Mittwoch, 25. März 2020

Verständlich, wenn der Traktor kurz mal einen Schlenker macht!

Wenn du wissen willst, wie es um die Menschheit bestellt ist, schau einfach mal in mein SCHAUFENSTER. Dort las es sich neulich unter den Lettern "Gemeinsam mit Rücksicht" folgendermaßen: Ein Ausflug zum Rheinufer erfreut Fußgänger ebenso wie Radfahrer. Immer wieder kommt es jedoch auf dem Leinpfad zwischen den Rheinorten Widdig, Üdorf und Hersel zu Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängern. Deshalb werben nun neue Hinweisschilder dafür, dass beide mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Auf dem blau-weißen Schild sieht man eine Fußgängerin  mit Kind und daneben ein Fahrrad. Darunter die Worte "Gemeinsam mit Rücksicht". "Wiederholt hatte es Beschwerden vor allem von Fußgängern gegeben. Viele Radfahrer fahren sehr schnell, sie fahren regelrecht Tour de France", schilderte Bernd Marx. Doch auch Passanten, die zu Fuß unterwegs sind, mahnte Marx zur Rücksichtsnahme. Etwa Bürger, die mit ihren Hunden Gassi gehen und diese nicht an der Leine halten (oder ihre Hunde an einer für Radfahrer nicht erkennbaren Leine halten, die Hund und Halter quer über den Weg verbindet).

Und dann gab es noch einen anderen Artikel: Für ein gutes Miteinander von Landwirten und Radfahrern auf Wirtschaftswegen wirbt der Verein Rhein-Voreifel-Touristik e.V.. Entlang der Rheinischen Apfelroute werden sukzessive an stark frequentierten Stellen auf Feldwegen Piktogramme mit dem Slogan aufgebracht: "Rücksicht macht Wege breit. Danke! Ihre Landwirte". Seine Erfahrungen schilderte Herbert Klein, der mit seinem grünen Traktor täglich auf den Feldern zwischen Alfter und Gielsdorf unterwegs ist. Er bewirtschaftet mit dem Traktor seine Felder, erntet Salate und frisches Gemüse. Dabei nutzt er natürlich die dafür vorgesehenen Wirtschaftswege. Hier ist er jedoch nicht alleine unterwegs. Viele Radfahrer nutzen die Wege als willkommene Alternative zu den oft stark befahrenen Land- oder Gemeindestraßen. "Ich werde immer öfter von Radfahrern angepöbelt, weil sie absteigen müssen, wenn ich mit meinem Traktor hier entlang fahre. Sie denken, die Wirtschaftswege sind ihre Wege", so Herbert Klein. Dazu Alfters Bürgermeister Rolf Schuhmacher: "Ziel ist es, mit den Markierungen ein positives Miteinander der verschiedenen Interessensgruppen bei der Nutzung der Wege anzuregen. Gegenseitige Rücksichtsnahme ist vor allem in den arbeitsintensiven Perioden der Landwirtschaft, etwa der Erntezeit, besonders wichtig. Wenn man die schönen Äpfel auf dem Teller haben will, dann muss man auch Rücksicht nehmen." Bürgermeister Schuhmacher appellierte aber nicht nur an Radfahrer und Landwirte Rücksicht aufeinander zu nehmen, sondern auch an Bürger, die mit ihren Hunden Gassi gehen: "Es ist genauso rücksichtslos, wenn Hundehalter Stöckchen in die Salatfelder werfen. Denn wer möchte schon mit Hundekot verunreinigtes Gemüse essen?"  

Wo wir gerade bei Hundescheiße sind. Was ich mich jetzt natürlich frage, welchem Radfahrer da so dermaßen ins Hirn geschissen wurde. Weil, wir reden darüber, dass der Landwirt sich rechtfertigen muss, warum er mit seinem Traktor auf dem Wirtschaftsweg unterwegs ist. In was für einer Welt leben wir, dass es dazu Piktogramme und Schilder braucht?

Was aber wiederum toll ist, dass wir uns über unseren Wald keine Sorgen machen müssen. Egal was passiert, der Schilderwald wird gedeihen und größer werden. Da gibt es diese Schilder in der Sauna, die Rücksicht einfordern: "Bitte Ruhe", unterstrichen und mit Ausrufezeichen! Und im Ruhebereich das Schild "Keine Handtücher auf den Liegen". Diejenigen Menschen, für die das ohnehin eine Selbstverständlichkeit ist, räumen selbstredend ihre Liege auch ohne Hinweisschild. Und die, denen es am Arsch vorbeigeht, kümmern sich einen Scheißdreck drum. Genauso könnte man Schilder anbringen wie "Nicht auf den Vordermann mit Lichthupe auffahren" oder  "Auch wenn du der gute Fahrradfahrer bist, darfst du den bösen LKW-Fahrer nicht mit 'du blöde Sau' anbrüllen". Nach der absurden Schilderaufstellmanie würde auch unbedingt folgendes Schild Sinn machen: "Wenn du als guter Fußgänger über den Zebrastreifen schleichst, obwohl deine Fußgängerampel schon längst rot ist, du Vollpfosten, und ein böser Autofahrer hupt, darfst du nicht dem bösen Autofahrer mit entsprechenden Handzeichen ein 'fick dich doch' hinterherbrüllen". Und, ja, auch bitte ein Hinweisschild "Hier darfst du keine Bierflaschen zerdeppern, du Depp". Oder vielleicht doch eher ein Piktogramm, auf dem eine zerbrochene Bierflasche durchgestrichen ist? Weil der Klappspaten sich sonst nachher noch rausredet, er könne nicht lesen. Das macht natürlich nur Sinn, wenn alle fünf Meter solch ein Schild aufgestellt wird! Weil, sonst denke ja sogar ich, okay, hier nicht zerdeppern, aber ein Stückchen weiter schon.

Wo ich gerade bei langsamen Fußgängern und Fahrrädern bin: Mindestgeschwindigkeit beim Fahrradfahren in der Stadt? Hat eigentlich jemand darüber schon mal nachgedacht? Ich mein, den Begriff Mindestgeschwindigkeit kennt man doch bei Autobahnen. Dachte ich. Da darfst du dich doch auch nicht mit 20 Stundenkilometern fortbewegen. Dachte ich. Hab dann aber mal  wieder bei Wikipedia reingeschaut und da las ich doch folgende Lettern: Auf Autobahnen sind nur Fahrzeuge zugelassen, die mehr als 60 km/h fahren können. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass auf Autobahnen eine Mindestgeschwindigkeit von 60 km/h gilt. Darauf macht die Deutsche Verkehrswacht in Berlin aufmerksam. Gut, ich dachte, es gäbe auf Autobahnen eine Mindestgeschwindigkeit. Aber irgendwie macht's ja auch Sinn, dass nicht. Weil, selbst wenn du im Auto mit 10 Stundenkilometern unterwegs bist, fällst du nicht um. Und wenn dir von hinten ein Maserati mit 300 drauf fährt - selbst schuld. Aber wenn da ein Radfahrer mit gefühlt einem Stundenkilometer vor mir radelt … Und davon abgesehen, je zügiger ein Radfahrer fährt, desto schneller ist er ja auch wieder von der Straße, verstopft also nicht die Fahrspur.

Hatte ich erwähnt, dass ich das durchaus nachvollziehen könnte, wenn der Traktor kurz mal einen Schlenker macht? Und den scheißenden Hund im Gemüsefeld krieg ich auch nicht mehr aus dem Kopf!

Donnerstag, 5. März 2020

"Hab ich was verpasst?"


Diese Frage kenne ich von den Copa-Boys Jötz, Jünter und Jürgen von WDR 2. Und wenn Sie sich die Frage stellen - ja, Sie haben was verpasst: Die Vernissage zur Ausstellung "Körperwelten". Okay, die tollen Kunstwerke der Künstlerin Birgit Brandt-Siefart kann man sich noch bis zum 2.April in der Stadtteilbibliothek Endenich anschauen - aber ohne ein Gläschen Prosecco dabei. Und den kleinen Vortrag von der "Wie-hieß-sie-doch-gleich" gibt’s auch nicht mehr. Aber ich bin ja nicht so. Ich hab den hier mal abgedruckt.
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Könnte ein bisschen kälter sein, der Prosecco - oder?
Und auch sonst so – ganz schön übersichtlich hier das Ganze – essensmäßig mein ich jetzt. Nicht dass ich deswegen komme, aber gehört schon irgendwie dazu, oder?
Also für mich persönlich kommen ja nur noch Vernissagen in Frage. Weil, ich bin über 50 – und eine Frau - also nicht da - für Männer quasi Luft. Und ich bin ehrlich, ich komme damit schlecht klar. Ja, ich habe ein Problem damit, mit dem Altwerden. Wie auch bitteschön nicht??



After Job Partys, Ü-30 und Co. - hab ich alles hinter mir gelassen. Wenn ich auf diesen Events so tue, als ob ich meine Mails checke – glaubt mir keine Sau. Und wenn ich mit einer Freundin ach so wahnsinnig viel zu erzählen habe und überhaupt gar nicht zum Tanzen hierher gekommen bin – glaubt mir auch kein Schwein. Sind wir doch mal ehrlich, egal wie diese Events sich nennen, es geht immer nur um meinen Marktwert. Ganz zu schweigen, wie ich mich fühle, wenn immer nur die beste Freundin aufgefordert wird – da kannst du drauf warten, bis das "beste" gestrichen wird – oder gleich die komplette Freundin.

Deshalb kommt für mich persönlich nur so was wie hier in Frage: Da fällt das gar nicht auf, wenn ich alleine herumstehe. Im Gegenteil, jeder denkt, das soll so. Also dass ich das will, mich in aller Ruhe der Kunst widmen. Wobei hier jetzt: Also die Sachen von der – wie heißt die Künstlerin noch gleich, ach da steht's auf der Einladung. Also die Sachen von dieser Birgit Brandt-Siefart. Also was mich betrifft, ich habe ja keine Ahnung von Kunst – Postmoderne, Neorealismus: interessiert mich alles nicht. Hauptsache, mir gefällt es. Das ist wie mit dem Rotwein: lecker muss er sein. Wenn diese Skulptur  jetzt zum Beispiel mein Rotwein wäre, würde ich sagen: einfach lecker.

Was ja auch bei so einer Ausstellung einfach super ist: Sitzen ist gar nicht eingeplant.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber wenn ich mich einmal hingesetzt habe und dann wieder aufstehe – die Hose sitzt danach einfach für den Arsch: Dann heißt es erst einmal unten die Hose wieder über die Stiefeletten zubbeln, Beulen glatt streichen über den Knien, Innentaschen wieder schön rein krumpfeln und zum Schluss nochmal am Bund gezogen:  Das ist nicht schön, wenn du dabei beobachtet wirst.

Gut, das viele Stehen – also rücken-, knie- und plattfußtechnisch – ist jetzt auch nicht das Gelbe vom Ei. Aber das ist ja das Tolle an so einer Vernissage. Da gibt es für mich kein festgelegtes Ende wie bei einem Konzert. Gut, das gibt´s bei der Ü30 Party auch nicht. Aber ich habe mich doch nicht stundenlang aufgebrezelt und geh dann schon um 11 Uhr. Damit alle mitbekommen, dass ich mich tierisch gelangweilt habe -  wie bestellt und nicht abgeholt. Hier kann ich gehen, wann ich will: Wenn die sensomotorischen Einlagen meine Füße lang genug gequält haben und mein Rücken nach seinem Heizkissen schreit, geh ich einfach. Das fällt hier gar nicht auf. Kann doch keiner überprüfen, ob ich mir jetzt jedes Kunstwerk gebührend angeschaut habe. Und sowieso, dann hat mich das Werk des Künstlers eben nicht angesprochen!

Apropos Gehen, von wegen hosen- und rückenfreundlich. Die beste Strategie ist … Ich mache Ihnen das am besten mal vor: Langsam von Kunstobjekt zu Kunstwerk einen Fuß vor den anderen setzen, dabei schön auf dem ganzen Fuß abrollen ( Ihr Orthopäde wird stolz auf Sie sein), vor dem Objekt Wirbelsäule aufrichten, Füße hüftbreit parallel und während des Betrachtens tief ein- und ausatmen – ich persönlich mach dann auch immer noch meine Beckenbodenübungen. Und je besser mir ein Kunstwerk gefällt, desto effektiver die Übung.
Also vor dieser Figur zum Beispiel von der – jetzt hab ich den Namen schon wieder vergessen -  Brandt-Siefart, ja richtig, also diese Figur ist doch einfach der Hammer, oder? Die schau ich mir gleich mal genauer an.

Apropos anschauen. Das ist ja auch das Tolle bei so einer Vernissage - das geht ganz ohne Brille! Ich mein, das muss ich hier nicht länger ausführen, aber mittlerweile liegt bei mir zuhause in jedem Zimmer mindestens eine Brille. Und neben der Waschmaschine eine Lupe, mit der ich die Dosierungsanleitung auf dem Waschpulver lese, so klein, wie das da drauf steht. Und einen Faden ins Nadelöhr einfädeln geht nur mit Brille und Lupe. Aber hier, kein Problem: Ich entferne mich so weit von einem Bild, bis ich etwas drauf erkenne. Gut, oftmals steht neben einem Kunstwerk Titel und Preis. Aber der Preis interessiert mich eh nicht. Weil, ich kauf ja nichts - und hab dabei noch nicht mal ein schlechtes Gewissen.

Weil, man stelle sich vor, es findet eine Vernissage statt, und keiner geht hin. Ich mein, das ist auch nicht schön für den Kunstschaffenden. Ja, selbst wenn ich nichts kaufe, meine zwei Gläschen Prosecco schlürfe und das ein oder andere Häppchen verkasematuckel – ich tu da quasi noch was Gutes - als Statistin, damit die Bude voll ist.

Aber der Prosecco könnte trotzdem ein Ideechen kühler sein, finden Sie nicht auch?
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Ich fand die Rede witzig!