Mittwoch, 3. August 2016

Interessenbekundungsverfahren finde ich toll - und intakte Toilettenanlagen allemal

Was ich ja unbedingt jetzt in den Sommerferien noch machen will: Den "Garten der Lustbarkeiten" auf dem Dach der Bundeskunsthalle, den will ich mir auf jeden Fall anschauen. Ich bin ehrlich, hätte man mich gefragt, woran ich bei dem Namen Fürst Pückler denke, im Leben wär' ich nicht auf Gartenbau-Prinzipien gekommen. Oder dass der Hermann Fürst von Pückler-Muskau ein exzentrischer Lebemann, passionierter Weltreisender und Literat war. Ich wusste nichts, aber auch gar nichts über den. Bis Gott sei Dank mein "Schaufenster" eingegriffen und sich wieder mal meiner Bildung gewidmet hat: Ein echter "Parkomane" hieß es da in Anlehnung an den Namen der Ausstellung "Parkomania". Fürst Pückler habe seinen Ruhm als Garten- und Landschaftsgestalter vor allem durch drei Landschaftsgärten begründet. Er habe in Muskau, in Babelsberg  und Branitz gewirkt. Wie gesagt, hätte man mich gefragt, woran ich beim Namen Pückler denke - Eis. Was auch stimmt. Aber warum? Ich hab dann mal bei Wikipedia reingeschaut: Das Fürst-Pückler-Eis (frz. demi-glace à la Pückler) ist eine Eisspezialität aus drei verschiedenen Eissorten, welche gemeinsam gefroren werden. Es ist nach dem Parkgestalter und Reiseschriftsteller Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871) benannt.
Das älteste bekannte Rezept für ein Eis dieses Namens stammt von dem Königlich-Preußischen Hofkoch Louis Ferdinand Jungius, der Pückler 1839 in seinem Kochbuch ein dreischichtiges Sahneeis widmete ... Die heute als Fürst-Pückler-Eis bezeichnete Spezialität ist in der Regel eine Kombination von Schokoladen- und Erdbeer- oder Himbeer- mit Vanilleeis. 

Apropos Eis. Apropos Schokoladeneis oder Erdbeereis oder ... Ich weiß nicht, wie ich mit folgendem Phänomen umgehen soll. Oder anders: Ich kann nicht garantieren, dass ich nicht irgendwann mal jemandem vor mir in der Warteschlange auf den Kopf haue - und auch noch ganz dolle dabei. So mit voller Wut (oder Wucht, beides passt), die sich über einen langen Zeitraum angestaut hat. Das ist mir nämlich nicht zum ersten Mal passiert: Die Warteschlange vor meinem Eisladen (ich sag jetzt nicht bei welchem, sonst ist die demnächst noch länger) kenne ich wie meine Westentasche: gerade durch bis zur Straße mindestens eine halbe Stunde, mit Kurve ... Bin ich drauf eingestellt. Außerdem hat man dann auch immer das gute Gefühl, dass das Eis frisch ist. Und irgendwie gehört es doch auch dazu: je länger die Schlange, desto schöner das Wetter. Worauf ich auch eingestellt bin, dass die Anzahl der wartenden Eisabhängigen vor mir nichts mit der Länge meiner Wartezeit zu tun hat. Mal ein Beispiel, du kannst zwanzig Menschen vor dir stehen haben, die ein Eis wollen. Jeder, EIN Eis, Punkt. Und dann hast du nur einen vor dir - mit einer Großbestellung: 27 Becher mit unterschiedlichen Bällchen, 27 verschiedene Eissortenkombinationen, die jetzt einzeln vom Handy abgelesen werden. Kannst du auch nichts machen. Wobei ich schon das ein oder andere Mal, wenn die Schlange wieder mal unerträglich lang ist, recht laut und deutlich von mir gebe, dass es schon in gewisser Weise asozial ist, pro Person mehr als ein Eis zu bestellen. Aber gut, ich scheine da allein auf weiter Flur mit meiner Meinung zu sein. Hab ich mich aber mittlerweile durch Verhaltenstherapie (immer wieder anstellen und lernen, dass auch ich einmal drankomme) gestellt, diese Situation kann ich. Aber, und da hilft mir dann auch keine Verhaltenstherapie, kein noch so großer Beißring im Mund oder dass ich lauthals die Tausender runterzähle. Was geht bitteschön in einem Menschen vor, der als Zweiter in der Reihe seit einer gefühlten halben Ewigkeit vor der Eistheke steht, alle Eissorten im Blick, an jeder Eissorte ein Namensschildchen. Was macht das mit mir, wenn der erst beim "Der Nächste bitte" anfängt zu überlegen, welches Eis er will. Der anfängt, die Eistheke abzuschreiten, einmal nach links und einmal nach rechts, und  sich den Unterschied zwischen Malaga und Zabaione erklären lässt? Wie gesagt, da kann ich demnächst für nichts garantieren. Aber sonst hab ich's gut im Griff, das Warten. Ich nutze die Zeit proaktiv, schneide mir derweil die Nägel (selbstredend nur die Fingernägel. Mit den Fußnägeln wäre das mit dem Aufrücken einfach umständlich und wenn ich Pech habe, tritt mir auch noch einer auf die Hände ) oder korrigiere die Vokabeltests meiner Schüler. Und mit dem Pipi Machen ist ja jetzt auch kein Problem. Da geh ich dann aufs Eisdielenklo.

Apropos Klo. Ich komm deshalb drauf, weil wir zur Zeit ja so viele Projekte bei uns in Bonn am Start haben. Oder anders, wenn ich einen Shopping-Tag in Köln plane, teile ich mir den in aller erster Linie strategisch danach ein, wo ich ohne Probleme Pipi machen kann. London, zum Beispiel, hab ich deshalb in schlechter Erinnerung, weil ich zum Pipi Machen gefühlt eine Stunde in den Untergrund musste, durch diverse Schranken, natürlich nicht mit passendem Kleingeld ... Wenn du dringend Pipi musst, interessiert dich in dem Moment das Glockengeläute von Big Ben so was von nicht - ganz abgesehen davon, dass du das auf dem U-Bahnklo sowieso nicht hörst.
London, wie komm ich drauf? Kürzlich standen in meinem "Schaufenster" zwei Artikel mit folgenden Überschriften untereinander: "Der Remigiusplatz soll schöner werden" und "Elektrogelenkbusse werden gefördert". Das hab ich ja auch bis ins letzte Detail haarklein mitbekommen, dass wir Bonner da so was von am Start sind, bei dem EU-Projekt ZeEus, wo es um den Ausbau der Elektromobilität im Linienbusverkehr geht. (Apropos London. Dürfen die jetzt überhaupt noch bei dem Projekt mitmachen?)
Ich komm drauf wegen Pipi Machen. Weil, in dem Artikel über den Remigiusplatz hieß es, dass die öffentliche Toilette dort nicht intakt sei und es ein neues Interessenbekundungsverfahren für die Toilettenanlage gebe. Der Hammer! Hallo! Was heißt hier Interessenbekundungsverfahren? Einfach mal als Projekt: Einfach mal das Klo reparieren! Für die Touristen, die von Beethoven jetzt auf dem Weg zum Münster sind. Und auch für mich - eine saubere Toilette, mit Personal, umsonst. Was wäre das für ein Projekt!