Mittwoch, 13. Dezember 2023

Ich und der Che


Du erinnerst dich an mein Desaster auf meiner Verkehrsinsel? Nichts hat geklappt. Und da bin ich jetzt am hin- und herschwanken. Einerseits sparen, ja, andererseits aber auch investieren in zukünftige Einnahmenquellen. Weil, so las es sich in meinem SCHAUFENSTER: Jonglage-Workshop für Erwachsene. Die Weiterbildungseinrichtung der Ev. Frauenhilfe im Rheinland bietet im Haus der Frauenhilfe einen Jonglage-Workshop für Erwachsene an. Vielleicht geht er Ihnen ja auch so, dass Sie neidvoll jene beobachten, die es tatsächlich schaffen, mit drei Bällen, Tüchern, Kieselsteinen, Löffeln oder Kegeln zu jonglieren. In diesem Workshop lernen Sie Schritt für Schritt und vor allem mit viel Spaß, wie das Jonglieren aufgebaut ist, und sind am Ende des Kurses mit dem Handwerkszeug der Jonglage ausgerüstet. Ganz nebenbei werden auch die unterschiedlichsten Hirnregionen angeregt, die u. a. wichtig für die Hand-Auge-Koordination und die Raumwahrnehmung sind. Bitte lockere Kleidung, flache Schuhe und etwas zum Trinken mitbringen. Die Teilnahme kostet 25 Euro.


Ich kann dann ja immer noch überlegen, ob ich auf meiner Verkehrsinsel, auf meiner fünf-stufigen Haushaltsleiter stehend, Highheels trage und jongliere. (Da muss doch das Geld der Autofahrer locker sitzen.) Was ich mir wohl vornehme, selbst wenn ich am Ende des Workshops mit meinen Jonglierkünsten zufrieden bin. Ich mein, man muss es ja auch nicht übertreiben – und als gebranntes Kind schon mal gar nicht. Es gibt ja nicht einen einzigen Grund, warum ich mich in die Gefahr begeben sollte, den Unmut einiger Autofahrer auf mich zu ziehen. Drei Bänder, ja, drei Stoffbällchen, ja. Aber warum sollte ich auch nur in Erwägung ziehen, mit Kieselsteinen zu jonglieren? Man hat ja schon eine Vorstellung, welche Spuren so ein Kieselstein auf dem Lack eines Porsches hinterlässt. Und vorstellen mag ich mir gar nicht, was das dann für mich für Konsequenzen hat.

Apropos Konsequenzen und Autolack, nur nebenbei: Was genau sagt das über unsere Gesellschaft aus, wenn in den Medien erklärt wird, was zu Halloween erlaubt ist und was nicht? Da heißt es: Farbbomben und Eier an Hauswänden, Türen und Autos sind definitiv Sachbeschädigungen. Auch Pflanzen zertrampeln, umknicken oder herausziehen sollte man unterlassen. Wer brennende Feuerwerkskörper in Briefkästen steckt, macht sich nicht nur der Sachbeschädigung schuldig, sondern auch wegen Brandstiftung strafbar.

Aber wo ich gerade dabei war, es gab in meinem SCHAUFENSTER auch die Einladung zu einer Tanz- und Stille-Meditation: Tänze und kurze Weisheitstexte aus jüdischer, christlicher und muslimischer Tradition erleben Frauen bei einem Seminar mit Tanz- und Stille-Meditation. Sie bewegen sich dabei zu der ruhigen wie auch lebendigen Musik im Kreis. Für eine besondere Atmosphäre sorgt der schöne lichtdurchflutete Innenraum der Immanuelkirche. Diese Veranstaltung ermöglicht es, „Kontakt zu seiner Mitte, zu seiner Quelle aufzunehmen und zu vertiefen“, heißt es von Veranstalterseite. Chadigah Kissel-Dutz hat die Leitung. Die Tanzmeditation ist ein Angebot des evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel. Die Kosten betragen 18 Euro. Wer hat, bringt ein Meditationskissen mit und für das gemeinsame Kaffeetrinken eine Kleinigkeit zu essen.

Ganz davon abgesehen, wenn ich mich schon an Frauen wende, dann bitteschön „ihre Mitte und ihre Quelle“, aber der Name Kissel-Dutz – einfach passend! Ich habe mir diese 18 Euro gespart und in den Jonglage-Workshop investiert. Ich persönlich finde 18 Euro auch recht sportiv. Wenn da jetzt 9 Euro gestanden hätte, wäre für mich auch total in Ordnung gewesen. Weil, du hast ja mehrere Teilnehmerinnen, von wegen Multiplikation, du verstehst? Trotzdem habe ich die Anregung für eine Tanz- und Stille-Meditation aufgenommen – mit kleinen Veränderungen: Es lief bei mir im Wohnzimmer George Michael (der kann ruhig und lebendig. Nicht er, der ist ja tot, aber seine Musik). Danach statt Weisheitstexten ein Soloprogramm von Lisa Eckhart und dazu ein Kaltgetränk. Nur schlicht und ergreifend ein Aperol. Und während ich so an meinem Aperol schlürfe und der Lisa zuhöre, ist die Planung für den späten Nachmittag auch schon in Sack und Tüten.
Ich weiß nicht, ob ich dir das schon erzählt habe, aber den besten Mai Tai gibt es im Che in Bonn, in der Münsterstraße 9. Das Che ist eine kubanische Cocktailbar. Gut, ich war noch nicht auf Kuba. Du kannst also sagen, ich habe keine echte Vergleichsmöglichkeit. Stimmt! Probier’s aus und sag mir dann, ob ich Recht habe. Auf deren Seite liest du Folgendes: Das "Che" ist ein Ort der Begegnung, der sich durch gute Laune, angenehme Gespräche, tropisches Treiben und Toben, Leidenschaften und "Revolutionen" auszeichnet. Cocktails werden in einem Augenblick geboren und im nächsten ausgetrunken. Doch in dieser kurzen Zeit finden bei uns "Revolutionen" statt: Die der Sinne, des Gaumens, der Freude und des Wohlbefindens. Das tropische Treiben und Toben ist ein Cocktail aus unseren exotischen Getränken, dem kubanischen Flair unserer Bar und ... Ihnen!

Ich hatte mir während meiner Home-Meditation Folgendes überlegt: Mein Traummann und ich fahren mit unseren Rädchen zum Che. Ich bestelle wie immer für mich meinen Mai Tai. Und mein Göttergatte nimmt wie immer dasselbe Lieblingsgetränk seiner Wahl: Pina colada. Du liest richtig, eigentlich ja ein typisches Frauengetränk. Und daran siehst du eben, dass wir zwei Hübschen da schon so was von Stammkunden sind: Die Kellnernden wissen genau, wer was bekommt.

Lass mich nicht lügen, wir sind um 20 Euro leichter (für meinen Traummann und mich!), wenn wir uns wieder Richtung Auerberg aufmachen. Wenn ich das jetzt mit dem Angebot von der Frau Kissel-Dutz vergleiche: Während ich zu kubanischer Musik im Hintergrund an meinem Mai Tai schlürfe, was da aus mir heraus für Weisheiten sprudeln!

Sonntag, 10. Dezember 2023

Thilo: Ein Wicht am Ende des Tunnels

Ich komm deshalb drauf, weil ich neulich wieder mal von einem Treffen gehört habe, das so was von unterirdisch gelaufen ist. Du kennst diese Dating-Apps? Wo Menschen, die sich kennenlernen wollen, miteinander kommunizieren. Ja, so was wie Parship oder ElitePartner. Aber egal, wo ich mich digital auf die Suche mache, irgendwann wird es ja dann mal analog. Und da stelle ich es mir so was von schwer und herausfordernd vor, mit einem wildfremden Menschen ich weiß nicht wie viele Stunden zu reden. Ich mein, hast du schon mal gehört, dass sich jemand digital als Vollpfosten vorstellt, als jemand, der vollkommen humorlos ist? Jemand, der von sich als Langweiler spricht? Und dann sitzt du dem gegenüber und würdest am liebsten sagen:“ Oh, oh, liegt doch justament tatsächlich meine gesamte Familie im Sterben. Schade, muss jetzt los!“ Oder:“ Fünf Minuten hatten wir vereinbart, stimmt’s?“ Da lobst du dir doch in dem Moment dieses Format Speed-Dating, wo die Sache mal zeitlich ganz schön eingedampft ist.

Wie komm ich drauf? Ach ja, mein Kulturraum Auerberg. Also ich würde mit dem fremden Mann immer in meinen Kulturraum Auerberg gehen. Und jetzt ganz aktuell wäre ich mit ihm zu THILO SEIBEL gegangen. Weil, ich war ja schon bei dem Thilo und was soll ich sagen: für mich immer eine sichere Bank! Da ist es mir vollkommen egal, wer neben mir sitzt. Ich habe auf jeden Fall einen tollen Abend und lerne ganz nebenbei viel über meinen Nebenmann, ohne – und das ist ja das Tolle daran – ohne mit ihm sprechen zu müssen: Findet er es zum Beispiel angesagt, in einem eher einfachen Verkaufsraum zu sitzen, oder unter seiner Würde? Ist er ein Zuspätkommer? Welches Pausengetränk gönnt er sich? Apropos Pausengetränk. Da ist man auch geldmäßig auf der sicheren Seite. Weil ein Gläschen Rotwein für mich muss schon drin sein, der Herr! Wenn ihm das schon zu viel ist, weißt du Bescheid, Schätzelein. Und, applaudiert er, wenn er etwas witzig findet. Findet er überhaupt etwas witzig? Findet er dasselbe witzig wie ich. Hat er denselben Humor wie ich? Findet er vieles witzig, ist aber ein leidenschaftlicher Nichtapplaudierer? Oder, versteht er viele Pointen einfach nicht? Da weiß ich ja dann auch Bescheid. Kurzum, nach solch einem Abend weiß ich alles, was ich wissen muss.

Und wenn sich das für mich nach dem Abend mit diesem Mann erledigt hat: auch egal. Hauptsache, nächstes Jahr ist der Thilo wieder bei mir im Kulturraum! Hatte ich eigentlich schon über den Abend mit Thilo gesprochen? Der war dieses Mal nicht allein, hatte sein Alter Ego namens William Shake-das-Bier mitgebracht, der so was von fein die politischen Themen in Reimen anging. Und dann – so was von toll – machte der Thilo uns die Talkrunde rund um Markus Lanz. Unglaublich, wie er uns den Kretschmann, den Söder, den Lindner und den Lauterbach macht. Ein absolutes Imitationsgenie! Du weißt gar nicht, worüber du mehr lachen sollst. Über die Zitate:„Wir haben gar nichts falsch gemacht, sondern zu wenig richtig.“ – „Die Bundeswehr ist die Deutsche Bahn unter den Armeen.“ – „Bäume haben kein natürliches Interesse zu brennen.“ – „Unser Pünktlichkeitsziel wird leider mit Verspätung erreicht“. Oder wenn Thilo wahre Geschichten erzählt: Als in Südfrankreich eine Dürre herrschte und das Trinkwasser knapp war, wurden trotzdem die Golfplätze besprenkelt. Klimaaktivisten betonierten daraufhin die Löcher zu. Find ich witzig.     

Ich könnte dir jetzt noch, aber schau doch einfach, wo der Thilo demnächst und geh selbst hin!