Mittwoch, 21. Februar 2018

Seilchenspringen oder Gummitwist?


Eh ich mich verseh' ist Karneval vorbei und der Osterhase steht vor der Tür. Grund genug für mich, einmal nachzufragen, wie es denn um die Umsetzung der guten Vorsätze steht. Und da meine ich jetzt nicht meine Vorsätze, sondern die der anderen. Weil, da muss es ja massig von gegeben haben, von guten Vorsätzen, wenn ich so durch das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters in den ersten Wochen dieses Jahres geblättert habe.

Ich komm deshalb drauf, weil es sich vor einiger Zeit in meinem SCHAUFENSTER unter der Überschrift "Rope Skipping ist effektiver Ausdauersport" folgendermaßen las: Heute heißt Seilspringen zeitgemäß Rope Skipping und hat sich als perfektes Fitnesstraining ebenso etabliert wie als ausgezeichnete Methode zum Abnehmen. Denn hierfür gilt die Formel: Zehn Minuten Skipping sind zur Stärkung von Herz und Kreislauf in etwa so wirkungsvoll wie 30 Minuten Joggen. Das Seilspringen ist damit dreimal so effektiv wie das Laufen, bedarf keiner großen Vorbereitung oder Ausrüstung und lässt sich ganz einfach sowohl drinnen als auch draußen ausführen: Man hält ein Seil in beiden Händen und schwingt es über den Kopf und um den Körper. Dabei springt man im richtigen Moment über das Seil, wenn es an den Füßen ankommt (!!!). Hört sich total simpel an, ist es im Prinzip auch und stellt für Kinder meist kein Problem dar. Für Erwachsene kann es jedoch anfangs etwas schwieriger sein, sich mit dem gesamten Körper auf den Rhythmus des schwingenden Seils einzustellen und nicht darin zu verheddern. Das Seilspringen verlangt nach einer guten Kondition. Aber was macht man nicht alles um abzunehmen? Beim Seilspringen werden nämlich bis zu 250 Kalorien in 15 Minuten verbrannt. Doch auch bei diesem an sich perfekten Training sollten einige Vorsichtsaspekte beachtet werden, damit sich die positive Absicht nicht am Ende negativ auswirkt. Denn das Seilspringen belastet Füße und Sprunggelenke. Deshalb empfiehlt es sich, beim Skipping bequem gepolsterte Sportschuhe zu tragen, die möglichst auch guten Halt geben. Zudem sollte der Untergrund beim Training besser weich sein. So lassen sich die Gelenke am besten vor zu hohen Belastungen schützen.

Während ich diesen Artikel las, habe ich mich die ganze Zeit gefragt, ob es hier tatsächlich um das ging, was ich vermutete. Las ich gerade eine Anleitung zu der Tätigkeit, von der ich glaubte, dass es sie sei? War die Rede von dem Zeitvertreib, dem wir uns - zu meiner Zeit - einfach vollkommen ohne nachzudenken hingegeben haben? Ging es um DAS Seilchenspringen? Um das Seilchenspringen vor der Haustür und auf dem Schulhof, ohne Gebrauchsanweisung? Im Nachhinein wurde mir da so was von blümerant, als mir klar wurde, was für ein Glück wir damals gehabt haben, dass wir da nicht zu Schaden gekommen sind. Was für fatale Folgen es hätte haben können, wenn wir mit falschen Schuhen auf einem ungeeigneten Untergrund einfach so - man mag es sich gar nicht ausmalen! Ich glaube, wenn ich mich jetzt noch einmal ans Seilchenspringen begäbe, jetzt, wo man's weiß, ich tät's nur noch mit Helm und Knieschonern.

Ich komm wegen meines Werbeblättchens aufs Seilchenspringen und auf die guten Vorsätze der anderen. Da gab es dann eben auch Springseile und Speed-Springseile mit einer bis zu 300 cm stufenlos einstellbaren Seillänge, inkl. Tragebeutel. Für mich ungemein wichtig die Information, dass das Speed-Springseil über eine Seitenhalterung mit zwei Kugellagern pro Griff für besonders einfaches Drehen verfügt. Ich sehe da vor meinem geistigen Auge vor langer, langer Zeit ein stinknormales Seil mit Holzgriffen, an denen über die Jahre der Lack abgeblättert war. Unglaublich, was sich da auf dem Markt getan hat: vom Slingtrainer über die Trainingsbank mit Fitnessbändern bis zum Vibrationsboard und Swing Stepper. Und direkt daneben werden Fitnessriegel  und Fitnessdrinks beworben. Wenn ich so das ein oder andere Figürchen im Straßenbild sehe, wäre es vielleicht doch von Vorteil, wenn mein Werbeblättchen darauf hinwiese, dass der Verzehr des Fitnessriegels nach der körperlichen Anstrengung vorgesehen ist und nicht anstelle.
Apropos Gebrauchsanleitung und Fitness. Wird eigentlich noch gegummitwistet? Gummitwist, brauchtest du drei Mädchen (denn das muss frau schon sagen, das machten nur Mädchen), zwei stellten sich ins Gummiband und ... Ach, vielleicht habe ich ja Glück und lese irgendwann mal in meinem SCHAUFENSTER wieder so eine gelungene Gebrauchsanweisung zum Gummitwisten.

Wo ich gerade wieder so in mein Werbeblättchen hineingesteigert bin: Nach wie vor hadere ich ja mit mir, dass ich keine Verwendung für diesen Kapselhalter als Wandmodell habe, der Platz für 4 Reihen à 8 Kaffee-Kapseln bietet. Ich besitze nämlich keine entsprechende Kaffeemaschine, sondern begnüge mich nach wie vor mit einem schlichten Filterkaffee. Aber so schön wie das im Prospekt aussieht, ich würde mir direkt mal zehn von diesen Wandmodellen kaufen, die nebeneinander komplett an eine Küchenwand dübeln und sie dann mit diesen Kaffeekapseln in den unterschiedlichsten Farben befüllen! Wobei, wenn ich es mir recht überlege, warum kann ich das eigentlich nicht trotzdem machen, zur Dekoration? Ich will die Kapseln ja sowieso nicht benutzen.

Wo ich ja auch komplett reingesteigert war, letztes Jahr am 3. Oktober, war jetzt nicht wirklich der Tag der Deutschen Einheit. Nein, das war die Helene Fischer in der Lanxess Arena in Köln. Und am 24. Januar war sie auf ihrer Tour noch einmal in Köln - und da war auch ich noch einmal, und zwar so was von mit Vorsatz!