Dienstag, 15. Dezember 2015

Mit ihm hat's leider nicht geklappt - dafür aber mit der Käthe

So aufregend wie in diesen Tagen war es schon lange nicht mehr - für mich! Neulich komm' ich mit dem Fahrrad oben auf dem Venusberg an, fertig mit der Welt, nach Luft ringend, da seh' ich ihn, ganz ohne Vorwarnung steht er plötzlich vor mir: souverän, selbstverständlich, stattlich.  Mein Gott, was war ich aufgeregt. Er, so unaufgeregt, sich seiner Wirkung bewusst. In dem Moment wusste ich nicht, wohin mit mir - wie ein Teenager. Kamen das Herzklopfen und der rote Kopf noch vom Hochradeln oder von der Aufregung ob seines plötzlichen Erscheinens? Schwer auch, meine Gefühle zu beschreiben. Wie soll ich, wie kann ich, Gemengelage trifft es wohl am ehesten. Endlich kann ich dieses Wort auch einmal benutzen. In meinem "Schaufenster" habe ich es kürzlich gelesen und war sofort hin und weg. Nichts wie in den aktiven Wortschatz übernehmen, dachte ich. Kaum auszudenken, wo ich sprachlich ohne mein "Schaufenster" stünde.

Apropos, wo stand ich? Bei ihm! Und in mir eine berauschende Gemengelage aus Aufgeregtheit, Faszination, Anziehung und - das vor allem - Stolz. Ich bin ehrlich, ich hab kurz überlegt, ob ich mit ihm, aber ich bin dann doch ... Ab dann war ich den ganzen Tag so was von beflügelt. Hinunter geflogen bin ich den Venusberg. Wobei das jetzt wohl eher nichts mit ihm zu tun hatte. (Woran mag es liegen, dass ich, den Venusberg hoch strampelnd, so gar nichts von der Leichtigkeit des Seins verspüre?) Vielleicht lag's aber doch daran, dass er mir folgte. Ja, tatsächlich, ich bildete mir das nicht ein! Ich spürte seine Nähe, und als ich mich umsah, war er tatsächlich hinter mir! So ging es den ganzen Venusberg hinunter, mal ich vor ihm, mal er vor mir. In Poppelsdorf verloren wir uns dann leider aus den Augen. Ich weiß gar nicht, wie ich es an diesem Tag noch in den Auerberg geschafft habe, so aufgedreht, wie ich war! Und gerade hatte ich mich einigermaßen beruhigt, da seh' ich ihn doch wieder, im Auerberg, bei mir in meinem Stadtteil. Er hatte mich doch in Poppelsdorf verlassen! Woher wusste er, dass ich im Auerberg wohne? Seine Bewegungen, geschmeidig, einer Schlange gleich. Ich tat so, als bemerkte ich ihn nicht. Aber von diesem Tag an wartete ich jeden Tag auf ihn. Jeden Tag trafen wir uns an derselben Stelle. Bis zu einem Samstag. Da wartete ich lange Zeit auf ihn, vergeblich. Es dauerte lange, bis ich einsah, dass er nicht mehr kommen würde. Tage später sah ich ihn noch einmal zufällig auf dem Venusberg, von weitem. Aber ich hatte verstanden, es war aus. Nun habe ich ihn schon länger auch nicht mehr auf dem Venusberg gesehen.

Was täte ich nur ohne mein "Schaufenster". Es rettete mich aus meiner größten Not, meiner tiefsten Verzweiflung. So las ich, warum ich an besagtem Samstag umsonst auf ihn gewartet hatte. Der schnittige, gelenkige, weiße Elektro-Gelenkbus fuhr auf der Linie 601 die Strecke vom Venusberg bis Tannenbusch - über Auerberg (!). Samstags aber bediente er die Linie 608, und die fährt nicht im Auerberg. Ich erfuhr auch, dass er sich nur bis zum 30. November in Bonn aufgehalten hatte. Und dann fiel mir auch wieder das Projekt ZeEUS (Zero Emission Urban Bus System) ein, bei dem in Städten wie Stockholm, London, Paris und Bonn (!) Erkenntnisse über die Wirtschaftlichkeit und Einsatztauglichkeit von Elektrobussen gesammelt werden. Jetzt erst verstand ich meine Aufgeregtheit. Es war dieses internationale Flair, das ihn umgab, dieser Hauch von Metropole und Glamour. 

Mittlerweile, nun, das Leben geht weiter. Hätte ich auch nur annähernd geahnt, dass mich das so mitnimmt, ich hätte Trost bei Norman Langen gesucht. Weil, das muss ich schon ehrlich zugeben, der Michael Wendler und der Mickie Krause sind jetzt nicht wirklich meine erste Wahl. Deshalb fühlte ich mich auch von der ersten Ankündigung in meinem "Schaufenster" für die Hallengaudi im Telekom Dome nicht angesprochen. Als es mir dann aber zum zweiten Mal das "Who is who" der Mallorca- und Partyszene ans Herz legte und darauf hinwies, dass auch der Norman Langen für mich sänge. Ich hab's dann aber verbaselt, weil ich ja immer an der Bushaltestelle stand. Was ja wohl auch etwas Besonderes war, wenn ich das so nebenbei richtig mitbekommen habe: Im Telekom Dome gibt's auf dem Gebiet des Basketballs in der letzten Zeit nicht so viel Anlass zur Gaudi, oder?

Indes hat sich meine Gefühlswelt wieder stabilisiert und ich kann mich wieder voll auf die Dinge des Alltags konzentrieren. Was auch unbedingt lebensnotwendig ist, wenn ich als Pedalritter (auch dieses Wort hat mir mein "Schaufenster" geschenkt - danke!) unterwegs bin. Im Dunkeln auf der Kölnstraße, zwischen nassen Gleisen und stauenden Autos. Darin der ein oder andere Autofahrer, der mich beneidet, weil ich schneller zur Käthe komme als er, mich deshalb rechts ein ganz klein wenig abdrängt. Trotzdem bin ich früher auf den Marktplatz als er, zwar klitschnass aber früher!

Apropos Marktplatz. Da las ich unter der Überschrift "Tannenschmuck in der Stadt": Das Amt für Stadtgrün stellt an den zentralen Plätzen der Stadt große Tannen auf, um seinen Teil zur stimmungsvollen Dekoration in der Vorweihnachtszeit beizutragen. Für die Beleuchtung sorge erneut SWB Energie und Wasser. Am Alten Rathaus und am Münster ... Stimmt. Toll. Ich hätt's jetzt nicht besser hingekriegt.


Und während die Autofahrer noch auf der Kölnstraße in die Stadt stauen oder in einer langen Schlange vor dem Beethoven-Parkhaus stehen. Weil, das Thema hat sich ja jetzt auch erledigt, das mit dem Beethoven-Parkhaus als Geheimtipp, so viel wie da in meinem "Schaufenster" für geworben wird. Ich also, leicht fröstelnd ob nasser Knie vom Fahrradfahren und wohl wissend, dass die meisten Weihnachtsmarktbesucher noch im Auto ausharrten, hab's dann mal gewagt, mich getraut. Jetzt oder nie, hab ich mir gedacht. Seit Jahren schon träume ich davon, immer wieder habe ich es versucht, immer wieder bin ich kläglich gescheitert. Einmal in meinem Leben (und einmal hat mir jetzt auch gereicht) in aller Ruhe durch Käthes Haus zu gehen. Nur ein einziges Mal Käthes Schätze bestaunen, ohne anderer Leute Ellenbogen in den Rippen. Freier Blick ohne den Rucksack des Vordermanns im Gesicht. Und, ich hab's geschafft, einmal in der ersten Reihe zu stehen und mir Käthe Wohlfahrts Verkaufssortiment in seiner unfasslichen Gänze anzuschauen - und nebenbei habe ich mich aufgewärmt!

Mittwoch, 25. November 2015

Rohe Eier in Rollladenritzen sind nicht schön - und Bauernglatteis auch nicht

Ich sag nur, studier das "Schaufenster" und du kannst dich vor lauter Bildung gar nicht mehr retten! Gerade war ich noch dabei, das für mich vollkommen neue Wort PechaKucha zu verarbeiten, da fällt mir die Überschrift "Lumen und Kevin" ins Auge. Okay, denke ich, dieses Mal zeigt mir aber mein "Schaufenster", wo der Frosch die Locken hat. Erst Trajektkreisel, dann PechaKucha und jetzt noch der neue Favorit bei den Mädchennamen: Lumen. Gut, ich hab dann bei näherer Betrachtung auch mitbekommen, dass es um Energiesparlampen und LEDs ging und dass Lumen etwas mit dem Maß an Helligkeit zu tun hat - und dass der Kevin in Wahrheit Kelvin heißt und die Lichtfarbe beschreibt.

Apropos Licht. Immer wieder schön ist die Martinsfackel-Ausstellung im Foyer unseres Stadthauses! Wie friedlich die da so hängen, geschützt vor Wind und Wetter. Neulich ging bei uns im Auerberg auch wieder der Martinsumzug, bei schönem Wetter. Wenn ich da an manche Martinszüge denke, an denen mein Traummann und ich als Papa und Mama  teilgenommen haben! Die Laternen, eben noch die reinsten Kunstwerke höchstbegabter Kinder, keine zwei Minuten später wahlweise von der eigenen Kerze abgefackelt, von einer Sturmböe mitgerissen oder vom Regenguss bis zur Unkenntlichkeit aufgeweicht. Okay, ich übertreibe, so war es ja nicht immer. Ab und an war das Wetter uns auch gewogen - wie sich im Nachhinein herausstellen sollte. Ja, am Ende des Zuges stand fest, dass es vollkommen unnötig gewesen war, das einzigartige Kunstwerk von Laterne in einem Müllbeutel zu verstecken.
Laternenruine hin, Fackelrest her, gefühlte Stunden später war der Martinszugweg abgegangen, das Ziel erreicht. Schon brannte das Martinsfeuer lichterloh, St. Martin teilte seinen Mantel, noch mal ein Lied gesungen - und immer standest du genau so, dass der Wind die Feuerfunken genau in deine Richtung wehte.

Und wenn alles vorbei war, fing's erst an - das Schnörzen. Dann hast du dir als Profieltern die Beine in den Bauch gestanden, immer hübsch im Hintergrund. Hast dein Kind gecoacht, das natürlich Süßigkeiten wollte, aber nicht allein singen wollte, und überhaupt sich nicht sicher war, auf jeden Fall auch schon müde war, das aber selbstredend nie zugegeben hätte. Du hast deinen Liebling daran erinnert, dass es doch gerade das Schnörzen war, auf das er sich so gefreut hatte (obwohl du am liebsten gesagt hättest, dann halt nicht und ab nach Hause).
Du bestärktest den Schatz darin, auch alleine zu singen, wo er doch so toll singen kann, wenigstens ein Lied. Das tat dann der Schatz. Und wenn du Pech hattest, verlangte die ältere Dame an der Haustür noch weitere Strophen dieses Liedes. Und wenn es ganz blöde lief, noch ein weiteres Lied. Und dann hatte sich dein Wunschkind so was von eingesungen und wollte gar nicht mehr aufhören, genoss den Auftritt vor Publikum. Dann, endlich, kam Bewegung rein, will sagen, die Frau an der Tür bewegte sich, Beutel auf, Bonbons rein und weiter! So haben wir uns jahrelang so gaaaanz langsam nach Hause geschnörzt.

Was habe ich damals die Menschen beneidet, die im Warmen auf uns warteten, deren Aufgabe lediglich darin bestand, die Haustür zu öffnen, das Ende des Abgesanges abzuwarten und dann eine Süßigkeit in den aufgehaltenen Beutel zu werfen.
Doch, ich bin ehrlich, seitdem ich aus dem aktiven Martinsumzugsgeschehen ausgeschieden bin, habe ich grundlegend meine Meinung geändert - wegen folgender zwei Naturgesetze: Erstens, du erwartest viele schnörzende Kinder, hast dementsprechend tonnenweise Mandarinen, wahlweise auch Clementinen, eingekauft, es kommt kein S... und dein Körper erleidet in Folge einen Vitamin-C-Schock. Deswegen kaufst du im folgenden Jahr weitaus weniger ein - und kannst den Massenansturm nur bewältigen, indem du Kartoffeln in die aufgehaltenen Beutel schmeißt. Zweitens, schon länger hat es nicht mehr geklingelt, deshalb schmeißt du dich in dein Wohlfühl-da-muss-mich-jetzt-aber-nicht-unbedingt-jemand-sehen-Dress und du kannst drauf gehen, dass ab jetzt doch noch die gesamte Nachbarschaft klingelt (einschließlich das Kind jenes Nachbarn, den du recht attraktiv findest). Deshalb sitzt du nächstes Jahr bis Mitternacht steif gestriegelt und geschniegelt auf dem Sofa - und keine S... klingelt mehr. Ja, ich nehme alles zurück, das Geschnörztwerden ist auch stressig - auch, und vor allem, unter dem Gesichtspunkt Blase. Weil, das ist eh klar, du hältst so lange ein und es klingelt nicht an der Tür, und kaum sitzt du auf der Brille ...

Noch stressiger als St. Martin ist für mich mittlerweile allerdings Halloween: "Mama, haben wir ein T-Shirt zum Zerschneiden?", die Brut kostümiert sich, "Mama, wo ist der Spitzer für den Kajalstift?", die Töchter schminken sich, die Wunschkinder glühen vor. Dann ein "Tschüss, wir sind weg" und zurück "Viel Spaß". Und erst jetzt fällt meinem Traummann und mir ein, dass an selbigem Abend "Süßes oder Saures" von uns erwartet wird, wir aber nichts eingekauft haben (wir Alten sind ja die Martinsfraktion)  und wir nichts vorhaben. Und weil rohe Eier in  Rollladenritzen nicht schön sind, tun wir so, als wären wir nicht da. Das Tollste an Halloween, der Morgen danach - wenn kein rohes Ei am Haus klebt.

Was natürlich praktisch ist, an solch einem Abend kann ich viel für meine Bildung tun, also mein "Schaufenster" lesen - wenn auch mit Taschenlampe unter der Bettdecke. So habe ich wieder ein neues Wort gelernt: Bauernglatteis. Das bildet sich, wenn landwirtschaftliche Fahrzeuge nach dem Einsatz auf dem Acker die Straße verschmutzen. Feuchte Lehm- und Erdklumpen können die Fahrbahn dann schnell in eine Rutschbahn verwandeln. Ich las auch, dass der ADAC an die Landwirte appelliert, die Straßen nach getaner Arbeit zu säubern. Recht so, ADAC, diese Bauern haben ja sonst nichts zu tun.


Mittwoch, 4. November 2015

Karl Lagerfeld und der Herr Landrat während der PechaKucha Night auf dem Trajektkreisel - wie aufregend!

Es gibt Tage, da passiert rein gar nichts, da merke ich nur am Kalenderabreißblatt, dass er stattgefunden hat. Und dann wieder überstürzt es sich. Wie neulich mit dem Alexander und dem Marty. Was war das aufregend! Der Marty kommt am 21. Oktober 2015 in der Zukunft an, in seinem DeLorean. Und den Alexander hat die Vergangenheit eingeholt, also die Wahl. Der zog doch genau am selben Tag ins Stadthaus. Jetzt nicht mit Umzugskartons, nein, der ließ sich in seinem Dienstwagen, einem 5er BMW, chauffieren.

Für mich waren das einfach zu viele aufregende Tage, die da hinter mir liegen! Ein junger Mensch mag das eher wegstecken. Aber ich gehöre zu der Generation, die spontan Handlungsbedarf sieht, wenn ein Auto seinen Geist aufgibt. Ja, ich biete den Autofahrern immer noch Hilfe an, wenn ihre Autos an der roten Ampel neben mir Fahrradfahrerin plötzlich ausgehen - um dann, wenn die Ampel auf Grün springt, festzustellen, dass das so sein sollte, von wegen Benzin sparen. Wie komm ich drauf, also Aufregung ja, aber bitte wohl dosiert.
Erst einmal erfahre ich, dass mein "Schaufenster" 40 Jahre alt wird. Wahnsinn, dass ich das so hautnah noch erleben darf! Und alle gratulieren sie! Doch, das macht mich als Leserin schon auch ein Stück weit stolz, dass ich daran teilhabe. Allein schon die Grußworte der beiden sympathischen Herren auf Seite 2 - da hab ich schon das ein oder andere Tränchen vergossen. Kein Wunder, wie nett die aber auch immer ihre Worte wählen. Und wie nett zurecht die sich für das Foto gemacht haben. Vor allem der Herr Landrat - also so was von nettem Frisürchen.

Und dann blättere ich in meinem "Schaufenster" weiter und traue meinen Augen nicht. Also diese Zerstörungswut nimmt ja wirklich mittlerweile Ausmaße an. Was mag Menschen dazu bewegen und mit welch brutaler Gewalt muss da jemand - man macht sich keine Vorstellung! Sah ich doch auf einem Foto einen Haufen ursprünglich aufrecht stehender Eisenstäbe nunmehr vollkommen verbogen mitten auf der B9. Was habe ich mich da vielleicht aufgeregt! Was mag da wohl in den Köpfen vorgehen? In meinem "Schaufenster" erfuhr ich dann, was da in wessen Kopf vorgegangen ist. Dass das so soll, dass das ein Kunstwerk ist. "Arc '89 für den Trajektkreisel" lautete die Überschrift. 14 Bogensegmente mit dem Neigungswinkel 89 Grad stehen für das Jahr 1989, in dem die Mauer gefallen ist. Nun gut. Und wo ich schon dabei bin: Was hat denn wen geritten, also was haben sich wie viele Menschen eingeworfen, um sich die Bezeichnung Trajektkreisel einfallen zu lassen?

Übrigens, was Kunst betrifft scheine ich offensichtlich eine absolute Ignorantin zu sein. So sah ich letztes Jahr in meinem "Schaufenster" ein Foto vom Eingangsbereich des Juridicums an der Adenauerallee. Zum Tag des offenen Denkmals wurde da auf das Mosaik von Viktor Vasarely über dem Eingang hingewiesen. Seit Jahren fahre ich am Juridicum an der B9 vorbei, aber an Kunst habe ich in dem Zusammenhang noch nie gedacht. Wieder was dazu gelernt!

Da geht es mir mit dem Karl ganz anders. Vom Karl, dem Lagerfeld, war ich schon immer ein Fan. Und deshalb habe ich trotz aller Aufregung die Ausstellung "Karl Lagerfeld  Modemethode" in der Bundeskunsthalle nicht verpasst. Ein Traum! Was mir am Karl Lagerfeld auch gut gefällt, sind die Sätze, die er ab und an mal raushaut. Und da fällt mir ein, ich hätte da noch eine Frage fürs Leserbarometer meines "Schaufensters". Karl Lagerfeld sagt: "Wer in Jogginghose aus dem Haus geht, hat sein Leben nicht mehr im Griff." Stimmen Sie dem zu?
Apropos verpassen. Was ich wohl verpasst habe, ist die PechaKucha Night im Basecamp. PechaKucha, das sind Zusammenkünfte von Menschen, die etwas zu sagen haben - egal ob Informationen, Gelerntes, Wissenswertes oder Kurioses. Ich hätte da über so viel Wissenswertes erzählen können. Jetzt, wo der Trajektkreisel bei mir angekommen ist, hätte ich so gerne mal über die verschiedenen Kreisel gesprochen. Ich bin da nämlich so was von informiert durch mein "Schaufenster".


In etwa so hätte ich meinen Vortrag gehalten: Zunächst einmal, der Kreisverkehr erlebt eine gewisse Renaissance. Aber wenn wir von Kreisverkehr sprechen, meine lieben Zuhörer, welchen meinen wir denn da, bitteschön? Sprechen wir vom zweispurigen , meinen wir den kleinen Kreisverkehr oder unterhalten wir uns über den Minikreisverkehr? Der kleine Kreisverkehr wird nur einspurig befahren, hat einen Durchmesser von mindestens 26 Metern und eine fest eingefasste Kreisinsel. Nicht zu verwechseln mit den immer beliebter werdenden sogenannten Minikreisverkehren, die bevorzugt in kleineren Ortschaften gebaut werden. Deren Durchmesser liegt zwischen 13 und 22 Metern und die Kreisinseln dürfen von Bussen und Lkw überfahren werden. Ich wäre darauf eingegangen (soweit das in sechs Minuten 40 Sekunden möglich ist, denn nur so lange darf ein Vortrag dauern), dass unsere europäischen Nachbarn uns den Kreisverkehr vormachen. Dass Großbritannien führend mit seinen Roundabouts ist, aber auch in den Niederlanden und Schweden sehr viele Kreisverkehre gebaut werden. Hätte meiner Freude Ausdruck verliehen, dass Deutschland sich da jetzt auch wegen der niedrigeren Unfallzahlen auf den Weg macht, also hinterher im Kreis fährt. Und dass ich so was von froh bin, dass der Trajektkreisel (einfach ein schönes Wort) zweispurig ist, wegen der Skulptur. So in etwa hätte ich meinen kleinen Vortrag gestaltet. Aber die nächste PechaKucha Nacht kommt bestimmt und da bin ich dann aber so was von dabei. Und wenn die noch etwas Kurioses hören wollen, also quasi als Zugabe, rede ich noch ein bisschen über den Sechs-Pfoten-Lauf.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Ashok-Alexander Sridharan und Karl Lagerfeld, allenthalben Ärger - auch im Paradies!

Also, dass unser neuer Oberbürgermeister, der Herr Sridharan, sein Büro aus dem Alten Rathaus ins Stadthaus verlegen will, weil es ihm weniger ums Repräsentieren als um die Nähe zur Verwaltung geht - Hut ab! Das muss ihm wohl jeder glauben, dass es ihm nicht ums Äußere geht. Weil schön ist anders. Für mich ist das Stadthaus die immerwährend zugige, dunkle Passage zum Bürgeramt. Ich hab mich nie gefragt, was sich die Bauherren dabei gedacht haben, dass der Bürger immer durch diese unwirtliche Gasse gehen muss, wenn er ein Anliegen an die Verwaltung hat. Weil ich die Antwort kenne: nichts!

Neulich habe ich in meinem "Schaufenster" gelesen, dass es eine Führung unter dem Motto "Über den Dächern von Bonn" gibt. Da steigt man auf das Dach des Stadthauses (was man sonst nicht kann) und schaut sich Bonn von oben an. Ich meine, jetzt, wo unser Oberbürgermeister dort sein Büro hat, hab ich glatt überlegt, dem Stadthaus nochmal eine Chance zu geben und mal an dieser Führung teilzunehmen. Einen Vorteil hätte dieser Event ja. Ich sähe Bonn mal ohne Selbiges. Denn von seiner Höhe her ist es ja schon allenthalben präsent. Hab ich Spaß dran - an dem Wort allenthalben. Da geht es mir so wie einem Schreiber in meinem "Schaufenster". Der hat allenthalben gleich dreimal in zwei Artikeln benutzt.

Apropos aufs Dach steigen. Letztens konnte man sich hoch oben am Münster ein Bild davon machen, in welch sanierungsbedürftigem Zustand Selbiges ist. Dazu informieren aber auch Ausstellungstafeln am Münster-Gerüst. Dort erläutern Bilder und Texte die Bedeutung und den Zustand des Münsters sowie den aktuellen Stand der Sanierungsarbeiten. Ich hoffe nur, dass die nicht mehr Zeit damit verbringen, bei neuen Erkenntnissen die Tafeln auszutauschen, als tatsächlich dran zu arbeiten.

Wo ich gerade von Arbeit rede. Gut, eigene Kinder sind definitiv mehr Arbeit. Aber wenn du glaubst, so eine Patenschaft erledigt sich im Vorbeigehen - so ist es nicht! Ständig die aktuelle Konfektionsgröße parat haben, ellenlange Gespräche mit den Eltern über Sinn und Unsinn eines Geschenkes führen, zur Kommunion (angeblich soll im katholischen Rheinland auch so etwas wie Konfirmation gefeiert werden) des verhätschelten Patenkindes fliegen, auch wenn du gerade beruflich am anderen Ende der Welt zu tun hast - nichts im Vergleich dazu, die ganze Wohnung mit "Kunstwerken" des hochbegabten Kindes zugepflastert zu haben. Ich hab mir jetzt mal auf der Internetseite www.mein-bonner-muenster.de verschiedene Steine angeschaut. Jetzt nicht um Selbige gegen eventuelle Personen zu richten, nein, ich hab mir überlegt, Steinpatin zu werden. So ein Stein als Patenkind erscheint mir auf den ersten Blick recht wenig arbeitsintensiv. Gleichzeitig hätte ich das Thema Patenschaft dann auch mal abgehakt und würde mich obendrein ein Stück weit als besserer Mensch fühlen.

Wie komm ich jetzt bei besserer Mensch auf den Herrn Nimptsch? Ach ja, neulich waren mein Traummann und ich ins WCCB zum Tag der offenen Tür eingeladen. Und da hat uns auch unser noch amtierender Oberbürgermeister begrüßt und am Rednerpult über die Kosten für das WCCB gesprochen. Ich hatte jetzt keine Zeit, mir seinen ganzen Vortrag anzuhören, aber so wie er mit den Zahlen jonglierte, hatte ich das Gefühl, wäre ich bis zum Ende seines Vortrags geblieben, hätte der mir am Ende vorgerechnet, was für einen Gewinn wir Bonner bis jetzt schon mit dem WCCB eingefahren haben. Wir haben dann auch die Gelegenheit genutzt und sind unterirdisch in den ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestages gegangen. Welch wunderschönes architektonisches Werk von Menschenhand!
Andere wunderbare Schöpfungen von Menschenhand sind ja auch die sechs Elektro-Gelenkbusse. Mit ihnen beteiligt sich die SWB Bus und Bahn am durch die Europäische Union geförderten Demonstrationsprojekt ZeEUS (Zero Emission Urban Bus System), bei dem in Städten wie Stockholm, London, Paris (und eben Bonn) Erkenntnisse über die Wirtschaftlichkeit und Einsatztauglichkeit von Elektrobussen gesammelt werden. In Augenhöhe mit Paris und London, ist das nicht wahnsinnig aufregend?

Apropos aufregend. Aufgeregt hab ich mich auch auf dem Dach der Bundeskunsthalle (ab jetzt nur noch hoch oben über der Stadt)! Da lagen allenthalben riesige bunte "Strohballen" aus Plastikstrohhalmen. Wunderschön anzuschauen. Und dabei hätte es meine Tochter auch besser belassen. Weil, die hat sich auf einen dieser Ballen gesetzt und schon war die Hose zerfetzt. Jetzt versteh ich auch den Titel der Ausstellung "Ärger im Paradies". 
Wo ich gerade von Paradies rede. Das war ja kürzlich nichts mit Adam und Eva zusammen im Paradies. Die hatten sie so was von getrennt: Die Adams trafen sich auf der Veranstaltung 10. Bonner Unternehmertage in der Bad Godesberger Redoute. In meinem "Schaufenster" war das Vortragsprogramm abgedruckt: sechs kluge Männerköpfe! Was auch Sinn machte, weil die Frauen zur gleichen Zeit auf dem 12. Gründerinnentag weilten, wo sie unternehmerisches Know-how vermittelt bekamen. Wir Frauen sind einfach noch nicht so weit.

Und sonst? Bin ich immer unterwegs. Kostet mich viel Zeit und Kraft, aber was tut man nicht alles für den Titel "Fahrradhauptstadt 2020"? Ich habe mir auf die Fahne geschrieben, dass Bonn als die Stadt der Pedal-Ritter (wer auch immer sich dieses Wort hat einfallen lassen!) weit über die Grenzen hinweg von sich reden macht, dass noch mehr Fahrradwege den Autoverkehr lahmlegen. Deshalb fahre ich seit Neuestem täglich stundenlang - sofern es meine Kondition zulässt - über die Kennedy-Brücke, hin und her, über die Induktions­schleifen um erfasst zu werden. Körperlich erschöpft schaffe ich es dann gerade noch mit Müh und Not, meiner Lieblingsbeschäftigung im Herbst nachzugehen: Kastanien sammeln.
Da fällt mir ein, ich hätte da fürs "Schaufenster" eine Frage fürs Leserbarometer: "Darf ein kinderloser Erwachsener Kastanien sammeln, um sie schlicht nur als Dekoration zu verwenden?" (also Karl Lagerfeld zum Beispiel)


Mittwoch, 30. September 2015

Rheinland Studie belegt: Fledermäuse in Gullys reagieren äußerst aggressiv auf Faxfiepen und Warteschlangen

Das wunderbare Taschenlampenkonzert auf der Wiese vor dem Poppelsdorfer Schloss mit der Band Rumpelstil - hab ich verpasst! Bonn Olé - hab ich verpasst. Was jetzt nicht ganz so tragisch ist, weil der Michael Wendler und der Mathias Reim das ebenso verpasst, also abgesagt haben. Und, ja, die 31. Internationalen Stummfilmtage, das Bonner Sommerkino im Arkadenhof der Universität, auch spurlos an mir vorüber gegangen, eher gelaufen, die Bilder. Was um so ärgerlicher ist, weil so viel geballte Internationalität in dieser Stille - besser gehts doch gar nicht! Wobei, ich bin mir sicher, dass dieser Event auch nächstes Jahr stattfindet. Da wird es mit Sicherheit keine einstweilige Verfügung wegen Lärmbelästigung geben. Da steht das Taschenlampenkonzert schon eher auf der Kippe.

Wobei, wenn ich dem Herrn Sridharan Glauben schenken darf, bleibt Bonn ja laut. Jedenfalls hat er das meiner Tochter per Kärtchen versprochen und sie gleichzeitig an die Wahl am 13. September erinnert. Mir hat er das ja nicht geschrieben. Wahrscheinlich dachte er, er vergrault mich Alte sonst. Dabei, ich finds ja auch gut. Was ich jetzt auch toll fand, der Herr Sridharan hat mir in meinen Briefkasten einen Flyer geschmissen. Also so was von eine nette Familie, kann ich nur sagen. Und da hat er Recht, auf den ersten Blick sieht man es ihm tatsächlich nicht an, dass er ne bönnsche Jung ist. Dabei ist er so was von einer! Und so was von sympathisch, wie er und seine Familie rüberkommen! Hat sich ja auch ausgezahlt, am 13. September! Was mich jetzt interessieren würde, also auf seinem Flyer steht eine Telefonnummer, unter der ich ihn erreichen kann. Da hab ich mich jetzt gefragt, wie lange ...

Weil, bei uns vor der Haustüre lief seit Wochen ein Gully ganz langsam ab. Und dann stand da irre lange das Regenwasser. Ich hab dann seit dem 1.September täglich mehrere Male beim Bürgeramt durchgeklingelt, weil immer besetzt war. Das war jetzt für mich nicht wirklich ärgerlich, weil ich ja sonst nichts zu tun habe. Aber die am anderen Ende der Leitung, die müssen dermaßen im Brass sein. Ich habs mir dann mit meinem "Schaufenster" so richtig gemütlich gemacht und immer mal wieder versucht. Abwechselnd auch mal die Kontakt-Telefonnummer vom Tiefbauamt gewählt. Was da jetzt blöde ist, anfangs klingelt es durch und du denkst schon, gleich hebt jemand ab. Und während du noch hoffst, hast du plötzlich dieses unangenehme Faxfiepen im Ohr!

Jedenfalls, ich war damit gut mehr als eine Woche beschäftigt. Was jetzt nicht schlimm war, wie gesagt, weil mit meinem "Schaufenster" bin ich ja so was von beschäftigt. Was ich auch gut finde, in meinem Alter, also die Verantwortlichen vom "Schaufenster", die haben letztens ein und denselben Artikel in der nächsten Ausgabe gleich nochmal abgedruckt. Und neulich stand ein Artikel gleich zweimal in derselben Ausgabe. Aber nicht einfach uninspiriert doppelt abgedruckt. Nein, die haben sich richtig viel Mühe bei dem Artikel "Ausbildung und Arbeit für Flüchtlinge" gemacht (hier eine klitzekleine Variante in der Überschrift, dort einige Sätze mehr, da ein Wort weggelassen). In der HÖR ZU sind hinten immer zwei Bilder abgedruckt, Original und Fälschung. Da hatte ich schon immer Spaß dran. Den hatte ich jetzt auch. Ich hab mich da richtig reingekniet, inwiefern die beiden Artikel sich unterschieden. Ich finde das gut. Weil erstens hält mich das so was von fit und zweitens könnte es ja tatsächlich einmal sein, dass ich eine Seite aus Versehen überblättere. Die wollen halt sichergehen, dass ich jeden Beitrag auf jeden Fall auch lese.
Apropos lesen. Während ich beim Bürgeramt immer mal wieder durchklingeln ließ, las ich unter Stellenangebote, dass Lesehelfer gesucht werden. Und weil ich nicht nur lesen sondern auch schreiben kann, hab ich mich da auch prompt beworben - beim Weingut Maibachfarm. Wundert mich, dass die so gar nichts von sich haben hören lassen.
Soll mir auch recht sein, dachte ich, und war kurz davor, mich als Probandin für die Pilotierungsphase der Rheinland Studie zu bewerben. Da untersuchen die, wie meine Lebensgewohnheiten die Entwicklung meines Gehirns und meine geistige Leistungsfähigkeit beeinflussen. Also ob ich, wenn ich Desperate Housewives schaue, die Bunte lese oder mir in meinem Regionalradio anhöre, was mir völlig unbekannte Menschen am Wochenende so vorhaben, ob ich dann verblöde. Außerdem sollte man über gute Deutschkenntnisse verfügen (was die beim Weingut offensichtlich nicht zu würdigen wissen). Ich war total motiviert, bis ich am Schluss der Anzeige las, dass die Untersuchungen kostenlos seien. Ich hab dann kurz nachgedacht und dann erst verstanden, dass die mir dafür gar kein Geld geben, sondern dass ich mich freuen soll, dass ich nichts bezahlen muss.

Irgendwann wird einem die Zeit aber doch lang, wenn du versuchst, beim Bürgeramt durchzukommen. Und irgendwann bist du stinksauer, dass der Gully keine Fledermaus ist. Weil, das muss man jetzt schon sagen, wenn ich jetzt wissen wollte, wie sich Fledermäuse bei Hausrenovierungen schützen lassen oder sich ein Haus fledermausfreundlich gestalten lässt, ich hätte sofort einen Ansprechpartner. Seit Mai sind die Fledermausexperten des NABU unter einer Fledermaushotline zu erreichen - und zwar auch am Wochenende und an Feiertagen! Ich war gerade dabei, mir für die eine Geschichte auszudenken, so in dem Sinne, dass mehrere Fledermäuse im besagten Gully festhingen, als ich am Bürgertelefon doch tatsächlich nach acht Tagen Fast Food und Duschabstinenz in eine Warteschlange geriet! Heutzutage Freude pur! Wenn ich bedenke, früher, als unser Telefon noch an der Schnur hing, habe ich mich immer geärgert, wenn ich in einer Warteschleife hing. Da habe ich vor einem Behördentelefonat erst einmal die Blase vollständig entleert und mir Stullen neben das Telefon gelegt. Heute ist das ja alles kein Problem mehr.

Nach acht Tagen und einer Warteschlange hatte ich es endlich geschafft: Eine ungemein freundliche Frau nahm mein Anliegen entgegen. Am selben Tag in meinem Outlook "Vielen Dank für Ihren Hinweis" und "Ihr Anliegen #5130 wurde bearbeitet" und "Ihr Hinweis #5130 wurde abschließend bearbeitet" - gleich drei Mails, damit ichs auch ja kapiere (wie die beim "Schaufenster", wenn die denselben Artikel gleich zweimal drucken). Und am nächsten Tag (!!) stand ein Fahrzeug vor der Tür und säuberte den Gully, also die Männer im Auto. Wahnsinn! Normalerweise hätte ich jetzt gedacht, dass ich recht zeitnah zu der freundlichen Dame durchkomme und dann einige Tage auf die Ausführung warte.
Was mich da eben jetzt interessieren würde ist, ob ich beim  Herrn Sridharan auch so lange durchklingeln muss, der dann aber prompt vor der Haustür steht.

Jetzt habe ich vor lauter Warteschleife, Faxfiepen und Fledermäusen ganz vergessen, den Herrn Ruhenstroth-Bauer zu erwähnen. Auch sehr sympathisch, wie er rüberkommt. Der hat ja dem Herrn Sridharan "eins" voraus - jetzt eher "einen". Der hat doch tatsächlich vier Söhne! Und wofür der sich ehrenamtlich engagiert - Hut ab! Was ich jetzt nur nicht verstehe, also was sich die Eltern von dem Herrn Rubenstroth-Bauer dabei gedacht haben, ihren Sohn mit Vornamen "Besser" zu nennen.

Sonntag, 27. September 2015

Einfach wirken lassen

Es ist Herbst, es wird kühler, die Tage kürzer - und ich freu mich! Ich habe schon bei meinem Lieblingsdiscounter zwei Hokaidos gekauft und sie ins Wohnzimmer neben das Sofa auf den Boden gelegt - als Dekoration, einfach so. Und ab jetzt habe ich immer einen kleinen Stoffbeutel dabei, auf meinem Fahrrad. Und wie ich mich freue, wenn ich an einem Kastanienbaum vorbeiradle und der Wind gerade die Kastanien vom Baum gefegt hat, für mich. Und wenn es die Zeit erlaubt, stelle ich mein Fahrrad ab und sammle Kastanien, für mich, um sie zuhause neben die Hokaidos zu legen - als Dekoration, einfach so.

Und neulich, im Hofgarten, als ich Kastanien sammle, fragt mich eine Frau, was ich denn mit den Kastanien vorhabe. Ich antworte, dass ich alleine schon das Sammeln liebe. Und die Kastanien in meinem Wohnzimmer auf dem Boden neben den zwei Hakaidos - so fühle sich für mich der Herbst an.
Darauf die Frau: "Was geht eigentlich in Menschen wie Ihnen vor? Da hinten sammeln Kinder Kastanien und Sie nehmen ihnen die weg."
Ich habe darauf nichts gesagt, bin auf mein Fahrrad gestiegen und habe seitdem keine Kastanien mehr gesammelt.


Donnerstag, 10. September 2015

Urlaub, ich habe fertig (Teil II)

Hatte ich das eigentlich schon erwähnt? Ich bin durch damit. Für mich persönlich vollkommen uninteressant. Urlaub hat für mich schon lange nichts mehr mit Entspannung zu tun. Geh mir weg mit Urlaub.

Apropos weg. Früher warst du einfach mal zwei Wochen weg, hast am Strand gedöst und vielleicht mal die eine oder andere Ansichtskarte geschrieben, dich bestenfalls vom Bauch auf den Rücken gedreht - oder eben anders herum. Das Erste, was mein Traummann und ich gemacht haben, wenn wir im Hotelzimmer ankamen, Badezeug geschnappt und ab an den Strand.
Heutzutage, das Erste, was mein Traummann macht: Er stellt seine Kamera auf Ortszeit um. Also man stelle sich vor, das Foto am Strand ist laut Kamera um 14:00 gemacht worden, dabei war es in Wirklichkeit schon 15:00 - geht gar nicht! Zweiter Punkt auf der To-do-Liste meines Liebsten: Passwort fürs Wlan - ganz wichtig! Weil, wie sonst könnten wir das Hotelzimmer verlassen, wenn wir nicht wüssten, wie das Wetter in den nächsten zwei Stunden wird. Früher bist du eventuell auf dem Weg vom Strand zum Hotelzimmer in den Regen gekommen - na und? Heute gehst du nicht vor die Tür, ohne die Glaskugel wetteronline.de zu befragen - und dann noch wetter.com und wetter-das-wünsche-ich-mir.de. So lange, bis du ein Wetter hast, das dir gefällt. Liest du bei allen von einer Regenwahrscheinlichkeit von 50 Prozent, ärgerst du dich, weil dich das jetzt auch nicht wirklich weiterbringt. Nimmst dann sicherheitshalber den Schirm mit und es regnet nicht. Oder du lässt ihn im Hotelzimmer und wirst nass. Gut, der Mensch hat ja Humor, ich auch, und überhaupt, wenn der Schatz das nun mal braucht für seinen perfekten Urlaub. Aber dieses Jahr hat er es einfach übertrieben. Während ich schon mit Bikini und Handtuch in der Hotelzimmertür stand, während meine biologische Uhr tickte, weil ab jetzt der Bikinizonen-Achsel-Bereich von Sekunde zu Sekunde wieder zuwucherte, musste mein Schatz noch unbedingt nur eben mal die Mails checken und die wichtigsten beantworten, wirklich nur die wichtigsten. Als wir dann Stunden später zum Strand kamen, war der Sand schon nachtfeucht und es war Ebbe.

Früher hatten wir ein 3er Pack "Fuji 200 Film" à 24 Bilder dabei - ging auch. Gut, man war schon drauf angewiesen, dass bei einem Gruppenfoto nicht ständig der eine oder andere blöd guckte. Das hast du aber erst zuhause gesehen, nachdem du die Fotos erjagt hattest. Will sagen, beim Drogeriemarkt die kleinen schwarzen Plastikdosen inklusive Film eingetütet, Abholabschnitt abgetrennt, Tage später wieder hin und dann dein Tütchen gesucht im Fach mit der Nummer auf deinem Abholzettel unter deinem Namen - oder in einem ganz anderen Fach, weil es falsch einsortiert war. Also heute ist das alles schon einfacher. Heute machst du einfach mal ein paar mehr Fotos, zur Sicherheit. Die kann man ja später wieder löschen. Klarer Vorteil. Aber so eine Marmorstatue bewegt sich ganz sicher nicht! Und trotzdem machst du von der viele, viele Fotos - mit der Digitalkamera, von der Statue - und zuhause bist du dann stundenlang damit beschäftigt, die schlechten Fotos zu löschen. Überlegst, wie viele von den unzähligen du letztendlich konservieren willst - und dann fällt dir auf, dass du gar nicht mehr weißt, wo du das Foto geschossen hast und wie denn nun die nackische Schönheit heißt. Was natürlich in dem Zusammenhang auch klar ist: Je mehr Fotos du von einer Statue machst, desto weniger Statuen siehst du in der Gesamtheit. Weil, du kommst ja nicht voran!

Aber insgesamt hat es schon etwas Entspannendes, die Digitalkamera. Vorausgesetzt, die lieben Kleinen haben nicht ohne Papis Wissen mal eben von ihrem Hotelzimmer und Klo und von allen Schubladen und Schränken gaaaanz viele Videos gemacht - oder die geliebte Traumfrau hat sie aus Versehen gemacht, die Videos. Weil sie einfach zu blöde ist, mit der Kamera umzugehen und sich ständig im Knopf vergreift.  Dann ist nämlich der Akku leer!
Und im Hotelzimmer stellt mein Traummann dann fest, dass das falsche Aufladegerät eingepackt wurde.
Von wem eigentlich nochmal?

Oder im Urlaub abends - früher. Da habe ich mich aufgebrezelt und dann sind mein Traummann und ich vors Hotel und einfach mal geschaut. Am ersten Abend flanierend nach rechts geschwenkt, am zweiten nach links - oder wieder nach rechts, wenn's da schön gewesen war. Heutzutage, ein absolutes No-Go. Mein Traummann betritt kein Pub, ohne sich vorher die Bewertungen angeschaut zu haben, wo es das kühlste Bier in der Nähe gibt. Wir essen in keiner Pizzeria, über die mein Schatz nicht mehrere gute Bewertungen von ihm vollkommen unbekannten Menschen im Internet gelesen hat. Mittlerweile bestellen wir auch die Pizza, die bei den Bewertungen am besten wegkommt. Was dann dazu führt, dass mein Traummann sich eine Thunfisch-Pizza bestellt und ihm erst, als der Ober selbige vor ihm platziert, auffällt, dass er Thunfisch absolut nicht mag.

Es lebe der Alltag! Ich freu mich so, dass selbiger mich wieder hat, weil das war keineswegs so, dass der zwei Tage nach der Rückkehr Einzug gehalten hat.
Erst der unendlich lange Briefwechsel mit der Fluggesellschaft, an dessen Ende sich herausstellte, dass wir nichts, aber auch keinen einzigen Cent für unseren ramponierten Koffer bekommen. Gefolgt von einer unerfreulichen Korrespondenz mit dem Reiseveranstalter hinsichtlich der einen oder anderen Differenz zwischen Katalog auf der einen und Realität auf der anderen Seite. Jeweils unterlegt mit unzähligen Fotos, die mein Traummann, wenn er nicht gerade bei wetter.de reinschaute, mit unserer Digitalkamera geschossen hatte. Früher hättest du gar nicht so viele Filme schleppen können, vom Gewicht her, wärest deshalb gar nicht auf die Idee gekommen, alles zu fotografieren. Was aufs Gleiche hinausgelaufen wäre: Mittlerweile sind sämtliche Fotos gelöscht, weil sie als Beweis einen Sch... getaugt haben.

Ich darf gar nicht daran denken, was ich hier derweil in meinem schönen Bonn verpasst habe!
Und ich meine "wen", wenn ich "was" sage: Shinichiro Watanabe, Shuhei Morita und Nobuhiro Watsuki - kann ich gerade noch weghecheln, dass ich die nicht getroffen habe. Aber Airi und Mashiro Ayano - ach wie schade! Wie gerne wäre ich zur Animagic 2015 gegangen, hätte die Anime-Regisseure live gesehen und die J-Pop-Sängerinnen dito gehört. Hätte mich in mein Dunkelwalküren-Daina-Kostüm geschmissen (weil Sailor Moon war ich jetzt wirklich schon einige Jahre). Ja, so ist das bei mir, keine Jahreszeit ohne Verkleidung: im Frühling der Karneval, im Sommer Animagic, im Herbst das Dirndl auf dem Oktoberfest und im Winter ich als Baum beim Krippenspiel.
Gott sei Dank war ich aber rechtzeitig zum letzten Augustwochenende wieder aus dem Urlaub zurück! Ja, wenigstens dieses Highlight in meiner Nähe konnte ich wahrnehmen! Und was ich jetzt wirklich toll fand, den gab's auch tatsächlich, den Gebrannten in Graurheindorf. Weil jetzt nach dem Erlebnis mit der Aalnacht ohne Aal in Hersel.


Mittwoch, 26. August 2015

Urlaub, ich habe fertig (Teil I)

Was dem Guildo die orthopädischen sind mir die thromboseprophylaktischen, die Strümpfe.

Bin ich froh, dass ich wieder in Bonn bin.
Für mich persönlich ist das Thema Urlaub durch. Ich habe fertig mit Urlaub. Brauch ich nicht mehr! Urlaub, für mich persönlich uninteressant!
Früher bot mir mein Lieblingsdiscounter vor dem Urlaub eine große Flasche Sonnenmilch an. Hab ich gekauft. Später gab's dann auch noch eine Flasche "After Sun". Hab ich auch gekauft. Mit dem Einkaufswagen dran vorbei und reingeschmissen. Dieses Jahr habe ich Stunden bei meinem Lieblingsdiscounter verbracht (dafür extra Überstunden genommen) und mich durch die Sommer-Sonnen-Kollektion gefräst, war total überfordert. Wusste nicht, ob ich "Kokos Sonnenspray" statt "Light Touch Sonnenlotion" nehmen soll. Schwankte zwischen "Ultra Sensitiv Sonnencreme" und "Sonnenmilch mit Schimmer".

Früher sind mein Traummann und ich ins Flugzeug gestiegen, haben uns darüber gefreut, dass es endlich losging, haben während des Flugs geschlafen, gedöst oder nicht - egal! Schon vor einigen Jahren fing es dann mit einem kleinen Nackenhörnchen für den Flug an. Dieses Jahr musste es für meinen Traummann unbedingt ein "Nackenhörnchen 2 in 1" sein, das sich im Handumdrehen vom Kopfkissen zum Nackenhörnchen verwandeln lässt. Und Ohrstöpsel "Travel" mussten her, gegen Ohrendruck beim Fliegen. Früher gab's einen Kaugummi - ging auch. Aber, ich bin ehrlich, es war ja nicht nur mein Schatz. Nein, auch ich habe mich anstecken lassen. Mich so lange von Freundinnen blöd machen lassen - und Thrombosestrumpfhosen gekauft.

Und dann kam der Flug! Objektiv nur knappe zwei Stunden Flugzeit, subjektiv von mir empfunden mindestens dreizehn (die Thrombosestrümpfe waren von daher schon angebracht, weil zumindest gefühlt der Flug ja recht lang war). Da habe ich schon Stund um Stund bei meinem Lieblingsdiscounter zugebracht, habe seit Monaten immer mindestens ein Teil für den ach so anstrengenden Flug im Einkaufswagen, bin bis unter die Zähne beim Einsteigen ins Flugzeug mit Boardcase und Co. bewaffnet und dann passiert mir das! Ich kann keinem erzählen, wie peinlich mir das war. Ich musste ziemlich früh auf die Toilette. Bin gegangen, wie immer, Toilette abgespült, wie immer, Hände gewaschen, wie immer. Anschließend wieder auf meinen Platz gesetzt, wie immer - und einfach NICHTS gemacht! Und ALLE haben es gesehen! Wenn ich mir den Flug wieder in Erinnerung rufe, zum In-den-Boden-Sinken. Am liebsten wäre ich ausgestiegen. Normalerweise, wenn ich mich daneben benommen habe, kann ich mich ja wenigstens retirieren. Im Flugzeug geht das nicht! Und das Elend nahm seinen Lauf.

Einige Zeit später suchte die Frau schräg vor mir die Toilette auf. Als sie zurück kam, holte sie aus der Gepäckablage ihren Beautycase, entnahm selbigem eine Packung Hygienetücher und desinfizierte sorgsam ihre Finger. Wenig später beobachtete ich eine ältere Dame, die nach dem Klogang ihre Hände mit einem Hygienespray entkeimte. Gott, war mir das hochnotpeinlich. Immer tiefer rutschte ich in meinem Sessel. Dabei hatten es ja alle bereits gesehen, als ich vom Klo kam: Ich Wutz hatte es nur beim Händewaschen über dem Waschbecken belassen!

Ich versuchte mich abzulenken, mich weiter auf meinen Spielfilm zu konzentrieren - aber so was von ohne Erfolg! Und das lag jetzt nicht nur daran, dass ich mittlerweile vor Scham fast auf dem Boden kauerte und somit nicht wirklich auf den Bildschirm schauen konnte. Auch nicht etwa deshalb, weil ich das Kommen und Gehen meiner Mitpassagiere doch aus dem Augenwinkel verfolgte. Nein, es lag am Alter, an meinem. Früher haben alle Flugzeuginsassen denselben Spielfilm geguckt - und alle an derselben Stelle geseufzt oder gelacht. Neuerdings sitzt mein Nachbar vor einem anderen Film als ich. Und schräg vor mir auf der anderen Seite des Gangs läuft ein ... Was rede ich, jeder sitzt vor einem anderen Film. Auf dem Monitor meines Nachbarn reiht sich eine Action-Szene an die andere, während es bei mir gerade ganz romantisch um den ersten Kuss geht. Und schräg vor mir wird eine Komödie geschaut, die den Zuschauer zu Lachsalven anregt, derweil bei mir gerade am Grab getrauert wird. Ich kann mich da nicht konzentrieren!

Und überhaupt, was soll ich sagen, mittlerweile waren alle Passagiere, die ich irgendwie beobachten konnte, ohne dass es allzu sehr auffiel, auf dem Klo gewesen und hatten anschließend für alle sichtbar Entseuchungszeremonien zelebriert. Meine ganze Hoffnung ruhte nun auf einem Mann, der glücklicherweise ein ganz klein wenig ungepflegt wirkte - wie mir schien. Der würde doch wohl nicht nach dem Klogang eine Dekontaminationsorgie veranstalten! Hat er nicht, nur eine Dekontaminationsorgie veranstaltet. Hat die einzelnen Finger nicht nur zuerst mit einem Hygienetuch abgewischt, dann die Hände mit einem Hygiene Handgel eingerieben und zuletzt mit einem Hygienespray behandelt! Nein, der hat danach seine Hände mit einer pflegenden Handcreme, mit einer Intensivpflege aus hochwertigem Traubenextrakt, eingerieben - um einer ansonsten unumgänglichen Austrocknung selbiger vorzubeugen.

Bin ich froh, dass dieser Albtraum hinter mir liegt. Ich bin es ja aber auch selbst schuld. Wäre ich doch einfach zuhause geblieben - in meinem schönen Bonn! Wenn ich bedenke, dass justament zur selben Zeit, in der sich die Menschen um mich herum im Flieger ganzkörpermäßig mit alkoholischen Feuchttüchern desinfiziert haben, ich in der Rheinaue selbigen, den Alkohol nämlich, in Form von über 700 Biersorten hätte genießen können! Über 700 Biersorten! Hätte beim Genuss des kühlen Gerstensaftes dem Guildo lauschen können. Der mit seinen Strümpfen und ich OHNE!
Aber ich will mich nicht beklagen. Gott sei Dank war ich wieder aus dem Urlaub zurück, als in ...

Weil, da bin ich ehrlich. Seit Jahren fahre ich im Sommer an dem großen Plakat an der Kölnstraße vorbei und nehme es mir immer wieder vor. Und jedes Jahr ärgere ich mich, dass ich es wieder nicht wahr gemacht habe, dass ich es wieder verpasst habe. Bin ich froh, dass ich es dieses Jahr geschafft habe! Ja, ich war in Hersel, zur Aalnacht in Hersel. Ich muss mich also nie mehr ärgern, dass ich etwas verpasst habe. Nur den Aal, den habe ich verpasst, obwohl ich da war.

Donnerstag, 20. August 2015

Die Eule und die Lerche - eine Fabel

Neulich ging mir so durch den Kopf ...
In der Märzausgabe 2009 von SZ-Wissen wurde erwähnt, dass im Schnitt die Eule wohlhabender sei als die Lerche.
Von welcher Fabel ist hier, bitteschön, die Rede? Ging es mir durch den Kopf. Dabei kannte ich deren doch recht viele. Die Fabel von der Grille und der Ameise zum Beispiel: Die Grille, die den ganzen Sommer über getanzt hat und deshalb nun im Winter nichts zu essen hat. Und die Ameise, die ihr nichts geben will und ihr sagt, sie solle doch jetzt dann gefälligst weiter tanzen. Oh ja, ich kenne viele Fabeln: "Der Wolf und der Hund", "Der Esel und das Hündchen" ... Ich kenne sogar Fabeln, in denen Vogelvieh eine Rolle spielt, wie etwa "Der Rabe und der Fuchs" oder (nur Federvieh) "Die Schwalbe und die kleinen Vögel". Aber um welche Fabel handelt es sich bei "Die Eule und die Lerche"?
Im September 2014 erschien das Buch "Wake Up!" , in dem der Neurobiologe Peter Spork wissenschaftliche Erkenntnisse aus Biologie und Medizin auf den Alltag überträgt. Eine seiner Forderungen: Der Präsentismus im Büro und Schule muss einer Berücksichtigung von Chronotypen weichen.
Als Chronotyp werden in der Chronobiologie die Kategorien von Menschen bezeichnet, die aufgrund der inneren biologischen Uhr (Tag/Nacht) physische Merkmale wie z. B. Hormonspiegel, Körpertemperatur, Schlaf- und Wachphasen, Leistungsvermögen zu unterschiedlichen Tageszeiten in unterschiedlicher Ausprägung besitzen. Man unterscheidet drei Typen: 1. den Frühaufsteher („Lerche“); 2. den Normaltyp, der den Großteil der Bevölkerung ausmacht, und 3. den Spätaufsteher („Eule“) Der Chronotyp ist im Grundsatz genetisch angelegt, ändert sich aber mit dem Alter: So sind Kleinkinder fast immer Lerchen. In der Pubertät entwickelt sich der individuelle Chronotyp aber sehr schnell in Richtung Eule.
Deshalb plädiert Spork in seinem Buch für eine Gleitschulzeit: Der Schüler entscheidet, wann er morgens zur Schule kommt. Kommt er später, bleibt er an diesem Tag entsprechend länger. Damit sei eine höhere Motivation und Aufnahmefähigkeit gewährleistet, also genau das, was Lehrer sich wünschen.
Ich finde, der Herr Spork hätte da konsequenterweise noch radikaler mit seinen Forderungen sein sollen. Dass nämlich der Schüler, der selbst um die Mittagszeit noch so gar keinen Bock hat, sich jetzt endlich mal auf den Weg zur Schule zu machen, es doch bitteschön auch lassen soll für diesen Tag oder auch für den folgenden oder den ...
Doch, wir sind da auf einem ganz guten Weg. Schule - und das sieht mit mir die Mehrheit aller Jugendlichen - wird sowieso überbewertet. Bildung überhaupt - zumindest in unseren Breitengraden. Das Leben könnte so schön sein, wenn es die Schule nicht gäbe! Käme auch den Entwicklungsländern zugute. Hätten wir da mehr finanzielle Mittel, die Kinder dort zu alphabetisieren. Da fährt man ja immer noch - warum auch immer - die Schiene, dass Bildung alles ist. Zumindest Lesen und Schreiben. Aber doch nicht bei uns! Völlig überbewertet, das Ganze. Vollkommen überholt: Was muss ich denn in Zeiten von YouTube und Hörbüchern lesen können?
Und schreiben? Finnland hat da ja auch schon einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht. Die Finnen haben entschieden, im Jahr 2016 die Schreibschrift an Schulen abzuschaffen. Und ich finde, wir sollten ihnen da folgen und sogar noch einen Schritt weiter- gehen: Abschaffung der Schreibschrift und der Druckschrift an unseren Schulen. In Zeiten von facebook reichen Bilder, die hochgeladen werden, und Smileys. Und das muss man ja auch mal sagen, da gibt es ja mittlerweile eine recht respektable Auswahl.
Was mich noch in dem Zusammenhang interessieren würde: Wie genau haben die das bei SZ-Wissen herausgefunden, dass im Schnitt die Eule wohlhabender ist als die Lerche? 

Mittwoch, 12. August 2015

Zwei absolute Dream-Teams: Die Löschgruppe Rheindorf und der Jürgen Drews mit dem Michael Wendler. Und der Mickie geht Bier holen

Ich muss da jetzt wirklich mal in die Pötte kommen. Lange genug vorher hat es mein "Schaufenster" ja angekündigt. Die Entscheidung wird einem aber auch nicht leicht gemacht: Am 28. August spielen Brings in den Rheinauen. Aber am nächsten Tag, am 29. August, steigt das größte Sommerfest im Rheinland. Bei "Bonn Olé" werden in diesem Jahr wieder die heißesten Live-Acts der Party- und Schlagerszene für ein riesiges Feuerwerk der guten Laune sorgen. Ja, so lautet die Ankündigung.
Was jetzt auffällig ist: Brings alleine kosten 18 Euro, wohingegen ich am Samstag für gerade mal schlappe 12,80 Euro weit mehr als zehn Interpreten hören kann. Das könnte jetzt mit den Interpreten zu tun haben - was ich aber nicht glaube. Weil, wer will nicht den Michael Wendler hören oder den Mickie Krause, wenn er seinen tollen Hit "Geh mal Bier holen" singt? Wer möchte nicht dabei sein, wenn der Matthias Reim "Verdammt ich lieb dich" performt und der Drews, der Jürgen, mir "Ich bau dir ein Schloss" verspricht? So was von vielversprechend, dieses "Bonn Olé"! Unterm Strich werde ich mich aber wohl doch schweren Herzens für Brings entscheiden. Nicht, weil ich etwa den DJ Ötzi nicht hören will. Nein, damit hat das nichts zu tun. Ich geh aber davon aus, dass wir Bonner bei unserem Ruhebedürfnis nicht zwei solch tolle Abende hintereinander verkraften können. Dass nach dem Brings-Konzert die Stadt Bonn für den Samstag kurzfristig den Lärmpegel reduziert - wie beim Ballonglühen. Und ich mein, das geht ja technisch auch recht einfach: einfach Stecker rausziehen. Ich stell mir das jetzt so vor, wenn der Mickie, wenn das Mikrofon einfach abge...

Leid tät's mir um den Thomas Anders. Ja, ich oute mich jetzt mal, ich bin eine Fanin von Modern Talking. "You're my heart, you're my soul" und "Brother Louie", einfach tolle Schlager. Andererseits, es könnte natürlich auch sein, wenn man sich so die Entscheidungen der Stadt Bonn in der letzten Zeit mal auf der Zunge zergehen lässt. Es könnte auch sein, dass das ein wichtiges Einstellungskriterium bei der Stadt Bonn ist. Dass man ein Fan vom Jürgen Drews ist. Dann ist der Samstag natürlich gesichert.

Sieht so aus, als müsste ich mich da selbst austricksen. Dass ich mir extra auf den Samstag einen wichtigen Termin lege, damit die Kuh dann mal endlich vom Eis ist. Terminlich würde es auch Sinn machen. Weil, auch dieses Projekt wartet schon das eine oder andere Wöchelchen darauf, in Angriff genommen zu werden. Zuerst hab' ich ja gedacht, die wollen mich ..., wie sag ich's denn ...
Dann las ich aber, dass das durchaus wohl Sinn macht. Dass 3000 städtische Mitarbeiter im WCCB beim Funktionstest als "Konferenzteilnehmer" den Ernstfall simuliert haben. Und dann bot mir doch neulich mein Lieblingsdiscounter mit dem Hinweis "Im Ernstfall direkt zur Hand" einen kompakten 2 kg Pulverfeuerlöscher mit hervorragender Löschkraft feil (was ich bei einem Feuerlöscher als ungemein zielführend erachte). Das Werbeblättchen empfahl mir dieses europäische Qualitätsprodukt für mein Auto, meine Küche und die Werkstatt. Auch für Camping und Freizeit sei der Feuerlöscher tauglich. Kein Wunder, bei der hohen Löschleistung und langen Spritzdauer. Alles in allem ein rundum überzeugendes Angebot!

Ich hab deshalb auch zugegriffen - nicht nur fünf für Auto, Küche, Werkstatt, Camping und Freizeit gekauft. Nein, ich sage ja immer safety first. Und wenn es hier nicht um Sicherheit geht, wo und wann denn bitteschön dann? Ich habe zusätzlich einmal Feuerlöscher für jedes Zimmer und das Bad käuflich erworben. Selbstredend auch für das Gästeklo. Wobei ich zugeben muss, dass seitdem der Feuerlöscher im Gästeklo hängt, kein Mensch mehr in selbiges hineinkommt. Zusätzlich dachte ich mir, könnte es nicht schaden, wenn zukünftig sowohl mein Traummann als auch ich bei unseren Freizeitaktivitäten einen Feuerlöscher auf dem Rücken mit uns führen. Ich denke, es wird auch nicht mehr lange dauern, bis die Rucksackfirmen bei der Herstellung eines kleinen handelsüblichen Rucksacks eine Vorrichtung für das Verstauen eines 2 kg-Pulverfeuerlöschers vorsehen.

Und weil ich einmal dabei war, habe ich gleich noch mit Löschdecken aus 100% Glasfaser mit einseitiger Silikonbeschichtung nachgelegt. Ausschlaggebend war die Hitzebeständigkeit bis ca. 500°. Ich hab dann gleich mal eine stattliche Anzahl gekauft, obwohl der Kofferraum meines kleinen Corsas schon bis zum Bersten voll mit Feuerlöschern war. Das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters wies mich nämlich freundlicherweise darauf hin, dass eine Löschdecke nur zum einmaligen Gebrauch geeignet sei.
Aber, das ist mir schon klar, um auf der wirklich sicheren Seite zu sein,  muss ich mich dringendst in das Thema Brandklassen einarbeiten. Ich komm drauf, weil mein Werbeblättchen mich darauf hinweist, dass meine Feuerlöscher für die Brandklassen A,B und C (nach DIN EN 3) geeignet sind. Auch wenn in der Produktbeschreibung die jeweiligen Brandklassen beschrieben sind - ich bin da absoluter Laie. Was aber das Allerwichtigste ist: den Ernstfall proben.

Und als ob die sich abgesprochen hätten, unser OB Herr Nimpsch mit seinem Funktionstest im WCCB, mein Lieblingsdiscounter und die vom "Dat Blättche". Als hätte die Löschgruppe Rheindorf das bereits im Frühjahr geahnt - dass ich demnächst ein so was von großes Sicherheits-Informations-Brandklassen-Defizit habe!
Wie gesagt, damals las ich im "Dat Blättche", dass die Feuerwehr Übungsobjekte sucht, die sie für Einsatzübungen verwenden kann. Jedes Objekt, sei es nun eine Tiefgarage, ein Gewerbeobjekt oder eine Lagerhalle, habe seine eigene Herausforderungen an die Einsatzkräfte. Gesucht würden auch Einfamilienhäuser. Da dachte ich damals noch, selbstredend unbewohnte. Las dann aber weiter: Sie sind Hauseigentümer? Bitte melden Sie sich bei uns, wenn wir einmal bei Ihnen eine Übung durchführen können. Selbstverständlich bespricht der Übungsleiter im Vorfeld, wo wir üben dürfen, worauf wir achten müssen (ungemein beruhigend!). Für Sie als Besitzer hat eine solche Übung den großen Vorteil, dass wir als Feuerwehr Ihr Gebäude im Rahmen einer Übung besser kennenlernen, um dann im Ernstfall effektiver und zielgerichteter vorgehen zu können. Gleichzeitig können wir praxisnah Aufstellflächen für Fahrzeuge ausprobieren. Ein entscheidender Zeitvorteil im realen Einsatz. Interesse? Sprechen Sie uns an unter ..."
Wie gesagt, damals, ich Ignorantin, habe ich sofort vermutet, es handle sich um einen Aprilscherz. Nun, um einiges schlauer, werde ich da einfach mal anrufen und fragen, ob die noch den 29. August freihaben. Davon unabhängig parke ich jetzt schon immer aus Sicherheitsgründen einige Kilometer vom Haus entfernt, damit auf jeden Fall die Aufstellfläche für das Löschfahrzeug direkt neben meinem Haus gewährleistet ist.


Was mich jetzt ein ganz klein wenig beunruhigt. Also ein ganz klein wenig schlechtes Gewissen hab ich schon - und die Dame hinter der Kasse hat's mir da mit ihrem verständnislosen Blick auch nicht wirklich einfacher gemacht: Außer mir konnte sich jetzt keiner mit Feuerlöschern und Löschdecken eindecken. Demnächst wird mein Werbeblättchen bestimmt bei diesen beiden Artikeln eine maximale Verkaufszahl pro Person festlegen.

Freitag, 24. Juli 2015

Keine Frage - Bonn weiß, wo der Frosch die Locken hat!

Also wirklich, das ging gar nicht! Es hätte so schön leise in Bonn sein können! Weil, das war ja wirklich wie abgesprochen zwischen Bahn und Post. Kaum wurde es wieder so unerträglich laut in Bonn durch die fahrenden Züge, hat sich Gott sei Dank die Post unser erbarmt. Was war das einmal angenehm, nicht jeden Tag diesen höllischen Lärm zu hören, diesen unerträglichen Krach, dieses Gepolter. Endlich einmal Ruhe an den Briefkästen!

Es ist ja nicht nur dieses laute Abstellen des Fahrrads mit Hilfe des Fahrradständers seitens des Postboten. Nein, auch das Öffnen des Metallbriefkasten-Schlitzes und der anschließende Aufprall der Postwurfsendung im Briefkasteninnern - eine Zumutung für die Ohren! Zwischen meinem Traummann und mir lief es auch wieder besser, während die Post streikte. Weil, das muss ich schon sagen. So sehnsüchtig ich ja täglich auf Werbung in meinem Briefkasten warte, selbige ist auch oftmals Anlass für den einen oder anderen Disput mit meinem Liebsten. Neulich zum Beispiel lag wieder mal vom Studienkreis ein Brief im Briefkasten, adressiert "An die Eltern schulpflichtiger Kinder". Da bin ich mir jetzt schon recht sicher, dass ich definitiv kein halbes schulpflichtiges Kind mehr habe. Und da komm ich dann natürlich schon ins Grübeln - und stelle meinen Schatz zur Rede. Mir fiel dann nämlich ein, ich hatte das schon längst vergessen: Vor Jahren bot der Drogeriemarkt meines Vertrauens mir immer mal wieder per Postwurfsendung günstig Pampers an. Da hatten mein Traummann und ich auch schon eine klitzekleine Ehekrise, weil meine Kinder schon so was von lange aus dem Windelalter raus waren. Damals hat mein Geliebter mir das mit schlechter Kundendatei-Pflege seitens des Absenders erklärt. Aber als mir jetzt neulich der Studienkreis Nachhilfe für meine schulpflichtigen Kinder anbot, hab ich dann mal zurück gerechnet: Das käme zeitlich schon hin!
Oder wenn im Briefkasten ein Brief mit der Adresse "An die pflegenden Angehörigen im Haus" liegt, obwohl wir gerade mal keinen Angehörigen pflegen. Da stelle ich mir natürlich schon die Frage, ob die den Brief bei uns eingeschmissen haben, weil ich so schlecht aussehe, als ob ich rund um die Uhr einen alten Menschen pflege, oder ob ich aussehe wie der pflegebedürftige Mensch, der hier schlürfend ein und aus geht.
 
Apropos pflegebedürftige und, vor allem, ruhebedürftige Menschen. Was haben die sich eigentlich dabei gedacht, die Verantwortlichen für das Heißluftballon-Spektakel in den Rheinauen? Schätze mal, gar nichts. Haben die tatsächlich gedacht, dass dieses Jahr das Ballonglühen so stattfindet wie immer? Dass die Ballone sich mit ihrer durch die Brenner hell erleuchteten Hülle im Takt der Musik bewegen? Doch wohl nicht! Wir Bonner sind da mittlerweile auf einem so guten Weg (wohin eigentlich?) und da wollen wir doch bitteschön nicht von abweichen! Gott sei Dank hatte nämlich die Stadt Bonn kurzfristig vorher den Lärmpegel beim internationalen Ballonglühen reduziert. Gut, jetzt war das Fauchen der Brenner lauter als die Musik - aber immerhin schon ein Schritt in die richtige Richtung (in welche eigentlich?). Wenn wir Glück haben, war das das letzte Mal, dass sich die internationale Ballonschickeria hier hat blicken lassen. Weil, so stand's in meinem "Schaufenster" geschrieben: Dieses Novum in der internationalen Ballonszene sorgte nicht nur bei den Gästen für Unmut und Unverständnis.

Hallo, wir brauchen die internationale Ballonszene nicht! Als ob wir nicht schon genug Internationalität hätten! Jeden Tag diese Unmengen von Asiaten, die vor dem Beethoven-Geburtshaus rumlungern. (Kaum vorzustellen, was hier noch angereist gekommen wäre, wenn das mit dem Festspielhaus geklappt hätte!) Und dann lese ich doch zu meinem Entsetzen in meinem "Schaufenster", dass das WCCB einsatzbereit ist. Schwuppdiwupp, eh ich mich versehe, ist das jetzt einsatzbereit! Ich hab das gar nicht so mitbekommen, dass das jetzt plötzlich so schnell ging! "WCCB ist einsatzbereit" las ich in meinem "Schaufenster". Und 3000 städtische Mitarbeiter halfen beim Funktionstest! Mensch, da hatte der eine oder andere Mitarbeiter ja mal eine wirklich sinnvolle konstruktive Aufgabe. Und das immerhin einen ganzen Tag lang - dachte ich beim Lesen der Überschrift. Es stellte sich dann aber beim Weiterlesen heraus, dass der Tag erst mittags mit einem lecker (soll so) Mittagessen anfing, das die Abläufe in der Großküche auf Herz und Nieren prüfen sollte. Und dann strömten die "Konferenzteilnehmer" schnurstracks in die verschiedenen Säle, wo sie unter anderem die Qualität der Audio- und Videoübertragung begutachteten. Da hat der eine oder andere doch bestimmt mal für kurze Zeit das eine oder andere Äuglein  geschlossen - was ja unter anderem in Zukunft auch der Zweckbestimmung dieser Säle entspricht.

Ich bin ehrlich, ich hatte zwischenzeitlich schon die Hoffnung, dass das so gewollt war. Also dass das WCCB gar nicht fertig werden sollte. Dass die Verantwortlichen eingesehen hätten, dass zu viel Internationalität ja auf Dauer auch nicht ruhig vonstatten gehen kann. Bonn war ja nun auch vor der Fertigstellung des WCCB UN-Standort, und da ist dem einen oder anderen Bonner vielleicht erst mal richtig aufgegangen, dass wir es mit 193 UN-Mitgliedsstaaten zu tun haben, die hier und jetzt bis in alle Ewigkeit ein und aus gehen. Ja gerade die Bonner, die im Stillen gehofft hatten, dass unser maroder Bonner Bahnhof einfach mal still und leise abgeschlossen wird, damit da kein Zug mehr halten kann und auch nur einen lauten Besucher ausspuckt. Unser Bahnhof, der dringend nach Instandsetzungsarbeiten schreit. Das wäre ja tatsächlich eine Möglichkeit gewesen: den Bahnhof einfach stilllegen - wenn Bonn nicht UN-Standort gewesen wäre! Stattdessen hieß es nun, Bonn könne es sich als UN-Standort nicht leisten, seine Besucher auf solch einem Bahnhof zu begrüßen. Dass einem da die UN in die Hacken läuft!

Gott, und was ist schon auf Dauer gesetzt? Ich mein, wenn der Vermieter mir monatelang eine Wohnung ohne Wohnzimmer zumutet, dann kündige ich irgendwann. Und so wäre ja die Hoffnung gewesen , dass die UN das ebenso macht, wenn sie auf Dauer ihr Wohnzimmer, ihr WCCB, nicht beziehen kann. Also quasi durch die Hintertür wieder rausekeln. Und wenn der letzte UN-Mitarbeiter abgefahren ist, den Bahnhof zunageln.
Aber es ist ja jetzt alles doch anders gekommen. Am 7. Juni fand die feierliche Eröffnung des Konferenzzentrums mit dem UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon statt, und das Wohnzimmer wurde eingeweiht - und das WCCB ist einsatzbereit. Wahnsinn!

Bonn weiß eben, wo der Frosch die Locken hat!

Samstag, 18. Juli 2015

Pantolette und Birkenstock - wenn zwei sich freuen ...

Neulich ging mir so durch den Kopf ...

Also wenn man mich gefragt hätte, ich dachte, das sei gesetzt: Die Pantoletten meiner Mutter gingen für mich als Jugendliche damals gar nicht, und meinen Töchtern war ich mit meinen Birkenstock-Sandalen schon immer peinlich. Also quasi, was der einen die Pantolette ist den anderen der Birkenstock: ein absolutes No-Go, dachte ich.

So zeigte mir doch neulich meine Tochter (!) in der GRAZIA eine Anzeige der Firma Birkenstock: Darauf drei bis zum Umfallen moderne, lässig coole, junge Menschen - alle drei schwarze Birkenstocksandalen mit Silbernieten an den Füßen. In der Mitte die taffe junge Frau mit der XL-Sonnenbrille von Marc Jacobs und dem sexy Kleid von Saint Laurent. Links neben ihr der ganzkörper-tätowierte junge Mann mit ungemein modernem Haarschnitt, eingekleidet von H&M. Und rechts der charmante attraktive Jüngling ganzkörper-eingekleidet vom Tommy, dem Hilfiger. Und meiner Tochter Kommentar: krass.

Ja, und was der einen die GRAZIA ist der anderen ihr Werbeblättchen ihres Lieblingsdiscounters. Selbiges und die Pantolette sind seit einigen Monaten so was von close. Da gab es im Winter die Fitnesspantolette aus pflegeleichtem, abwaschbarem Phylon-Material mit komfortabler Fußbettung für höchsten Tragekomfort. Fitness und Pantolette, nun gut, auf der selben Seite des Werbeblättchens wurden auch Sportjacken und Sporthosen beworben. Und jetzt für den Sommer - die hochwertige Badepantolette, die durch angenehmes Tragegefühl besticht. Gleichzeitig gibt's auf der Seite Unterhemden und Slips in Feinripp für den Mann. Was sag ich, für DEN Mann. Weil, was der Hammer ist, ist das männliche Modell, das aus dem Werbeblättchen heraus so was von verträumt wonnevoll dreinblickt. So was von attraktiv, so was von gut gebaut, so was von ... - in Pantoletten. Im darauf folgenden Werbeblättchen bewirbt das selbe Modell dann Freizeithemden und Travelshorts - und Socken. Auch schön. Was ich jetzt eigentlich sagen wollte: Also die Pantolette, egal in welcher Ausprägung, ist dermaßen bei mir angekommen!

Ich warte jetzt eigentlich nur noch darauf, dass dieses ungemein attraktive männliche Modell demnächst in meinem Werbeblättchen Unterhemd und Slip in Grobripp trägt. Und zwar Grobripp "used look", will sagen, mit Grauschleier. Dann werde ich im Kleiderschrank meines Traummannes einmal gründlich suchen, ob ich da nicht noch unausgepackte Modelle aus den Siebzigern finde. Die sitzen dann zwar ein ganz klein wenig spack, aber je nachdem kann das ja ganz nett aussehen. Und das mit dem Grauschleier krieg ich locker mit ein paar Wäschen hin.

Übrigens, es gibt da ja auch noch die Pantine. Die kommt aber - zu zweit natürlich - aus dem Niederländischen und bedeutet im Norddeutschen Holzschuh oder Pantoffel. Ich stell mir darin jetzt dieses Model vor.

Montag, 6. Juli 2015

Früher hatten wir FdH, heute Bioimpedanz-Messung, Apoptose - und den Karl-Heinz

Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) erstellt derzeit den ersten deutschlandweiten Lärmaktionsplan für die Hauptstrecken des Bundes. Die Lärmaktionsplanung des EBA erstreckt sich auf alle Haupteisenbahnstrecken des Bundes mit einem Verkehrsaufkommen von über 30.000 Zügen pro Jahr. So las ich in meinem "Schaufenster" und fragte mich, warum die jetzt zusätzlich extra Lärm veranstalten wollen. Beim Weiterlesen erfuhr ich dann, dass damit gesundheitsschädliche Lärmbelastungen verhindert werden sollen, dass das EBA eine Internetplattform online gestellt hat, über die Lärmbetroffene Informationen zu ihrer persönlichen Lärmbelästigung übermitteln können. Also unter Lärmaktionsplanung hätte ich mir jetzt was ganz anderes vorgestellt. Aber gut, Missverständnis geklärt.

Geht anderen ja aber auch so. Den Lokführern zum Beispiel. Die haben da ja auch etwas gründlich missverstanden. Ich mein, das war ja eine ganz tolle Idee von denen, den Bonnern, die so was von unter dem Bahnlärm leiden, einfach mal eine Auszeit zu gönnen, einfach mal Ruhe, einfach mal keine Bahnen fahren zu lassen. Dass die Bonner dann aber auch nicht mit der Bahn fahren können ... Irgendwann hat sich das ja aber dann auch geklärt. Was ja auch wichtig war - für die Internetplattform. Sonst hätte sich ja da keiner wegen Lärm gemeldet.

Apropos Missverständnis. Für diesen Sommer ist es jetzt eh zu spät. Das Thema ist gelaufen. Das ärgert mich schon. Ich mein, wenn ich das früher ...   
Gut, es gibt ja hier in Bonn ganz tolle Angebote. Ich erwähne da nur die Bioimpedanz-Messung, bei der Viszeralfett-Anteil, Stoffwechsel-Rate, Körperfettanteil im Verhältnis zur Knochenmasse und zur Muskulatur sowie metabolisches Alter ermittelt werden - beim
"Tag der offenen Tür bei omnivitalis in Bonn: Wohlfühlen und individuelle, professionelle Betreuung stehen bei uns im Vordergrund." Oder "Stoffwechselwochen bei easylife - bei uns Körperanalyse gratis." Beide Institute so was von unverbindlich, so was von professionell, so was von persönlich, individuell und qualifiziert! Hab ich's schon erwähnt? So was von professionell. Würde mich nicht wundern, wenn es demnächst in Bonn keine einzige Dicke Schrägstrich keinen einzigen Dicken mehr gäbe! Aber, so glaubwürdig und ungemein professionell dies alles klingt, für diesen Sommer ist es für mich zu spät. Weil, ich hatte ja auf dieses Wearable gesetzt ...
Aber mal angenommen, für nächstes Jahr, ich wüsste gar nicht, für welches dieser Institute ich mich denn entscheiden sollte? Am besten wäre ja für beide. Nach dem Motto: Doppelt hält besser. Im Ernst jetzt. Für omnivitalis, zu Kristine und Wilfried, weil das bei mir im Auerberg gleich ums Eck ist und die mir versprechen, dass sie eine schnelle, individuelle Lösung für mich parat haben? Oder zu easylife, die mit ausreichend Parkmöglichkeiten in allen Therapiezentren werben? Was jetzt für die auf Dauer aber wahrscheinlich so was von geschäftsschädigend ist. Weil, böten die Parkplätze für umsonst in zwei Kilometer Entfernung an, hätten die in null Komma nichts schon mal ganz zufriedene Kunden, weil die allein schon vom Hin- und Herlaufen abnehmen würden. Ist aber nicht mein Problem. Sollen doch deren Werbestrategen drauf kommen. Wahrscheinlich würde ich mich aber, sorry Kristine und Wilfried, für easylife entscheiden. Weil die sagen, dass sie Strukturfette belassen, und deshalb selbst bei starkem Gewichtsverlust jede Auszehrung unterbleibt. Und daran denke ich ja in erster Linie, dass ich beim Abnehmen so was von ausgezehrt werde.

Aber ich kann es drehen und wenden, wie ich will. Wenn ich jetzt noch was reißen wollte, könnte mir nur noch der Karl-Heinz helfen. Dessen Anzeige habe ich mir aus meinem "Schaufenster" herausgerissen. Was ja jetzt eher weniger ein Problem ist, als beim Frisör aus der Bunten eine Seite rauszureißen. Weil die ja eher nicht meine ist. Ich sollte vielleicht in dem Zusammenhang doch einmal überlegen, ob es nicht für den Lesezirkel zuträglicher wäre, wenn ich Seiten, die mich interessieren, fotografiere, statt alle naselang Zeitschrift-Ruinen in Wartezimmern zurückzulassen. Ganz abgesehen davon, dass es für mich auch nicht schön ist, wenn ich mit den rausgerissenen Seiten in meiner Tasche wie ein Schwerstverbrecher das Wartezimmer verlasse.  

Apropos Wartezimmer. In der Schönheitspraxis von dem Karl-Heinz sieht das Wartezimmer bestimmt ganz anders aus als die Wartezimmer, die ich bei den Ärzten als Kassenpatientin kenne. Der Karl-Heinz hat, wie gesagt, in meinem "Schaufenster" inseriert. Und seitdem ich seine Versprechungen schwarz auf weiß in der Küche an der Pinnwand hängen habe (ich habe mir extra für diese Seite eine eigene Pinnwand angeschafft), bin ich jetzt wirklich auf der sicheren Seite. Apoptose heißt das Zauberwort - kontrollierter Zelltod. Der Karl-Heinz hat da sein Zauber-Kryolipolyse-Gerät und sagt, dass es besonders für Patienten geeignet ist, die relativ fit sind, aber kleinere und mittlere Fettpolsterchen haben, die trotz ausgewogener Ernährung und Sport nicht zu beheben sind.
Aber das ist nur eine Behandlung von vielen. Deshalb hängt da jetzt mal die ganze Seite an der Pinnwand, für den Ernstfall. Weil, wenn ich das richtig verstehe, hat der Karl-Heinz von den Tränensäcken bis zu den Schrunden unter den Füßen für mich eine Lösung parat. Was mich jetzt ein ganz klein wenig stutzig macht, ist die Tatsache, dass der Karl-Heinz, obwohl er doch eine ganze Seite zur Verfügung hatte, nicht einmal übers Geld gesprochen hat. Das hat der wahrscheinlich bei aller Begeisterung über seine neuen Errungenschaften vollkommen vergessen.

Gut, den Karl-Heinz hab ich natürlich immer in petto. Aber geärgert hat's mich schon. Ich hatte mich jetzt halt so was von auf dieses angepriesene Wearable verlassen. Hatte mir die Seite ja extra beim Frisör aus der Bunten rausgerissen. Dabei bin ich sonst so was von reklameresistent, aber da stand: Das Fitnessarmband ("Activy Tracker") misst Schritte, verbraucht Kalorien, überwacht den Schlaf etc. Das hab ich mir natürlich sofort, auf der Stelle - oder wie der Lateiner sagen würde - statim gekauft. Und hier sind wir jetzt wieder beim Thema Missverständnis - oder einfach beim nicht richtig Lesen. Weil, in der Anzeige hieß es nicht "verbraucht Kalorien", sondern "misst verbrauchte Kalorien". Da kann man mal sehen, was so ein einziger Buchstabe dir den ganzen Sommer versauen kann!

Hier war's jetzt nur ein einziger Buchstabe, der mir den Sommer versaut hat.
Beim Weltzugtag waren es zwei Silben. Gut, ich hab natürlich schon gestutzt, dass die so zeitnah wegen des ständigen Lokführerstreiks einen Weltzugtag zum Gedenken an fahrende Züge ins Leben rufen. Aber es gibt ja auch den "Tag der Apotheke", der - eingedenk des Darms -  unter dem Motto "Für Ihr Bauchgefühl. Was tun bei Magen-Darm-Beschwerden?" steht. Warum dann keinen Weltzugtag, an dem wir eingedenk fahrender Züge sind? Ich hab dann aber noch mal richtig gelesen und hatte da eben das entscheidende Wort "Vogel" überlesen. Der Opernchor von Bologna hatte anlässlich des Weltzugvogeltages ein UN-Benefizkonzert gegeben.


Ich sag ja, Missverständnisse über Missverständnisse. Wichtig nur, dass ich den Karl-Heinz mit seiner Med-Bodycontour-Schönheitspraxis immer in der Hinterhand habe.

Mittwoch, 10. Juni 2015

Dampfstrahler, Staubsauger und Q-tips - da ist für Schneeketten wirklich kein Platz mehr!

Doch, das muss ich sagen, es hat sich gelohnt. Zuerst dachte ich ja, leicht übertrieben, aber es hat sich gelohnt! "Prima Klima im Auto", "Die Frühjahrskur für Ihr Auto" und "Wie Pollenallergiker ihr Auto sicher machen", solcherlei Artikel fand ich in den vergangenen Wochen im Autoteil meines "Schaufensters". Und weil ich mich schon um den Frühjahrsputz im Haus gedrückt hatte, indem ich das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters einfach über einige Wochen ignorierte, wollte ich's beim Auto jetzt nicht auch noch schleifen lassen. Und es hat sich ja auch gelohnt! Ein Tipp jagte da den anderen. Ausschlaggebend für mich war zusätzlich der Satz: "Die Pflegemaßnahmen lassen einen glücklicher in den Frühling starten."

Außerdem für mich wieder mal die Gelegenheit, schweres Gerät zu bedienen. Ich sage nur Dampfstrahler. Dampfstrahler seien das beste Mittel, um wirklich bis in die letzte Fuge zu gelangen und schädliche Winterablagerungen zu entfernen. Und zwar auch von unten, in den Kanten und Falzen der Türen, Kofferraumdeckeln, an der Motorhaube und zwischen den Lüftungsgittern, wo sich oft schon seit dem Herbst Laubreste tummelten. (Man stelle sich das Getümmel einmal vor - bei meinem 20 Jahre alten Corsa!) Dazu benötige man viel Wasser und Gefühl! Allerdings solle ich die Finger weg vom Motorraum lassen, um unnötige Schäden an der Elektrik zu vermeiden. Bin ich froh, dass die mir das dazu geschrieben haben! Wer weiß, ich hätte sonst ...

Aber allein in diesem Artikel war das bei weitem nicht der einzige zielführende Tipp. Dankbar war ich auch für folgenden. Ich solle doch auch bitteschön den Innenraum frühjahrsfit machen, indem ich Gegenstände wie Schneeketten und Schneeschaufeln wieder in die Garage oder Keller stelle, da der im Sommer unnötige Ballast durch sein Gewicht mehr Kraftstoff verbrauche. Ich fand den Tipp so toll, dass ich ganz sorgsam und gezielt nach Schneeketten im Innenraum meines kleinen Corsas gesucht habe, obwohl ich mir an sich zu 100 Prozent sicher war, dass ich im vergangenen Winter gar keinen Schnee gesehen hatte, geschweige denn Schneeketten besaß. Aber, safety first, sage ich mir immer. Und als hätte der Autor des Artikels es genau auf mich abgesehen, wies er mich darauf hin, dass ich beim gründlichen Saugen die Autositze dabei in verschiedene Positionen verstellen (ich hätte da sonst mit Sicherheit gehudelt!) und den Polstern mit einer Schaumreinigung wieder ein schickes Frühjahrs-Outfit verpassen soll. Wenn da nicht zu Beginn des Artikels gestanden hätte, dass ich dann glücklicher in den Frühling starte, ich hätte mir diese Mühe nicht gemacht. Weil der andere Grund, nämlich den Wert des Gefährts zu erhalten, also mein Auto ist so alt, also wenn, habe ich gerade mal den Schrottwert erhalten.

Und dann gab's da noch den überaus lehrreichen Artikel "Wie Pollenallergiker ihr Auto sicher machen". Dort hieß es, der Aktivkohlefilter solle die erste Wahl sein und mindestens einmal pro Jahr erneuert werden. Beim Filterwechsel solle man auch gleich die Lüftungskanäle und den Verdampfer der Klimaanlage reinigen lassen - zumal sich in der feuchten Herbst- und Winterzeit gerne Bakterien und Schimmelpilze ansiedeln. Also ich bin ja nicht pingelig, aber für mich persönlich hörte sich das wirklich eklig an. Ich war gerade dabei, mich so was von hineinzusteigern in meinem Ekel, als mir plötzlich einfiel, dass mein Corsa gar keine Klimaanlage hat!

Ich wollte daraufhin schon die Lektüre des hochinteressanten Artikels abbrechen, als sich selbiger justament den Fenstern und Türen widmete - die mein Auto auch hat. Und da bin ich jetzt wieder so was von froh, dass ich, was das Durchhalten beim Lesen betrifft, nicht zu früh schlapp gemacht habe. Weil, ich hab' mich natürlich immer mal wieder gefragt, warum so immens viele Pollen in meinen Corsa fliegen und ich deshalb so ein Kratzen im Hals habe und die Augen jucken. Erst kürzlich habe ich noch bei mir gedacht, Adelheid, dem musst du mal auf den Grund gehen. Ich meine, nicht umsonst schreiben die: Niest ein Fahrer bei Tempo 80, fährt er rund 25 Meter mit geschlossenen Augen. Jetzt weiß ich auch, warum mir beim Autofahren nach mehreren Niesern oftmals die entgegenkommenden Autofahrer immer denselben Finger zeigen - als ob die sich abgesprochen hätten! Gut, jetzt muss ich auch mal sagen, die sollen sich nicht so haben. Immerhin fährt mein Corsa ja nicht in der Spitze 280 Stundenkilometer.

Egal! Dank des Artikels weiß ich jetzt jedenfalls Bescheid: Die blöde, hinterhältige Polle, die kommt nicht nur durch die Lüftung in mein Auto, nein, die fliegt auch durch die geöffneten Fenster und das Schiebedach. Und deshalb in meinem "Schaufenster" der super Tipp, die Fenster und Türen möglichst geschlossen zu halten. Seitdem schließe ich während der Fahrt die Fenster und  - vor allem die Türen! Wenn ich das mal schon früher gewusste hätte! Zielführend war auch der Hinweis, dass während der Pollensaison regelmäßig alle Oberflächen im Innenraum mit einem feuchten Lappen abgewischt werden sollen  - und zwar möglichst von einem Familienmitglied, das nicht allergisch ist. Zum Schluss gab der Artikel noch den nicht zu unterschätzenden Hinweis, dass Allergiker bitteschön bei extremem Pollenflug ihr Auto wegen des erhöhten Unfallrisikos lieber stehen lassen - und zu Fuß durch den Pollenflug gehen sollen. Witz! Stimmt natürlich nicht. Nein, die sollen lediglich jemand anderen bitten zu fahren.

Apropos Pollenflug. So viel wie ich über die Kirschblüte in der Altstadt gelesen hatte, natürlich hab' ich die mir auch angeschaut! Aber, safety first: keine Lüftung, Fenster und Türen nicht nur geschlossen, sondern obendrein abgeklebt. Und so bin ich im Schritttempo (ich war offensichtlich nicht die Einzige, die das von der Kirschblüte mitbekommen hatte) durch die Altstadt gefahren. Was mich schon gewundert hat, als ich nach Stunden wieder aus meinem Corsa ausstieg, hatte ich so was von Kreislauf. Es könnte daran gelegen haben, dass ich über Stunden von der Sauerstoffzufuhr abgeschnitten war.

Ich meine, so sauber wie mein Corsa jetzt ist (im Gegensatz zu meinem sonstigen Wohnraum) und wie viel Zeit ich zwecks Erhaltung dieses Zustandes in ihm verbringe (tägliches Abwischen sämtlicher Oberflächen mit feuchtem Lappen, Säuberung der Polster mittels Staubsauger mit Wasserfilter, Reinigung der Lüftungsschlitze mit Q-tips), lag der Schritt eigentlich nahe. Also es sprach wirklich nichts dagegen, oder anders, es bot sich förmlich an, dass ich seit geraumer Zeit in meinem Corsa lebe. Wenn es regnet, die Polle also mal ausnahmsweise nicht fliegen kann, stelle ich das Auto unter und öffne zwecks Sauerstoffzufuhr alle Fenster und Türen.

Was jetzt aber schon blöde ist: Das Sauberhalten meines Autos hat mittlerweile den ganzen Jahresurlaub geschluckt. Deshalb will sich das Glücklichsein noch nicht so ganz einstellen.  

Vielleicht mach' ich es im nächsten Jahr doch umgekehrt, was den Frühjahrsputz anbelangt.

Mittwoch, 20. Mai 2015

Aprilscherz war gestern - der Trend geht eindeutig zum lustigeren Maischerz!

"Liebesbeweis mit Tücken", so lautete es neulich auf der Titelseite meines "Schaufensters". Der junge Mann, der seiner Angebeteten einen Maibaum setzen wollte, erfuhr nun, was nicht erlaubt ist. Punkt eins: Wie komme ich an eine Birke? Nicht erlaubt ist selbstredend, einfach einen Baum aus dem Wald zu holen. Das ist nämlich Diebstahl und Sachbeschädigung. Der Baum gehört sich beim Förster gekauft und die Quittung aufgehoben zwecks Vorzeigens. Punkt zwei: Wie transportiere ich Selbige (nicht die Quittung, sondern die Birke)? Sie darf nach vorne überhaupt nicht, nach hinten maximal drei Meter über das Fahrzeug hinausragen und muss gekennzeichnet werden. Und der Transport von Helfern auf der Tragefläche? Ich sage nur, rechtlich ein absolutes No-Go.

Und justament in derselben Ausgabe die Anzeige "Mai-Nacht: Vom Mittelstürmer zum Herzensstürmer". Knauber bot jungen Maibaumstellern professionelle Unterstützung beim Basteln von schönen, persönlichen Maibaumherzen an. Denn, so hieß es in der Anzeige, wer seine Auserwählte mit einem schön geschmückten Baum überraschen wolle, müsse an einiges denken und bei der Gestaltung kreativ sein. Der Mann bastele nun mal nicht täglich ein rosarotes Herz. Deshalb stelle Knauber am 30. April neben einer großen Auswahl an Farben und Accessoires auch jede Menge Ideen bereit. Die weiblichen Fachkräfte gäben viele Tipps zu einer schönen Gestaltung, die Frauen gefallen könnte. Die Mai-Nacht wolle gut vorbereitet sein. Knauber habe deshalb ein großes Maibaum-Sortiment mit Kreppbändern, vorgeschnittenen Holz-Herzen, Sägen, Farben und Schmuck-Accessoires zusammengestellt. Ab dem 29. April verkaufe Knauber frisch geschlagene, ca. vier Meter hohe Maibäume.

Am Ende der Anzeige folgte die Packliste für den Maibaumsteller: Maibaum, Arbeitshandschuhe, Säge, Hammer und Handtacker, Erst-Hilfe-Set, Kreppband zum Schmücken, Gestaltetes Holz-Herz mit dem Namen der Auserwählten, Kabelbinder und Draht zur Befestigung, Seitenschneider/Schere, Seile/ Spanngurte zur Befestigung, Fahrradschloss, um den Baum "diebstahl-sicher" zu befestigen, Fahrzeug und Anhänger, Spanngurte zur Befestigung am Fahrzeug, Bollerwagen, Kühltasche mit Getränken für die Helfer, Grillset zum Mitnehmen  

Was ich jetzt noch unbedingt hinzufügen würde. Ich mein', sonst brauche ich keine Packliste: Kühltasche mit antialkoholischen Getränken für den Fahrer. Wahrscheinlich ist es ohnehin besser, wenn in der Kühltasche nur antialkoholische Gertränke stehen. Nicht, dass der Fahrer mal aus Versehen daneben greift! Es sollte auch im Vorfeld geklärt werden, ob die Helfer aus der Flasche trinken wollen. Sonst gehören Becher auf die Liste. Und, mir soll's egal sein, aber entweder habe ich eine Packliste oder nicht. Also halbherzig ist blöd. Deshalb: Nimmt der junge Mann jetzt nur ein Grillset mit oder auch Fleisch dazu? Weil, die Kühltasche kommt ja eh mit.

Wo ich mir gerade so Gedanken über die Packliste mache. Ich denke da an ...
Wir schreiben das Jahr 1975, also vor 40 Jahren, demnach vor einer halben Ewigkeit: Ich habe in meiner Jugend in der Eifel gewohnt. Mein damaliger Freund stellte zusammen mit seinen drei Kumpels in der Nacht zum 1. Mai vier Maibäume. So war der Plan. Und so die Ausführung: Er hatte eine Ente mit Rolldach. Wir sprechen von einem Auto! Die Ente war mit vier Personen auch ohne Maibaum schon am Rande ihrer Kapazität. Viel weniger Personen durften aber auch nicht im Auto sitzen. Weil, oftmals sprang sie nicht an, und dann brauchte es möglichst viele Menschen zum Anschieben.
Ach ja, die Ausführung: Auf der Fahrt zur ersten Maibaum-Stell-Adresse wurde in einen Feldweg eingebogen, mit der Taschenlampe nach einer Birke gesucht und mit Säge oder Axt selbige gefällt. Sodann Gefällte durch das offene Rolldach in die Ente verfrachtet und weiter Richtung Angebeteter. Nach Aufstellen des ersten Maibaums Fahrt Richtung Adresse Nummer zwei - mit Zwischenstopp! Adresse Nummer drei - dito. Der letzte Maibaum sollte einem Mädchen in Schleiden gestellt werden. Es war schon weit nach Mitternacht, die Ente  in viele Feldwege eingebogen, die Insassen, mit Taschenlampe und Axt bewaffnet, hatten keine einzige Birke angetroffen. Der letzte Feldweg lag offensichtlich schon länger hinter ihnen, denn da fuhren sie auch schon mitten durch Schleiden - am Stadtpark vorbei. Am Schleidener Stadtpark mit seinen wunderschön bepflanzten Blumenrabatten, am Park mitten im Zentrum, mit seinen ausnehmend gepflegten Beeten und - schau, Birken ... Doch, da konnte das Mädchen aus Schleiden sich schon was drauf einbilden, auf diese tolle, große, gerade gewachsene Birke!

Was ich mich hier wieder frage. Wie haben die jungen Männer das bloß früher gemacht, damals, ohne Packliste?

Apropos Packliste. Das Beste hätte ich bald vergessen. Knauber bot in seiner Anzeige an, die dann fertigen, ungemein individuell, total kreativ gestalteten Maibäume auch aufzustellen - gegen einen kleinen Aufpreis natürlich. Was ich persönlich jetzt recht praktisch finde, weil da spart man sich ja schon einen Haufen Vorbereitung - so geplant, wie das heute wohl abläuft.

Da kann man dann nur hoffen, dass die hübschen Holz-Herzchen mit dem Namen der Angebeteten nicht vertauscht werden!

Mittwoch, 29. April 2015

Das Rheinische Landesmuseum Bonn in der Colmantstraße bekommt Konkurrenz - in Gestalt meines Lieblingsdiscounters

Apropos Kölnstraße. Wie oft bin ich in den vergangenen Monaten an meinem Lieblingsdiscounter vorbeigefahren und habe mich gewundert, wie lange die für dem Umbau brauchen. Jetzt weiß ich es: Bei den Bauarbeiten wurden archäologische Funde aus der Römerzeit entdeckt und die Grabungsarbeiten haben sechs Monate gedauert. Zur Eröffnung gab es eine Fotoausstellung der besten Exponate mit dem Titel "Filiale auf historischem Grund", die dort dauerhaft bleiben soll. Da bekommt das Landesmuseum direkt Konkurrenz. Zur Zeit kann man ja dort die Ausstellung "Eiszeitjäger - Leben im Paradies" besuchen. Aber dass ich jetzt quasi auch beim Einkauf kulturell unterwegs bin - praktisch!

Was ich mir jetzt in diesem Zusammenhang vorstelle ...  Wenn ich mir diese unzähligen Werkzeuge zum Erhalt der Fitness anschaue, die das Werbeblättchen mir tapfer immer wieder feilbietet, also da dürfte es in unsrem Lande kein Persönchen mit auch nur einem Pfündchen zuviel auf den Rippen geben. Das ist hier wohl so wie so häufig: Ganz wenige Menschen benutzen alle diese Fitnessgeräte gleichzeitig und rund um die Uhr, und bei vielen kommen derartige Teile erst gar nicht ins Haus. Und dann gibt's da noch die zahlenmäßig nicht zu unterschätzende Gruppe derer, die alle Fitnessgeräte kaufen und glauben, dass allein das Besitzen selbiger schon fit macht. Für mich persönlich ist das ja ein Warensortiment, bei dem ich viel sparen kann, indem ich es gar nicht kaufe. Gut, auf der anderen Seite sage ich ja immer, dass Bedürfnisse erst durch Werbung gemacht werden. Sag ich auch immer noch - Ausnahme: Verkaufsartikel, die mit "Zieh es durch" angepriesen werden oder Waren, die in einem Atemzug mit Bauchmuskeln und Liegestütze genannt werden. Was sich recht positiv auf die Geldbörse auswirkt, weil dann automatisch bei mir auch kein Bedarf an einer Bodenmatte für Fitnessgeräte besteht.

Trotzdem, auch diese Seiten des Werbeblättchens gilt es genau zu studieren: Zum einen wegen der ungemein gut gebauten und durchtrainierten Körper, zum anderen für mich höchst interessant, was es immer wieder an neuem Gerät auf dem Fitnessmarkt gibt. Gut, der Bauchmuskeltrainer ist mir mittlerweile geläufig. Wobei ich bei dem eher - läge da nicht ein ausgewachsener Mann drunter und gäbe es nicht die Produktbeschreibung - an eine Aufhängevorrichtung für ein Mobile zur Bespaßung eines Säuglings denken würde. Auch Crosstrainer kenne ich, und Power-Fitnessband sowieso. Bei einem "Multifunktions-Türeck aus stabilem Stahlrohrgestänge und Handgriffen mit Schaumstoffummantelung", das sich offensichtlich für Klimmzüge recht gut eignet, dächte ich, läge es einfach so vor mir, an einen Dachgepäckträger.
Was ich persönlich so noch nicht gesehen habe, ist eine Kugelhantel. Und dazu die Produktbeschreibung, einfach unübertroffen: "Geben Sie sich die Kugel. Kettlebell-Training für Ihr perfektes Kraft - und Ganzkörpertraining, optimales Trainingstool für Ihr Home-Workout". Gut, für mich jetzt uninteressant, weil in der Produktbeschreibung das böse Wort Power einfach viel zu oft vorkommt. Aber wem's Spaß macht: Für schlappe 5,99 Euro eine Kettlebell mit komfortablem Haltegriff, Gummifüßen zum sicheren Abstellen (das Gerät, nicht den Menschen) und ein Trainingsvideo - da kann man wirklich nicht maulen.

Noch mehr fasziniert hat mich allerdings der Sling Trainer. Für mich persönlich ist der jetzt überhaupt nicht geeignet, weil er speziell die tiefer liegende Bauchmuskulatur trainiert - ich habe da nämlich gar keine. Auf der Abbildung sieht man eine Frau, die Liegestütz macht, während ihre Füße in zwei Schlaufen hängen, die ihrerseits an der Tür befestigt sind. Also diese Seite im Werbeprospekt könnte mir mein Lieblingsdiscounter jede Woche persönlich vorbeibringen - in tausend Jahren erwächst da kein Bedürfnis von meiner Seite!

Apropos in tausend Jahren. Was ich mir jetzt vorstelle: Also die Archäologen, wenn die in zehntausend Jahren auf dem Gelände an der Kölnstraße, wo jetzt mein Lieblingsdiscounter wieder eröffnet hat, also wenn die dort bei Bauarbeiten auf Überreste von solchen Fitness-Tools stoßen - ohne Produktanleitung! Werden die nicht vor ein Rätsel gestellt, was die Menschen damals mit diesen Artefakten angestellt haben?  
Aber noch mehr hätte mich die Meinung der Eiszeitjäger interessiert. Also wenn die Überreste von einem Hometrainer fänden, rein hypothetisch. Wie lange bräuchten die um herauszufinden, dass sich da Menschen drauf müde strampeln, ohne auch nur einen Zentimeter vorwärts zu kommen? Da kämen die doch nie drauf!
Oder so eine Kettlebell (ich liebe dieses Wort). Die Kettlebells der Eiszeitjäger waren die Keule und der Pfeil. Die brauchten ihre "Tools" aber zum nackten Überleben. Die Eiszeitjäger hatten Bauchmuskulatur, das wussten die nur nicht. Und angenommen - wieder rein hypothetisch, weil die ja vor uns gelebt haben ("Science Fiction" in die andere Richtung quasi) - also angenommen, es würde sogar ein Werbeprospekt gefunden. Wie sollten sich die Eiszeitjäger erklären, warum die Frau ihre Füße in zwei Schlaufen hängt, die wiederum an einer Tür hängen, und sich dann vom Boden abstemmt? Es ist wirklich so was von hypothetisch zu überlegen, was die Menschen vor zehntausend Jahren beim Anblick dieser Fotos in meinem Werbeblättchen gesagt hätten. Denn wie, bitteschön, sollten sie sich das Wort "Freizeit" erklären?

Apropos erklären. Ins Auge ist mir dieser Tage die Anzeige von PMPG gesprungen: Ein Mann, athletisch gebaut, Oberkörper tätowiert, wirft mir einen Handkuss zu. Darunter in großen Lettern "Wir haben noch Stellen frei." Die PMPG sucht Bilanzbuchhalter und Steuerfachwirte. Gute Anzeige, denke ich, weil größer könnte der Kontrast nicht sein. Erst auf den zweiten Blick verstehe ich den Witz: Im Gegensatz zu dem ganzkörper-tätowierten Mann, der keine einzige freie Körperstelle mehr für ein neues Tattoo hat, hat besagtes Unternehmen noch Stellen frei.
Auch da frage ich mich, was dieses Foto in hunderten von Jahren über uns aussagt. Warum die Menschen unserer Zeit angefangen haben, sich flächendeckend zu tätowieren. Vielleicht wird es Forscherteams geben, die sich mit der Frage beschäftigen, in wie weit die Größe des Tattoos in unmittelbarem Zusammenhang mit dem IQ steht.

Wo ich gerade bei Anzeigen in meinem "Schaufenster" bin. Ich hoffe zutiefst, dass die Anzeige vom Media Markt in der Geschichte der Menschheit nie mehr auftaucht. Da ging es um Folgendes: Bei der "Bang YurHead"-Challenge versprach ein Hersteller, dass seine neuen Kopfhörer dank ihres neuen Designs perfekt sitzen und auch dem wildesten Kopfschütteln widerstehen. Wer es schaffe, die Kopfhörer innerhalb von zehn Sekunden durch Kopfschütteln von den Ohren zu befördern, der dürfe ein brandneues Paar davon gleich mit nach Hause nehmen.

Ganz davon abgesehen, dass ich ja dann ein Produkt bekomme, was den Versprechungen nicht standhält - was würden die Eiszeitjäger dazu sagen?