Mittwoch, 21. Oktober 2020

Obstbeutelknoten oder Obstknotenbeutel?

Neulich las es sich auf der ersten Seite meines SCHAUFENSTERS in großen Lettern folgendermaßen: Die Melbbadfreunde geben nicht auf - Bürgerbegehren zum Melbbad kommt. Die Vertreter der Initiative "Rettet das Melbbad" kamen mit Vertretern der Ratsfraktionen und Verwaltungsrepräsentanten zusammen, um das anstehende  Bürgerbegehren und den geplanten Ratsbürgerentscheid zu besprechen. Und auch auf der ersten Seite, rechts unten, lasen sich die Lettern "Melbbad öffnet 2020 nicht mehr": Grund sind die Schäden durch das Unwetter am Mittwochabend. Bei den Gewittern mit Starkregen wurden nicht nur die Becken und Beckenumgänge, sondern auch der Technikraum überflutet. Die Wassermassen führten Sand und Erdreich mit sich. Im Technikraum befinden sich ein Elektroschaltschrank und Pumpen. Nach erster Einschätzung ist die gesamte Technik in diesem Raum irreparabel beschädigt worden. Das heißt, dass die technischen Anlagen ersetzt werden müssen. Wenn du da jetzt einer Verschwörungstheorie anhängst. Dass sich da jetzt schon das Wetter einspannen lässt!  

Apropos Wetter. Was noch älter ist als eine Zeitung von gestern oder ein Kalenderblatt aus dem Vormonat, sind Wahlplakate nach einer Wahl. Und die wirken um so armseliger, je länger sie Wind und Regen ausgesetzt sind. Wie viele da jetzt noch hängen nach der Kommunalwahl! Ich komm deshalb drauf, weil mich nach wie vor der Herr Post so was von nett anlächelt. Hallo, warum haben wir den eigentlich nicht alle gewählt? Der nette Herr Stephan Post ist ausgebildeter Gärtner und examinierter Krankenpfleger. Ich mein, wer, wenn nicht er, hätte sich besser um uns gekümmert? Was ich auch total sympathisch finde, dass sein Interesse dem Volkstanz gilt. Seit Jahren ist er Mitorganisator des größten Volkstanzfestes Europas. Jedes Jahr findet das in einer anderen europäischen Stadt statt. Also wenn das kein Beitrag zur Völkerverständigung ist!

 Wo ich gerade bei Verschwörungstheorien und Wahlen war. Was ich ganz vergessen hatte zu erzählen: Zum Auszählen der Stimmzettel hatten die uns im Stadthaus auch eine Kiste mit diesen Face-Shields hingestellt. Die hätte man sich noch zusätzlich zum Mund-Nasen-Schutz auf den Kopf setzen können. Ich habe einfach mal ein Shield zusammengebaut. Und siehe da, du konntest durch das Plastik überhaupt nichts sehen. Total undurchsichtig! Da habe ich mich dann schon gefragt, ob die uns extra hingestellt worden waren, damit wir quasi blind zählen. Klar, denkst du da sofort an Wahlmanipulation! Ich hab das dann später ganz entrüstet meinem Traummann erzählt und der hat mir dann. Also da sieht man mal wieder, wie gut es ist, dass ich hier betreut untergekommen bin. Der hat mir dann nämlich erklärt, dass ich die Schutzhülle für das Plastik hätte abmachen müssen. Wie schnell wäre ich jetzt wieder beim Thema Verschwörung gewesen!

Aber apropos Plastik. Wer hat bitteschön unter dem Einfluss welcher Droge in welcher Dosis das Wort Obstknotenbeutel abgesondert? Las ich doch diese Wort zweimal auf meinem Kassenbon meines Lieblingsdiscounters. Einmal zwischen den Posten Klopapier und Mehl. Und dann nochmal zwischen Nudeln und Hefe. Und, klar, dachte ich mit Schweißtropfen unter der Maske und beschlagener Brille, dass ich das Wort nicht richtig gelesen hatte. Hatte ich aber, richtig gelesen. So nennt sich das Plastikbeutelchen an der Gemüse- und Obsttheke. Hallo, hab ich nie drüber nachgedacht. Null Bewusstsein! Da mach ich einmal etwas ohne nachzudenken - und schon so was von falsch! Einfach reingestopft. Ich habe mich natürlich sofort kundig machen wollen, wofür ich solch Obstknotenbeutel jetzt verwenden darf: so was von kompliziert. Kann ich bitteschön, ich weiß gar nicht, was darf ich da überhaupt noch. Wie gesagt, ich hab mich dann schlau machen wollen, aber siehe da: stand da doch allen Ernstes, Paprika, Tomaten, Kürbisse, Zucchini, Auberginen und Gurken seien zwar Früchte und gehörten laut botanischer Definition zu Obst (da sie aus befruchteten Blüten entstehen), würden aber als einjährige Pflanzen (Lebensmitteldefinition: Gemüse) und gemeinhin wegen der fehlenden Süße beziehungsweise Säure als Fruchtgemüse bezeichnet. Geht’s noch, Fruchtgemüse! Darf die Tomate jetzt in solch Obstknotenbeutel oder nicht?

Bei Kartoffeln war ich mir natürlich sicher, dass das nicht mehr geht. Trotzdem, ich konnte einfach nicht an mich halten, habe das Netz aufgeschlitzt (seit ich bei der Briefwahl im Stadthaus hunderte von Briefen aufgeschlitzt habe und dabei eine gewisse Befriedigung verspürt habe, trage ich jetzt immer einen kleinen Brieföffner bei mir!) und die Kartoffeln in solch einen Obstknotenbeutel umgepackt. Und natürlich hat die Kassiererin mich komisch angeschaut, dass da in meinem Einkaufswagen ein völlig zerfetztes Kartoffelnetz lag. Zuhause, nach einem Besuch bei Wikipedia, wusste ich warum: Nicht ob des desolaten Kartoffelnetzes hat die Kassiererin ganz desolat dreingeschaut, sondern weil die Kartoffel noch nicht mal Gemüse ist. Die Weltgesundheitsorganisation sagt: „Kartoffeln, Süßkartoffeln und andere stärkehaltige Knollen zählen nicht als Obst oder Gemüse“, und das Lebensmittellexikon: „In Deutschland zählt die Kartoffel streng genommen nicht zum Gemüse sondern zu den so genannten landwirtschaftlichen Kulturen."

Mit den Zwiebeln habe ich es erst gar nicht versucht und - siehe da - steht doch auch im Internet: Als Zwiebelgemüse bezeichnet man die unterirdischen Pflanzenteile von Lauchgewächsen (Alliaceae), die als Gemüse verzehrt werden. Sie gehören als Wurzelgemüse zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Zum Zwiebelgemüse zählen unter anderem Zwiebeln (Allium cepa). Das leuchtet selbst mir als Laiin ein, dass die Zwiebel zum Zwiebelgemüse zählt.

Was immer eine sichere Bank ist: Himbeeren. Ist aber auch immer eine totale Schweinerei, bis ich die aus ihrem Plastikpott in den Obstknotenbeutel gestopft habe. Und wenn du denkst, Himbeeren gehören zum Beerenobst - weit gefehlt! Das sind Sammelsteinfrüchte.