Donnerstag, 20. August 2015

Die Eule und die Lerche - eine Fabel

Neulich ging mir so durch den Kopf ...
In der Märzausgabe 2009 von SZ-Wissen wurde erwähnt, dass im Schnitt die Eule wohlhabender sei als die Lerche.
Von welcher Fabel ist hier, bitteschön, die Rede? Ging es mir durch den Kopf. Dabei kannte ich deren doch recht viele. Die Fabel von der Grille und der Ameise zum Beispiel: Die Grille, die den ganzen Sommer über getanzt hat und deshalb nun im Winter nichts zu essen hat. Und die Ameise, die ihr nichts geben will und ihr sagt, sie solle doch jetzt dann gefälligst weiter tanzen. Oh ja, ich kenne viele Fabeln: "Der Wolf und der Hund", "Der Esel und das Hündchen" ... Ich kenne sogar Fabeln, in denen Vogelvieh eine Rolle spielt, wie etwa "Der Rabe und der Fuchs" oder (nur Federvieh) "Die Schwalbe und die kleinen Vögel". Aber um welche Fabel handelt es sich bei "Die Eule und die Lerche"?
Im September 2014 erschien das Buch "Wake Up!" , in dem der Neurobiologe Peter Spork wissenschaftliche Erkenntnisse aus Biologie und Medizin auf den Alltag überträgt. Eine seiner Forderungen: Der Präsentismus im Büro und Schule muss einer Berücksichtigung von Chronotypen weichen.
Als Chronotyp werden in der Chronobiologie die Kategorien von Menschen bezeichnet, die aufgrund der inneren biologischen Uhr (Tag/Nacht) physische Merkmale wie z. B. Hormonspiegel, Körpertemperatur, Schlaf- und Wachphasen, Leistungsvermögen zu unterschiedlichen Tageszeiten in unterschiedlicher Ausprägung besitzen. Man unterscheidet drei Typen: 1. den Frühaufsteher („Lerche“); 2. den Normaltyp, der den Großteil der Bevölkerung ausmacht, und 3. den Spätaufsteher („Eule“) Der Chronotyp ist im Grundsatz genetisch angelegt, ändert sich aber mit dem Alter: So sind Kleinkinder fast immer Lerchen. In der Pubertät entwickelt sich der individuelle Chronotyp aber sehr schnell in Richtung Eule.
Deshalb plädiert Spork in seinem Buch für eine Gleitschulzeit: Der Schüler entscheidet, wann er morgens zur Schule kommt. Kommt er später, bleibt er an diesem Tag entsprechend länger. Damit sei eine höhere Motivation und Aufnahmefähigkeit gewährleistet, also genau das, was Lehrer sich wünschen.
Ich finde, der Herr Spork hätte da konsequenterweise noch radikaler mit seinen Forderungen sein sollen. Dass nämlich der Schüler, der selbst um die Mittagszeit noch so gar keinen Bock hat, sich jetzt endlich mal auf den Weg zur Schule zu machen, es doch bitteschön auch lassen soll für diesen Tag oder auch für den folgenden oder den ...
Doch, wir sind da auf einem ganz guten Weg. Schule - und das sieht mit mir die Mehrheit aller Jugendlichen - wird sowieso überbewertet. Bildung überhaupt - zumindest in unseren Breitengraden. Das Leben könnte so schön sein, wenn es die Schule nicht gäbe! Käme auch den Entwicklungsländern zugute. Hätten wir da mehr finanzielle Mittel, die Kinder dort zu alphabetisieren. Da fährt man ja immer noch - warum auch immer - die Schiene, dass Bildung alles ist. Zumindest Lesen und Schreiben. Aber doch nicht bei uns! Völlig überbewertet, das Ganze. Vollkommen überholt: Was muss ich denn in Zeiten von YouTube und Hörbüchern lesen können?
Und schreiben? Finnland hat da ja auch schon einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht. Die Finnen haben entschieden, im Jahr 2016 die Schreibschrift an Schulen abzuschaffen. Und ich finde, wir sollten ihnen da folgen und sogar noch einen Schritt weiter- gehen: Abschaffung der Schreibschrift und der Druckschrift an unseren Schulen. In Zeiten von facebook reichen Bilder, die hochgeladen werden, und Smileys. Und das muss man ja auch mal sagen, da gibt es ja mittlerweile eine recht respektable Auswahl.
Was mich noch in dem Zusammenhang interessieren würde: Wie genau haben die das bei SZ-Wissen herausgefunden, dass im Schnitt die Eule wohlhabender ist als die Lerche?