Wenn du wissen willst, wie es um die Menschheit bestellt ist,
schau einfach mal in mein SCHAUFENSTER. Dort las es sich neulich unter den
Lettern "Gemeinsam mit Rücksicht" folgendermaßen: Ein Ausflug zum
Rheinufer erfreut Fußgänger ebenso wie Radfahrer. Immer wieder kommt es jedoch
auf dem Leinpfad zwischen den Rheinorten Widdig, Üdorf und Hersel zu Konflikten
zwischen Radfahrern und Fußgängern. Deshalb werben nun neue Hinweisschilder
dafür, dass beide mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Auf dem blau-weißen Schild
sieht man eine Fußgängerin mit Kind und
daneben ein Fahrrad. Darunter die Worte "Gemeinsam mit Rücksicht".
"Wiederholt hatte es Beschwerden vor allem von Fußgängern gegeben. Viele
Radfahrer fahren sehr schnell, sie fahren regelrecht Tour de France",
schilderte Bernd Marx. Doch auch Passanten, die zu Fuß unterwegs sind, mahnte
Marx zur Rücksichtsnahme. Etwa Bürger, die mit ihren Hunden Gassi gehen und
diese nicht an der Leine halten (oder ihre Hunde an einer für Radfahrer nicht
erkennbaren Leine halten, die Hund und Halter quer über den Weg verbindet).
Und dann gab es noch einen anderen Artikel: Für ein gutes
Miteinander von Landwirten und Radfahrern auf Wirtschaftswegen wirbt der Verein
Rhein-Voreifel-Touristik e.V.. Entlang der Rheinischen Apfelroute werden
sukzessive an stark frequentierten Stellen auf Feldwegen Piktogramme mit dem
Slogan aufgebracht: "Rücksicht macht Wege breit. Danke! Ihre
Landwirte". Seine Erfahrungen schilderte Herbert Klein, der mit seinem
grünen Traktor täglich auf den Feldern zwischen Alfter und Gielsdorf unterwegs
ist. Er bewirtschaftet mit dem Traktor seine Felder, erntet Salate und frisches
Gemüse. Dabei nutzt er natürlich die dafür vorgesehenen Wirtschaftswege. Hier
ist er jedoch nicht alleine unterwegs. Viele Radfahrer nutzen die Wege als
willkommene Alternative zu den oft stark befahrenen Land- oder Gemeindestraßen.
"Ich werde immer öfter von Radfahrern angepöbelt, weil sie absteigen
müssen, wenn ich mit meinem Traktor hier entlang fahre. Sie denken, die
Wirtschaftswege sind ihre Wege", so Herbert Klein. Dazu Alfters
Bürgermeister Rolf Schuhmacher: "Ziel ist es, mit den Markierungen ein
positives Miteinander der verschiedenen Interessensgruppen bei der Nutzung der
Wege anzuregen. Gegenseitige Rücksichtsnahme ist vor allem in den
arbeitsintensiven Perioden der Landwirtschaft, etwa der Erntezeit, besonders
wichtig. Wenn man die schönen Äpfel auf dem Teller haben will, dann muss man
auch Rücksicht nehmen." Bürgermeister Schuhmacher appellierte aber nicht
nur an Radfahrer und Landwirte Rücksicht aufeinander zu nehmen, sondern auch an
Bürger, die mit ihren Hunden Gassi gehen: "Es ist genauso rücksichtslos,
wenn Hundehalter Stöckchen in die Salatfelder werfen. Denn wer möchte schon mit
Hundekot verunreinigtes Gemüse essen?"
Wo wir gerade bei Hundescheiße sind. Was ich mich jetzt
natürlich frage, welchem Radfahrer da so dermaßen ins Hirn geschissen wurde.
Weil, wir reden darüber, dass der Landwirt sich rechtfertigen muss, warum er
mit seinem Traktor auf dem Wirtschaftsweg unterwegs ist. In was für einer Welt
leben wir, dass es dazu Piktogramme und Schilder braucht?
Was aber wiederum toll ist, dass wir uns über unseren Wald
keine Sorgen machen müssen. Egal was passiert, der Schilderwald wird gedeihen
und größer werden. Da gibt es diese Schilder in der Sauna, die Rücksicht
einfordern: "Bitte Ruhe",
unterstrichen und mit Ausrufezeichen! Und im Ruhebereich das Schild "Keine Handtücher auf den Liegen".
Diejenigen Menschen, für die das ohnehin eine Selbstverständlichkeit ist, räumen
selbstredend ihre Liege auch ohne Hinweisschild. Und die, denen es am Arsch
vorbeigeht, kümmern sich einen Scheißdreck drum. Genauso könnte man Schilder
anbringen wie "Nicht auf den
Vordermann mit Lichthupe auffahren" oder "Auch
wenn du der gute Fahrradfahrer bist, darfst du den bösen LKW-Fahrer nicht mit 'du
blöde Sau' anbrüllen". Nach der absurden Schilderaufstellmanie würde
auch unbedingt folgendes Schild Sinn machen: "Wenn du als guter Fußgänger über den Zebrastreifen schleichst, obwohl
deine Fußgängerampel schon längst rot ist, du Vollpfosten, und ein böser
Autofahrer hupt, darfst du nicht dem bösen Autofahrer mit entsprechenden
Handzeichen ein 'fick dich doch' hinterherbrüllen". Und, ja, auch
bitte ein Hinweisschild "Hier darfst
du keine Bierflaschen zerdeppern, du Depp". Oder vielleicht doch eher
ein Piktogramm, auf dem eine zerbrochene Bierflasche durchgestrichen ist? Weil
der Klappspaten sich sonst nachher noch rausredet, er könne nicht lesen. Das
macht natürlich nur Sinn, wenn alle fünf Meter solch ein Schild aufgestellt
wird! Weil, sonst denke ja sogar ich, okay, hier nicht zerdeppern, aber ein
Stückchen weiter schon.
Wo ich gerade bei langsamen Fußgängern und Fahrrädern bin:
Mindestgeschwindigkeit beim Fahrradfahren in der Stadt? Hat eigentlich jemand darüber
schon mal nachgedacht? Ich mein, den Begriff Mindestgeschwindigkeit kennt man
doch bei Autobahnen. Dachte ich. Da darfst du dich doch auch nicht mit 20
Stundenkilometern fortbewegen. Dachte ich. Hab dann aber mal wieder bei Wikipedia reingeschaut und da las
ich doch folgende Lettern: Auf Autobahnen sind nur Fahrzeuge zugelassen, die
mehr als 60 km/h fahren können. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass auf
Autobahnen eine Mindestgeschwindigkeit von 60 km/h gilt. Darauf macht die
Deutsche Verkehrswacht in Berlin aufmerksam. Gut, ich dachte, es gäbe auf
Autobahnen eine Mindestgeschwindigkeit. Aber irgendwie macht's ja auch Sinn,
dass nicht. Weil, selbst wenn du im Auto mit 10 Stundenkilometern unterwegs
bist, fällst du nicht um. Und wenn dir von hinten ein Maserati mit 300 drauf
fährt - selbst schuld. Aber wenn da ein Radfahrer mit gefühlt einem
Stundenkilometer vor mir radelt … Und davon abgesehen, je zügiger ein Radfahrer
fährt, desto schneller ist er ja auch wieder von der Straße, verstopft also
nicht die Fahrspur.
Hatte ich erwähnt, dass ich das durchaus nachvollziehen könnte, wenn der Traktor kurz mal einen Schlenker macht? Und den scheißenden Hund im Gemüsefeld krieg ich auch nicht mehr aus dem Kopf!