Schwuppdiwupp, eh du dich versiehst, kramst du schon wieder
die guten Vorsätze raus, die du dann doch nicht umsetzt. Geht mir ja ebenso!
Seit Jahren zum Beispiel springt mich regelmäßig in der
dunklen Jahreszeit in meinem SCHAUFENSTER die Werbung für die Ladies Night im
Pflanzencenter an: Partystimmung und fetzige Tanzmusik zwischen Grabschmuck und
Pflanzendekoration für den Advent. Oder Lustwandeln mit einem Gläschen Prosecco
inmitten von Erika und der immergrünen Strauchveronika - hatte ich mir für
dieses Jahr fest vorgenommen.
Was ich mir auch vorgenommen hatte - mich bei meinem
Lieblingsdiscounter auf einen Cappuccino neben die Kasse zu setzen. Wie las es
sich doch so schön in meinem SCHAUFENSTER? Eröffnung einer "Filiale der
Zukunft": Das neue Einrichtungskonzept mit warmer Filialatmosphäre und
klarer Warenpräsentation steht für einen weiteren Schritt in Richtung Zukunft.
Zur Ausstattung gehören eine Coolbox mit Snacks und Getränken, eine Sitzgelegenheit
hinter dem Kassenbereich und digitale Screens mit Informationen über aktuelle
und kommende Angebote. Auch ein Kaffeeautomat ist Teil der neuen Ausstattung. Ich
bin ehrlich, ich weiß nicht, ob ich das in meinem Alter trotz guten Vorsatzes noch
hinkriege. Ich verbinde mit meinem Lieblingsdiscounter Abarbeiten einer
Einkaufsliste und Rudelwühlen in Sonderposten. Ja, mein Lieblingsdiscounter war
Kriegsschauplatz vieler Ellenbogenkämpfe um die richtige Konfektionsgröße in
der richtigen Farbe. Und danach Anstehen - garantiert immer an der falschen
Kasse - und den eigenen Einkauf nach hinten sichern. Da fällt mir bei der
Gelegenheit ein, ich wollte schon immer mal bei Wikipedia reinschauen ...
Warentrenner heißen die Dinger. Was ich da wieder alles
gelernt habe: Ein Warentrenner, auch Warentrennstab, -trennholz, -teiler, -separator,
Kassentrenner, Kundentrenner, Warentrennbalken oder Kassentrennstab genannt,
ist ein stabähnliches Gebilde von etwa 30 cm Länge, das in Supermärkten dazu
benutzt wird, die auf dem Förderband eines Kassenarbeitsplatzes liegenden Waren
verschiedener Kunden voneinander zu trennen.
Gebräuchlich sind Warentrenner in Gestalt gerader Prismen
mit rechteckigen oder dreieckigen Grundflächen; auch Querschnitte von
dreistrahlig sternförmiger Form sind verbreitet. Im niederdeutschen Sprachraum
findet sich die Bezeichnung Miendientje (zu Deutsch in etwa
"Meindeinchen" oder "Meins-Deins"), welches aus den
niederdeutschen Wörtern mien und dien ("mein" und "dein")
besteht. Das Wort umschreibt somit die Trennung der eigenen Waren auf dem
Kassenband von der Ware eines anderen Kunden. Es wurde zudem im Jahre 2010 vom
Institut für niederdeutsche Sprache (kurz INS) zum 'aktuellsten plattdeutschen
Wort des Jahres' gekürt. In der Schweiz ist für den Warentrenner mit
dreieckigem Querschnitt auch der Begriff Kassentoblerone verbreitet.
Mit dieser umfassenden Information wäre ich jetzt eigentlich
schon zufrieden gewesen, hätte es nicht weiter geheißen: Handhabung, ein
Warentrenner im Einsatz. Der Kunde entnimmt den Warentrenner einer
schienenförmig entlang des Warentransportbandes verlaufenden Ablage und
platziert ihn zwischen seinen Waren und denen seiner Vorgänger bzw. Nachfolger.
Beim Kassierer angekommen, wird der Warentrenner von diesem wieder auf die Schiene
gelegt und entgegen der Laufrichtung des Bandes zurück in Richtung der
nachfolgenden Kunden geschoben. In der Schweiz erwarten Kunden gemäß einer
nicht repräsentativen Umfrage, dass der vorherige Kunde den Warentrenner zur
Trennung seiner Waren von denen des nächsten Kunden platzieren soll. In
Deutschland dagegen ist es eher umgekehrt, dort platziert der nachfolgende
Kunde den Warentrenner zur Abtrennung seiner Produkte von denen seines
Vorgängers. Es gilt aber auch dort als Geste der Höflichkeit, den Warentrenner
hinter die eigenen Waren zu legen.
Soll mir recht sein, dass mein Verhalten als Geste der
Höflichkeit angesehen wird. Weil, ich bin ehrlich, bei mir hat das mit
Höflichkeit auch nicht im Entferntesten etwas zu tun. Ich sichere mich einfach
gerne nach hinten ab. Einfach den Rücken frei haben, darum geht's doch. Und je
nachdem, wie der Typ hinter mir aussieht, lege ich auch gerne einmal zwei
Warentrenner hinter meine Artikel. Einfach auf der sicheren Seite sein! Nicht,
dass der hinter meinem Rücken meinen veganen Brotaufstrich mit seiner
Schweinshaxe vertauscht, der Prolet!
Und dass ich da jetzt noch danach hinter dem Kassenbereich neben
einem Kaffeeautomaten sitze und eine Tasse Kaffee genieße, während der sich
womöglich neben mich setzt - ich kann's mir beim besten Willen auch nicht im
neuen Jahr vorstellen!
Aber ich habe auch Vorsätze in die Tat umgesetzt. Einer
meiner Vorsätze für das nun zu Ende gehende Jahr war zum Beispiel, mich den neuen
Herausforderungen des Alltags zu stellen. Hab ich getan! Ich habe mich der
Herausforderung gestellt und selbstständig, ganz ohne Hilfe, ein Paket in der
Packstation meines Vertrauens zurückgegeben. Was hab ich mich darüber gefreut,
vollkommen ohne Hilfe!
Apropos Kaffee und gefreut. Worüber ich mich auch sehr gefreut
habe: Der Schornsteinfegermeister meines Vertrauens hat mir eine Kaffeetasse
geschenkt! Und das Tolle daran ist, auf der Tasse steht
"Schornsteinfegermeister" und darunter Vor- und Nachname meines
Glücksbringers und zum Glück beide Telefonnummern, Festnetz und mobil. Solch
ein Prachtexemplar fehlte mir gerade noch in meiner Sammlung! Womit ich bei
einem weiteren Vorsatz bin - fürs kommende Jahr: Tassen ausmisten!