Mittwoch, 31. Januar 2018

Wer hat den Vogel abgeschossen, ADAC oder ADFC?


Da hab ich mir vielleicht was vorgenommen! Was das an Zeit raubt, aber ich hatte endgültig die Nase voll. Weil, wie ich's mache, mache ich's falsch. Diese Pöbeleien war ich einfach satt. Entweder betätige ich die Fahrradklingel zu spät und man ist so was von erschrocken, dass doch tatsächlich von hinten auf dem Fahrradweg ein Fahrrad kommt! Oder ich klingele zu früh und muss mich nicht wundern, dass der arme Mensch vor mir das Klingeln nicht gehört hat. Oder ich soll das Klingeln gefälligst sein lassen. Man sei ja schließlich nicht blind. Und wenn ich nicht klingle, wie soll der Fußgänger vor mir denn bitteschön wissen, dass er nicht ohne nach hinten zu schauen plötzlich auf den Fahrradweg springen kann. Schließlich habe man für diese Fälle doch eine Fahrradklingel! Und ja, vor mir der Hundehalter mit seinem Hundi an der Leine, an einer langen Leine. Ja, ich gebe es zu. Da klingle ich wegen mir oder meiner oder um meiner selbst willen! Ich will nicht das Risiko eingehen, dass sich plötzlich zwischen Hund und Herrchen der Fahrradweg und die Hundeleine (!) befinden!

Wie gesagt, ich hatte die Pöbeleien satt. Mein Projekt in diesem Jahr: Wenn ein Fußgänger hinter mir her pöbelt, trete ich seit neuestem in die Bremsen, steige vom Fahrrad und erwarte diesen Menschen. Und dann kommen wir ins Gespräch, wir zwei Hübschen, will heißen, ich zwinge ein Gespräch auf. Weil, das ist schon interessant, diese Pöbler rechnen ja nicht damit, dass du sie fragst, was genau der Anlass ihres Pöbelns ist. Da stellt sich dann im Gespräch heraus, dass mein Gegenüber fast taub ist und deshalb mein Klingeln nicht gehört hat. Oder es stellt sich heraus, dass der Pöbler einfach nur ein unangenehmer Zeitgenosse ist und pöbelt, ohne dass ich mir etwas zu Schulden habe kommen lassen. Und genau dafür hat sich für mich persönlich das Absteigen gelohnt. Ich stelle immer wieder fest, dass ganz viele Menschen nur oder gerade dann pöbeln, wenn sie ihr Gegenüber nicht unmittelbar vor sich haben. Am geläufigsten ist uns das Phänomen beim Autopöbler. Und so verhält es sich auch beim Fußgängerpöbler. Er ist gewohnt, dass das Ziel seines Pöbelns schnell an ihm vorbeifährt und für ihn quasi anonym bleibt.

Wenn ich Glück habe, bin ich genau an einer Stelle vom Fahrrad abgestiegen, wo sich neben mir auf der Straße ein Schlagloch im Asphalt auftut. Da hab ich mir auch wieder was aufgehalst! Die Schlaglochsituation in unserer Region war meinem SCHAUFENSTER nicht umsonst einen Artikel wert: Dort riet der ADAC Nordrhein Verkehrsteilnehmern, besonders aufmerksam zu fahren und auf entsprechende Warnschilder zu achten, denn diese müssten Kommunen mindestens aufstellen, um ihre Verkehrssicherungspflicht nicht zu verletzen. Das Aufstellen von Schildern sei nach Ansicht der Verkehrsexperten allerdings nicht das geeignete Mittel, der Problematik langfristig Herr zu werden. Vielmehr dürften die Löcher nicht Jahr für Jahr nur oberflächlich geflickt werden, sondern das Geld sollte in ein nachhaltiges Erhaltungsmanagement investiert werden. Dabei fielen zwar zunächst höhere Kosten an, in der Zukunft könne aber erheblich gespart werden. Im Schadenfall rät der ADAC, zeitnah Beweismittel zu sichern, ohne natürlich sich oder andere an der Unfallstelle zu gefährden. Dazu gehöre, das Schlagloch, die betroffene Straße sowie das beschädigte Fahrzeug zu fotografieren, die zulässige Höchstgeschwindigkeit zu notieren sowie Namen und Anschriften in Betracht kommender Zeugen festzuhalten.

Was ich aber eigentlich sagen wollte, wenn ich dann schon mal vom Fahrrad abgestiegen bin und auf den Pöbler warte, schau ich in einem Aufwasch, ob es nicht ein Schlagloch zu melden gibt. Weil, abgesehen von meinem Engagement als ehrenamtliche Kompostberaterin bin ich neuerdings auch als Schlagloch-Melderin unterwegs. Im besagten Artikel "ADAC warnt vor Schlaglochpisten" las es sich nämlich folgendermaßen: Schlagloch-Melder, wer einen Schaden entdeckt, sei es ein Schlagloch-Krater oder ein wegbröckelnder Fahrbahnrand, kann diesen im Internet beim Auto-Club Europa anzeigen. Was soll ich sagen, bei der Verrichtung von kleineren Näharbeiten oder beim Ausfüllen von Elster bin ich zumindest von der Straße. Jetzt bin ich auf der Straße beschäftigt. und das ist in dieser Jahreszeit nicht immer kuschelig.
 
Was für ein unglaubliches Glück, dass ich da wieder einmal sorgsam mein SCHAUFENSTER studiert habe. Sonst wäre ich womöglich schon längst eines Todes durch Erfrieren gestorben. Als ob ein Redakteur meines SCHAUFENSTERS mich auf dem Fahrrad gesehen hätte! So las es sich doch in dem Artikel "Radfahren im Winter? Aber sicher!", dass Temperaturen unter Null und verschneite Wege kein Grund seien, das Rad in der Garage zu lassen, Darauf weise der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) hin. Im Gegenteil. Aktuelle Studien hätten ergeben: Wer regelmäßig auch im Winter mit dem Rad fährt, lebt gesünder, ist schlanker und bleibt zufriedener. Ein paar Regeln sollten Radler gerade im Winter aber doch beachten. Ganz wichtig: Die Beleuchtung muss funktionieren und auch bei Dämmerung eingeschaltet sein. Außerdem sollte man auf wetterfeste Kleidung achten. Und weil man natürlich vorsichtig fahren sollte, gilt: Lieber etwas früher losfahren!

Der Hammer in Dosen! Ich sags ja, die von der Redaktion müssen mich auf meinem Fahrrad gesehen haben, wie ich da so ohne Beleuchtung im Bikini. Bleibt für mich nur noch die Frage: Wer bekommt das Krönchen? Holla, die Waldfee, also wenn der ADAC und der ADFC keine Anwärter sind. Welche Weisheit gewinnt: Das Aufstellen von Schildern ist auf Dauer kein geeignetes Mittel, der Schlaglöcher Herr zu werden. Oder die Feststellung: Im Winter als Fahrradfahrer auf wetterfeste Kleidung zu achten. Zwei Paradebeispiele für Redundanz, ohne Informationsverlust wegzulassende Informationen. Also wer bekommt das Redundanzkrönchen, der ADAC oder der ADFC?

Neulich habe ich übrigens im Eifer des Gefechtes einen Pöbler statt des Schlaglochs fotografiert - unangenehme Situation!

Mittwoch, 10. Januar 2018

Ein Maschinengewehr kommt selten allein

Wie gerne hätte ich zu Beginn des Jahres mit etwas Lustigem begonnen, aber kaum hatte ich bei der Weihnachtsbaumentsorgungsaktion wieder mal sämtliche Tannennadeln im Haus fein verteilt, da jagte auch schon eine Aufregung die andere. Bis ich die Schmierereien an der Haustür wieder weg hatte ...

Ich hatte in meinem SCHAUFENSTER den Artikel "Markierungen an der Hauswand - Geheimzeichen" gelesen. Zinken seien Geheimzeichen, die schon seit dem Mittelalter als geheime Codes für die nonverbale Kommunikation eingesetzt werden. Damals betraf dies nicht nur Gaunerbanden, sondern sämtliche Angehörige des unteren Standes. Auch Bettler, Hausierer und Tagelöhner nutzten Zinken, um nachfolgenden Standesgenossen Hinweise zu hinterlassen, wo sich ein Vorsprechen wohl am ehesten lohnen würde. So riet zum Beispiel ein kleines mit Kreide gezeichnetes Kreuz, sich fromm zu stellen. In der heutigen Zeit werden die Symbole fast nur noch von organisierten Banden genutzt: Eine Vorhut spähe ein Haus und dessen Bewohner aus. Sie beobachtet, ob es in einem Gebäude etwas zu holen gibt und ob beispielsweise ältere Menschen oder alleinstehende Frauen im Haus leben. Die gesammelten Informationen werden dann mit Hilfe der Gaunerzeichen an die nachfolgenden Komplizen übermittelt, während die Kundschafter längst weitergezogen sind. So warne zum Beispiel eine oberflächlich in die Haustür geritzte, dünne Zickzack-Linie vor einem bissigen Hund.
  
Dieser Artikel hatte mich so was von in Alarmbereitschaft gesetzt. Das ging so weit, ich mein, irgendwann fängst du an und siehst Gespenster, in meinem Fall eben überall Gaunerzeichen. Drei Tage später brütete ich in meinem Wochenend-SCHAUFENSTER dann stundenlang über einem abgebildeten Zeichen. Ich wollte selbst herausbekommen, was er denn in Gaunerkreisen wohl bedeutete, dieser Zinken. Es hat sich wieder mal bestätigt: Wer lesen kann und, vor allem, von dieser Fähigkeit Gebrauch macht, ist ganz klar im Vorteil. So hieß es nämlich in dem Artikel, ein Bergpiktogramm mit Schneeflocke - auf dieses alpine Symbol sollten alle Autofahrer achten, die sich neue Winter- oder Ganzjahresreifen kaufen wollen. Denn durch eine Änderung der Winterreifenpflicht reiche es künftig nicht mehr aus, wenn die Reifen mit einer "M+S"-Kennzeichnung versehen sind.

Und, verständlich, die Schmierereien an unserer Hauswand, dass die mich so was von aus der Fassung gebracht haben. Die habe ich selbstredend  akribisch beseitigt. Gut, bei näherer und, vor allem, unbelasteter Betrachtung, also wenn ich mal in aller Ruhe drauf geschaut hätte. Ich hätte auch den entgeisterten Blick meines Traummannes deuten können. Ja, dann hätte ich natürlich erkannt, dass ich den Segen der Sternsinger zu Heilige Drei Könige  so was von entfernt hatte.

Das hatte selbst ich noch nicht geschafft, den Grund für meine Angst so was von schnell zu ändern, quasi in einem Aufwasch. Bei mir jetzt eher ein Abwasch von Kreidezeichen. Eben noch hatte ich Angst vor den Zinken, die die Spur zu meinem Haus lenkten, und jetzt stand ich ohne Segen da. Wenn du jetzt so ganz ohne Segen dastehst, dann liest sich die Überschrift in deinem SCHAUFENSTER "Das Zuhause vor Einbrechern schützen" nicht gerade unaufgeregt: Alle zwei Minuten wird in Deutschland eingebrochen. Einbrecher machen keine Ferien. Ganz im Gegenteil, sie nehmen besonders Häuser ins Visier, deren Bewohner offensichtlich in Urlaub sind.

Apropos Urlaub. Auch das stand auf meiner To-do-Liste; einmal in Bonn als Tourist übernachten. Und da habe ich den Sechzigsten meines Traummannes zum Anlass genommen. Was der aber nicht wusste. Wir haben uns an einem Samstagmittag mit dem Rad aufgemacht, zünftig gekleidet, gerüstet für mindestens 100 Tageskilometer und Übernachtung im Zelt. Was mein Traummann aber nicht wusste, dass wir nach knapp sieben Kilometern schon am Ziel unserer Reise waren: das Mariott Hotel. Da hat er aber so was von gestaunt - und die an der Hotelrezeption auch. Weil, das konntest du denen schon ansehen, dass wir die ersten Gäste waren, die je so sportlich mit dem Rädchen vorgefahren sind. Und bestätigt hat es sich allemal, weil die uns für unsere Räder keinen Unterstellplatz anbieten konnten, die also nachts mutterseelenallein vor dem Hotel standen.
Aber das nur so am Rande. Wo war ich stehen geblieben? Bei den Einbrechern, die besonders Häuser ins Visier nehmen, deren Bewohner offensichtlich in Urlaub sind. Vor diesem Hintergrund rät der Hauseigentümerverein Haus & Grund jedem Urlauber, vor der Abreise das Haus effektiv vor Einbrechern zu schützen. Es sei wichtig, dass das Haus bewohnt aussieht. So sollten Freunde und Nachbarn zum Beispiel regelmäßig den Briefkasten leeren, per Zeitschaltuhr sollten Rollläden betätigt und Lampen an- und ausgeschaltet werden - das volle Programm eben. Und als ich dann noch unter "Veranstaltungen" den Hinweis auf die Einbruchmesse für Haus und Gewerbe las: Ich rüste so was von auf, auch wenn ich im Mariott nur kurzurlaube: Meiner Brut werfe ich einen dicken Batzen Geld hinterher, damit die bei mir jeden Abend Party macht. Was praktischerweise zur Folge hat, dass am anderen Vormittag die Putzfrau Stund um Stund für teuer Geld die Bude wieder auf Vordermann bringen muss - das Haus also belebt ist. (Was jetzt wohl praktisch ist, meine Töchter leeren täglich den Briefkasten.) Vollkommen unabhängig davon habe ich für meine Haustür aber auch einen eigenen Zinken entworfen. Neben der Zickzacklinie für bissiger Hund gibt es da jetzt noch einen Zinken für Maschinengewehr.

Es hat sich übrigens bei genauerem Hinschauen herausgestellt, dass es sich um eine Einbruchschutzmesse handelte. Wo ich mich quasi informieren kann. was sich aber - siehe oben - so was von erledigt hat.

Wie gesagt, ich hätte zu gerne nur Lustiges geschrieben. Und, ja, ich weiß, "Hätte" ist die kleine Schwester von "Heul doch".