand - Geheimzeichen" gelesen. Zinken seien Geheimzeichen, die schon seit dem Mittelalter als geheime Codes für die nonverbale Kommunikation eingesetzt werden. Damals betraf dies nicht nur Gaunerbanden, sondern sämtliche Angehörige des unteren Standes. Auch Bettler, Hausierer und Tagelöhner nutzten Zinken, um nachfolgenden Standesgenossen Hinweise zu hinterlassen, wo sich ein Vorsprechen wohl am ehesten lohnen würde. So riet zum Beispiel ein kleines mit Kreide gezeichnetes Kreuz, sich fromm zu stellen. In der heutigen Zeit werden die Symbole fast nur noch von organisierten Banden genutzt: Eine Vorhut spähe ein Haus und dessen Bewohner aus. Sie beobachtet, ob es in einem Gebäude etwas zu holen gibt und ob beispielsweise ältere Menschen oder alleinstehende Frauen im Haus leben. Die gesammelten Informationen werden dann mit Hilfe der Gaunerzeichen an die nachfolgenden Komplizen übermittelt, während die Kundschafter längst weitergezogen sind. So warne zum Beispiel eine oberflächlich in die Haustür geritzte, dünne Zickzack-Linie vor einem bissigen Hund.
  
Dieser Artikel hatte mich so was von in Alarmbereitschaft gesetzt. Das ging so weit, ich mein, irgendwann fängst du an und siehst Gespenster, in meinem Fall eben überall Gaunerzeichen. Drei Tage später brütete ich in meinem Wochenend-SCHAUFENSTER dann stundenlang über einem abgebildeten Zeichen. Ich wollte selbst herausbekommen, was er denn in Gaunerkreisen wohl bedeutete, dieser Zinken. Es hat sich wieder mal bestätigt: Wer lesen kann und, vor allem, von dieser Fähigkeit Gebrauch macht, ist ganz klar im Vorteil. So hieß es nämlich in dem Artikel, ein Bergpiktogramm mit Schneeflocke - auf dieses alpine Symbol sollten alle Autofahrer achten, die sich neue Winter- oder Ganzjahresreifen kaufen wollen. Denn durch eine Änderung der Winterreifenpflicht reiche es künftig nicht mehr aus, wenn die Reifen mit einer "M+S"-Kennzeichnung versehen sind.

Und, verständlich, die Schmierereien an unserer Hauswand, dass die mich so was von aus der Fassung gebracht haben. Die habe ich selbstredend  akribisch beseitigt. Gut, bei näherer und, vor allem, unbelasteter Betrachtung, also wenn ich mal in aller Ruhe drauf geschaut hätte. Ich hätte auch den entgeisterten Blick meines Traummannes deuten können. Ja, dann hätte ich natürlich erkannt, dass ich den Segen der Sternsinger zu Heilige Drei Könige  so was von entfernt hatte.

Das hatte selbst ich noch nicht geschafft, den Grund für meine Angst so was von schnell zu ändern, quasi in einem Aufwasch. Bei mir jetzt eher ein Abwasch von Kreidezeichen. Eben noch hatte ich Angst vor den Zinken, die die Spur zu meinem Haus lenkten, und jetzt stand ich ohne Segen da. Wenn du jetzt so ganz ohne Segen dastehst, dann liest sich die Überschrift in deinem SCHAUFENSTER "Das Zuhause vor Einbrechern schützen" nicht gerade unaufgeregt: Alle zwei Minuten wird in Deutschland eingebrochen. Einbrecher machen keine Ferien. Ganz im Gegenteil, sie nehmen besonders Häuser ins Visier, deren Bewohner offensichtlich in Urlaub sind.

Apropos Urlaub. Auch das stand auf meiner To-do-Liste; einmal in Bonn als Tourist übernachten. Und da habe ich den Sechzigsten meines Traummannes zum Anlass genommen. Was der aber nicht wusste. Wir haben uns an einem Samstagmittag mit dem Rad aufgemacht, zünftig gekleidet, gerüstet für mindestens 100 Tageskilometer und Übernachtung im Zelt. Was mein Traummann aber nicht wusste, dass wir nach knapp sieben Kilometern schon am Ziel unserer Reise waren: das Mariott Hotel. Da hat er aber so was von gestaunt - und die an der Hotelrezeption auch. Weil, das konntest du denen schon ansehen, dass wir die ersten Gäste waren, die je so sportlich mit dem Rädchen vorgefahren sind. Und bestätigt hat es sich allemal, weil die uns für unsere Räder keinen Unterstellplatz anbieten konnten, die also nachts mutterseelenallein vor dem Hotel standen.
Aber das nur so am Rande. Wo war ich stehen geblieben? Bei den Einbrechern, die besonders Häuser ins Visier nehmen, deren Bewohner offensichtlich in Urlaub sind. Vor diesem Hintergrund rät der Hauseigentümerverein Haus & Grund jedem Urlauber, vor der Abreise das Haus effektiv vor Einbrechern zu schützen. Es sei wichtig, dass das Haus bewohnt aussieht. So sollten Freunde und Nachbarn zum Beispiel regelmäßig den Briefkasten leeren, per Zeitschaltuhr sollten Rollläden betätigt und Lampen an- und ausgeschaltet werden - das volle Programm eben. Und als ich dann noch unter "Veranstaltungen" den Hinweis auf die Einbruchmesse für Haus und Gewerbe las: Ich rüste so was von auf, auch wenn ich im Mariott nur kurzurlaube: Meiner Brut werfe ich einen dicken Batzen Geld hinterher, damit die bei mir jeden Abend Party macht. Was praktischerweise zur Folge hat, dass am anderen Vormittag die Putzfrau Stund um Stund für teuer Geld die Bude wieder auf Vordermann bringen muss - das Haus also belebt ist. (Was jetzt wohl praktisch ist, meine Töchter leeren täglich den Briefkasten.) Vollkommen unabhängig davon habe ich für meine Haustür aber auch einen eigenen Zinken entworfen. Neben der Zickzacklinie für bissiger Hund gibt es da jetzt noch einen Zinken für Maschinengewehr.

Es hat sich übrigens bei genauerem Hinschauen herausgestellt, dass es sich um eine Einbruchschutzmesse handelte. Wo ich mich quasi informieren kann. was sich aber - siehe oben - so was von erledigt hat.

Wie gesagt, ich hätte zu gerne nur Lustiges geschrieben. Und, ja, ich weiß, "Hätte" ist die kleine Schwester von "Heul doch".