Jetzt aber: die Herausforderung 2025 für mich schlechthin. Lange genug musstest du ja warten. Ich kam ja deshalb auf das Thema, weil ich eine Münze am Metall reiben musste, damit die nicht einfach so durchrauscht.
Stichwort Lieblingsdiscounter – mal schauen, wer am Ende des Tages noch mein Lieblingsdiscounter ist. Weil, da hat sich ja so was von viel getan. Gut, es ist jetzt nicht so, dass ich Angst habe zu verhungern. Nicht, weil mir das Geld fehlt. Das ist zurzeit noch nicht das Problem. Aber ich merke, dass ich in letzter Zeit zunehmend Puls habe, je näher es ans Bezahlen geht. Wobei ich näher im wahrsten Sinne des Wortes meine, physikalisch. Oftmals ertappe ich mich dabei, dass ich mich extra an die längere Schlange anstelle, weil ich mental einfach noch nicht bereit bin. Weil ich die längere Wartezeit, die Ruhephase, die Meditation unbedingt brauche. Ich bin einfach nicht so schnell. So langsam kann ich gar nicht alt werden, wie die Veränderungen schnell vonstattengehen. Kaum hatte ich die Sache mit der APP auf dem Handy, das ich an der Kasse zücken muss, im Griff. Weil, das ist ja schon einiges, was du da sparen kannst. Kaum hatte ich, also du konntest jetzt nicht von einer gewissen Routine sprechen. Also gerade hatte ich das Gefühl, den Anschluss nicht verpasst zu haben. Da tauchen plötzlich neben den Kassen mit Mensch so Selbstbedienungskassen auf. Ich weiß, was du jetzt denkst: Hab dich nicht so, dann geh doch einfach an die Kasse mit Mensch. Mach ich ja. Aber die Angst, die jedes Mal mitschwingt, dass ich es doch bitteschön dringend lernen sollte, weil es bald nur noch menschlose Kassen gibt. Und, was soll ich sagen, ehrlich, ich habe auch Stress an den neuen Menschkassen meines Lieblingsdiscounters. Ich mach dir mal Internet, damit du weißt, was ich meine: Kassen mit doppeltem Warenschacht werden auch als Doppelkassen bezeichnet. Sie sind ein Konzept, bei dem zwei Kunden gleichzeitig an einer Kasse abgefertigt werden können, weil sie einen verlängerten Aufbau mit zwei separaten Schächten und Auslagen haben. Während ein Kunde bezahlt, kann der Mitarbeiter bereits die Ware des nächsten Kunden scannen, was den Prozess beschleunigen soll. Ja, du hast Recht, kenn ich ja auch schon von Rossmann, dass die dann ein zweites Fach aufmacht, damit die Kundin vor mir ihre Zahnpasta und Wimperntusche in RUHE einpacken kann. Hier bei meinem Discounter (hast du gemerkt, Lieblingsdiscounter ist nicht mehr.) geht es um ganz was anderes. Kaum hat das Kassierende die letzte Ware des Kunden vor mir abgewickelt, schiebt es meine Waren in den zweiten Warenschacht. Kein Problem, wenn ich den Schacht bekomme, der mir am nächsten ist. Wenn anders, muss ich mich erst um den noch einpackenden Kunden mit meinem Einkaufswagen winden, selbigen in die richtige Position bringen, höre währenddessen schon von Weitem eine Zahl, die vermutlich den Betrag darstellt, den ich zu zahlen habe – und habe noch nicht ein einziges Teil in meinen Wagen geworfen. Und während ich anfange, meine Geheimzahl einzugeben, schiebt das Kassenmensch bereits die Waren meines Hintermannes in den Nebenschacht (du merkst, der Schacht hat es mir angetan.). Was ich sagen will: Es gibt für die Kassiererin nicht mehr die paar wenigen Sekunden zwischen zwei Kassenkunden, in denen der erste seinen Bezahlvorgang abwickelt, seine Karte einsteckt, ja, einen Kassenbon haben möchte und einen schönen Tag wünscht.
Wo ich jetzt aber gerade beim Einkaufen bin und an der Kasse stehe: da mal eine süße Geschichte! Im Jahre 2024 haben mein Traummann und ich in Hamburg in der Deichstraße eine Crêpe gegessen. Total lecker mit karamellisierten Äpfeln und Maronencreme. Das Projekt war klar: Das machen wir zuhause - und haben ganz Hamburg nach Maronencreme abgesucht. In Supermärkten, so groß wie eine Kleinstadt – ohne Erfolg. Und komm mir jetzt nicht mit im Internet bestellen. Weiß ich selber. War keine Option, wollte ich analog jagen. 2025 im Herbst machen mein Göttergatte und ich Urlaub im Hunsrück. In dem kleinen Städtchen Kastellaun gibt es jetzt außer einer Burgruine nicht wirklich viel zu erkunden. Und du kennst das selbst, wenn du jetzt einen Tag erwischst, der sich nicht wirklich zum ganztägigen Wandern anbietet, wenn es so richtig üsselig ist, wenn du schon stundenlang gelesen hast oder auch ein wenig altersgerechten Sex hattest. Dann schlendere ich auch mal ohne Einkaufszettel ziellos im Edeka oder Rewe herum. Schaue auch mal rechts und auch mal links in die Regale. Interessiere mich für Produkte, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt – Urlaub eben (nebenbei, drinnen im Laden ist es auch absolut wärmer als draußen und nichts Nasses kommt von oben). Und was glaubst du, was wir da gefunden haben? Richtig, bei den Marmeladen Maronencreme von der Firma Maman. Wir natürlich direkt alle Gläser aufgekauft. Dann Herbst 2025, wieder im Hunsrück, wieder bei Edeka. Weil ich keine Maronencreme finde, frage ich eine Verkäuferin: „Wir haben letzten Herbst einige Gläser Maronencreme gekauft.“ Verkäuferin: „Da waren Sie die einzigen. Die ist bei uns nicht gelaufen. Deshalb ist sie herausgenommen worden.“ Stunden später, ich hatte jetzt wirklich den bestmöglichen Überblick über das Warensortiment gewonnen, läuft besagte Verkäuferin hinter uns her: „Das Glas habe ich noch im Lager gefunden, das will keiner von uns haben, das wird sonst weggeschmissen.“ In ihrer Hand hält sie ein Glas Maronencreme, darauf ihre Signatur, damit die Kassiererin weiß, dass wir es geschenkt bekommen. An der Kasse erzähle ich der Kassiererin die abgekürzte Geschichte. Die sagt: „Ich wurde nicht gefragt, ob ich das Glas haben will.“ Sie schaut auf das Etikett und sagt: „Ich wusste gar nicht, dass es so was gibt.“ Nebenbei, im Edeka in Kastellaun im Hunsrück gibt es weder die neuen Doppelkassen noch SB-Kassen.
Wo ich gerade bei der süßen Crêpe war, noch ein süßer Witz aus dem Film „American Fiction“: Zwei Rosinen im Vorratsschrank: Die eine Rosine lacht und fragt die andere: „Warum um alles in der Welt hast du einen Helm auf dem Kopf?“ Antwortet die andere: „Na, weil ich gleich in den Stollen muss.“ Und, das gehört zum eigentlichen Witz dazu, sagt mein Traummann doch tatsächlich zu mir, während ich mir den Witz für dich aufschreibe: „Schatz, vergiss’ es, den wirst du sowieso falsch erzählen“.
Und nächstes Mal Herausforderung Teil II, genau, das Bezahlen an der SB-Kasse. Eigentlich, wenn ich ehrlich bin, komm ich ja erst jetzt zu der Münze.