Kürzlich las es sich in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen:
Fallstricke bei Hoverboards. Sie ähneln den schon länger bekannten Segways,
verfügen aber über keine Lenkstange. Diese selbstbalancierenden
Elektro-Einachser werden per Gewichtsverlagerung in den Füßen beschleunigt und
gesteuert. Doch sind sie im Straßenverkehr auch erlaubt? Der ARCD klärt auf:
"Hoverboards gelten laut Straßenverkehrs- Zulassungsordnung (STVZO) als
Kraftfahrzeug. Sie sind also grundsätzlich zulassungspflichtig. Bisher können
sie für den Straßenverkehr dennoch nicht zugelassen werden, da sie keiner
Fahrzeugklasse zuzuordnen sind und Zulassungsvorschriften wie Sitz, Lenkung,
Bremsen, Beleuchtung und Spiegel nicht erfüllen", sagt ARCD-Pressesprecher
Josef Harrer. ( Wo Sie Recht haben, haben Sie Recht, Herr Harrer. Das ist mir
auch schon aufgefallen, dass Boards im Allgemeinen keinen Sitz haben.) "Was
heißt das für die Benutzer? Die Boards dürfen nur auf abgegrenzten, nicht öffentlichen
Grundstücken benutzt werden. Sonst drohen eine Geldbuße und ein Punkt in
Flensburg. Oft sind sich Käufer von Hoverboards und Co. nicht bewusst, dass sie
mit der Nutzung im Straßenverkehr gegen das Gesetz verstoßen. So ein Board
bräuchte eigentlich eine KFZ-Versicherung. Wegen mangelnder Zulassungsfähigkeit
ist ein solcher Versicherungsschutz allerdings derzeit nicht möglich. Wer
dennoch mit einem Elektrokleinstfahrzeug im Straßenverkehr unterwegs ist, macht
sich strafbar. Sach- und Personenschäden muss der Nutzer außerdem aus eigener
Tasche bezahlen, denn die private Haftpflicht greift in solchen Fällen nicht.
Was viele ebenfalls nicht wissen: Kinder unter 14 Jahren dürfen solche
Elektrokleinstfahrzeuge nicht fahren, da neben einer Pflichtversicherung auch
ein Führerschein nötig ist. Wer ein Hoverboard nutzen möchte, sollte also
unbedingt auf eigenen Grundstücken fahren. Sonst kann es gefährlich und teuer
werden", rät Harrer.
Ob der Vater, der auf einem Hoverboard stehend den
Kinderwagen schob, wusste, dass er sich so was von in der Illegalität
fortbewegt? Und wenn ja, so was von ein schlechtes Vorbild für den Säugling!
Wenn ich die Zeilen richtig verstanden habe, dann dürfte der mit seinem
Hoverboard nur in seinem Garten über den Rasen hoppeln. Jetzt hast du so ein
Gerät, machst darauf eine extrem coole Figur und keine Sau sieht dich - auch
blöde. Oder anders: Wie uncool ist das denn bitteschön? Im Garten oder im
Hinterhof, wo dich keiner sieht?
Apropos uncool. Ich komm deshalb drauf, weil, mit dem coolen
Rüberkommen meinerseits auf der Feier meiner Tochter hat ja nicht wirklich
geklappt. Ich hab für mich persönlich einfach noch mal bei Wikipedia reingeschaut,
was cool denn eigentlich genau bedeutet. Und da heißt es: Der Begriff cool wird
einerseits zur saloppen Bezeichnung einer besonders gelassenen oder lässigen,
nonchalanten, kühlen, souveränen, kontrollierten und nicht nervösen
Geisteshaltung oder Stimmung genutzt. Und andererseits ist cool als
jugendsprachliches Wort zur Kennzeichnung von als besonders positiv
empfundenen, den Idealvorstellungen entsprechenden Sachverhalten (ähnlich wie
„geil“) gebräuchlich im Sinne von schön, gut, angenehm oder erfreulich. Zudem
ist das Wort – je nach Milieu und Altersstufe – extrem vielseitig einsetzbar."
Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hängt es immer
vom Umfeld ab, ob etwas cool oder uncool ist. Wie wahr! Neulich zum Beispiel
waren mein Traummann und ich bei ganz, ganz dolle lieben Freunden eingeladen.
Und wie wir so in netter Plauderrunde zusammensitzen, merke ich an, dass ich zu
Helene Fischer gehe. "Wohin gehst du?" "Zu einem Konzert von
Helene Fischer." Totenstille. Heißt nicht, dass allerseits überlegt wurde,
wer denn nun diese Dame sei. Nein, bedeutete, dass man genau wusste, um wen es sich
handelte. Nach wenigen Sekunden hatte man sich gefangen und dann, als ob man
sich vergewissern wolle, als ob mein Traummann die Situation retten könne, die
Frage: "Jochen, gehst du mit?" "Nein." Ich hatte den
Eindruck, wäre mein Traummann mitgegangen, mein Fauxpas wäre vielleicht gerade noch
mal so durchgegangen. So aber distanzierte der Geliebte sich öffentlich von
mir. Kein "Leider schon alles ausverkauft, bis auf diesen einzigen
Platz", keine spontane Solidarität
wie " Sind wohl auch tolle Tänzer von Circe du Soleil dabei" oder
"Fünf Konzerte hintereinander in
der Lanxess-Arena, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen".
Nein, nur ein Nein. (Ich bin ehrlich, nach fast einem halben Jahrhundert kamen
mir erstmalig Zweifel, ob dies wirklich mein Traummann war.) Was es wohl für
sich hatte, dass ich so vollkommen alleine dastand. Der Abend war gerettet, die
Schieflage behoben. Denn es war doch so was von offensichtlich. Man hatte sich
vergewissern wollen, dass in diesem Raum nur eine Person saß, die, nun ja, ein
wenig aus der Art geschlagen ist. Es ist nicht cool, auf ein Helene-Fischer
Konzert zu gehen. Anderenorts wurde ich gefragt, ob das Ticket mir geschenkt
worden sei. Dabei schwang keinesfalls mit, um was für ein tolles Geschenk es
sich denn dabei handele. Sondern vielmehr Mitleid, dass man sich ja seine Geschenke
nicht aussuchen könne
Und wo ich gerade beim Coolen bin. Ich fand die Aktion vom Ulrich
Kelber toll. Vor der Bundestagswahl fuhr ich morgens mit dem Rad über die
Victoriabrücke - vorbei an drei in einigen Metern Abstand hintereinander
stehenden jungen Menschen, die Plakate hochhielten. Auf dem ersten Plakat stand:
Bonn ist doch schön, oder? Auf dem zweiten: Dann nicken Sie doch mal! Das
dritte fragte nach günstigem Wohnraum. Und dann stand da der Herr Kelber, im
Regen, stand da und wartete, dass man ihn ansprach. Das hat mir gut gefallen!
Ich habe extra gewendet und bin noch mal dran vorbeigefahren und habe ganz
dolle genickt. Ich schreib deshalb darüber erst jetzt, nach der Bundestagswahl,
damit es nicht heißt, ich hätte die Wahlen manipuliert. Ich wollte nicht den
Fehler machen und in dieselbe Ecke wie der russische Geheimdienst gestellt
werden, von wegen Wahlmanipulation - bei den Menschenmassen, die meinen Blog
lesen.
Apropos Fehler. Wenn ich in meinem Leben etwas noch mal
anders entscheiden könnte, ich ginge zu allen fünf Konzerten!