Freitag, 15. Dezember 2017

Auf einen Cappuccino bei meinem Lieblingsdiscounter?

Schwuppdiwupp, eh du dich versiehst, kramst du schon wieder die guten Vorsätze raus, die du dann doch nicht umsetzt. Geht mir ja ebenso!
Seit Jahren zum Beispiel springt mich regelmäßig in der dunklen Jahreszeit in meinem SCHAUFENSTER die Werbung für die Ladies Night im Pflanzencenter an: Partystimmung und fetzige Tanzmusik zwischen Grabschmuck und Pflanzendekoration für den Advent. Oder Lustwandeln mit einem Gläschen Prosecco inmitten von Erika und der immergrünen Strauchveronika - hatte ich mir für dieses Jahr fest vorgenommen.

Was ich mir auch vorgenommen hatte - mich bei meinem Lieblingsdiscounter auf einen Cappuccino neben die Kasse zu setzen. Wie las es sich doch so schön in meinem SCHAUFENSTER? Eröffnung einer "Filiale der Zukunft": Das neue Einrichtungskonzept mit warmer Filialatmosphäre und klarer Warenpräsentation steht für einen weiteren Schritt in Richtung Zukunft. Zur Ausstattung gehören eine Coolbox mit Snacks und Getränken, eine Sitzgelegenheit hinter dem Kassenbereich und digitale Screens mit Informationen über aktuelle und kommende Angebote. Auch ein Kaffeeautomat ist Teil der neuen Ausstattung. Ich bin ehrlich, ich weiß nicht, ob ich das in meinem Alter trotz guten Vorsatzes noch hinkriege. Ich verbinde mit meinem Lieblingsdiscounter Abarbeiten einer Einkaufsliste und Rudelwühlen in Sonderposten. Ja, mein Lieblingsdiscounter war Kriegsschauplatz vieler Ellenbogenkämpfe um die richtige Konfektionsgröße in der richtigen Farbe. Und danach Anstehen - garantiert immer an der falschen Kasse - und den eigenen Einkauf nach hinten sichern. Da fällt mir bei der Gelegenheit ein, ich wollte schon immer mal bei Wikipedia reinschauen ...

Warentrenner heißen die Dinger. Was ich da wieder alles gelernt habe: Ein Warentrenner, auch Warentrennstab, -trennholz, -teiler, -separator, Kassentrenner, Kundentrenner, Warentrennbalken oder Kassentrennstab genannt, ist ein stabähnliches Gebilde von etwa 30 cm Länge, das in Supermärkten dazu benutzt wird, die auf dem Förderband eines Kassenarbeitsplatzes liegenden Waren verschiedener Kunden voneinander zu trennen.
Gebräuchlich sind Warentrenner in Gestalt gerader Prismen mit rechteckigen oder dreieckigen Grundflächen; auch Querschnitte von dreistrahlig sternförmiger Form sind verbreitet. Im niederdeutschen Sprachraum findet sich die Bezeichnung Miendientje (zu Deutsch in etwa "Meindeinchen" oder "Meins-Deins"), welches aus den niederdeutschen Wörtern mien und dien ("mein" und "dein") besteht. Das Wort umschreibt somit die Trennung der eigenen Waren auf dem Kassenband von der Ware eines anderen Kunden. Es wurde zudem im Jahre 2010 vom Institut für niederdeutsche Sprache (kurz INS) zum 'aktuellsten plattdeutschen Wort des Jahres' gekürt. In der Schweiz ist für den Warentrenner mit dreieckigem Querschnitt auch der Begriff Kassentoblerone verbreitet.

Mit dieser umfassenden Information wäre ich jetzt eigentlich schon zufrieden gewesen, hätte es nicht weiter geheißen: Handhabung, ein Warentrenner im Einsatz. Der Kunde entnimmt den Warentrenner einer schienenförmig entlang des Warentransportbandes verlaufenden Ablage und platziert ihn zwischen seinen Waren und denen seiner Vorgänger bzw. Nachfolger. Beim Kassierer angekommen, wird der Warentrenner von diesem wieder auf die Schiene gelegt und entgegen der Laufrichtung des Bandes zurück in Richtung der nachfolgenden Kunden geschoben. In der Schweiz erwarten Kunden gemäß einer nicht repräsentativen Umfrage, dass der vorherige Kunde den Warentrenner zur Trennung seiner Waren von denen des nächsten Kunden platzieren soll. In Deutschland dagegen ist es eher umgekehrt, dort platziert der nachfolgende Kunde den Warentrenner zur Abtrennung seiner Produkte von denen seines Vorgängers. Es gilt aber auch dort als Geste der Höflichkeit, den Warentrenner hinter die eigenen Waren zu legen.

Soll mir recht sein, dass mein Verhalten als Geste der Höflichkeit angesehen wird. Weil, ich bin ehrlich, bei mir hat das mit Höflichkeit auch nicht im Entferntesten etwas zu tun. Ich sichere mich einfach gerne nach hinten ab. Einfach den Rücken frei haben, darum geht's doch. Und je nachdem, wie der Typ hinter mir aussieht, lege ich auch gerne einmal zwei Warentrenner hinter meine Artikel. Einfach auf der sicheren Seite sein! Nicht, dass der hinter meinem Rücken meinen veganen Brotaufstrich mit seiner Schweinshaxe vertauscht, der Prolet!
Und dass ich da jetzt noch danach hinter dem Kassenbereich neben einem Kaffeeautomaten sitze und eine Tasse Kaffee genieße, während der sich womöglich neben mich setzt - ich kann's mir beim besten Willen auch nicht im neuen Jahr vorstellen!

Aber ich habe auch Vorsätze in die Tat umgesetzt. Einer meiner Vorsätze für das nun zu Ende gehende Jahr war zum Beispiel, mich den neuen Herausforderungen des Alltags zu stellen. Hab ich getan! Ich habe mich der Herausforderung gestellt und selbstständig, ganz ohne Hilfe, ein Paket in der Packstation meines Vertrauens zurückgegeben. Was hab ich mich darüber gefreut, vollkommen ohne Hilfe!

Apropos Kaffee und gefreut. Worüber ich mich auch sehr gefreut habe: Der Schornsteinfegermeister meines Vertrauens hat mir eine Kaffeetasse geschenkt! Und das Tolle daran ist, auf der Tasse steht "Schornsteinfegermeister" und darunter Vor- und Nachname meines Glücksbringers und zum Glück beide Telefonnummern, Festnetz und mobil. Solch ein Prachtexemplar fehlte mir gerade noch in meiner Sammlung! Womit ich bei einem weiteren Vorsatz bin - fürs kommende Jahr: Tassen ausmisten!

Mittwoch, 22. November 2017

Die Helene und der Ulrich - mein ganz persönliches Dreamteam

Kürzlich las es sich in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen: Fallstricke bei Hoverboards. Sie ähneln den schon länger bekannten Segways, verfügen aber über keine Lenkstange. Diese selbstbalancierenden Elektro-Einachser werden per Gewichtsverlagerung in den Füßen beschleunigt und gesteuert. Doch sind sie im Straßenverkehr auch erlaubt? Der ARCD klärt auf: "Hoverboards gelten laut Straßenverkehrs- Zulassungsordnung (STVZO) als Kraftfahrzeug. Sie sind also grundsätzlich zulassungspflichtig. Bisher können sie für den Straßenverkehr dennoch nicht zugelassen werden, da sie keiner Fahrzeugklasse zuzuordnen sind und Zulassungsvorschriften wie Sitz, Lenkung, Bremsen, Beleuchtung und Spiegel nicht erfüllen", sagt ARCD-Pressesprecher Josef Harrer. ( Wo Sie Recht haben, haben Sie Recht, Herr Harrer. Das ist mir auch schon aufgefallen, dass Boards im Allgemeinen keinen Sitz haben.) "Was heißt das für die Benutzer? Die Boards dürfen nur auf abgegrenzten, nicht öffentlichen Grundstücken benutzt werden. Sonst drohen eine Geldbuße und ein Punkt in Flensburg. Oft sind sich Käufer von Hoverboards und Co. nicht bewusst, dass sie mit der Nutzung im Straßenverkehr gegen das Gesetz verstoßen. So ein Board bräuchte eigentlich eine KFZ-Versicherung. Wegen mangelnder Zulassungsfähigkeit ist ein solcher Versicherungsschutz allerdings derzeit nicht möglich. Wer dennoch mit einem Elektrokleinstfahrzeug im Straßenverkehr unterwegs ist, macht sich strafbar. Sach- und Personenschäden muss der Nutzer außerdem aus eigener Tasche bezahlen, denn die private Haftpflicht greift in solchen Fällen nicht. Was viele ebenfalls nicht wissen: Kinder unter 14 Jahren dürfen solche Elektrokleinstfahrzeuge nicht fahren, da neben einer Pflichtversicherung auch ein Führerschein nötig ist. Wer ein Hoverboard nutzen möchte, sollte also unbedingt auf eigenen Grundstücken fahren. Sonst kann es gefährlich und teuer werden", rät Harrer.

Ob der Vater, der auf einem Hoverboard stehend den Kinderwagen schob, wusste, dass er sich so was von in der Illegalität fortbewegt? Und wenn ja, so was von ein schlechtes Vorbild für den Säugling! Wenn ich die Zeilen richtig verstanden habe, dann dürfte der mit seinem Hoverboard nur in seinem Garten über den Rasen hoppeln. Jetzt hast du so ein Gerät, machst darauf eine extrem coole Figur und keine Sau sieht dich - auch blöde. Oder anders: Wie uncool ist das denn bitteschön? Im Garten oder im Hinterhof, wo dich keiner sieht?
    
Apropos uncool. Ich komm deshalb drauf, weil, mit dem coolen Rüberkommen meinerseits auf der Feier meiner Tochter hat ja nicht wirklich geklappt. Ich hab für mich persönlich einfach noch mal bei Wikipedia reingeschaut, was cool denn eigentlich genau bedeutet. Und da heißt es: Der Begriff cool wird einerseits zur saloppen Bezeichnung einer besonders gelassenen oder lässigen, nonchalanten, kühlen, souveränen, kontrollierten und nicht nervösen Geisteshaltung oder Stimmung genutzt. Und andererseits ist cool als jugendsprachliches Wort zur Kennzeichnung von als besonders positiv empfundenen, den Idealvorstellungen entsprechenden Sachverhalten (ähnlich wie „geil“) gebräuchlich im Sinne von schön, gut, angenehm oder erfreulich. Zudem ist das Wort – je nach Milieu und Altersstufe – extrem vielseitig einsetzbar."

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hängt es immer vom Umfeld ab, ob etwas cool oder uncool ist. Wie wahr! Neulich zum Beispiel waren mein Traummann und ich bei ganz, ganz dolle lieben Freunden eingeladen. Und wie wir so in netter Plauderrunde zusammensitzen, merke ich an, dass ich zu Helene Fischer gehe. "Wohin gehst du?" "Zu einem Konzert von Helene Fischer." Totenstille. Heißt nicht, dass allerseits überlegt wurde, wer denn nun diese Dame sei. Nein, bedeutete, dass man genau wusste, um wen es sich handelte. Nach wenigen Sekunden hatte man sich gefangen und dann, als ob man sich vergewissern wolle, als ob mein Traummann die Situation retten könne, die Frage: "Jochen, gehst du mit?" "Nein." Ich hatte den Eindruck, wäre mein Traummann mitgegangen, mein Fauxpas wäre vielleicht gerade noch mal so durchgegangen. So aber distanzierte der Geliebte sich öffentlich von mir. Kein "Leider schon alles ausverkauft, bis auf diesen einzigen Platz",  keine spontane Solidarität wie " Sind wohl auch tolle Tänzer von Circe du Soleil dabei" oder "Fünf Konzerte  hintereinander in der Lanxess-Arena, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen". Nein, nur ein Nein. (Ich bin ehrlich, nach fast einem halben Jahrhundert kamen mir erstmalig Zweifel, ob dies wirklich mein Traummann war.) Was es wohl für sich hatte, dass ich so vollkommen alleine dastand. Der Abend war gerettet, die Schieflage behoben. Denn es war doch so was von offensichtlich. Man hatte sich vergewissern wollen, dass in diesem Raum nur eine Person saß, die, nun ja, ein wenig aus der Art geschlagen ist. Es ist nicht cool, auf ein Helene-Fischer Konzert zu gehen. Anderenorts wurde ich gefragt, ob das Ticket mir geschenkt worden sei. Dabei schwang keinesfalls mit, um was für ein tolles Geschenk es sich denn dabei handele. Sondern vielmehr Mitleid, dass man sich ja seine Geschenke nicht aussuchen könne

Und wo ich gerade beim Coolen bin. Ich fand die Aktion vom Ulrich Kelber toll. Vor der Bundestagswahl fuhr ich morgens mit dem Rad über die Victoriabrücke - vorbei an drei in einigen Metern Abstand hintereinander stehenden jungen Menschen, die Plakate hochhielten. Auf dem ersten Plakat stand: Bonn ist doch schön, oder? Auf dem zweiten: Dann nicken Sie doch mal! Das dritte fragte nach günstigem Wohnraum. Und dann stand da der Herr Kelber, im Regen, stand da und wartete, dass man ihn ansprach. Das hat mir gut gefallen! Ich habe extra gewendet und bin noch mal dran vorbeigefahren und habe ganz dolle genickt. Ich schreib deshalb darüber erst jetzt, nach der Bundestagswahl, damit es nicht heißt, ich hätte die Wahlen manipuliert. Ich wollte nicht den Fehler machen und in dieselbe Ecke wie der russische Geheimdienst gestellt werden, von wegen Wahlmanipulation - bei den Menschenmassen, die meinen Blog lesen.

Apropos Fehler. Wenn ich in meinem Leben etwas noch mal anders entscheiden könnte, ich ginge zu allen fünf Konzerten! 

Mittwoch, 1. November 2017

Gänseblümchen für den Verstand - kein Witz!

Wikipedia: Ein Pop-up (von englisch to pop up, „plötzlich auftauchen“) ist ein Element einer grafischen Benutzeroberfläche. Typischerweise „springen“ Pop-ups auf und überdecken dabei andere Teile der Benutzeroberfläche.
Wie ich so inmitten Pop-up-Luftmatratzen und Pop-up-Zelt im Garten auf dem Rasen lag (zur Erinnerung, ich hatte mich wochenlang nur von Kirschen, Gurke und Wassermelone ernährt und mir obendrein abends Hochprozentiges ...), sprangen da so was von zusammenhangslos Bildschirmfenster in meinem Kopf auf. In meinem Fall wurde da jetzt gar nichts überdeckt, da gab es nur gähnende Leere auf der Gehirnoberfläche.
Mein Blick fiel auf unseren Komposthaufen. Da tauchte plötzlich der kleine Artikel "Kompostieren im eigenen Garten" meines SCHAUFENSTERS vor meinem geistigen Auge auf, poppte quasi auf. Dort hieß es, Bonner Gartenbesitzer könnten ab sofort von einem neuen Beratungsangebot der bonn-orange profitieren. Geschulte ehrenamtliche Kompostberater informieren Interessierte über die Möglichkeiten, selbst im Garten zu kompostieren. So könne aus Garten- und Bioabfall leicht wertvoller Humus selbst erzeugt werden. Der eigene Kompost verbessere die Bodeneigenschaften und führe wichtige Pflanzennährstoffe zurück in den Kreislauf.
Ich hatte ein Ziel, für das es sich zu leben lohnte. Wenn ich je wieder zu Kräften kommen sollte, würde ich ehrenamtliche Kompostberaterin. Ich hoffte zutiefst, dass die bewusst das generische Maskulinum verwendet hatten und auch Frauen als Ehrenamtliche zuließen. Und wenn ich dann demnächst schon mal am beraten wäre, gäbe es auch gleich noch einen Tipp gratis obendrauf, den ich selbstredend auch aus meinem SCHAUFENSTER habe. Der Praxistipp lautet: Schutzhandschuhe nur so lange tragen, wie es nötig ist, und bei der Arbeit die Stulpe am Ende umklappen. Denn Handschuhe nützen nichts, wenn bei der Arbeit die Flüssigkeiten, vor denen man sich schützen will, am Arm herunter oder gar in den Handschuh laufen. Wieder einer dieser genialen Tipps, die mir mein Leben so was von erleichtern! Ich mein, man riechts ja auch meilenweit gegen den Wind, wenn in der Straße die grünen Tonnen geleert wurden. Dieses Pflanzliche in unterschiedlichen Verwesungsstadien. Wenn du da mit den Handschuhen jetzt mit Kompostieren zugange bist und dir die Suppe in die Ärmel hoch bis zu den Achseln läuft.

Apropos laufen. Wenn ich eins im Moment so was von nicht konnte, dann war es laufen. So schlapp fühlte ich mich. Und wie ich da so erschöpft auf dem Rücken im Gras lag, zwischen all den Gänseblümchen, poppte der Artikel meines SCHAUFENSTERS über Selbige auf. Kaum jemand wisse, dass man die Blüten der Gänseblümchen gut essen könne. Sie eignen sich als Beigabe zum Salat oder als Verzierung auf einer leckeren Suppe und schmecken auch in einem herzhaften Quark. Man könne sie auch in Öl dünsten und damit viele Speisen verfeinern. Gänseblümchen haben aber nicht nur einen leckeren, leicht nussigen Geschmack, sondern sind auch sehr gesund, denn sie enthalten viel Vitamin C, Magnesium und Eisen. Außerdem könne man aus den Gänseblümchen einen gesunden Tee aufgießen und eine wundheilende Salbe machen. Weiter hieß es, dass den kleinen Gänseblümchen früher von den Menschen magische Kräfte nachgesagt wurden. So dachte man beispielsweise, dass eine Gänseblümchenkette, die man um den Hals trägt, Glück und Verstand bringen würde. Was soll ich sagen, die Gänseblümchen haben mich gerettet. Im Liegen habe ich mich über sie her- gemacht und bin wieder zu Kräften gekommen.

Als ich dann wieder einigermaßen aufrecht stehen konnte, habe ich sofort diese Salbe zubereitet und auf die Stellen geschmiert, die ich mir vom tagelangen Liegen auf dem Rasen wund gelegen hatte. Was aber auch ein toller Tipp war - und vor allem so was von neu für mich: Gänseblümchen-Eiswürfel. Man gebe in die Eiswürfelform in jedes Fach zusammen mit Wasser ein Gänseblümchen mit hinein und lege die Form wie gewohnt ins Eisfach. Ich hab das sofort ausprobiert und es sieht so was von toll aus. Mal etwas ganz Neues, für mich.

Apropos neu. Was auch ganz neu für mich war, war folgender Witz: wäre, wäre, Fahrradkette. Ich dachte, es sei ein Witz - und war von meiner Tochter auf deren Geburtstagsparty eingeladen. Na ja, und da wollte ich als Mutter mal ganz cool rüberkommen und habe diesen Witz gebracht. Was jetzt nicht wirklich witzig war, die jungen Leute wussten gar nicht damit umzugehen - mit dem Witz und der alten Frau. Weil, die sind halt ab und an im Internet unterwegs und haben mir dann erzählt, dass das kein Witz sei. Dass dieser Spruch von Lothar Matthäus und schon ein wenig länger bekannt sei. Wenn ich den ganzen Abend über einfach meinen Mund gehalten hätte, einfach nur freundlich gelächelt hätte, ich wäre weitaus cooler rübergekommen: hätte, hätte, Fahrradkette. Ich kann dem Lothar nur dringend raten, nur noch mit Gänseblümchenkette um den Hals aus dem Haus zu gehen, ob des Verstandes.

Ich für meinen Teil trage seit Neuestem jedenfalls eine um den Hals und zusätzlich einen Gänseblümchenkranz auf dem Kopf. Weil mein SCHAUFENSTER schreibt, dass ich mit Selbigem auf dem Kopf nicht von einer Fee entführt werde. Und nächstes Jahr werde ich die ersten drei Gänseblümchen, die ich im Frühjahr entdecke, essen, damit ich das ganze Jahr vor Krankheiten geschützt bin. So stand es geschrieben in meinem ...


Wovor ich jetzt noch Angst habe. Ich hoffe zutiefst, dass meine Nachbarschaft ob der Gemengelage in meinem Garten, ob dieser vollkommen unübersichtlichen Situation an materiellen und immateriellen Pop-ups, sich nicht nachgerade in ihrem ästhetischen Empfinden gestört fühlte, und da jetzt noch eine Klage auf mich zukommt.

Mittwoch, 4. Oktober 2017

Pop-down - wäre auch mal eine Idee

"Vor dem Urlaub langsam zur Ruhe kommen", so las es sich in meinem SCHAUFENSTER. Wer bei der Arbeit unter großem Druck stehe, werde häufig im Urlaub krank. Die Anspannung im Beruf bringe den Organismus dazu, Reserven bereitzustellen, erklärte Psychologe Roland Raible. Fällt die Belastung weg, müsse sich der Organismus nicht mehr anstrengen. Der Körper ist dann anfälliger, die Widerstandskraft schwächer. Das kann sich mental, aber auch körperlich auswirken. "Die Leute machen sich, wenn sie entspannen, gewissermaßen frei für Krankheiten." Vorbeugend rät der Psychologe, regelmäßig Pausen bei der Arbeit einzulegen und nicht stundenlang am Stück durchzuarbeiten. Wer verreist, sollte sich davor Zeit geben, langsam zur Ruhe zu kommen. Starker Stress bis unmittelbar vor einer langen Autofahrt oder einem Flug sei nicht gut für den Körper.

Ich wusste das gar nicht, dass außer mir so viele Menschen mein SCHAUFENSTER lesen. Weil, ich hab mich natürlich schon des Öfteren gefragt, dieses einige Stunden einfach mal Durcharbeiten kommt ja zunehmend für den ein oder anderen nicht mehr in Betracht. Da waren die einfach viel früher besser informiert als ich. Ich werde mich da jetzt natürlich auch dran halten. Was jetzt natürlich blöde ist, wenn du im Schuldienst arbeitest: Kaum sind die Sommerferien zu Ende, da muss ich quasi schon nach zwei Wochen wieder damit anfangen, längere Arbeitspausen einzulegen. Sonst schaffe ich das ja nicht bis zum Herbstferienanfang. Und so setzt es sich ja fort. Und wenn dann nach den Osterferien der Mai mit seinen Feiertagen und Brückentagen kommt. Wenn ich es mir recht überlege, lohnt es sich nach den Osterferien eigentlich überhaupt nicht mehr, den Schulalltag wieder aufzunehmen.
Wie gesagt, ich wusste das gar nicht, dass ich schon viel früher mal hätte einen oder zwei Gänge runterschrauben sollen. Wobei, wenn ich offenen Auges, also in meinem Umfeld, wenn man's weiß. Ich hätte da auch selbst drauf kommen können, wo sich doch so viele Menschen daran halten, nicht allzu lange an einem Stück zu arbeiten, um dann übergangslos in den Urlaub zu gehen. Womit ich jetzt meine Probleme habe, ist mit der Phrase "wohlverdienter Urlaub".

Apropos Urlaub und Ferien. Für meinen Urlaub im kommenden Jahr habe ich schon einmal das ein oder andere Utensil käuflich erworben. Also was sich in dem Bereich ja getan hat. Letztes Jahr habe ich doch tatsächlich meinen Flieger verpasst, weil ich zu lange bebraucht habe, mich in die immer größer werdende Produktpalette von Sonnenschutz-Produkten einzuarbeiten. Ich bin ja zu einer Zeit herangewachsen, als Sonnenstrahlen noch keinen Hautkrebs verursacht haben. Gut, taten sie schon, aber es hatte sich so noch nicht herumgesprochen. Als dann aber von wissenschaftlicher Seite durchsickerte, das mit dem Hautkrebs, hat sich der ein oder andere mit Sonnencreme eingerieben, Ich auch. Ja, und dann hatte ich es letztes Jahr, dass ich, verdammt noch mal, wie sollte ich aber auch. Man kann's keinem erzählen. Andere kaufen sich zum Zwecke der Selbstverteidigung Pfefferspray, ich hab mir dermaßen die Sauerei ins Auge gesprüht bei dem Versuch, die Creme aus dem Behältnis zu drücken. Woher sollte ich denn aber auch wissen, dass es mittlerweile Sonnensprays gibt.

Was ich aber eigentlich erzählen wollte, ich habe für den nächsten Sommerurlaub mein Equipment aufgestockt. Das war aber auch so was von verlockend! Die neue Zauberformel lautet Pop-up. So was von im Kommen, ach, was sag ich, angekommen. Egal ob Luftmatratze, Schlafsack oder Strandmuschel, alles Pop-up. Habe ich alles sukzessive bei meinem Lieblingsdiscounter erstanden. Zu der Strandmuschel hatte es in meinem Werbeblättchen geheißen: Pop-up-Strandmuschel, sekundenschnell aufgebaut - einfach auspacken und werfen, entfaltet sich von selbst. Da soll einer nicht schwach werden! Ich habe dann auch das gesamte Equipment im Garten einmal ausprobiert. Was jetzt aber das Blöde war, gut, es stand auch nicht drin. Mein Werbeblättchen hatte mir tatsächlich nicht versprochen, dass das Einpacken genau so einfach gehen würde. Wie kriegst du jetzt die Sachen wieder so eingepackt, dass du sie transportieren kannst? Bei mir braucht's Minimum einen 7,5-Tonner, wenn ich mich nächstes Jahr in den Urlaub aufmachen will. Ans Fliegen brauch ich erst gar nicht zu denken. Ich hab da Tage im Garten zugebracht, mit viel Körpereinsatz. Und das, wo es mir gesundheitlich nicht gut ging, weil ich ja viel zu spät mit dem Nichtstun während der Arbeitszeit angefangen hatte.

Was wohl aber auch noch hinzukam, dass ich mich körperlich so was von schwach fühlte. Ich hatte in meinem SCHAUFENSTER den netten, kleinen Artikel "Kirschen: Gesunde Schlankmacher" gelesen. Der Sommer sei auch die Zeit der Kirschen. Doch Kirschen seien nicht nur ein wohlschmeckender, aromatischer und frischer Genuss - sie seien zudem reich an gesundheitsfördernden Wirkstoffen. Die roten Früchte enthalten die Vitamine A, B1, B2, B6 und C sowie die Mineralien Kalzium, Magnesium, Mangan, Phosphor und Eisen. All diese Nährstoffe kommen zum Beispiel dem Aufbau von Knochen und Zähnen zugute. Die Früchte bestehen zu mehr als 80 Prozent aus Wasser, daher gelten sie zu Recht als "Schlankmacher". 100 Gramm von diesem Obst weisen gerade einmal rund 55 Kilokalorien auf. Aufgrund all dieser positiven Eigenschaften würden Kirschen häufig als eine Art Alleskönner gelobt: Sie schmecken gut, sie sind sehr gesund und machen obendrein nicht dick. Was will frau mehr?

Was jetzt wirklich blöde war. Ich hab halt außer Kirschen nur noch Gurken und Wassermelonen gegessen. Und das hab ich schon bemerkt. Was nutzt es dir, dass die Kirsche deine Knochen gut versorgt, wenn du so schwach bist, dass du dich gar nicht mehr aufrappeln kannst. Was auch noch erschwerend hinzukam, in dem Artikel hatte es geheißen, dass sich aus weichfleischigen Süßkirschensorten ansprechende Kirschwasser brennen lassen. Kein Wunder, dass ich den ganzen Sommer über inmitten meines upgepoppten Equipments auf dem Rasen liegend verbracht habe, im Delirium: tagsüber nur Wassermelone, Gurke und Kirschen und abends Hochprozentiges. 

Mittwoch, 13. September 2017

Sichtschutz als Selbstschutz

Ich hatte es wirklich in Betracht gezogen. Weil, als ich nach zwei Wochen Urlaub nach Hause kam, lagen da die allseits bekannten Briefkasten-Häufchen: ein recht ansehnlicher Stapel Sekretariat, ein gigantischer Berg Werbeblättchen, eine Ansichtskarte und zwei SCHAUFENSTER. Und weil der Stapel Sekretariat ein hübsches Sümmchen an Arbeit versprach, wollte ich. Zumal ich beim flüchtigen Durchblättern durch die Überschrift "Balkonien ist kein rechtsfreier Raum" darin bestärkt wurde, nichts Wesentliches zu verpassen. Ob auf dem Balkon oder im Garten alles erlaubt sei, was gefalle, ohne Rücksicht auf andere? Selbstredend nicht! Und dann die Lettern "Grillen: Wenn der Rauch für Zunder sorgt" und "Ruhestörung: Wenn die Nacht zum Tag wird": Hallo, das wissen wir jetzt aber!

Ich fühlte mich so was von ermutigt, meine angelaufenen SCHAUFENSTER ungelesen wegzuschmeißen, blieb dann aber an den Worten "Sonnenbaden: Wenn wenig Stoff viel Ärger macht" hängen: Gegen ein vollkommen geruchs- wie geräuschneutrales Sonnenbad auf dem Balkon oder der Terrasse könne aber wohl keiner etwas einzuwenden haben? Solange ich alle Körperteile bedecke, an denen andere Anstoß nehmen könnten, stehe dem nichts entgegen, schränkte der Rechtsanwalt ein. Wer hingegen eine nahtlose Bräune bevorzuge, solle sie sich entweder an besser geschützten Orten als dem Balkon oder Garten holen oder einen entsprechenden Sichtschutz anbringen. Andernfalls könnte - zumindest bei schamhaften Nachbarn - schnell ein Bußgeld drohen. Ich schließe aus diesen Zeilen, dass es diese Fälle schon gegeben hat. Und meine jetzt nicht die Personen, die sich in ihrem Garten oben ohne sonnen. Sondern die Nachbarn, die sich daran stören. Zu meiner Zeit (als ich eine junge Frau war) war es vollkommen in Ordnung, sich im Freibad auf der Decke oben ohne zu sonnen. Das ist heute undenkbar! Stattdessen muss heute mein Nachbar damit einverstanden sein, dass ich mich auf meiner Terrasse oben ohne sonne? Auf der anderen Seite sehe ich im Straßenbild immer häufiger Mitmenschen von unfasslicher Leibesfülle mit so was von drallen Popos in knatschengen, hauchdünnen Leggings - ohne entsprechenden Sichtschutz für mich, wie der Anwalt sich ausdrückt. Was für eine verkehrte Welt - für mich!

Und wo ich gerade beim Sichtschutz bin. Las ich doch neulich in meinem SCHAUFENSTER "Jeder Dritte wäscht sich nicht die Hände": Bei der Handhygiene scheine es hierzulande Nachhilfebedarf zu geben. Das zeige eine repräsentative forsa-Umfrage. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage sei, dass sich besonders viele Menschen vor bestimmten Gegenständen im öffentlichen Raum ekeln. Aus hygienischen Gründen (aus welchen auch sonst?) ist 87 Prozent der  Befragten die Berührung mit öffentlichen Toiletten besonders unangenehm. Knapp jeder Zweite fasst Haltegriffe in Bussen und Bahnen sowie Handläufe von Rolltreppen und Treppengeländer ungern an. Auf der Ekel-Skala folgen Griffe an Einkaufswagen mit 37 Prozent vor Tastaturen an Geldautomaten mit 28 Prozent. Auffällig sei, dass Frauen sich durchgängig häufiger ekeln als Männer.

Ja, und so möchte ich als Frau der Ekel-Skala meinen persönlichen Favoriten hinzufügen. Früher bot mir mein Lieblingsdiscounter Erdbeeren und Kirschen abgepackt an. Heutzutage liegen die Kirschen lose und jeder darf sich die gewünschte Menge selbst mit einem Schäufelchen portionieren. Erst neulich habe ich mir wieder zwei Schäufelchen Kirschen gegönnt. Und was macht die Vollpfostin neben mir? Sie drückt auf den Kirschen herum, bevor sie dann mit der Hand (!) Kirschen in ihre Tüte packt, wohlweislich nicht die, die sie vorher bearbeitet hat. Ich habe mich so was von nachgerade geekelt. Zuhause habe ich meine Kirschen so lange unter kochend heißes Wasser gehalten, bis sie verbrannt waren. Hallo, selbst wenn das Obst einwandfrei ist, wenn aber jeder Tuppes seinen schmutzigen Fingernagel in die Schale bohrt, um den Reifegrad zu prüfen - nachgerade ekelig! ("nachgerade"  - ein Wortakrobat meines SCHAUFENSTERS hat mir mal wieder ein tolles Wort zur Adoption geliefert!)

Wo wir gerade bei Hygiene sind. Neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen: "Reisetipps für gute Mundhygiene. Zahnbürste und Zahnpasta gehören so selbstverständlich ins Reisegepäck wie Geldbörse, Scheckkarte und Personalausweis. Doch reichen Zahnbürste und Zahnpasta für eine gute Mundhygiene unterwegs tatsächlich aus?" Und schon stand mir der Angstschweiß auf der Stirn. Auf Reisen könnten sich die Bedingungen für die Ausbreitung von Bakterien stark von denen im Alltag zu Hause unterscheiden. So fördere feuchtwarmes Klima die Ausbreitung von Keimen. Ein Tipp zur Verhinderung von Infektionen an Zahnfleisch und im Mund sei, die Zahnbürste nicht mit anderen zu teilen, um die Übertragung von Infektionskrankheiten zu vermeiden. Und nachgerade spüre ich die Mundfäule. Auf unserer letzten Fahrradtour stellte ich nämlich am ersten Abend fest, dass ich meine Zahnbürste vergessen hatte, und hab deshalb die Bürste meines Traummannes, ich darf gar nicht drüber nachdenken!
Ich hab mir zwar am nächsten Tag eine eigene gekauft, aber weiter hieß es in dem Artikel: "Zahnbürste nach dem Putzen an einem offenen Ort stehen lassen, damit sie rasch trocknet, denn auf feuchten Bürsten breiten sich Keime schneller aus." Und wieder ekele ich mich nachgerade, weil, hallo, auf unseren Fahrradtouren radeln wir jeden Tag weiter. Ich mag gar nicht daran denken, weil neulich hatte mein Traummann von wegen effizienter Platzausnutzung die Zahnbürsten kurzerhand in seine Turnschuhe gesteckt und dann in eine Plastiktüte.

Ich hätte vielleicht doch die beiden während des Urlaubs angesammelten SCHAUFENSTER ungelesen wegschmeißen sollen, rein aus Selbstschutz. Dann könnte ich mich jetzt weiterhin ohne Unrechtsbewusstsein auf meiner Terrasse oben ohne sonnen und wäre nicht total auf meine Mundschleimhaut fixiert.


Mittwoch, 23. August 2017

Wo wir gerade beim Thema sind

Mir ist das jetzt zu blöde. Seit Wochen versuche ich, natürlich ist das immer schöner mit toller Überleitung ...
Natürlich ist das unmöglich, wenn du in der Runde sitzt, ein angeregter Austausch über Urlaube im Gange ist und du dann einwirfst: "Apropos Kreuzfahrten, ich hatte letztens meine Darmspiegelung." So ganz ohne Überleitung geht das nicht. Beim besten Willen, du kannst nicht das Wörtchen apropos voranschicken und hoffen, dass es passt. Und wenn alle über ihre Erfahrung bei der Darmspiegelung sprechen und du einwirfst "Wo wir gerade bei Spiegelungen sind, letztens war ich auf einer Kreuzfahrt im Mittelmeer, traumhaft, wie sich abends der Sonnenuntergang im Wasser spiegelte" geht das auch nicht. Zumal das vollkommen andere Themen sind. Ich hab mal bei Wikipedia reingeschaut und da stand: Das Wort Apropos [aproˈpo:] bezeichnet eine aus dem Französischen (à propos = „zu dem Vorgebrachten“) stammende Formulierung, um eine Aussage mit – meist nicht sofort erkennbarem – Bezug zum aktuellen Gesprächsthema anzukündigen (etwa: „wo wir gerade beim Thema sind…“).

Ich hab das neulich versucht, mit dem Thema, das mir so was von am Herzen liegt. Selbst die bei Wikipedia sprechen ja von einem Bezug, der meist nicht sofort erkennbar ist. Und in meinem Blog erwähnte ich den fulminanten Trinkwasserspender auf dem Bonner Marktplatz. Eigentlich wollte ich dann (apropos Spenden) aufs Münster zu sprechen kommen, für das ich als Steinpatin einen Stein gespendet habe. Wollte dann (apropos Münster) auf die zukünftigen Bonn-Besucher hinweisen, die demnächst vor verschlossenen Pforten stehen. Und (apropos Besucher) neulich las ich in meinem Hotelzimmer folgende Information meines Hotels: "Die anderen Gäste zuliebe ..." So war der Plan. Ich hab das dann aber gelassen, wirkten zu konstruiert, die Überleitungen. Überleitungen müssen ein gewisse Leichtigkeit haben. Bei total unterschiedlichen Themen allemal. Aber auch beim selben Thema kannst du nicht, es muss einfach schon irgendwie passen. Wenn in der Runde gerade eine ihr Herz ausschüttet, dass ihr Sohnemann zum dritten Mal die Klasse acht der Hauptschule wiederholt, kannst du auch nicht sagen: "Wo wir gerade beim Thema Schule sind, mein Sohn hat ein Abi mit 0,7 hingelegt." Selbst wenn's thematisch passt, kann's vollkommen unpassend sein.

Oder die Nachbarin, Alter irgendwo zwischen 70 und 80,  erzählt dir unter Tränen, dass ihre Mutter kürzlich im Alter von 105 Jahren gestorben ist. Und auf dein Nachfragen erfährst du, dass die Verstorbene bis zum Schluss noch so was von geistig fit war und friedlich eingeschlafen ist. Ja, ich geb zu, es fällt einem schwer, herzliches Beileid zu wünschen. Vielmehr möchte man die alte Waise beglückwünschen, dass die Verblichene keinen Krebs hatte, nicht an Demenz litt und keine Schmerzen hatte, als der liebe Gott sie zu sich rief. Was aber auch noch hinzukommt, du bist unter Zeitdruck. Trotzdem, da kannst du nicht sagen: "Apropos Geist aufgeben. Ich habs was eilig, mein Fliesenwischer hat nämlich seinen Geist aufgegeben. Gott sei Dank bietet mein Lieblingsdiscounter aber gerade diese Woche aktuell Bad- und Fliesenwischer nebst zwei Ersatzbezügen für den Fliesenwischer feil. Ich hoffe, dass ich noch einen bekomme. Schönen Tag noch." Selbes Thema, Geist aufgeben, aber total daneben! Gute Überleitung geht anderes.

Ganz ohne Überleitung: Früher gabs in meinem SCHAUFENSTER die Rubrik "Leserbarometer, die Frage der Woche". Hab ich immer gern gelesen. Wenn's das noch gäbe, hätte ich die vom SCHAUFENSTER gebeten, sich doch bitte einmal folgender Thematik zu widmen. Was mich nämlich tierisch ärgert: Wenn mein Traummann und ich auf unseren Fahrradtouren unterwegs sind, machen wir uns immer recht früh morgens auf. Und weil für meinen Traummann der Tag mit einem Frühstück beginnt, buchen wir immer die Übernachtungen  mit Frühstück und frühstücken um 7:00. Weder ist für mich das Frühstück der Inbegriff von Urlaub, noch regt sich um diese Uhrzeit in meinem Inneren ein Gefühl, das ich im weitesten Sinne, wenn schon nicht Hunger, so doch Appetit nennen könnte. Aber was tut frau nicht alles für ihren Traummann. Und so sitze ich dann ihm gegenüber und bemühe mich, wenigstens ein Brötchen zu mümmeln. Weil ich aber weiß, dass mich der Hunger am späten Vormittag einholen wird, schmiere ich mir ein zweites Brötchen und nehme es, eingewickelt in eine Serviette, aus dem Frühstücksraum.

Was jetzt mein Problem ist, und da habe ich bis jetzt auch noch keinen Verhaltenstherapeuten gefunden, der mir da weiterhelfen kann. Was jetzt mein Problem ist, ich komme mir dann immer vor wie ein Schwerstverbrecher, wie der mieseste Bodensatz in der Verbrecherhierarchie. Erst neulich las es sich in einem Hotelzimmer in Südlohn folgendermaßen: "Die anderen Gäste zuliebe bitten wir Sie, keine Speisen und Getränke aus dem Frühstücksraum mitzunehmen". Abgesehen davon, dass es "den anderen Gästen zuliebe" heißen muss, warum habe ich gerade in Hotels, wo ich für das Frühstück einen stolzen Preis bezahle, immer das Problem, dass ich mich dermaßen schlecht fühle, wenn ich mein Brötchen raus schmuggle? Dabei gibt es zunehmend immer mehr liebe Mitmenschen, die vertilgen zum Frühstück im Frühstücksraum so viel wie ich nicht in einem ganzen Jahr. Da könnte doch dann auch ein großes Plakat hängen, auf dem steht: Unserer Preisgestaltung für das Frühstück liegt ein durchschnittlicher, unter medizinischem Gesichtspunkt, gesunder, maßvoller Verzehr von Lebensmitteln zugrunde. Da lob ich mir doch solche Übernachtungen wie neulich in einem Privathaus in Ahaus. Dort bekamen wir unser Frühstück aufs Zimmer serviert. Alles, was auf dem Tablett lag, war nur für meinen Traummann und mich. Ich werde jetzt verstärkt mal einen Verhaltenstherapeuten suchen, der das mit mir durchzieht, dass ich mit einem geschmierten Brötchen hoch erhobenen Hauptes den Frühstücksraum verlasse.

Mittwoch, 2. August 2017

Es wird zunehmend enger für das männliche Ego

Endlich Sommerferien - und der Wasserwagen der Stadtwerke Bonn lädt uns zu einem erfrischenden Glas Wasser auf dem Münsterplatz ein. Wobei, ich hab mich letztens gefragt, ob der da eigentlich jeden Tag steht. Ich hab schon mal gedacht, ob die das demnächst einstellen, mit dem Wasserwagen, jetzt, wo auf dem Marktplatz der Trinkwasserspender eingeweiht wurde. Was ich persönlich jetzt nicht toll fände. Ich wähl nämlich immer, man kann ja mit oder ohne Gebitzel, mit oder ohne Bläschen im Wasser, und ich wähle immer mit Bläschen. Vielleicht brauchen die demnächst aber auch den Stellplatz für die neuen Steine fürs Münster. Apropos Münster und Blasen. Selbst wenn der Wagen dort demnächst rund um die Uhr steht, ich komm da lange nicht mehr hin. Ich hab so was von Blasen an den Füßen. Seitdem ich wusste, dass das Münster für Jahre schließt, bin ich natürlich täglich in Selbiges. Hab jede Führung mitgemacht, bis die Führer sich von mir schon gestalkt fühlten und mir mit Hausverbot gedroht haben. Was mich natürlich nicht im Geringsten abgehalten hat, weil ja eh jetzt für alle das Hausverbot gilt. Von mir aus kann's jedenfalls jetzt mit den Bauarbeiten losgehen, ich habe fertig mit dem Münster.
Sommerferien, Zeit der Entspannung, neue Kräfte sammeln, den Stress hinter sich lassen. Früher hieß das für meinen Traummann und mich auch mal ein Stündchen länger morgens schlafen. Die Zeiten sind vorbei. Zum einen wegen der senilen Bettflucht, zum anderen aber auch. Wir zwei Hübschen machen uns ja dann mit dem Rädchen auf. Und je später wir uns aufmachen, desto mehr Mensch ist unterwegs: der Rennfahrer im feschen Ganzkörperkondom, der dir beim Überholen die Haut vom Ellenbogen abschmirgelt. Die älteren Herrschaften, die in ihrem Leben noch nie Fahrrad gefahren sind, sich aber im hohen Alter von jetzt auf gleich auf ein E-Bike gesetzt haben. Der Hund und sein Herrchen, beide in trauter Eintracht nebeneinander. Was nicht weiter stören würde, wären die beiden nicht durch eine Hundeleine miteinander verbunden, die sich quer über die gesamte Wegesbreite spannt. Und dann die fußläufigen Mitmenschen, die als Großgruppe allen Ernstes der Meinung sind, alle miteinander nebeneinander promenieren zu dürfen. Und was neulich vor mir herfuhr: ein Mann mit Kinderwagen. Was jetzt so nichts wirklich Spektakuläres wäre, hätte er nicht ...

Ich mein, als Mann wird's ja zunehmend schwerer mit deiner Daseinsberechtigung. In allen Bereichen. Im Beruf sowieso, ich sag nur Frauenquote. Aber auch sonst wird's zunehmend enger. Weil, was kann ein Mann, ein deutscher Mann wirklich gut? Fällt mir jetzt als erstes das Autofahren ein. Aber wenn ich das richtig verstanden habe und das mit der Technik so weitergeht, fährt sich ja ein Auto bald von selbst und parkt sich selbst ein. Das wären ja in der Konsequenz paradiesische Zustände auf der Autobahn. Das tut mir schon leid für das männliche Ego. Keine Lichthupe, kein zu nahes Auffahren, kein Abdrängen von der Straße, kein Reinquetschen vor mir, nur weil ich einen Meter Sicherheitsabstand zum Auto vor mir habe.
Was die meisten Männer Gott sei Dank aber auch noch gut können: Grillen. Und das können die deshalb so gut, weil sie es ganz häufig machen. Zu meiner Zeit (denken muss man sich ja bei dieser Phrase so etwas wie "als ich noch jung war" oder "als du selbst schuld warst, wenn du eine Fünf geschrieben hattest, und nicht dein Lehrer"), zu meiner Zeit hast du nur im Sommer gegrillt. Das Wort Wintergrillen gab's damals noch nicht. Wenn heutzutage irgendwo im Universum Außerirdischen das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters per Zufall in die Hände fiele, es gibt nur ein Thema: Grillen. Vom Gasgrill Silverline, 3-flammig,  über den Säulengrill bis hin zum Campinggrill "Explorer" und den Grill- und Feuerkorb. Und auf den Bildern hantiert immer ein Mann am Grill! Und da bin ich jetzt ehrlich, in meinen Mantel komm ich im Zweifelsfall von alleine rein, aber ein auf den Punkt gegrilltes Kotelett, da bin ich so was von unemanzipiert. Zumal ja auch in so einem Kotelett viel Zeit hinter dem Grill steckt. Aber auch hier ist ja der Fortschritt am Start. Gibt es doch, wie ich meinem Werbeblättchen entnehme, das "BBQ Premium" Funk-Grillthermometer mit den fünf Garstufen rare, medium rare, medium, well, und well done und Timer mit Alarmfunktion bei Erreichen der Zieltemperatur. Und da fiel mir auch wieder der Artikel in meinem SCHAUFENSTER ein: Immer beliebter werden digitale Grillthermometer. Die kleinen Geräte verfügen über Temperaturfühler, die direkt am Fleisch befestigt werden. Via Bluetooth übermitteln die Thermometer den aktuellen Garzustand an ein Smartphone oder Tablet. Der Vorteil: Grillmeister müssen nicht mehr durchgehend am Grill stehen, um den Zustand des Fleisches zu kontrollieren. Insbesondere für Technikfans eine tolle Sache. Hallo, da denk ich, der Mann hat für mein Würstchen stundenlang hinter dem Grill gestanden, womöglich noch geschwitzt wie ein Schwein. Und dann stellt sich heraus, der hat zwischenzeitlich im kühlen Wohnzimmer Fußball geguckt. Wie ich schon sagte, es wird eng für den Mann. Auch da wird er nicht mehr gebraucht.

Apropos brauchen. Und da dachte ich jetzt eben neulich, als vor mir ein Mann mit einem Kinderwagen. Da brauchen wir nach wie vor die Männer, die Väter, die sich bei der Aufzucht der Brut einbringen - wie der Mann vor mir auf dem Fahrradweg. Der schiebt den Kinderwagen tapfer durch die Gegend. Das dachte ich aber auch nur. Weil, was mir schon auffiel, der stand auf einem Skateboard und machte keine Anstalten, ein wenig zur Seite zu gehen, damit ich an ihm vorbeikam. Ist ja auch eine sportliche Herausforderung, auf einem Skateboard stehend einen Kinderwagen zu schieben. Bis mir dann mein Traummann mal wieder die Welt erklärt hat. Dass das kein Skateboard sei, sondern ein Hoverboard, also quasi ein Segway ohne Stange. Und als Stange diente der Kinderwagen. Nichts mit körperlicher Anstrengung und so, nein, der Mann bewegte sich mit Elektrokraft!      


Mittwoch, 28. Juni 2017

Nur eine schlichte Säule, aber ein Knopfdruck für das ganz große Ganze

Neulich die "Erste Meldung" in meinem SCHAUFENSTER: Bereits im siebten Jahr in Folge erzielt die Region Bonn Übernachtungsrekorde seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1986. 2016 knackte die Stadt Bonn erstmalig die 1,5 Millionenmarke. Ich sag nur, lass uns das mal tüchtig feiern, weil, neulich denk ich, mit meinem Hörvermögen geht's auch bergab. Da sagten sie doch im Radio, unser Münster werde bald für zwei Jahre geschlossen. Die Ohren funktionieren noch so was von gut! Dann wird's ab dem 24. Juli aber eng für den Touristen: das Haus der Geschichte und das Münster geschlossen. Gut, wir haben jetzt schon mal unseren neuen Kreisverkehr am Alten Friedhof und Beethoven geht ja immer. Wobei, das müssen die Touristen ja vielleicht gar nicht mitbekommen, dass das Münster für so lange Zeit geschlossen ist.

Also wenn ich jetzt demnächst eine Besuchergruppe durch Bonn führe, beginne ich meine Führung mit Beethoven. Nicht sofort am Beethovenhaus. Nein, ich versammle uns alle erst einmal unter der Ampel am Bertha-von-Suttner-Platz, wo es dann rechts rein zum Beethovenhaus geht. Das ist ja so was von spektakulär, wenn bei Grün Beethovens Konterfei erscheint. Da kann ich mit meiner Gruppe einige Grünphasen abwarten (damit die Zeit vergeht) und jedes Mal so was von in Ekstase geraten, wenn der Kopf wieder erscheint. Und wo wir dann gerade an einer Ampel stehen, erzähle ich ein wenig über uns Deutsche, über die Hygieneampel und was es mit der so auf sich hat. Und wenn ich merke, dass der ein oder andere Besucher mir sowieso nicht zuhört, weil er auf seinem Smartphone unterwegs ist, erkläre ich auch noch, was eine Ampelkoalition ist. Irgendwann wird jemand aber Pipi machen müssen, und dann bietet sich das Beethovenhaus an. Jetzt nicht nur zum Pipi machen, sondern auch wegen der Kultur. Anschließend geht's weiter Richtung Marktplatz, an der Namen-Jesu-Kirche vorbei und, wenn wir Glück haben, sie geöffnet ist, auch in Selbige hinein. Und wenn es dann gerade Donnerstagnachmittag ist, lade ich meine Gäste zu einem Konzert mit Beethovens Werken ein, zu einem ganz besonderen Klangerlebnis. Musikalisch beseelt verlassen wir die Kirche, halten uns weiter links und erreichen den Marktplatz.

Und, von wegen geschlossenes Münster, es gilt auch hier, möglichst viel Zeit zu verbrennen.
Apropos Zeit verbrennen. Wo ich gerade mit meiner Besuchergruppe auf dem Marktplatz stehe. Da erzählte mir doch neulich eine Bekannte, sie habe sich vor einiger Zeit mit einer Freundin auf dem Marktplatz verabredet. Irgendein Event, deshalb eine riesige Menschentraube, viele Buden und Stände. Die Freundin habe die GPS-Koordinaten ihres Standorts, das Fußgängernavi sei bis auf fünf Meter genau, sehe natürlich aber keine Bierbänke und Weinstände, deshalb habe sie Stunden später zusätzlich ein Foto von ihrer Blickrichtung geschickt, und dann sei es aber auch schon zu spät gewesen, um gemütlich bei einem Glas Wein zu plaudern. Ich weiß noch, wie die mich angeschaut hat, als ich ihr sagte, ich hätte mich einfach vor "Allermann" verabredet.

Wie komm ich drauf? Ach ja, Marktplatz. Wenn ich merke, dass noch einiges an Zeit ins Land gehen muss, geh ich ans Wasser. Erfuhr ich doch durch mein SCHAUFENSTER, welch Bereicherung für unsere Stadt: Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Bezirksbürgermeister Helmut Kollig haben einen öffentlichen Trinkwasserspender auf dem Marktplatz eingeweiht. Im Beisein von Vertretern der Deutschen Marktgilde und der Stadtwerke Bonn, die die Aufstellung ermöglicht haben, füllten sie symbolisch die ersten Trinkflaschen. Der Wasserspender in der Nähe des nördlichen Treppenabgangs der Tiefgarage Markt besteht aus einer schlichten Säule , aus der auf Knopfdruck Wasser fließt. Er steht allen Bonnern kostenlos zur Verfügung. Sie können sich dort mit frischem Trinkwasser versorgen oder auf dem Bonner Wochenmarkt erworbenes Obst waschen, um es direkt vor Ort zu verzehren. Die Installation geht auf eine Initiative der Arbeitsgruppe Innenstadtgestaltung zurück und wurde im September 2015 von der Bezirksvertretung Bonn beschlossen. Die Kosten für die Anschaffung und Aufstellung des Wasserspenders von 5.500 Euro haben die Deutsche Marktgilde als Betreiber des Bonner Wochenmarktes und die Händler des Wochenmarktes übernommen. Der Oberbürgermeister dankte den Partnern für ihre Unterstützung bei der Aufstellung des Brunnens, vor allem auch auf Grund der sozialen Komponente des Projektes. Denn mit der Installation schließt sich die Stadt Bonn der Idee der Organisation Join the Pipe an. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, die Trinkwasserversorgung weltweit zu verbessern. Für jede Trinkwasserstation, die in Europa aufgestellt wird, finanziert sie ein Wasser- und Hygieneprojekt in einem Entwicklungsland. Normalerweise versuche ich ja, die Inhalte aus meinem SCHAUFENSTER zusammenzufassen, aber hier ist es mir nicht gelungen. Es war aber auch jeder Aspekt so was von wichtig, ich konnte einfach nichts kürzen. Hallo, das Wasser fließt auf Knopfdruck! Und, hätt' ich's nicht gewusst, ich hätte einfach nur einen Wasserspender vor mir gesehen. Aber jetzt, dieses Wissen um das Eingebundensein in etwas ganz Großes.

Ja, auch mir ist klar, dass ich nicht länger als drei Stunden vor dem Wasserspender zubringen kann. Irgendwann ist alles Obst vertilgt und genug getrunken, und ich dirigiere meine Besuchergruppe weiter Richtung Münster. Was jetzt wirklich blöde wäre, wenn bei all dem Wassergetrinke einer Pipi müsste. Weil, Wasserspender schön und gut, aber es muss ja dann auch auf der anderen Seite wieder raus. Und da wäre es jetzt wirklich touristenfreundlich, wenn die öffentliche Toilette auf dem Remigiusplatz intakt wäre. Wie ist denn eigentlich der Stand beim Interessenbekundungsverfahren (ich liebe dieses Wort!)? Ich hätte so was von Interesse an einer intakten öffentlichen Toilette. Meine Besuchergruppe und ich sind zwischenzeitlich am Münsterplatz angekommen, bewegen uns Richtung Münstereingang und - schade, zu spät, zu lange am Wasserspender gestanden, zu häufig den Knopf gedrückt, ärgerlich: Es ist 19:00 Uhr und das Münster hat nur bis18:45 Uhr geöffnet. Wie gesagt, das muss ich denen doch gar nicht auf die Nase binden, dass das Münster ... 

Mittwoch, 7. Juni 2017

Wahlen, Werbung und Wargel - oder heißt es Spargel?

Was für eine aufregende Zeit liegt da hinter mir! Jetzt muss aber mal wieder Ruhe einkehren. Zwei Wahlen, zweimal ein Kreuzchen setzen, sich entscheiden. Als ich den Umschlag mit den amtlichen Unterlagen zum Bürgerentscheid geöffnet hatte - holla, die Waldfee, sag ich da nur! Steuerklärung, Organspendeausweis und Testament, alles in Einem, sind dagegen ein Fliegenschiss. Ich hab die Vielzahl von Zetteln erst einmal zum Anlass genommen und meinen Schreibtisch aufgeräumt. Dann hab ich alles nebeneinander auf Selbigen gelegt: die Abstimmungsbenachrichtigung zum Bürgerentscheid "Kurfürstenbad bleibt!" am 21. 4. 2017, auf der Rückseite der Abstimmungsschein, den Stimmzettel für den Bürgerentscheid "Kurfürstenbad bleibt" in der Bundesstadt Bonn am 21. April 2017, den Stimmzettelumschlag in einem hellen Grün ohne Sichtfenster (!), den Briefumschlag "Rückantwort Bürgerentscheid" in einem alarmierenden Gelb mit Sichtfenster und  das Merkblatt für die Durchführung des Bürgerentscheides "Kurfürstenbad bleibt!" mit fünf Arbeitsschritten.
Schon die Versicherung an Eides statt zur Abstimmung hat Fragen aufgeworfen. Weil, ich hatte extra meine drei erwachsenen Töchter gebeten, dabei zu sein, wenn ich da was ausfülle und unterschreibe, also quasi betreutes Abstimmen. Ich war mir unschlüssig, ob ich persönlich versichere oder eine Hilfsperson, in meinem Falle drei Hilfspersonen. Und dann war ich mir nicht sicher, ob es sich hier um ein geheimes Entscheiden handelt, meine Töchter also gar nicht wissen dürfen, was ich ankreuze. Allein diese Diskussion hat meine Brut so was von Nerven gekostet, dass die nach Stunden von dannen gezogen sind mit den Worten "Das Kreuz kannst du ja wohl ohne uns setzen". Klar, kein Problem - dachte ich. Aber als ich dann auf dem Stimmzettel die Abstimmungsfrage las "Soll das Kurfürstenbad erhalten, wieder nutzbar gemacht und saniert werden? Ja oder Nein?", fragte ich mich plötzlich, wo ist eigentlich das Kurfürstenbad in Bad Godesberg? Als Auerbergerin weiß ich das gar nicht.

Überhaupt, es kam halt eins zum anderen, der grell gelbe Umschlag mit Sichtfenster, auf dem hinten noch mal Punkt für Punkt - ich hab's erst einmal vor mir hergeschoben. Hatte immer wieder Wichtigeres zu tun, als meinen Stimmzettel auszufüllen. Und als es dann endlich ans Ankreuzen ging, als ich mich mental dazu in der Lage fühlte, war die Frist abgelaufen. Was aber auch noch dazu kam, ich war mir sicher gewesen, dass das Prozedere sowieso noch mal wiederholt werden müsste. Weil, einmal sprachen sie vom 21. April und einmal vom 21. 4. Also wenn das kein Formfehler ist, der zur Ungültigkeit eines Bürgerentscheids führt! Außerdem hatte ich den Eindruck, dass der Kleber auf dem Briefumschlag mit Sichtfenster in dem alarmierenden Gelb unzureichend klebte.

Es hat mich schon geärgert, dass ich das nicht gebacken bekommen habe, mich zwischen Ja oder Nein zu entscheiden. Zwei Möglichkeiten, hallo! "Sie haben eine Stimme. Bitte nur "Ja" oder "Nein" ankreuzen, sonst ist Ihre Stimme ungültig". Und dann noch die Hilfe meiner Liebsten dabei! Was wäre das schon mal für eine tolle Vorbereitung gewesen für die Landtagswahl am 14. Mai. Jetzt hatte ich natürlich schon Bammel; wie würde das dann erst im Wahllokal ablaufen? Das musst du ja ganz alleine durchziehen, in der Wahlkabine. Und da geht's sich nicht so einfach mit Ja oder Nein. Nein, da stellten sich 31 Parteien zur Wahl! Gott sei Dank hatten die mir ja im Vorfeld mit ihren Wahlplakaten Hilfestellung geleistet.

Ich weiß auch nicht, was mich da in der Wahlkabine geritten hat. Ich hab doch tatsächlich, ich mein, wie blöd kann der Mensch denn sein. Wie ich da so der Reihe nach die Parteien durchgehe, sehe ich doch quasi jeweils deren Wahlversprechen vor meinem geistigen Auge. Ich war ja vorher mit dem Fahrrad die Kölnstraße runter, dann an der Kreuzung am Landeskrankenhaus rechts auf den Kaiser-Karl-Ring und über die Victoriabrücke geradelt. Was die da für riesige Plakatwände an der Kreuzung aufgestellt hatten! Da las es sich doch zum Beispiel auf einem Plakat "Weniger Stau". Wobei, wenn man mich fragt, hat doch keine Partei ernsthaft den Plan, den Stau abzuschaffen. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Parteien das gar nicht wollen - weniger Stau. Weil, warum sonst würden die genau da ihre riesigen Wahlplakate aufstellen, wenn sie nicht wüssten, dass an der Stelle der Autofahrer täglich ganz dolle lange staut und sich dabei die Wahlslogans in sein Hirn brennen. Victoriabrücke ja genau so. Aus demselben Grund hingen da auch so viele (auf Kopfhöhe, damit es noch enger wurde!), weil da auch ordentlich gestaut und gestanden wird. Ich persönlich bin mit dem Fahrrad zu Fuß über die Brücke und habe mich wieder mal in Lebensgefahr begeben. Nein, ich habe mir einmal die Wahlversprechen akribisch aufgeschrieben. Das hätte ich mal besser nicht tun sollen! Weil, wie ich da jetzt in der Wahlkabine stehe und die einzelnen Parteien durchgehe, habe ich quasi, also das, was ich beim Bürgerentscheid zu wenig, hab ich da zu viel. Ich hatte bei jeder Partei deren Wahlversprechen im Kopf, also weniger Stau, mehr Sicherheit, weniger Hass, Bildung für alle, faire Löhne. Will ich alles haben. Und ich hab dann im Eifer des Gefechtes den Wahlzettel mit so etwas wie einem Fragebogen verwechselt. So eine Art Wünsche-Erfüller-Bogen - und hab halt hinter ganz vielen Parteien mein Kreuzchen gesetzt.

Apropos Werbung. Wer ja in diesen Zeiten ganz ohne Werbung auskommt, ist der Spargel. Kein Wunder, enthält er doch viel Kalium, die Vitamine B1 und B2, Folsäure und Vitamin C und E dabei! Was jetzt mich betrifft, ich kann auch nicht ununterbrochen nur Grünkohl essen. Man ist ja recht viel allein, bei Kohl - der Blähungen wegen. Da ist Spargel schon komfortabler. Auf dem Klo bin ich eh allein. Man mag die Parteien nicht immer auseinanderhalten können, weil alle einem alles versprechen. Dagegen der Spargel, der hat da so was von ein Alleinstellungsmerkmal! Was wohl der geballten Kombination von bis zu 35 Duftstoffen geschuldet ist, insbesondere die schwefelhaltigen Verbindungen und seine Asparagussäure. Wie ich schon erwähnte, man besucht ja doch meist allein die Toilette.

Donnerstag, 18. Mai 2017

Oben pfui, unten hui

Neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER in einem Artikel so: Erster Eindruck zählt - mit Home-Staging Immobilien besser verkaufen. Vor dem Verkauf einer Immobilie gestalten sogenannte Home-Stager die Räume wohnlich. Das Ziel dahinter: den bestmöglichen Preis für das Objekt zu erzielen. Die Expertin Iris Houghton braucht dafür nicht viele Utensilien aus ihrem Fundus: Ein paar Kissen in der Sitzecke, ein passender Beistelltisch, eine Leselampe sowie ein Bild an der Wand und Pflanzen auf der Fensterbank - so schnell verwandelt die Home-Stagerin einen leeren Raum in ein gemütliches Wohnzimmer. Home-Staging bringe das Potential einer Immobilie zum Vorschein und mache ihre Schokoladenseite sichtbar.
Nicht, dass ich jetzt Bonn als Ganzes verkaufen wollte, aber gesetzt den Fall - mit ein paar Kissen wäre es da momentan nicht getan. Von wegen erster Eindruck!
Also wenn du in Bonn am Hauptbahnhof ankommst, hallo! Gehst du am Haupteingang raus, da wird gerade der riesige Gebäudekomplex gegenüber entkernt. Gut, wenn die urbane Seele, die urban soul, mal fertig ist, der Hammer! Ich hab nämlich mal unter "urban soul /cross architecture" geschaut: wenn das realiter nur halb so toll wird wie deren Animation.
Aber nicht jeder Bonn-Besucher, der aus dem Bahnhofsgebäude tritt, hat ja diese Vision im Kopf - eher keiner!
Sollte der geneigte Bonn-Besucher sich nun aus Versehen nach links entlang der Bahngleise Richtung Victoriabrücke aufmachen wollen, man bringe ihn davon ab - notfalls mit Gewalt. Der Anblick Selbiger ist zur Zeit nun wirklich nicht schön. Auch wenn ein Bridge-Stager dort ein paar frische Blümchen hinstellte, für den ersten Eindruck. Trotzdem denkst du, gleich bricht sie über dir zusammen. Gut, die wird eben momentan saniert und wenn dann mal in der Zukunft  der Lichterhimmel  über der neuen Viktoriabrücke. Wenn zwischen den vier hohen Masten, die an den Brückenauf- und -abfahrten stehen und eine Art Tor zur Stadt darstellen sollen, ein Lichterbaldachin mit LED-Leuchten - Wahnsinn, das Foto damals auf der Titelseite meines SCHAUFENSTERS, so was von futuristisch! Aber nicht jeder, der jetzt gerade Bonn besucht, hat ja diesen tollen Himmel in der Zukunft vor Augen - eher keiner.
Hauptsache, ich weiß, dass das irgendwann mal ganz dolle schön wird - vor allem so was von großstädtisch! Das Wichtigste ist ja schon da: der Kreisverkehr! Leider nicht wirklich einer Weltmetropole angemessen, nicht zweispurig. Es ist nur ein kleiner Kreisverkehr geworden, also einspurig mit einer fest eingefassten Kreisinsel. Wobei, es hätte noch provinzieller daherkommen können, in Gestalt eines Minikreisverkehrs. Dessen Durchmesser liegt gerade mal zwischen 13 und 22 Metern und die Kreisinsel darf von Bussen und Lkw überfahren werden. Ich überleg grad', ein kleiner Kreisverkehr hat mindestens einen Durchmesser von 26 Metern. Wenn man da jetzt die Spuren nur unmerklich verschmälert (ich mein, darauf verstehen wir uns ja, wie man an der Victoriabrücke sieht), wenn man die Spuren ein klein wenig schmaler macht, könnte man glatt zwei Spuren draus machen.

Ich bin jetzt mit meinen lieben Gästen nicht extra den Kreisverkehr abgegangen. Nein, ich habe meine Schritte auf die Poppelsdorfer Allee gelenkt. Wir sind gemütlich Richtung Poppelsdorf flaniert, haben rechts und links die schmucken Häuser wirken lassen. Und als wir unter den Bäumen hervortreten, hallo, ist das Dach vom Poppelsdorfer Schloss eingerüstet. Gut, kann ich jetzt auch verstehen, das Schloss ist ja ein altes Gebäude und deshalb ist da eine Sanierung wohl mal notwendig.

Apropos Dach. Apropos alt. Was ich nicht verstehen kann, ich sag nur: oben pfui, unten hui. Ich mein es genau so herum. Was ist das denn, bitteschön? Das Glasdach vom Haus der Geschichte wird erneuert? Und da lese ich doch, das sei schon seit der Eröffnung des Museums im Jahr 1994 bei starkem Regen undicht. Und jetzt seien auch noch einzelne Glaselemente gerissen. Hallo, was für eine unfassliche Schlamperei. Pfusch am Bau. Und vor allem, wer bezahlt das? Für mich ist das Haus der Geschichte ein neues Gebäude. Und das Dach muss komplett erneuert werden, weil's da rein regnet? Ich fass es nicht. Aber die aktuelle Ausstellung "Geliebt. Gebraucht. Gehasst. Die Deutschen und ihre Autos" unten neben der Dauerausstellung, die zur Zeit geschlossen ist, so was von hui! Und weil ich gerade beim Wasser bin: Man betritt die Ausstellung  durch eine Waschstraße, "in der zum Glück kein Wasser fließt" - zitiere ich mein SCHAUFENSTER. Das mag wohl stimmen, dass das so gedacht ist, ohne Wasser, also trocken, aber ob's von ganz oben, vom Dach ...

Apropos neues Gebäude. Klar, auf den ersten Blick bin ich selbstredend für das neue Schwimmbad. Das neue Schwimmbad in Dottendorf soll ja das Frankenbad ersetzen. Dann kann die Weltelite der Synchronschwimmerinnen nie mehr im Frankenbad empfangen werden! Mein Hauptargument! Und weit genug vom Stadthaus ist Dottendorf allemal! Ich kann da aber wirklich nur hoffen, weil, mit großen Bauprojekten tut sich ja der Bonner (ich benutze jetzt "Bonner" selbstredend als generisches Maskulinum) an sich schwer. Ich kann nur hoffen, dass das nicht so ein Desaster wird, wie damals mit dem WCCB. Dass das endlose Jahre dauert, bis das neue Bad steht, und die Bonner mittlerweile das Schwimmen verlernt haben. Aber ein Schwimmbad als neues, großes Bauprojekt, da sind wir auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Also wenn, dann denke ich, ist ein Schwimmbad am ehesten als Bauvorhaben für uns Bonner geeignet - wassertechnisch gesehen. Der Schürmann-Bau stand ja damals auch unter Wasser. Beim Jahrhundert-Hochwasser wurde das Fundament unterspült, weil bei den Bauarbeiten auf einer Länge von 38 Metern eine Schutzwand vergessen worden war. Und ins Haus der Geschichte regnet's oben rein. Also Wasser wäre ja jetzt nicht wirklich fehl am Platz, in einem Schwimmbad.

Mittwoch, 26. April 2017

Vom Stadthaus über die Skyline von Dubai bis hin zum Frankenbad

Was mir neulich mal wieder so ganz drastisch aufgefallen ist: Ich bin schon lange nicht mehr so richtig mit Genuss tief in das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters eingetaucht. War schon lange nicht mehr "lost in paradise", im Einkaufsparadies. Eben noch offerierte mir mein Werbeblättchen Außenlichterketten und jetzt wird mir ein Kreativ-Frühjahr-Sommer-Bastelsortiment feilgeboten. Aber auch sonst, merke ich, hat sich zwischenzeitlich viel getan. Es gibt jetzt Mini-Backformen mit und ohne Pin. Bis ich das mal geschnaggelt hatte, dass das nichts mit einer Geheimnummer zu tun hat!

Oder Loafer. Ich las "bequeme Loafer" und dachte, dass da keiner noch mal drüber guckt, bevor so ein Werbeblättchen gedruckt wird. Es heißt ja wohl Läufer. Tut es nicht - so heißen. Ich hab dann mal wieder beim Inder im Netz vorbei- und auch reingeschaut und stellte fest, dass "to loaf" faulenzen, trödeln, herumlungern heißt. Nun frage ich mich, was ich dafür denn extra Schuhe brauche. Das kann ich doch auch ohne. Ich werde jetzt natürlich mal verstärkt draußen drauf achten, ob die Menschen, die so herumlungern, solche speziellen Schuhe tragen. Dann würde es ja schon helfen, wenn man die denen einfach auszöge. Zerrissen hat's mich allerdings erst beim Wort Pyramidenbeutel, "Wohlfühltee im Pyramidenbeutel" - hallo, geht's noch!

Wo ich gerade bei Pyramiden bin. In meinem Werbeblättchen lag auch ein Reklamezettel für Reisen. New York, Dubai, alles dabei. Ach, guck mal, dachte ich, in welchem Zusammenhang hab ich denn neulich Dubai gehört. Und dann fiel es mir wieder ein. Bei "Deutschland sucht den Superstar" kämpften die Bewerber um den Recall in Dubai. Ich weiß noch, wie ich damals dachte, was für eine atemberaubende Kulisse, was für eine atemberaubende Location, dieses Dubai mit seiner Skyline.
Und zur selben Zeit las ich in meinem SCHAUFENSTER die Lettern "Weltelite kommt nach Bonn": Am Wochenende treffen sich im Bonner Frankenbad die besten Synchronschwimmerinnen der Welt. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert hat sich der Wettbewerb zu einer festen Größe im Wettkampfkalender etabliert. Auch in diesem Jahr werden wieder zahlreiche Nationalmannschaften an den Start gehen. Spontan dachte ich, da fährt der ein oder andere Vollpfosten nach Dubai, und bei uns wird in einer abgeranzten Location die Weltleistungselite empfangen. Ich bin dann aber extra noch mal mit dem Fahrrad zweimal ums Frankenbad  gefahren - und kann's nicht fassen. Hallo, es sieht schlimmer aus, als ich es in Erinnerung hatte.
Vor gefühlt hundert Jahren habe ich in der Altstadt gewohnt. Damals hattest du für die Körperpflege drei Möglichkeiten. Entweder du hattest in deiner Altbauwohnung eine Mobildusche, oder du kanntest einen, der eine Mobildusche hatte, oder du gingst zur Ganzkörpersäuberung ins Frankenbad. Und in den letzten Jahrzehnten bin ich konsequent älter geworden - und das Frankenbad auch! Warum muss in solch einer Location die Weltelite empfangen werden? Das ist mir so was von peinlich. Apropos peinlich. Was mir auch peinlich wäre, ich kann nur hoffen, dass die Schwimmerinnen direkt vom Hotel gegenüber ins Hallenbad getrieben werden und hinter ihnen das Hallenbad abgeschlossen wird. Weil, wenn wir Pech haben, entdeckt die ein oder andere Wettkampfteilnehmerin, während sie sich die Füße vertritt, unsere Skyline, das Stadthaus.

Apropos Skyline und Location. Vielleicht hab ich's ja jetzt endlich klar im Kopf, dass ich
"Zum Lachen auf die andere Rheinseite" muss, wie mein SCHAUFENSTER einen Artikel überschrieb. Ich bin ehrlich, bis jetzt habe ich es noch nicht ein einziges Mal über den Rhein geschafft - zum Lachen. Aber in meinem Alter fängst du erst dann wieder ganz von vorne an, wenn nichts mehr vom Alten übrig ist. Wenn du genau weißt, dass alles in Schutt und Asche liegt - so wie jetzt mein Pantheon. Und um mich der Realität zu stellen, damit ich es auch nicht verdrängen kann, habe ich mich zum Spreng-Brunch einladen lassen und habe von einem Dach in der Südstadt der Sprengung beigewohnt. Und wie ich da so auf dem Dach hocke ...
Wir schreiben die Anfangsjahre der ersten alternativen Karnevalssitzung "Pink Punk Pantheon". Eine kabarettistische Parodie auf alkoholseligen Sitzungskarneval und Humba-Humba-Täterrää-Gemütlichkeit - und ich bin dabei. Anfangs ein absoluter Geheimtipp, der sich schon bald zur absoluten Kultveranstaltung entwickelt. Welch riesengroße Freude habe ich damals jedes Jahr empfunden, wenn ich nach langem Anstehen an der Vorverkaufskasse bei Hertie (!) Eintrittskarten ergattert hatte. Und wenn dann am Vorstellungstag nach Stunden des Wartens endlich die Türen geöffnet wurden, sich die Warteschlange in den Saal ergoss, man sich für den eindeutig besten Tisch entschieden hatte, welch Husarenstück!

Ja, und dann waren mein Traummann und ich einmal auf einer dieser 80er Partys, freitags nach der eigentlichen Veranstaltung. Also nach der allerletzten Zugabe, nachdem auch die letzten Zuschauer rausgeschubst, Tische und Stühle weggeräumt sind. Für meinen Traummann und mich also zu nachtschlafender Zeit. Einmal, vor langer Zeit, haben wir es durchgezogen und uns zum Tanzen aufgemacht. Und wieder eine lange Warteschlange! Was wir zwei Hübschen bis heute nicht verstanden haben: Alle mussten ihren Ausweis vorzeigen, nur wir nicht.

Irgendwann habe ich das Pantheon, die ehemalige Location, aus den Augen verloren - und jetzt ist es mir abhanden gekommen. Was ich mir jetzt so gedacht habe, als ich tags darauf am Zaun stand und auf den Schutt blickte: Das Pantheon war ja gar nicht im Hochhaus, sondern im Nebengebäude und da sogar im Keller. Hätte das da nicht einfach bleiben können? Egal, zu spät. Das neue Hochhaus wird auf jeden Fall viel höher und wird unsere Skyline so was von aufwerten.

Mittwoch, 5. April 2017

Krebs an Petersilie oder lieber doch an Grünkohl?

Ich komm deshalb drauf, weil mein SCHAUFENSTER sich ja schon recht viele Gedanken über meine Gesundheit macht. Seitdem ich im Stadthaus war, hab ich so was von Nacken und hohen Blutdruck. Früher bin ich ins Stadthaus, hab eine Nummer gezogen, mich in den Wartebereich gesetzt, habe die Nummer auf der Anzeige mit meiner verglichen und wusste, wie viele Menschen vor mir dran waren. Beispiel: Ich hatte die Nummer 104 und die Tafel zeigte 87, dann galt das Pling-Pling  sechzehn Mal nicht mir. Ich konnte also völlig tiefenentspannt erst einmal in meiner Bunten lesen, bevor ich anfing, mich auf die Anzeigetafel zu konzentrieren.
Hallo, und neuerdings? Neuerdings vereinbart frau einen Termin per Mail. Mein Termin wurde per Mail bestätigt und ich wurde sogar noch an selbigen erinnert. Im Dienstleistungszentrum angekommen stellte ich fest, Mauern und hohe Abgrenzungen sind tatsächlich wieder hochmodern: Warum muss der Wartebereich mit hohen Stellwänden abgeteilt sein, über die ich nicht schauen kann? Viele Menschen im Wartebereich und ich setzte mich auf den freien Stuhl direkt am Eingangsbereich. Und schon nach wenigen Sekunden wurde mir klar, warum der frei gewesen war. Wer ist denn auch so blöde und setzt sich dorthin, wo er sich bei jedem Pling-Pling dermaßen den Nacken verrenken muss? Ich. Was nämlich das Blöde ist, die Nummern werden nicht mehr der Reihenfolge nach angezeigt. Nach Nummer 5106 kommt heute nicht mehr automatisch 5107! Nein, da kann jetzt 2509 oder ...! Ich musste also bei jedem Pling-Pling zur Anzeigetafel schräg hochschauen! Ich sage nur Nackenstarre und Puls bis Halskrause. Und das trotz Termin 20 Minuten lang. Aber Hauptsache, die hatten mich an meinen Termin erinnert.
   
Ich komm wegen der Schaufensterkrankheit drauf. Nicht etwa meine SCHAUFENSTER-Lesesucht. Nein, als ich da so im Dienstleistungszentrum wartete, entsann ich mich des Artikels über die "Schaufensterkrankheit" in meinem SCHAUFENSTER "Medizin im Zentrum, die Gesundheits-Serie in Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftskrankenhaus Bonn": Unterstützung für Gefäße, von der Halsschlagader bis zur Fußarterie. Da wurde der Dr. Jürgen Remig gefragt, ob Erkrankungen an den Gefäßen denn immer mit Schmerzen verbunden seien. Und darauf hat der geantwortet: "Nein! Gerade das Bauchaortenaneurysma, also eine Erweiterung der Bauchschlagader, verursacht keine Schmerzen. Das ist besonders heimtückisch, weil ein unbehandeltes Aneurysma lebensgefährlich ist. Die Bauchaorta liegt tief im Bauchraum und führt sehr viel Blut. In den Aussackungen sammelt sich ein Blutpfropf, der immer weiter wächst. Unentdeckt reißt das Gefäß irgendwann und der Mensch verblutet innerlich in kürzester Zeit." Und vorher hatte der Dr. Remig  gesagt, Risikofaktoren für Gefäßkrankheiten seien Bluthochdruck und mangelnde Bewegung. Man denkt erst dran, wenn man's liest - das mit der Bauchaorta. Aber dann weiß man's ja. Und wie ich da so im Wartebereich, abgetrennt hinter hohen Stellwänden, Nackenbereich total verkrampft, Blutdruck auf 160 - die Angst sitzt halt tief .
Es wäre auf eine Panikattacke hinausgelaufen, hätte ich nicht  in meinem SCHAUFENSTER den Artikel "Keine Panik! Uni-Medizin für Sie" gelesen. Das Gefühl der Angst sichere evolutionsgeschichtlich gesehen das Überleben. Doch was, wenn es uns nicht nur schütze, sondern regelrecht zur Belastung werde? Aus diesem Grund lud das Universitätsklinikum Bonn zum Informationsabend "Keine Panik! - Angsterkrankungen mit Psychotherapie bewältigen" ein. Wobei ich mir jetzt dann doch mal gedacht habe, hätte ich in meinem SCHAUFENSTER nicht den Artikel über die Bauchaorta gelesen, hätte ich die Information über das Panik-Patienten-Kolloquium erst gar nicht gebraucht!

Wo ich gerade beim Thema Gesundheit bin. Neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen: "Krebs aktiv vorbeugen" lautet das Motto, unter dem Experten des Centrums für Integriete Onkologie (CIO) und der Deutschen Krebshilfe beraten. Jährlich erkranken in Deutschland rund 500.000 Menschen neu an Krebs. Doch warum entsteht Krebs? Welche Faktoren senken das Risiko, welche erhöhen es? Wissenschaftler schätzen, dass etwa die Hälfte aller Krebsfälle durch einen gesünderen Lebensstil verhindert werden könnte." Mir scheint das  Motto "Krebs aktiv vorbeugen" gefährlich gewählt. Impliziert es doch fatalerweise, dass ich demnächst, wenn ich die Diagnose Krebs erhalte, überlege, ob ich eventuell zu wenig Petersilie gegessen habe. Ob ich ein wenig zu passiv im Vorbeugen war. Wobei, wenn ich es mir recht überlege, bin ich ja was aktives Vorbeugen angeht so was von am Start. Ich sage nur Grünkohl! Da hatte mir ja mein SCHAUFENSTER schon vor Wochen zu geraten - wegen der Folsäure und der Antioxidantien. Doch, es ist schon ein ungemein gutes Gefühl, auf der sicheren Seite zu sein. Zu wissen, dass man keinen Krebs bekommt.

Wo wir gerade beim  aktiven Vorbeugen sind. Da hieß es neulich in meinem SCHAUFENSTER "Bei Verkehrsunfällen: Schaulust aktiv bekämpfen": Neugierige Gaffer behindern bei Verkehrsunfällen oft die Rettungskräfte bei ihrem Einsatz. Einige fotografieren oder machen sogar Handyfilme. Die Möglichkeit, Fotos und Filme im Anschluss im Internet zu verbreiten und dafür Anerkennung durch hohe Klickzahlen zu bekommen, habe es früher nicht gegeben. Um der Schaulust aktiv entgegenzuwirken, rät der Verkehrspsychologe, aktiv den Drang zu unterdrücken, sich dazuzustellen. Man solle sich etwa klar sagen: "Ich habe da nichts verloren, Hilfe ist da, ich gehe weiter meinen Weg." Am besten sei es, durch eigenes Verhalten ein Vorbild abzugeben und weiterzugehen oder an der Unfallstelle vorbeizufahren." Ich stelle mir gerade den dazu passenden Menschen vor. Liest der eigentlich, kann der überhaupt lesen und kennt der das Wort Vorbild? Egal, auf jeden Fall sollte man ihn aktiv ganz dolle bestrafen!   

Mittwoch, 15. März 2017

Strunzblöd hat Konjunktur - und der Feldweg

Neulich bei meinem Lieblingsdiscounter an der Kasse bei den Schnittblumen: Die Profimama entdeckt die Tulpen. Ihr Kleinstkind vorne im Einkaufswagen ist gerade mal in der Lage aufrecht zu sitzen. "Soll Mama Blumen mitnehmen?" "..." "Schatz, was meinst du, soll die Mama Blumen kaufen?" "..." "Sag doch mal, Klara, Schatz, soll die Mama Blumen kaufen?" "Nein." "Och Schatz, die Mama hat aber Lust, Blumen zu kaufen. Schau doch mal, wie schön die sind, die Tulpen." "Nein." "Welche Farbe sollen wir denn nehmen?" "..." "Hilf doch mal der Mama." "..." " Schau mal, es gibt gelbe und weiße und rote Tulpen." "..." "Welche soll Mama denn nun nehmen?" "Rot." "Papa mag aber lieber gelbe Tulpen. Dann nehmen wir einen schönen gelben Tulpenstrauß." Kein Scherz meinerseits, echte, harte Realität. Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder, Klara hat schon im Mutterleib die Relativitätstheorie erklärt bekommen und ich war an der Kasse zufälligerweise Zeugin, als dem Wunderkind spielerisch das Stilmittel der rhetorischen Frage nahegebracht wurde. Oder - die Frau ist einfach nur strunzblöd.

Apropos strunzblöd. Ich komm deshalb drauf, weil ich neulich in meinem SCHAUFENSTER  in großen Lettern "Volksbegehren: Zurück zu G9?" las. Da hieß es, in NRW starte das Volksbegehren "Abitur nach 13 Jahren an Gymnasien - Mehr Zeit für gute Bildung, G9 jetzt!". Ziel sei es, dass an Gymnasien in NRW das Abitur wieder nach einer Regelschulzeit von 13 Jahren abgelegt werde. Die Eintragungslisten für das Volksbegehren lägen vom 2. Februar bis 7. Juni aus. Obwohl in dem kurzen Artikel gleich dreimal wiederholt wird, um was es geht, verstehe ich es nicht, weil ...
Nordrhein-Westfalen, wir schreiben das Jahr 2013. Das Rad, das Rad der Bildung, wird neu erfunden. Nunmehr machen Abiturienten schon nach acht Jahren Abitur und nicht wie bisher nach neun. Vorbei G9, es lebe G8! Als Hauptgrund für die Einführung der verkürzten Schulzeit wird die zu anderen Ländern vergleichsweise lange Dauer der Schulzeit angeführt. Hurra, nun holen wir auf, tun es unseren Nachbarn, den Niederländern, gleich! Was jetzt natürlich wirklich blöde ist, im Jahr des ersten G8-Durchlaufs, also im Jahr 2013, machen nun zwei Jahrgänge gleichzeitig Abitur: die letzten G9er und die ersten G8er. Man spricht vom Doppeljahrgang. Angst und Panik halten Einzug in den Schulalltag. Wird der Ausbildungsmarkt auf diesen Doppeljahrgang eingestellt sein? Eltern parken ihre Kinder für ein Jahr im Ausland, um dem Doppeljahrgang zu entfliehen. Und die, die hier bleiben, haben zusätzlich zum Nachmittagsunterricht verstärkt Nachhilfe. Viele Abiturienten entfliehen nach dem Abitur dem Ansturm auf die Hörsäle, indem sie irgendwo in Afrika Straußeneier in A ausbuddeln und in B wieder einbuddeln. Das Wort Turbo-Abi wird geboren. Großer Druck lastet auf vielen Schülerschultern: Es gilt, die eigene Angst in den Griff zu bekommen, aber auch die am Rad drehenden Eltern zu ertragen. All das lassen die jungen Menschen im Jahr 2013 in NRW über sich ergehen.
Was jetzt wirklich blöde war, damals wusste keiner der Verantwortlichen für G8 , dass das Schulsystem der Niederlanden überhaupt nicht mit dem unseren zu vergleichen ist. Dort gehen die Kinder schon mit vier in die Grundschule und die dauert sechs Jahre, um nur ein Beispiel zu nennen. Ich habe  mich damals nur gefragt, und frage es mich bis heute, warum wir uns nicht die Niederlanden als Vorbild nehmen, wenn es um die Bekämpfung des Krankenhausvirus geht. Und warum wir bei den Themen Abtreibung und Sterbehilfe so gar nicht über den Tellerrand, über die Grenze zu den Niederlanden schauen. Was auch dumm gelaufen ist, damals, keiner der Entscheidungsträger hatte die Idee, dass es möglicherweise ernsthafte rechtliche Probleme geben könnte, wenn ein junger Mensch schon mit 17 Abitur macht, also noch nicht volljährig ist. Blöd auch, damals hatte kein Verantwortlicher den Gedanken, dass möglicherweise der Nachmittagsunterricht zu Problemen führen könnte.

Hat wirklich niemand daran gedacht?  Und das wäre jetzt die Herausforderung für unsere Klara an der Kasse bei den Tulpen. Ist die Frage "Hat niemand diese Bedenken gehabt?" eine Frage oder eine rhetorische Frage? Denn entweder waren die damaligen überbezahlten Entscheidungsträger strunzblöd oder sie wussten, was sie taten, und hielten mich für strunzblöd, als sie mir mit den Nachbarländern kamen. Und da weiß ich jetzt beim besten Willen nicht, was ich besser finde. Ich stell mir nur mal vor, wenn das jetzt mit dem G9 durchkommt, G8 also ein Versehen war, der Doppeljahrgang also quasi nicht hätte sein müssen. Wenn all diese jungen Menschen, die man damals verarscht hat, wenn die den damaligen Verantwortlichen mal einen Besuch abstatten würden. Für mich ist der Fall selbstredend klar: Hinter all dem Hin und Her stehen die Schulbuchverlage. Denn die sind die eigentlichen Gewinner, wenn alle paar Jahre wieder das Bildungsrad neu erfunden wird.

Wo ich gerade bei strunzblöd bin. "Dumm wie 10 Meter Feldweg" klingt toll, finde ich. Kannte ich gar nicht! Ich hab nämlich mal unter Synonyme für strunzblöd nachgeschaut. Und da stellte ich zweierlei fest. Erstens gibt es strunzblöd gar nicht, ist quasi meine Eigenkreation. Es gibt nur strunzdumm. Und zweitens gibt es dort eine riesige Auswahl an Synonymen für strunzdumm - die man ja aber bei so viel Blödheit auch braucht.

Apropos Blödheit. Und da bin ich meinem SCHAUFENSTER so was von dankbar, dass es  mich da abholt, wo ich stehe - nämlich am Geldautomaten der Bank meines Vertrauens. Wo ich gerade Geld abhole, mit meiner Karte. Die PIN habe ich natürlich auf einem Zettel im Portemonnaie notiert - und zur Sicherheit noch mal auf der Karte selbst. Und da lese ich jetzt doch, soll man nicht, öffnet dem Missbrauch Tür und Tor, sagt die Margot Schneider, Leiterin Sicherheitsmanagement für Zahlungsverkehr bei der Euro Kartensysteme GmbH. Wenn sich der Tipp von der Margot nicht mal genau so als falsch herausstellt wie damals die Entscheidung für G8!     


Mittwoch, 8. März 2017

Ampeln werden total überbewertet - vor allem rote!

Ampeln werden total überbewertet, vor allem rote. Hab ich immer schon gesagt, stand ich bis jetzt total allein da. Nicht an der roten Ampel, sondern mit meiner Meinung. Dass ich eine schlichte Mutter war, ist ja durch, das Thema. Ich fand es nie schlimm, wenn jemand bei Rot über die Ampel ging, während mein Kindergartenschatz und ich auf Grün warteten. Viel schlimmer finde ich die Beschimpfungen, die auf diese "Höchstkriminellen" herunterprasseln.

Und immer schleicht sich bei mir der eine Gedanke ein: Was ginge es unserem Planeten doch gut, würden wir mit derselben Verve und im selben Maße alle Unrechtstaten verurteilen. Und wo wir gerade dabei sind, beim Bestrafen. Da hab ich offensichtlich wieder mal was nicht mitbekommen. Dass im Auto das Handy am Ohr des Fahrers nichts zu suchen hat, das scheint wieder aufgehoben worden zu sein. So viele Autofahrer, wie ich damit sehe. Was ich meinem Kind wohl erklärt habe, ist die Aufgabe der Fußgängerampel. Die soll nämlich den Fußgänger (Fußgänger als generisches Maskulinum verstanden, versteht sich!) vor dem Tod schützen. Was nämlich viel wichtiger ist, als einen Erwachsenen, der bei Rot über die Fußgängerampel geht, zu kriminalisieren. Was viel wichtiger ist zu lernen, dass selbst wenn die Fußgängerampel grün ist, das noch lange nicht heißt...

Ich komm deshalb drauf, weil, gerade in diesen Tagen stelle ich fest, dass ich mit meiner Meinung aber so was von nicht mehr alleine dastehe. Dass rote Ampeln zunehmend ignoriert werden - aber von Autofahrern! Wie oft erlebe ich in meinem Auerberg an der Kreuzung Kölnstraße/An der Josefshöhe folgende Situation: Nichts geht mehr, Stau in alle Richtungen, ich stehe an der roten Fußgängerampel und warte auf Grün. Und wenn die dann grün wird, stehen auf dem Zebrastreifen Autos. Da musst du gelernt haben, dich zwischen den Autos durchzuschlängeln. Da musst du deinen ganzen Mut zusammennehmen und neben dem Zebrastreifen gehen (also am Rande der Illegalität!), um auf die andere Straßenseite zu gelangen! Sonst erfrierst du an der Kreuzung!
Und wie oft erlebe ich in diesen Tagen auf der Kölnstraße in Richtung Berta-von-Suttner-Platz, dass Autofahrer, die unendlich lange in die Stadt hinein gestaut haben, dass die dann, wenn sie können, Gas geben, obwohl deren Ampel schon dunkelrot ist! Dass Ampeln überbewertet werden, da steh ich aber so was von nicht mehr alleine mit meiner Meinung da.

Trotzdem, apropos alleine, das bin ich in diesen Tagen schon recht oft. Las ich doch in meinem SCHAUFENSTER über die "Allzweckwaffe Grünkohl". Grünkohl sei eine der gesündesten Gemüsearten insgesamt. Er bietet reichlich Vitamin A, E und K, mehr Vitamin C als eine Zitrone, doppelt so viel Eiweiß wie Blumenkohl, wichtige Mineralstoffe wie Eisen, Kalium und Magnesium sowie sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien. Zudem enthält er Folsäure, die zur Blutbildung und Versorgung der Körperzellen mit Sauerstoff erforderlich ist. Kohl stärke das Immunsystem, schütze Knochen und Zähne, stärke die Sehkraft und helfe gegen Entzündungen. Außerdem soll Grünkohl mehr als anderes Gemüse einem frühzeitigen Altern entgegenwirken. Schon beim Wort Antioxidantien hatte der Grünkohl mich auf seiner Seite, aber dass der meinem frühzeitigen Altern entgegenwirkt, hallo! Was jetzt aber schon bedeutet, dass ich recht oft allein bin - bei so viel Kohl, im Bauch, im Darm. Ich bin mir das jetzt schon am überlegen, was ich denn bitteschön davon habe, wenn ich so was von jugendlich aussehe und keiner es mitkriegt.

Wo ich ja auch neulich vollkommen allein war. Eigentlich ganz nett, die Idee meines SCHAUFENSTERS mit seiner Sonderveröffentlichung "Bonn - l(i)ebenswert". Ich las über das Flair des Gründer-Viertels und den Lichterglanz in der Innenstadt - und über die Altstadt. Dazu ein Foto ... Ich hab mich dann sofort aufgemacht, in die Altstadt - und stand dann da allein mit meinem Fotoapparat. Ich hab dann auch gemerkt, dass das Foto von der Kirschblüte in der Altstadt jetzt nicht wirklich aus dem Dezember war!

Wo ich auch sicherlich auf weiter Flur alleine dastehe mit meiner Meinung. Immer wieder komme ich in diese fürchterliche Zwickmühle: Weil, ich schneide ja recht viele Artikel aus meinem SCHAUFENSTER aus. Quasi für jedes Familienmitglied ein Häufchen, wenn man es denn so nennen will. Wie neulich, zum Beispiel, da habe ich für meinen Traummann den Artikel "Hauptfeind des hohen Blutdrucks: Übergewicht" ausgeschnitten. Oder für meine Töchter den Artikel "Studien belegen: Kinder von Helikopter-Eltern sind blöde" (ich red jetzt nicht darüber, dass ich in der Nachbarschaft die Altpapiertonnen nach diesem Artikel durchgestöbert habe - weil, ich brauchte ja drei, für jede Tochter einen). Was jetzt aber echt immer wieder blöde ist, wenn der eine Artikel auf der Vorderseite und der andere auf der Rückseite gedruckt ist. Deshalb wäre es für mich von großem Vorteil, wenn die Seiten meines SCHAUFENSTERS nur einseitig bedruckt wären. Aber das ist mir selbst klar, dass ich da mit meiner Meinung so was von allein dastehe!

Wer meiner Meinung nach auch recht alleine dasteht mit seiner Meinung ist der Ansgar. Ich hab in meinem SCHAUFENSTER gelesen, der Dr. Ansgar Burghof ist Direktor und Vorstand des Gustav-Stresemann-Instituts. Sein Haus vermittelt politische Bildung, ist internationale Denkfabrik und politischer Ratgeber mit Schwerpunkt europäische Entwicklungen. Holla, die Waldfee, sag ich da nur. Trotzdem, wenn er sagt, Europa müsse sexy sein und hier komme Bonn eine übergeordnete Rolle zu. Ich bin ehrlich, wenn ich an Bonn denke, fallen mir einige Adjektive ein, aber sexy?

Dienstag, 21. Februar 2017

Mein Horoskop steht auf Grün

Also wenn man mich gefragt hätte, was ich von Horoskopen halte. Klar, weder lese ich sie, noch glaub ich dran - hätt' ich gesagt. Aber wenn das Horoskop in meinem SCHAUFENSTER ...
Danach steht für 2017 dem Schützen, also mir, in Sachen Liebe und Partnerschaft Folgendes ins Haus: Uranus verleiht Ihrer Liebe ganzjährig Originalität und Experimentierfreude. Im Februar und März verwöhnt Venus mit harmonischen Stunden. Mit Venus und Uranus blühen Sie im Dezember regelrecht auf und können sich nun ganz neu verlieben. Dank Neptun fühlen Sie sich wie im Traum.
Ich hab dann einfach mal beim Skorpion nachgeschaut, was dem so in Punkto Liebe und Partnerschaft vorausgesagt wird: Bereits Mitte Januar bringen Venus und Neptun Romantik ins Miteinander. Doch erst im November können sich mit Jupiter und Venus richtig intensive Gefühle einstellen, so dass einer glücklichen Liebe nichts im Wege steht. Anfang August warnen Pluto und Jupiter jedoch noch vor Eifersucht.
Was mir jetzt schon aufgefallen ist, dass beim Skorpion, was mein Traummann ist, von Februar bis Oktober das Thema Liebe komplett unter den Tisch fällt. Dafür aber im August das böse Wörtchen Eifersucht auftaucht. Wenn ich jetzt aber die beiden Horoskope zusammen lese, dann sieht's gar nicht so schlecht für uns als Paar aus: Für die ersten drei Monate steht bei beiden Sternzeichen Romantik und Harmonie. Und bis zum November halten wir zwei Hübschen uns mit der mir versprochenen Originalität und Experimentierfreude in der Liebe über Wasser. Was den November anbelangt, da hoffe ich für meinen Traummann, dass die intensiven Gefühle, die sich da bei ihm einstellen, mir gelten. Nicht umsonst steht ja da nichts von einer neuen Liebe. Und außerdem, Experimentierfreude, hallo!

Falls die aber nicht gereicht haben sollte, die Experimentierfreude, habe ich vorsorglich mal einen kleinen Artikel aus meinem SCHAUFENSTER ausgeschnitten und aufbewahrt. Dort liest es sich unter der Überschrift "Blaulicht": In Küdinghoven ist am Sonntagabend eine 60-Jährige verhaftet worden. Die Frau soll ihren Mann bei einem Streit in der gemeinsamen Wohnung so schwer verletzt haben, dass dieser später im Krankenhaus verstarb. Die Polizei ermittelt. Dass wir uns da nicht missverstehen, für mich persönlich käme so was nie in Frage, aber einfach mal so diese wenigen Zeilen zufällig zuhause auf den Tisch gelegt. Da muss man ja gar nicht drüber sprechen. Zufällig gelesen und du, also jetzt mein Traummann, hast das im Hinterkopf. Ich mein, das wirkt doch nach.

Aber keine Frage, ich würde es erst mal im Guten versuchen. Zumal da mein SCHAUFENSTER mir auch wieder hilfreich zur Seite steht. Da gab es einen entzückenden Artikel über den Walter und die Maria Heimerzheim, die seit 70 Jahren verheiratet sind, sich ihr ganzes Leben lang kennen und kürzlich Gnadenhochzeit (muss dieses Fest denn so heißen?) gefeiert haben. Natürlich wurden sie auch nach dem Rezept für eine solch lange und zufriedene Ehe gefragt. Beide meinten, dass man nie im Streit zu Bett gegangen sei, sondern vorher immer alles geklärt habe. Ich mein, im Moment ist ja da bei uns laut Horoskop noch kein Handlungsbedarf, aber man weiß ja nie. Ich hab's deshalb schon mal ausprobiert, für alle Fälle - mit mäßigem Erfolg, eher mit keinem Erfolg. Was soll ich sagen, danach hatten wir so was von einen Streit. Weil, was ich jetzt wirklich falsch gemacht hatte, aber da sieht man mal, man muss es für den Notfall üben. Wo ich mich jetzt wirklich blöde angestellt habe: Mein Traummann war schon dermaßen was von im Tiefschlaf, als ich ihm ins Ohr gebrüllt habe, dass wir noch unbedingt unsere Differenzen beilegen müssten. Der war dann so was von sauer - kann ich auch verstehen. Gott sei Dank brachten das Venus und Neptun mit der Liebe wieder in Ordnung.
Apropos Liebe. Neulich las ich in meinem SCHAUFENSTER "Einsatz für die Müllpolizei": Erzieherin Renate Wollner vom Naturkindergarten "Die Grashüpfer" erklärt die "Müll-Entdeckungstour", die den Kindern ihrer Kita einen Sinn für die Umwelt und Müllvermeidung gebracht hat. Auch die 5-jährige Nila kommt zu Wort: "Ich sag dir mal, wofür die Tonnen sind. Die blaue Tonne ist für Papier, die gelbe für Plastik, die graue für Restmüll und die grüne für Bio-Müll."
Ich komm deshalb drauf, weil mein Nesthäkchen ja ausgezogen ist, in eine Wohnung auf dem Bonner Markt. Und da entsann ich mich plötzlich, dass sie mal in einem Nebensatz erwähnt hatte, es gebe da im Keller nur eine Mülltonne für alles. Da werde also nicht getrennt. Damit komme sie gar nicht klar. Klar, die Eltern des Nesthäkchens wohnen im Auerberg und da wird so was von getrennt. Was ich aber eigentlich sagen wollte, ich dachte jetzt, das Kind hat seine Eltern so was von ganz dolle lieb, so oft wie das uns besuchen kommt. So ganz mit dem ganz dolle lieb ist das aber nicht. Weil, als ich neulich einen Teebeutel (ohne Metallklammer!) in der grünen Tonne entsorgen wollte, da war die so was von voll. Und da wurde mir klar, dass meine Kleine deshalb so häufig ihre Eltern besucht, weil sie, bevor sie das Haus betritt, ihren Müll in unsere Tonnen schmeißt.

Apropos grüne Tonne. "Grün für Beethoven" lautete kürzlich eine Schlagzeile in meinem SCHAUFENSTER: Bei beginnender Grünphase sei nun das Beethovengesicht auf der Ampel am Anfang der Bonngasse in unmittelbarer Nähe zum Geburtshaus des genialen Musikers zu sehen. Es handele sich zunächst um ein Pilotprojekt. Falls aber alle Gremien mitspielten, werde das Antlitz Beethovens bald von jeder Ampel auf Bonns Innenstadtstraßen huldvoll auf die Autofahrer herunterschauen. Gas geben für den Geburtstag, so heiße die Devise!
Was mir da so ein wenig Sorge bereitet, hoffentlich versteht das der ein oder andere Autofahrer nicht falsch!

Ich bin mir da nicht sicher, ob das nicht eine Idee für die Tonne ist. So sagt man doch, oder?

Mittwoch, 11. Januar 2017

Bin ich froh, dass die ganze Weihnachtsbeleuchtung in Bonn verschwunden ist! Vor allem die Weihnachtsbäume! Ich bin da so was von durch mit ...

Dort, ganz hinten, am Ende der Passage leuchtet ein großer, wunderschön dekorierter, elegant geschmückter Weihnachtsbaum, zieht mich in seinen Bann, lockt mich. Und so betrete ich die Passage: Rechts am Eingang der Passage seit eh und je das edle Schmuckgeschäft, weiter auf der linken Seite ein teurer Kinderschuhladen. Und sonst? Über mir edle Lüster, laufe auf edlen Böden vorbei an riesigen Schaufenstern - von leeren Ladenlokalen. Und damit die Leere nicht so unendlich leer wirkt, im Schaufenster zwei riesige Plüschaffen in Bewegung, Weihnachtssterne bastelnd! Gehe weiter auf den festlich geschmückten Baum zu. Dort, beim Weihnachtsbaum, ist auch die Mitte der Passage. Gleite in einem gläsernen Aufzug nach unten. Vorbei an freigelegten Ausgrabungen. Wunderschön, geschmackvoll, mit Liebe zum Detail. Hier war ich noch nie! Und mit mir waren wohl die meisten Menschen hier noch nie! Bin ganz allein. Schwebe wieder dieselben wenigen Meter nach oben und stehe vor einem weiteren funkelnden Weihnachtsbaum - neben dem Bistro ENTE. Geschlossen ist es, leer! Und über dem Eingang noch immer die Speisekarte bis in alle Ewigkeit mit Lackstift fixiert und gegenüber das Ladenlokal - leer! Und damit die Leere nicht so gespenstisch leer wirkt, im Schaufenster ein riesiger Plüschaffe und ein Hase, der die Weihnachtsdekoration zusammenkehrt, weil's ja jetzt mit schnellen Schritten auf Ostern zugeht.

Spüre plötzlich eine tiefe Trauer in mir. Und sehe das Spiegelbild einer Frau im Schaufensterglas. Sie weint. Weint um die Zeit, in Gedanken an die Kaiserpassage, wie sie einmal war. Bei Weitem nicht so prunkvoll, aber voller Menschen. Steht da in der Passage, die sich herausgeputzt hat, aber für wen? Und dann geht sie, die Frau, links hochwertige Damenoberbekleidung, rechts exquisite Hemden und Krawatten, daneben feine Negligees. Könnte jetzt eine Treppe hinauf nehmen, zur Galerie, einer weiteren Ladenzeile. Doch wozu? Alles leer! Negligee - neglegere - nicht beachten. Könnte auch jetzt wieder mit dem Aufzug nach unten zum Ausgang gleiten. Doch sie will nur noch raus, nimmt die Treppe, zwei Stufen auf einmal, will nur noch raus, aus der Kaiserpassage.
Hätte der Weihnachtsbaum sie doch nur nicht in die Kaiserpassage gelockt!

Ich bin so was von durch, mit Weihnachtsbäumen! Und, klar, dass ich da jetzt auch für anfällig war! Weil, ich hatte in meinem SCHAUFENSTER den Artikel "Zeckengefahr im Weihnachtsbaum" gelesen. Da hieß es: Es ist Winter, die Zeckenzeit liegt in weiter Ferne und Frühsommer-Meningoenzephalitis ist sowieso erst ein Thema, wenn es wieder warm wird. Oder? Hallo, dieses Oder! Da les ich doch weiter, oder? Die Plätzchen seien gebacken, das Haus sei geschmückt - fehle nur noch der Christbaum für das perfekte Weihnachtsfest. Damit aber unter dem Baum neben den Geschenken nicht auch Krabbeltiere Platz fänden, gelte es, ein paar Hinweise zu beachten. Denn laut einer aktuellen Gartenstudie der Universität Hohenheim sind Zecken zunehmend das ganze Jahr aktiv. Dies liegt daran, dass die Spinnentiere bei Temperaturen ab sieben Grad Celsius an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen aus der Winterstarre erwachen - unabhängig von der Jahreszeit. Zecken mögen es warm und feucht, im Winter lauern sie meist unter einer dicken Laubschicht. An milden Tagen kann es aber vorkommen, dass sich das ein oder andere Exemplar auf die Suche nach einer Blutmahlzeit macht. Wer sich also vorgenommen hat, einen Weihnachtsbaum zu kaufen, sollte auf Zecken achtgeben. Sie klettern auf liegende Bäume genauso wie auf stehende in Höhen bis zu 1,50 Meter und lassen sich von dort abstreifen. Die Zecke gelte als gefährlichstes Tier Deutschlands. Grund genug, die Zecken im Weihnachtsbaum zu entfernen, bevor etwas passieren kann. Dazu sei es am besten, den Baum einige Tage im Keller oder in der Garage zu lagern, bevor der Baum in die Wohnung getragen wird. Die Zecken fallen dann aus ihrer Winterstarre und krabbeln fort. Außerdem sollte der Baum einmal geschüttelt werden, um eventuelle Zecken vom Baum zu vertreiben. Im Winter erschweren wir Menschen den Zecken bereits durch lange Kleidung den Zugang zu unserer Haut. Trotzdem sollte nicht vergessen werden, sich nach dem Schmücken des Weihnachtsbaumes nach Zecken abzusuchen.

So las es sich in meinem SCHAUFENSTER! Ich hab da selbstredend sofort Rot gesehen! Und das, ohne an einer Ampel zu stehen! Da half es auch so was von gar nicht, dass ich bewusst meinen Baum bei OBI gekauft hatte. Hatten die doch in ihrer Anzeige in meinem SCHAUFENSTER geschrieben "Wenn man sich auf OBI verlässt, wird Weihnachten zur Zeit der Besinnung auf Harmonie, den Frieden und die Familie". Als ich diese Zeilen las, dachte ich, Mensch, so einfach, wenn das sich mal rumsprechen würde!
Ich persönlich hatte jetzt nicht wirklich die Harmonie in der Familie am Start. Gut, ich kann meine Lieben jetzt auch irgendwie verstehen. Weil, ich hab dann erst einmal einen Schüttelplan aufgestellt. So wie ich es auf Toiletten in Restaurants kenne. Da kannst du dann, während du Pipi machst, genau sehen, wer wann zuletzt das Klo gesäubert hat. Und genau so hatte ich mir das mit dem Schüttelplan gedacht. Dort stand jede volle Stunde der Name einer meiner Liebsten drauf, der in die Garage zu gehen und den Baum zu schütteln hatte. Ich geb' zu, bei der Einteilung für Nachtschichten gab's dann schon den ein oder anderen Familienstreit. Na ja, und als dann das ein oder andere Mal nicht abgezeichnet worden war, hab ich eben Nägel mit Köpfen gemacht. Ich mein, hallo, wenn haufenweise Blutsauger lauern? Ich hab's dann konsequent durchgezogen: Der Baum ist erst gar nicht ins Wohnzimmer gekommen, wurde nicht geschmückt und an Heiligabend standen meine Liebsten und ich für ein paar Sekunden - selbstredend ganzkörpervermummt - um selbigen herum. Ich vermute mal, dass das der Grund war, warum mich der geschmückte Weihnachtsbaum in der Kaiserpassage in seinen Bann gezogen hat!

Ich habe dann lange mit meinem Therapeuten gesprochen, wie ich mein Tannenbaum-Trauma verarbeiten kann. Und habe da jetzt für mich eine tolle Lösung gefunden, und passend dazu! Ich habe zu Weihnachten einen Tannenbaum-Hausanzug bekommen. Und so gehe ich Karneval als Weihnachtsbaum. Wer hätte das gedacht, ich im Jumpsuit!