Mittwoch, 29. Dezember 2021

Zwei Blatt oder zwei Blätter Klopapier?

Wie ich letztens ja schon anmerkte, eigentlich müsste ich mich ja freuen, dass das mit dem Hören und dem Sehen noch so was von gut funktioniert, in meinem Alter. Aber ganz anders! Weil, schau, was ich da fotografiert habe!


Was genau haben da welche Flitzpiepen missverstanden? Oder neulich hatte ein Vollpfosten auf einer Reihe angeketteter Einkaufswagen eine Pizza verteilt. Da würde ich mir wünschen, mein Augenlicht hätte stark nachgelassen - aber dann kommst du auch nicht mehr heil über die Straße - auch blöd!

Aber jetzt ganz was anderes. Neulich hieß es in meinem "Schaufenster" direkt auf der Vorderseite unter den Lettern "Weiter top informiert": Papiermangel trifft auch die Anzeigenblätter. Ab dieser Woche erscheint das "Schaufenster" mit weniger Seiten als gewohnt. Der Grund dafür ist, dass nicht ausreichend Papier für den Druck von Zeitungen und Zeitschriften auf dem Markt verfügbar ist. Vieles ist in der Corona Pandemie zur Mangelware geworden. So auch das Altpapier. Weil das Papier für unsere Anzeigenblätter zu 80 Prozent aus Altpapier hergestellt wird, trifft auch uns diese Krise auf dem internationalen Markt. Wie schon einige Tageszeitungen sind daher nun auch wir gezwungen, den Umfang unserer Ausgaben bis auf Weiteres leicht zu reduzieren. Der Verlag bittet um Verständnis bei allen Leserinnen und Lesern, aber auch bei allen Kundinnen und Kunden. Vermutlich werden für einige Zeit nicht alle Anzeigenwünsche berücksichtigt werden können. Wir werden die Situation jedoch von Woche zu Woche beobachten und versuchen, unter den gegebenen Umständen die Wünsche der Leserinnen und Leser sowie der Kundinnen und Kunden bestmöglich umzusetzen.

Spontan dachte ich, wie viel mehr Platz für andere Themen es hätte, würde es nicht immer Leser und Leserinnen und Kunden und Kundinnen heißen. Ich mein, jetzt, wo es mangels Papier weniger Druckfläche gibt. Ganz abgesehen davon, mein Leben ist endlich und hat eigentlich mal jemand ausgerechnet, wie viel unnütze Lesezeit ich mit diesem Genderdings verbringe? Warum nicht einfach nur Leserinnen? Da steckt der Mann (wobei, Mann geht ja auch nicht mehr, oder?) doch schon drin. Oder nur Lesende und Kundende. Egal, Hauptsache nicht alles platzverschwendend doppelt.

Was ich dann aber dachte. Also, ich geb zu, irgendwann hab ich das dann wieder gelassen, das mit dem Mehrere-Male-Benutzen. Ja, es gab bei mir schon Zeiten, da stellte ich mir vor. Wenn du da die Leute gesehen hast, wie sie das Zeug in Sparpackungsgröße aus dem Super- markt schleppten. So ganz ohne Panikattacken ging das bei mir nicht ab. Ich hab dann, also wie soll ich es dir jetzt erklären? So ganz unbeschwert geht man ja dann doch nicht ins Eingemachte. Also so ganz unbefangen bin ich jetzt nicht, wenn ich dich, horch!, mit aufs Klo nehme. Wenn ich Pipi mache, brauche ich immer zwei Blättchen Klopapier. (Wenn du Zeit hast, kannst du dich gerne da mal reinfräsen: ob und warum du zwei Blatt oder zwei Blättchen sagen kannst.) Und die habe ich dann in diesen Monaten gebrauchtermaßen auf die Heizung zum Trocknen gelegt - aus nackter Panik, dass ich irgendwann mal ohne dastehen würde. Aber, ja, ich gebs zu, irgendwann hab ich das dann wieder eingestellt. Hätte ich das mal besser nicht getan! Aber da machst du dir halt keine Gedanken, was dein Verhalten, also in dem Fall mein Fehlverhalten für langfristige Konsequenzen hat. Weil, es ist ja nicht nur mein "Schaufenster", das nun unter meiner Prasserei leidet. Das zieht sich ja durch bis zum Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters. Ja, der hatte zeitweilig auch Engpässe!

Jedenfalls, wo will ich hin? Als ich letztens eine Klorolle wechselte, fiel es mir wie. Das Klopapier, das ich bei meinem Lieblingsdiscounter kaufe, nennt sich Recycling Toilettenpapier. Und, hallo, ist aus 100% Altpapier hergestellt! Wenn du dir das vorstellst, hätte ich nicht nachgelassen mit dem Recyceln meiner benutzten Klopapierblättchen, hätte es womöglich mein "Schaufenster" in seinem gewohnten Format weiter geben können! Wobei, ich bin ehrlich, hätte es den Artikel nicht sofort auf der ersten Seite gegeben, ich weiß gar nicht, ob mir das aufgefallen wäre, dass mein "Schaufenster" ein wenig abgespeckt hatte. So viel wie da immer an Werbeprospekten drin ist. Trotzdem, wenn ich gewusst hätte, was da für ein Rattenschwanz dran hängt!

Aber, meine Unmäßigkeit, ich sag nur, Not macht erfinderisch! Da haben sich meine beiden Hübschen einfach mal zusammengetan, mein "Schaufenster" und mein Lieblingsdiscounter. Weil, als es für Selbigen für ein Werbeblättchen auch nicht reichte, hat er einfach bei meinem "Schaufenster" eine Doppelseite Werbung geschaltet. Was habe ich mich da gefreut, dass die beiden auf diese Art zusammengekommen sind!

Wo ich auch so was von merke, also dass ich. Zu meiner Zeit, als mein Traummann und ich die ersten und einzigen Kunden bei ALDI waren, da kannten wir ganz, ganz viele Menschen, die bei ALDI maximal nur Zucker und - horch! - Klopapier kauften. Weil, wenn du bei ALDI eingekauft hast, wusste halt jeder, dass du schon auch aufs Geld schauen musst. Am besten hast du damals beim ALDI heimlich eingekauft. Und gerade versucht mein Lieblingsdiscounter, seine eigene Marke aufzubauen: ALDImania! Da solls wohl hingehen: dass du dir in Zukunft das komplette Hosenbein nicht mehr mit riesigen Lettern "HOLLISTER" verschandelst, sondern mit ALDImania.


Mittwoch, 8. Dezember 2021

Mit dem Bagger zum Lagerfeuer

Wie ich letztens ja schon anmerkte, also was meine Sinnesorgane im Alter betrifft, kann ich nicht klagen. Trotzdem krieg ich natürlich an allen Ecken und Kanten mit, dass die Dings mittlerweile kürzer ist als die Vergangenheit, von der Wahrscheinlichkeit her. Erst neulich teilte mir doch meine Versicherung mit, dass … Das musst du dir mal vorstellen! Dass du irgendwann in deinem Leben, gefühlt ist das eigentlich in einem ganz anderen Leben passiert. Ich weiß noch ganz genau, wie ich überlegte, was ich da für ein Fälligkeitsjahr eintragen soll. Dass ich dachte, wer weiß, ob ich da überhaupt noch lebe. Also die Lebensversicherung sei jetzt fällig und würde mir demnächst ausgezahlt, teilte sie mir postalisch mit, die Versicherung. Da hab ich mich so was von alt gefühlt!
Und noch einen draufgesetzt: Einige Tage später bekam ich wieder einen Brief von selbiger Versicherung mit folgender Überschrift: Für mehr Zusammenhalt in einer schweren Zeit. Ich fragte mich, von welchem Zusammenhalt in welchen schweren Zeiten sprechen die. Dachte, klar, spontan an das Balkon-Applaudieren oder das Einkäufe-vor-die-Tür-Stellen. Aber nein, die machten mir ein Angebot für eine: Es sei traurig aber wahr, das Thema Bestattungskosten könne innerhalb der Familie leider zu Diskussionen führen. Angehörige können sich teilweise nur schwer darauf verständigen, wer sich mit welchen Kosten an den notwendigen Ausgaben beteiligt.
Hallo! Jetzt wissen die, dass sie mir gerade die Lebensversicherung ausgezahlt haben, ich also liquide bin, und schon kommen die mit ihrem Angebot für eine Sterbegeldversicherung. Ich habe der Versicherung zurückgeschrieben, dass ich Diskussionen nach meinem Ableben nicht scheue. Und, ja, in dem Zusammenhang habe ich das mit den Kosten aber mal in die "Drei Töchter WhatsApp-Gruppe" gestellt. Seitdem herrscht Funkstille.

Wo ich auch letztens fein an mein Alter erinnert wurde. Ich komm deshalb drauf, weil es am Samstag, es war der 13.Dezember 2014, im Bonner-Generalanzeiger "Das Lagerfeuer verlöscht" hieß. Jetzt fragst du dich natürlich, woher ich das noch so genau weiß. Das ist eine ganz andere Geschichte. Horch zu! Ich selbst habe ja nie den Generalanzeiger abonniert, aber meine liebe Freundin und Nachbarin. Und nachdem wir an besagtem Samstag gemeinsam auf dem Sofa vor dem Fernseher gesessen hatten, lag danach besagter Zeitungsartikel in meinem Briefkasten. Und, ja, frag mich nicht, diesen Artikel habe ich mir aufgehoben. Da siehst du auf einer ganzen Seite unzählige Balken- und Kreisdiagramme, die Auskunft geben über die Städte, in denen die Sendung am häufigsten zu Gast war, über die Zuschauerzahlen im Jahresdurchschnitt pro Sendung in Millionen. Du bekommst einen Überblick über die häufigsten Wetten: Da gibt es große und kleine Kreise. Je größer der Kreis, desto häufiger die Wetten. Wetten mit Eiern, Seilen und Luftballons gab es, aber nicht gar so viele. Deshalb kleinere Kreise. "Tiere" und "Bälle" - schon größere Kreise. Klar, die Kreise, in denen "Motorisierte Fahrzeuge", "Autos" und "Großes Gerät" steht, am größten. Ich sag nur "Bagger-Wetten". Und dann siehst du noch die einzelnen Moderatoren abgebildet. Den Frank Elsner als ersten Moderator, der ja auch die Sendung erfunden hat. Apropos Alter. Zu meiner Zeit (daran siehst du übrigens auch, dass du alt bist - wenn du "zu meiner Zeit" sagst), zu meiner Zeit war der Frank Elsner Moderator bei Radio Luxemburg und RTL war ein Radiosender. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich von "Wetten, dass ..?" spreche?

In dem Zeitungsartikel liest es sich folgendermaßen: Das berühmteste Sofa der deutschen Fernsehgeschichte dient heute Abend letztmals als Sitzgelegenheit für Stars und Sternchen. Heute Abend wird Fernsehgeschichte geschrieben. Wie auch immer man zu "Wetten, dass ..?" stehen mag, ob man die Show toll, unverzichtbar, langweilig und überlebt oder ganz nett, aber unwichtig findet: Wenn die letzte Sendung über den Bildschirm geflimmert ist, dann ist nicht einfach ein Format gestorben, sondern ein Kapitel Gesellschaftsgeschichte beendet. In einem Satz: Unser aller gemeinsames Lagerfeuer ist aus. In dem Artikel heißt es auch: "Ja, wenn der Gottschalk wiederkäme, eines Tages - aber nein, "Nein!" mit Ausrufezeichen, der Gottschalk kommt nicht zurück, das hat ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler klipp und klar gesagt, und "Wetten, dass ..?" auch nicht.

Was ich aber eigentlich sagen wollte: Jetzt lief ja dann doch "Wetten, dass ..?" am 6. November. Und NATÜRLICH habe ich von der ersten Minute an geschaut. Und da musst du ja auch gar keine Angst haben, dich fremdschämen zu müssen, dass der Thomas das in seinem Alter nicht mehr gebacken bekommt. Das war ja auch schon früher so, dass die Michelle ihm als Betreuerin an die Seite gestellt wurde, falls er sich mal total gesprächstechnisch in die Einbahnstraße manövriert hatte. Da hatte ich also null Angst.

Ich war aber ja eigentlich beim Thema Alter. Weil, ich hab natürlich nach der Sendung - so was von euphorisch - den ein oder anderen gefragt, ob er denn auch. Ich geb zu, eigentlich mehr als rhetorische Frage, eigentlich mehr als Intro, um dann monologartig zu schwärmen: von dem Abend, von der Helene Fischer, wie sie die beiden ABBA-Männer begleitet hat, wie … Ich habe dann bei dem ein oder anderen Gegenüber mal nachgerechnet und festgestellt, dass da doch der ein oder andere Altersunterschied ist. Weil die meinten, entweder hätten sie das noch nie gesehen, oder sie erinnerten sich ganz dunkel, dass immer mit der Oma geschaut zu haben.