Mittwoch, 11. Mai 2016

Die FEMME 6, die Jette Joop und die Kirschblüte - was für eine Altstadt wir Bonner doch haben!

Das war eine tolle Messe im Frauenmuseum, die FEMME 6! Und erst die Modenschau! Ich war samstags da und mit mir alle Frauen in meinem Alter auch! Und das Tolle, im Eintrittspreis war der Ausstellungskatalog enthalten. Sonst überlegst du ja immer, brauchst du den wirklich, schaust du da überhaupt noch mal rein. Hier war der inkludiert! Die Aufnahmen, so was von ästhetisch. Ich blättere jeden Tag darin, allein schon wegen der Grußworte. Ich liebe sie, die Gruß- und die Vorworte: Worte werden harmonisch aneinandergereiht, fein abgestimmt nebeneinandergesetzt. Schöne Sätze wohl geformt zu runden Aussagen. Da fällt kein böses Wort - und schon gar kein falsches. Im Katalog zur FEMME 6 gibts gleich drei Worte, zwei Vor- und ein Grußwort. (So ganz genau hab ich das noch nicht rausbekommen, wann ein Wort ein Vor- und wann es ein Grußwort ist.)

Natürlich eröffnet die Marianne Pitzen den Reigen, die ist ja schließlich die Direktorin des Frauenmuseums. Dann grüßt die Simone und als Dritte im Bunde die Maria.
Apropos Maria. Die Mariele Millowitsch spielt ja in einer ZDF-Serie die Kölner Kommissarin Marie Brand. Und ihr Kollege, der Herr Simmel, ist der Hinnerk Schönemann. Von dem bin ich ja so was von ein Fan. Wenn die Marie ihm immer das Jackett abnimmt, bevor der dann wie ein aufgedrehtes Ührchen hinter einem Verdächtigen herläuft! Und der ist so was von ein Frauenversteher. Letztens sprach die Marie Brand über den möglichen Täter und der Herr Simmel meinte darauf, es könne aber auch eine Täterin sein. Man solle den Blick nie zu früh verengen. Darauf die Marie: "Herr Simmel, vielleicht habe ich 'Täter' ja als generisches Maskulinum verwendet." Da hat der Herr Simmel die Marie völlig verständnislos angeschaut - wie ich. Und dann hat sie es uns beiden erklärt: "Das ist ein Überbegriff, wenn Geschlecht unbekannt oder irrelevant ist." Ich hab dann noch mal bei Wikipedia reingeschaut - und als ich wieder rausschaute, waren zwei volle Tage und Nächte vergangen, so viel steht da unter dem Begriff generisches Maskulinum.

Wie komm ich drauf? Ach ja, der Ausstellungskatalog der FEMME 6 und die Marien. Die Maria Ahrens und die Marianne (steckt auch eine Maria drin!) Plitzen, die waren sich da so was von einig: kein falsches Wort, kein unpassendes generisches Maskulinum. Dagegen das Grußwort der Bezirksbürgermeisterin von Bad Godesberg. Die zeigt, wo der Frosch und die Fröschin die Locken haben (ich vermute mal, dass deren Worte auch deshalb Grußwort heißen, während die Worte der Marien nur Vorworte sind). Am Ende ihres Artikels liest es sich nämlich so: "Ich wünsche der Designmesse FEMME 6 viel Erfolg und dass sie sowohl den Ausstellerinnen als auch den Besucherinnen und Besuchern eine Inspiration ist." Da weiß doch gleich jede Leserin und jeder Leser Bescheid. Für die Simone ist das Geschlecht so was von relevant: Die Aussteller waren allesamt Menschen mit Menstruationshintergrund und unter den Besuchern (ich benutze jetzt viel bewusster das generische Maskulinum) fanden sich auch Menschen (!), die allem Anschein über einen Penis verfügten - und vielleicht auch über ein wenig Kleingeld in ihren Geldbörsen. Was dann auch der Grund wäre, warum sie nicht draußen bleiben mussten. Hut/ Hütin ab, Frau Simone Stein-Lücke, das Geschlecht beim Namen genannt - so soll es sein!
Schafe waren übrigens auch auf der FEMME 6, eine Blaue Friedensherde. Unter dem Motto "Alle sind Gleich - Jeder ist Wichtig" standen da ganz viele rum, zum In-den-Garten-Stellen, aus blauem Kunststoff, wetterfest. Ob die jetzt männlich oder weiblich ...
   
Apropos Altstadt. Neulich war ja auch in der Kölnstraße der Hotspot der Modewelt! Da hat mein Lieblingsdiscounter es aber mal wieder allen gezeigt. Das Werbeblättchen bot doch tatsächlich junge, kreative Styles, entworfen von der Jette Joop, an! Wobei, einen Jumpsuit? Für Jette und Co. gehört der dieses Jahr zu den Must-haves der aktuellen Sommermode: Der modische Einteiler ließe sich vielseitig kombinieren und sei dabei so unglaublich praktisch. Nur ein Teil, dazu Schuhe und Accessoires und fertig sei ein komplettes Outfit! Tagsüber mit einem Blazer und Pumps kombiniert, sei er sogar für das Büro geeignet. Am Abend wird daraus mit sexy Highheels, einer schönen Statementkette und einer Clutch ein trendiges Outfit. So ungemein praktisch! Im Sommer sei er ein praktisches Kleidungsstück, das auch im Gepäck für den Sommerurlaub nicht fehlen sollte - sagen die Modepäpstinnen.

Wenn ich das richtig gelesen habe, dann war ursprünglich und ist auch heute noch die Mission des Overalls, Arbeiter in vielen Berufen vor Verletzungen und Schmutz zu schützen. Auch Fallschirmspringer und Rennfahrer tragen diese einteiligen Anzüge zum Schutz. Angeblich war es der Flugpionier Sidney Cotton, der im Jahre 1917 erstmalig einen Jumpsuit zum Fallschirmspringen trug. Modedesigner entdeckten dann das Kleidungsstück in den 1970er Jahren und interpretierten es ganz neu - und in den 90er Jahren verschwand der Einteiler wieder aus der Modewelt.

Hallo, ich frag mich, warum der sich überhaupt so lange halten konnte, in der Modewelt? Weil, egal was Jette und Co. uns weismachen wollen: Wenn du klein bist und kurze Beine hast, ist der Jumpsuit nicht deine erste Wahl - und auch nicht die zweite! Der sieht nur gut aus an zwei Meter langen Beinen mit zwanzig Zentimeter Highheels. Und was heißt hier bitteschön praktisch? Für den Fallschirmspringer, ja, weil der Wind da um die Taille rum nicht reinpfeifen kann und weil der während des Fluges garantiert nicht aufs Klo geht, auch wenn er muss! Aber ich, im Jumpsuit, mit langen Ärmeln und Reißverschluss hinten!!