Da hab ich mir vielleicht was vorgenommen! Was das an Zeit
raubt, aber ich hatte endgültig die Nase voll. Weil, wie ich's mache, mache ich's
falsch. Diese Pöbeleien war ich einfach satt. Entweder betätige ich die
Fahrradklingel zu spät und man ist so was von erschrocken, dass doch
tatsächlich von hinten auf dem Fahrradweg ein Fahrrad kommt! Oder ich klingele
zu früh und muss mich nicht wundern, dass der arme Mensch vor mir das Klingeln
nicht gehört hat. Oder ich soll das Klingeln gefälligst sein lassen. Man sei ja
schließlich nicht blind. Und wenn ich nicht klingle, wie soll der Fußgänger vor
mir denn bitteschön wissen, dass er nicht ohne nach hinten zu schauen plötzlich
auf den Fahrradweg springen kann. Schließlich habe man für diese Fälle doch eine
Fahrradklingel! Und ja, vor mir der Hundehalter mit seinem Hundi an der Leine,
an einer langen Leine. Ja, ich gebe es zu. Da klingle ich wegen mir oder meiner
oder um meiner selbst willen! Ich will nicht das Risiko eingehen, dass sich plötzlich
zwischen Hund und Herrchen der Fahrradweg und die Hundeleine (!) befinden!
Wie gesagt, ich hatte die Pöbeleien satt. Mein Projekt in
diesem Jahr: Wenn ein Fußgänger hinter mir her pöbelt, trete ich seit neuestem
in die Bremsen, steige vom Fahrrad und erwarte diesen Menschen. Und dann kommen
wir ins Gespräch, wir zwei Hübschen, will heißen, ich zwinge ein Gespräch auf.
Weil, das ist schon interessant, diese Pöbler rechnen ja nicht damit, dass du
sie fragst, was genau der Anlass ihres Pöbelns ist. Da stellt sich dann im
Gespräch heraus, dass mein Gegenüber fast taub ist und deshalb mein Klingeln
nicht gehört hat. Oder es stellt sich heraus, dass der Pöbler einfach nur ein unangenehmer
Zeitgenosse ist und pöbelt, ohne dass ich mir etwas zu Schulden habe kommen
lassen. Und genau dafür hat sich für mich persönlich das Absteigen gelohnt. Ich
stelle immer wieder fest, dass ganz viele Menschen nur oder gerade dann pöbeln,
wenn sie ihr Gegenüber nicht unmittelbar vor sich haben. Am geläufigsten ist
uns das Phänomen beim Autopöbler. Und so verhält es sich auch beim
Fußgängerpöbler. Er ist gewohnt, dass das Ziel seines Pöbelns schnell an ihm
vorbeifährt und für ihn quasi anonym bleibt.
Wenn ich Glück habe, bin ich genau an einer Stelle vom
Fahrrad abgestiegen, wo sich neben mir auf der Straße ein Schlagloch im Asphalt
auftut. Da hab ich mir auch wieder was aufgehalst! Die Schlaglochsituation in
unserer Region war meinem SCHAUFENSTER nicht umsonst einen Artikel wert: Dort
riet der ADAC Nordrhein Verkehrsteilnehmern, besonders aufmerksam zu fahren und
auf entsprechende Warnschilder zu achten, denn diese müssten Kommunen
mindestens aufstellen, um ihre Verkehrssicherungspflicht nicht zu verletzen.
Das Aufstellen von Schildern sei nach Ansicht der Verkehrsexperten allerdings
nicht das geeignete Mittel, der Problematik langfristig Herr zu werden. Vielmehr
dürften die Löcher nicht Jahr für Jahr nur oberflächlich geflickt werden,
sondern das Geld sollte in ein nachhaltiges Erhaltungsmanagement investiert
werden. Dabei fielen zwar zunächst höhere Kosten an, in der Zukunft könne aber
erheblich gespart werden. Im Schadenfall rät der ADAC, zeitnah Beweismittel zu
sichern, ohne natürlich sich oder andere an der Unfallstelle zu gefährden. Dazu
gehöre, das Schlagloch, die betroffene Straße sowie das beschädigte Fahrzeug zu
fotografieren, die zulässige Höchstgeschwindigkeit zu notieren sowie Namen und
Anschriften in Betracht kommender Zeugen festzuhalten.
Was ich aber eigentlich sagen wollte, wenn ich dann schon
mal vom Fahrrad abgestiegen bin und auf den Pöbler warte, schau ich in einem
Aufwasch, ob es nicht ein Schlagloch zu melden gibt. Weil, abgesehen von meinem
Engagement als ehrenamtliche Kompostberaterin bin ich neuerdings auch als
Schlagloch-Melderin unterwegs. Im besagten Artikel "ADAC warnt vor
Schlaglochpisten" las es sich nämlich folgendermaßen: Schlagloch-Melder, wer
einen Schaden entdeckt, sei es ein Schlagloch-Krater oder ein wegbröckelnder
Fahrbahnrand, kann diesen im Internet beim Auto-Club Europa anzeigen. Was soll
ich sagen, bei der Verrichtung von kleineren Näharbeiten oder beim Ausfüllen
von Elster bin ich zumindest von der Straße. Jetzt bin ich auf der Straße beschäftigt.
und das ist in dieser Jahreszeit nicht immer kuschelig.
Was für ein unglaubliches Glück, dass ich da wieder einmal
sorgsam mein SCHAUFENSTER studiert habe. Sonst wäre ich womöglich schon längst
eines Todes durch Erfrieren gestorben. Als ob ein Redakteur meines
SCHAUFENSTERS mich auf dem Fahrrad gesehen hätte! So las es sich doch in dem
Artikel "Radfahren im Winter? Aber sicher!", dass Temperaturen unter
Null und verschneite Wege kein Grund seien, das Rad in der Garage zu lassen,
Darauf weise der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) hin. Im Gegenteil.
Aktuelle Studien hätten ergeben: Wer regelmäßig auch im Winter mit dem Rad fährt,
lebt gesünder, ist schlanker und bleibt zufriedener. Ein paar Regeln sollten
Radler gerade im Winter aber doch beachten. Ganz wichtig: Die Beleuchtung muss
funktionieren und auch bei Dämmerung eingeschaltet sein. Außerdem sollte man
auf wetterfeste Kleidung achten. Und weil man natürlich vorsichtig fahren
sollte, gilt: Lieber etwas früher losfahren!
Der Hammer in Dosen! Ich sags ja, die von der Redaktion
müssen mich auf meinem Fahrrad gesehen haben, wie ich da so ohne Beleuchtung im
Bikini. Bleibt für mich nur noch die Frage: Wer bekommt das Krönchen? Holla,
die Waldfee, also wenn der ADAC und der ADFC keine Anwärter sind. Welche
Weisheit gewinnt: Das Aufstellen von Schildern ist auf Dauer kein geeignetes
Mittel, der Schlaglöcher Herr zu werden. Oder die Feststellung: Im Winter als
Fahrradfahrer auf wetterfeste Kleidung zu achten. Zwei Paradebeispiele für Redundanz,
ohne Informationsverlust wegzulassende Informationen. Also wer bekommt das Redundanzkrönchen,
der ADAC oder der ADFC?
Neulich habe ich übrigens im Eifer des Gefechtes einen
Pöbler statt des Schlaglochs fotografiert - unangenehme Situation!