Hatte ich schon erwähnt, dass ich ein Fan von der Gruppe
Brings bin? Bin ich. "Su lang mer noch am lääve sin" und
"Halleluja", ich liebe diese Lieder. Letztes Jahr habe ich die bei
"Bonn steht Kopp" im Telekom Dome gesehen. Was hab ich mich da
gefreut! Laut mitgegrölt hab ich. Was mir da wohl auffiel, wenn sie Texte über
ihr Köln zum Besten gaben, wie "Kölsche Jung" oder "FC is unser
Jeföl", habe ich nur zugehört. Und einmal dachte ich doch glatt, übrigens
zum ersten Mal, dass ich ja Bonnerin bin - warum auch immer ich das dachte!
Wie komm ich drauf? Ach so, weil das ein oder andere Mal war
ich ja schon in Köln, in der Stunksitzung. Da haben ja anfangs die Leute nachts
vor den Vorverkaufsstellen übernachtet. Ich gebe zu - ich nicht. Mir hat es damals
schon gereicht (lang, lang ist's her!), wenn ich dann am eigentlichen
Veranstaltungstag gefühlt stundenlang draußen in der Kälte warten musste und
drinnen auf Bierbänken saß. Und, die Stunksitzung ist toll, aber sie ist in
Köln!
Ich wollte aber eigentlich etwas ganz anderes erzählen: Neulich
war ich auf einer Veranstaltung, ein Soloprogramm für mich. Er saß wie immer
erhöht hinter einem Podest - und war einfach nur da, er selbst. Einen ganzen
Abend nur für mich. Er redet, philosophiert und trinkt ein Kölsch nach dem
anderen. Es ist egal, ob er redet oder nicht, Hauptsache es folgt immer wieder
sein unverkennbares Lachen. Jedes Mal bin ich wieder im Bann seiner Mimik und
Gestik. Von mir aus könnte er stundenlang nur die Treppe zu seinem Platz rauf
und runter gehen. Mit zunehmendem Kölschkonsum wird es immer gefährlicher,
artistischer, die Höhen zu erklimmen.
Das alleine ist für mich schon ein Augenschmaus. Aber dann
sprengt er alle Ketten, in seinem Fall sämtliche pflanzliche Faserstoffe. Er
hat sich in der Pause umgezogen. Wie
soll ich es beschreiben, sein neues Outfit? Er trägt schwarze Strapse. Darüber
ein Bastkleidchen, das immer wieder die erotische Wäsche darunter hervorblitzen
lässt. Und darüber seinen schwarzen Frack. Und das alles auf hohen Absätzen!
Wer, zur Hölle, hat sich das ausgedacht?
Er stellt wieder seinen transparenten Rechenschaftsbericht
vor, wie immer. Wie immer hänge ich an seinen Lippen. Er würde mir fehlen, der
Rechenschaftsbericht! Vokalanalphabetismus ist auch ein Thema. Was natürlich zu
Beethoven führt. Liegt ja auf der Hand! Weil, natürlich spricht er nicht von
Beethoven sondern von BTHVN. Und ich
weiß auch nicht wie, aber er kommt von BTHVN auf NMPTSCH, dem ehemaligen
Oberbürgermeister von Bonn. Irgendwann ist die Veranstaltung zu Ende - frenetischer
Applaus.
Gut, es war die Pink Punk Pantheon Karnevalssitzung, auf der
ich war. Ja, und auch nicht allein. Nein, mein Traummann war auch dabei. Und,
ja, der Saal war rappeldeckelvoll. Und, nein, der Rainer Pause hat für mich kein
Soloprogramm gespielt. Was für mich etwas ganz Besonderes war: Es gab keine
Zugabe in Form eines Liedes. Was mich aber überhaupt nicht gestört hat. Weil,
stattdessen hat der Rainer in seinem unfasslichen Kostüm einmal direkt das Wort
an uns gerichtet. Er hat sich für unsere Treue all die Jahre bedankt, dafür,
dass wir mit ihm auf die andere Rheinseite, die Schäl Sick gezogen sind. Vor
allem aber hat er sich bei der Stadt Bonn bedankt. Dass die Stadt Bonn
weiterhin so große Stücke auf das
Pantheon hält, dass es weiter ohne städtische Subventionen auskommt. Was ich
total witzig fand, zumal ich tausendprozentig der Meinung bin, dass der Herr
Nimptsch mir schräg gegenüber saß. Mir war es vollkommen egal, worüber der
Fritz geredet hat, Hauptsache, ich konnte mich noch länger an seiner
Verkleidung weiden. Zum Schluss hat er mir sogar noch fünf Euro für ein Los der
Tombola des Fördervereins abgequatscht.
Das hätte ich jedes Jahr haben können, seit 37 Jahren!
Stattdessen war ich das ein oder andere Mal in Köln! Habe immer mal wieder
ausgesetzt! Ich weiß gar nicht mehr, ob ich auf der ersten Sitzung dabei war
oder doch erst auf der zweiten. Egal, damals war es die erste alternative
Karnevalssitzung. Anfangs ein absoluter Geheimtipp, bald die absolute
Kultveranstaltung. Und ich war dabei! Welch riesengroße Freude habe ich damals
jedes Jahr empfunden, wenn ich nach langem Anstehen an der Vorverkaufskasse bei
Hertie (!) Eintrittskarten ergattert hatte. Das ist so lange her! Und schon
damals sah der Rainer als Alterspräsident so aus wie er heute alt ist.
Dieses Jahr war ich nach einigen Jahren wieder da. Erstmalig
zu Pink Punk Pantheon auf der anderen Rheinseite, ohne für Karten anstehen zu
müssen. Und wie ich da so sitze und der Rainer Pause im Kostüm des Fritz Litzmann
zu mir spricht, wird mir erst einmal so richtig bewusst, wie sehr das Pantheon
in meinem Leben eine Rolle spielt. Wie oft ich dort ein paar schöne Stunden
erlebt habe (nebenbei, auch Stunk Unplugged. Wenn die von der Stunksitzung in
mein Pantheon kommen, geh ich hin). So viele Jahrzehnte habe ich dort tolle
Künstler erlebt, im Pantheon. Wie sehr ich mich plötzlich als Bonnerin fühle.
Ist es das? Das Gefühl Heimat? Die Freude über etwas, was dort ist, wo man
lebt? Apropos leben. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, so das: Ich möchte das
Programmheft mit dem unverkennbaren Logo und besonderem Format in Papierform (jawohl,
Papier!) auch in Zukunft in der Hand halten dürfen - so lange ich lebe.
Übrigens: Seit wann wird am Ende nicht mehr die Vereinshymne
"Kölsch für Europa" gesungen? Mich persönlich würde in dem
Zusammenhang das Kölsch nicht stören. Wobei ja gegen Bönnsch auch nichts
einzuwenden wäre.