Donnerstag, 15. Dezember 2022

Putin, Prada & Plamage


Weihnachten steht vor der Tür - und was machst du jetzt? Also in dem Falle ich. Weil, bis jetzt habe ich mir immer Sachen gewünscht, die ich auch haben wollte, die mir gefallen haben. Aber jetzt, neue Situation, du erinnerst dich. Ich erzählte dir von Menschen, deren Profession es ist, das Hab und Gut in anderer Leute Wohnungen zu stehlen. Da überlegst du dir ja jetzt schon, was du dir noch anschaffst und wünschst. Meine Idee, nur noch Dinge, die nach nichts aussehen, aber sauteuer sind. Weil, das Geld will ja trotzdem ausgegeben werden.

Und da kam mir die Seite in meiner Cosmopolitan gerade recht. Da hieß es "Unsere Cosmos - schöne Dinge, die uns Freude bereiten: Ferien vorbei? Egal. Die Vacay Vibes bringen wir nach Hause! Mit hübschen Teilen, die an warmen Strand und kalte Tapas erinnern." Unter anderem war dort, ich hätte jetzt gesagt, eine Häkeltasche abgebildet. Und dazu folgende Beschreibung: "Die Tote Bag von Prada passt zu Strand und Asphalt." In Klammern der Preis. Den Preis sag ich dir erst zum Schluss, musst du raten, schau sie dir erst mal in aller Ruhe an. Was aber schonmal das Tolle an dieser Tasche ist, abgesehen davon, dass sie wunderhübsch unauffällig, ich möchte fast sagen belanglos, aussieht: Kein Einbrecher kommt im Leben drauf, die mitgehen zu lassen. Noch nicht mal zum Raustragen von fremdem Eigentum. Was ich auch verstehen kann. Weil gestohlene Ringe und Ketten, die fallen ja durchs Netz, also durch die Löcher.

Selbstredend hab ich dann bei der Gelegenheit in die Maschine "Warum heißt es Tote Bag?" gehämmert. Resultat: Die Tote Bag verdankt ihren Namen dem englischen „to tote“, was übersetzt „tragen“ bedeutet. Im Zusammenhang mit Fashion und einer speziellen Taschenform trat diese bestimmte Taschenform in den 1940er Jahren erstmals auf. Heute ist der Begriff „to carry“ gebräuchlicher, aber die Tote Bag hat ihren Namen behalten. Das ist ja immer wieder so, kennst du auch. Du wolltest nur nach "Was bedeuten Silberfische im Bad?" suchen und Stunden später bist du bei Goldfischen.

Apropos:  Da heißt es, dass im Jahr 2000 der Durchschnittsmensch noch eine Aufmerksamkeitsspanne von zwölf Sekunden hatte. Dank unserer "smarten" Welt seien es heute nur noch acht Sekunden. Selbst Goldfische schaffen neun. Oder, ich gebe ein "Welches Lebensmittel außer Quark schafft es, den Geschmack von Leinöl zu überdecken?" (meine Geschmacksnerven melden mir nämlich immer zurück, dass sie keine Möbelpolitur essen möchten.) und Stunden später bin ich bei "Geschmäckle - Bedeutung".

Und so ging es mir jetzt mit der toten Tasche. Da stand dann auf dem Bildschirm unter "Ähnliche Fragen: Wie trägt man eine Tote Bag?"  Hallo, wie konnte ich mein Leben lang Taschen einfach vollkommen tumb tragen, ohne mir Gedanken darüber zu machen? Und was mache ich? Ich klicke drauf: "Bei so viel Auswahl fragst Du dich vielleicht, wie Du deine Tote Bag tragen sollst. Tote Bags sind Streetstyle-Favoriten und einfach zu tragen. Kombiniere deine Tasche mit Jeans und Sneakern für einen Freizeit-Look oder trage sie zu deinem lässigen Outfit als praktische und stylische Alltagstasche." Aaah ja!

Und wo ich gerade dran war, hab ich auch auf die Frage geklickt "Wohin mit der Clutch bei Tisch?" Antwort: Idealerweise legen Sie sie hinter sich zwischen Rücken und Stuhllehne oder rechts neben sich und der Armlehne. Wenn das nicht möglich ist, legen Sie die Clutch unterhalb der Serviette auf Ihren Schoß. Ich hätte auch noch die Frage "Wer ist denn so blöde und hat den ganzen Abend eine Tasche auf dem Schoß?" anklicken können.
Auch interessant die Frage "Wie passt ein halbes Schwein in eine Clutch?". Ich habe davon abgesehen und stattdessen unter "Wie atmet man richtig ein und aus?" geschaut.

Wo war ich eigentlich? Bei Geschenken und Einbrechern. In dem Zusammenhang habe ich meinem Traummann diesen Pullover meines Lieblingsdiscounters gekauft und gleichzeitig ganz mutig entschieden, den nicht immer bei mir zu führen, wenn wir das Haus verlassen. Weil, Geschmack, das muss ich ihnen lassen, hatten die Einbrecher schon.

Weil ich gerade bei Geschmack bin, neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Es wird noch teurer, Stadt verkündet "Neustart" für Sanierung der Beethovenhalle" folgendermaßen: Die Erleichterung über die Nachricht ist den Verantwortlichen bei der Stadt anzumerken: Der Neustart für die denkmalgerechte Sanierung der Bonner Beethovenhalle kann beginnen. Das sagte Oberbürgermeisterin Katja Dörner in dieser Woche bei einem Pressetermin an der Baustelle. Der Bundesstadt Bonn sei es mit Unterstützung der Berliner Häuser Baumanagement GmbH gelungen, mit Architekten und Technikplanern einen gemeinsamen Weg zu vereinbaren, die Beethovenhalle zu Ende zu bauen. Allerdings wir es jetzt noch einmal länger dauern, als ursprünglich geplant. Und auch noch einmal deutlich teurer werden. Die Fertigstellung hätten Architekt und Technikplaner für Ende des Jahres 2024 und eine Eröffnung der Halle für Ende des Jahres 2025 vertraglich zugesichert. Die Kosten steigen auf nun prognostizierte 221,6 Millionen Euro. "Inflation unter anderem als Folge des Ukraine-Krieges wirken sich gerade bei einem verzögerten Projekt wie der Beethovenhalle in einem schmerzhaften Maße aus", so Oberbürgermeisterin Dörner.  

Und da bin ich jetzt ehrlich, weil mein allererster Gedanke nach der Lektüre dieser Zeilen.
Kennst du doch auch. Gib es zu! Aber das ist ja das Schöne, der liebe Gott hat es so eingerichtet, dass keiner deine Gedanken hören kann. Und gegen so manchen Gedanken, der sich da in deinem Köpfchen zusammengebraut hat, kannst du gar nichts machen. Schon gar nicht gegen Gedanken, die aus dem Bauch heraus kommen. Es gibt so manchen Gedanken, wo ich mir selbst ein klitzeklein wenig fremd werde. Ich war vorher ja bei Geschmack gewesen, und jetzt dachte ich: Was hat das für ein Geschmäckle, bei so unsäglich vielen Dingen, die in all den Jahren schief gelaufen sind, jetzt den Putin aus dem Hut zu zaubern.  

Wie gesagt, gegen Gedanken kannst du nichts machen. Ach, der Preis der Tasche: Ca. 1.500 €!

Donnerstag, 24. November 2022

Der Schrecken aller Postboten

Ich hatte ja neulich erwähnt, dass ich im Zusammenhang mit dem Sparen von Energiekosten meine Duschgewohnheit geändert habe: maximal einmal in der Woche. Wo ich jetzt aber Folgendes gelesen habe, muss ich meine Strategie noch einmal ernsthaft überdenken. Weil, da las es sich im Internet wie folgt: Kurz nachdem er sich das erste Mal gewaschen hat, ist der schmutzigste Mann der Welt im Alter von 94 Jahren gestorben. Amu Hadschi, der sich über ein halbes Jahrhundert lang nicht gewaschen haben soll, starb am Sonntag in seinem Dorf in der südiranischen Provinz Fars im Alter von 94 Jahren, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Dienstag berichtete. Laut Irna war Amu Hadschi davon überzeugt, dass Sauberkeit ihn «krank macht». Vor wenigen Monaten hätten ihn Nachbarn aus seinem Dorf Dedschgah allerdings in eine Nasszelle geführt und ihn dazu gebracht, sich zum ersten Mal seit Jahrzehnten zu waschen, berichtete die Agentur weiter. Und an anderer, älterer Stelle war zu lesen: Er hat sich seit 60 Jahren nicht gewaschen. Sein Lieblingsessen: das verdorbene Fleisch toter Stachelschweine. Tabak? Den raucht er nicht so gerne. Lieber Tier-Kot. Amou ist angeblich der dreckigste Mann der Welt. Doch unter der Schmutzschicht auf Amou Hajis Haut verbirgt sich eine bemerkenswerte Geschichte. Die Rede ist von Amou Haji, einem 80 Jahre alten Mann, der im Süden des Irans lebt. Wie die Tageszeitung Teheran Times berichtet, musste Amou in seiner Jugend viele Nackenschläge einstecken. Die Welt war nicht gut zu ihm - also entschloss er sich zu einem Leben in Isolation. Eine Adresse besitzt Amou nicht. Er lebt entweder unter freiem Himmel oder in einem kleinen Ziegelbau, den ihm einige Leute errichteten, die Mitleid mit dem 80-Jährigen hatten. Doch auch wenn die Geschichte um den Iraner Außenstehende erst mal die Nase rümpfen lässt: Amou Haji ist glücklich - auch wenn er nichts besitzt. Angst, ausgeraubt zu werden, kennt er nicht - was soll ihm auch gestohlen werden? Und auch wenn er keine Habseligkeiten besitzt und seine fünf Liter Wasser am Tag aus einem alten, rostigen Öl-Kanister trinkt: Sein Dach ist das Himmelszelt, sein "Vorgarten" küsst den Horizont.

Die Lektüre dieser Zeilen hat mich so was von bestärkt, meine Strategie noch ein ganz klein wenig zu verfeinern: nicht nur das Duschen ganz einzustellen, sondern auch darauf zu verzichten, den Dreck von der Haut abzuschlagen: so was von perfekter UV-Schutz und zusätzlich noch wärmend dabei!

Wo ich aber gerade bei dem älteren Herrn ohne Adresse bin, der die Angst, ausgeraubt zu werden, nicht kennt. Denn was soll ihm auch gestohlen werden? Das hätte ich mir neulich beim Betreten meines Heims zeitweilig auch gewünscht: keine Adresse zu haben. Weil, was mich betrifft, bin ich offensichtlich in einem Alter, in dem mich Männer im Dunkeln nur dann  besuchen, wenn ich nicht zuhause bin. Sprich, neulich, der Besuch galt nicht mir, sondern, wie sagt man so schön, dem schnöden Mammon, den besagter älterer Herr nicht hat. Nach dem Schock und der Wut, was jetzt auch wieder das Schöne ist, alles, was wertvoll war, ist weg. Sodass ich jetzt einmal an alle möglichen Einstiegsmöglichkeiten meines Zuhauses ein Schild kleben wollte mit den Lettern " Hier gibt’s nichts mehr". Mein Traummann hat mir dann allerdings klargemacht, in wie vielen Sprachen ich das an Türen und Fenster kleben müsste - dann wäre die ganze Bude selbst am helllichten Tag stockduster. Was ich wohl jetzt mache, wenn ich nur mal eben zwei Häuserblocks weiter die lieben Freunde besuche: Es stehen immer zwei Ikea-Taschen an der Haustür zum Mitnehmen, in die ich beim Hinausgehen alle Kleidungsstücke schmeiße, die mir aktuell sehr am Herzen liegen. Was jetzt aber so einen Besuch des Weihnachtsmarktes betrifft, das ist natürlich schon sportiver. Und da ist natürlich mein Probelauf, von dem ich neulich berichtet habe, so was von nützlich. Weil, du brauchst natürlich schon ein wenig Übung, damit sich das Ganze auch zeitlich die Waage hält. Und da kommt jetzt eben der Probelauf ins Spiel, nämlich alles übereinander anzuziehen: Vollkommen neues Gefühl beim Fahrradfahren, will sagen, ich komme gar nicht vorwärts, so schwer bin ich. Und beim Riesenrad hörte ich hinter mir " na die braucht eine eigene Gondel". Was ich auch gemacht habe. Erinnerst du dich noch, wie ich mich über den Tipp mokiert habe: Man solle auf Flugreisen immer so packen, dass in jedem Koffer Wäsche für jede Person liegt, falls mal ein Koffer abhanden kommt. Was habe ich mich über diesen Tipp beömmelt! Aber genau so mache ich es seit besagtem Ereignis: In jedem Haus in der Nachbarschaft habe ich ein kleines Häufchen meines Hab und Gutes deponiert.

Wo ich gerade bei Männerbesuchen bin. Der Vollständigkeit halber, ja, neulich hatte ich auch tagsüber Männerbesuch, sogar relativ jungen, und ich war auch zuhause: Der Hebel am Haustürgriff war so eingestellt, dass du die Haustür einfach aufdrücken konntest (da fällt mir beiläufig ein, dass ich den zukünftigen Einbrechern vielleicht irgendwie kommunizieren sollte, wie einfach sie ins Haus kommen, ohne unnötig etwas zu zerstören. Oder vielleicht sollte ich einfach Türen und Fenster weit offen lassen). Jedenfalls steht neulich der Paketbote vor der Haustür und klingelt. Ich (stehe im Bad und sehe ihn durchs Badezimmerfenster) rufe "Jochen, mach mal die Tür auf". Der Paketbote versteht offensichtlich "drück die Tür auf", drückt die Tür auf und sucht, Richtung Wohnzimmer gehend, einen Platz, um das Paket abzustellen. Dabei trifft er auf eine fast nackte, alte, Zähne putzende Frau, lässt das Paket fallen und verlässt fluchtartig das Haus. Erspare mir bitte die Frage, wer die Frau war.

Welche Frage ich mir nicht ersparen kann. Mein Traummann zeigte mir neulich lachend im Lidl-Prospekt einen Pullover - ich habe ihn dir einmal abfotografiert - mit den Worten: Den will ich haben. Und da bin ich mir jetzt nicht so sicher - in zweierlei Hinsicht. Erstens: Wie macht sich solch Pullover an einem Mittsechziger? Und zweitens: Wird der jetzt auch immer angezogen, wenn wir unser Heim verlassen, damit zukünftige Meisterdiebe sich seiner nicht bemächtigen können? 

Mittwoch, 2. November 2022

Wer nicht krank ist, hat heimlich geheizt

… sagt die Lisa Eckhart. und wo sie recht hat, hat sie recht! Du erinnerst dich? Ich bin gerade dabei, mir mit Hilfe der Schimmelbekämpfungstipps meines SCHAUFENSTERS den Schimmel vom Hals zu halten. Da ist bei mir aber dermaßen Panik aufgekommen, als ich las "und wenn nötig anzugreifen". Gut, meiner Unachtsamkeit geschuldet! Es hieß natürlich "und wenn nötig einzugreifen". Man solle auf die Luftfeuchtigkeit achten und wenn nötig eingreifen. Jetzt bin ich so alt geworden und habe noch nie, ich betone, noch nie. Ich habe genau deshalb die uralte Duschkabine mit Plexiglasscheiben in Tropfendekor  nie erneuern wollen, weil die nicht danach schreit, dass ich nach dem Duschen das Spritzwasser mit einem Abzieher entferne. Aber klar, jetzt, wo es heißt, sofort einzugreifen, mit dem Abzieher, mache ich das natürlich. Gleichzeitig habe ich aber meine Duschgewohnheit geändert: Maximal einmal in der Woche muss reichen! Zwei Fliegen mit einer Klappe: weniger Spritzwasser zum Abziehen und Sparen dabei.

Was das Trocknen der Wäsche draußen betrifft (es hieß ja, die Wäsche nicht in der Wohnung, sondern draußen zu trocknen) - schon ein wenig sportiv. Weil, einerseits bin ich ja immer ein wenig am frösteln von wegen der Raumtemperatur, andererseits ziehe ich ständig Kleidung an, die noch ein klitzeklein wenig klamm ist. Wo wir gerade wieder bei Tipps sind. Was ich mir da ja in der letzten Zeit anhören muss. Solche Tipps wie "die Waschmaschine immer nur mit voller Ladung laufen lassen". Hallo, ja! Hab ich schon immer so gemacht. Der ist so, wie der geniale Tipp: Wenn du zu zweit fliegst, pack die Koffer so, dass in jedem Koffer für jeden was drin ist - falls nur ein Koffer am Urlaubsort ankommt. Absoluter Geheimtipp! Aber was machst du, wenn beide Koffer nicht mitgekommen sind? Ist kürzlich einer lieben Freundin passiert. Und da habe ich mir so was von geschworen, ich hatte ja schon einmal berichtet, wie peinlich ich mich immer am Gepäckband verhalte. Jetzt, wo ich das so was von gewohnt bin, dass ich im Haus mit zig Lagen Beinkleid und zig Oberteilen rumlaufe. Falls ich nochmal meinem Traummann zuliebe in ein Flugzeug steigen muss, nur noch mit Handgepäck. Egal wohin, auch wenn es an die Besteigung des Kilimandscharos geht, ich werde alles an Kleidung gleichzeitig am Leibe tragen. Ich habe das kürzlich einfach mal probehalber ausprobiert. Gut, ein wenig sah ich aus wie dieses Michelin-Männchen. Aber eben nur vorübergehend, was ja für den ein oder anderen Mitbürgenden so nicht zutrifft. Da ist es von Vorteil, dass sich mein Körper im Alter eher für die Ziege als für die Kuh entschieden hat.

Wie komm ich drauf? Ach ja, Sparen beim Heizen und Frieren dabei. Und da jetzt mal ein Tipp von mir. Hieb- und stichfest. Stichwort Beine rasieren. Ich komm deshalb drauf, weil, neulich hatten mich die Mücken so was von an den Beinen zerstochen, dass ich einige Wochen mir die Beine nicht rasieren konnte. Ja, selbst noch im Alter rasiere ich mir die Beine. Obwohl, ich bin ehrlich, wenn es in die dunkle Jahreszeit hineingeht, überlege ich jedes Mal, ob ich das Rasieren bis zum Frühjahr ganz einstelle. Klar, wenn du jung bist, wird spontan entschieden, an den See schwimmen zu gehen oder auch über einen One-Night-Stand nachgedacht. Da soll es nicht an unrasierten Beinen scheitern. Aber in meinem Alter? Dann denke ich aber jedes Mal, was ist, wenn ich, was ja mit zunehmendem Alter statistisch wahrscheinlicher wird. Was, wenn ich mal spontan ins Krankenhaus muss und habe dann solch ungepflegte Beine? Und da war ich jetzt so was von hin- und hergerissen. Einerseits eventuell ungepflegt im Krankenhaus liegen, andererseits hatte ich es ja wegen der Mückenstiche zwangsweise ausprobiert. Ich habe mich deshalb für die zweite Alternative entschieden Du solltest das nicht unterschätzen: Das ist quasi wie ein Fell, wie das Winterfell beim Tier. So was von wärmend, wenn du dir die Beine nicht rasierst.

Bei all dem Frösteln und schlechten Nachrichten gab es für mich aber auch so was von eine gute Nachricht! Kanadische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein Glas Rotwein so effektiv ist wie eine Stunde Sport! Hallo! Weiter liest es sich folgendermaßen: Das zumindest ist das Ergebnis einer Studie, die ein Forscherteam der kanadischen Universität Alberta 2012 durchgeführt hat. Die Wissenschaftler sind sich sicher, dass ein Glas Rotwein so gut ist, wie eine Stunde Sport im Fitness-Studio. Sie wiesen in Rotwein Resveratrol-Verbindungen nach. Das ist ein Stoff, der die körperliche Verfassung, die Herzfunktion und die Muskelstärke verbessert - auf gleiche Weise, wie es sportliche Betätigung tut. Weiter heißt es, die Forscher glauben, dass Reservatrol im Rotwein-Glas denjenigen Menschen helfen könnte, die trainieren wollen, dazu körperlich aber nicht in der Lage sind. Dass Rotwein in Maßen nicht ungesund ist, haben auch andere Studien schon bewiesen. Er reduziert das Risiko an Krebs oder Demenz zu erkranken. Und kontrolliert zudem den Blutzuckerspiegel. Jetzt weiß ich nicht, wer sich da während des Berichtens ein Gläschen Rotwein zu viel gegönnt hat. Weil, ich habe Resveratrol mindestens in dreierlei Schreibweisen gefunden. Egal, mir ist die Schreibweise vollkommen wurscht. Hauptsache Rotwein. Was mich in dem Zusammenhang nur so was von irritiert hat, dass die das schon 2012 herausgefunden haben, ich das aber jetzt erst erfahre. Hallo, da hätte ich mir aber einiges an sportlichen Mühen ersparen können! 

Und in dem Zusammenhang noch ein toller Tipp von mir: "der Weinkommissar" in der Friedrichstraße 20 in Bonn. Jetzt, wo ich erfahren habe, wie gesund Rotwein ist, die beste Adresse, um ein oder auch zwei Gläschen Rotwein zu genießen. Was jetzt aber wirklich schade ist, die schließen zum Jahresende. Warum auch immer! Was jetzt natürlich wieder der Vorteil ist, dass ich bis zum Jahresende das noch so was von ausnutzen muss, so lange wie es das Weinlokal noch gibt.

Donnerstag, 13. Oktober 2022

Hitzschlag oder Schimmelpilz?



Mein Gott, bin ich froh! Ich hab ihn überstanden! Endlich Herbst, endlich Oktober! Ich weiß nicht, wie ich das ohne mein SCHAUFENSTER geschafft hätte. Wenn da nicht unter den Lettern "Gefahr Sommerhitze - Die Sonne heizt uns ein: Mit diesen Tipps behalten Sie einen kühlen Kopf" so was von gute Tipps gestanden hätten! Also ohne diese Tipps - ich mag gar nicht drüber nachdenken. Da las es sich: Eine Hitzewelle rollt in diesen Tagen auf uns zu (da war ich noch so was von positiv gestimmt. Weil, immerhin mal eine andere Welle!). Die Temperaturen werden, so die Vorhersagen, weit über 30 Grad erreichen (das mal nur nebenbei, dass ich mich zunehmend erst einmal minutenlang durch Wetter-Nach-Hersagen kämpfen muss, um zu erfahren, wie das Wetter in der Zukunft wird. Weil, wie das Wetter war, weiß ich ja!). Deshalb haben wir für Sie einige Tipps zusammengetragen.

  • Ausreichend trinken (Da hätte ich mir allerdings ein wenig mehr Präzision gewünscht. Weil, ich bin ehrlich, wenn du mittags schon leicht einen hängen hast. Erst viel zu spät bin ich draufgekommen, dass die so was wie Wasser meinten, und nicht Rotwein.)
  • Gurken, Tomaten und gegrillte Zucchini oder eine Wassermelone mit Joghurt: diese Lebensmittel enthalten viel Flüssigkeit und kühlen von innen (Ich hab dann einfach noch zusätzlich zum Bauchspeck Zucchini auf den Grill geschmissen. Daran sollte es nun wirklich nicht scheitern.)
  • Körperliche Anstrengung vermeiden (Ich mein, wer ist da nicht dabei, wenn es darum geht, den eigenen Müll unter sich fallen zu lassen und nicht aufzuheben.)
  • Sonnencreme benutzen (Ich bin ja wirklich zu nichts anderem mehr gekommen. Das grenzt schon fast an körperliche Anstrengung, wenn du ständig eine volle Wasserflasche mit dir rumschleppst, und ständig die Sonnencreme wieder erneuerst, weil durch Schweiß ja die Wirksamkeit nachlässt. Ein Teufelskreis: Schon beim Eincremen kommst du wieder ins Schwitzen. Als ich dann versehentlich statt des Wassers Sonnencreme getrunken habe, war das ein klares Zeichen, dass ich mit den Nerven runter war.)
  • Besonders heiße Flächen, etwa Beton und Asphalt, meiden (Ich habe dann selbstverständlich Arbeitende, die gerade mit der Asphaltierung zugange waren, vehement von ihrer Arbeit abgehalten. Deshalb, sorry, die vielen Schäden auf unseren Straßen. Und der Drops, dass ich mich weiterhin auf Asphaltdecken lege, war, nachdem ich diesen tollen Tipp gelesen hatte, natürlich auch gegessen!)
  • Innenräume oder Schatten aufsuchen (Hallo, da war dann natürlich nichts mehr mit Ausruhen auf meiner Verkehrsinsel, mal dort die Seele baumeln lassen. Weil, da ist nun wirklich nichts mit Schatten. Was jetzt wohl teilweise recht gefährlich war, ich bin dann wegen Schatten. Ich mein, ich wollte ja auch alles richtig machen und bin deshalb schnell bei Rot über die Straße. Ich dachte mir, jetzt, wo die Autos sowieso nur mit 30 schnecken dürfen, kein Problem. Dumm nur, wenn der ein oder andere Autofahrer sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung hält.)
  • Helle, weite und leichte Kleidung sowie draußen eine schützende Kopfbedeckung tragen. (Da hätte ich mir jetzt wohl gewünscht, der ein oder andere hätte das mit der Weite gelesen. Solch Weite hat ja auch immer den feinen Nebeneffekt des Verdeckenden oder sogar Verhüllenden.)
  • Tagsüber die Innenräume abdunkeln und in der Nacht lüften

Apropos lüften. Der Komiker Christian Schulte-Loh erklärt ja den Engländern, was das typisch deutsche Wort Stoßlüftung bedeutet. Und auf die Frage, wie lange denn so eine Stoßlüftung dauert, antwortet er, dass es da keine konkrete Vorgabe gebe, der Deutsche das im Gefühl habe. Und dann hat er noch erzählt, was die größte Angst der Deutschen ist: Die größte Angst der Deutschen ist die Angst vor Schimmel. Schulte Loh spricht deshalb vom deutschen Dreisatz: "Schimmel, Asthma, Tod".

Und justamente, kaum hatte ich den Stress mit der Hitzwelle überstanden, las ich in meinem SCHAUFENSTER die Lettern "Richtig heizen und lüften" - Worauf private Haushalte zu Beginn der Heizsaison achten sollten: Die Bundesregierung hat Maßnahmen zur Heizungseinsparung verordnet, die auch das Absenken von Heizungstemperaturen im Wohnraum vorsieht. Aber Vorsicht (!!!!!, die sind alle von mir, die Ausrufezeichen): Mieter müssen dennoch durch entsprechendes Heizen und Lüften Schimmelschäden vermeiden. Gemeinsam mit weiteren Fachorganisationen hat die Verbraucherzentrale NRW unter dem Dach des "Netzwerk Schimmelpilzberatung Deutschland" sechs Tipps zum Heizenergiesparen und Schimmelvermeiden zusammengestellt. Dazu gehört regelmäßiges Stoßlüften, auf die Luftfeuchtigkeit zu achten und wenn nötig einzugreifen, Wäsche nicht in der Wohnung, sondern in Trockenräumen/-kellern oder draußen auf dem Balkon zu trocknen und das Badezimmer trocken zu halten und nach dem Duschen Spritzwasser sofort von den Fliesen und elastischen Fugen mit einem Abzieher zu entfernen. Weitere Informationen gibt es unter www.schimmelnetz.nrw. Mehr wollte ich diesen feinen Artikel beim besten Willen nicht kürzen. Nach der Lektüre habe ich mir erst einmal das ein oder andere Rotweinglas in die Birne gekippt. Weil, ich war aktuell so was von glücklich, dass ich der Hitzewelle getrotzt hatte, und dann dies!

Apropos Tipps: Nur so nebenbei, die Piloten haben definitiv die Tipps zur Hitzewelle nicht gelesen. Die müssen dermaßen einen Sonnenstich bekommen haben. Wie sonst sollte ich mir erklären, dass die bei ihren Gehaltsverhandlungen einen Inflationsausgleich gefordert haben.  

Donnerstag, 22. September 2022

Düren: Leidenschaft und Erotik

Kennst du das, wenn du so richtig reingesteigert bist? War ich. Und kennst du auch den 1983 erschienenen und preisgekrönten Roman "Die Entdeckung der Langsamkeit" von Sten Nadolny? Unbedingt lesen! Wenn du denkst, du hast ihn noch nicht gelesen, schau aber erst einmal ins Bücherregal (hat unsereiner ja noch!) Vielleicht steht das Buch ja da und du hast nur vergessen, dass du es schon gelesen hast. Wenn's nicht da steht, kauf's dir gebraucht, da macht es auch nichts, wenn du beim Ölziehen Öl draufkleckerst. Wie komm ich drauf? Genau, der letzte Samstag im August. Ich sag dir, so was von reingesteigert und dabei so was von tiefenentspannend …

Weil was Anspannung anbelangt, bietet mir mein SCHAUFENSTER ja immer wieder so  einiges. Neulich zum Beispiel: War ich da froh, dass die Lettern "Das Elend des Scheiterns" sich nicht auf. Ich mein, Elend und Scheitern sind ja schon jeweils für sich kein Spaß, aber zusammen in einer Überschrift, da ahnst du nur das Übelste! Gott sei Dank bezogen sich die Lettern aber nicht auf unsere Beethovenhalle. Ich hatte nur zwei Artikel in einen Topf geworfen, weil beide sich mit Dramen befassten. Weil über sie gab es auch einen Beitrag in meinem SCHAUFENSTER, aber zum Glück mit der Überschrift "Neustart für die Beethovenhalle". Darin hieß es, das Drama um die Beethovenhalle soll nun endlich ein Ende finden. Oberbürgermeisterin Katja Dörner holt für die Sanierung einen erfahrenen Experten für komplizierte Bauprojekte der öffentlichen Hand an Bord. Ein Team der Berliner Häuser Baumanagement GmbH soll die Stadt als Bauherrin unterstützen, damit die Beethovenhalle erfolgreich fertig geplant und störungsfrei zu Ende gebaut werden kann. Mein erster Gedanke: Haben die nicht genug eigene Probleme in Berlin zu lösen und hätte man die in Berlin nicht wegen des Flughafens mal anrufen können? Konnte und hat man. Denn weiter hieß es in dem verheißungsvollen Artikel, die Berliner Häuser sei spezialisiert auf das Projekt- und Baumanagement diffiziler Bauprojekte. Das Unternehmen war mit seinem Geschäftsführer Steffen Göbel entscheidend in der Fertigstellung der Elbphilharmonie sowie des Berliner Flughafens BER involviert. Ich kann nur sagen, meiner Meinung nach hat der Herr Göbel für dieses Leben ausgesorgt, wenn der so gut ist.

Aber apropos Drama. Die Lettern "Das Elend des Scheiterns" waren die Überschrift für eine feine Rezension über das Stück "Der zerbrochene Krug" von Heinrich von Kleist. Was hab ich da beim Lesen für einen Spaß gehabt an solchen Sätzen wie: "Die nahezu brutal naturalistische Inszenierung mit sehr textsicheren und engagierten Schauspielern entließ so manchen verstörten Zuschauer." Und "Das Premierenpublikum spendete den hervorragend die Regieziele umsetzenden Schauspielern anhaltenden verdienten und den besonderen Wert der Aufführung schätzenden Applaus." Hammer-Satz, oder?

Und wo ich gerade beim Scheitern bin, kennst du "Das Institut – Oase des Scheiterns"? Dazu Wikipedia: eine deutsche Workplace-Sitcom aus dem Jahr 2018 und 2020 über die Arbeit eines deutschen Kulturinstituts im zentralasiatischen Fantasiestaat Kisbekistan. Weitgehend am Interesse der Einheimischen vorbei versuchen die sechs Mitarbeiter, mit Sprachkursen und Veranstaltungen ein positives Deutschlandbild zu vermitteln. Das in der Serie dargestellte Deutsche Sprach- und Kulturinstitut trägt dabei unverkennbar Züge des Goethe-Instituts. Unbedingt schauen!

So, nun aber zu meinem letzten Samstag im August und der Entdeckung der Langsamkeit. Ich sagte ja, ich war da so was von reingesteigert. Was dem einen sein Sylt, war mir Heimbach. Wir haben uns wieder aufgemacht, mit dem 9-Euro-Ticket, und sind mit der Regionalbahn vom Bonner Hauptbahnhof nach Euskirchen gefahren. Von Euskirchen mit der Bördebahn nach Düren, und von Düren mit der Rurtalbahn nach Heimbach. In Heimbach ein klein wenig nach links geschaut und ein klein wenig nach rechts gegangen. Und dann alles wieder retour. Was zunächst einmal das absolut Entspannende ist: Bonn, Euskirchen, Düren und Heimbach sind jeweils Start- oder Endhaltestelle. (Witzig in dem Zusammenhang: Es gibt kein Antonym, also kein Gegenteil, für Endstation.) Du steigst also immer in einen leeren Zug ein und fährst bis zur Endstation. Also kein Stress von wegen verpassen. Dann hast du immer so was von genug Zeit für den Umstieg - bis zu eineinhalb Stunden. Was aber das absolut Erholsame ist: Es gibt in Euskirchen und Düren nichts, was du dir anschauen willst. Also nichts wie rein in die Bahnhofsbuchhandlung. Und in Zeitschriften schwelgen, von deren Existenz ich nicht die geringste Ahnung hatte. Und, noch besser, in Schnulzen schwelgen: "Jadeherzen (schau dir das Cover an!) 

Der legendäre Schatz der chinesischen Tang-Dynastie ist verschwunden!" Und "Kyle Donovan, für ein Abenteuer immer zu haben, wird auf die Spur der geheimnisvollen Lianne Blakely gesetzt. Die exotische Schönheit ist nicht nur eine anerkannte Expertin für alte Jadekunstwerke, sondern auch eine illegitime Tochter der einflussreichen Tang-Familie. Bald schon werden die beiden in einen verzehrenden Sog aus Lüge, Macht und Leidenschaft gezogen …" Und darunter: "ein überaus spannender und exotischer Liebesroman". Bei aller Liebe, der Tag dient ja gerade der Entspannung! Und jetzt muss ich aufpassen, dass ich nicht trotz eineinhalb Stunden Aufenthalt den Anschlusszug verpasse! Was auch witzig ist, der Bahnhof Euskirchen hat sechs Bahngleise: Gleis 1 bis 5 und Gleis 46.

Schon das ganze Drumherum an diesem Tag war so was von tiefenentspannend. Wenn du dann aber noch zusätzlich unzählige Male das folgende Mantra hörst: "Nächste Station Jakobwüllesheim - Bitte achten Sie auf den Abstand zwischen Zug und Bahnsteigkante - Bedarfshalt: Zum Aussteigen bitte Haltewunschtaste betätigen - Ausstieg in Fahrtrichtung links". Wenn du dieses Mantra den ganzen Tag über immer wieder hörst - so was von Tiefenentspannung, so was von Erholung, entschleunigend, die Langsamkeit neu entdeckt!

Mittwoch, 31. August 2022

Hurra - Projekt erfolgreich abgeschlossen!



Ich kann nur sagen, so ganz bin ich davon noch nicht überzeugt, vom Ölziehen. Aber kennst du ja auch: Jemand hat dir so was von vorgeschwärmt und du fragst dich, warum hab ich das eigentlich noch nicht ausprobiert. Dann gehst du sofort los und kaufst drauf los. Nur mit dem Kaufen alleine ist es ja bekanntlich nicht getan. Das siehst du ja schon daran, wie viel Schulübungslektüre bei Thalia gekauft wird, und dann stellt sich heraus, dass zuhause der Tag auch nur 24 Stunden hat. Und selbst wenn er mehr Stunden hätte, hätte der Butzelbär null Lust, kontinuierlich Vokabeln zu lernen. Dass du dir kurz vor der Arbeit eben mal die Vokabeln der letzten sechs Wochen reinziehst - kein guter Plan. Oder so eine Faszienrolle. Hallo, da nutzt es nichts, wenn du dich einmal in der Woche für zwei Sekunden drauflegst. Das braucht alles seine Zeit.

Apropos kaufen. Hab ich. Das 9-Euro-Ticket. Und? Ich sag nur: Vabanquespiel! Was ja so viel heißt wie "eine mit einem hohen Risiko verbundene Vorgehens- bzw. Verhaltensweise, sehr gewagtes Unterfangen". Das ist ja das Tolle an solchen Sternfahrten: Du hast im Urlaub nur ein Hotel, in das du jeden Abend wieder zurückkehrst, und von da aus startest du jeden Tag eine andere Tour (oder auch nicht). Und damit du einen größeren Aktionsradius hast, fährst du oft mal eine Strecke mit der Bahn. Dieses Jahr in den Sommerferien haben mein Traummann und ich das in Erfurt gemacht. Jeden Tag haben wir mit unseren Rädern (nein, keine E-Bikes!) eine andere Tour gemacht. So ging es an einem Tag von Erfurt nach Bad Langensalza. Und der Text aus dem Routenheftchen: "Streckenlänge 45 km … Hier beenden wir die Tour in einem Café und treten die Heimfahrt mit dem Zug an." Die meisten Bahnhofsgebäude in den kleineren Orten sind ja mittlerweile komplett geschlossen. Dafür gibt es in Bad Langensalza aber ein rot-weißes Häuschen etwa in der Größe von zwei Dixi-Klos: "Video-Reisezentrum - persönliche Beratung und Verkauf", stand da in riesigen Lettern drauf und … Hallo, ich ging da rein und eine echte Menschin erschien auf dem Bildschirm: Ich habe ihr gesagt, was ich wollte, sie hat alles auf ihrer Maschine eingegeben, ich habe in meinem Häuschen mit EC-Karte bezahlt und raus kamen zwei 9-Euro-Tickets. Dann kam der Zug und ich habe mich so was von gefreut, dass wir es geschafft haben, mit den Rädern reinzukommen (ich sag mal, maximal Platz für fünf Räder im ganzen Zug!). Mensch denk ich, die 9 Euro habe ich jetzt schon raus. Denk ich aber auch nur, weil nach ca. zwei Drittel Fahrt hält der Zug an einem Bahnhof im Nirgendwo und aus dem Lautsprecher folgende Worte: "Die Weiterfahrt verschiebt sich auf unbestimmte Zeit. Grund ist ein Personalmangel." Die anderen Fahrgäste haben ganz schön blöde aus der Wäsche geschaut, und wir haben unsere Räder geschnappt und sind die restlichen Kilometer zu unserem Hotel in Erfurt zurückgeradelt. Merke also: Auch wenn du gar nicht vorhast Fahrrad zu fahren, sicherheitshalber immer in der Bahn ein Fahrrad mit dir führen, damit du im Zweifelsfall …

Gut, dachte ich, zweiter Versuch, morgen soll's ja nach Weimar gehen und zurück wieder mit dem Zug. Dazu auf der Seite der DB: "Schienenersatzverkehr auf dem Streckenabschnitt Weimar - Erfurt 01.08.2022 - 14.08.2022 RB 21. Aufgrund von Bauarbeiten zur Gleiserneuerung ist die Eisenbahnstrecke zwischen Weimar und Vieselbach vom 01. bis 14. August 2022 für den gesamten Zugverkehr gesperrt. In Folge dessen fallen alle Züge der Erfurter Bahn in diesem Zeitraum auf dem Streckenabschnitt Weimar - Erfurt aus und es wird Schienenersatzverkehr eingerichtet." Hatte ich erwähnt, dass wir diese Tour am 2. August gemacht haben? Und wenn du jetzt nach Schienenersatzverkehr googelst, liest du unter Fahrradmitnahme in Bus und Bahn folgende Lettern: "Bus und Bahn sind ideale Partner bei der Ausgestaltung Ihrer nächsten Radtour, denn durch die Fahrradmitnahme können Sie auf der Hin- oder Rückfahrt bequem in Bus oder Bahn unterwegs sein und damit ihren Aktionsradius erweitern oder bei schlechtem Wetter alternativ einfach einsteigen." Und du liest auch: "Beim Schienenersatzverkehr mit Bussen können leider keine Fahrräder mitgenommen werden." Ja, was machst du da? Mit dem Radel zurückradeln. Merke also: Papier und Internet sind geduldig und Obacht bei der Auswahl der Streckenlänge.

So, jetzt war es bei mir mit dem 9-Euro-Ticket so wie mit dem Mundziehöl: das eine noch nicht mal für eine vollständige Zugfahrt genutzt, das andere noch nicht mal geöffnet. Was ja aber das Tolle war, wir hatten noch so manchen Tag im August. Und deshalb folgendes Projekt: An einem Samstag sind wir um 7:00 Uhr in der Früh nach Köln geradelt (es sollte sehr heiß werden und wurde es auch). Um 9:00 Uhr waren wir im Kölner Dom, fast allein, um eine Kerze für unsere verstorbene Freundin anzuzünden. Gerne wäre ich wieder zurückgeradelt, weil es immer noch angenehm kühl war. Aber, das Projekt: Deshalb sind wir in die Linie 16 gestiegen. So, und jetzt rate mal. Genau! Merke: Wenn du die Bahn nicht brauchst, wenn du sogar lieber gerne wieder zurückradeln würdest, dann klappt alles! Wenig Wartezeit und genügend Platz. Kein Wunder: Es war Samstagvormittag und auf der Höhe der Kranhäuser hatte am Abend zuvor das Weinfest am Rhein stattgefunden, was du an den unzähligen leeren Weinflaschen gesehen hast.      

Ich hätte auch noch ein anderes Projekt gehabt, wenn das mit Köln nicht geklappt hätte: Ich wäre (ohne Fahrrad!) den ganzen August in jede Buslinie vor meiner Haustür gestiegen und mal bis zur Endstation gefahren. Wäre ausgestiegen, hätte mal links und mal rechts geschaut und wäre dann wieder zurückgefahren.

Mittwoch, 10. August 2022

ASMR - Ich zieh das jetzt durch!

Sonst kannst du es auch gleich sein lassen. Ohne Kompromisse zieh ich das jetzt durch! Täglich, ohne Wenn und Aber. Dumm nur, weil du kannst nebenbei nicht viel machen. Also ich jedenfalls nicht. Weil, Handy zum Beispiel, wenn ich da nicht aufpasse, eklige, ölige Schweinerei. Das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters geht natürlich immer: Als da wäre eine "Aufblasbare Kinder-Autowaschanlage" mit fein sprühenden Wasserdüsen. Wenn ich das Foto dazu richtig verstehe, fährst du da als Dreijährigendes mit deinem Bobbycar durch und wirst dabei besprüht. Mein erster Gedanke: Wie oft genau fährt das Prinzende da durch? Und mein zweiter Gedanke: So lange das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters solch Ware feilbietet, so lange kann es uns noch nicht wirklich schlecht gehen.

Ich bin immer noch dabei, es durchzuziehen, deshalb Angebot Nummer zwei meines Werbeblättchens: "Memory-Foam-Badematte", saugfähig und schnell trocknend. Und da habe ich jetzt tatsächlich mal nachgeschaut, ob ich mich denn so was von irre. Es heißt tatsächlich Gedächtnisschaum. Und da frage ich mich natürlich, was genau diese Matte sich merkt. Okay, ich habe gelernt, dass Matratzen ein so was von feines Gedächtnis haben, was ja vielleicht auch Sinn macht. Oder auch bei ultraleichten Freizeitschuhen mit Memory-Foam-Decksohle - kann ich nachvollziehen. Aber was genau habe ich davon, wenn die Badematte mich beim Drüberlaufen wiedererkennt? Es erschließt sich mir nicht.

Ich habe aber immer noch Zeit, weil genau nach Anleitung. Ich mein, sonst kannst du es auch gleich bleiben lassen! Entweder du machst es richtig, oder lass es doch einfach ganz bleiben! Das Blöde ist, du bist halt auch so was von laut dabei. Dabei Musik hören kannst du also auch vergessen. Gott sei Dank, mein Werbeblättchen hat auf jeden Fall noch was für dich und mich:  eine "Glow Bier-Pong-Luftmatratze"! Hallo, das kommt doch gleich hinter Mok-Bang, oder! Ich habe dann mal im Internet geschaut und habe doch tatsächlich unter "Beer Pong" bei Wikipedia Folgendes gefunden. Da fällt mir ein, letztens habe ich dich ja im Regen stehen lassen von wegen ASMR und so. Ich erzählte dir von Menschen, die laut schlürfend Mengen an Essen verdrücken und sich dabei filmen. Und dass viele Menschen es lieben, ihnen dabei zuzuschauen respektive zuzuhören, sich dabei entspannen. Und da tauchten dann in dem Zusammenhang die vier Buchstaben ASMR auf. Und wo ich jetzt schon mal bei Wikipedia war, hier: Autonomous Sensory Meridian Response (abgekürzt ASMR; deutsch „Autonome sensorische Meridianreaktion“) bezeichnet das Wahrnehmen eines kribbelnden, angenehm empfundenen Gefühls auf der Haut (sogenannte Tingles); oft ähnlich erlebt wie sanfte elektrostatische Entladungen. Es beginnt typischerweise auf der Kopfhaut des Hinterkopfs und bewegt sich entlang des Nackens und der oberen Wirbelsäule bis in den Schulterbereich. Dieses Gefühl ist für die meisten Personen mit Entspannung, Beruhigung und Wohlbefinden verbunden. Vielen Menschen hilft ASMR beim Einschlafen. Weil ASMR durch bestimmte akustische und optische Reize ausgelöst werden kann, wurde es 2021 zum drittmeistgenutzten Suchbegriff auf der Videoplattform YouTube. - Und angeblich empfinden viele Zuschauer genau das, wenn sie sich laut schmatzende Menschen anschauen, die sich Unmengen an Essen reinschieben. So, jetzt weißt du Bescheid, Schätzelein.


Eigentlich war ich aber ja in Sachen "Beer Pong" bei Wikipedia unterwegs. (Ich habs übrigens gleich. Wird auch Zeit!) Also bei Wikipedia heißt es: Beer Pong (auch Beirut oder Bier Pong) ist ein Trink- und Geschicklichkeitsspiel sowie ein Präzisionssport, bei dem Tischtennisbälle in Becher geworfen werden müssen. Der Gegner muss jeden Becher austrinken, der von einem Spieler getroffen wurde. Wenn du Zeit hast, kannst du dir gerne alles über die Regeln, die Geschichte und den Ablauf des Beer-Pong-Spiels (Spielvorbereitung, der Wurf, der Treffer und der Spielgewinn, sowie Sonderregeln und Erweiterungen) durchlesen. Und wenn du rein gar nichts zu tun hast, auch noch etwas über Gefahren und Kritik und Turniere und Ligen. Und wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, liegst du dann auf der Luftmatratze im Baggersee und hast den besten Grund, möglichst viel Bier zu trinken. Und mein Tipp noch dabei: möglichst um die Mittagszeit, ohne Käppi und Sonnenschutz! Worüber ich zwischenzeitlich nachgedacht habe, ob die, die auf der Luftmatratze Beer Pong spielen, ob das dieselben sind, die sich diese Mok-Bang Videos anschauen. Also, was ich damit sagen will, ich habe die Hoffnung, dass es vielleicht gar nicht so viele Bekloppte gibt, wie man glaubt, wenn man sieht, was es alles für Beklopptheiten gibt. Vielleicht sind das ja immer dieselben Bekloppten, die jeden Scheiß mitmachen. 

Noch ein paar Minuten und ich habe es geschafft! Das Ölziehen am Morgen soll ja angeblich der Mundschleimhaut Giftstoffe entziehen. Und so sollst du es machen: jeden Morgen einen Teelöffel voll Pflanzenöl in den Mund nehmen und das Öl etwa 20 Minuten durch den Mundraum ziehen. Viren, Bakterien und Pilze gehen aus den Schleimhäuten ins Öl über, weshalb du das Öl am Ende auch nicht schlucken, sondern auszuspucken sollst. Aber Obacht: Damit das Ölziehen etwas bringt, ist es von entscheidender Bedeutung, dass du dir genug Zeit nimmst.

Das ist so was von ein lustiges Geräusch. Und da überlege ich jetzt, wo ich mich mit Mog-Bang und ASMR beschäftigt habe. So als weiteres finanzielles Standbein. Denn die sollen ja recht gut verdienen, diese BJs. Und ich könnte mir mich als Broadcast Jockey ohne weiteres vorstellen: 20 Minuten, Kamera auf mein Gesicht gerichtet, besser noch, nur auf meinen Mund, und das Mikro ebenfalls auf meinen Mund gerichtet. So könnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Meine Millionen von Followern glücklich machen und gleichzeitig meiner Zahn- und Mundhygiene dienen.


Mittwoch, 13. Juli 2022

Mit Borgen durch das Sommerloch


Sommerferien! Das bedeutet "keine Termine und leicht einen sitzen" - antwortete Harald Juhnke, als er nach seiner Definition von Glück gefragt wurde. Für mich trifft das allemal zu - wenn da die Arzttermine nicht wären. Weil Schulsommerferien bedeutet eben auch, all das zu erledigen, wozu ich sonst nicht komme, sprich Arzttermine. Und da kannst du jetzt nicht wirklich frühmorgens mit einer Fahne erscheinen. Zumal wenn dir Blut abgenommen werden soll. Nicht dass der Promillegehalt das gesamte Blutbild verfälscht!

Wo ich gerade beim Arzt (und selbstredend auch bei der Ärztin) bin. Kennst du das auch? Gut, heute hast du Handy. Aber stell dir mal vor, dein Akku ist leer. Also jetzt nicht deiner, aber der von deinem Handy. (Erzähl mir nicht, dass dir das noch nie passiert ist.) Oder es gibt doch auch oft in Wartezimmern an der Wand dieses Handy-durchgestrichen-Zeichen, dass du dein Handy nicht benutzen darfst. Und eh du da riskierst, dass du von einem mitwartenden Patienten, der sowieso schon wegen seiner elenden Rückenschmerzen auf 180 ist, geohrfeigt wirst, lässt du es doch bitteschön in der Tasche. Was ich aber eigentlich fragen will: Hast du das auch schon mal erlebt, dass es dir so was von in den Fingern juckt, im Wartezimmer des Arztes deines Vertrauens eine Seite aus der Lesezirkel-Bunten oder der Freundin oder der Brigitte rauszureißen wegen eines tollen Kochrezepts? Ich kann mich an solch eine Situation lebhaft erinnern. Da saß außer mir nur noch ein Patient im Raum, der aber nach mir dran war. Ich habe den dann unter einem fadenscheinigen Vorwand extra vorgelassen, damit ich ungestört die Seite rausreißen konnte.

Apropos rausreißen. Kannst du ja nicht, den Artikel rausreißen, wenn du Selbigen im Internet liest. Wenn du da  was Interessantes oder Beklopptes liest, bis ich das mal, aber jetzt kann ich's, den Link speichern. Pass auf, so steht's im Internet: Mok-Bang (auch Muk-Bang, Meokbang; Kunstwort aus mokda für „essen“ und bangsong für „Senden“) nennt sich ein Internet-Video-Trend aus Südkorea, in dem Menschen Berge von kalorienreichem Essen nach und nach vor laufender Kamera verschlingen. Nicht nur eines, sondern gleich mehrere Gerichte werden dabei verspeist – von Pizza, Burger und Pommes bis hin zu Ramen, einer japanischen Nudelsuppe. Kim-Hae Jin, Doktorand der Chosun University in Südkorea, ist der Meinung, dass der Zuschauer durch den Broadcast-Jockey indirekt sein eigenes Verlangen nach Essen stillen kann. Die BJs interagieren auch mit ihren Zuschauern, indem sie auf Kommentare und Gespräche eingehen und reagieren. Nicht zuletzt haben Mok-Bangs nun auch eine Nische in der ASMR-Sparte des Internets gefunden, wo sie mit einem sehr nahe am Mund angebrachten Mikrofon ihre Schlürf- und Kaugeräusche stark betonen. - Also damit du es auch verstehst: Menschen verzehren laut schlürfend übergroße Portionen an Essen und filmen sich dabei! Beim Thema ASMR war ich dann raus, will sagen, habe ich nicht weiter verfolgt. Kannst du ja machen, wenn du Zeit hast. 

Apropos filmen. Da gibt es ja jetzt ganz aktuell die vierte Staffel von "Borgen" zu sehen. Was mir da wirklich leid tut, für unsere Politiker, dass die den Adam Price nicht kennen. Weil der wusste offensichtlich viel früher viel mehr als die Entscheidungsträger all over the world. Aber warte, du kennst "Borgen" nicht? Ich hab dir mal aus dem Internet dazu etwas herausgesucht: Die dänische Politserie "Borgen" könnte das TV-Comeback des Jahres werden. Neun Jahre nach der letzten Folge auf arte streamt nun Netflix die fulminante 4. Staffel der Erfolgsserie. "Borgen" sei seine liebste Fernsehserie, ließ der Filmkomponist Hans Zimmer vor kurzem verlauten. Seiner Meinung nach wäre die Welt besser, wenn nur Frauen und Mütter regieren würden, zitierte dpa den 64-jährigen. Man kann es so sagen: In ihrer meisterhaften vierten Staffel spielt die dänische Serie in acht Folgen in einer sehr nah an der Realität siedelnden Fiktion die Frage durch, ob Hans Zimmer lediglich einen frommen Wunsch oder doch so etwas wie eine tiefere Wahrheit formuliert hat. Wie nah die neue "Borgen"-Staffel der Wirklichkeit kommt, sieht man schon an Nebensätzen wie jenen, die über die Corona-Pandemie und über Russland fallen, das "internationalen Sanktionen unterliegt, weil es die Ukraine angegriffen hat"! - So, jetzt weißt du, warum du diese Staffel unbedingt schauen musst. Hallo, die Serie wurde 2021 produziert und so prophetisch! Und wenn du kein Netflix hast, frag einfach bei nebenan.de, ob dich jemand bei sich zu Hause mitgucken lässt. Dafür ist es doch da, das Nachbarschaftsnetzwerk, oder?

Bei so viel harter Kost hilft bei mir dann nur noch der Blick in das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters, flankiert von einem Aperol um zu entspannen. Natürlich kann ich auch auf meiner Verkehrsinsel wunderbar entspannen. Nur jetzt im Sommer bei teilweise: Ich hatte neulich offensichtlich etwas zu lange dort verweilt und mir einen dermaßen vollpfostigen Sonnenbrand geholt. Und es ist ja durchaus auch von Vorteil, wenn frau mehrere Optionen hat um runterzukommen - bei Dauerregen zum Beispiel. Und jetzt, wo ich ohnehin mehr Zeit habe, kann ich das Werbeblättchen noch gründlicher studieren. Mehr Zeit deswegen, weil es neulich in meiner Fernsehzeitung in der Ankündigung zu einer Sendung folgendermaßen hieß: Wie gefährlich sind Viren, Wanzen und Co.? In der Waschmaschine landen dreckige Kleidungsstücke, damit sie sauber werden. Was aber tun, wenn Untersuchungen zeigen, dass Handtücher und Co. gefährliche Keime erst während des Waschvorgangs aufnehmen? Die Doku liefert Antworten. Ich habe mir die Sendung erst gar nicht angeschaut. Habe einfach das Waschen gelassen! 

Dienstag, 14. Juni 2022

Die Hoffnung stirbt durch's Nadelöhr


Was soll ich sagen? Ich hätte nicht gedacht, dass es mich noch mal so hart erwischt! Gut, damals, alles auf einmal: die Kinder aus dem Haus und die letzte Folge von "Desperate Housewives". Bis ich mich da wieder gefangen hatte. Wieder Spaß und Freude am Leben gefunden hatte. War das eine Durststrecke, als ich den Prosecco nicht genossen habe, sondern seiner dringend bedurfte. Das hat sich dann aber alles wieder eingerenkt. In dem Sinne, dass ich den Hugo wieder so was von genießen kann und auch mal einen Aperol dazwischen schiebe. Aber was rede ich? Kann, schiebe. Es muss heißen konnte, schob! Weil, dass ich diesen Tiefgang, ich dachte, ich sei gewappnet. Ich hatte jetzt ein Vierteljahr voller Emotionen, leidenschaftlichem Tiefgang, der schöne Tiefgang eben. Und da gehst du ja auch mit. Da bist du nicht unbeteiligt, so aus der Ferne, selbst wenn anderer Kontinent. 

Das schaust du nicht eben mal wie "Tatort" am Sonntagabend. "Tatort", hallo, eine Leiche, in kleine Würfelchen gedübelt und in der Tiefkühltruhe zwischengelagert. Oder der Klassiker: einbetonieren. Apropos einbetonieren. Jedes Mal, wenn ich über das Autobahnkreuz Köln Ost und das Dreieck Heumar, die kleben ja so was von aneinander, fahre, frage ich mich  immer wieder, wie viele Leichen da wohl nachts passgenau abgeliefert wurden, um für die Ewigkeit mit einbetoniert zu werden. Also wie viele Leichen da auf Nimmerwiedersehen endgelagert sind. Also "Tatort" oder "Polizeiruf 110", da hast du die eine Leiche mit abben Händen und die andere ohne Kopf und wieder eine andere ohne Füße. Gut, versteh mich richtig, das ist nicht schön, aber ja auch nicht das wahre Leben. Deshalb bewegt mich das nicht, deshalb gehe ich da nicht so mit. Da lass ich einfach das Wochenende ausklingen.

Wobei, stimmt so auch nicht ganz, das mit dem wahren Leben.. Weil, Stichwort True Crime Serien. Diese Serien, die so aufbereitet sind, dass du dir auf unterhaltsame Weise die harte Realität reinziehen kannst. Da lief ja jetzt diese True Crime Serie "Schwarzer Schatten - Serienmord im Krankenhaus". Über diesen Niels Högel , einen deutschen Serienmörder. Da heißt es über ihn bei Wikipedia: Er war von 1999 bis Mitte 2005 als Krankenpfleger in Krankenhäusern in Oldenburg und Delmenhorst tätig und beging dort im Dienst zahlreiche Morde an Patienten. Die Gesamtheit der aufgeklärten Fälle stellt die größte Mordserie in der bundesdeutschen Kriminalgeschichte dar. Insgesamt leiteten die Behörden in 332 Fällen Ermittlungsverfahren wegen Mordverdachts ein. Högel wurde wegen über 80 Morden verurteilt. Dazu kommen zahlreiche verurteilte Fälle gefährlicher Körperverletzungen.

Diese vierteilige Serie kannst du dir übrigens immer noch in der ARD-Mediathek anschauen. Leider ohne mich. Und da meine ich jetzt nicht, dass wir zwei Hübschen uns die nicht zusammen anschauen können. Nein, ich meine, hallo, darüber bin ich so was von stinksauer. Weil, ich hatte darin eine Rolle. Gut, eine kleine, aber immerhin. Ja, ob du's glaubst oder nicht, ich bin da so was von professionell gestorben - als Komparsin. Glaub mal nicht, dass es sich so leicht glaubwürdig daher stirbt am Set, inmitten von Kamerateam, Regisseurin, Kabelträger und dem ganzen Rattenschwanz. Meine Rolle war so was von anspruchsvoll: Einerseits lebe ich noch und blicke zuversichtlich, wenngleich nach der Operation noch recht geschwächt, meine Tochter an, die an meinem Bett auf der Intensivstation meine Hand hält. Und dann bin ich in der nächsten Szene tot und darf nicht blinzeln. Und dann schneiden die die ganzen Szenen mit mir am Ende einfach raus! Hallo! Was ich aber eigentlich sagen will, ja, alles ist Realität, aber ich habe mir ehrlicherweise die vier Folgen nur deshalb angeschaut, um mich zu sehen, in meiner exzellenten Leidens- und Sterberolle. Aber dass ich da jetzt in ein tiefes Loch gefallen wäre, nein.

Oder "Aktenzeichen XY … ungelöst", auch so ein Thema. Wenn du die Leute fragst, ganz gruselig, diese nachgestellten Schicksalstage, alles in Grau und immer dieselbe Stimme aus dem Off. Für mich aus der Erinnerung: sturmfreie Bude. Ob du es glaubst oder nicht, zu meiner Zeit hattest du nur einen Fernseher und der stand im Wohnzimmer. Da konntest du nur dann mal fernsehen, wenn deine Eltern freitagabends aushäusig waren. Und entweder lief dann "Der Kommissar" oder "Aktenzeichen XY … ungelöst". Beides in Schwarzweiß. (Witzig in dem Zusammenhang, obwohl das ZDF bereits 1967 das Farbfernsehen eingeführt hatte, wurde die Serie bis zuletzt in Schwarzweiß produziert.) Du verstehst, das rangierte bei mir, das war für mich dasselbe: sturmfreie Bude, irgendwie Krimi, irgendwie eine Leiche. Da hab ich mir beim besten Willen keine Gedanken darüber gemacht, ob da jetzt in echt gestorben wurde. Und dass ich da jetzt emotional mitgefiebert hätte, ob der Mörder oder die Mörderin gefunden wurde, kann ich mich nicht erinnern.

Vielleicht kannst du dir mein Vierteljahr voller Emotionen so vorstellen, wie wenn du ein Vierteljahr ununterbrochen deine Lieblingsfußballmannschaft am Start hast. Ich mein, das verstehst du doch als Sportschau-Gucker und Sofa-Trainer. Als Zuschauer mit der Flasche Bier in der Hand, wenn du dich aufregst, weil du es besser gemacht hättest. Da liegen die Nerven irgendwann mal komplett blank. 

Bei mir ist es dann ja das Aperölchen . Und leider, was jetzt wohl hart war für mich, versetz dich da mal bitte in meine Lage, du Fußballfan! Was wirklich hart war, ich war ja nie wirklich live dabei. Weil, so viel Werbung auf einmal, wie die donnerstags dazwischen schieben, so viel Alkohol kann ich beim besten Willen nicht in mich reinkippen, dass ich das ertrage! Also habe ich erst freitagabends vor dem Fernseher gesessen und die Werbung vorgespult. Wie komm ich drauf? Ach so, die schlimme Zeit danach, die ich jetzt gerade durchmache. Quasi Suchtproblem, die Zeit nach GNTM! Damit du mal einen Eindruck kriegst von der Atmosphäre auf unserem Sofa. Mein Traummann schrie: "Da passt kein Blatt mehr in die Hutschnur!" und ich " in die Spannung rein!" Oder auch: "Die Hoffnung stirbt durch's Nadelöhr." Ich sag nur, alles nur Hilfsausdrücke.


Mittwoch, 25. Mai 2022

Im Trend: Shabby-Sein

 Ab und an gehe ich ehrlicherweise auch mal fremd, sonst halte ich es einfach nicht aus - immer denselben Trott. Gut, was du hast, das hast du, und willst es auch behalten, keine Frage. Aber Abwechslung, egal von welchen Gelüsten wir sprechen, ist für mich das A und O. Quasi Lebensphilosophie. Mal die Eissorte wechseln, statt Stracciatella Haselnuss, mal die Lippenstiftfarbe wechseln, statt Rot Pink, und auch nicht immer dieselben Nudeln essen, statt Spagetti auch einmal Penne! Auch das andere Begehren will gestillt, will befriedigt werden. Und deshalb schaue ich ab und an auch einmal nach rechts und nach links. Schaue, was und wer sich mir da anbietet, ja förmlich aufdrängt. Und dann ziehe ich da auch dran, ja, reiße sogar auf. Manchmal ist es ein klein wenig mühevoll, sich zu entscheiden. Weil, Angebote gibt es viele, die Konkurrenz schläft ja nicht und vieles wird feilgeboten.

Und du kannst es drehen und wenden, wie du willst, selbst wenn das andere nicht besser ist, ist es aber eben neu. Und deshalb schaue ich ab und an nicht nur in mein SCHAUFENSTER, weil da sammelt sich ja doch im Laufe der Zeit noch der ein oder andere Lesestoff in meinem Briefkasten. Deshalb meinte ich ja, dass ich da dran ziehe, dass es manchmal recht mühevoll ist, diese vielen Werbeheftchen aus dem Briefkasten zu fischen, zu ziehen, ja, zu reißen.

Die feine Broschüre "30 Jahre Kunstmuseum Bonn an der Museumsmeile" zum Beispiel. Ein Lesegenuss, allein schon die Titel der Ausstellungen. "Welt in der Schwebe" oder auch "Sound and Silence - Der Klang der Stille in der Gegenwart der Kunst." Und dazu folgende bewegende Worte: Der Klang der Stille wird in ganz unterschiedlicher Weise fassbar: als Monotonie, Wiederholung und Speicher; als Pause oder Überlagerung, als dröhnende Stille oder zerstörter Klang; im Wechselspiel zwischen meditativer Versenkung, erzwungenem Schweigen und stillem Widerstand" - ganz so wie auf meiner Verkehrsinsel!

Oder auch fein, ein kleiner Beitrag aus dem Ideenbuch namens "Selfmade" für Näher*innen: Ausdrucksstarke Individualist*innen. Genderaktivist*innen und Umweltschützer*innen. Politisch, exzentrisch und surreal. Prall gefüllt mit Second-Hand-Funden, abstrakter Folklore, Kunsthandwerk und Designlooks. Selbstgemacht, cooler Kitsch, einzigartig und einmalig. Der Look befreiend, bunt, kreativ. Fehler sind ein ästhetischer Glücksfall. denn Form und Gefühle übertrumpfen die Funktion. Aus der Vergangenheit lernen, um die Zukunft neu zu erfinden, das ist Retro-Cool. Hallo, wie wortgewaltig ist das denn?

Apropos, wo ich gerade beim Look bin. Welcher Look ja wohl auch wieder ganz im Trend liegt, oder eigentlich immer up to date war, ist ja dieser Shabby-Look oder Shabby Chic. Und da meine ich jetzt nicht diesen Einrichtungsstil, diese gekonnte Mischung aus Erbstücken, Flohmarkt-Schnäppchen und Selbstgemachtem. Shabby Chic bedeutet zwar wörtlich übersetzt "schäbiger Schick", in Wahrheit ist dieser Stil aber alles andere als schäbig. Nein, ich spreche von diesem Trend, ganz cool schäbig zu sein. Schäbig, ein Wort, das bei mir total in Vergessenheit geraten war. Was ich zutiefst bedaure! Ich hab auch nochmal extra nachgeschaut, was schäbig denn nun genau bedeutet. Als ich das Wort schäbig eingab, bot mir die Maschine sofort Synonyme zu "schäbiges Verhalten" und "schäbiger Mensch" an. Und genau diese Bedeutungen von schäbig meine ich: arglistig, boshaft, bösartig, böse, fies, garstig, gehässig, gemein, hinterfotzig, hundsgemein, niederträchtig, perfide, ruchlos, schuftig, schurkisch, schädlich, tückisch, verabscheuenswert, verabscheuungswürdig, verwerflich. Verstehst du, warum ich mich so was von ärgere, dass mir das Wort schäbig irgendwann abhanden gekommen ist? Ist das nicht ein feines Wort? Für so viele schlechte Charaktereigenschaften nur ein Wort: effizienter geht’s wirklich nicht.
Was genau sagen solch Zettel "Abgabe nur in Haushaltsmengen" oder "Maximal 3 Stück pro Einkauf" über unsere Gesellschaft, über uns Menschen, über jeden Einzelnen von uns aus? Was zeichnet diese Menschen aus, die, sobald sie hören, dass ein Produkt Mangelware ist, davon mehr kaufen statt weniger? Uns allen ist doch Folgendes klar: Wenn wir alle, wenn jeder Einzelne versuchen würde, mit diesem Gut sparsamer umzugehen, kämen wir alle trotz Mangel wunderbar über die Runden. Wenn alle etwas weniger von einem Mangelgut kaufen, ist für jeden genug da. Was genau sagt es über mich aus, wenn ich vor Monaten, nachdem es bei meinem Lieblingsdiscounter wochenlang kein Mehl gab. Dass ich dann beim Anblick einer riesigen Palette voll mit Mehlpackungen überlege, Mehl zu kaufen - obwohl ich kein Mehl brauche, weder zum Backen noch zu irgendetwas anderem.

Und so stehe ich dieses Mal auf meiner Verkehrsinsel und schäme mich. Schäme mich für all diejenigen, die in diesen Zeiten asoziales Verhalten an den Tag legen. Aber da, Gott sei Dank wieder ein schöner Gedanke: Hinnerk Schönemann in der Rolle als Jürgen Simmel verfolgt einen Verdächtigten per Pedes. Dieses Mal sogar, ohne vorher sein Jackett auszuziehen. Der Täter entkommt ihm. Sein Versagen erklärt mein Hinnerk seiner Kollegin Marie Brand entwaffnend einleuchtend: "Frau Brand, was soll ich sagen? Nicht gefangen, so zerronnen." Das wird er wohl nicht noch einmal machen - mit Jackett die Verfolgung aufnehmen.


Mittwoch, 4. Mai 2022

Blinken, Hupen und Partyhupen


Ich hab mich wieder mal auf meiner Verkehrsinsel eingefunden. Anders krieg ich das zur Zeit nicht in den Griff, das mit der dings. Im Hier und Jetzt sein kann ich am allerbesten hier und jetzt auf meiner Verkehrsinsel! Und schwuppdiwupp, schon der erste Gedanke - Was ich schon bemerkt habe, dass diese Briefe an die Eigentümer zwecks Verkauf ihrer Immobilie, dass die sich schon unterscheiden. BSR Immobilien zum Beispiel schreibt einfach nur "An die Eigentümer des Hauses" und IREA Immobilien macht sich immerhin die Mühe, "An die Eigentümer Lissaboner Str. 21" zu schreiben. Was das mit mir macht, anderes Thema. -

Das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters bietet Hemdjacken feil. Früher haben wir einfach nur über dem T-Shirt das Hemd offen gelassen und die Ärmel hoch gekrempelt. -   Pfannen- oder Geschirrschutz für die Schublade brauche ich immer noch nicht, aber was ich noch viel weniger brauche sind Topfwächter. Hab ich nachgeschaut, weil ich nicht wusste, worüber der Wächter wacht: Der Topfwächter wird zwischen Topf und Topfdeckel gelegt, so dass ein Abstand entsteht und der Wasserdampf entweichen kann. Die Topfwächter haben eine "Beinbreite" von ca. 0,8 cm und sind somit nicht geeignet für Töpfe mit besonders breiten oder gebogenen Kanten. -

Wo ich hier gerade inmitten von Autos stehe und viele Autofahrer ihre Autos an der roten Ampel abwürgen. Was sie natürlich nicht machen, weiß ich, soll so. Seit November haben wir ja ein neues Autochen. Bis ich da mal ans Fahren komme, bis ich da mal losfahren kann. Weil, zunächst muss ich IMMER, jedes Mal muss ich die Sicherheitsdings mit OK bestätigen. Dann der Knopfdruck auf Off, damit der Motor an der Ampel nicht ausgeht. Ich weiß, das soll so, aber mich alte Frau irritiert das so was von. Zu meiner Zeit bedeutete das nichts Gutes, wenn das passierte! Gut, könnte frau sagen, reg dich ab, geh mit der Zeit, ist halt so. Aber neulich dann, und da hört der Spaß jetzt wirklich auf! Als ob mir einer dermaßen ins Lenkrad greift. Ich hab mir das dann erklären lassen, trotzdem, geht gar nicht! Da bin ich über eine längere Zeit auf der Autobahn gefahren, wo noch Fahrbahnmarkierungen von anderen temporären Fahrspuren auf der Fahrbahn klebten, die Baustelle aber schon längst nicht mehr da war. Und die haben meinen - hallo, da kann der doch nicht einfach rüberziehen. Diese alten Fahrbahnmarkierungen haben meinen, oder sagen wir passender, den des Autos, also haben den Spurhalterassistenten so was von irritiert. Hallo, ich bin natürlich vollkommen zu Recht innerhalb der jetzt wieder aktuellen Fahrstreifen gefahren. Weil ich gehört hatte, dass man mit Blinken den ausstellt, habe ich den Blinker gesetzt. Aber fahr du mal gefühlt Minuten lang auf der Autobahn mit Blinker. Da machst du dir viele Freunde. Mein Traummann hat mir dann erklärt, wie ich den ausschalten kann. Leider immer nur für jede einzelne Fahrt, weil der immer per Default eingeschaltet sei, hat mein Traummann mir erklärt. Und ich habe dann nur noch schnell nachgeschaut, was das heißt, per Default. Es heißt per Voreinstellung. Und so schraube ich, bevor ich losfahre, an drei Köpfen herum und schwuppdiwupp, eh du dich versiehst, kanns auch schon losgehen.  

Das Parken in Bonn soll ja demnächst teurer werden, wenn ich da meinem SCHAUFENSTER Glauben schenken darf. Da hieß es, ab 1. Juli steigen die Parkgebühren auf bis zu 4 Euro pro Stunde. Und ich las, dass die derzeit geltende Regelung für das kostenfreie Parken von Elektrofahrzeugen bis zum 31. Dezember 2022 befristet ist, E-Fahrzeuge aber weiterhin während des Ladevorgangs kostenlos parken dürfen. Kein Witz, genau so stand es in meinem SCHAUFENSTER. Mensch, dachte ich spontan, toll, jetzt haben wir gleichgezogen mit Köln.  Ja, ich hab im Internet geschaut: Die Parkgebühren in Köln variieren zwischen den verschiedenen Parkzonen. Generell kostet das Parken in der Innenstadt 4 € pro Stunde und in allen anderen Vierteln 2 € pro Stunde. Toll, wir brauchen den Vergleich nicht zu scheuen, was die Parkgebühren anbelangt. Zumindest was die Höhe der Parkgebühren anbelangt können wir es mit Köln aufnehmen. Wie es um die Attraktivität unserer Stadt im Vergleich bestellt ist, ist ein anderes Thema. Aber wenn die Höhe der Parkgebühren ein Indikator für eine Metropole ist, dann sind wir ab dem 1. Juli eine Metropole.

So, wieder genügend dings auf der Verkehrsinsel getankt und ab nach Hause und bei einem Aperol mein SCHAUFENSTER studiert! Da lese ich unter den Lettern "Zensus 2022: Interviewer fehlen" Folgendes. Die Stadt Bonn sucht noch 50 Erhebungsbeauftragte, die von Mai bis August 2022 bei der Befragung von Haushalten und Wohneinheiten im Rahmen des Zensus 2022 mitarbeiten möchten. Mit dem Zensus ermitteln die statistischen Bundes- und Landesämter, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten. Volljährige interessierte Bürger können sich melden unter der Telefonnummer … Da sollte ich mich wirklich melden! Da hätte ich dann so was von die Möglichkeit, unter dem Deckmäntelchen Statistik gleichzeitig auch einmal die ein oder anderen Dinge zu erfragen, die mich persönlich interessieren. Von wegen "Kaufe Ihre Immobilie und auch gleich Ihr Auto dazu. Sie setzen sich doch in Ihrem Alter nicht etwa noch selbst hinters Steuer?" Wer denn auch ständig solch Briefe im Briefkasten findet. Da könnte ich einmal meine eigene Statistik erstellen.  In dem Zusammenhang könnte ich auch herausfinden, wie viele Menschen solch Topfwächter gekauft haben und tatsächlich benutzen.

Wo ich gerade bei Autos war. Beim Blinken und Hupen. Dysfunktionale Partyhupe. So nannte in einem Beitrag ein Sohn seine Mutter. Was für ein Wort, oder? Ich ahne, dass es nicht wirklich als Kompliment gemeint war.

Mittwoch, 13. April 2022

Das Geräusch von "kruuua!"

Hatte ich neulich erwähnt, dass es mich nicht stört, wenn an meinem Auto solch Kärtchen "Guten Tag, wollen Sie Ihr Auto verkaufen?" klebt? Aber hallo, geht’s noch? Das Auto habe ich erst seit ein paar Monaten und nur, weil ich noch keine Zeit hatte, den Saharasand zu entfernen. (Ich hatte übrigens schon wieder zwei (!) postalische Anfragen mein Haus betreffend. Was ich aber allerliebst fand, einer meiner ganz jungen Nachbarn hat mir doch tatsächlich auch extra so einen Brief gezeigt, der bei ihm in der Post lag - nur um mich zu beruhigen.)

Ansonsten komme ich zu nichts mehr, weil seit ich in meinem SCHAUFENSTER den Artikel "Wohin mit  Maske und Tests?" gelesen habe, bin ich dermaßen im Brass. Dort hieß es: "Wir müssen im Umgang mit gebrauchten Masken oder anderen Hygieneprodukten wie Einmalhandschuhe immer bedenken, dass sie potentiell infektiös sind", so Axel Subklew von der Initiative "Mülltrennung wirkt". OP-Masken und FFP2-Masken gehören nach deren einmaliger Benutzung in einen gut zu verschließenden Plastikbeutel und werden anschließend über den Restmüll entsorgt. Da muss es aber auch anders lautende Informationsquellen gegeben haben, wonach man die einfach und ganz unkompliziert unter sich fallen lassen soll, wo auch immer man sich gerade befindet. So viele Masken, wie ich täglich draußen finde. Und, interessant auch in dem Zusammenhang das Wörtchen einmalig. Weil, was sich da der ein oder andere in den letzten Monaten hinten aus seiner Gesäßtasche seiner braunen Cordhose rausgezogen hat - holla, die Waldfee!

Weiter hieß es in meinem SCHAUFENSTER: Einmalhandschuhe werden über die Restmülltonne entsorgt, weil sie nicht als Verpackungen gelten. Stimmt! Toll fand ich auch die Tipps für die Entsorgung während der Quarantäne: Verzicht auf Mülltrennung, komplette Entsorgung aller Abfälle in reißfesten Abfallsäcken über den Restmüll. Glasverpackungen, Pfandbehälter, Elektronikabfälle und Batterien zunächst sammeln und im Anschluss an die Quarantäne richtig entsorgen. Und da bin ich jetzt wieder so was von froh, dass ich mein SCHAUFENSTER stets sorgsam studiere. Stell dir vor, ich bin in Quarantäne und hätte das nicht gelesen. Da wäre ich doch glatt während der Quarantäne zu meinem Lieblingsdrogeriemarkt gegangen, um dort die Batterien zu entsorgen, und auf dem Weg schnell noch das Altglas fortgeschafft. Und, klar, mit der Nachbarin ein Pläuschchen gehalten, weil einem ja drinnen die Decke auf den Kopf fällt. Was genau bedeutet eigentlich Quarantäne?

Dann die überaus wertvollen Tipps zu den Corona-Selbsttests: Nach der Durchführung von Corona-Selbsttests müssen alle gebrauchten , potentiell (nur nebenbei, dass ich auch 'potenziell' schreiben darf, war mir so jetzt nicht geläufig) infektiösen Bestandteile sicher verpackt in einen reißfesten, feuchtigkeitsbeständigen und fest verschlossenen Plastikbeutel über den Restmüll entsorgt werden. Die Verpackungen der Tests hingegen können - sofern sie nicht mit dem Probenmaterial in Berührung kommen - getrennt nach Kunststoff-, Metall-, Verbundpackung und Karton-Umverpackung entsprechend in die Gelbe Tonne/den Gelben Sack oder die Papiertonne entsorgt werden. 

Nach solch einem Selbsttest bin ich jedes Mal so was von durch! Ich möchte da ja auch alles richtig machen! Und wenn dann mein Traummann den Beipackzettel zu nahe ans Testgerät gelegt hat: diese Unsicherheit, noch Papiertonne oder schon Restmüll? Diese Logistik auf dem Küchentisch! Letztens war es so was von chaotisch und herausfordernd! Wir packten einen Schnelltest aus, offensichtlich eine Fehlproduktion. Sie hatten das Wattestäbchen vergessen, stattdessen lag ein riesiges Plastikteil dabei, das ich kaum in die Nase bekam. Was für eine lange und vor allem schmerzhafte Prozedur! Es passte alles vorne und hinten nicht zusammen. Ich hab dann im Beipackzettel geschaut, ob es diese Tests auch für kleinere Nasen gibt: Fehlanzeige. Stattdessen erfuhr ich, dass es sich hier um einen Spucktest handelte. Laut Anweisung sollte ich tief husten und das Geräusch von "kruuua" machen. Da hatte ich mir also den Speicheltrichter unter Schmerzen in die Nase gerammt!

 Und deshalb bin ich, wie ich schon erwähnte, manchmal so mit den Nerven runter, dass mir nur noch als einziger Rückzugsort meine Verkehrsinsel bleibt. Dort darf ich einfach sein und die Gedanken willkommen heißen und wieder ziehen lassen …Wenn mein Traummann und ich im Urlaub mit dem Rädchen unterwegs sind, radeln wir oft an Hotels vorbei, die mit solch einem Schild "Radler willkommen" werben. Und jedes Mal frage ich mich, warum genau schreiben die das extra hin. Für mich hat es so was wie "Hunde willkommen". Was ich bei Hunden durchaus verstehen kann. Weil wenn vor dir ein Hund im Zimmer war, riechst du das, und womöglich kann das Zimmer nicht sofort an jemanden vermietet werden, der keinen Hund besitzt. Ganz zu schweigen von Hundehaaren! Und da frage ich mich eben jedes Mal, wie genau ich mehr einschmutze als ein Autofahrer. Oder wollen die mir sagen, dass ich mein Rädchen mit aufs Zimmer nehmen darf ?…

Ein neuer Gedanke zieht über die Verkehrsinsel: Da ist ja für mich noch alles offen, wenn die Liselotte, die Barbara und die Martina mitmachen. Aber was genau hat sich die Liselotte bei ihrem Elimination Walk in der Wüste gedacht? Ein Glück, dass sie das mit dem Grinsetrainer nochmal rumreißen konnte. Und die Sache mit Liselotte, die sagt, dass Noella sie, Liselotte, eliminieren möchte. Ich glaube, das Missverständnis rührt daher: Noellas Muttersprache ist nicht Deutsch. Wenn sie sagt, sie wolle alle eliminieren, meint sie von Konkurrenz wegen ausschalten, besiegen, sie möchte gewinnen. Liselotte kann kein Englisch. Ich vermute deshalb, dass sie mit der Vokabel eliminieren die Bedeutung töten verbindet. Da treffen also zwei Sprachwelten aufeinander. Gerne wüsste ich, ob Liselotte einmal genau hingehört hat, wenn Heidi und die anderen vom Elimination Walk sprechen. Mein Traummann meint übrigens, ich müsse dazuschreiben, dass ich über Germany's Next Topmodel spreche. Hallo! Über was denn sonst!

Es ist dunkel geworden auf meiner Verkehrsinsel, und das jetzt nach der Zeitumstellung. Da kannst du dir vorstellen, wie spät es ist! So spät, dass ich einmal so was von mutig bin, dass ich mich mal was traue: Ich gehe bei Rot rüber!          

Donnerstag, 24. März 2022

Reif für die Verkehrsinsel !

 Ich hatte ja erwähnt, dass so eine Webcam vor meiner Auerberger Postfiliale so was von toll wäre, von wegen der Neugier und für die Prahlerei. Bis es soweit ist, behelfe ich mich natürlich nach wie vor mit meiner Verkehrsinsel auf der Kreuzung an der Kölnstraße, da wo die Volksbank und Gilgens an der Ecke sind. Das ist soweit ja auch ein passable Zwischenlösung. Das musst du dir so vorstellen, gut, nenn's auflauern, mir auch egal. Also Beispiel, ich stehe auf meiner Verkehrsinsel und sehe, dass sich von Weitem eine Nachbarin nähert. Da lass ich mir dann das ein oder andere einfallen, wenn ich weiß, dass die notgedrungen jetzt ampeltechnisch auch auf die Verkehrsinsel kommen muss. Will sagen, ich ignoriere einfach die ein oder andere für mich grüne Fußgängerampel, bis die Nachbarin dann bei mir landet, auf meiner Verkehrsinsel, wo sie nicht vor mir flüchten kann - und schwuppdiwupp, eh du dich versiehst, ist wahlweise die Neugier befriedigt oder der Angeberei gefrönt. 

Also wenn ich es mir so recht überlege, stehe ich eigentlich recht oft auf meiner Verkehrsinsel. Auch einfach mal so zum Nachdenken und Runterkommen. Letztens zum Beispiel, die Sonne schien mir so fein ins Gesicht, um mich herum diese gleichbleibende Geschäftigkeit, dieses meditative Verkehrsgewusel. Ja, es hat etwas total Tiefenentspannendes in diesen hektischen Zeiten, wenn du inmitten dieser Betriebsamkeit von dunkelrot-ignorierenden-Autos und Motor-aufheulenden-Autofahrern einfach nur warten musst. Oder auch hören, was für eine Mucke da aus dem offenen Fenster raushaut. Sehen aber auch, wie manch an der Ampel wartender Autofahrer mal so schaut, was sich so im Näschen angesammelt hat. Nun gut, wie ich da so meine Seele baumeln ließ, dachte ich an meinen letzten Beitrag, wo es ja um Klappspaten ging.

 Und das ist ja schon, ich trau mich gar nicht, in dem Zusammenhang das Wörtchen beeindruckend zu verwenden. Also so was von, ja, man muss es neidlos anerkennen, so was von kreativ. Und wenn der Vollidiot so was von kreativ ist, hallo, Hut ab. Ich mein, da musst du erstmal drauf kommen: Da gibt es ja diese Influencer, die den Gastwirten und Hoteliers die Rechung nicht bezahlen, weil sie ja immerhin Fotos von der Location auf Instagram posten und so ja Werbung machen, bei ihren Abermillionen Followern. Ich weiß nicht, ob du das verstanden hast, weil in so ein deppertes Hirn ist es ja recht schwer, sich hineinzuversetzen. Diese Menschen, die vollkommen den Bezug zur Realität verloren haben, wollen gratis Essen und Übernachtung.  

Schau, ich hab dir mal etwas aus dem Internet rausgesucht: Ein Familienrestaurant auf der griechischen Insel Kos hat am 27. Juli ihren Umgang mit frechen Influencer-Anfragen auf Twitter publik gemacht. Wie auf der griechischen Nachrichtenseite mikropragmata berichtet wird, ist das Restaurant mit Dutzenden solcher Anfragen jedes Jahr konfrontiert. Influencer fragen demnach nach kostenloser Unterkunft, gratis Essen oder Produkten im Gegenzug für Postings und Markierungen auf ihrem Instagram-Profil. Eine dieser Kooperationsanfragen sah zum Beispiel so aus: „Hallo! Hoffe, es geht dir gut? Ich habe neulich von einem Freund gehört, dass ihr großartige griechische Mahlzeiten und vegane Optionen serviert. Ich würde gerne mit meinem Freund hierherkommen im Gegenzug für Social-Media-Markierungen. Ich habe Griechenland schon ein paar Mal besucht und hatte Probleme, vegetarische und vegane Optionen zu finden. Würde davon gerne meinem Publikum erzählen. Ich bin von 18. bis 21. Juli in Kos.“

Und wo ich gerade so auf meiner Verkehrsinsel stand und die Gedanken kommen und wieder ziehen ließ … verstehst du, die Gedanken? Verkehrsinsel, Insel Kos, Urlaub, verstehst du? Hallo, ist das nicht ein feiner Übergang? Ich hatte einfach noch keine Lust, meine Verkehrsinsel zu verlassen (zumal ich von Weitem einen alten Mann heranschlurfen sah, den ich auch einmal nach diesen An-die-Eigentümer-dieser-Immobilie-Briefen fragen wollte). Mir fiel eine Werbung von Eurowings ein, die ich auf unserem letzen Flug in deren Angebots-Flyer gelesen hatte: "Sandwich Deal: 1 Sandwich und 1 Getränk nur 7 Euro. So sparen Sie sofort 1 Euro für den nächsten Flug." Hallo, wo genau spare ich jetzt, wenn ich für übertrieben teuer Geld ein labberiges Sandwich kaufe? Da merkst du auch, dass du alt bist: Was habe ich mich immer gefreut auf den dings. Mit Pfeffer und einem kleinem Spatel zum Umrühren. Klar, hättest du dir den auch zuhause mal gönnen können. Aber meist hast du es vergessen. Erst im Flieger, wenn der Servierwagen durch den schmalen Mittelgang sich langsam auf dich zu bewegte, erst dann hast du an den Tomatensaft gedacht, den du dir gleich bestellen würdest, umsonst, gratis! Ich weiß noch, wie ich immer ein klein wenig hin- und hergerissen war, zwischen einem Gläschen Rotwein und Tomatensaft. Was meist vollkommen problemlos war, weil die nette Stewardess (und hier bediene ich mich einmal des generisches Femininums, und außerdem steckt der Mann ja schon drin) immer ein zweites Mal vorbeischaute, wo sich dann der ein oder andere noch einen Kaffee gönnte oder ich ein Gläschen Rotwein. 

Wie lange ist das her, als Stewardess noch ein Traumberuf war! Das Wort klang so international. Dann hieß es später nur noch Flugbegleiterin. Und als ich dann die despektierliche Bezeichnung Saftschubse hörte, und das ist auch schon wieder viele Jahre her, verspürte ich eine gewisse Trauer und kam ich mir sehr alt vor.


Mittwoch, 2. März 2022

Berufswunsch: Influencer oder Klappspaten?

Ich hatte mir in dem Zusammenhang überlegt, ob die mir bei Google Maps. Weil das war ja auch wieder so ein Ding. Was ich nicht wusste, bis ich das mal raushatte, dass ich mir gar nicht extra Freitagmorgen den Wecker auf 5 Uhr stellen muss. Also Beispiel, wenn ich jetzt am Freitag fürs Wochenende an die holländische Küste fahre, will ich ja nicht, das steht ja in keinem Verhältnis, kaum bin ich aus Bonn losgefahren, direkt schon auf der A555 ab Wesseling Stunden im Stau verbringen. Und ich hatte das jetzt schon einige Wochen auf diese Art recherchiert, hatte aktuell um 5 freitags in der Früh dann bei Google Maps geschaut. Und weil mir da schon wieder zu viele Autos unterwegs waren, hatte ich dann am folgenden Freitag den Wecker auf 4 gestellt. Bis mein Traummann mir von dieser Möglichkeit erzählt hat.

So was von toll! Da kann ich jetzt aktuell bei Google Maps schauen, wie lange ich im Stau stehen würde, wenn ich, Bielefeld soll ja auch ganz nette Ecken haben. Ich mein, im Moment ist eh kein Urlaub geplant. Ich bin ehrlich, ja ich weiß, total überreagiert, aber mich stresst das, wenn in meinem Briefkasten diese Briefe auftauchen. Mir ist es zum Beispiel völlig egal, wenn die mir immer an mein Auto dieses Kärtchen "Kaufe Ihr Auto" unter den Scheibenwischer stecken.

Aber wenn diese An-die-Eigentümer-des-Hauses-Briefe in meinem Briefkasten stecken. Neulich wieder von Nöthen & Nöthen. Deren Motto: Wenn Kompetenz von Nöthen ist. Sie schrieben mir, dass sie dringend Einfamilienhäuser suchten und boten mir in dem Zusammenhang eine kostenlose Beratung bei Sanierung und Renovierung an. Ich hab mir dann mal die Zeit genommen und die Nachbarn gefragt, ob sie auch solch Schreiben im Briefkasten hatten. Weil das will ich ja immer schonmal wissen: Schmeißen die mir das ein, weil die genau wissen, wie alt ich bin, oder weil das Haus so einen verwahrlosten Eindruck macht oder einfach mal auf gut Glück halb Auerberg gefragt? Was soll ich sagen, ich bin keinen Schritt weiter: beide Paare, die ich gefragt habe, sehr, sehr jung. Die einen hatten auch den Brief im Briefkasten, die anderen nicht. Jetzt weiß ich immer noch nicht, ob das Paar, das auch diesen Brief im Briefkasten hatte, deshalb von Nöthen & Nöthen angeschrieben wurde, weil sie auch schon auf die Fünfzig zugehen. Und die anderen Nachbarn deshalb nicht, weil sie noch nicht mal vierzig sind. Ob die da bei Nöthen & Nöthen so eine Altersschallgrenze haben. Oder lag der einfach nur bei denen zwischen Werbeprospekten und ist im Altpapier gelandet? Und, ja, kann natürlich auch sein, dass die einen mir nur gesagt haben, sie hätten auch einen Brief im Briefkasten gehabt, um mich nicht zu beunruhigen. Ich werde es nie herauskriegen. Ich habe mir auch mal deren Häuser genauer angeschaut, ob da auch ein bisschen Nachlässigkeit hervorschimmert. Egal, ich bin jedenfalls wieder auf dem Trip, dass in meinem Vorgarten alles picobello aussehen muss, und deshalb kein Urlaub in nächster Zeit.

Wo war ich? Ach ja, dass ich jetzt bei Google Maps schauen kann, wie lange ich im Stau stehen würde, wenn ich jetzt nach Bielefeld. Und das wäre natürlich so was von komfortabel, wenn es so etwas auch für meine Auerberger Postfiliale gäbe. Und jetzt sag mir nicht, dass ich die Briefmarken auch online kaufen kann. Weiß ich. Es las sich auf der Internetseite der Post: Hinter dem Menüpunkt "Versenden" lassen sich Briefmarken digital kaufen und als Code zum Beschriften oder als Marke zum Ausdrucken erwerben. Auch so genannte Ergänzungsmarken in Höhe von fünf oder zehn Cent lassen sich über die App kaufen.

Ich will doch in der Schlange stehen oder sitzen, aber eben nicht unendlich lange. Und wenn ich es mir recht bedenke, so eine. Wie heißen diese dings noch? Ich sitze hier in Bonn auf meinem Sofa und könnte, wenn ich wollte, aktuell sehen, wie es auf dem Marktplatz in Bielefeld so was von stürmt. Gesetzt den Fall, da steht so eine - richtig, Webcam heißen die. Und so eine Webcam an meiner Auerberger Postfiliale wäre natürlich für mich von unglaublichem Nutzen. Da könnte ich dann immer schauen, welch interessante Leute sich in die Schlange eingereiht haben und wie die aktuelle Stimmung ist, was das Draußen-Maske-Tragen angeht. So eine Webcam hätte aber auch sonst ungeahnte Vorteile. So könnte ich mir, wo ich ja gerne wissen würde, wem die Herrschaften Nöthen & Nöthen noch solche Briefe in den Briefkasten gemüllt haben, genau aussuchen, wen ich in der Schlange diesbezüglich interviewen möchte. Und ich mein, dann gibt’s ja diese dings, wie heißt es, Neugier, die ja auch irgendwann einmal befriedigt werden möchte. Wo du aber bei Leibe nicht an der Haustür klingeln kannst. Zu offensichtlich. Aber wenn du jetzt "zufälligerweise" in der Warteschlange hinter ihr stehst.

Das ist ja weiß Gott kein Einzelfall, dass strunzblöde Schüler tatsächlich von einer Karriere als Influencer ausgehen. Oder auch als Spiele-Designer. Oder, wie viele Vollpfosten sehen sich zukünftig bei Apple am Laptop arbeiten, Latte macchiato schlürfend, ohne auch nur ansatzweise den dazu nötigen IQ zu haben oder den Fleiß aufzubringen. Und wenn dessen Mutter mir jetzt in der Schlange ausgeliefert ist, kann ich die jetzt natürlich nicht fragen, was eigentlich aus ihrem depperten Sohn, dem Klappspaten, geworden ist. Aber ich lass dann einfach Klappspaten und deppert weg - und schon ist meine Neugier befriedigt. Und umgekehrt noch besser, so eine Webcam an meiner Postfiliale. Also mal, damit du mich verstehst. Beispiel: Meine Tochter hat den Master gemacht und das möchte ich unbedingt einer blöden Nachbarin unter die Nase reiben. Kann ich auch nicht bei der an der Haustür klingeln. Aber wenn ich jetzt sehe, dass die in der Schlange steht, wo sie nicht vor mir flüchten kann. Dann darf die Schlange ruhig auch mal recht lang sein.

Mittwoch, 9. Februar 2022

Schon blöd, wenn an deinem Stuhl gesägt wird

Mir ist aufgefallen, dass ich letztens gar nicht erwähnt hatte, in welcher Schlange ich mich mal wieder rumgetrieben, ich mal wieder rumgestanden habe. Und das stimmt so auch nicht, weil, Stichwort Einkaufswagen: Ich habe da jetzt auch immer einen Klappstuhl dabei - für Wenn-es sich-mal-endlos-Hinzieht. Also neulich hats mal wieder so was von lange gedauert, dass ich tatsächlich meinen Klappstuhl ausgepackt habe.

Apropos Stuhl: Da gab es doch kürzlich in der Presse folgende Schlagzeile zu lesen: Die Mitnahme eines Bürostuhls ins Homeoffice rechtfertigt keine fristlose Kündigung. Und weiter: Das Arbeitsgericht Köln hat am Dienstag der langjährigen Justiziarin des Erzbistums Köln Recht gegeben. Die Mitarbeiterin hatte zu Beginn der Corona-Pandemie einen ergonomischen Bürostuhl mit nach Hause ins Homeoffice genommen und war deswegen entlassen worden. Dies dürfe nicht zur fristlosen Kündigung führen, da es allenfalls eine Pflichtverletzung sei, begründete das Gericht seine Entscheidung. In der konkreten Situation 2020, nach relativ frischem Ausbruch der Corona-Pandemie, sei es turbulent zugegangen. Da habe auch die Arbeit in einem Homeoffice zunächst einmal organisiert werden müssen. Das müsse man berücksichtigen. Der Argumentation des Erzbistums, der Stuhl habe aber erheblichen Wert und dies habe die Justiziarin nicht so einfach machen dürfen, folgte die Kammer nicht. Brisant bei dem Ganzen ist die Kündigung, weil die Justiziarin mehr als zehn Jahre auch mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Erzbistum beschäftigt gewesen ist! Mit den daraus resultierenden psychischen Belastungen sei sie vom Erzbistum alleine gelassen worden. Ich kann nur sagen, da kann ich die katholische Kirche natürlich so was von verstehen. Jetzt, wo so viele Menschen ausgetreten sind, dass die da auf jeden Cent schauen müssen!

Wo war ich? Ach ja, sitzend, wartend in der Warteschlange, im Freien frierend mit Maske, weil mal wieder Einigkeit darüber bestand, dass. Wo ich gerade bei Stühlen und Masken bin. Welche Schlagzeile ich auch gelesen habe: Ärger über TikTok-Trend - Schüler sägen Stühle mit Coronamaske an. Ein Trend auf der Internet-Plattform TikTok verursacht hohe Kosten an Schulen: Weltweit beschädigen Schüler ihre Stühle – mit den Gummibändern ihrer Coronamasken. Allein an einem Würzburger Gymnasium sind nun 25 Stühle kaputt. Kaputte Stühle, damit haben auch verschiedene Schulen in Unterfranken zu kämpfen. Grund dafür ist ein aktueller TikTok-Trend. Auf der Plattform sieht man Schüler verschiedenster Nationen, wie sie mit den Bändern der Corona-Masken Stühle kaputt machen. Im Würzburger Wirsberg-Gymnasium wurden die Eltern per Brief über die Sachbeschädigungen informiert. Auch weitere Gymnasien haben dem BR angesägte Stühle bestätigt. "Wir sind alles andere als amused", sagt Michael Schmitt, der Schulleiter des Deutschhaus-Gymnasiums in Würzburg, im BR-Interview. Demnach wurden bisher 25 kaputte Stühle festgestellt. Dass man mit Gummibändern von Corona-Masken Stühle ansägen kann, wäre auch für die Schulleitung neu gewesen: "Wir sind überrascht und tatsächlich ein stückweit fasziniert davon, dass man das tatsächlich machen kann", so der Schulleiter. Sobald man die erste Kerbe eingesägt habe, komme man offensichtlich bei einem Kunststoffstuhl relativ leicht voran: "Aber es braucht schon ein bisschen Kondition und Zeit." Schulleiter Schmitt sagt, die Stühle seien nicht im Unterricht angesägt worden, sondern zwischen den Stunden und in den Pausen: In Corona-Zeiten seien die Klassenzimmer weitgehend für die Schülerschaft offen zugänglich. Etwa 20 Personen seien ermittelt worden – vor allem Schüler aus der 8. Jahrgangsstufe, einige Mädchen seien auch dabei, so der Deutschhaus-Schulleiter. Bei Befragungen zeigten die Betroffenen demnach "große Einsicht und Reue" und erklärten, sie hätten aus Neugier gehandelt und beim Ausprobieren nicht daran gedacht, dass "so ein Stuhl 80 bis 100 Euro kostet". Der Sachaufwandsträger, der Landkreis Würzburg, wird wohl auf dem Schaden sitzen bleiben, vermutet Deutschhaus-Chef Schmitt: "Die Tatsache, dass die Schüler das gemeinschaftlich – zu dritt oder viert, und jeder nur einen Zentimeter – gemacht haben, das zeigt ja schon, wie problematisch es ist, irgendeinen Schadenersatz von den Eltern einzufordern". (Guter Tipp: Wenn du Scheiße baust, immer zu mehreren! Und, was obendrein die Sache noch sicherer macht, was das Strafmaß betrifft: möglichst betrunken sein, wenn du Scheiße baust! Und nur, damit du Bescheid weißt: Ich habe ernsthaft nach einem Synonym für Scheiße bauen gesucht. Hallo, Mist bauen geht gar nicht!) Abschließend sagt Direktor Michael Schmitt, er wäre schon "sehr glücklich, wenn das Sägen nun ein Ende hätte." Ich kann nur zutiefst hoffen, dass da nicht wieder Schulen in katholischer Trägerschaft betroffen sind. Was da auch wieder an Kosten für neue Stühle entstehen!

So, genug in der Schlange gelebt! Ich war dran! Einfach schlechtes Timing von mir, Anfang Januar. Ich hab mir jetzt angewöhnt, und fahre jeden Tag mal zu unterschiedlichen Uhrzeiten vorbei, um zu schauen, wann es günstiger gewesen wäre. Gestern zum Beispiel, kein einziger wartender Mensch! Ich bin dann einfach mal spontan rein und habe mir in aller Ruhe, obwohl ich ja momentan gar keinen Bedarf habe. Weil, Anfang Januar hatte ich mich ja, nachdem ich gefühlt stundenlang vor meiner Auerberger Postfiliale angesessen hatte, aus aktuellem Anlass. Das ist ja immer ein Hantier, wenn die das Porto erhöhen! Ich habe noch etliche 60iger und 80iger- Briefmarken in der Schublade, die ich jetzt mit diesen 5-Cent- und 10-Cent-Ergänzunsmarken für Karten und Briefe aufpimpen muss. Immerhin, als Motiv keine alten Männerköpfe sondern Blumen, Phlox und Winterling.

Und gestern habe ich mir einfach mal sämtliche neuen Briefmarken zeigen lassen und so getan, als ob ich ernsthaft überlege, mit dem Briefmarken-Sammeln anzufangen.