Montag, 6. Juli 2015

Früher hatten wir FdH, heute Bioimpedanz-Messung, Apoptose - und den Karl-Heinz

Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) erstellt derzeit den ersten deutschlandweiten Lärmaktionsplan für die Hauptstrecken des Bundes. Die Lärmaktionsplanung des EBA erstreckt sich auf alle Haupteisenbahnstrecken des Bundes mit einem Verkehrsaufkommen von über 30.000 Zügen pro Jahr. So las ich in meinem "Schaufenster" und fragte mich, warum die jetzt zusätzlich extra Lärm veranstalten wollen. Beim Weiterlesen erfuhr ich dann, dass damit gesundheitsschädliche Lärmbelastungen verhindert werden sollen, dass das EBA eine Internetplattform online gestellt hat, über die Lärmbetroffene Informationen zu ihrer persönlichen Lärmbelästigung übermitteln können. Also unter Lärmaktionsplanung hätte ich mir jetzt was ganz anderes vorgestellt. Aber gut, Missverständnis geklärt.

Geht anderen ja aber auch so. Den Lokführern zum Beispiel. Die haben da ja auch etwas gründlich missverstanden. Ich mein, das war ja eine ganz tolle Idee von denen, den Bonnern, die so was von unter dem Bahnlärm leiden, einfach mal eine Auszeit zu gönnen, einfach mal Ruhe, einfach mal keine Bahnen fahren zu lassen. Dass die Bonner dann aber auch nicht mit der Bahn fahren können ... Irgendwann hat sich das ja aber dann auch geklärt. Was ja auch wichtig war - für die Internetplattform. Sonst hätte sich ja da keiner wegen Lärm gemeldet.

Apropos Missverständnis. Für diesen Sommer ist es jetzt eh zu spät. Das Thema ist gelaufen. Das ärgert mich schon. Ich mein, wenn ich das früher ...   
Gut, es gibt ja hier in Bonn ganz tolle Angebote. Ich erwähne da nur die Bioimpedanz-Messung, bei der Viszeralfett-Anteil, Stoffwechsel-Rate, Körperfettanteil im Verhältnis zur Knochenmasse und zur Muskulatur sowie metabolisches Alter ermittelt werden - beim
"Tag der offenen Tür bei omnivitalis in Bonn: Wohlfühlen und individuelle, professionelle Betreuung stehen bei uns im Vordergrund." Oder "Stoffwechselwochen bei easylife - bei uns Körperanalyse gratis." Beide Institute so was von unverbindlich, so was von professionell, so was von persönlich, individuell und qualifiziert! Hab ich's schon erwähnt? So was von professionell. Würde mich nicht wundern, wenn es demnächst in Bonn keine einzige Dicke Schrägstrich keinen einzigen Dicken mehr gäbe! Aber, so glaubwürdig und ungemein professionell dies alles klingt, für diesen Sommer ist es für mich zu spät. Weil, ich hatte ja auf dieses Wearable gesetzt ...
Aber mal angenommen, für nächstes Jahr, ich wüsste gar nicht, für welches dieser Institute ich mich denn entscheiden sollte? Am besten wäre ja für beide. Nach dem Motto: Doppelt hält besser. Im Ernst jetzt. Für omnivitalis, zu Kristine und Wilfried, weil das bei mir im Auerberg gleich ums Eck ist und die mir versprechen, dass sie eine schnelle, individuelle Lösung für mich parat haben? Oder zu easylife, die mit ausreichend Parkmöglichkeiten in allen Therapiezentren werben? Was jetzt für die auf Dauer aber wahrscheinlich so was von geschäftsschädigend ist. Weil, böten die Parkplätze für umsonst in zwei Kilometer Entfernung an, hätten die in null Komma nichts schon mal ganz zufriedene Kunden, weil die allein schon vom Hin- und Herlaufen abnehmen würden. Ist aber nicht mein Problem. Sollen doch deren Werbestrategen drauf kommen. Wahrscheinlich würde ich mich aber, sorry Kristine und Wilfried, für easylife entscheiden. Weil die sagen, dass sie Strukturfette belassen, und deshalb selbst bei starkem Gewichtsverlust jede Auszehrung unterbleibt. Und daran denke ich ja in erster Linie, dass ich beim Abnehmen so was von ausgezehrt werde.

Aber ich kann es drehen und wenden, wie ich will. Wenn ich jetzt noch was reißen wollte, könnte mir nur noch der Karl-Heinz helfen. Dessen Anzeige habe ich mir aus meinem "Schaufenster" herausgerissen. Was ja jetzt eher weniger ein Problem ist, als beim Frisör aus der Bunten eine Seite rauszureißen. Weil die ja eher nicht meine ist. Ich sollte vielleicht in dem Zusammenhang doch einmal überlegen, ob es nicht für den Lesezirkel zuträglicher wäre, wenn ich Seiten, die mich interessieren, fotografiere, statt alle naselang Zeitschrift-Ruinen in Wartezimmern zurückzulassen. Ganz abgesehen davon, dass es für mich auch nicht schön ist, wenn ich mit den rausgerissenen Seiten in meiner Tasche wie ein Schwerstverbrecher das Wartezimmer verlasse.  

Apropos Wartezimmer. In der Schönheitspraxis von dem Karl-Heinz sieht das Wartezimmer bestimmt ganz anders aus als die Wartezimmer, die ich bei den Ärzten als Kassenpatientin kenne. Der Karl-Heinz hat, wie gesagt, in meinem "Schaufenster" inseriert. Und seitdem ich seine Versprechungen schwarz auf weiß in der Küche an der Pinnwand hängen habe (ich habe mir extra für diese Seite eine eigene Pinnwand angeschafft), bin ich jetzt wirklich auf der sicheren Seite. Apoptose heißt das Zauberwort - kontrollierter Zelltod. Der Karl-Heinz hat da sein Zauber-Kryolipolyse-Gerät und sagt, dass es besonders für Patienten geeignet ist, die relativ fit sind, aber kleinere und mittlere Fettpolsterchen haben, die trotz ausgewogener Ernährung und Sport nicht zu beheben sind.
Aber das ist nur eine Behandlung von vielen. Deshalb hängt da jetzt mal die ganze Seite an der Pinnwand, für den Ernstfall. Weil, wenn ich das richtig verstehe, hat der Karl-Heinz von den Tränensäcken bis zu den Schrunden unter den Füßen für mich eine Lösung parat. Was mich jetzt ein ganz klein wenig stutzig macht, ist die Tatsache, dass der Karl-Heinz, obwohl er doch eine ganze Seite zur Verfügung hatte, nicht einmal übers Geld gesprochen hat. Das hat der wahrscheinlich bei aller Begeisterung über seine neuen Errungenschaften vollkommen vergessen.

Gut, den Karl-Heinz hab ich natürlich immer in petto. Aber geärgert hat's mich schon. Ich hatte mich jetzt halt so was von auf dieses angepriesene Wearable verlassen. Hatte mir die Seite ja extra beim Frisör aus der Bunten rausgerissen. Dabei bin ich sonst so was von reklameresistent, aber da stand: Das Fitnessarmband ("Activy Tracker") misst Schritte, verbraucht Kalorien, überwacht den Schlaf etc. Das hab ich mir natürlich sofort, auf der Stelle - oder wie der Lateiner sagen würde - statim gekauft. Und hier sind wir jetzt wieder beim Thema Missverständnis - oder einfach beim nicht richtig Lesen. Weil, in der Anzeige hieß es nicht "verbraucht Kalorien", sondern "misst verbrauchte Kalorien". Da kann man mal sehen, was so ein einziger Buchstabe dir den ganzen Sommer versauen kann!

Hier war's jetzt nur ein einziger Buchstabe, der mir den Sommer versaut hat.
Beim Weltzugtag waren es zwei Silben. Gut, ich hab natürlich schon gestutzt, dass die so zeitnah wegen des ständigen Lokführerstreiks einen Weltzugtag zum Gedenken an fahrende Züge ins Leben rufen. Aber es gibt ja auch den "Tag der Apotheke", der - eingedenk des Darms -  unter dem Motto "Für Ihr Bauchgefühl. Was tun bei Magen-Darm-Beschwerden?" steht. Warum dann keinen Weltzugtag, an dem wir eingedenk fahrender Züge sind? Ich hab dann aber noch mal richtig gelesen und hatte da eben das entscheidende Wort "Vogel" überlesen. Der Opernchor von Bologna hatte anlässlich des Weltzugvogeltages ein UN-Benefizkonzert gegeben.


Ich sag ja, Missverständnisse über Missverständnisse. Wichtig nur, dass ich den Karl-Heinz mit seiner Med-Bodycontour-Schönheitspraxis immer in der Hinterhand habe.