Mittwoch, 31. August 2016

Taschenmonster in EVA's BEAUTY CASE während der "RegenZEIT"

Mein "Schaufenster" hatte mir ja im Zusammenhang mit der Fußball-EM Interessantes berichtet: Streng genommen sei der Autokorso an sich untersagt, da § 30 der Straßenverkehrsordnung das unnütze Hin- und Herfahren innerhalb geschlossener Ortschaften verbiete. Beim Jubel über EM-Siege drücke die Polizei aber für gewöhnlich ein Auge zu. Das mit dem Autokorso zur Fußball-EM hat ja nun für uns nicht geklappt. Ich hab mich dann aber mit meinem neuen Wissen - und da habe ich schon weitaus sinnfreiere Stunden verbracht - an  die Autoampel direkt an der Victoriabrücke an der Kreuzung zur Bornheimer Straße gestellt und die davor wartenden Autofahrer einzeln abgeklappert (ans Fenster der Fahrertür geklopft und das übliche Handzeichen fürs Runterkurbeln gemacht). An einem Tag habe ich die Autofahrer befragt, die noch vorhatten, die Brücke zu benutzen, am anderen die, die es gerade gewagt hatten, selbige zu überfahren. Knallhart habe ich nachgefragt, ob da etwa einfach nur unnütz hin- und hergefahren werde. Ob es sich um einen Notfall handele oder ein Familiengroßeinkauf anstünde. Ob es denn wirklich notwendig sei, die Geliebte einmal wöchentlich zu sehen, einmal im Monat tät's doch auch. Ich hab mir richtig viel Zeit gelassen, Aufklärungsarbeit betrieben, damit es auch fruchtet. Weil so, wie es im Moment in Bonn läuft - oder eben nicht - kann's ja nicht weitergehen. Ich mein, da zählt ja mittlerweile jedes Auto, das nicht auf der Viktoriabrücke fährt. Und da ist es durchaus mal legitim, die Autofahrer auf den § 30 der Straßenverkehrsordnung hinzuweisen.
Und weil ich gerade dabei war, habe ich jedem Einzelnen auch direkt die zehn wichtigsten Tipps für umweltfreundliches Fahren, mit denen man durchaus 30 Prozent Sprit sparen kann, vorgelesen. Stand in meinem "Schaufenster", der Artikel "Sprit sparen, Umwelt schonen". Hab ich ausgeschnitten und vorgelesen. Weil, gerade der erste Tipp kam mir sehr gelegen. Da hieß es nämlich wörtlich: Bei angenehmer Witterung fällt es leicht, kurze Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen. Und das stimmt ja auch, wenn du statt des Autos das Fahrrad nimmst, sparst du Sprit.

Apropos Fahrrad. Ich komm deshalb drauf, weil, ich hab jetzt mehrere Anläufe gemacht für die Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum "EVA's BEAUTY CASE" - und bin heilfroh, dass ich noch lebe. Von der Ausstellung rede ich gar nicht - die hab ich nämlich nicht gesehen, weil ich nicht drüber gekommen bin. Ich wollte von meinem Auerberg über die Victoriabrücke zum Rheinischen Landesmuseum in der Colmantstraße hinter dem Bahnhof. Von wegen, komm drüber.
Gut, ich geb's zu, das eine Mal hätte ich es wahrscheinlich geschafft, wenn mich da nicht ein Autofahrer durch Hupen und dichtes Auffahren so übel bedrängt hätte. Ich habe dann spontan mein Fahrrad mitten auf der Fahrbahn abgestellt und bin in einen Dialog eingetreten - einen sehr langen. Irgendwann hab ich's dann beendet, ob des langen Rückstaus, aber fürs Rheinische Landesmuseum war's dann zu spät. Ein anderes Mal hat mich ein Auto so was von ohne Sicherheitsabstand überholt, dass ich die Seitenfenster mit meinem Ärmel geputzt habe. Ich hab dem dann zum Ausgleich nach der Brücke an der roten Ampel Seitenspiegel und Antenne abgebrochen, aber die Lust auf einen Museumsbesuch war mir dann auch vergangen.

Überhaupt, es herrscht Krieg auf der Victoriabrücke. Ich gehöre ja nach wie vor nicht zu den verständigen (so die Richter vom Oberlandesgericht Schleswig) Menschen, die einen Helm tragen. Aber vor der Victoriabrücke wird aufgerüstet: Helm, Ellbogenschoner, Knieschoner. Jetzt gar nicht mal wegen der Autos. Nein, seitdem die ja den Gehweg verbreitert haben, darf ich da ja drauf fahren. Trotzdem, es gibt mir ein sicheres Gefühl. Neulich zum Beispiel kam mir ein Fußgänger entgegen, Handy in der Hand und Blick auf das Display ... Der wird wohl die nächste Zeit nicht mehr mit dem Spiel Pokémon GO unterwegs sein können. Oder letztens der Radfahrer vor mir, der wird sich demnächst dreimal überlegen, ob er noch mal bis zur Halskrause verkabelt auf der Brücke fährt. Der hat meine Fahrradklingel einfach nicht gehört ... Ohne meinen Helm hätte ich mich früher einfach nicht getraut - zu schubsen.

Wer oder was mich ja auch früher immer so verärgert hat, waren diese Profieltern mit ihren Fahrradanhängern für Kinder. Die teilweise so strunzblöde sind und vollkommen vergessen, dass sie hinten um einiges breiter sind als ihr eigenes Fahrrad. Ich bin so was von froh, dass das für mich der Vergangenheit angehört. Ich sag nur: Verhaltenstherapie. Sich einfach der Herausforderung stellen - dem Kinderfahrradanhänger und dem Fahrradwimpel. Meine Ausrüstung gibt mir ein sicheres Gefühl. Ich muss nicht mehr und - was weitaus wichtiger ist - ich will da nicht mehr ausweichen! Ich kann natürlich auch anders. Neulich zum Beispiel war vor mir wieder einer, der Taschenmonster einfing. Hätte ich jetzt drauf zuhalten können. Aber, der war so was von überernährt, dass ich dachte, Hauptsache, der verbringt Zeit im Freien und bewegt sich.

Apropos Zeit. Ich hab mich dann einfach für eine andere Ausstellung entschieden. Wo ich nicht über die Gleise musste wie zum Rheinischen Landesmuseum. "EchtZEIT - Die Kunst der Langsamkeit" im Bonner Kunstmuseum. Auf die hatte mich mein "Schaufenster" auch so was von aufmerksam gemacht: Inhaltlich ginge es um das Spannungsverhältnis der Zeit zu anderen Parametern unseres Lebens wie Raum, Arbeit, Beschleunigung, globale Gleichzeitigkeit aber auch der subjektiven Wahrnehmung von Zeit und Zeitlichkeit. Diese Thematik sei bewusst elementar, sie behandele kein politisches Thema, sie sei universell und gehe doch gleichzeitig in den privaten Raum. Ich mein, da kannst du doch nicht anders als nichts wie hin! Und gleichzeitig hat mich der Kris Martin zu einem Kunstwerk inspiriert, das ich demnächst garantiert umsetzen werde. Sein Kunstwerk heißt "Angehäufte Armbanduhren" und genau so sieht es auch aus: ein Haufen Armbanduhren auf einem Tisch. Und da kam mir die Idee: Ich habe in meinem Leben so unglaublich viele Schirmhüllen angehäuft, Schirmhüllen von Schirmen, die schon lange im Schirmhimmel sind. Ich konnte mich nie dazu überwinden, die wegzuschmeißen, weil, man weiß ja nie, wofür man die noch mal braucht. Ich weiß es jetzt. Die häufe ich aufeinander und nenne das Kunstwerk "RegenZEIT". Ich weiß nur noch nicht, für wie viel ich es verkaufe.

Mittwoch, 3. August 2016

Interessenbekundungsverfahren finde ich toll - und intakte Toilettenanlagen allemal

Was ich ja unbedingt jetzt in den Sommerferien noch machen will: Den "Garten der Lustbarkeiten" auf dem Dach der Bundeskunsthalle, den will ich mir auf jeden Fall anschauen. Ich bin ehrlich, hätte man mich gefragt, woran ich bei dem Namen Fürst Pückler denke, im Leben wär' ich nicht auf Gartenbau-Prinzipien gekommen. Oder dass der Hermann Fürst von Pückler-Muskau ein exzentrischer Lebemann, passionierter Weltreisender und Literat war. Ich wusste nichts, aber auch gar nichts über den. Bis Gott sei Dank mein "Schaufenster" eingegriffen und sich wieder mal meiner Bildung gewidmet hat: Ein echter "Parkomane" hieß es da in Anlehnung an den Namen der Ausstellung "Parkomania". Fürst Pückler habe seinen Ruhm als Garten- und Landschaftsgestalter vor allem durch drei Landschaftsgärten begründet. Er habe in Muskau, in Babelsberg  und Branitz gewirkt. Wie gesagt, hätte man mich gefragt, woran ich beim Namen Pückler denke - Eis. Was auch stimmt. Aber warum? Ich hab dann mal bei Wikipedia reingeschaut: Das Fürst-Pückler-Eis (frz. demi-glace à la Pückler) ist eine Eisspezialität aus drei verschiedenen Eissorten, welche gemeinsam gefroren werden. Es ist nach dem Parkgestalter und Reiseschriftsteller Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871) benannt.
Das älteste bekannte Rezept für ein Eis dieses Namens stammt von dem Königlich-Preußischen Hofkoch Louis Ferdinand Jungius, der Pückler 1839 in seinem Kochbuch ein dreischichtiges Sahneeis widmete ... Die heute als Fürst-Pückler-Eis bezeichnete Spezialität ist in der Regel eine Kombination von Schokoladen- und Erdbeer- oder Himbeer- mit Vanilleeis. 

Apropos Eis. Apropos Schokoladeneis oder Erdbeereis oder ... Ich weiß nicht, wie ich mit folgendem Phänomen umgehen soll. Oder anders: Ich kann nicht garantieren, dass ich nicht irgendwann mal jemandem vor mir in der Warteschlange auf den Kopf haue - und auch noch ganz dolle dabei. So mit voller Wut (oder Wucht, beides passt), die sich über einen langen Zeitraum angestaut hat. Das ist mir nämlich nicht zum ersten Mal passiert: Die Warteschlange vor meinem Eisladen (ich sag jetzt nicht bei welchem, sonst ist die demnächst noch länger) kenne ich wie meine Westentasche: gerade durch bis zur Straße mindestens eine halbe Stunde, mit Kurve ... Bin ich drauf eingestellt. Außerdem hat man dann auch immer das gute Gefühl, dass das Eis frisch ist. Und irgendwie gehört es doch auch dazu: je länger die Schlange, desto schöner das Wetter. Worauf ich auch eingestellt bin, dass die Anzahl der wartenden Eisabhängigen vor mir nichts mit der Länge meiner Wartezeit zu tun hat. Mal ein Beispiel, du kannst zwanzig Menschen vor dir stehen haben, die ein Eis wollen. Jeder, EIN Eis, Punkt. Und dann hast du nur einen vor dir - mit einer Großbestellung: 27 Becher mit unterschiedlichen Bällchen, 27 verschiedene Eissortenkombinationen, die jetzt einzeln vom Handy abgelesen werden. Kannst du auch nichts machen. Wobei ich schon das ein oder andere Mal, wenn die Schlange wieder mal unerträglich lang ist, recht laut und deutlich von mir gebe, dass es schon in gewisser Weise asozial ist, pro Person mehr als ein Eis zu bestellen. Aber gut, ich scheine da allein auf weiter Flur mit meiner Meinung zu sein. Hab ich mich aber mittlerweile durch Verhaltenstherapie (immer wieder anstellen und lernen, dass auch ich einmal drankomme) gestellt, diese Situation kann ich. Aber, und da hilft mir dann auch keine Verhaltenstherapie, kein noch so großer Beißring im Mund oder dass ich lauthals die Tausender runterzähle. Was geht bitteschön in einem Menschen vor, der als Zweiter in der Reihe seit einer gefühlten halben Ewigkeit vor der Eistheke steht, alle Eissorten im Blick, an jeder Eissorte ein Namensschildchen. Was macht das mit mir, wenn der erst beim "Der Nächste bitte" anfängt zu überlegen, welches Eis er will. Der anfängt, die Eistheke abzuschreiten, einmal nach links und einmal nach rechts, und  sich den Unterschied zwischen Malaga und Zabaione erklären lässt? Wie gesagt, da kann ich demnächst für nichts garantieren. Aber sonst hab ich's gut im Griff, das Warten. Ich nutze die Zeit proaktiv, schneide mir derweil die Nägel (selbstredend nur die Fingernägel. Mit den Fußnägeln wäre das mit dem Aufrücken einfach umständlich und wenn ich Pech habe, tritt mir auch noch einer auf die Hände ) oder korrigiere die Vokabeltests meiner Schüler. Und mit dem Pipi Machen ist ja jetzt auch kein Problem. Da geh ich dann aufs Eisdielenklo.

Apropos Klo. Ich komm deshalb drauf, weil wir zur Zeit ja so viele Projekte bei uns in Bonn am Start haben. Oder anders, wenn ich einen Shopping-Tag in Köln plane, teile ich mir den in aller erster Linie strategisch danach ein, wo ich ohne Probleme Pipi machen kann. London, zum Beispiel, hab ich deshalb in schlechter Erinnerung, weil ich zum Pipi Machen gefühlt eine Stunde in den Untergrund musste, durch diverse Schranken, natürlich nicht mit passendem Kleingeld ... Wenn du dringend Pipi musst, interessiert dich in dem Moment das Glockengeläute von Big Ben so was von nicht - ganz abgesehen davon, dass du das auf dem U-Bahnklo sowieso nicht hörst.
London, wie komm ich drauf? Kürzlich standen in meinem "Schaufenster" zwei Artikel mit folgenden Überschriften untereinander: "Der Remigiusplatz soll schöner werden" und "Elektrogelenkbusse werden gefördert". Das hab ich ja auch bis ins letzte Detail haarklein mitbekommen, dass wir Bonner da so was von am Start sind, bei dem EU-Projekt ZeEus, wo es um den Ausbau der Elektromobilität im Linienbusverkehr geht. (Apropos London. Dürfen die jetzt überhaupt noch bei dem Projekt mitmachen?)
Ich komm drauf wegen Pipi Machen. Weil, in dem Artikel über den Remigiusplatz hieß es, dass die öffentliche Toilette dort nicht intakt sei und es ein neues Interessenbekundungsverfahren für die Toilettenanlage gebe. Der Hammer! Hallo! Was heißt hier Interessenbekundungsverfahren? Einfach mal als Projekt: Einfach mal das Klo reparieren! Für die Touristen, die von Beethoven jetzt auf dem Weg zum Münster sind. Und auch für mich - eine saubere Toilette, mit Personal, umsonst. Was wäre das für ein Projekt!