Mittwoch, 30. September 2015

Rheinland Studie belegt: Fledermäuse in Gullys reagieren äußerst aggressiv auf Faxfiepen und Warteschlangen

Das wunderbare Taschenlampenkonzert auf der Wiese vor dem Poppelsdorfer Schloss mit der Band Rumpelstil - hab ich verpasst! Bonn Olé - hab ich verpasst. Was jetzt nicht ganz so tragisch ist, weil der Michael Wendler und der Mathias Reim das ebenso verpasst, also abgesagt haben. Und, ja, die 31. Internationalen Stummfilmtage, das Bonner Sommerkino im Arkadenhof der Universität, auch spurlos an mir vorüber gegangen, eher gelaufen, die Bilder. Was um so ärgerlicher ist, weil so viel geballte Internationalität in dieser Stille - besser gehts doch gar nicht! Wobei, ich bin mir sicher, dass dieser Event auch nächstes Jahr stattfindet. Da wird es mit Sicherheit keine einstweilige Verfügung wegen Lärmbelästigung geben. Da steht das Taschenlampenkonzert schon eher auf der Kippe.

Wobei, wenn ich dem Herrn Sridharan Glauben schenken darf, bleibt Bonn ja laut. Jedenfalls hat er das meiner Tochter per Kärtchen versprochen und sie gleichzeitig an die Wahl am 13. September erinnert. Mir hat er das ja nicht geschrieben. Wahrscheinlich dachte er, er vergrault mich Alte sonst. Dabei, ich finds ja auch gut. Was ich jetzt auch toll fand, der Herr Sridharan hat mir in meinen Briefkasten einen Flyer geschmissen. Also so was von eine nette Familie, kann ich nur sagen. Und da hat er Recht, auf den ersten Blick sieht man es ihm tatsächlich nicht an, dass er ne bönnsche Jung ist. Dabei ist er so was von einer! Und so was von sympathisch, wie er und seine Familie rüberkommen! Hat sich ja auch ausgezahlt, am 13. September! Was mich jetzt interessieren würde, also auf seinem Flyer steht eine Telefonnummer, unter der ich ihn erreichen kann. Da hab ich mich jetzt gefragt, wie lange ...

Weil, bei uns vor der Haustüre lief seit Wochen ein Gully ganz langsam ab. Und dann stand da irre lange das Regenwasser. Ich hab dann seit dem 1.September täglich mehrere Male beim Bürgeramt durchgeklingelt, weil immer besetzt war. Das war jetzt für mich nicht wirklich ärgerlich, weil ich ja sonst nichts zu tun habe. Aber die am anderen Ende der Leitung, die müssen dermaßen im Brass sein. Ich habs mir dann mit meinem "Schaufenster" so richtig gemütlich gemacht und immer mal wieder versucht. Abwechselnd auch mal die Kontakt-Telefonnummer vom Tiefbauamt gewählt. Was da jetzt blöde ist, anfangs klingelt es durch und du denkst schon, gleich hebt jemand ab. Und während du noch hoffst, hast du plötzlich dieses unangenehme Faxfiepen im Ohr!

Jedenfalls, ich war damit gut mehr als eine Woche beschäftigt. Was jetzt nicht schlimm war, wie gesagt, weil mit meinem "Schaufenster" bin ich ja so was von beschäftigt. Was ich auch gut finde, in meinem Alter, also die Verantwortlichen vom "Schaufenster", die haben letztens ein und denselben Artikel in der nächsten Ausgabe gleich nochmal abgedruckt. Und neulich stand ein Artikel gleich zweimal in derselben Ausgabe. Aber nicht einfach uninspiriert doppelt abgedruckt. Nein, die haben sich richtig viel Mühe bei dem Artikel "Ausbildung und Arbeit für Flüchtlinge" gemacht (hier eine klitzekleine Variante in der Überschrift, dort einige Sätze mehr, da ein Wort weggelassen). In der HÖR ZU sind hinten immer zwei Bilder abgedruckt, Original und Fälschung. Da hatte ich schon immer Spaß dran. Den hatte ich jetzt auch. Ich hab mich da richtig reingekniet, inwiefern die beiden Artikel sich unterschieden. Ich finde das gut. Weil erstens hält mich das so was von fit und zweitens könnte es ja tatsächlich einmal sein, dass ich eine Seite aus Versehen überblättere. Die wollen halt sichergehen, dass ich jeden Beitrag auf jeden Fall auch lese.
Apropos lesen. Während ich beim Bürgeramt immer mal wieder durchklingeln ließ, las ich unter Stellenangebote, dass Lesehelfer gesucht werden. Und weil ich nicht nur lesen sondern auch schreiben kann, hab ich mich da auch prompt beworben - beim Weingut Maibachfarm. Wundert mich, dass die so gar nichts von sich haben hören lassen.
Soll mir auch recht sein, dachte ich, und war kurz davor, mich als Probandin für die Pilotierungsphase der Rheinland Studie zu bewerben. Da untersuchen die, wie meine Lebensgewohnheiten die Entwicklung meines Gehirns und meine geistige Leistungsfähigkeit beeinflussen. Also ob ich, wenn ich Desperate Housewives schaue, die Bunte lese oder mir in meinem Regionalradio anhöre, was mir völlig unbekannte Menschen am Wochenende so vorhaben, ob ich dann verblöde. Außerdem sollte man über gute Deutschkenntnisse verfügen (was die beim Weingut offensichtlich nicht zu würdigen wissen). Ich war total motiviert, bis ich am Schluss der Anzeige las, dass die Untersuchungen kostenlos seien. Ich hab dann kurz nachgedacht und dann erst verstanden, dass die mir dafür gar kein Geld geben, sondern dass ich mich freuen soll, dass ich nichts bezahlen muss.

Irgendwann wird einem die Zeit aber doch lang, wenn du versuchst, beim Bürgeramt durchzukommen. Und irgendwann bist du stinksauer, dass der Gully keine Fledermaus ist. Weil, das muss man jetzt schon sagen, wenn ich jetzt wissen wollte, wie sich Fledermäuse bei Hausrenovierungen schützen lassen oder sich ein Haus fledermausfreundlich gestalten lässt, ich hätte sofort einen Ansprechpartner. Seit Mai sind die Fledermausexperten des NABU unter einer Fledermaushotline zu erreichen - und zwar auch am Wochenende und an Feiertagen! Ich war gerade dabei, mir für die eine Geschichte auszudenken, so in dem Sinne, dass mehrere Fledermäuse im besagten Gully festhingen, als ich am Bürgertelefon doch tatsächlich nach acht Tagen Fast Food und Duschabstinenz in eine Warteschlange geriet! Heutzutage Freude pur! Wenn ich bedenke, früher, als unser Telefon noch an der Schnur hing, habe ich mich immer geärgert, wenn ich in einer Warteschleife hing. Da habe ich vor einem Behördentelefonat erst einmal die Blase vollständig entleert und mir Stullen neben das Telefon gelegt. Heute ist das ja alles kein Problem mehr.

Nach acht Tagen und einer Warteschlange hatte ich es endlich geschafft: Eine ungemein freundliche Frau nahm mein Anliegen entgegen. Am selben Tag in meinem Outlook "Vielen Dank für Ihren Hinweis" und "Ihr Anliegen #5130 wurde bearbeitet" und "Ihr Hinweis #5130 wurde abschließend bearbeitet" - gleich drei Mails, damit ichs auch ja kapiere (wie die beim "Schaufenster", wenn die denselben Artikel gleich zweimal drucken). Und am nächsten Tag (!!) stand ein Fahrzeug vor der Tür und säuberte den Gully, also die Männer im Auto. Wahnsinn! Normalerweise hätte ich jetzt gedacht, dass ich recht zeitnah zu der freundlichen Dame durchkomme und dann einige Tage auf die Ausführung warte.
Was mich da eben jetzt interessieren würde ist, ob ich beim  Herrn Sridharan auch so lange durchklingeln muss, der dann aber prompt vor der Haustür steht.

Jetzt habe ich vor lauter Warteschleife, Faxfiepen und Fledermäusen ganz vergessen, den Herrn Ruhenstroth-Bauer zu erwähnen. Auch sehr sympathisch, wie er rüberkommt. Der hat ja dem Herrn Sridharan "eins" voraus - jetzt eher "einen". Der hat doch tatsächlich vier Söhne! Und wofür der sich ehrenamtlich engagiert - Hut ab! Was ich jetzt nur nicht verstehe, also was sich die Eltern von dem Herrn Rubenstroth-Bauer dabei gedacht haben, ihren Sohn mit Vornamen "Besser" zu nennen.

Sonntag, 27. September 2015

Einfach wirken lassen

Es ist Herbst, es wird kühler, die Tage kürzer - und ich freu mich! Ich habe schon bei meinem Lieblingsdiscounter zwei Hokaidos gekauft und sie ins Wohnzimmer neben das Sofa auf den Boden gelegt - als Dekoration, einfach so. Und ab jetzt habe ich immer einen kleinen Stoffbeutel dabei, auf meinem Fahrrad. Und wie ich mich freue, wenn ich an einem Kastanienbaum vorbeiradle und der Wind gerade die Kastanien vom Baum gefegt hat, für mich. Und wenn es die Zeit erlaubt, stelle ich mein Fahrrad ab und sammle Kastanien, für mich, um sie zuhause neben die Hokaidos zu legen - als Dekoration, einfach so.

Und neulich, im Hofgarten, als ich Kastanien sammle, fragt mich eine Frau, was ich denn mit den Kastanien vorhabe. Ich antworte, dass ich alleine schon das Sammeln liebe. Und die Kastanien in meinem Wohnzimmer auf dem Boden neben den zwei Hakaidos - so fühle sich für mich der Herbst an.
Darauf die Frau: "Was geht eigentlich in Menschen wie Ihnen vor? Da hinten sammeln Kinder Kastanien und Sie nehmen ihnen die weg."
Ich habe darauf nichts gesagt, bin auf mein Fahrrad gestiegen und habe seitdem keine Kastanien mehr gesammelt.


Donnerstag, 10. September 2015

Urlaub, ich habe fertig (Teil II)

Hatte ich das eigentlich schon erwähnt? Ich bin durch damit. Für mich persönlich vollkommen uninteressant. Urlaub hat für mich schon lange nichts mehr mit Entspannung zu tun. Geh mir weg mit Urlaub.

Apropos weg. Früher warst du einfach mal zwei Wochen weg, hast am Strand gedöst und vielleicht mal die eine oder andere Ansichtskarte geschrieben, dich bestenfalls vom Bauch auf den Rücken gedreht - oder eben anders herum. Das Erste, was mein Traummann und ich gemacht haben, wenn wir im Hotelzimmer ankamen, Badezeug geschnappt und ab an den Strand.
Heutzutage, das Erste, was mein Traummann macht: Er stellt seine Kamera auf Ortszeit um. Also man stelle sich vor, das Foto am Strand ist laut Kamera um 14:00 gemacht worden, dabei war es in Wirklichkeit schon 15:00 - geht gar nicht! Zweiter Punkt auf der To-do-Liste meines Liebsten: Passwort fürs Wlan - ganz wichtig! Weil, wie sonst könnten wir das Hotelzimmer verlassen, wenn wir nicht wüssten, wie das Wetter in den nächsten zwei Stunden wird. Früher bist du eventuell auf dem Weg vom Strand zum Hotelzimmer in den Regen gekommen - na und? Heute gehst du nicht vor die Tür, ohne die Glaskugel wetteronline.de zu befragen - und dann noch wetter.com und wetter-das-wünsche-ich-mir.de. So lange, bis du ein Wetter hast, das dir gefällt. Liest du bei allen von einer Regenwahrscheinlichkeit von 50 Prozent, ärgerst du dich, weil dich das jetzt auch nicht wirklich weiterbringt. Nimmst dann sicherheitshalber den Schirm mit und es regnet nicht. Oder du lässt ihn im Hotelzimmer und wirst nass. Gut, der Mensch hat ja Humor, ich auch, und überhaupt, wenn der Schatz das nun mal braucht für seinen perfekten Urlaub. Aber dieses Jahr hat er es einfach übertrieben. Während ich schon mit Bikini und Handtuch in der Hotelzimmertür stand, während meine biologische Uhr tickte, weil ab jetzt der Bikinizonen-Achsel-Bereich von Sekunde zu Sekunde wieder zuwucherte, musste mein Schatz noch unbedingt nur eben mal die Mails checken und die wichtigsten beantworten, wirklich nur die wichtigsten. Als wir dann Stunden später zum Strand kamen, war der Sand schon nachtfeucht und es war Ebbe.

Früher hatten wir ein 3er Pack "Fuji 200 Film" à 24 Bilder dabei - ging auch. Gut, man war schon drauf angewiesen, dass bei einem Gruppenfoto nicht ständig der eine oder andere blöd guckte. Das hast du aber erst zuhause gesehen, nachdem du die Fotos erjagt hattest. Will sagen, beim Drogeriemarkt die kleinen schwarzen Plastikdosen inklusive Film eingetütet, Abholabschnitt abgetrennt, Tage später wieder hin und dann dein Tütchen gesucht im Fach mit der Nummer auf deinem Abholzettel unter deinem Namen - oder in einem ganz anderen Fach, weil es falsch einsortiert war. Also heute ist das alles schon einfacher. Heute machst du einfach mal ein paar mehr Fotos, zur Sicherheit. Die kann man ja später wieder löschen. Klarer Vorteil. Aber so eine Marmorstatue bewegt sich ganz sicher nicht! Und trotzdem machst du von der viele, viele Fotos - mit der Digitalkamera, von der Statue - und zuhause bist du dann stundenlang damit beschäftigt, die schlechten Fotos zu löschen. Überlegst, wie viele von den unzähligen du letztendlich konservieren willst - und dann fällt dir auf, dass du gar nicht mehr weißt, wo du das Foto geschossen hast und wie denn nun die nackische Schönheit heißt. Was natürlich in dem Zusammenhang auch klar ist: Je mehr Fotos du von einer Statue machst, desto weniger Statuen siehst du in der Gesamtheit. Weil, du kommst ja nicht voran!

Aber insgesamt hat es schon etwas Entspannendes, die Digitalkamera. Vorausgesetzt, die lieben Kleinen haben nicht ohne Papis Wissen mal eben von ihrem Hotelzimmer und Klo und von allen Schubladen und Schränken gaaaanz viele Videos gemacht - oder die geliebte Traumfrau hat sie aus Versehen gemacht, die Videos. Weil sie einfach zu blöde ist, mit der Kamera umzugehen und sich ständig im Knopf vergreift.  Dann ist nämlich der Akku leer!
Und im Hotelzimmer stellt mein Traummann dann fest, dass das falsche Aufladegerät eingepackt wurde.
Von wem eigentlich nochmal?

Oder im Urlaub abends - früher. Da habe ich mich aufgebrezelt und dann sind mein Traummann und ich vors Hotel und einfach mal geschaut. Am ersten Abend flanierend nach rechts geschwenkt, am zweiten nach links - oder wieder nach rechts, wenn's da schön gewesen war. Heutzutage, ein absolutes No-Go. Mein Traummann betritt kein Pub, ohne sich vorher die Bewertungen angeschaut zu haben, wo es das kühlste Bier in der Nähe gibt. Wir essen in keiner Pizzeria, über die mein Schatz nicht mehrere gute Bewertungen von ihm vollkommen unbekannten Menschen im Internet gelesen hat. Mittlerweile bestellen wir auch die Pizza, die bei den Bewertungen am besten wegkommt. Was dann dazu führt, dass mein Traummann sich eine Thunfisch-Pizza bestellt und ihm erst, als der Ober selbige vor ihm platziert, auffällt, dass er Thunfisch absolut nicht mag.

Es lebe der Alltag! Ich freu mich so, dass selbiger mich wieder hat, weil das war keineswegs so, dass der zwei Tage nach der Rückkehr Einzug gehalten hat.
Erst der unendlich lange Briefwechsel mit der Fluggesellschaft, an dessen Ende sich herausstellte, dass wir nichts, aber auch keinen einzigen Cent für unseren ramponierten Koffer bekommen. Gefolgt von einer unerfreulichen Korrespondenz mit dem Reiseveranstalter hinsichtlich der einen oder anderen Differenz zwischen Katalog auf der einen und Realität auf der anderen Seite. Jeweils unterlegt mit unzähligen Fotos, die mein Traummann, wenn er nicht gerade bei wetter.de reinschaute, mit unserer Digitalkamera geschossen hatte. Früher hättest du gar nicht so viele Filme schleppen können, vom Gewicht her, wärest deshalb gar nicht auf die Idee gekommen, alles zu fotografieren. Was aufs Gleiche hinausgelaufen wäre: Mittlerweile sind sämtliche Fotos gelöscht, weil sie als Beweis einen Sch... getaugt haben.

Ich darf gar nicht daran denken, was ich hier derweil in meinem schönen Bonn verpasst habe!
Und ich meine "wen", wenn ich "was" sage: Shinichiro Watanabe, Shuhei Morita und Nobuhiro Watsuki - kann ich gerade noch weghecheln, dass ich die nicht getroffen habe. Aber Airi und Mashiro Ayano - ach wie schade! Wie gerne wäre ich zur Animagic 2015 gegangen, hätte die Anime-Regisseure live gesehen und die J-Pop-Sängerinnen dito gehört. Hätte mich in mein Dunkelwalküren-Daina-Kostüm geschmissen (weil Sailor Moon war ich jetzt wirklich schon einige Jahre). Ja, so ist das bei mir, keine Jahreszeit ohne Verkleidung: im Frühling der Karneval, im Sommer Animagic, im Herbst das Dirndl auf dem Oktoberfest und im Winter ich als Baum beim Krippenspiel.
Gott sei Dank war ich aber rechtzeitig zum letzten Augustwochenende wieder aus dem Urlaub zurück! Ja, wenigstens dieses Highlight in meiner Nähe konnte ich wahrnehmen! Und was ich jetzt wirklich toll fand, den gab's auch tatsächlich, den Gebrannten in Graurheindorf. Weil jetzt nach dem Erlebnis mit der Aalnacht ohne Aal in Hersel.