Ich muss da jetzt wirklich mal in die Pötte kommen. Lange
genug vorher hat es mein "Schaufenster" ja angekündigt. Die Entscheidung
wird einem aber auch nicht leicht gemacht: Am 28. August spielen Brings in den
Rheinauen. Aber am nächsten Tag, am 29. August, steigt das größte Sommerfest im
Rheinland. Bei "Bonn Olé" werden in diesem Jahr wieder die heißesten
Live-Acts der Party- und Schlagerszene für ein riesiges Feuerwerk der guten
Laune sorgen. Ja, so lautet die Ankündigung.
Was jetzt auffällig ist: Brings alleine kosten 18 Euro,
wohingegen ich am Samstag für gerade mal schlappe 12,80 Euro weit mehr als zehn
Interpreten hören kann. Das könnte jetzt mit den Interpreten zu tun haben - was
ich aber nicht glaube. Weil, wer will nicht den Michael Wendler hören oder den
Mickie Krause, wenn er seinen tollen Hit "Geh mal Bier holen" singt?
Wer möchte nicht dabei sein, wenn der Matthias Reim "Verdammt ich lieb
dich" performt und der Drews, der Jürgen, mir "Ich bau dir ein
Schloss" verspricht? So was von vielversprechend, dieses "Bonn
Olé"! Unterm Strich werde ich mich aber wohl doch schweren Herzens für Brings
entscheiden. Nicht, weil ich etwa den DJ Ötzi nicht hören will. Nein, damit hat
das nichts zu tun. Ich geh aber davon aus, dass wir Bonner bei unserem
Ruhebedürfnis nicht zwei solch tolle Abende hintereinander verkraften können.
Dass nach dem Brings-Konzert die Stadt Bonn für den Samstag kurzfristig den
Lärmpegel reduziert - wie beim Ballonglühen. Und ich mein, das geht ja
technisch auch recht einfach: einfach Stecker rausziehen. Ich stell mir das
jetzt so vor, wenn der Mickie, wenn das Mikrofon einfach abge...
Leid tät's mir um den Thomas Anders. Ja, ich oute mich jetzt
mal, ich bin eine Fanin von Modern Talking. "You're my heart, you're my
soul" und "Brother Louie", einfach tolle Schlager. Andererseits,
es könnte natürlich auch sein, wenn man sich so die Entscheidungen der Stadt
Bonn in der letzten Zeit mal auf der Zunge zergehen lässt. Es könnte auch sein,
dass das ein wichtiges Einstellungskriterium bei der Stadt Bonn ist. Dass man
ein Fan vom Jürgen Drews ist. Dann ist der Samstag natürlich gesichert.
Sieht so aus, als müsste ich mich da selbst austricksen.
Dass ich mir extra auf den Samstag einen wichtigen Termin lege, damit die Kuh
dann mal endlich vom Eis ist. Terminlich würde es auch Sinn machen. Weil, auch
dieses Projekt wartet schon das eine oder andere Wöchelchen darauf, in Angriff
genommen zu werden. Zuerst hab' ich ja gedacht, die wollen mich ..., wie sag
ich's denn ...
Dann las ich aber, dass das durchaus wohl Sinn macht. Dass
3000 städtische Mitarbeiter im WCCB beim Funktionstest als "Konferenzteilnehmer"
den Ernstfall simuliert haben. Und dann bot mir doch neulich mein
Lieblingsdiscounter mit dem Hinweis "Im Ernstfall direkt zur Hand" einen
kompakten 2 kg Pulverfeuerlöscher mit hervorragender Löschkraft feil (was ich
bei einem Feuerlöscher als ungemein zielführend erachte). Das Werbeblättchen
empfahl mir dieses europäische Qualitätsprodukt für mein Auto, meine Küche und
die Werkstatt. Auch für Camping und Freizeit sei der Feuerlöscher tauglich.
Kein Wunder, bei der hohen Löschleistung und langen Spritzdauer. Alles in allem
ein rundum überzeugendes Angebot!
Ich hab deshalb auch zugegriffen - nicht nur fünf für Auto,
Küche, Werkstatt, Camping und Freizeit gekauft. Nein, ich sage ja immer safety
first. Und wenn es hier nicht um Sicherheit geht, wo und wann denn bitteschön dann?
Ich habe zusätzlich einmal Feuerlöscher für jedes Zimmer und das Bad käuflich
erworben. Selbstredend auch für das Gästeklo. Wobei ich zugeben muss, dass
seitdem der Feuerlöscher im Gästeklo hängt, kein Mensch mehr in selbiges hineinkommt.
Zusätzlich dachte ich mir, könnte es nicht schaden, wenn zukünftig sowohl mein
Traummann als auch ich bei unseren Freizeitaktivitäten einen Feuerlöscher auf
dem Rücken mit uns führen. Ich denke, es wird auch nicht mehr lange dauern, bis
die Rucksackfirmen bei der Herstellung eines kleinen handelsüblichen Rucksacks
eine Vorrichtung für das Verstauen eines 2 kg-Pulverfeuerlöschers vorsehen.
Und weil ich einmal dabei war, habe ich gleich noch mit
Löschdecken aus 100% Glasfaser mit einseitiger Silikonbeschichtung nachgelegt.
Ausschlaggebend war die Hitzebeständigkeit bis ca. 500°. Ich hab dann gleich
mal eine stattliche Anzahl gekauft, obwohl der Kofferraum meines kleinen Corsas
schon bis zum Bersten voll mit Feuerlöschern war. Das Werbeblättchen meines
Lieblingsdiscounters wies mich nämlich freundlicherweise darauf hin, dass eine
Löschdecke nur zum einmaligen Gebrauch geeignet sei.
Aber, das ist mir schon klar, um auf der wirklich sicheren
Seite zu sein, muss ich mich dringendst in
das Thema Brandklassen einarbeiten. Ich komm drauf, weil mein Werbeblättchen
mich darauf hinweist, dass meine Feuerlöscher für die Brandklassen A,B und C
(nach DIN EN 3) geeignet sind. Auch wenn in der Produktbeschreibung die
jeweiligen Brandklassen beschrieben sind - ich bin da absoluter Laie. Was aber
das Allerwichtigste ist: den Ernstfall proben.
Und als ob die sich abgesprochen hätten, unser OB Herr
Nimpsch mit seinem Funktionstest im WCCB, mein Lieblingsdiscounter und die vom
"Dat Blättche". Als hätte die Löschgruppe Rheindorf das bereits im
Frühjahr geahnt - dass ich demnächst ein so was von großes
Sicherheits-Informations-Brandklassen-Defizit habe!
Wie gesagt, damals las ich im "Dat Blättche", dass
die Feuerwehr Übungsobjekte sucht, die sie für Einsatzübungen verwenden kann.
Jedes Objekt, sei es nun eine Tiefgarage, ein Gewerbeobjekt oder eine
Lagerhalle, habe seine eigene Herausforderungen an die Einsatzkräfte. Gesucht
würden auch Einfamilienhäuser. Da dachte ich damals noch, selbstredend
unbewohnte. Las dann aber weiter: Sie sind Hauseigentümer? Bitte melden Sie
sich bei uns, wenn wir einmal bei Ihnen eine Übung durchführen können.
Selbstverständlich bespricht der Übungsleiter im Vorfeld, wo wir üben dürfen,
worauf wir achten müssen (ungemein beruhigend!). Für Sie als Besitzer hat eine solche
Übung den großen Vorteil, dass wir als Feuerwehr Ihr Gebäude im Rahmen einer
Übung besser kennenlernen, um dann im Ernstfall effektiver und zielgerichteter
vorgehen zu können. Gleichzeitig können wir praxisnah Aufstellflächen für
Fahrzeuge ausprobieren. Ein entscheidender Zeitvorteil im realen Einsatz.
Interesse? Sprechen Sie uns an unter ..."
Wie gesagt, damals, ich Ignorantin, habe ich sofort
vermutet, es handle sich um einen Aprilscherz. Nun, um einiges schlauer, werde
ich da einfach mal anrufen und fragen, ob die noch den 29. August freihaben. Davon
unabhängig parke ich jetzt schon immer aus Sicherheitsgründen einige Kilometer
vom Haus entfernt, damit auf jeden Fall die Aufstellfläche für das
Löschfahrzeug direkt neben meinem Haus gewährleistet ist.
Was mich jetzt ein ganz klein wenig beunruhigt. Also ein
ganz klein wenig schlechtes Gewissen hab ich schon - und die Dame hinter der
Kasse hat's mir da mit ihrem verständnislosen Blick auch nicht wirklich
einfacher gemacht: Außer mir konnte sich jetzt keiner mit Feuerlöschern und
Löschdecken eindecken. Demnächst wird mein Werbeblättchen bestimmt bei diesen
beiden Artikeln eine maximale Verkaufszahl pro Person festlegen.