Es gibt Tage, da passiert rein gar nichts, da merke ich nur am
Kalenderabreißblatt, dass er stattgefunden hat. Und dann wieder überstürzt es
sich. Wie neulich mit dem Alexander und dem Marty. Was war das aufregend! Der
Marty kommt am 21. Oktober 2015 in der Zukunft an, in seinem DeLorean. Und den
Alexander hat die Vergangenheit eingeholt, also die Wahl. Der zog doch genau am
selben Tag ins Stadthaus. Jetzt nicht mit Umzugskartons, nein, der ließ sich in
seinem Dienstwagen, einem 5er BMW, chauffieren.
Für mich waren das einfach zu viele aufregende Tage, die da
hinter mir liegen! Ein junger Mensch mag das eher wegstecken. Aber ich gehöre
zu der Generation, die spontan Handlungsbedarf sieht, wenn ein Auto seinen
Geist aufgibt. Ja, ich biete den Autofahrern immer noch Hilfe an, wenn ihre
Autos an der roten Ampel neben mir Fahrradfahrerin plötzlich ausgehen - um
dann, wenn die Ampel auf Grün springt, festzustellen, dass das so sein sollte, von
wegen Benzin sparen. Wie komm ich drauf, also Aufregung ja, aber bitte wohl
dosiert.
Erst einmal erfahre ich, dass mein "Schaufenster" 40
Jahre alt wird. Wahnsinn, dass ich das so hautnah noch erleben darf! Und alle
gratulieren sie! Doch, das macht mich als Leserin schon auch ein Stück weit
stolz, dass ich daran teilhabe. Allein schon die Grußworte der beiden
sympathischen Herren auf Seite 2 - da hab ich schon das ein oder andere Tränchen
vergossen. Kein Wunder, wie nett die aber auch immer ihre Worte wählen. Und wie
nett zurecht die sich für das Foto gemacht haben. Vor allem der Herr Landrat -
also so was von nettem Frisürchen.
Und dann blättere ich in meinem "Schaufenster"
weiter und traue meinen Augen nicht. Also diese Zerstörungswut nimmt ja
wirklich mittlerweile Ausmaße an. Was mag Menschen dazu bewegen und mit welch
brutaler Gewalt muss da jemand - man macht sich keine Vorstellung! Sah ich doch
auf einem Foto einen Haufen ursprünglich aufrecht stehender Eisenstäbe nunmehr
vollkommen verbogen mitten auf der B9. Was habe ich mich da vielleicht
aufgeregt! Was mag da wohl in den Köpfen vorgehen? In meinem
"Schaufenster" erfuhr ich dann, was da in wessen Kopf vorgegangen
ist. Dass das so soll, dass das ein Kunstwerk ist. "Arc '89 für den
Trajektkreisel" lautete die Überschrift. 14 Bogensegmente mit dem
Neigungswinkel 89 Grad stehen für das Jahr 1989, in dem die Mauer gefallen ist.
Nun gut. Und wo ich schon dabei bin: Was hat denn wen geritten, also was haben
sich wie viele Menschen eingeworfen, um sich die Bezeichnung Trajektkreisel
einfallen zu lassen?
Übrigens, was Kunst betrifft scheine ich offensichtlich eine
absolute Ignorantin zu sein. So sah ich letztes Jahr in meinem
"Schaufenster" ein Foto vom Eingangsbereich des Juridicums an der
Adenauerallee. Zum Tag des offenen Denkmals wurde da auf das Mosaik von Viktor
Vasarely über dem Eingang hingewiesen. Seit Jahren fahre ich am Juridicum an
der B9 vorbei, aber an Kunst habe ich in dem Zusammenhang noch nie gedacht.
Wieder was dazu gelernt!
Da geht es mir mit dem Karl ganz anders. Vom Karl, dem
Lagerfeld, war ich schon immer ein Fan. Und deshalb habe ich trotz aller
Aufregung die Ausstellung "Karl Lagerfeld
Modemethode" in der Bundeskunsthalle nicht verpasst. Ein Traum! Was
mir am Karl Lagerfeld auch gut gefällt, sind die Sätze, die er ab und an mal
raushaut. Und da fällt mir ein, ich hätte da noch eine Frage fürs
Leserbarometer meines "Schaufensters". Karl Lagerfeld sagt: "Wer
in Jogginghose aus dem Haus geht, hat sein Leben nicht mehr im Griff."
Stimmen Sie dem zu?
Apropos verpassen. Was ich wohl verpasst habe, ist die
PechaKucha Night im Basecamp. PechaKucha, das sind Zusammenkünfte von Menschen,
die etwas zu sagen haben - egal ob Informationen, Gelerntes, Wissenswertes oder
Kurioses. Ich hätte da über so viel Wissenswertes erzählen können. Jetzt, wo
der Trajektkreisel bei mir angekommen ist, hätte ich so gerne mal über die
verschiedenen Kreisel gesprochen. Ich bin da nämlich so was von informiert
durch mein "Schaufenster".
In etwa so hätte ich meinen Vortrag gehalten: Zunächst
einmal, der Kreisverkehr erlebt eine gewisse Renaissance. Aber wenn wir von
Kreisverkehr sprechen, meine lieben Zuhörer, welchen meinen wir denn da, bitteschön?
Sprechen wir vom zweispurigen , meinen wir den kleinen Kreisverkehr oder
unterhalten wir uns über den Minikreisverkehr? Der kleine Kreisverkehr wird nur
einspurig befahren, hat einen Durchmesser von mindestens 26 Metern und eine
fest eingefasste Kreisinsel. Nicht zu verwechseln mit den immer beliebter
werdenden sogenannten Minikreisverkehren, die bevorzugt in kleineren
Ortschaften gebaut werden. Deren Durchmesser liegt zwischen 13 und 22 Metern
und die Kreisinseln dürfen von Bussen und Lkw überfahren werden. Ich wäre darauf
eingegangen (soweit das in sechs Minuten 40 Sekunden möglich ist, denn nur so
lange darf ein Vortrag dauern), dass unsere europäischen Nachbarn uns den
Kreisverkehr vormachen. Dass Großbritannien führend mit seinen Roundabouts ist,
aber auch in den Niederlanden und Schweden sehr viele Kreisverkehre gebaut
werden. Hätte meiner Freude Ausdruck verliehen, dass Deutschland sich da jetzt
auch wegen der niedrigeren Unfallzahlen auf den Weg macht, also hinterher im
Kreis fährt. Und dass ich so was von froh bin, dass der Trajektkreisel (einfach
ein schönes Wort) zweispurig ist, wegen der Skulptur. So in etwa hätte ich
meinen kleinen Vortrag gestaltet. Aber die nächste PechaKucha Nacht kommt
bestimmt und da bin ich dann aber so was von dabei. Und wenn die noch etwas Kurioses
hören wollen, also quasi als Zugabe, rede ich noch ein bisschen über den
Sechs-Pfoten-Lauf.