Mittwoch, 23. Dezember 2020

Einen Stress weniger! oder Das Riesenrad

 

Zeilen in meinem SCHAUFENSTER: Ja, die Tage werden immer schneller immer kürzer - aber jetzt beginnt für viele Menschen die schönste Zeit des Jahres. Zur Vorfreude auf die Adventszeit darf man sich schon in wenigen Tagen auf Plätzchenduft, Geschenkideen für Weihnachten, Reibekuchen und vielleicht auch einen leckeren Glühwein mit Freunden und Familie einstimmen. Denn: Am Freitagabend lädt der Bonner Weihnachtsmarkt wieder Besucher von Nah und Fern ein, um in die besinnliche Zeit zu starten… Stimmt: Zeilen aus dem letzten Jahr.

Bin ich froh, dass das Thema Weihnachtsmarkt durch ist! Für mich: immer wochenlanger Dauerstress und, vor allem, Dauerärger. Egal, wie ich mich entschieden habe! Immer dieser Zwiespalt, in dem ich war. Jedes Mal, wirklich jedes Jahr, immer wieder dasselbe Wechselbad der Gefühle. Das Wissen, egal, wie ich mich entscheide, am Ende bereue ich meine Entscheidung. Egal, wie sorgfältig ich abgewogen habe, das Für und Wider. Es spricht alles dafür und alles dagegen: der Besuch bei Käthe Wohlfahrt. Bin ich nicht einmal drinnen die Runde gegangen, sah ich alle mit glücklich verklärtem Blick aus dem Haus kommen, waren alle außer mir in die wunderschöne Weihnachtswelt eingetaucht. Stand ich drinnen und ging nichts mehr wegen Überfüllung, wusste ich ob des Hitzestaus nicht, wohin mit mir. Gut, ich gebe zu, es gab auch das ein oder andere Erfreuliche. Diese Tierchen aus Mineralien zum Beispiel oder die Holzbrettchen, in die ich mir meinen Namen hätte eingravieren lassen können! Auch die Stände mit dem ausgesprochen beeindruckend vielfältigen Angebot an Accessoires aus Filz: einfach fein! Aber unterm Strich für mich ein einziges Fiasko, der Weihnachtsmarkt.

Ich nenne nur die Standnummer 34, ja, den Stand, wo es den frischen Flammlachs auf Buchenholz gab. Jedes Mal, wenn ich mich aufgemacht habe, mit Vorfreude und Hunger im Bauch, war da immer eine dermaßen überzeugend lange Schlange, die mir vom Anstellen abriet. Oder Thema Zuckerwatte. Nicht, dass ich die je gekauft hätte. Aber wie oft ich die hinten auf meinem Mantel kleben hatte, weil irgendjemand hinter mir es nicht gebacken bekommen hatte.

Und dann diese unheimlich originellen Sollen-wir-Kollegen-uns-nicht-alle-einmal-auf-dem-Weihnachtsmarkt-treffen?-Verabredungen! Hatte ich zweimal! Das eine Mal, ein wunderschöner Wintertag, kalt und trocken, so wie ich es liebe - offensichtlich wie es viele Menschen lieben. Weil, da war es an der Weihnachtspyramide so was von voll. Da habe ich anfangs in der sechsten Reihe gestanden, um an ein Glas Glühwein zu kommen - und nach einer gefühlten Stunde in der gefühlten neunten. Dieses Sich-an-einer-runden-Theke-Anstellen-und-Drankommen, bevor der Stand dichtmacht: habe ich bis heute nicht verstanden, wie da die richtige Strategie ist. Egal, jedenfalls erinnere ich mich an dieses Treffen deshalb, weil, als ich endlich meinen Glühwein in der Hand hielt, mich von der Theke jetzt wieder nach hinten gekämpft hatte (nicht, ohne selbstredend die Hälfte zu verschütten!), als auch die letzte Schulter mich angerempelt hatte, war weit und breit kein bekanntes Gesicht mehr zu sehen. Was auch durchaus nicht verwunderlich war, hatten wir uns ja für zwei Stunden verabredet, also bis 19:00 Uhr, und nun zeigte das Ührchen kurz vor acht. Ich habe dann übrigens im Nachgang meine Winterjacke in die Reinigung bringen müssen.

Das zweite Wäre-doch-toll-wenn-wir-mal-was-außerhalb-des-Jobs-unternähmen-Weihnachtsmarkttreffen verlief komplett anders. Alle hatten zugesagt, nur drei - mit mir - waren dann erschienen. Im Nachhinein war klar, warum. Weil, schon als ich mich aufs Rad setzte, hatte es leicht angefangen zu nieseln, und dann nahm der Regen kontinuierlich Fahrt auf. So, nun steh mal zu dritt auf dem Weihnachtsmarkt und trau dich zu sagen: "Also, wenn nur ihr zwei da seid, und ihr zwei gerade die seid, mit denen ich sowieso wenig anfangen kann, fahr ich jetzt einfach wieder nach Hause." Machst du nicht! Also haben wir zunächst einmal im strömenden Regen auf noch weitere Kollegen gewartet, die nicht kamen. (Darf ich eigentlich, wenn ich über ein Ereignis in der Vergangenheit schreibe, darf ich da einfach Kollegen schreiben, ohne Kolleginnen, meine ich? Weil, damals war das ja noch so, dass damit alle gemeint waren.) Irgendwann haben wir dann ob des üsseligen Wetters versucht, zu dritt wenigstens irgendwo reinzukommen - wie alle anderen auch. Ja, und irgendwann haben wir uns unverrichteter Dinge, total durchgefroren und gefrustet verabschiedet. Am anderen Tag war das für alle anderen doch so was von klar, dass das Treffen bei dem Wetter doch wohl ausfallen würde (da sieht man, wie lange das schon her ist. Mit Handy wär das nicht passiert). Wenn ich mich recht erinnere, gab es noch ein drittes Treffen - ohne mich. Das war ganz, ganz toll: super, super Wetter und bei Weitem nicht so voll, wie man hätte annehmen können, dass man hätte lange an der Weihnachtspyramide anstehen müssen.

Was ich übrigens total verdrängt hatte: Einmal waren mein Traummann und ich nach dem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt für Tage außer Gefecht gesetzt. Weil, wir waren zufällig zu einer Zeit an der Weihnachtspyramide vorbeigekommen, als offensichtlich noch kein Mensch Lust auf Alkohol verspürte oder sich nicht traute, das öffentlich zu dokumentieren. Ich sah nur kein Schlangestehen, kein Drängeln, keine spätere Reinigung: Ich weiß bis heute nicht, wie wir nach Hause gekommen sind! Unschön, das Ganze.

Einen klitzekleinen Wermutstropfen gibt’s da doch: das Riesenrad. Betonung liegt auf dem Riesen. Vor vielen, vielen Jahren war das mit den Kindern ein Ritual: die zuvor gekauften gebrannten Mandeln auf dem Riesenrad genießen. Diese Zeit ist schon lange vorbei, aber mein Traummann und ich haben dieses Ritual zu zweit aufrechterhalten. Es gab ein einziges Mal vor gar nicht allzu langer Zeit, als die Töchter dann doch noch einmal mit dabei waren. Was für sie so unfassbar war: In ihrer Erinnerung war das Riesenrad ein riesiges Rad. Und als sie jetzt darauf zusteuerten, wunderten sie sich schon, dass sie es von Weitem nicht sehen konnten. Sie sahen es erst, als wir quasi davor standen - kein Wunder, es war ein ganz kleines Riesenrad! Es war das erste Mal, dass meinen Kindern bewusst wurde, wie alt, wie groß, wie erwachsen sie sind! Wie die Zeit, wie ihre Zeit vergeht!

Mittwoch, 2. Dezember 2020

Und immer diese Angst im Nacken!

So, auch das wäre geschafft! Selbstredend ging es nicht ganz ohne Anfeindungen und Drohungen ab. Und zeitweise habe ich mich auch ein ganz klein wenig unter Druck gesetzt gefühlt. Dass es da sogar eventuell um Gefahr für Leib und Leben gehen könnte, wär ich ja im Traum nicht drauf gekommen. Gut, ich hätte es mir denken können. Weil, das ging ja vorher schon durch die Medien, dass … 

Aber fang ich doch erst mal am Anfang an. Ich hatte ja schon mal erwähnt, dass ich dabei bin, mir ein zweites Standbein aufzubauen, was das Geldverdienen betrifft. Gut, da kann ich jetzt keine großen Sprünge mit machen, aber immerhin. Und mein Traummann hat dann am Wochenende auch mal ein paar Stunden für sich. Ich war ja schon zweimal als stellvertretende Briefwahlvorsteherin tätig. Und da muss ich wohl recht fix und akkurat gearbeitet haben, denn die haben sich ganz lieb für meine Unterstützung bei der Kommunalwahl und Stichwahl bedankt. Und sofort nachgefragt, ob ich ihnen denn auch bei der Auszählung zum Bürgerentscheid "Rettet das Melbbad" helfen könne. Kein Problem, aus oben erwähnten Gründen. Und es hieß ja auch dann in meinem SCHAUFENSTER: Bonns dritter Bürgerentscheid. Abstimmen über Wohnbebauung am Melbbad. Per Briefabstimmung entscheiden die Bonner im November 2020 darüber, ob am Rande des Melbbades geförderter Wohnraum entstehen soll oder nicht. Bis 6. November erhalten die rund 249.000 Abstimmungsberechtigten ihre Unterlagen, die bis spätestens Freitag, 27. November, zurückgeschickt werden können. Ausgezählt wird am 28. November. Zum dritten Bürgerentscheid in der Geschichte der Stadt Bonn kommt es, weil die Bürgerinitiative "Rettet das Melbbad" ein erfolgreiches Bürgerbegehren gegen den geplanten Wohnungsbau am Melbbad durchgeführt hat und der Stadtrat sich diesem Bürgerbegehren nicht angeschlossen hat. Abgestimmt wird über die durch die Bürgerinitiative formulierte Frage: "Soll das Melbbad in seiner jetzigen Form ohne eine Wohnbebauung erhalten bleiben?" 

Zunächst einmal war ich nach der Lektüre dieser Zeilen so was von traurig. Ich meine, das wäre doch wirklich mal wieder die Gelegenheit gewesen. So oft bietet die sich doch nun wirklich nicht. Aber ich musste mich damit abfinden, dass in diesem Artikel in diesem Zusammenhang das Wörtchen Quorum nicht gefallen ist. Wo, wenn nicht in diesem Artikel, hätte man Quorum unterbringen können? Und dann habe ich mich allerdings als Auerbergerin gefragt: Wo genau kommt der geförderte Wohnraum denn dann hin, wenn nicht da am Melbbad? Doch wohl nicht auch noch zu uns in den Auerberg. Habe mich aber sofort beruhigt, weil, bei uns ist jetzt wirklich alles zugebaut. Auch schön, da musst du dir darüber schonmal keine Gedanken mehr machen. Ich weiß noch, als mein Traummann und ich vor 30 Jahren in den Auerberg zogen. Da gab es viel freie Fläche und immer wieder hast du dich gefragt, was wird da wohl hingebaut. Jetzt weiß ich es. Aber zurück zum Melbbad. Ehrlich gesagt, unterm Strich hatte ich zu dieser Frage gar keine Meinung. Erinnerte mich aber, dass da doch ein Unwetter seine Hände mit im Spiel hatte. Gibt’s da überhaupt noch was zu erhalten? 

Was ich aber eigentlich sagen wollte, ich hatte mir bei der Kommunalwahl und der Stichwahl hinsichtlich, also dass ich da irgendwie in die Bredouille komme, überhaupt keine Gedanken gemacht. Ja, ich habe lustvoll Briefe aufgeschlitzt. Ja, und es gab selbstredend Stimmen, über die hinsichtlich ihrer Gültigkeit per einheitlichem Beschluss abgestimmt werden musste. Wenn zum Beispiel kein Kreuz gemacht wurde, also nichts, dann war die Stimme ungültig. Oder wenn jemand überall ein Kreuzchen gemacht hatte, auch ungültig. Wenn jemand noch einen Bewerber hinzugefügt und den gewählt hatte, auch ungültig. Oder wenn jemand hinter jedem Bewerber statt eines Kreuzchens ein Frage- oder Ausrufezeichen gesetzt hatte, auch ungültig. Oder wenn jemand statt des Stimmzettels das Foto seines Kandidaten beigelegt hatte, auch ungültig: Habe ich alles mit Bravour gemeistert. 

Und dann kamen die Bilder aus den USA. Und ich habe auch mal bei Wikipedia vorbeigeschaut. Da hieß es: Wahlhelfer beziehungsweise Stimmenzähler sind Mitglieder eines Wahlvorstands, welche Stimmzettel in den Wahllokalen ausgeben und die ordnungsgemäße Wahl der Bürger sicherstellen, nach Beendigung der Wahlzeit die Wahlzettel auszählen und für das jeweilige Wahllokal das Wahlergebnis feststellen. Hallo, "welche die ordnungsgemäße Wahl der Bürger sicherstellen". Und, da bin ich ehrlich, wurde mir doch im Nachhinein ein wenig blümerant. Gut, nutzte alles nichts, ich hatte meine Hilfe angeboten und bin dann hin, am 28. November. 

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die von der Stadt mich nicht mehr anrufen. Weil, ich schob, wie gesagt, jetzt so was von Panik, war Nächte zuvor triefnass in Schweiß gebadet aufgewacht, dass ich da jetzt nichts falsch mache. Ich hatte es ja bei den US-Wahlen gesehen, wie da die Wahlhelfer unter Druck geraten waren, bedroht worden waren. Und ständig die Wahlbeobachter im Nacken. Deshalb habe ich vermutlich einfach zu langsam ausgezählt und bei eindeutiger Sachlage zu lange debattiert. Es ist dann ein wenig eskaliert, als es um einen Stimmzettel ging, wo jemand mit größter Akribie das Melbbad gezeichnet, aber kein Kreuzchen gemacht hatte. Da hat mein Team - wegen meiner - einfach zu lange gebraucht, um den Stimmzettel für ungültig zu erklären. Um die Sache abzukürzen, mein Abstimmungsteam hat bis tief in die Nacht malocht. Und das, wenn man bedenkt, dass wir um 7:00 morgens angefangen haben und die anderen Teams schon um 10:00 wieder durch die Tür waren. Aber ich hatte so was von Angst, dass man mir im Nachhinein Wahl- also Abstimmungsbetrug vorwerfen könnte - bei so einer wichtigen Sache. 

Wie gesagt, ich bin mir ziemlich sicher, dass die mich von der Stadt nie mehr anrufen. Weil die genau wissen, dass keiner in meinem Team arbeiten will, weil du da erst um Mitternacht aus dem Stadthaus kommst.

Donnerstag, 12. November 2020

Endlich Herbst!

Neulich in meinem SCHAUFENSTER: Herbstliche Blumenpracht. Das Amt für Umwelt und Stadtgrün hat Mitte Oktober ungefähr 17.000 Herbstblumen auf städtischen Friedhöfen und Grünanlagen, insbesondere auf dem Nordfriedhof, gepflanzt. Einige der Sorten sind Stiefmütterchen, Silberdraht, Silberblatt und Callunen. Die Blumen kosten rund 7.500 Euro. Zeitgleich wurden auch die 37.000 Blumenzwiebeln für den nächsten Frühling eingepflanzt. Dann können sich die Bonnerinnen und Bonner unter anderem an Tulpen, Narzissen, Krokussen und Traubenhyazinthen auf den städtischen Friedhöfen und Grünanlagen erfreuen. Die Kosten hierfür betragen rund 4.800 Euro. Was für ein feiner Artikel. Wie ich mich freue! 

Aber nicht genug der Freude! Hieß es doch in meinem SCHAUFENSTER auch: Bonn färbt sich bunt. An der frischen Luft zu sein, macht in der Herbstzeit ganz besonders deswegen Freude, weil sich Bonn in leuchtend bunte Farben hüllt, die das Laub an den mehr als 110.000 Bäumen in Grünanlagen, an Straßen und auf Friedhöfen erzeugt, bevor es zu Boden fällt. Gerade wurde mir so wohlig warm ums Herze, als es dann so was von dicke kam - gerade für mich als Frau: Hieß es doch, dann müsse das Laub von den öffentlichen Straßen innerhalb kürzester Zeit entsorgt werden, um die Unfall- und Rutschgefahr für alle Verkehrsteilnehmer zu minimieren. Hallo, geht’s noch?! Also wenn das nicht diskriminierend ist. Ich mein, das haben wir ja jetzt alle verstanden, dass das mittlerweile ein absolutes No-Go ist! Ja, sogar ich, die Kämpferin (oder muss ich die Kämpfende sagen?) für das generische Maskulinum habe das verstanden. Ich, die sich immer gefragt hat, ob wir eigentlich keine anderen Probleme haben. Ich, die ohne jeglichen Diskriminierungsgedanken einen Frauenarzttermin wahrgenommen hat, obwohl es sich bei meinem Gynäkologen um eine Gynäkologin handelt. Ich, die kein Problem damit hat, eine Putzfrau Putzfrau zu nennen. Weil es nicht darauf ankommt, welches Wort ich benutze, sondern wir ich Selbiges meine, wie ich es mit Realität fülle. Bedeutet: einfach anständig bezahlen! Ja, sogar ich habe meinem Rechtschreibprogramm hartnäckig klargemacht, dass Laiin (ja, der weibliche Laie) so richtig geschrieben ist.

Was ich aber eigentlich sagen wollte. Da lese ich doch in meinem SCHAUFENSTER, das Laub müsse innerhalb kürzester Zeit von den öffentlichen Straßen entsorgt werden, um die Unfall- und Rutschgefahr für alle Verkehrsteilnehmer zu minimieren. Geht es nur darum, Männer zu schützen? Dürfen oder vielmehr sollen Frauen sich doch ruhig auf die Fresse legen? Ist das vielleicht sogar gewollt? Weil, wenn nicht das, was ist bitteschön gemeint, wenn mit keinem Wort die Verkehrsteilnehmerinnen erwähnt werden und auch nicht die Rede von Verkehrsteilnehmenden ist? Was übrigens auch noch in dem Artikel stand: Im vergangenen Jahr hat jeder Mitarbeiter der Stadtreinigung 5,6 Tonnen Laub - also das Gewicht eines afrikanischen Elefanten - in Bonn beseitigt. Mal ganz abgesehen davon, dass das eine Information ist, die ich in mein Lebtag nicht vergessen werde: Bei der Stadtreinigung, sind das jetzt starke Männer und - handelt es sich bei der Angabe des Gewichtes um einen weiblichen oder männlichen Elefanten, also um eine Kuh oder einen Bullen?      

Wo ich aber gerade bei den beiden feinen Beiträgen zum Herbst bin. Bin ich froh, dass es jetzt draußen wieder so was von üsselig ist! Hallo, ich habe mich ja im Sommer nicht getraut, auch nur ansatzweise kundzutun, dass meine Nase läuft oder sich ein leichtes Kratzen im Hals eingestellt hat. Aber jetzt hat meine Nase alle Gründe dieser Welt zu laufen. Meine Schüler (und hier spreche ich jetzt nur von Jungen) wissen zum Beispiel, dass in meinem Klassenraum den kompletten Herbst und Winter über alle Fenster immer sperrangelweit geöffnet sein werden. Es gab da zwar einige Mimosen, die anmerkten, es würde vielleicht doch ein wenig zu kalt werden. Ich meinte daraufhin, sie müssten sich ja auch morgens entsprechend anziehen, um nicht auf dem Schulweg zu frieren. Der ein oder andere setzte dagegen, dass er morgens immer von den Eltern mit dem Auto gebracht würde. Deshalb nicht wirklich auf kalte Temperaturen eingestellt sei. Ich habe dann mal kurz die Eltern telefonisch kontaktiert, kurz einen Diskurs zur Luftverschmutzung und zum Klimawandel geführt, über die Vorteile, nicht nur für den Prinzen, sondern auch für dessen Personal, einer frühen Selbstständigkeit referiert, habe zum Thema Abhärtung im Zusammenhang mit Stärkung der Immunabwehr, gerade in heutigen Zeiten, gesprochen: Und schon hatte ich die Eltern auf meiner Seite.

Gut, ich gebe zu, seitdem ist die Atmosphäre im Klassenzimmer ein ganz klein wenig angespannt. Was mir aber ehrlich gesagt total egal ist, wenn da jeder so hinter seine Maske vor sich hin schmollt. Was sich auch durch die konsequent immer geöffneten Fenster so was von verbessert hat, wofür mir die Eltern auch so was von dankbar sind: Ich mein, man stelle sich vor, du sitzt als Schüler ziemlich nah am Fenster und plötzlich kommt Sturm auf. Man glaubt ja gar nicht, wie rigoros solch eine Windböe die lose Blattsammlung des Jünglings durchs Klassenzimmer weht und verteilt! Wenn du dir da nicht als Stammhalter irgendwann mal sorgfältigst eine gewisse Ordnung angewöhnst, zum Beispiel das konsequente Lochen und Abheften deiner Arbeitsblätter, dann zieht das auf jeden Fall mehr Arbeit nach sich, als es dem Junior lieb ist.

Wie gesagt, ich bin so was von froh, dass es draußen wieder windet und stürmt und regnet und hoffentlich auch bald hagelt. Weil, da fragt dann keiner mehr, warum ich mir die Nase putze. Wobei, aktuell könnte meine laufende Nase auch damit zu tun haben, dass ich neulich, ich mein, da muss ich mich ja auch noch vollkommen umstellen. Im Sommer bin ich einfach mit dem Fahrrad zum Einkaufen drauf losgefahren und habe draußen brav in der Schlange gestanden, bis ich dran war. Kürzlich habe ich das auch gemacht, das Einfach-Losfahren und Schlange-Stehen. Das Problem war nur, dass ich 20 Minuten vor der Apotheke (ich stand an für eine FFP 2 Maske) bei Sturm, Regen und ungemütlich kalten Temperaturen stand. Vor der Apotheke in der Warteschlange verenden. Nicht an Corona, sondern an Unterkühlung - das wärs noch. 

Mittwoch, 21. Oktober 2020

Obstbeutelknoten oder Obstknotenbeutel?

Neulich las es sich auf der ersten Seite meines SCHAUFENSTERS in großen Lettern folgendermaßen: Die Melbbadfreunde geben nicht auf - Bürgerbegehren zum Melbbad kommt. Die Vertreter der Initiative "Rettet das Melbbad" kamen mit Vertretern der Ratsfraktionen und Verwaltungsrepräsentanten zusammen, um das anstehende  Bürgerbegehren und den geplanten Ratsbürgerentscheid zu besprechen. Und auch auf der ersten Seite, rechts unten, lasen sich die Lettern "Melbbad öffnet 2020 nicht mehr": Grund sind die Schäden durch das Unwetter am Mittwochabend. Bei den Gewittern mit Starkregen wurden nicht nur die Becken und Beckenumgänge, sondern auch der Technikraum überflutet. Die Wassermassen führten Sand und Erdreich mit sich. Im Technikraum befinden sich ein Elektroschaltschrank und Pumpen. Nach erster Einschätzung ist die gesamte Technik in diesem Raum irreparabel beschädigt worden. Das heißt, dass die technischen Anlagen ersetzt werden müssen. Wenn du da jetzt einer Verschwörungstheorie anhängst. Dass sich da jetzt schon das Wetter einspannen lässt!  

Apropos Wetter. Was noch älter ist als eine Zeitung von gestern oder ein Kalenderblatt aus dem Vormonat, sind Wahlplakate nach einer Wahl. Und die wirken um so armseliger, je länger sie Wind und Regen ausgesetzt sind. Wie viele da jetzt noch hängen nach der Kommunalwahl! Ich komm deshalb drauf, weil mich nach wie vor der Herr Post so was von nett anlächelt. Hallo, warum haben wir den eigentlich nicht alle gewählt? Der nette Herr Stephan Post ist ausgebildeter Gärtner und examinierter Krankenpfleger. Ich mein, wer, wenn nicht er, hätte sich besser um uns gekümmert? Was ich auch total sympathisch finde, dass sein Interesse dem Volkstanz gilt. Seit Jahren ist er Mitorganisator des größten Volkstanzfestes Europas. Jedes Jahr findet das in einer anderen europäischen Stadt statt. Also wenn das kein Beitrag zur Völkerverständigung ist!

 Wo ich gerade bei Verschwörungstheorien und Wahlen war. Was ich ganz vergessen hatte zu erzählen: Zum Auszählen der Stimmzettel hatten die uns im Stadthaus auch eine Kiste mit diesen Face-Shields hingestellt. Die hätte man sich noch zusätzlich zum Mund-Nasen-Schutz auf den Kopf setzen können. Ich habe einfach mal ein Shield zusammengebaut. Und siehe da, du konntest durch das Plastik überhaupt nichts sehen. Total undurchsichtig! Da habe ich mich dann schon gefragt, ob die uns extra hingestellt worden waren, damit wir quasi blind zählen. Klar, denkst du da sofort an Wahlmanipulation! Ich hab das dann später ganz entrüstet meinem Traummann erzählt und der hat mir dann. Also da sieht man mal wieder, wie gut es ist, dass ich hier betreut untergekommen bin. Der hat mir dann nämlich erklärt, dass ich die Schutzhülle für das Plastik hätte abmachen müssen. Wie schnell wäre ich jetzt wieder beim Thema Verschwörung gewesen!

Aber apropos Plastik. Wer hat bitteschön unter dem Einfluss welcher Droge in welcher Dosis das Wort Obstknotenbeutel abgesondert? Las ich doch diese Wort zweimal auf meinem Kassenbon meines Lieblingsdiscounters. Einmal zwischen den Posten Klopapier und Mehl. Und dann nochmal zwischen Nudeln und Hefe. Und, klar, dachte ich mit Schweißtropfen unter der Maske und beschlagener Brille, dass ich das Wort nicht richtig gelesen hatte. Hatte ich aber, richtig gelesen. So nennt sich das Plastikbeutelchen an der Gemüse- und Obsttheke. Hallo, hab ich nie drüber nachgedacht. Null Bewusstsein! Da mach ich einmal etwas ohne nachzudenken - und schon so was von falsch! Einfach reingestopft. Ich habe mich natürlich sofort kundig machen wollen, wofür ich solch Obstknotenbeutel jetzt verwenden darf: so was von kompliziert. Kann ich bitteschön, ich weiß gar nicht, was darf ich da überhaupt noch. Wie gesagt, ich hab mich dann schlau machen wollen, aber siehe da: stand da doch allen Ernstes, Paprika, Tomaten, Kürbisse, Zucchini, Auberginen und Gurken seien zwar Früchte und gehörten laut botanischer Definition zu Obst (da sie aus befruchteten Blüten entstehen), würden aber als einjährige Pflanzen (Lebensmitteldefinition: Gemüse) und gemeinhin wegen der fehlenden Süße beziehungsweise Säure als Fruchtgemüse bezeichnet. Geht’s noch, Fruchtgemüse! Darf die Tomate jetzt in solch Obstknotenbeutel oder nicht?

Bei Kartoffeln war ich mir natürlich sicher, dass das nicht mehr geht. Trotzdem, ich konnte einfach nicht an mich halten, habe das Netz aufgeschlitzt (seit ich bei der Briefwahl im Stadthaus hunderte von Briefen aufgeschlitzt habe und dabei eine gewisse Befriedigung verspürt habe, trage ich jetzt immer einen kleinen Brieföffner bei mir!) und die Kartoffeln in solch einen Obstknotenbeutel umgepackt. Und natürlich hat die Kassiererin mich komisch angeschaut, dass da in meinem Einkaufswagen ein völlig zerfetztes Kartoffelnetz lag. Zuhause, nach einem Besuch bei Wikipedia, wusste ich warum: Nicht ob des desolaten Kartoffelnetzes hat die Kassiererin ganz desolat dreingeschaut, sondern weil die Kartoffel noch nicht mal Gemüse ist. Die Weltgesundheitsorganisation sagt: „Kartoffeln, Süßkartoffeln und andere stärkehaltige Knollen zählen nicht als Obst oder Gemüse“, und das Lebensmittellexikon: „In Deutschland zählt die Kartoffel streng genommen nicht zum Gemüse sondern zu den so genannten landwirtschaftlichen Kulturen."

Mit den Zwiebeln habe ich es erst gar nicht versucht und - siehe da - steht doch auch im Internet: Als Zwiebelgemüse bezeichnet man die unterirdischen Pflanzenteile von Lauchgewächsen (Alliaceae), die als Gemüse verzehrt werden. Sie gehören als Wurzelgemüse zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Zum Zwiebelgemüse zählen unter anderem Zwiebeln (Allium cepa). Das leuchtet selbst mir als Laiin ein, dass die Zwiebel zum Zwiebelgemüse zählt.

Was immer eine sichere Bank ist: Himbeeren. Ist aber auch immer eine totale Schweinerei, bis ich die aus ihrem Plastikpott in den Obstknotenbeutel gestopft habe. Und wenn du denkst, Himbeeren gehören zum Beerenobst - weit gefehlt! Das sind Sammelsteinfrüchte.

Mittwoch, 30. September 2020

Brauchen wir die eigentlich noch, die 30er Schilder?

 

Diese Sprüche wie "60 ist das neue 50 oder 40 oder - ne, klar! - 30". Hallo, ich sag dazu nur Folgendes. Es gibt Handcreme mit 5% Urea ( also Pipi!) für sehr trockene Haut und es gibt Fußcreme mit 10% Urea. Und wenn du dir aus Versehen die Fußcreme auf die Hände schmierst, du das aber gar nicht mitbekommst, weil die so was von schnell einzieht - dann bist du alt. Also ich. Stellt sich mir jetzt nur die Frage, was nehme ich in Zukunft für die Füße? Ich tippe da mal auf Schrundencreme.

Ich komm deshalb drauf, weil, ich hatte ja gesagt, dass ich ins Stadthaus komme. Und da hatte ich im Vorfeld schon mal meine Hände sorgsam gepflegt. Nicht dass es nachher an mir gelegen hat. Und wo wir gerade bei der Körperkultur sind. Neulich hörte ich von Menschen, die auf ihre Weise versuchen, den Wegfall vieler kultureller Veranstaltungen mit umso mehr Körperkultur auszugleichen: Wenn die nach Hause kommen, waschen sie sich die Hände (klar!), schmeißen sämtliche Klamotten in die Waschmaschine und duschen. Würde mich nicht wundern, wenn die auch Mäntel und Blazer bei 60 Grad waschen. Und es würde mich nicht wundern, wenn ich demnächst in Kleidungsstücken Etiketten finde mit den Lettern "Nein, dieses Teil darfst du Vollpfosten nicht auf 60 Grad waschen!"

Ein wenig zurecht gemacht fürs Stadthaus hatte ich mich natürlich schon. Das dauert auch immer länger. Weil, das muss ich schon sagen, das ist ja ganz anders gekommen, als ich gedacht hatte. Ich hatte ja gedacht, dass die Nachfrage nach Make-up drastisch zurückgehen würde, weil die Maske eh fast das ganze Gesicht verdeckt. Was ich mir trotz Maske aber nicht nehmen lasse, ist der Lippenstift, falls ich die Maske denn doch mal abnehme. Meist ist der dann aber so was von verschmiert, dass ich aussehe wie ein Clown. Was ich aber eigentlich sagen wollte, ich brauche mittlerweile mehr Make-up als vor Corona, und zwar in jeglicher Form. Ob als Kompaktpuder oder Cover Stick, Hauptsache mit perfekter Deckkraft! Und zwar für die Unterarme und Ellenbogen. Da habe ich vom Einkaufswagen-Schubsen, vom Ampel-Drücken und Türklinken-Öffnen so unglaublich viele blaue Flecken, dass mein Traummann echt in Verdacht geraten könnte.

 Ich habe auch versucht, wo ich schon mal näher an denen da oben dran war, an den Entscheidungsträgern, habe ich mal versucht herauszubekommen, wie es eigentlich zur Zeit um die Schulpflicht in Deutschland bestellt ist. Ich komm deshalb drauf, weil, neulich kam ich ins Gespräch mit einer Mutter, die mir erzählte, dass sie ihr Kind aktuell nicht in die Schule schicke. Und wie ich dann so bin, so blöd, habe ich gefragt, warum. Hätte ich besser gelassen. Weil, ich wusste gar nicht, wie mir geschieht. Ich bekam den Mund gar nicht mehr zu. Sie meinte nämlich, demnächst stünde bei ihnen ein Familienfest an und da wolle sie kein Risiko eingehen, dass ihr Kind durch die Schule das Corona-Virus in die Familie trägt.

Das zieht ja noch größere Kreise. Ein Kind geht nicht in die Schule, weil der alte Opa zu Besuch ist oder die Oma bald kommt. Wenn ich davon ausgehe, dass fast alle Schüler eine Oma oder einen Opa haben, was machen wir dann eigentlich mit den vielen 30er Schildern vor, hinter und neben den Schulen? Wenn immer weniger Kinder, eigentlich keine, aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr in die Schulen gehen, stehen die ja leer. Da braucht's die Schilder doch wirklich nicht mehr. Werden die dann abmontiert und womöglich für neue 30iger-Zonen benutzt - womöglich auf Autobahnen, nachts?

Ich war so was von aufgeregt am Wahlsonntag. Ich war stellvertretende Briefwahlvorsteherin. Eine der schwierigsten Aufgaben für mich: zu meinem Einsatzplatz, Etage 8 A, Säulen 1 + 2 zu gelangen. Das Konzept mit den zwei Aufzugsgruppen hat mich schon zu Beginn vollkommen überfordert. Ja, und was soll ich sagen? Es gab wirklich viel zu tun, und das bitteschön alles mit größter Genauigkeit und vollster Konzentration: die Wahlurne verschlossen, in aller Beisein geöffnet, die Wahlbriefe entnommen, Selbige zugelassen, wenn sie die Kriterien erfüllten, die Briefwählenden gezählt, Stimmzettelumschläge geöffnet, Stimmzettel sortiert, Stimmen ausgezählt. Es wurden Häufchen gebildet, 5er, 10er, 20er-Häufchen, es wurde gestapelt, noch einmal gezählt, zusammengerechnet, gegengerechnet, subtrahiert, kontrolliert. Es wurden Beschlüsse, selbstredend einheitlich, gefasst und dokumentiert. Es wurde überhaupt alles dokumentiert. Es wurde das Gesamtergebnis ermittelt und geprüft, die Schnellmeldung abgegeben und die Briefwahlniederschrift vervollständigt. Und, ja, meine Hände waren nicht zu rau, das Zählen ging zügig von der Hand, sie haben sich tapfer geschlagen, die Hände.

Und wo ich gerade beim Schlagen bin, ich habe eine ganz neue Seite an mir entdeckt - eine zutiefst martialische. Ich weiß nicht, ob ich mir da Sorgen machen muss. Weil, ich hatte so was von Spaß, und das doch immerhin bei einer zerstörerischen Tätigkeit. Ich hatte vorher noch nie, da sieht man mal, jetzt bin ich schon so alt und entdecke immer noch eine neue Facette an mir. Ich hatte vorher noch nie so einen langen Brieföffner aus Metall in der Hand gehalten. Mit so einer langen, ja ich möchte fast sagen, Klinge, einen Brief nach dem anderen aufzuschlitzen - eine ganz neue Erfahrung für mich. Und wenn man sich jetzt vorstellt, dass wir erst alle Briefe aufgeschlitzt und gestapelt haben, bevor wir uns mit deren Inhalt befasst haben. dann hat man vielleicht eine Ahnung, in was für einen Rausch ich da beim Aufschlitzen gekommen bin!

Ich habe übrigens null Zeit gefunden, die Fenja und den Jürgen zu fragen, was genau damals mit der Skulptur "Mother Earth" gelaufen ist.

Mittwoch, 9. September 2020

Ich ziehe ins Rathaus ein!

Neulich sah ich in der Innenstadt einen kleinen Jungen auf einem kleinen Roller mit seinen Eltern. Auf dem kleinen Köpfchen ein großer, schwerer, massiver Helm. Spontan in meinem Kopf: Ist der Helm gegen Corona? Und - ich habe bei meinem Lieblingsdiscounter als Sonderposten Toilettenpapier mit Blümchenmuster gesehen. Spontan in meinem Kopf: Es ist alles wieder in Ordnung.

Nein, Spaß beiseite, ich erwähnte ja schon, dass dieses Virus sämtliche Facetten einer Persönlichkeitsstruktur ans Tageslicht bringt. Mein Traummann und ich waren ja in diesem Corona-Sommer mit dem Rädchen in Tschechien und Polen unterwegs. Wir sind ohne Corona über die Grenzen und mit noch weniger von Selbigem zurückgekommen. Ich wüsste auch beim besten Willen nicht, wie wir es hätten uns einfangen können. Zuerst sind wir von Prag bis Dresden entlang der Moldau und  Elbe geradelt und dann eine Woche in Polen in Krakau und Breslau entlang der Oder und Weichsel. Jeden Tag ein neues Hotel mit Frühstück - schon in Zeiten ohne Corona immer wieder ein neues Abenteuer. In Zeiten von Corona um so mehr! Was sich das Personal für Mühe gibt, gemäß der Hygieneregeln alles richtig zu machen, damit der "Laden" nicht wieder geschlossen wird! Nur eine Stilblüte: Im Hotel "Lwowska 1" in Krakau hatten die eigens für mich eine Person abgestellt, die mir an dem unglaublich leckeren Büffet folgte und mir meine Wünsche auf meinen Teller legte - natürlich mit Handschuhen und Maske!

Und auf der anderen Seite erfahre ich justamente zur selben Zeit in den Nachrichten, dass auf Mallorca am Ballermann wieder richtig zünftig gefeiert wird - drinnen! Wie verlogen ist das denn! Seit Jahren höre ich ständig, dass Mallorca die Schnauze voll hat vom Ballermann-Touristen und grundlegend eine Kehrtwende einleiten möchte. Hallo, wäre das nicht die Chance gewesen, das Virus? Von wegen, da hängen doch Arbeitsplätze dran. Das war doch klar, dass es nicht ohne Einbußen geht! Und in den Nachrichten erklärt eine österreichische Verantwortungsträgerin, man könne natürlich nicht nachvollziehen, welche schon abgereisten deutschen Touristen sich jetzt in einem bestimmten Hotel angesteckt hätten. Hallo, gerade die Hotels haben doch meine Adresse!

Apropos Hotels. Also ich kann mich ja auf vieles einstellen: zu weiche Matratze, oder vielmehr nur eine Matratze für mich und meinen Traummann, funzelige Nachttischlampe, ein fest montierter, nicht abnehmbarer Duschkopf mit null Wasserdruck - kann ich mit leben. Was mich aber total kirre macht, wo ich nicht weiß, wohin mit mir, sind Kleiderbügel, die fest im Schrank installiert sind.

Wo ich gerade bei Kleidern bin - ich ziehe ja demnächst ins Stadthaus um. Und wenn ich da sowieso schon mal bin, will ich nochmal den Jürgen und die Fenja fragen. Weil, da hieß es neulich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Zum 75-jährigen Bestehen der UN wurde die 4,20 Meter hohe Stahlskulptur 'Mother Earth' enthüllt": Das Kunstwerk, ein Geschenk des Künstlers und Umweltaktivisten Barton Rubenstein, sollte bereits 2017 in Bonn installiert werden. Anlässlich der Enthüllung meinte der Jürgen Repschläger (Bündnis LINKE und Mitglied des Kulturausschusses des Rates der Stadt Bonn), das Kunstwerk in Form eines menschlichen Profils, das aufgrund seines jetzigen Standortes auf der Sonnenseite Bonns stehe, richte den Blick auf den UN Campus. Eigentlich habe der Künstler 2017 gewollt, dass sein Werk als Schenkung am Platz der Vereinten Nationen aufgestellt wird. Die Stadt Bonn habe aber damals seine Schenkung nicht haben wollen. Leider. Auch die Frau SPD Stadträtin Fenja Wittneven-Welter sprach von einem Versäumnis der Stadt und von einer großartigen Bereicherung für die Kunst im öffentlichen Raum. Es sei gut, dass Jörg Haas das Kunstwerk erworben und auf seinem Grundstück vor der "Rohmühle" aufgestellt habe. Auf Anfrage habe das Presseamt der Stadt Bonn geantwortet: Im Jahr 2017 hat sich die Kunstkommission des Rates der Stadt Bonn mit der Skulptur "Mother Earth" befasst. Der Künstler hatte 2017 konkret eine Aufstellung am Platz der Vereinten Nationen vorgeschlagen. Die Kommission hatte sich mit Blick auf die im Umfeld bereits vorhandenen, hochkarätigen Kunstwerke und auch aus künstlerischen Gründen gegen eine Aufstellung ausgesprochen.

Ich muss da mal im Stadthaus genau nachfragen. Dann sollen die mir auch mal erklären, was es mit dem Hare-Niemeyer-Verfahren auf sich hat. Darauf verwies nämlich das Presseamt der Stadt Bonn in dem Artikel. So wie ich das verstanden habe, ging es mal wieder nur darum, wer wem den Schwarzen Peter zuschieben kann. Dass diejenigen, die sich heute im Jahr 2020 über die Entscheidung vom Jahr 2017 beschweren, genau die sind, die damals genau diese Entscheidung gefällt haben. Und ich weiß immer noch nicht, wer genau, also mit Namen, das damals verbaselt hat. Dann waren ja der Jürgen und die Fenja damals auch mit von der Partie.

Weil ich gerade beim Stadthaus und der Stadt Bonn bin. Hallo, da hätte die Stadt ja mal locker 500.000 Euro sparen können. Genau so viel hat nämlich das neue Übungshaus für  die Feuerwehr gekostet. Und ob der immensen Ersparnis hätte sie dann die 30 Km/h-Blitze auf der Josefshöhe entfernen können. In einem anderen Artikel berichtete mein SCHAUFENSTER nämlich über die Fertigstellung eines Übungshauses für die Berufs- und Freiwillige Feuerwehr. Es wurde so geplant, dass dort möglichst viele unterschiedliche Einsatzszenarien bei der Brandbekämpfung simuliert werden können. Die schlichte Bauweise (ohne Innenputz, Estrich und Heizung) wurde bewusst gewählt, damit bei Einsatzübungen nichts beschädigt werden kann, das im Anschluss neu beschafft oder installiert werden muss. So sei es zudem möglich, die Schläuche, wie im realen Einsatz auch, mit Wasser zu füllen und verschiedene Löschtechniken zu üben. Dies sei bei vielen privaten Übungsprojekten aufgrund möglicher Wasserschäden nicht durchführbar (stimmt, sag ich da nur!).  Und ich sag nur, einfach das hässliche Stadthaus räumen und als Übungshaus verwenden! Da kann man wenigstens begründen, warum es so aussieht wie es aussieht. Und wie es da so war, im Stadthaus (ich meinte natürlich Stadthaus und nicht Rathaus), erzähle ich nächstes Mal.

Mittwoch, 19. August 2020

Eins für alle oder jeder eins?

Bei mir im Klassenraum macht sich ein Schülerhandy bemerkbar. Und es entspinnt sich folgender Dialog: "Fritz (nennen wir ihn Fritz), Fritz, mach dein Handy aus." Fritz pusselt am Handy: "Hab ich." Einige Sekunden später meldet sich sein Handy wieder. "Du solltest doch das Handy ausmachen." "Hab ich doch." "Kann nicht sein, ich höre es." "Ich habs aber auf lautlos gestellt." "Ich höre es aber." Fritz pusselt an seinem Handy herum. Sekunden später meldet sich das Handy wieder. "Fritz, dein Handy klingelt!" "Ich habs aber wirklich auf lautlos gestellt." "Fritz, dein Handy klingelt." "Ich habs aber auf lautlos gestellt." "Fritz, du schaltest dein Handy jetzt aus." "Hab ich doch, auf lautlos." (Fritz' Handy klingelt immer weiter.) "Du machst jetzt sofort dein Handy AUS!" "Hab ich doch." "Nein, hast du NICHT. Du behauptest, du hättest das Handy auf lautlos gestellt. Hast du aber nicht. Deshalb machst du es jetzt ganz aus." "Versteh ich nicht, lautlos ist doch aus." "NEIN, AUS IST OFF!" Dann ist die Stunde vorbei.  

Und kürzlich habe ich mich mit einer Bekannten verabredet. Weil die aber noch nicht genau wusste, wann sie aus dem Büro kommt, habe ich das Handy angelassen. Als sie anruft, geht mein Traummann ran und reicht dann weiter an mich. Am anderen Ende die Stimme meiner Bekannten: "Warum, bitteschön, geht dein Mann an dein Handy?" Darauf ich: "Wir haben zu zweit nur eins." Darauf  betretenes Schweigen am anderen Ende. Da wurde mir schlagartig klar: Mein Mann und ich sind die einzigen Menschen auf diesem Planeten, die sich ein Handy teilen.

Ich komm deshalb drauf, weil letzte Woche meine Tochter zu mir sagte, dass man sein Handy nie ausschaltet. Und klar, wo ich jetzt sechzig geworden bin, hab ich natürlich die nackte Panik, dass sich bei mir der Altersstarrsinn breit macht. Logisch, dass ich da jetzt nachgegeben habe. Ich vergaß zu erwähnen, die Diskussion kam nur auf, weil ich ihr abgelegtes Handy geerbt habe. Ja, und was soll ich sagen, mein Traummann und ich waren in der Stadt - mit dem Handy und in Geschäften, die es noch gab. Auch nicht selbstverständlich! Wie oft ich schon in die Stadt gefahren bin, auf dem "Stadtzettel" die ein oder andere Besorgung, und stehe dann vor einem neuen Fresstempel oder vor abgeklebten Schaufenstern, hinter denen gerade ein neuer Fresstempel eingerichtet wird.

Also mein Traummann und ich waren bei Deichmann, das Smartphone eingeschaltet in der Tasche. Und als wir uns einige Minuten später auf dem Marktplatz auf der Gebäudekante vom Görtz-Schuhladen so richtig gemütlich eingerichtet haben und eine Fischfrikadelle verkasematuckeln, macht's plötzlich Pling. Ich hol das Handy raus und schau aufs Display. Da fragt mich doch tatsächlich der Herr Google, wie es mir bei Deichmann gefallen hat! Hallo, geht’s noch? Es gab dann Aufklärungsgespräche mit meinem Betreuungspersonal, also mit meinem Traummann und meinen Töchtern. Das sei nun auch kein Weltuntergang, man könne nicht bei jeder Kleinigkeit alles grundsätzlich in Frage stellen. Überhaupt sei alles nur eine Frage der Einstellung - der Grundeinstellung am Smartphone, und die könne man ja so ändern, dass der Herr Google über meinen Aufenthalt im Dunkeln tappe. Langer Rede, kurzer Sinn: Ich trau dem Braten nicht. Ich schalte mein Handy lieber wieder aus.     

Apropos Grundeinstellung. Meine ist ja nach wie vor die: Wenn ich draußen bin, also weg, bin ich weg. Was ja auch kein Wunder ist, wenn man bedenkt … Zeitreise, vor fast 50 Jahren: Eine Doppelhaushälfte in der Eifel, genauer gesagt, in Vussem, im Rosenweg. In der anderen Hälfte wohnt der Pastor mit seiner Haushälterin. Ich erinnere mich, dass meine Mutter sagte, ich solle mir beim Sonnen auf der Terrasse ein Bikinioberteil anziehen, ich wisse ja, wer neben uns wohnt. Damals habe ich schon als Teenager gedacht, soll der doch nicht rausgucken.

Was ich aber eigentlich sagen will, als ich im jugendlichen Alter war, also in der Pubertät, hing bei uns zuhause das Telefon an der Wand, fest (daher das Wort Festnetz!), im Wohnzimmer, an der Schnur! Es erübrigt sich, Gründe zu nennen, warum ich mit diesem Telefon gefühlt nie kommuniziert habe - während mein Vater vor dem Fernseher saß. Wie lange ist das her, als mehrere Menschen sich einen Festnetzanschluss teilten? Während heute jeder Mensch ein eigenes Handy hat. Wobei, ich höre ja immer mal wieder in den Medien, dass es auf dem Land (also in der Eifel?)  Probleme mit dem Digitalen gibt. Ich stelle mir jetzt vor, dass ich immer noch in dem Haus wohne, der Festnetzanschluss im Wohnzimmer. Um mich herum die Nachbarn haben alle nur noch Handys und keinen Festnetzanschluss - und immer wieder keinen Empfang - auf dem Land, in der Eifel, im Tal, am Hang. Und dann stehen die alle bei mir Schlange, um zu telefonieren.

Apropos Smartphone. Neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen: Welche Vorteile hat ein Smartphone? Die BEA lade zu dem Vortrag "Smartphone" ein, um alles Wissenswerte über sinnvolle Einsatzmöglichkeiten von modernen Steuerungssystemen im Haus zu erfahren. Aus welchen Gründen sollte man sich heute damit auseinandersetzen, die Wohnung oder das Haus - hallo, Konzentration beim Lesen! - als Smart Home zu gestalten oder zumindest "Smart Home-ready" zu machen? Welche Vorteile bringt die neue Technologie? Wie kann man konkret Wohn- und Lebensqualität, Sicherheit und effiziente Energienutzung verbessern? Was passiert mit meinen Daten? Im Anschluss an den Vortrag haben die Zuhörer ausführlich Gelegenheit, eigene Fragen zu stellen (welche auch sonst, wenn nicht die eigenen Fragen?) Dazu gab es die Abbildung eines Hauses im Querschnitt und um das Haus herum Piktogramme. Man sah eine Waschmaschine, einen Computer, eine Heizung und ein Garagentor. Gut, ich hätte da jetzt hingehen und Fragen stellen können. Da wäre dann aber außer mir keiner mehr zu Wort gekommen. Weil, wenn ich im Urlaub bin, warum sollte ich gerade dann Wäsche waschen oder das Garagentor öffnen?

Mittwoch, 22. Juli 2020

Die zwei großen B's - Beethoven und Brüste


Was ist eigentlich aus der Beethovenhalle geworden? Wie ist da der aktuelle Stand? Ich komm deshalb drauf, weil, neulich fahr ich mit dem Rad am Rhein entlang und da springen mich doch die Lettern "Baywatch" an.
Und da fiel mir in dem Zusammenhang das Starmodel Chrissy Teigen ein, über das ich in der Bunten gelesen hatte: Sie habe sich im Alter von 20 Jahren die Oberweite vergrößern lassen. Heute bereue sie diesen Eingriff und wolle sich nun ihre Brüste verkleinern lassen. Dazu wurde eine Expertin befragt, warum Brustverkleinerungen derzeit im Trend seien. Ihre Antwort: "Ein kleinerer Busen ist ein neues Schönheitsideal. Die Brust muss nicht mehr so riesig sein. Viele Frauen leiden unter großen Brüsten und dem Gewicht. Der Trend geht weg von der großen Brust." Frage: "Von wie vielen Fällen sprechen wir?" Antwort: "In den letzten fünf Jahren gab es eine Zunahme von 20% an Brustverkleinerungen. Inzwischen gibt es 1,5 Millionen Eingriffe pro Jahr. Fast so viele wie im Falle einer Brustvergrößerung." Frage: "Welche Vor- und Nachteile hat die Operation?" Antwort: "Die Vorteile bestehen darin, dass die Brust besser aussieht (!!), alle Sportarten wieder möglich sind und das Brustkrebsrisiko reduziert wird. Die Nachteile liegen in der Narbenbildung." Was soll ich fragen? Sind die Frauen, die sich jetzt die Brüste verkleinern lassen, dieselben, die sie sich vor Jahren haben vergrößern lassen? Und, was soll ich zu mir sagen? Alles richtig gemacht! Einfach nichts gemacht!

Wie komm ich jetzt drauf? Ach ja, weil ich auf der Höhe der Beethovenhalle an dem Wort "Baywatch" vorbeigefahren bin. Irgendwie hat Corona ja auch was für sich. Wir würden uns sonst über unser marodes Opernhaus ärgern, darüber, dass die Beethovenhalle nicht in die Pötte kommt, darüber, dass die Stadthalle droht einzustürzen. Es würde eh nichts stattfinden!
Wo ich gerade dabei bin , beim Nicht-Stattfinden. Der ESC fand ja wegen Corona auch  nicht statt. Was muss das für die Barbara Schöneberger ein Wechselbad der Gefühle gewesen sein! Jahrelang hat sie den deutschen Vorentscheid moderiert. Den gab's dieses Jahr gar nicht, was aber nichts mit Corona zu tun hatte. Dann stand sie früher immer am Abend des ESC in Hamburg bis tief in die Nacht auf der Open Air Bühne -  und das meist im Regen. Und dieses Jahr hatte sie einen ganzen Samstagabend die Elbphilharmonie für sich - allein! Wahnsinn!

Apropos Wahnsinn. Was ja auch das wirklich Interessante an dem Virus ist: Wenn ein Mensch ohnehin schon Tendenzen zum Abseitigen hatte, Corona bringt's jetzt in seiner ganzen Gänze zum Vorschein. Als Beispiel: eine Warteschlange vor einem Gemüsestand, alle mit Masken, alle mit viel, viel Abstand, drum herum viel frische Luft - so wie es sich gehört. Ich stelle mich an, ans Ende. Und im selben Moment, wie von der Tarantel gestochen, zuckt der bis zuletzt Letzte  so zusammen, als ob ich ihm auf den Rücken gesprungen wäre und nun an ihm klebe wie ein Frosch. Offenbar meinte der Bedenkenträger, hinter ihm sei nicht auf ausreichend genügend Abstand geachtet worden. Was definitiv nicht stimmte. Für meine Begriffe kein Einzelfall. Und weil ich das nun recht häufig beobachtet hatte, habe ich mich mal kundig gemacht. Nicht dass ich da etwas nicht mitbekommen habe! Ich habe dann mal im Internet kurz quer gelesen:

Abstand - kein Muss mehr (?). Nun gibt es einen neuen Plan. Mit einer Lockerung der geplanten Regel für einen Mindestabstand will Wirtschaftsminister Peter Altmaier (??) im Streit vorankommen. Das Ministerium des CDU-Politikers hat einen neuen Vorschlag erarbeitet. Die Bundesländer sollen demnach selbst entscheiden, wie viel Abstand bei ihnen eingehalten werden muss. Bisher sollten die 1000 Meter grundsätzlich bundesweit gelten (kein Wunder, dass ich das Verhalten vieler Menschen nicht verstehe, wenn sie sich so was von aufregen, weil ich ihnen zu weit auf die Pelle gerückt bin. 1000 Meter!!!). Länder und Kommunen, die das nicht wollen, hätten dann beschließen müssen, diese Regel nicht anzuwenden. Studien warnen vor den negativen Folgen der Abstandsregel. Diese ursprünglich geplante Regelung, genannt Opt-out, hätte aus Sicht von Kritikern in den Ländern und Gemeinden dazu führen können, dass bereits gefundene Kompromisse neu verhandelt werden müssten. Nun könnte eine sogenannte Opt-in-Regelung kommen: Wer 1000 Meter Abstand will, muss sich dann aktiv dafür entscheiden. Eine Sprecherin sagte: "Daher haben wir einen Vorschlag vorgelegt: Die 1000 Meter Abstandsregelung gilt und bildet den Grundsatz, aber die Länder können abweichen und die Auslegung bestimmen." Das gebe Ländern und Kommunen den nötigen Planungsspielraum, um Flächen für den Windausbau zu sichern und gleichzeitig die Akzeptanz vor Ort für die Windräder zu sichern.

Das kommt vom Querlesen. Wenn man es nicht kann, soll man es lassen! Ich war so auf die Worte Abstand und Meter fixiert. Und wo ich gerade dabei bin, ich bin neulich wieder  unterhalb der Beethovenhalle mit dem Rad gefahren und - klar - einfach wieder falsch gelesen. Es heißt dort natürlich BauWatch und nicht Baywatch! BauWatch Baustellenüberwachung: "BauWatch schützt Ihre Baustelle effektiv und nachhaltig vor Diebstahl & Vandalismus!" Ich mein, das macht ja auch durchaus Sinn, so lange wie da die Baustelle schon im Gange ist. Und justamente stand doch ganz aktuell in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Die neue alte Halle ist im Werden": Sie sei sicherlich Bonns anspruchsvollste Baustelle. Das Chaos vergangener Tage, Monate und Jahre sei nunmehr einer professionellen Ordnung gewichen. Man glaubt den Handwerkern, wenn sie sagen, sie wissen, was sie tun (!). Die Frage nach den Schuldigen für das Baudesaster bleibt unbeantwortet. Lutz Leide ist seit dem 1. November 2019 im Amt. Er ist nicht da für Vergangenheitsbewältigung. Er ist da, um eine Mehrzweckhalle fertigzustellen. Die groben Fehler der Vergangenheit sind offenbar überstanden. Es gibt eine seriöse Planung, Es gibt seriöse Projektpläne. Und man baut nicht einfach drauf los, was in der Vergangenheit nach Meinung der heute Verantwortlichen der Kardinalfehler gewesen ist.

Als ich den Artikel gelesen hatte, fielen mir spontan alle Zahnärzte ein, die ich im Laufe meines Lebens bedingt durch Umzüge durchlaufen habe. Nie, wirklich nie, hat einer gesagt, dass sein Vorgänger ein ordentliches Gebiss hinterlassen hatte. Der vorherige Zahnarzt war immer schlecht, kein guter, aber jetzt war ich Gott sei Dank in besten Händen!

Mittwoch, 24. Juni 2020

Wenn wir dann später zurückblicken … (Fortsetzung)

Wenn wir dann später zurückblicken auf Corona, werden wir uns lachend in den Armen liegen und sagen: "Das waren vielleicht verrückte zwölf Jahre!"

Und genau so ist es heute im Sommer 2032! Auch der teilweise Shutdown im Jahr Eins von Corona hatte ja durchaus viel Positives. Ich hätte es damals nicht vermutet, wenn ich nicht in meinem SCHAUFENSTER ein Interview mit dem damaligen Polizeipräsidenten Frank Hoever gelesen hätte. Er meinte, dass es während des Shutdowns weniger Wohnungseinbrüche gegeben habe. Die Fallzahlen seien um rund 40 Prozent gesunken: "Die Menschen haben sich mehr als sonst zu Hause aufgehalten und damit das Entdeckerrisiko für potentielle Einbrecher deutlich erhöht." Wäre ich nie drauf gekommen, dass das der Grund war. Was aber auch ein Grund gewesen sein könnte, warum die Einbrecher sich gar nicht mehr körperlich angestrengt haben.

Weil, hatte es doch an anderer Stelle in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Kleiderspenden mit Augenmaß" geheißen: Mehr Zeit, sich in der Corona-Krise den eigenen Kleiderschrank vorzunehmen, sorgt für derzeit volle Kleidercontainer. So voll, dass die Menschen gebeten werden, die aussortierten Hosen, Hemden, Blusen und Schuhe mit Augenmaß abzugeben. Nikolas Derwahl, Kreisgeschäftsführer der Bonner Malteser, sagt: "Bitte stellen Sie keine Säcke neben den Kleidercontainer, wenn er voll ist." So, jetzt war in vielen Haushalten der Kleiderschrank leer, aber wohin mit den Säcken? Und weil der Kleiderschrank ausgemistet war, wurde wieder online geshoppt. Und jetzt gaben sich die Paketboten die Klinke in die Hand. Und natürlich gefiel dir vieles nicht oder passte nicht oder beides. Und dann hatte es ja zunehmend immer mehr Fälle gegeben, wo ganze LKW-Ladungen von Retouren einfach in die Walachei gekippt worden waren. Da lag es doch auf der Hand, alles einfach vor die Haustür zu stellen und so dem Einbrecher unnötige Klettereien zu ersparen.

Was der Polizeipräsident Hoever damals im Jahr 2020 auch noch festgestellt hatte, dass nämlich bei den Taschendiebstählen der deutlichste Rückgang mit circa 70 Prozent zu verzeichnen gewesen sei. Warum? (genau so stand's in dem Artikel) Also, warum? Und auch da war ich damals so was von froh, dass der Herr Polizeipräsident mir das erklärt hat: Die von Trick- und Taschendieben bevorzugten Tatgelegenheiten (tolles Wort!) in Bussen und Bahnen, an Rolltreppen, in Gaststätten, Geschäften oder bei Veranstaltungen waren deutlich reduziert bzw. schlichtweg gar nicht vorhanden. Damals, im Jahr Eins von Corona gingen dann die Überlegungen dahin - ich mein, sind wir mal ehrlich, viele Rolltreppen waren ohnehin defekt. Die, die noch liefen, hat man einfach abgestellt. Die alten Menschen trauten sich mit ihren Rollatoren eh nicht auf Rolltreppen.

Apropos Rollatoren. Es waren verrückte Zeiten! Ich erinnere mich an eine Fernsehwerbung von "rehashop.de" mitten im Shutdown. Ein Werbefilmchen, Zielgruppe alte Menschen (ich weiß jetzt gar nicht, darf ich heutzutage im Jahr 2032 überhaupt von alten Menschen sprechen oder ist das eine Diskriminierung?), also Menschen mit Altershintergrund. Angepriesen wurden unter anderem Rollatoren mit dem Satz. "Machen Sie das Beste draus." Und was halt eben so witzig war, justamente in der Zeit gingen die alten Menschen nicht vor die Tür oder durften nicht!

Apropos alte Menschen. Was natürlich auch sofort, weil, es war in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Mehr Bänke für den Marktplatz"  mehr Bänke für den Marktplatz gefordert worden. Es gebe nur sehr wenige Bänke, noch dazu ohne Rückenlehne, hatte es von Seiten der Linken geheißen. Jüngere setzten sich auf die Gebäudekante beim Görtz-Schuhladen, für weniger Bewegliche sei eigentlich keine Ersatzfläche vorhanden. Kaum vorstellbar, dass in einer anderen europäischen Stadt, die etwas auf sich hält, auf einem solch zentralen Platz einer Innenstadt das Angebot an Sitzflächen so gering sei. Die Linksfraktion habe daher beantragt, an sechs Stellen des Marktplatzes neue Bänke mit Rückenlehnen zu installieren. Und da hat man damals ganz klar zu gestanden, dass das genau das Projekt war. Das also kein Versehen war oder so. Die Welt gehörte ab jetzt den Jungen - und die brauchen keine Rückenlehne! Wer alt ist - selbst schuld!

Und dann hatte der Herr Polizeipräsident in meinem SCHAUFENSTER auch darauf hingewiesen, dass während der Einschränkungen rund 30 Prozent weniger Verkehrsunfälle gemeldet worden seien. Da hatte er es sich allerdings verkniffen, den Grund dafür zu nennen. Für die Jüngeren unter euch, in diesem Zeitraum fuhren so gut wie keine Autos. Was gab es damals in Bonn dann für Rangeleien: Die Grünen forderten, weil es lege ja auf der Hand, kein Verkehr, keine Verkehrsunfälle! Gleichzeitig eröffnete aber die Bonner City Parkraum nach zweijähriger Bauzeit ihr neues Parkhaus an der Rabinstraße mit 258 Parkplätzen.

Der Herr Polizeipräsident hatte auch erwähnt, der positive Trend bedeute aber nicht, keine Geschwindigkeitsüberwachungen mehr durchzuführen: "Wir setzen weiterhin unseren mobilen Radarwagen ein. Allein in der vergangenen Woche mussten wir bei Messungen an zwölf unterschiedlichen Orten feststellen, dass sich viele nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Von den bei diesen Kontrollen festgestellten 700 Temposündern erwarten 230 Fahrzeugführer Fahrverbote von mindestens einem Monat."

Dass das ein fataler Fehler war, wurde schnell klar. Ich mein, wie blöde muss ich sein, dass ich mir selbst den Geldhahn zudrehe? In diesem Monat verdienst du doch als Kommune an diesem Autofahrer nichts. Nein, man hat das mit dem Führerscheinentzug ganz schnell korrigiert und stattdessen ein richtig saftiges Bußgeld auferlegt. Und statt dass der jetzt einen Monat kein Geld einbringt, wird der jetzt weiter geblitzt, wenn er im Auerberg An der Josefshöhe schneller als 30 fährt. Weil, das war schon augenfällig. Von dem Tag an, als du da nur noch 30 fahren durftest und eine Blitze aufgestellt worden war, waren die öffentlichen Kassen voll.

Mittwoch, 27. Mai 2020

Wenn wir dann später zurückblicken …

Wenn wir dann später zurückblicken auf Corona, werden wir uns lachend in den Armen liegen und sagen: "Das waren vielleicht verrückte zwölf Jahre!"

Und genau so ist es! Heute, im Sommer 2032, kann ich das nur bestätigen! Wenn ich bedenke, wie schwierig es in diesen Zeiten alleine schon war, in meinem SCHAUFENSTER einen Artikel zu finden, der nichts mit Corona zu tun hatte. Hier, der, zum Beispiel, wie lange musste ich da suchen - nach solch Lettern: "Pyramide aus Baumscheiben, Unterschlupf für Tiere in Bonn-Gronau".  Darunter ein feines Foto von der Pyramide, hübsch eingezäunt mit einem Jägerzaun. Darunter: "Auf einer kleinen Grünfläche in der Adalbert-Stifter-Straße in Bonn-Gronau hat das Amt für Stadtgrün eine Baumscheiben-Pyramide angelegt. Das Umweltprojekt leistet einen Beitrag zur naturnahen Gestaltung städtischer Grünflächen."   

Und dann erst der Artikel: "Die Totholzpyramide wurde aus Baumscheiben von Laub- und Nadelgehölzen gefertigt, die den extrem warmen und trockenen Sommer 2019 nicht überstanden haben. Die Holzscheiben wurden versetzt und überlagernd aufgeschichtet. Die entstandene Pyramide ist etwa drei Meter hoch und dreieinhalb Meter breit. In den Gängen und Hohlräumen der Pyramide können sich Tiere verstecken, wohnen oder überwintern. Die Holzscheiben bieten zudem vielen Insekten, Pilzen und Flechten einen Lebensraum. Rechts und links der Pyramide stehen die verbliebenen Stämme zweier abgestorbener Birken. Auch sie bleiben vorerst erhalten, um als Biotopbäume noch einigen Arten als Lebensraum zu dienen. Die Totholzbäume werden jährlich auf ihre Standfestigkeit kontrolliert. Falls diese nicht mehr gegeben ist, müssen sie entfernt werden."
So ein feiner, ausführlicher Artikel. Ja, das war eine verrückte Zeit, damals, als ich solche Artikel bis zum Ende gelesen habe, nur um mal etwas anderes zu lesen. Und was soll ich sagen, obwohl das Wort Corona nicht vorkam, war ich nach der Lektüre total durch den Wind, denn es ging ja auch hier um den Tod - um eine Totholzpyramide und abgestorbene Birken. Ja, so waren die Zeiten damals.

Was sich aber wirklich über die langen Jahre hinweg zum Besseren gewendet hat. Ich mein, man hatte es ja in den Jahren zuvor schon mitbekommen. Da gab es einen Trump in den USA, einen Boris Johnson in England, einen Erdogan in der Türkei. Männer, die - wohl gemerkt -  demokratisch gewählt worden waren. Schon da gab es ja Stimmen, ob Wahlen überhaupt anzuerkennen seien. Ob das Internet die Wahlen nicht ad absurdum führe. Immer häufiger war die Rede von Manipulationen, Bots und Algorithmen.
Und dann, ich erinnere mich noch, die Streitereien im Jahr Eins von Corona um die Präsidentschaftswahlen in Polen, dieses elende, langwierige Hickhack um einen neuen Wahltermin. Und auch in meinem SCHAUFENSTER auf der Titelseite die Lettern "Kommunalwahlen - ja oder nein". In Bonn standen Kommunalwahlen an und vier Kandidaten standen parat, die gerne Oberbürgermeister werden bzw. bleiben wollten. Es gab den Ashok Sridharan, die Katja Dörner, die Lissi von Bülow und den Dr. Michael Faber. Es gab die Meinung, dass eine Verschiebung zwingend sei, keine Verschiebung nötig sei, der Wahltermin möglichst zu halten sei und reiner Online-Wahlkampf unfair sei.
Ich weiß gar nicht mehr, wie es damals ausgegangen ist. Und es war ja schon abzusehen, es hatte sich ja bereits abgezeichnet, es gab ja auch wirklich Wichtigeres. Was brauchte es eigentlich Wahlen, absolut überbewertet, damals. Was ich sagen will, dass wir uns irgendwann mal von diesen althergebrachten Ritualen verabschiedet haben, dass wir die Wahlen abgeschafft haben, war schon ein großer Schritt in die richtige Richtung.

Was auch ein weiterer Schritt in die richtige Richtung war, weil auch so was von überbewertet. Ich mein, es hatte sich ja bereits schon in Finnland abgezeichnet. Die Finnen hatten bereits im Jahre 2016 entschieden, die Schreibschrift abzuschaffen. Und dann diese ewige Diskussion um Eulen und Lerchen. Der Herr Neurobiologe Peter Spork mit seiner Forderung, der Präsentismus in Büro und Schule müsse einer Berücksichtigung von Chronotypen weichen. Der Herr Neurobiologe Peter Spork mit seinem Plädoyer für eine Gleitschulzeit: Der Schüler entscheidet, wann er morgens zur Schule kommt. Kommt er später, bleibt er an diesem Tag entsprechend länger.
Ich bin damals schon - lange Zeit vor Jahr Eins von Corona - einen Schritt weitergegangen und habe empfohlen, dass der Schüler, der selbst um die Mittagszeit noch so gar keinen Bock verspürt, sich jetzt endlich mal auf den Weg zur Schule zu machen, es doch bitteschön auch lassen soll für diesen Tag oder auch für den folgenden. Denn, sind wir mal ehrlich, für die meisten Schüler hätte das Leben ja so was von schön sein können, wenn es damals die Schule nicht gegeben hätte.
Dank Corona haben wir dann aber wirklich Gas gegeben. Weil, Präsentismus, den gabs ja dann beim Lockdown erst mal nicht mehr. Und, man muss es doch mal deutlich sagen, die Schulgebäude waren im Jahr 2020 so was von heruntergekommen, so was von in desolatem Zustand. Die Zeit war einfach reif. Jeder Schüler hatte doch in der Verwandtschaft einen alten Menschen, den er der Gefahr einer Ansteckung nicht aussetzen wollte. In die Schule zu gehen und Corona mit nach Hause zu bringen - wofür, bitteschön? Und dann gab es ja auch viele Lehrer, die durchaus der Meinung waren, dass man die Öffnung der Schulen mal ganz langsam angehen sollte. Es wurde sogar schon vom Notabitur 2021 gesprochen - im April 2020! Es passte einfach alles, es gab viele erdrückende Argumente, nicht zuletzt, dass Bildung ja auch vollkommen überbewertet war. Und deshalb wurde sie abgeschafft.

Heute, im Jahr 2032, wir vermissen sie nicht, die Bildung und die demokratischen Wahlen. Könnte damit zusammenhängen, dass das eine das andere bedingt. 


Mittwoch, 6. Mai 2020

Darf sie das? Ja, ich darf!


Ich hatte ja neulich den Artikel aus meiner Cosmopolitan vom Sommer 2019 erwähnt. Dass damals mein Augenmerk nicht auf dem Klopapier war, sondern auf den Power-Schultern. 
Und dann fiel mir der Artikel "Ist das die Zukunft unserer Innenstädte" aus meinem SCHAUFENSTER in die Hände. Man sieht auf einem recht großen Foto mehrere leere Geschäftslokale nebeneinander, auf jeder Schaufensterscheibe der Schriftzug "Geschäftsaufgabe" und die Straße menschenleer: "Gähnende Leere in unseren Einkaufsstraßen? Diese Fotomontage könnte trostlose Realität werden." In dem Artikel geht es darum, dass die Verbraucher ein Gleichgewicht zwischen Onlinekauf und Shoppen vor Ort finden müssen, wenn sie nicht eines Tages verwaiste Innenstädte haben möchten. Der Artikel stammt vom 29. August 2018. Niemand hätte sich damals einen anderen Grund für menschenleere Innenstädte denken können.
Und wo ich gerade dabei bin, ein anderer Artikel aus meinem SCHAUFENSTER behandelt auch die Situation in der Bonner Innenstadt: Die Innenstadt wäre verödet, der Einzelhandel siech, die Unternehmen ohne Zukunft. Insgesamt befürchtet Dirk Vianden einen "Super-Gau". Es geht in dem Artikel aber nicht um die aktuellen Folgen durch Corona, sondern die Verbände warnen vor einem "Stau-GAU": Ist Bonn auf dem Weg zum Verkehrsinfarkt? Sie treibt die ernste Sorge um Bonns Verkehrsprobleme um. Das city-marketing, der Einzelhandelsverband, Haus & Grund sowie die IHK sehen ein Verkehrschaos voraus.
Das mit dem Verkehrsinfarkt hat sich ja jetzt erst einmal erledigt. In dem Artikel geht es aber um ein fehlendes umfassendes Mobilitätskonzept, die Rede ist vom offensichtlichen Planungschaos bei den unprofessionell handelnden Verantwortlichen, das Nichtvorhandensein eines durchdachten Planes. Und es werden Zweifel an der Kompetenz der städtischen Gesprächspartner geäußert. Und wo wir da jetzt bei, wie soll ich sagen, ich will jetzt nicht von Parteiengezänk, Partikularinteressen der Kommunalpolitik oder auch einfach nur Beschränktheit sprechen. Aber ich hoffe nur zutiefst, dass die unglaublich kompetenten Verantwortlichen im Stadthaus jetzt nicht meinen, das Problem sei gelöst. Nur weil sie momentan nach draußen schauen und wenige Autos sehen.

Heute, im Mai 2020, verbinden wir womöglich mit dem Wort GAU etwas ganz anderes als damals im Dezember 2018, als dieser Artikel erschien. Womit ich wieder in der Gegenwart bin. Und, ja, ich hatte bereits erwähnt, dass auch ich Biberkäufe in Form von Prosecco getätigt habe. Und, ja, ich habe auch erstmals eine Packung Klopapier gekauft, obwohl es noch nicht so ganz dolle pressierte, klorollenvorratstechnisch. Was mich aber zutiefst verunsichert hat, was meine Psyche betrifft: Kürzlich komme ich in meinen Lieblingsdiscounter zur Tür rein und stehe unvermittelt vor einer komplett gefüllten Palette mit Mehl - vor einer komplett gefüllten Palette mit Mehl! (Das soll so - zweimal) Bestimmt seit acht Wochen hatte ich kein Mehl mehr gesehen. Nicht dass ich aktiv danach gesucht hätte. Ich weiß das nur deswegen, weil Mehl normalerweise neben den Eiern liegt und da jetzt immer gähnende Leere herrschte. Was ich aber eigentlich sagen wollte. Wie ich da so stehe, vor dem gigantischen Mehlhaufen, ertappe ich mich doch tatsächlich bei dem Gedanken, Mehl kaufen zu wollen. Und das, obwohl ich Mehl überhaupt nicht vermisst habe. Und, was das Ausschlaggebende ist, ich backe gar nicht, ich kann und ich will gar nicht backen! Was das Klopapier betrifft, fällt mir da jetzt natürlich ein passender Reim ein - zum Backen.

Das frag ich mich sowieso oft, wenn ich hier so an meinem Blog tüftel: Darf sie das? Das hat mir damals sehr gut gefallen, bei dem Komiker Chris Tall, obwohl ich definitiv nicht seine Zielgruppe bin. Immer wenn er Witze über Randgruppen machte, fragte er sich danach selbst, das war der Running Gag: "Darf er das?" Und seine Antwort war selbstredend immer: "Ja, das darf er!" Fand ich gut, dieses "Darf er das?" Ich komm deshalb drauf, ich frag mich eben auch häufig: "Darf sie das? Darf ich das?" Darf sie jetzt, wo sie beim Backen ist, auf Kacken kommen? Sie darf! Ein 1-a-Paarreim!

Wo ich gerade beim Mehl war. Du kannst ja an Hand eines Hasenkaufs ziemlich genau den IQ des Käufers bestimmen. Hieß es doch in meinem SCHAUFENSTER: Kartoffeln zu hamstern ist nicht nötig. Thomas Herkenrath, Präsident des Deutschen Kartoffelhandelsverbandes und internationaler Kartoffelhändler: "Wir bemerken seit Mitte März einen sprunghaften Absatz von Kartoffeln, die Supermarktregale sind zum Teil leergefegt. Der Frühling ist aber nicht die richtige Jahreszeit, um Kartoffeln zu hamstern. Sie keimen schnell, wenn sie ins Warme kommen. Und Frühkartoffeln, die im Mai in den Handel kommen, sind generell nicht lagerfähig." Das bedeutet: Wer die Kartoffeln zu Hause nicht sachgemäß lagern kann oder die Kartoffeln nicht rechtzeitig verbraucht, riskiert, sie umsonst gekauft zu haben.
Und das ist ja in meinem Fall das Tolle: Die Prosecco-Flaschen kann ich auch zur Not unter das Bett legen. Hauptsache, eine steht immer im Kühlschrank. Und abgesehen von der weitaus leichteren Lagerung. Also dass bei mir Prosecco umkäme, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Was aber auch so was von toll und erfräulich (ich habe mich übrigens entschlossen, ab jetzt erfräulich mit ä zu schreiben, um dem Wort dämlich mal was entgegenzusetzen!), was aber so was von erfräulich ist: Nachdem vor Jahren die letzte Folge von "Desperates Housewiwes" ausgestrahlt worden war, fiel ich ja bekanntlich in ein tiefes Loch. Wurde dann kurzfristig wieder aufgefangen von den "Vorstadtweibern" aus Österreich und dann - nichts mehr! Bis mich kürzlich die Fernsehserie "The Marvelous Mrs. Maisel" rettete. Und wo ich schon mal dabei bin: "Die Erfindung der Wahrheit", ein fintenreicher Politthriller mit der tollen Jessica Chastain!

Mittwoch, 15. April 2020

Ostern ist vorbei, dito die Fastenzeit!

Das ist ja das Schöne an Ostern: Wenn Ostern vorbei ist, dito die Fastenzeit!

Wobei, ich hab das ja dieses Jahr generalstabsmäßig gemacht - mit dem Fasten. Weil, sind wir doch mal ehrlich. Es geht uns Frauen doch nicht nur ums Fasten, sondern auch ums Abnehmen! Und in den ersten Tagen weiß ich zum Beispiel nie, zeigt die Waage nur deshalb weniger an, weil ich ob der vielen Früchtetees und Kräutertees jetzt am Tag zweimal Verdauung habe, oder weil  ich tatsächlich schon was abgenommen habe. Deshalb habe ich dieses Jahr. Und man muss das ja auch mal ganz realistisch sehen. Als Kassenpatientin sollte ich - wenn ich schon finanziell nicht das Gelbe vom Ei für den Arzt bin - zumindest zeitlich flexibel sein. Ich hatte wohl vorher, damit es mir nicht allzu schwer fiel, mehr Berliner als sonst verkasematuckelt. Und auch Sekt hatte ich das ein oder andere Gläschen mehr gesüppelt. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich mich mit Sekt ins Koma befördert habe (was auch wirklich eine Herausforderung wäre). Aber es war von der Strategie her schon so gedacht, dass ich quasi für zwei Tage im Vorhinein trinke. Weil, ich wusste ja, dass mir zwei Tage fehlen werden.

 Wo wir gerade bei Sekt sind. Zur Zeit gibt’s ja diese - wie heißen die noch mal? -  Meerschweinchenkäufe. Ich bin ehrlich, ich hab mich auch zu solch einem Rattenkauf hinreißen lassen. Obwohl es da komischerweise noch ausreichend Vorrat im Geschäft gab. Aber ich dachte, besser der Vorrat ist bei mir zuhause. Was ich wohl gemacht habe, ich kam deshalb drauf, weil ich die Karnevalskiste mit den Perücken noch nicht weggepackt hatte. Ich hab mich für jeden neuen Besuch bei meinem Lieblingsdiscounter komplett neu verkleidet. Und zwar mit Liebe zum Detail. Also nicht nur neues Outfit und andere Perücke, nein, auch anderer Schmuck. Ich habe sogar einen anderen Duft aufgelegt. Sollte ja keiner mitbekommen, dass ich am selben Tag schon mehrere Male vorbeigeschaut hatte. Das alleine war schon eine Herausforderung. Was aber auch noch hinzu kam, ich fahre ja immer mit dem Rädchen. Und so viele Flaschen Sekt und Prosecco kannst du da mit einer Fuhre nun mal nicht transportieren.   

 Apropos Parfüm. Wo ich jetzt nur noch von zuhause mit meinen Schülern per Video kommuniziere, hat sich ja bei mir auch das ein oder andere geändert. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber wenn es den Spruch "Oben hui, unten pfui" nicht gäbe: Ab Taille abwärts spar ich mir. Aber obenrum, da wird nicht gekleckert sondern geklotzt: mehrlagig Ketten übereinander geworfen, Ohrringe, die so was von unpraktisch sind, auf den Schultern aufliegen, viel zu schwer sind, an jedem Finger mindestens ein Ring und so viele Armbänder, dass ich den Unterarm kaum heben kann. Muss ich ja auch nicht! Woran ich wohl spare - Parfüm. Wobei, was ich da ausgebe, spare ich ja am Sohlenabrieb.

 Aber einmal in der Woche, da brezel ich mich so was von auf, wenn ich bei meinem Lieblingsdiscounter einkaufe. Und zwar von Kopf bis Fuß! Immer wieder neue Outfits werden da ausprobiert. Und das Tolle ist, habe ich alles in meinen Schränken. Also für mich persönlich kein Problem, dass ich momentan nicht shoppen kann. Hieß es doch in meiner Cosmopolitan unter den tiefsinnigen Lettern "Bäm,Glam!": Glitzer, Glanz und Drapierungen der Achtzigerjahre sind zurück, juhu! Cosmopolitan Kolumnistin Ricarda Landgrebe erledigt neuerdings sogar Supermarkteinkäufe im Party-Look. Die Fashion-Crowd lässt die schultergepolsterte "Denver-Clan"-Ära wieder aufleben: Mit pinkfarbenen Minikleidern, Power-Blazern und Glitzerstoffen erinnern Hype-Labels an die Serienstars Krystle und Alexis Carrington.

"Make Glamour great again" scheint das neue Modemotto zu sein. Nachdem es jahrelang salonfähig war, in Jogginghosen zur Vernissage und in Sneakers über den roten Teppich zu gehen, dürfen wir uns endlich wieder aufrüschen! Michael Halpers, einer der schillerndsten amerikanischen Nachwuchsdesigner, erklärt das so: "Wir leben in einer Welt, in der Angst herrscht und die uns anstrengt. In Zeiten wie diesen müssen wir uns eine funkelnde Parallelwelt schaffen, um uns das Leben angenehm zu machen." Prompt ziehe ich (die Kolumnistin) eine Vintage-Bluse mit Power-Schultern von Guy Laroche aus dem Schrank, style sie zu silbernen Plateauheels, Glitzerohrringen und Jeans (so viel Stilbruch muss sein). Und weil ich nichts Besseres vorhabe, gehe ich in meinem Party-Look in den Supermarkt. Ich stolziere vorbei an Tiefkühlwaren und Toilettenpapier und fühle mich ultrasexy. Schöne neue Glamourwelt!

Genau so steht es wortwörtlich in meiner Cosmopolitan! Wo da gerade in der Cosmopolitan die Rede von Klopapier ist. Also der Rosenmontag und der Karnevalsdienstag waren einfach Mist. Aber in dem Zusammenhang habe ich als Kassenpatientin mir dann mal überlegt, ob es nicht Sinn machen würde, um das Gesundheitssystem zu entlasten, ob man da nicht das ein oder andere zusammenlegen könnte. Ich mein, da haben sie dir schon mal diese Mir-ist-alles-total-egal-Spritze gesetzt, da könnten sie dir auch gleich noch unten am Fuß den Hallux Valgus  operieren, oder falls bei der Prostata was ansteht - was bei mir jetzt eher nicht in Frage kommt - und oben könnte der Zahnarzt sich verlustieren.

Hatte ich erwähnt, dass ich Rosenmontag abgeführt habe und Karnevalsdienstag die Darmspiegelung hatte? Kann ich jedem Kassenpatienten nur empfehlen. Da hast du gute Chancen, dass da noch Termine frei sind. Und was eben auch das Tolle ist, du stellst dich nach der Prozedur auf die Waage und weißt dann zu Beginn der Fastenzeit ganz genau, wo du gewichtsmäßig dran bist.

Und wo ich gerade bei meiner Darmspiegelung bin. In der Cosmopolitan spricht ja der Modedesigner von " einer Welt, in der Angst herrscht" und am Ende des Artikels schreibt die Kolumnistin wörtlich: "Ich stolziere vorbei an Tiefkühlwaren und Toilettenpapier …" Was ich noch nicht erwähnt habe, dieser Artikel, aus dem ich wörtlich zitiere, stammt aus einer alten Cosmopolitan aus dem Sommer 2019! Damals habe ich die Seite aus der Cosmopolitan als Anregung für meinen Blog über Schulterpolster rausgerissen.

Mittwoch, 25. März 2020

Verständlich, wenn der Traktor kurz mal einen Schlenker macht!

Wenn du wissen willst, wie es um die Menschheit bestellt ist, schau einfach mal in mein SCHAUFENSTER. Dort las es sich neulich unter den Lettern "Gemeinsam mit Rücksicht" folgendermaßen: Ein Ausflug zum Rheinufer erfreut Fußgänger ebenso wie Radfahrer. Immer wieder kommt es jedoch auf dem Leinpfad zwischen den Rheinorten Widdig, Üdorf und Hersel zu Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängern. Deshalb werben nun neue Hinweisschilder dafür, dass beide mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Auf dem blau-weißen Schild sieht man eine Fußgängerin  mit Kind und daneben ein Fahrrad. Darunter die Worte "Gemeinsam mit Rücksicht". "Wiederholt hatte es Beschwerden vor allem von Fußgängern gegeben. Viele Radfahrer fahren sehr schnell, sie fahren regelrecht Tour de France", schilderte Bernd Marx. Doch auch Passanten, die zu Fuß unterwegs sind, mahnte Marx zur Rücksichtsnahme. Etwa Bürger, die mit ihren Hunden Gassi gehen und diese nicht an der Leine halten (oder ihre Hunde an einer für Radfahrer nicht erkennbaren Leine halten, die Hund und Halter quer über den Weg verbindet).

Und dann gab es noch einen anderen Artikel: Für ein gutes Miteinander von Landwirten und Radfahrern auf Wirtschaftswegen wirbt der Verein Rhein-Voreifel-Touristik e.V.. Entlang der Rheinischen Apfelroute werden sukzessive an stark frequentierten Stellen auf Feldwegen Piktogramme mit dem Slogan aufgebracht: "Rücksicht macht Wege breit. Danke! Ihre Landwirte". Seine Erfahrungen schilderte Herbert Klein, der mit seinem grünen Traktor täglich auf den Feldern zwischen Alfter und Gielsdorf unterwegs ist. Er bewirtschaftet mit dem Traktor seine Felder, erntet Salate und frisches Gemüse. Dabei nutzt er natürlich die dafür vorgesehenen Wirtschaftswege. Hier ist er jedoch nicht alleine unterwegs. Viele Radfahrer nutzen die Wege als willkommene Alternative zu den oft stark befahrenen Land- oder Gemeindestraßen. "Ich werde immer öfter von Radfahrern angepöbelt, weil sie absteigen müssen, wenn ich mit meinem Traktor hier entlang fahre. Sie denken, die Wirtschaftswege sind ihre Wege", so Herbert Klein. Dazu Alfters Bürgermeister Rolf Schuhmacher: "Ziel ist es, mit den Markierungen ein positives Miteinander der verschiedenen Interessensgruppen bei der Nutzung der Wege anzuregen. Gegenseitige Rücksichtsnahme ist vor allem in den arbeitsintensiven Perioden der Landwirtschaft, etwa der Erntezeit, besonders wichtig. Wenn man die schönen Äpfel auf dem Teller haben will, dann muss man auch Rücksicht nehmen." Bürgermeister Schuhmacher appellierte aber nicht nur an Radfahrer und Landwirte Rücksicht aufeinander zu nehmen, sondern auch an Bürger, die mit ihren Hunden Gassi gehen: "Es ist genauso rücksichtslos, wenn Hundehalter Stöckchen in die Salatfelder werfen. Denn wer möchte schon mit Hundekot verunreinigtes Gemüse essen?"  

Wo wir gerade bei Hundescheiße sind. Was ich mich jetzt natürlich frage, welchem Radfahrer da so dermaßen ins Hirn geschissen wurde. Weil, wir reden darüber, dass der Landwirt sich rechtfertigen muss, warum er mit seinem Traktor auf dem Wirtschaftsweg unterwegs ist. In was für einer Welt leben wir, dass es dazu Piktogramme und Schilder braucht?

Was aber wiederum toll ist, dass wir uns über unseren Wald keine Sorgen machen müssen. Egal was passiert, der Schilderwald wird gedeihen und größer werden. Da gibt es diese Schilder in der Sauna, die Rücksicht einfordern: "Bitte Ruhe", unterstrichen und mit Ausrufezeichen! Und im Ruhebereich das Schild "Keine Handtücher auf den Liegen". Diejenigen Menschen, für die das ohnehin eine Selbstverständlichkeit ist, räumen selbstredend ihre Liege auch ohne Hinweisschild. Und die, denen es am Arsch vorbeigeht, kümmern sich einen Scheißdreck drum. Genauso könnte man Schilder anbringen wie "Nicht auf den Vordermann mit Lichthupe auffahren" oder  "Auch wenn du der gute Fahrradfahrer bist, darfst du den bösen LKW-Fahrer nicht mit 'du blöde Sau' anbrüllen". Nach der absurden Schilderaufstellmanie würde auch unbedingt folgendes Schild Sinn machen: "Wenn du als guter Fußgänger über den Zebrastreifen schleichst, obwohl deine Fußgängerampel schon längst rot ist, du Vollpfosten, und ein böser Autofahrer hupt, darfst du nicht dem bösen Autofahrer mit entsprechenden Handzeichen ein 'fick dich doch' hinterherbrüllen". Und, ja, auch bitte ein Hinweisschild "Hier darfst du keine Bierflaschen zerdeppern, du Depp". Oder vielleicht doch eher ein Piktogramm, auf dem eine zerbrochene Bierflasche durchgestrichen ist? Weil der Klappspaten sich sonst nachher noch rausredet, er könne nicht lesen. Das macht natürlich nur Sinn, wenn alle fünf Meter solch ein Schild aufgestellt wird! Weil, sonst denke ja sogar ich, okay, hier nicht zerdeppern, aber ein Stückchen weiter schon.

Wo ich gerade bei langsamen Fußgängern und Fahrrädern bin: Mindestgeschwindigkeit beim Fahrradfahren in der Stadt? Hat eigentlich jemand darüber schon mal nachgedacht? Ich mein, den Begriff Mindestgeschwindigkeit kennt man doch bei Autobahnen. Dachte ich. Da darfst du dich doch auch nicht mit 20 Stundenkilometern fortbewegen. Dachte ich. Hab dann aber mal  wieder bei Wikipedia reingeschaut und da las ich doch folgende Lettern: Auf Autobahnen sind nur Fahrzeuge zugelassen, die mehr als 60 km/h fahren können. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass auf Autobahnen eine Mindestgeschwindigkeit von 60 km/h gilt. Darauf macht die Deutsche Verkehrswacht in Berlin aufmerksam. Gut, ich dachte, es gäbe auf Autobahnen eine Mindestgeschwindigkeit. Aber irgendwie macht's ja auch Sinn, dass nicht. Weil, selbst wenn du im Auto mit 10 Stundenkilometern unterwegs bist, fällst du nicht um. Und wenn dir von hinten ein Maserati mit 300 drauf fährt - selbst schuld. Aber wenn da ein Radfahrer mit gefühlt einem Stundenkilometer vor mir radelt … Und davon abgesehen, je zügiger ein Radfahrer fährt, desto schneller ist er ja auch wieder von der Straße, verstopft also nicht die Fahrspur.

Hatte ich erwähnt, dass ich das durchaus nachvollziehen könnte, wenn der Traktor kurz mal einen Schlenker macht? Und den scheißenden Hund im Gemüsefeld krieg ich auch nicht mehr aus dem Kopf!

Donnerstag, 5. März 2020

"Hab ich was verpasst?"


Diese Frage kenne ich von den Copa-Boys Jötz, Jünter und Jürgen von WDR 2. Und wenn Sie sich die Frage stellen - ja, Sie haben was verpasst: Die Vernissage zur Ausstellung "Körperwelten". Okay, die tollen Kunstwerke der Künstlerin Birgit Brandt-Siefart kann man sich noch bis zum 2.April in der Stadtteilbibliothek Endenich anschauen - aber ohne ein Gläschen Prosecco dabei. Und den kleinen Vortrag von der "Wie-hieß-sie-doch-gleich" gibt’s auch nicht mehr. Aber ich bin ja nicht so. Ich hab den hier mal abgedruckt.
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Könnte ein bisschen kälter sein, der Prosecco - oder?
Und auch sonst so – ganz schön übersichtlich hier das Ganze – essensmäßig mein ich jetzt. Nicht dass ich deswegen komme, aber gehört schon irgendwie dazu, oder?
Also für mich persönlich kommen ja nur noch Vernissagen in Frage. Weil, ich bin über 50 – und eine Frau - also nicht da - für Männer quasi Luft. Und ich bin ehrlich, ich komme damit schlecht klar. Ja, ich habe ein Problem damit, mit dem Altwerden. Wie auch bitteschön nicht??



After Job Partys, Ü-30 und Co. - hab ich alles hinter mir gelassen. Wenn ich auf diesen Events so tue, als ob ich meine Mails checke – glaubt mir keine Sau. Und wenn ich mit einer Freundin ach so wahnsinnig viel zu erzählen habe und überhaupt gar nicht zum Tanzen hierher gekommen bin – glaubt mir auch kein Schwein. Sind wir doch mal ehrlich, egal wie diese Events sich nennen, es geht immer nur um meinen Marktwert. Ganz zu schweigen, wie ich mich fühle, wenn immer nur die beste Freundin aufgefordert wird – da kannst du drauf warten, bis das "beste" gestrichen wird – oder gleich die komplette Freundin.

Deshalb kommt für mich persönlich nur so was wie hier in Frage: Da fällt das gar nicht auf, wenn ich alleine herumstehe. Im Gegenteil, jeder denkt, das soll so. Also dass ich das will, mich in aller Ruhe der Kunst widmen. Wobei hier jetzt: Also die Sachen von der – wie heißt die Künstlerin noch gleich, ach da steht's auf der Einladung. Also die Sachen von dieser Birgit Brandt-Siefart. Also was mich betrifft, ich habe ja keine Ahnung von Kunst – Postmoderne, Neorealismus: interessiert mich alles nicht. Hauptsache, mir gefällt es. Das ist wie mit dem Rotwein: lecker muss er sein. Wenn diese Skulptur  jetzt zum Beispiel mein Rotwein wäre, würde ich sagen: einfach lecker.

Was ja auch bei so einer Ausstellung einfach super ist: Sitzen ist gar nicht eingeplant.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber wenn ich mich einmal hingesetzt habe und dann wieder aufstehe – die Hose sitzt danach einfach für den Arsch: Dann heißt es erst einmal unten die Hose wieder über die Stiefeletten zubbeln, Beulen glatt streichen über den Knien, Innentaschen wieder schön rein krumpfeln und zum Schluss nochmal am Bund gezogen:  Das ist nicht schön, wenn du dabei beobachtet wirst.

Gut, das viele Stehen – also rücken-, knie- und plattfußtechnisch – ist jetzt auch nicht das Gelbe vom Ei. Aber das ist ja das Tolle an so einer Vernissage. Da gibt es für mich kein festgelegtes Ende wie bei einem Konzert. Gut, das gibt´s bei der Ü30 Party auch nicht. Aber ich habe mich doch nicht stundenlang aufgebrezelt und geh dann schon um 11 Uhr. Damit alle mitbekommen, dass ich mich tierisch gelangweilt habe -  wie bestellt und nicht abgeholt. Hier kann ich gehen, wann ich will: Wenn die sensomotorischen Einlagen meine Füße lang genug gequält haben und mein Rücken nach seinem Heizkissen schreit, geh ich einfach. Das fällt hier gar nicht auf. Kann doch keiner überprüfen, ob ich mir jetzt jedes Kunstwerk gebührend angeschaut habe. Und sowieso, dann hat mich das Werk des Künstlers eben nicht angesprochen!

Apropos Gehen, von wegen hosen- und rückenfreundlich. Die beste Strategie ist … Ich mache Ihnen das am besten mal vor: Langsam von Kunstobjekt zu Kunstwerk einen Fuß vor den anderen setzen, dabei schön auf dem ganzen Fuß abrollen ( Ihr Orthopäde wird stolz auf Sie sein), vor dem Objekt Wirbelsäule aufrichten, Füße hüftbreit parallel und während des Betrachtens tief ein- und ausatmen – ich persönlich mach dann auch immer noch meine Beckenbodenübungen. Und je besser mir ein Kunstwerk gefällt, desto effektiver die Übung.
Also vor dieser Figur zum Beispiel von der – jetzt hab ich den Namen schon wieder vergessen -  Brandt-Siefart, ja richtig, also diese Figur ist doch einfach der Hammer, oder? Die schau ich mir gleich mal genauer an.

Apropos anschauen. Das ist ja auch das Tolle bei so einer Vernissage - das geht ganz ohne Brille! Ich mein, das muss ich hier nicht länger ausführen, aber mittlerweile liegt bei mir zuhause in jedem Zimmer mindestens eine Brille. Und neben der Waschmaschine eine Lupe, mit der ich die Dosierungsanleitung auf dem Waschpulver lese, so klein, wie das da drauf steht. Und einen Faden ins Nadelöhr einfädeln geht nur mit Brille und Lupe. Aber hier, kein Problem: Ich entferne mich so weit von einem Bild, bis ich etwas drauf erkenne. Gut, oftmals steht neben einem Kunstwerk Titel und Preis. Aber der Preis interessiert mich eh nicht. Weil, ich kauf ja nichts - und hab dabei noch nicht mal ein schlechtes Gewissen.

Weil, man stelle sich vor, es findet eine Vernissage statt, und keiner geht hin. Ich mein, das ist auch nicht schön für den Kunstschaffenden. Ja, selbst wenn ich nichts kaufe, meine zwei Gläschen Prosecco schlürfe und das ein oder andere Häppchen verkasematuckel – ich tu da quasi noch was Gutes - als Statistin, damit die Bude voll ist.

Aber der Prosecco könnte trotzdem ein Ideechen kühler sein, finden Sie nicht auch?
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Ich fand die Rede witzig!

Mittwoch, 12. Februar 2020

Da hat er sich ein Denkmal gesetzt, der Rainer!


Hatte ich schon erwähnt, dass ich ein Fan von der Gruppe Brings bin? Bin ich. "Su lang mer noch am lääve sin" und "Halleluja", ich liebe diese Lieder. Letztes Jahr habe ich die bei "Bonn steht Kopp" im Telekom Dome gesehen. Was hab ich mich da gefreut! Laut mitgegrölt hab ich. Was mir da wohl auffiel, wenn sie Texte über ihr Köln zum Besten gaben, wie "Kölsche Jung" oder "FC is unser Jeföl", habe ich nur zugehört. Und einmal dachte ich doch glatt, übrigens zum ersten Mal, dass ich ja Bonnerin bin - warum auch immer ich das dachte!

Wie komm ich drauf? Ach so, weil das ein oder andere Mal war ich ja schon in Köln, in der Stunksitzung. Da haben ja anfangs die Leute nachts vor den Vorverkaufsstellen übernachtet. Ich gebe zu - ich nicht. Mir hat es damals schon gereicht (lang, lang ist's her!), wenn ich dann am eigentlichen Veranstaltungstag gefühlt stundenlang draußen in der Kälte warten musste und drinnen auf Bierbänken saß. Und, die Stunksitzung ist toll, aber sie ist in Köln!

Ich wollte aber eigentlich etwas ganz anderes erzählen: Neulich war ich auf einer Veranstaltung, ein Soloprogramm für mich. Er saß wie immer erhöht hinter einem Podest - und war einfach nur da, er selbst. Einen ganzen Abend nur für mich. Er redet, philosophiert und trinkt ein Kölsch nach dem anderen. Es ist egal, ob er redet oder nicht, Hauptsache es folgt immer wieder sein unverkennbares Lachen. Jedes Mal bin ich wieder im Bann seiner Mimik und Gestik. Von mir aus könnte er stundenlang nur die Treppe zu seinem Platz rauf und runter gehen. Mit zunehmendem Kölschkonsum wird es immer gefährlicher, artistischer, die Höhen zu erklimmen.
Das alleine ist für mich schon ein Augenschmaus. Aber dann sprengt er alle Ketten, in seinem Fall sämtliche pflanzliche Faserstoffe. Er hat sich in der Pause  umgezogen. Wie soll ich es beschreiben, sein neues Outfit? Er trägt schwarze Strapse. Darüber ein Bastkleidchen, das immer wieder die erotische Wäsche darunter hervorblitzen lässt. Und darüber seinen schwarzen Frack. Und das alles auf hohen Absätzen! Wer, zur Hölle, hat sich das ausgedacht?
Er stellt wieder seinen transparenten Rechenschaftsbericht vor, wie immer. Wie immer hänge ich an seinen Lippen. Er würde mir fehlen, der Rechenschaftsbericht! Vokalanalphabetismus ist auch ein Thema. Was natürlich zu Beethoven führt. Liegt ja auf der Hand! Weil, natürlich spricht er nicht von Beethoven sondern von BTHVN. Und  ich weiß auch nicht wie, aber er kommt von BTHVN auf NMPTSCH, dem ehemaligen Oberbürgermeister von Bonn. Irgendwann ist die Veranstaltung zu Ende - frenetischer Applaus.  

Gut, es war die Pink Punk Pantheon Karnevalssitzung, auf der ich war. Ja, und auch nicht allein. Nein, mein Traummann war auch dabei. Und, ja, der Saal war rappeldeckelvoll. Und, nein, der Rainer Pause hat für mich kein Soloprogramm gespielt. Was für mich etwas ganz Besonderes war: Es gab keine Zugabe in Form eines Liedes. Was mich aber überhaupt nicht gestört hat. Weil, stattdessen hat der Rainer in seinem unfasslichen Kostüm einmal direkt das Wort an uns gerichtet. Er hat sich für unsere Treue all die Jahre bedankt, dafür, dass wir mit ihm auf die andere Rheinseite, die Schäl Sick gezogen sind. Vor allem aber hat er sich bei der Stadt Bonn bedankt. Dass die Stadt Bonn weiterhin so große Stücke auf  das Pantheon hält, dass es weiter ohne städtische Subventionen auskommt. Was ich total witzig fand, zumal ich tausendprozentig der Meinung bin, dass der Herr Nimptsch mir schräg gegenüber saß. Mir war es vollkommen egal, worüber der Fritz geredet hat, Hauptsache, ich konnte mich noch länger an seiner Verkleidung weiden. Zum Schluss hat er mir sogar noch fünf Euro für ein Los der Tombola des Fördervereins abgequatscht.

Das hätte ich jedes Jahr haben können, seit 37 Jahren! Stattdessen war ich das ein oder andere Mal in Köln! Habe immer mal wieder ausgesetzt! Ich weiß gar nicht mehr, ob ich auf der ersten Sitzung dabei war oder doch erst auf der zweiten. Egal, damals war es die erste alternative Karnevalssitzung. Anfangs ein absoluter Geheimtipp, bald die absolute Kultveranstaltung. Und ich war dabei! Welch riesengroße Freude habe ich damals jedes Jahr empfunden, wenn ich nach langem Anstehen an der Vorverkaufskasse bei Hertie (!) Eintrittskarten ergattert hatte. Das ist so lange her! Und schon damals sah der Rainer als Alterspräsident so aus wie er heute alt ist. 

Dieses Jahr war ich nach einigen Jahren wieder da. Erstmalig zu Pink Punk Pantheon auf der anderen Rheinseite, ohne für Karten anstehen zu müssen. Und wie ich da so sitze und der Rainer Pause im Kostüm des Fritz Litzmann zu mir spricht, wird mir erst einmal so richtig bewusst, wie sehr das Pantheon in meinem Leben eine Rolle spielt. Wie oft ich dort ein paar schöne Stunden erlebt habe (nebenbei, auch Stunk Unplugged. Wenn die von der Stunksitzung in mein Pantheon kommen, geh ich hin). So viele Jahrzehnte habe ich dort tolle Künstler erlebt, im Pantheon. Wie sehr ich mich plötzlich als Bonnerin fühle. Ist es das? Das Gefühl Heimat? Die Freude über etwas, was dort ist, wo man lebt? Apropos leben. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, so das: Ich möchte das Programmheft mit dem unverkennbaren Logo und besonderem Format in Papierform (jawohl, Papier!) auch in Zukunft in der Hand halten dürfen - so lange ich lebe.

Übrigens: Seit wann wird am Ende nicht mehr die Vereinshymne "Kölsch für Europa" gesungen? Mich persönlich würde in dem Zusammenhang das Kölsch nicht stören. Wobei ja gegen Bönnsch auch nichts einzuwenden wäre.

Mittwoch, 22. Januar 2020

Die Sanduhr - auch mit ohne h !

Sie steht vor dem Schaufenster und denkt an die Sanduhr. Eines Tages war sie kaputt. Im wahrsten Sinne des Wortes lief nichts mehr, innen feucht geworden. Das war das letzte Mal, dass ich hier etwas gekauft habe, denkt sie. Sie brauchten die Sanduhr für ihr Lieblingsspiel. Stattdessen ein anderes Spiel spielen? Kam nicht in Frage!

Nach wie vor ist das ja mein Lieblingsspiel. Genau genommen ist es das einzige Spiel, was ich spiele. Ich komm deshalb drauf, weil wir neulich wieder Activity gespielt haben. Deshalb mein Lieblingsspiel, weil du null Allgemeinwissen haben musst. Im Gegensatz zu Trivial Pursuit. Hab ich gehasst wie die Pest. Deshalb mein Lieblingsspiel, weil ich mit zunehmendem Rotweinkonsum immer besser werde. Was meinen Traummann so was von fuchst. Und, ja, es ist von Vorteil, wenn man gut zeichnen kann - was aber nicht wirklich stimmt. Ich sag immer: "Du brauchst einfach gute Rater in deinem Team." Da fällt mir ein, ich habe vergessen, das Spiel zu erklären: Also, Activity ist ein Brettspiel, bei dem mindestens zwei Teams gegeneinander in Wettstreit treten. Durch das Erraten bestimmter Begriffe kommt man auf dem Spielfeld voran. Im Spiel müssen Begriffe, je nachdem auf welchem Feld man steht, innerhalb von 60 Sekunden – die Zeit wird mithilfe einer Sanduhr gemessen – mit Worten erklärt, pantomimisch dargestellt oder gemalt werden.

Was also von vorne herein feststeht: Mein Traummann und ich sind nicht im selben Team! Weil, hallo, wehe, wenn ich den Begriff seiner grandiosen Zeichnung nicht errate - möchte ich mir gar nicht ausmalen (!). Wo ich aber so was von Spaß habe ist, wenn mein Team  meine Zeichnungen errät! Da fallen mir spontan zwei Beispiele ein: Kaum habe ich meinen Kuli angesetzt und begonnen, die Idee einer Schlangenlinie zu malen, da ruft auch schon mein Mitspieler "Elbsandsteingebirge" und errät damit den gesuchten Begriff. Ist das nicht genial? Oder: Ich male eine Art Kreis und zeige mit der Kulispitze auf den unteren Rand und mein Mitspieler sagt "Bodensee". Zwei Fliegen mit einer Klappe: Mein Team kommt weiter und - das verständnislose Gesicht meines Traummannes! Oder neulich, da bildeten meine Tochter und ich ein Team. Sie muss einen Begriff  malen, ich selbigen raten. Sie malt in einer Sekunde eine Uhr, ich rate Uhr, sie malt in einer Sekunde zwei Bäume, ich sage Urwald - der Begriff lautet Urwald. Im selben Spiel, sie malt einen Fisch (ich vergaß, in einer Sekunde), ich rate Wal, sie malt zwei Zeilen mit mehren Punkten, darunter einen Strich und noch einmal Punkte, ich sage Ergebnis, Wahlergebnis. Der Begriff lautet Wahlergebnis. Fazit: Scheiß auf die Rechtschreibung!

Wie traurig, wie trostlos! Obwohl sie dieses Mal wegen der Schließung sogar größer ist.
Die Frau sieht ihr Spiegelbild in der Scheibe, das Gesicht einer Sechzigjährigen, die vor fast 40 Jahren hier die erste Puppe kaufte : für ihr erstes Kind, für ihre erste Tochter, eine Puppe mir langen, roten Haaren. An Heiligabend würde sie unter dem Weihnachtsbaum liegen und von da an Zora heißen.

Erst vor ein paar Tagen hatte sie in ihrem SCHAUFENSTER die Anzeige gelesen: In 146 Jahren passiert einiges - und doch ging es immer um das eine: Kinderaugen zum Strahlen zu bringen. Der Puppenkönig sagt DANKE für das Vertrauen seiner Kunden, die uns über all die Jahre die Treue gehalten haben. DANKE an seine Mitarbeiter, die all die Jahre mit viel Herzblut unsere Kunden, ob groß oder klein, mehr als nur beraten haben. Ein ganz besonderer DANK gilt den Kindern selbst, die über all die Generationen hinweg die Trendscouts und der Antrieb des Puppenkönig waren. Uns war alles daran gelegen, auch den Kindern der nächsten Generationen den Zauber der Besuche beim Puppenkönig, einem Haus voll mit Spielzeug, ermöglichen zu können, doch der Wille und die eingebrachte Kraft der ganzen Familie hat leider nicht gereicht, um einen Spielzeugladen in der Größe und mit dem bestehenden Anspruch in der heutigen Zeit wirtschaftlich tragbar weiterzuführen. Der Puppenkönig sagt DANKE und freut sich über jeden einzelnen, der uns in unseren letzten Tagen des Puppenkönig in Bonn nochmal besucht! Und daneben ein Foto, auf dem der Betrachter von innen durch das Schaufenster blickt, auf die vielen, vielen Menschen, die mit großen Augen die große Modelleisenbahn bestaunen.

Und jetzt steht sie vor dem Schaufenster und bestaunt die große Modelleisenbahn. Schon im August hat  der David Kersch angefangen, die große Modelllandschaft aufzubauen. Jedes Jahr so früh, damit spätestens zum 1. Advent alles fertig ist. Wobei für den passionierten Modellbauer das Ende auch Ansichtssache bleibt: "Wirklich fertig ist ein Modell nie, man kann immer noch etwas verbessern." Es ist seine 94. Bahn.

Und wie ich da nachts so stehe, vor dem Schaufenster mit der Modelleisenbahn, die übrigen Fenster abgeklebt für das, was neu kommt, kommen mir die Tränen und ich denke an meinen letzten Besuch bei Puppenkönig - vor vielen, vielen Jahren, als ich die Sanduhr erwarb. Die Sanduhr bei Wikipedia: Eine Sanduhr (auch: Stundenglas) ist ein einfaches, etwa seit Anfang des 14. Jahrhunderts bekanntes Zeitmessgerät und gilt als Symbol der Vergänglichkeit. In künstlerischen Darstellungen mahnt die Sanduhr, dass das Leben nur kurz ist und dass der Mensch seine wie der Sand verrinnende Zeit sinnvoll nutzen sollte. Sie ist ein Symbol für die Vergänglichkeit alles Irdischen.