Mittwoch, 21. Mai 2025

Wer hat meinen Koffer?

 

Neulich hatte ich ja die neuen blauen Altpapiercontainer zwischen. Tolles Foto dazu, oder? Der Hammer, oder? Hatte nichts mit meinem Artikel zu tun, weiß ich selber. Fand ich aber so was von toll, was da die Kreativen kreiert haben. Und, immerhin hieß die Überschrift ja „Welch ein Blau“.

Du glaubst gar nicht, wie es mir immer wieder in den Fingern juckt, wenn ich mit meinem Fahrrädchen über die Brücke von Auerberg nach Tannenbusch fahre: Jedes Mal möchte ich wieder Fotos machen, von dem ganzen Müll, der sich da AUßERHALB, zwischen und neben den Müllcontainern ansammelt, und zwar immer wieder aufs Neue. Wo ich aber gerade wieder dabei bin. Neulich folgende Lettern in meinem SCHAUFENSTER: Gefährliche Fehlwürfe. Gerade hatte ich mich von meiner Radon-Panikattacke erholt, und jetzt das. Welche Gefahr drohte jetzt schon wieder? Aber schon in der zweiten Zeile Entwarnung – dachte ich. Weil, es las sich: Was gehört wirklich in die Gelbe Tonne? Horch! Brandgefährlich: Geraten ausgediente Akkus und leere Batterien in die Gelbe Tonne schadet das nicht nur der Umwelt. Unter Druck, zum Beispiel im Entsorgungsfahrzeug oder der Sortieranlage, können sie in Brand geraten und Menschen gefährden. Oder, gebrauchte Windeln müssen im Restmüll entsorgt werden. Landen sie in der Gelben Tonne, verschmutzen sie die dort gesammelten Verpackungen so stark, dass sie nur schwer recycelt werden können. Während ich mir diesen relativ langen Artikel durchlas, wieder und wieder derselbe Gedanke: Wer, bitteschön, liest sich das durch? Derjenige, den es betrifft? Derjenige, der vollgeschissene Windeln in die Gelbe Tonne schmeißt? Der auf der Brücke immer und immer wieder seinen Müll ablädt?

Weiter ging es in diesem Artikel mit praktischen Tipps. Verpackungen stapeln? Das spart zwar Platz, erschwert aber die Arbeit der Sortieranlagen. Besser: Joghurtbecher und andere Verpackungen nicht ineinander stapeln, Getränkekartons flachdrücken und entsorgen.

Hallo, natürlich stapele ich aus demselben Grund, warum ich die Getränkekartons flachdrücke, die Joghurtbecher ineinander. Um Platz zu sparen! Um nicht alle naselang den Müllbeutel wechseln zu müssen! Damit das Volumen der Gelben Tonne bis zum nächsten Abfuhrtermin reicht! Leute, ich weiß noch, wie ich früher meine Brut zusammengestaucht habe, wenn sie achtlos die Buttermilch- und Joghurtbecher nicht ineinander gestapelt hat. Und jetzt lese ich das. Ich merke, dass ich da jetzt raus bin. Ich, Sklavin der Sortieranlage. Und dann das heikle Thema Senftuben- und Waschmittelflaschendeckel. Weil die meist aus anderem Material als die restliche Verpackung sind, soll man die getrennt voneinander in die Gelbe Tonne entsorgen. Ich habe nach der Lektüre dieses Artikels bei meinem Arbeitgeber schon mal vorsorglich um Stundenreduzierung gebeten. Weil, anders schaffe ich das Pensum, das Mülltrennungspensum nicht mehr.

Wo ich gerade mal wieder beim Thema Müll bin. Bei einem Thema, von dem ich glaube, dass die Menschen, die sich diese Lettern reinziehen müssten, sich einen Scheiß drum kümmern, wie sie ihren Müll richtig entsorgen. Bei einem Thema, wo ich mir so was von Mühe gebe, und es offensichtlich noch immer nicht genug ist. Mit welchem Thema ich aber so was von nichts zu tun habe, mich so was von nicht angesprochen fühle. So liest es sich in den Medien: Umweltbelastungen - Textil-Konsum in der EU auf Rekordniveau. Fast-Fashion ist noch immer angesagt in der EU. Die Menschen in der Europäischen Union verbrauchen so viel Kleidung, Schuhe und andere Textilien wie niemals zuvor! Das schreibt die Europäische Umweltagentur EEA in einem neuen Bericht. Demnach kauften die EU-Bürger im jüngsten Vergleichsjahr 2022 durchschnittlich schätzungsweise 19 Kilogramm an Textilien, darunter 8 Kilogramm an Kleidungsstücken, 4 Kilogramm an Schuhen sowie 7 Kilogramm an Haushaltstextilien. 2019 habe die Gesamtmenge noch bei 17 Kilogramm gelegen. Der Textilkonsum bringt nach EEA-Angaben hohe Belastungen für die Umwelt und das Klima mit sich, etwa durch den Verbrauch von Materialien, Wasser und Landfläche, aber auch in Form von Emissionen, Chemikalien und Mikroplastik. Der Bericht zeige, dass Politik, Industrie und Verbraucher ihren Beitrag leisten müssten, damit Europa von schneller Mode abrücke und bessere, langlebigere Textilien hergestellt würden, die wiederverwendet, repariert und recycelt werden könnten. Innovationen hin zu einer Kreislaufwirtschaft könnten letztlich auch zur Wettbewerbsfähigkeit der EU beitragen, heißt es in dem Bericht. Insgesamt sind demnach in den 27 EU-Mitgliedstaaten 2022 rund 6,94 Millionen Tonnen Textilmüll erzeugt worden. Das entspricht gut 16 Kilogramm pro Person. Ein Problem sehen die Umweltexperten darin, dass noch immer viel zu viele weggeworfene Textilien im gemischten Hausmüll landen statt im Recycling-Müll: In dem Vergleichsjahr wurden 85 Prozent aller Textilabfälle aus Haushalten nicht getrennt gesammelt. Ich habe dir extra den Text nicht gekürzt! J

Hallo, das heißt für jeden Bürger einen großen Reisekoffer voll Kleidung! Jedes Jahr! Und was der Knüller ist, ein Bürger schleppt hier gleich mal zwei Koffer: nämlich meinen mit. Und was da jetzt mein Problem ist. Ich habe ja mittlerweile nur noch ein Projekt (neben dem Mülltrennprojekt), an dem ich jeden Tag so was von hart arbeite. Deshalb haben sich ja eben auch meine anderen Projekte mittlerweile nur noch auf dieses eine reduziert. Weil es eben täglich harte Arbeit ist. Das kannst du nicht mal nebenbei machen. Das erfordert deine ganze Kraft und Energie. Vor allem aber Humor, so viel wie geht. Genau, das Projekt heißt. Weißt du, auf der einen Seite hast du die Menschen, die ihren Müll einfach in die Natur schmeißen, die vollgeschissene Windeln in die Gelbe Tonne schmeißen, ihre Kippen unter sich fallen lassen. Und auf der anderen Seite bin ich den ganzen Tag damit beschäftigt, den Müll richtig zu trennen. Ich vergaß, dir mein Projekt zu nennen: Den Humor nicht zu verlieren. Keine fiese alte Frau zu werden!

Wo es ja gerade um Recycling und Müll ging. Hallo, schau dir doch bitte noch mal das Foto vom vorigen Beitrag an. Ist das nicht toll?

Donnerstag, 1. Mai 2025

Oh, welch BLAU!

 

Was ja auch das Tolle ist. Wenn du mal das dringende Bedürfnis hast, mit jemandem zu reden, und es steht gerade keiner für ein Gespräch parat. Klöppel einfach eine Frage in die Maschine. Hab ich neulich getan. Meine Frage: „Wie benutzt man ein Stück Seife?“ Und die Antwort der KI: „Die Anwendung einer Stückseife. Reibe die feuchten Hände oder die nasse Haut mit der Seife ein. Verteile den Schaum auf der Haut oder schäume sie direkt mit der Seife ein. Bei der Körperwäsche kannst Du einen Waschlappen oder -schwamm verwenden, massiere die Haut sanft damit. Spüle die Seife mit reichlich Wasser ab.“ Weisse Bescheid, Schätzelein.

Apropos KI . Was Selbige betrifft – noch ganz viel Luft nach oben. Du hast doch ein Handy, oder? Und damit machst du Fotos, oder? Und meine Maschine sortiert, wählt aus und schlägt mir eine Bildersammlung vor: „Die schönsten Momente“: Fotos von zerwühlten Schränken und aus den Angeln gerissenen Schubladen – vom  Einbruch in unser Haus. Also offensichtlich meint die KI, wovon ich viele Fotos mache, das hat mir ganz dolle gefallen.

Das nur so am Rande. Letztens mein SCHAUFENSTER – so viel Interessantes auf einem Haufen, der Wahnsinn! Gleich auf der Titelseite ein Foto mit den unfasslich gut aussehenden. Ich meine, auch wenn es nicht drüber gestanden hätte, du hast es sofort gesehen: dieses Blau! Dazu das stark kontrastierende Rot. Dieses neue Design! Gut, nach über 30 Jahren ist der Lack natürlich ab. Da kann dein Mann dich noch so sehr auf Händen getragen haben. Und natürlich musst du mit der Zeit gehen, dich den aktuellen Herausforderungen stellen. Selbst wenn du meinst, es geht noch. Tut es aber eben nicht! Die alten (ich hatte ganz vergessen, wovon die Rede ist.), die alten Altpapiercontainer hatten eine vertikale Strebe in der Mitte, an der sich größere Kartons verkannten konnten. Nun sorgt ein neuer Mechanismus für eine bessere Nutzung des Container-Volumens. Konntest du auf der Titelseite lesen. Was mich wohl so was von erstaunt hat, weiter hieß es nämlich. Dennoch betont Richard Münz, Geschäftsleiter für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung: „Es bleibt wichtig, Kartons vor dem Einwurf (nicht nach dem Einwurf!) zu zerkleinern, um das Volumen optimal auszunutzen.“ Ein weiteres Novum ist die neue großflächige Beklebung der Container. Sie informiert die Bürger über richtige Nutzung, verbietet Beistellungen und enthält einen QR-Code für weitere Informationen. Und was jetzt so was von lustig ist. Wobei, so darf ich das natürlich nicht schreiben. Hallo, ich darf mich bitteschön nicht über Blinde lustig machen. Das haben wir ja jetzt alle intus, über Menschen mit Behinderung macht man keine Witze! Egal, jetzt ist es raus. Was ich so witzig finde, über dem Artikel gibt es ein aktuelles Foto: Du siehst einen ultracoolen, supergeilen neuen Altpapiercontainer und daran angelehnt - einen großen Karton! Klar, es muss natürlich kein Mensch mit Sehbehinderung gewesen sein. Womöglich konnte der nur nicht lesen, oder war einfach nur strunzdumm oder eben einfach nur asozial.    

Auf der zweiten Seite meines SCHAUFENSTERS wurde es mir dann doch ein wenig blümerant. Ja, leicht flau wurde es mir, als ich den Artikel las. Aber vor allem das Foto! Da bekam ich es dann doch mit der Angst zu tun. Weil, so will man ja nicht, dass es einem ergeht. Gut, ich hatte davon schon mal gehört und mein Traummann, klar, auf dem neusten Stand. Die Lettern gingen schon so los: Man kann es nicht riechen, sehen oder schmecken. Da denkst du doch sofort an Kohlenmonoxid und Tod. Stutzig wurde ich allerdings, weil es hieß, dass es immer und überall vorkommt. Dass es über Undichtigkeiten im erdberührten Bereich ins Haus gelangen kann. Es las sich weiter: Diese Wegsamkeiten können Risse in der Kellerwand sein, aber auch nicht vollständig abgedichtete Durchdringungen von Gas, Wasser und Strom (Wegsamkeiten und Durchdringungen, wieder ganz tolle Wörter!). Plötzlich bei mir der pure Ekel, gefühlt kam Gewürm aus jeder Ritze! Was ich doch sehr eigenartig finde, weil heutzutage, ich sage nur Asbest, wo man doch so was von sensibilisiert ist. Steht doch in dem Artikel, dass Messungen in öffentlichen Liegenschaften wie beispielsweise Kitas oder Schulen die Ausnahme sind. Was ich absolut nicht verstehen kann. Weil, wenn du dir das Artikelfoto von dem Mann anschaust, das willst du doch auf keinen Fall, dass deinem Kind so etwas widerfährt. Zumal die Messung so was von einfach ist. In dem Artikel lautet es folgendermaßen: Die Radonbelastung im eigenen Haus kann durch eine Messung bestimmt werden. Der einfachste Weg hierzu sind Messungen nach DIN mittels sogenannter Exposimeter. Dies sind kleine Plastikdosen, die als Passivsammler (wieder ein tolles neues Wort für mich!) fungieren. Und rate mal, als ich meinem Traummann den Artikel zeige. Genau: „Hab ich mir schon vor Monaten schicken lassen und bei uns im Haus verteilt. In 12 Monaten schick ich die zurück und dann teilen die uns mit, wie hoch die Radonbelastung in unserem Haus ist.“ Deshalb hatte ich die noch gar nicht bemerkt, weil die so klitzeklein sind. Du kannst dir aber sicherlich vorstellen, wie aufgelöst ich war ob dieser langen Wartezeit auf das desaströse Ergebnis. Weil, klar, wegen dieses Portraits von dem Mann schaute ich jetzt natürlich stündlich in den Spiegel, ob sich da bei mir auch etwas im Gesicht tat. Diese bohrenden Fragen, ist es das Alter, einfach ein schlechter Tag, warum du so scheiße aussiehst. Oder ist mir der Radon-Verfall schon anzusehen? Ich deshalb, das SCHAUFENSTER in Händen haltend: „Schatz, was machen wir denn so lange? Ziehen wir in ein Hotel? Oder leben wir offenen Auges weiter in diesem Haus? Und was ist, wenn sie uns am Ende des Tages bescheinigen, dass die Werte erhöht sind? Weil, so wie der Mann hier möchte ich nicht enden.“ Darauf mein Göttergatte: „Schatz, ich gehe davon aus, dass unsere Werte nicht erhöht sind. Weil, wenn du den Artikel bis zum Ende gelesen hast, steht da, dass oftmals bei erhöhten Werten verstärktes Lüften reicht. Und du bist nicht nur die Königin des Lüftens, sondern auch des Stoßlüftens. Und von welchem Foto sprichst du?“ „Na schau doch mal das Foto unter der Überschrift ‚Die unsichtbare Gefahr im Blick’.“ Darauf mein Traummann: „Schatz, das ist, wie du unschwer hättest lesen können, der Mann, mit dem dein SCHAUFENSTER das Interview geführt hat. Das ist der Herr, der gemeinsam mit dem Amt für Strahlenschutz in Bonn dieses Forschungsvorhaben durchführt. Der sieht einfach so aus, wie er aussieht.