Donnerstag, 30. Mai 2019

Alle Angaben ohne Gewähr

Dass es mir aktuell drei Fernsehfrauen angetan haben, ist ja bekannt - und auch der Grund dafür. Die Lisa Eckhart und die Anja Kohl hatte ich ja schon erwähnt. Aber die dritte Frau, da geht mir immer so was von das Herz auf, wenn sie nur für einige Sekunden, oder sind es doch Minuten, es kommt mir immer so kurz vor. Genuss pur, sag ich nur! Was auch das Tolle ist, sie und die Anja Kohl stehen an unterschiedlichen Tagen vor der Kamera. Was auch anders gar nicht ginge, weil, was die Uhrzeit anbelangt. Was das Interessante ist, die Sendungen beider Frauen sind so kurz wie lebensentscheidend. Anders gesagt, so wenig Lebenszeit es bedarf, die Sendungen zu verfolgen, so nachhaltig können sie für das restliche Leben sein. Bei beiden Frauen geht es ums Geld. Während die eine mir Geschichten rund um das große Geld erzählt, gibt's die andere mit vollen Händen aus.

Ich sag nur "Lotto am Samstag". Wenn die Franziska Reichenbacher auf dem Touchscreen die Zahlen von 6 aus 49, die Superzahl, Spiel 77 und die Super 6 präsentiert. Wenn alle Gewinnzahlen der Glücksspirale mit einem Laufband eingeblendet werden - einfach toll! Ich las in einem Beitrag aus dem Jahre 2013, dass seit Juli 2013 die Lottozahlen in einer neuen Form präsentiert werden. Am 29. Juni 2013 wurde die Ziehung zum letzten Mal live vom hr-Studio Main Tower übertragen. Und dass es von der letzten Ziehung im 53. Stock mit Lottofee Franziska Reichenbacher eine 360°-Panorama-Ansicht gibt - Wahnsinn!
Seit dem 6. Juli 2013 begrüßt die Franziska Reichenbacher nun die Zuschauer jeden Samstag um 19.57 Uhr in neuer Kulisse vor einem großen Touchscreen und präsentiert die kurz zuvor gezogenen Gewinnzahlen. Was ich auch nicht so präsent hatte, dass ich die Ziehung der Gewinnzahlen live auf den Internetseiten der Lottogesellschaften verfolgen kann und dass die Ziehungen öffentlich sind. Weiterhin erfuhr ich in dem Artikel, dass sich am Aussehen der Ziehungsgeräte nichts ändere: Für die Ziehung der Gewinnzahlen 6 aus 49 werde eine halbautomatische Ziehungstrommel mit Kunststoffkugeln verwendet. Die Ziehung führe die Saarland-Sporttoto GmbH im Auftrag des Lotto- und Totoblocks durch. Beteiligt seien ein Ziehungsleiter, eine Protokollführung, eine Ziehungsassistenz sowie ein Aufsichtsbeamter.

Wo ich gerade bei Ziehungstrommel und Aufsichtsbeamter bin, ganz dünnes Eis. Ich sag's nur. Weil, wer da jetzt zugibt, dass er an die Quizsendung "Der Große Preis" mit Wim Thoelke denkt, ist alt. Aber wer bei "Aufsichtsbeamter" sich auch noch an den Glückspostboten in seiner historischen Postuniform Walter Spahrbier erinnert (von Wum und Wendelin will ich gar nicht reden), hat offensichtlich vergessen, irgendwann mal zu sterben.
Und wo ich gerade bei Aufsicht bin, wenn der Geldmarkt, die Börse, auch nur halb so unter Aufsicht stünde wie die Ziehung der Lottozahlen …

Ich war aber ja eigentlich bei der Franziska. Wenn die dann 2013 folgendermaßen zitiert wird: "Ich freue mich auf die neuen Kugeln. Es sieht schön aus, wenn nach einer Berührung auf dem Touchscreen die weißen Kugeln mit einer sanften Bewegung auf dem Schirm erscheinen. Und wie gehabt drücke ich den Zuschauern weiterhin die Daumen, dass auf den Kugeln hoffentlich die richtigen Zahlen stehen.“ Hallo, da geht mir so was von das Herz auf: wenn nach einer Berührung auf dem Touchscreen die weißen Kugeln mit einer sanften Bewegung … Und so ist sie, die Franziska: Sanftheit, Zartheit pur, gepaart mit einem Schuss Erotik. Jeden Samstag sitze ich um 19:57 vor dem Fernseher, lausche ihrer Stimme, verfolge jede ihrer Bewegungen, vor allem die ihrer Hand, wie sie den Touchscreen berührt, die Zahlen, wie sie ihrem Mund entweichen. Und zu guter Letzt von ihr, der nie versiegenden Quelle tröstender Worte, immer ein aufheiternder Satz für die, die dieses Mal kein Glück hatten. Und neulich fragt sie doch die Zuschauer (das hat's noch nie gegeben!), wer denn vor zwei Jahren in Reutlingen Lotto gespielt habe. Da würden nämlich immer noch 11 Millionen auf jemanden warten. Und am Ende, ganz die Franziska: "Ich war noch niemals in Reutlingen." Was würde sich da jetzt der Udo Jürgens freuen! Was die Franziska nicht weiß, und das ist ja das Tolle, dass ich gar kein Lotto spiele. Dass ich deshalb vollkommen stressfrei, mit Freude, jede Zahl genießen kann, die da mit einer sanften Bewegung erscheint und zusätzlich noch mit sanfter Stimme gesprochen wird. Und ich kann mich voll auf Franziskas Outfit konzentrieren. Da hab' ich ja auch so was von ein Glück, mit den Dreien. Die ganze Spannbreite decken sie ab: die Anja den Businessstil, die Franziska die feminine Linie und die Lisa - muss ich nichts zu sagen!

Apropos Geld und Glück. Ich hörte im Radio, dass vor einigen Monaten in einer alten Truhe im Seelscheider "Kunsthaus" ein Schreiben aufgetaucht sei. Historiker Hartmut Benz habe das Dokument untersucht und sowohl den Namen Ludwig van Beethoven als auch das Datum 13.12.1770 entziffern können. Das Dokument stamme von der Hebamme Eva Haas, die zur damaligen Zeit im jetzigen Kunsthaus wohnte. Es müsse sich also um eine Notiz zu Beethovens Geburt handeln. Demnach wurde der große Komponist offenbar nicht in Bonn geboren. Und zusätzlich hörte ich Interviews mit unserem Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan, der Bürgermeisterin von Neunkirchen-Seelscheid, Nicole Sander, und dem Direktor des Bonner Beethovenhauses, Malte Boecker. Mein erster Gedanke: Was für ein Glück! Sind wir den Stress auch los! Sollen sich doch jetzt die Seelscheider mit Beethovens Jubiläumsjahr 2020 befassen! Geld gespart! Und die Beethovenhalle - einfach abreißen! Mein zweiter Gedanke: Warum kommt diese Neuigkeit nicht in den Nachrichten? Und in meinem SCHAUFENSTER stand auch nichts drin!

Mittwoch, 8. Mai 2019

Tote, Socken und Heels


Neulich war ich ja auch mal so was von als LeserReporter unterwegs, bei der Buchhandlung am Paulusplatz im Tannenbusch, hab 3.000 Bücher durchgereicht, von klassischer Literatur über Psychologie bis hin zur Esoterik. Danach brauchte ich aber erst mal was Leichtes. Was hab ich mich da auf meine Cosmopolitan gefreut - und was war ich danach so was von frustriert. Ich hab mir dann erst einmal - um jetzt wirklich auf der sicheren Seite zu sein - mein SCHAUFENSTER geschnappt und ganz bewusst im Sportteil gelesen.

Allein die Überschrift, spannend und verständlich: Elfmeter-Krimi in Hennef. Ich hab jedenfalls den ganzen Artikel gelesen und alles verstanden - auch wenn's mich nicht interessiert hat. Weil, in meiner Cosmopolitan ist es genau anders herum. Mich interessiert da ganz viel, vor allem das Thema Mode, aber ich versteh's nicht - in zweierlei Hinsicht. Und ich vermute, das hat wieder etwas mit meinem Alter zu tun. Erst einmal las es sich unter den Lettern "Mit Socken rocken" folgendermaßen: Nach Ringelstrümpfen und Logosocken bringt Miuccia Prada für ihre beiden Labels Prada und Miu Miu den klassischen Kniestrumpf zurück an die Waden (wohin auch sonst!) - in Weiß, als Rippstrick oder transparent. Ziehen Sie ihn zu Heels an - cooler als im College-Look. Und darunter drei anschauliche Fotos. Was soll ich sagen, es sieht genau so aus, wie ich es mir vorgestellt habe! Ich versteh's nicht, es sieht einfach kacke aus.

Dann gab es da noch die Seite "Style@Work, auf der einzelne Must-haves vorgestellt wurden. Ohrringe, eine Brille, ein Maximantel … Apropos Maximantel, ich persönlich habe Maxi nie verstanden. Ich erinnere mich noch, ich habe mir mal einen langen Wintermantel gekauft, eng geschnitten. Ein langer Wintermantel, dachte ich, sei eine gute Idee, damit die Beine schön warm bleiben. Was soll ich sagen, ich kam gar nicht vom Fleck, machte Trippelschritte wie eine Geisha. Und erst kürzlich sah ich wieder eine junge Frau in einem Maxirock gehen und dachte, das soll wohl so, das mit den Trippelschritten. Ich hab's dann noch mal - um die Trippelschritte zu umgehen (!) - mit einem weiten Maxirock auf dem Fahrrad versucht. Und mich dermaßen auf die Fresse gelegt, weil der Rock sich ultimativ in den Speichen verhäddert hatte.

Ich bin aber immer noch auf der Seite "Style@Work". Diese Seite, auf der Modeneuheiten abgebildet sind, und neben jeder steht jeweils eine kleine Ziffer. Unten auf der Seite steht dann hinter jeder Ziffer Label und Preis. Ich mach einfach mal ein Beispiel: Da ist ein Schuh abgebildet, daneben die Ziffer 7 und unten steht Sockboot (ich bin dann immer froh, dass ich vorab das Bildchen gesehen habe, weil ich dann ja auch was lernen kann - was zum Beispiel ein Sockboot ist). Was mich jetzt total irritierte, war eine Tasche mit der Ziffer 1. Es war definitiv eine Handtasche, aber unten las es sich "Tote aus Kalbsleder". Klar, ich hab zuerst an einen Druckfehler gedacht, so was wie "Totes aus Kalbsleder". Dann dachte ich mir aber, was ist denn das für eine Werbestrategie, sein Produkt so zu bewerben und dann - bin ich wieder mal zu Wikipedia und habe "Tote" eingegeben. Nachdem ich den Zweiten Weltkrieg übersprungen hatte, bin ich  auf deren englische Seite verwiesen worden, auf  Wikipedia, the free encyclopedia. Was soll ich sagen, alles auf Englisch. Dabei wollte ich doch nur in Ruhe meine Cosmopolitan durchblättern! Ich solle mal uplooken bei Wiktionary, the free dictionary, und to navigation oder search jumpen. Möglicherweise  may tote aber referen to container: tote bag, a carry bag that is often used to carry items too large for a purse; sometimes also sold as a reusable shopping bag.
Hallo, kaum habe ich mich damit abgefunden, dass wir mit dem Wort Tasche nicht auskommen, dass wir statt Tasche bag sagen oder statt Einkaufstasche shopping bag, da zaubern die die Tote aus dem Ärmel!

Apropos Tote, besser, glaub ich, wird’s nicht, mit dem Passen, mit dem geschickten Übergang. Die ganze Zeit warte ich, dass das inhaltlich passt mit dem Hinnerk. Neulich lief im Fernsehen wieder der TV-Krimi Nord bei Nordwest mit meinem Hinnerk Schönemann. Da geht es ja bekanntlich auch um Tote. Die Folge hieß "Frau Irmler". Und die Frau Irmler wurde von der Rosa Enskat gespielt - und zu ihren Dreharbeiten interviewt. Und da sagt die doch tatsächlich: "Vor allem aber liebe ich es, mit Hinnerk Schönemann zu drehen. Ich habe es schon des Öfteren getan und empfinde es jedes Mal als schön verbrachte Lebenszeit." Ist das nicht eine tolle Liebeserklärung - und ich bin raus. Weil, da hab ich ja jetzt gar keine Chance, die sehen sich ja beruflich viel häufiger, der Hinnerk und die Rosa, als der Hinnerk und ich. Wir sehen uns ja eher gar nicht, also der Hinnerk weiß ja eigentlich gar nicht, dass es mich gibt.

Ich musste mich daraufhin neu orientieren und hab mich mal umgeschaut, an wen ich denn noch mein Herz verlieren könnte. Was jetzt schon verstörend ist, weil ich bis jetzt dachte, ich mein, das müsste ich doch in meinem langen Leben vorher schon mal gemerkt haben. Oder ob das auch mit den Wechseljahren zusammenhängt? Da spielen ja die Hormone manchmal so was von verrückt. Egal, es ist wie es ist, ich hab mich in drei Frauen verguckt. Da ist erst einmal die Kabarettistin Lisa Eckhart. Ich genieße jeden ihrer Auftritte im Fernsehen. Ich liebe ihre äußere Erscheinung, die Art, wie sie ihre Hände bewegt, ihre Stimme und jedes einzelne Wort aus ihrem Munde.     
Und dann ist da noch die Frau Anja Kohl von "Boerse vor acht". Der hab ich einfach mal eine Mail geschrieben: Wenn es einen Grund gebe, Geld an die GEZ zu überweisen, dann sei sie es! Viel wichtiger als die Tagesschau sei für mich "Börse vor acht" mit ihr. So viel Wissen, so viele schwierige Zusammenhänge so verständlich erklärt und - vor allem - so viele kritische Fragen an die Verantwortlichen, in dieser kurzen Zeit! Und nebenbei - als Frau dürfe ich das schreiben - sei es ein Glück, eine schöne und kluge Frau im Fernsehen zu sehen.

Mal sehen, was draus wird. Ach ja, ich vergaß, die dritte Frau - nächstes Mal!
Was auf jeden Fall gesetzt ist, wenn ich demnächst noch mal so richtig tief entspannen will, nur noch der Sportteil in meinem SCHAUFENSTER!

Mittwoch, 17. April 2019

Megaevent Outdoor-Fast-Book-Moving - Ich kann auch LeserReporterin!


Ich hatte das ja schon erwähnt, ständig neue Events raushauen - ist nicht mein Ding. Also, so als LeserReporter beim SCHAUFENSTER hab' ich mich ja noch nicht wirklich profiliert. Klar, als Fußballfan, da kannst du ja immer, da wird ja immer - gewonnen oder verloren. Allein schon die Überschriften: Wie oft ich, die ich mich für Fußball überhaupt nicht interessiere, die großen Lettern studiere. Selbst wenn nicht gespielt wird, kannst du auf einer halben Seite in meinem SCHAUFENSTER dran teilhaben - am Nichtstattfinden, unter den Lettern "Fünf Spielabsagen" oder "Stürmische Spiele". Und wenn es nicht stürmt, "Knapper Sieg eingefahren" oder "XY enttäuscht gegen Z" - geht immer. Wie dem auch sei, dieses Mal kann ich auch mal als LeserReporter glänzen und über einen Event in meiner Nähe berichten …

Gut, auf meinen Kulturraum Auerberg in meiner Nachbarschaft habe ich schon des Öfteren hingewiesen. Und auf die gebrauchten Bücher, die man dort günstig erwerben kann. Manchmal habe ich den Eindruck, dass mein Traummann mich nur deshalb zu Veranstaltungen in den Kulturraum Auerberg begleitet, um davor, in der Pause und danach in die Buchabteilung einzutauchen. Und tatsächlich findet der auch immer Schätze. Deshalb heißt das Gebrauchtwarenkaufhaus ja auch Schatzinsel.
Was jetzt für mich persönlich ganz blöde dabei ist, weil, das Thema Brille hatte ich ja schon erwähnt. Dass ich da oftmals schon mit Brille und Lupe zugange bin (in dem Zusammenhang: Woran man auch erkennt, dass jemand nicht mehr so ganz taufrisch ist. Wenn der sich noch bewusst daran erinnern kann, dass es an den Einkaufswagen beim dm-markt und Rossmann noch keine Lupen gab). Wie dem auch sei, mein Traummann schleppt also Buch-Schätzchen ohne Ende an - und ich muss mir dann Gedanken machen, wie ich die Buchstaben entschlüssle. Gut, vieles lässt sich aus dem Zusammenhang zusammenreimen. Aber das Lesen macht einfach mehr Spaß, wenn du jedes Wort lesen kannst und nicht nur vereinzelte.
Da kam mir mein Lieblingsdiscounter gerade recht. Der bot nämlich LED-Lesebrillen an. Ich habe die dann sofort in der Sauna ausprobiert. Jetzt nicht da, wo geschwitzt wird, sondern im Ruheraum, wo es auch nicht viel heller ist. Was soll ich sagen - ein Fehlkauf. Ich habe offensichtlich die Dioptrienzahl unterschätzt, ich muss das Buch so weit von der Brille weghalten, dass die LEDs null was bringen. Heißt, ich sitze jetzt wie ein Vollpfosten mit Taschenlampe im Ruheraum. Was jetzt eben das Blöde ist, je mehr Bücherschätze mein Traummann aus der Schatzinsel nach Hause schleppt, desto weiter rückt so ein Kindle in die Ferne. 

Wie komm ich drauf? Richtig, ich wollte ja auch mal etwas Spektakuläres vermelden, von dem Megaevent in meiner Nachbarschaft berichten. Was ja auch um so toller ist, weil ich aktiv dabei war, also nicht nur als LeserReporter. Wo ich gerade bei dem Megaevent bin, ich bin ehrlich, ich habe mir neulich ein nagelneues Buch gekauft, aber nicht … Nein, ich fand es ausnahmsweise einmal passender, das Buch "Dann bin ich auf den Baum geklettert" vom Dirk Rossmann auch bei ihm im Laden, im Rossmann Drogeriemarkt zu kaufen. Immerhin, offline, im Auerberg, in der Auerberger Mitte (und der Kindle ist noch weiter in die Ferne gerückt).

Apropos Nachbarschaft und Buch - der Megaevent. Der Trend geht ja überall zum Megaevent und zum Extremen. Hauptsache neu, Hauptsache mega und, vor allem, extrem. Ich habe da mal wieder bei Wikipedia nachgeschaut, was denn eigentlich unter Extremsport zu verstehen ist, und da heißt es: Unter Extremsport versteht man das Herangehen an äußerste sportliche Grenzen. Das bedeutet für den Extremsportler eine außergewöhnliche technische, logistische, physische oder psychische Herausforderung, die meist mit hohen Risiken für Leben und Gesundheit verbunden ist.

Ich mein, hallo, Bungeejumping haben wir doch alle schon gemacht. Dafür lockt uns doch keiner mehr hinter dem Ofen hervor. Oder Zorbing und Parkour, geschenkt. Ich halte dagegen mit Outdoor-Human-Chaining. Hab ich gemacht - und es war so, wie bei Wikipedia gelesen: hohes Risiko für Leben und Gesundheit, aber so was von. Es war eisekalt und stürmisch mit Sturmböen, die Kälte kroch in sämtliche Poren, vor allem in die Finger. Herabfallende Dachziegel bedrohten das Leben. Und spektakulär war die logistische Herausforderung allemal. Der Bonner Generalanzeiger schrieb: Eine Menschenkette der besonderen Art sorgte im Bonner Stadtteil Tannenbusch für Aufsehen. Von Mensch zu Mensch und unter großer Sorgfalt wanderten mehr als 3000 Bücher über den Paulusplatz in Bonn-Tannenbusch in ihre neuen Regale, weil die Buchhandlung "Unsere Buchhandlung am Paulusplatz"  von ihrem alten Standort in das ehemalige Kreissparkassen-Gebäude am Paulusplatz umzog. Über Facebook, Flyer und überwiegend Mund-zu-Mund-Propaganda waren Freunde, Nachbarn und  Kunden angesprochen worden, die Bücher von einer Hand zur anderen Hand zu reichen und so in den neuen Laden zu bringen.

Was das Lesen anbelangt, sage ich, geht der Trend eindeutig zum Outdoor-Fast-Book-Title-Reading: Du triffst dich flashmobartig mit vielen Menschen, jeder ein Buch in der Hand, und stellst dich im Kreis auf. Beim Weiterreichen liest du den Titel und erfährst gleichzeitig vom Vordermann eine kurze Inhaltsangabe nebst Kritik.

Ich hab` übrigens vor, demnächst da mal in meine Buchhandlung reinzugehen, mir ein Buch zu schnappen und laut zu pöbeln: "Also, ich hab' das Gefühl, das Buch hier ist schon durch zig Hände gegangen. Das kauf' ich doch nicht." Scherz!!

Mittwoch, 27. März 2019

Kompression in Swarovski-Funktionswäsche


Wie oft ich das ja mittlerweile mitkrieg', dass die Fünf demnächst ihren Platz auf der Zehnerstelle räumt und bestenfalls mal bei den Einern auftaucht. Bestes Beispiel, der Einkauf bei meinem Lieblingsdiscounter: Bis vor kurzem hätte ich noch gesagt, einfache Übung für mich. Aber neulich hat mich der Einkauf dort so was von geschlaucht, sowohl mental als auch motorisch. Mental, weil, die hatten das Ladenlokal vollkommen umgebaut und als ich dann zum ersten Mal dort wieder einkaufte: Kein Produkt stand an seiner alten Stelle. Ich war so was von in Schweiß, als ich endlich an der Kasse ankam. Und dann musste ich auch noch meine Waren von der anderen Seite aufs Band legen. Mein Leben lang habe ich bei meinem Lieblingsdiscounter meine Waren rechts von mir auf das Kassenband gelegt. Und jetzt war es auf der linken Seite. Das war für mich so, wie wenn andere in England Auto fahren müssen. Von wegen, schaff ich mit links. Wo ich gerade bei meinem Lieblingsdiscounter bin. Was mir auch auffällt: Wenn der in seinem Werbeblättchen unter den Lettern "Bleiben Sie im Alter mobil" Alltagshelfer für Senioren  bewirbt: Die Herrschaften, also die Models, die dazu abgebildet sind, sind um einiges jünger als ich.

Apropos Alter. Was richtig blöde ist, wo du richtig aufpassen musst. Mal angenommen, du hast dich als Frau in meinem Alter für ein Date so richtig  aufkristallt. Ich komm deshalb auf  Kristalle und auch da kannst du wieder mal sehen, also zu meiner Zeit hätten die für ihre Kompressionsstrümpfe definitiv keine Werbung in meinem SCHAUFENSTER gemacht. Schlimm genug, wenn du als alter Mensch Kompressionsstrümpfe tragen musstest. Aber das Thema wurde beim Arzt abgearbeitet oder da, wo es Rollstühle gab. Früher hast du nur Kompressionswäsche getragen, wenn es unbedingt notwendig war. Aber als ich neulich in meinem SCHAUFENSTER die Werbung las, habe ich doch allen Ernstes darüber nachgedacht, ob ich nicht auch Verwendung für dieses Produkt habe.
Hieß doch die Überschrift: Motive aus Swarowski-Kristallen für rund- und flachgestrickte mediven Kompressionsstrümpfe. Für die besonderen Momente (!) biete medi eine Extraportion Glamour. Jetzt können die rund- und flachgestrickten mediven Kompressionsstrümpfe mit den exklusiven Motiven aus Swarovski-Kristallen veredelt werden. Seit mehr als zehn Jahren arbeite medi ausschließlich mit Swarovski-Kristallen. Sie stehen für höchste Präzision sowie modernste Schleiftechnologie und sorgen auf dem Produkt für Stil und einen Hauch Glamour. Viele Patienten schätzen die Option, ihre Versorgung mit Swarovski-Kristallen zu veredeln. Zuletzt der Verweis auf die kostenlosen Info-Broschüren "mediven Hauttöne" und "Besenreiser und Krampfadern".

Was soll ich sagen, spontan fiel mir das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters ein. Dort wurde unlängst auch Kompressionsfunktionswäsche feilgeboten: "Die ergonomische Kompressionspassform erhöht die Durchblutung und reduziert das Verletzungsrisiko beim Sport, packt die Muskulatur fest und verbessert die Performance. Enganliegende Passform wie eine zweite Haut, stilvoll und slim-fit aussehen."
Ich sag ja, früher hast du so was nur getragen, wenn du musstest. Heutzutage, um slim-fit auszusehen. Also wenn ein Date kein besonderer Moment ist, dann weiß ich es nicht. Und für die Durchblutung ist es allemal gut, und Prophylaxe geht ja heute ohnehin über alles. Und fürs Flugzeug allemal. Ich hab mir jedenfalls zwei Paar gekauft.

Wie komm ich drauf. ach ja, ich stell mir jetzt halt vor, ich hab in meinem Alter ein Date, selbstredend ganzkörpermäßig in Swarovski-Funktionswäsche gepresst. Es ist Frühling, das Wetter spielt mit (aber es ist bitte noch nicht so warm, dass ich in meinen Kompressionsstrümpfen zugrunde gehe) und wir  können uns auf dem Münsterplatz beim MIDI nach draußen setzen. Und bei so einem Date, ich komm deshalb drauf, weil neulich hieß es in einem Artikel: Du bekommst keine zweite Chance auf einen ersten Eindruck. Wenn wir jemanden kennenlernen, hoffen wir, dass wir nichts Falsches sagen oder uns sonst irgendwie daneben benehmen. Aber bevor wir überhaupt die Chance bekommen, unser Gegenüber mit unserem brillanten Witz und unseren Kenntnissen zu beeindrucken, hat er sein Urteil über uns gefällt – in weniger als drei Sekunden. Innerhalb von Sekunden treffen wir Entscheidungen über den Charakter, den gesellschaftlichen Status oder den Geschmack des anderen.
Die amerikanische Website Business Insider hat anhand von wissenschaftlichen Studien zusammengestellt, welche Charaktereigenschaften dir innerhalb von wenigen Sekunden zugeschrieben werden: In einer zehntel Sekunde entscheiden andere, ob sie dich für vertrauenswürdig halten. Dein Status macht sich unter anderem daran fest, ob du Markenkleidung trägst oder nicht. Leuten, die etwa Lacoste oder Hilfiger tragen, wird automatisch ein hoher Status zugeschrieben. Du schaust deinem Gegenüber in die Augen? Gut so, denn dann hält er dich für klug. Eine Brille zu tragen und sich ausdrucksvoll zu äußern, trägt ebenfalls zu diesem Eindruck bei. Gut sitzende Kleidung zu tragen, unterstützt die Einschätzung, dass du erfolgreich bist. Frauen mit Tattoos werden für promiskuitiver und trinkfester gehalten als Frauen ohne Tätowierungen.

Ich habe mir jetzt nicht extra ein Tattoo stechen lassen! Sehe aber mindestens zwanzig Jahre jünger aus, dank Kompression und Swarowski - übrigens auch an den Ohren, die Kristalle, nicht die Kompression. Bin so was von witzig, mach alles richtig und denk, es läuft, lehne mich entspannt zurück, schaue über den Münsterplatz hinweg am Beethoven vorbei auf das Eckgebäude und sage: "Wenn ich bedenk', jetzt ist da der Aldi und der dm-markt drin. Ich sag häufig noch Hertie dazu." Und mein Gegenüber bietet mir den Strohhalm an und verbessert mich: "Du meinst wohl Karstadt." Aber mir ist nicht zu helfen, vollkommen tiefenentspannt rase ich in mein Unglück und sage: "Nein, zu meiner Zeit war das Hertie, aber das ist schon lange her."

Oh, er sei sowieso schon spät dran, er habe noch einen Termin, der Kaffee ginge auf ihn.

Mittwoch, 6. März 2019

Schlechtes Timing - oder sollte das so?

Schlechtes Timing - oder sollte das so?

Ich hatte ja neulich schon mal ein Beispiel für schlechtes Timing gebracht: Wenn mein SCHAUFENSTER auf ein und derselben Seite gleichzeitig für den Weihnachtsmarkt und gegen Fußpilz wirbt. Und die Fenster putze ich nach dem Birkenpollenflug, nicht vorher!

Ich komm deshalb drauf, weil, was das Timing betrifft, da haben die Verantwortlichen in Saudi-Arabien aber so was von was falsch gemacht - oder sollte das vielleicht so? Mir als Frau soll's ja egal sein. Hieß es doch zu Beginn des Jahres, die Liberalisierung in Saudi-Arabien gehe voran: Das Justizministerium erklärte, dass Frauen ab sofort vom Gericht per SMS „über jegliche Änderung ihres Familienstandes benachrichtigt“ werden. Sie könnten zudem alle Dokumente über eine Beendigung ihrer Ehe auf der Internetseite des Ministeriums einsehen. Das sei eine schlechte Nachricht für einige Männer. Nicht selten kommt es in Saudi-Arabien vor, dass sich Männer heimlich scheiden lassen.

Apropos Timing, ich weiß nicht, was die Fernsehverantwortlichen sich dabei denken, dass die Serie "Vorstadtweiber" so was von handverlesen, also dass es da so was von wenige Folgen, und dann auch noch in unakzeptablem Abstand, ausgestrahlt wird. Ich hatte ja schon mit dem Leben abgeschlossen. Ja, 2012 stand ich kurz davor - nachdem die letzte Folge von "Desperate Housewives" ausgestrahlt worden war. 180 Folgen in acht Staffeln lagen hinter mir und vor mir gähnende Leere, ein tiefes Loch. Was habe ich damals jede einzelne Folge genossen! Und ganz besonders hatte ich so was von Spaß an Gabrielle Solis' Erziehungsstil. Mit welch erfrischendem Egoismus sie ihre Rolle als Mutter wahrnahm. Aber auch wie sie ihrem blinden Ehemann Carlos klarmacht, dass sie es ist, die unter seiner Blindheit leidet und nicht er. Eine meiner Lieblingsszenen: Sie fragt ihn, ob er Lust auf eine Spritztour im Cabriolet hat. Was freut sich da der Blinde! Sie fährt mit ihm zum Schönheitssalon, er will mit aussteigen, sie lässt ihn aber drin sitzen. Bis er ihr nach Stunden draufkommt, als er im Auto vor der Sonne ungeschützt auf Gabrielle wartet. Die hat ihn nämlich nur deshalb mitgenommen, damit sie während ihres Beauty-Aufenthalts auf einem Behindertenparkplatz parken kann.

Wie dem auch sei, was ja erschwerend hinzukam, obwohl diese Dramedy so was von ein Erfolg war, hatte keine Sau in meinem Umfeld sie gesehen. Zumindest hat es keine zugegeben. Ich trauerte also allein und mein Leben ging seinen traurigen Gang, bis die Österreicher mit ihren Vorstadtweibern ein Einsehen mit mir hatten. Da geht es um fünf Frauen, denen es in ihrer vermeintlich heilen Wohlstandswelt der Wiener Vorstadt eigentlich gar nicht besser gehen könnte: lukrative Ehen, teure Kleider, kurzum ein Leben voller Luxus. Doch dann wird eine von ihnen von ihrem Ehemann mittellos vor die Tür gesetzt. Auch die Fassade der anderen Frauen beginnt zu bröckeln und sie befürchten, dass es ihnen genauso ergehen könnte. Korruption, Intrigen und eine Menge Leichen im Keller prägen den Alltag der Wiener Vorstadt. Während ihre Gatten in illegale Geschäfte verstrickt sind, bereiten die Frauen einen finanziellen Befreiungsschlag vor.

Ja, mein Leben hatte seit dem 5. Mai 2015 wieder einen Sinn. Und dass ich da wieder mutterseelenallein stand, war ich ja bereits gewohnt und störte mich nicht. Auch die Presse war sich ja nicht einig. So meinte die Marie Schmidt in der Zeit: „Es tut einem ein bisschen leid um formidable Schauspieler wie Nina Proll, Simon Schwarz und Bernhard Schir. Und besonders um das Charaktergesicht von Gerti Drassl, das sich gelegentlich zu einer zuckrigen Puppenfratze verzieht, als wollte sie das Luxusweibchen-Getue doch noch ins Groteske ziehen.“ Im Wochenmagazin Focus hieß es: "Die Vorstadtweiber lügen, intrigieren und spielen so falsch, dass sie sich buchstäblich vor Selbstekel übergeben müssen. Völlig unvermittelt schlagen Handlung oder Dialoge immer wieder eine unerwartete Richtung ein. Das macht den Reiz der Serie aus. Vulgär, derb und platt ist die Sprache. Und dann wieder entwickeln sich wunderbar absurde und umso wahrhaftigere Dialoge.“ Seit der Serie bin ich ja so was von ein Fan von der Gerti Drassl. Die wurde übrigens, liebe Frau Maria Schmidt, 2017 mit dem Deutschen Schauspielerpreis als beste Schauspielerin in einer komödiantischen Rolle für ihre Darstellung in Vorstadtweiber geehrt.

Ich komm deshalb auf die Gerti, weil, im Juni 2018 hatte es ja geheißen, das Fahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien sei aufgehoben. Erstmals in der Geschichte Saudi-Arabiens dürften Frauen in dem islamisch-konservativen Königreich ans Steuer. Wenn ich da jetzt an das Ende der ersten Staffel meiner Vorstadtweiber denke, da heißt es bei Wikipedia: In der Schlussszene der ersten Staffel unternimmt Maria einen Mordversuch an ihrem Mann Georg. Georg konnte Marias Mordversuch überleben und muss vorerst im Rollstuhl sitzen. Mal ganz abgesehen davon, dass ich die Szene total anders interpretiere: Die Maria hat halt beim Rückwärtsreinsetzen in die Garage Bremspedal und Gas verwechselt und dabei leider dem Georg, der hinten an der Garagenwand stand, die Beine rollstuhlreif gefahren (Lustig, noch eine Szene, in der die Frau den Mann piesackt - und beide finde ich so was von toll!)

Wie komm ich drauf, ach ja, Timing. Ich stell mir das so vor: Wenn die Verantwortlichen in Saudi-Arabien zuerst das mit der Scheidungs-SMS verkündet hätten. Denn da gibt es ja jetzt bestimmt die ein oder andere Frau, die so was von eine Wut auf ihren Exmann hat, dass sie den bei sich nächst bietender Gelegenheit mit dem Auto … Wenn man da jetzt erst einmal einige Zeit hätte ins Land gehen lassen, bis sich so die erste Aufregung gelegt hat. und dann den Frauen das Recht zugestanden hätte, Auto zu fahren. Da wäre wegen der allgemeinen Frauenfreude über die Fahrerlaubnis aber auch die letzte Wut einer Exfrau verraucht. Es könnte aber auch sein, dass in dem Fall tatsächlich schon Frauen verantwortlich zeichnen - und dann sollte ja die Reihenfolge so sein!

Mittwoch, 6. Februar 2019

Das Urkännchen und der Kawenzmann

Passend zur Jahreszeit lautete neulich die Überschrift in meinem SCHAUFENSTER: "Recht so?! Tipps für Karneval." Und weiter, Karneval mache Freude - doch manchem könne es auch zu bunt werden. Der Roland-Partneranwalt Frank Braun von der Kanzlei Rechtsanwälte Braun & Partner in Köln gibt Tipps für ein närrisches Treiben ohne rechtlichen Ärger. Zunächst einmal ging es in dem Beitrag ums Kostüm: Clown, Pirat oder Cowboy. Mit diesen Dauerbrennern könne man natürlich nichts falsch machen. Manch einer mag's kreativer und greift zum besonders ausgefallenen Kostüm. Aber wie sieht es aus, wenn das gewählte Kostüm zu freizügig oder gar angsteinflößend ist? Wenn man sich als Schwerverletzter, Gruselclown oder Nackedei verkleidet? "Regelrechte Einschränkungen für Kostüme gibt es selbstverständlich nicht. Aber es gibt eine Reihe von Schutzvorschriften im öffentlichen Raum", so der Jurist. Sein Tipp: "Kostüme sollten fröhliche Übertreibung sein - aber nicht zu viel negative Realitätsnähe zeigen oder gar anstößig sein. Das vermeidet Schwierigkeiten, nicht zuletzt mit der Polizei", so der Jurist.

Safety first, sage ich da nur, da bist du auf der sicheren Seite! Was für tolle Tipps vom Herrn Braun! Was war ich froh ob dieser Tipps des Herrn Braun. Klar war, Trump-Maske stand jetzt nicht mehr zur Disposition - und Löw-Maske ging auch nicht. Ich hab dann einfach mal in Online-Shops geschaut, was überhaupt so an Kostümen angeboten wird. Praktisch, die hatten das nach Kategorien geordnet. Kategorie "Horror" hab ich selbstredend erst gar nicht angeklickt. Bei "Aus aller Welt: Asien, Orient und Folklore" und "Religionen" war ich mir aber jetzt auch sehr unsicher in diesen Zeiten, dass ich da vielleicht von wegen "zu viel negative Realitätsnähe". Wo ich schon mal dabei war, hab ich auch mal bei "Schulmädchen & Bunnys" reingeschaut. Hallo, das müssen wir Frauen vorab aber noch mal ganz deutlich kommunizieren. Also den jungen, testosterongesteuerten, überaus integrierwilligen Männern (wobei ich natürlich nicht weiß, ob es sich um Frauen, eingesperrt in einem männlichen Körper, handelt) müssen wir das noch mal ganz deutlich sagen, dass das nur Kostüme sind. Dass so ein Kostüm nichts, aber auch wirklich gar nichts mit unseren geheimen Fantasien und Wünschen zu tun hat. Und dass wir da in keinster Weise auf die niedrigen Instinkte der Männer abzielen. Sonst kommen die noch ganz durch den Tüdel, die Männer mit und ohne Migrationshintergrund.

Ich war jetzt jedenfalls so was von paralysiert nach der Lektüre, dass ich mich noch nicht mal traute auf "Wilder Westen" zu klicken. Das mit den Cowboys und Indianern liegt zwar schon etwas länger zurück, aber ich muss da ja jetzt nicht mit einem Cowboy-Kostüm alte Wunden aufreißen. Insofern gehe ich da sogar noch einen Schritt weiter als unser Jurist. Blieb noch die Kategorie "Sport". Und da muss ich jetzt sagen, soll ein Mann (ein heterosexueller Mann, der sich damit abgefunden hat, dass er einen Penis hat), soll ein Mann das mal verstehen! Dass die Frau sich für das Kostüm "Sexy Cheerleader", "Sexy Formel 1 Pilotin" oder "Sexy Boxenluder" entscheidet und sich nichts dabei denkt! Holla, die Waldfee! Also wenn da nicht doch der psychologische Psychotherapeut dran ablesen kann, was wir Frauen wirklich wollen, dann weiß ich es nicht. Ich war kurz davor, mir das "Cosy Suit Sumoringer"- Kostüm in den Einkaufskorb, bin dann aber noch mal auf "Tiere". Was soll ich sagen, völlig anderes Sortiment: "Freche Fledermaus", "Sexy Bienenkönigin" und "Hinreißendes Häschen".

Wie gesagt, ich war so was von verunsichert, dass ich mich dann, und da kann jetzt meiner Meinung nach keiner was gegen haben. Neulich las ich nämlich in der Zeitung (okay, jetzt ist es raus, ich schmökere nicht nur ausschließlich in meinem SCHAUFENSTER) Zipperts Wort zum Sonntag. Er schrieb, dass das international gültige Maß für ein Kilogramm neu definiert worden sei. Das in Paris gelagerte "Urkilogramm" aus eitel Platin habe ausgedient, ab jetzt werde alles mit einer, natürlich hoch komplizierten Formel berechnet, und jeder könne sich sein Urkilogramm selbst herstellen. Sehr große Gewichte müssen außerdem mit der neu geschaffenen Einheit "Kawenzmann" ("L'homme du Kawenz") bestimmt werden. Mittelschwere Gewichte werden dagegen mit dem "Oschi" definiert, hier gilt: 10 Oschis = 1 Kawenzmann. Ganz genau lässt sich nun auch der Grad der Beschränktheit einer Person festlegen, und zwar mit der neu geschaffenen Einheit "Vollpfosten" (L'idiot). Der Urvollpfosten aus Teakholz wird im Internationalen Büro für Maß und Gewicht (BIPM) trocken gelagert. Doch nicht alles wurde geändert. Eine Messgröße ist nach wie vor gültig und wird in einem geheimen Tresor in der Kaffeeküche der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig aufbewahrt: das Urkännchen - Maßeinheit für warme Getränke, die nur im Außenbereich serviert werden dürfen.       

Wie komm ich jetzt auf den Vollpfosten? Ich war ja eigentlich beim Herrn Braun, dem Roland-Partneranwalt Frank Braun von der Kanzlei Rechtsanwälte Braun & Partner. Da sieht man mal wieder, was eine gute Ausbildung - beim Frank jetzt das Jurastudium - wert ist. Weil, in dem Beitrag hieß es weiter: Wer verkleidet zur Arbeit erscheinen möchte, sollte grundsätzlich vorsichtig sein: "In vielen Unternehmen gibt es eine Kleiderordnung, die häufig auch Teil des Arbeitsvertrages ist." Sein Tipp: "Klare Absprache mit dem Chef vor dem Kostümeinsatz, um ein Abmahnung zu vermeiden." Gleiches gelte übrigens auch, wenn man nur mit einem Gläschen Sekt anstoßen möchte: "Man sollte das immer mit dem Vorgesetzten klären. Andernfalls riskiert man eine Abmahnung durch den Arbeitgeber, die leicht zu vermeiden gewesen wäre." Heißt für mich jetzt, einfach immer den Chef vorher fragen, da bist du auf der sicheren Seite.

Ich hab mich entschieden, ich gehe als Vollpfosten. Für mich zwar die allzu negative Realität, aber ich seh' mich ja selbst nicht. Hauptsache, ich verstoße nicht gegen die Schutzvorschriften im öffentlichen Raum und mein Arbeitgeber hat es abgesegnet - nicht wahr, Herr Frank? 

Mittwoch, 16. Januar 2019

Dass das Futur II mal zum Zuge kommt - einfach toll!


Nur nebenbei, Weihnachten ist vorbei, Silvester ist gelaufen, die Sternsinger sind durch (bis ich das mal geschnaggelt habe, dass das gar keine echte Kreide ist, sondern ein vorgefertigter Druck) und - ich hatte bis jetzt noch keine Weihnachtsfeier im Kreise der Kollegen. Ich komm deshalb drauf, weil, ich weiß noch, wie ich Ende November vor meinem Kulturraum Auerberg ein Plakat von dem Thilo Seibel sah. Darauf lud er mich zu seinem politischen Jahresrückblick ein. Und mein erster Gedanke damals: Oh Gott, Dezember, Weihnachtsfeier und Co. lassen grüßen. Da kommt mir der Thilo aber so was von ungelegen! Wobei mir natürlich schon klar war, dass du einen Jahresrückblick nicht unbedingt Ende Juni machen kannst - es sei denn, du nennst dein Programm Halbjahresrückblick.

Ich habe dann aber doch mal einen Blick in meinen Terminkalender geworfen und, siehe da, an diesem Termin (im Dezember!) nichts! Okay, nichts auf den ersten brillenlosen Blick. Was nichts heißen muss. Weil, mittlerweile liegt bei uns in jedem Zimmer mindestens eine Brille und neben der Waschmaschine zusätzlich eine Lupe, mit der ich die Dosierungsanleitung auf dem Waschpulver lese, so klein, wie das da drauf steht. Was aber auch zusätzlich unpraktisch ist, nicht jede Brille, die so rumliegt, hat die aktuellen Werte. Ich habe momentan 2 Dioptrien, aber es liegen auch immer noch die Brillen mit 1,5 Dioptrien herum. Aus einem ganz einfachen Grund: Sie sehen so was von chic aus. Die habe ich mir ja nicht umsonst jeweils passend zum Outfit gekauft. Ich kann mich einfach nicht von denen trennen! Und außerdem ist es ja auch ein Unterschied, ob ich mich zwischen dem Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters und meinem SCHAUFENSTER entscheiden muss. Wobei, die beiden kann ich ohne Brille auseinander halten. "Tipps gegen die Sturzgefahr", die recht großen Lettern in meinem SCHAUFENSTER gingen auch noch ohne Brille. Aber die Überschriften über den einzelnen Abschnitten, da brauchte ich dann schon die 1,5 Dioptrien. "Stolperfallen eliminieren" zum Beispiel hat mich total interessiert und dann habe ich eine Brille mit 2 Dioptrien aufgesetzt, um die Zeilen darunter lesen zu können. Da hieß es, Räume, die mit zu vielen Möbeln vollgestellt sind, bergen für alte Menschen ein zusätzliches Unfallrisiko. Was war ich da noch mal im Nachhinein froh, dass wir, um den möglichen Flammen des lichterloh brennenden Adventskranzes  und Tannenbaumes kein Futter zu geben, mehr oder weniger kein Mobiliar mehr besitzen!  

Was ich aber eigentlich sagen wollte, auch mit Brille in optimaler Dioptrienstärke: kein Termin, gähnende Leere, kein Termin an einem Samstag. Und da bin ich jetzt ehrlich, das geht so was von nicht! Mir fiel dann aber auch ein, warum der Dezember doch nicht so voll war wie gedacht. Weil, ich weiß nicht, wie es Ihnen ergeht? Weihnachtsfeiern finden neuerdings entweder schon im November statt, weil es ja im Dezember dann zu eng wird, oder im Januar oder Februar. Da kann es dann natürlich auch schon mal zu Gerangel mit dem Straßenkarneval kommen - im Februar oder März. Was mich jetzt nicht wirklich stört. Ich persönlich habe überhaupt kein Problem, als Weihnachtsbaum am Karnevalssamstag mein Weihnachtsessen zu genießen.

Ich war jedenfalls bei Thilo Seibel und was ich jedem nur empfehlen kann: vorher gründlich ausschlafen - und danach eine Woche Urlaub nehmen. Ich war durch, mich konnte man auswringen, so viel Politisches hoch dosiert. Was ja zusätzlich das Schlimme dabei ist, so brillant witzig der Thilo das mir auch serviert hat, es sind ja Wahrheiten. Aber gut, politisches Kabarett eben, das wusste ich vorher.

Wie witzig er über Politiker wie Doofprinte, die Hundekrawatte und das Söder spricht. Mit welch leichter Ernsthaftigkeit er uns das Psychogram von der Frau gibt, die den Satz des Jahres formulierte. Mit welch brutaler Witzigkeit er uns die Ereignisse mit ihren Personen in Chemnitz vor Augen führt, allen voran die Mutti aller Probleme, die diese Worte sprach (und hier sächselt der Thilo!): "Hase, du bleibst hier!" Und mit welch grausamer Lustigkeit er über den "Mord aus Versehen" in der saudiarabischen Botschaft spricht. Was aber den Herrn Seibel zu einem Genie auf seinem Gebiet macht: Eben ist er noch in Ankara bei dem zersägten Journalisten und keine zwei Minuten später in Kitzbühel zur Eröffnung der Skisaison. Wo die Skifahrer bei 21 Grad den Hang auf eigens durch Snowfarming konserviertem Schnee hinunterfahren - und daneben stehen Wanderer in Shorts auf grünen Wiesen. Und wo ich gerade im Süden bin: Wenn er dem österreichischen Kanzler Kurz eine Frau wünscht, die mit Nachnamen Schluss heißt und auf einem Doppelnamen besteht. Wenn er die Raucherzonen auf deutschen Bahnsteigen, die mit gelben Streifen gekennzeichnet sind, mit einer Urinzone im Schwimmbecken vergleicht, schlägt er, was mich betrifft, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Erstens finde ich es einfach nur witzig und zweitens kann ich ganz kurz durchatmen, bevor es dann weiter mit Trump und Co geht. Auch eine schöne Idee vom Herrn Seibel, das präventive Seufzen, nicht das Seufzen im Nachhinein, sondern im Vorhinein: Es wird einmal eine gute Zeit mit Angela Merkel gewesen sein.
Was freut sich da das Futur II, dass das auch mal zum Zuge kommt!

Was das Tolle ist, in diesem Jahr kommt der Thilo Seibel wieder, am 30. November, in meinen Kulturraum Auerberg. Ich habe schon eine Eintrittskarte gekauft und Urlaub eingereicht für danach, zur Rekonvaleszenz.