Eh ich mich verseh' ist Karneval vorbei und der Osterhase steht
vor der Tür. Grund genug für mich, einmal nachzufragen, wie es denn um die Umsetzung
der guten Vorsätze steht. Und da meine ich jetzt nicht meine Vorsätze, sondern
die der anderen. Weil, da muss es ja massig von gegeben haben, von guten
Vorsätzen, wenn ich so durch das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters in
den ersten Wochen dieses Jahres geblättert habe.
Ich komm deshalb drauf, weil es sich vor einiger Zeit in
meinem SCHAUFENSTER unter der Überschrift "Rope Skipping ist effektiver
Ausdauersport" folgendermaßen las: Heute heißt Seilspringen zeitgemäß Rope
Skipping und hat sich als perfektes Fitnesstraining ebenso etabliert wie als
ausgezeichnete Methode zum Abnehmen. Denn hierfür gilt die Formel: Zehn Minuten
Skipping sind zur Stärkung von Herz und Kreislauf in etwa so wirkungsvoll wie
30 Minuten Joggen. Das Seilspringen ist damit dreimal so effektiv wie das
Laufen, bedarf keiner großen Vorbereitung oder Ausrüstung und lässt sich ganz
einfach sowohl drinnen als auch draußen ausführen: Man hält ein Seil in beiden
Händen und schwingt es über den Kopf und um den Körper. Dabei springt man im
richtigen Moment über das Seil, wenn es an den Füßen ankommt (!!!). Hört sich
total simpel an, ist es im Prinzip auch und stellt für Kinder meist kein
Problem dar. Für Erwachsene kann es jedoch anfangs etwas schwieriger sein, sich
mit dem gesamten Körper auf den Rhythmus des schwingenden Seils einzustellen
und nicht darin zu verheddern. Das Seilspringen verlangt nach einer guten
Kondition. Aber was macht man nicht alles um abzunehmen? Beim Seilspringen
werden nämlich bis zu 250 Kalorien in 15 Minuten verbrannt. Doch auch bei
diesem an sich perfekten Training sollten einige Vorsichtsaspekte beachtet
werden, damit sich die positive Absicht nicht am Ende negativ auswirkt. Denn
das Seilspringen belastet Füße und Sprunggelenke. Deshalb empfiehlt es sich,
beim Skipping bequem gepolsterte Sportschuhe zu tragen, die möglichst auch guten
Halt geben. Zudem sollte der Untergrund beim Training besser weich sein. So
lassen sich die Gelenke am besten vor zu hohen Belastungen schützen.
Während ich diesen Artikel las, habe ich mich die ganze Zeit
gefragt, ob es hier tatsächlich um das ging, was ich vermutete. Las ich gerade
eine Anleitung zu der Tätigkeit, von der ich glaubte, dass es sie sei? War die
Rede von dem Zeitvertreib, dem wir uns - zu meiner Zeit - einfach vollkommen
ohne nachzudenken hingegeben haben? Ging es um DAS Seilchenspringen? Um das Seilchenspringen
vor der Haustür und auf dem Schulhof, ohne Gebrauchsanweisung? Im Nachhinein
wurde mir da so was von blümerant, als mir klar wurde, was für ein Glück wir
damals gehabt haben, dass wir da nicht zu Schaden gekommen sind. Was für fatale
Folgen es hätte haben können, wenn wir mit falschen Schuhen auf einem
ungeeigneten Untergrund einfach so - man mag es sich gar nicht ausmalen! Ich
glaube, wenn ich mich jetzt noch einmal ans Seilchenspringen begäbe, jetzt, wo
man's weiß, ich tät's nur noch mit Helm und Knieschonern.
Ich komm wegen meines Werbeblättchens aufs Seilchenspringen
und auf die guten Vorsätze der anderen. Da gab es dann eben auch Springseile
und Speed-Springseile mit einer bis zu 300 cm stufenlos einstellbaren Seillänge,
inkl. Tragebeutel. Für mich ungemein wichtig die Information, dass das
Speed-Springseil über eine Seitenhalterung mit zwei Kugellagern pro Griff für
besonders einfaches Drehen verfügt. Ich sehe da vor meinem geistigen Auge vor
langer, langer Zeit ein stinknormales Seil mit Holzgriffen, an denen über die
Jahre der Lack abgeblättert war. Unglaublich, was sich da auf dem Markt getan
hat: vom Slingtrainer über die Trainingsbank mit Fitnessbändern bis zum
Vibrationsboard und Swing Stepper. Und direkt daneben werden Fitnessriegel und Fitnessdrinks beworben. Wenn ich so das
ein oder andere Figürchen im Straßenbild sehe, wäre es vielleicht doch von
Vorteil, wenn mein Werbeblättchen darauf hinwiese, dass der Verzehr des Fitnessriegels
nach der körperlichen Anstrengung vorgesehen ist und nicht anstelle.
Apropos Gebrauchsanleitung und Fitness. Wird eigentlich noch
gegummitwistet? Gummitwist, brauchtest du drei Mädchen (denn das muss frau
schon sagen, das machten nur Mädchen), zwei stellten sich ins Gummiband und ...
Ach, vielleicht habe ich ja Glück und lese irgendwann mal in meinem
SCHAUFENSTER wieder so eine gelungene Gebrauchsanweisung zum Gummitwisten.
Wo ich gerade wieder so in mein Werbeblättchen
hineingesteigert bin: Nach wie vor hadere ich ja mit mir, dass ich keine
Verwendung für diesen Kapselhalter als Wandmodell habe, der Platz für 4 Reihen
à 8 Kaffee-Kapseln bietet. Ich besitze nämlich keine entsprechende
Kaffeemaschine, sondern begnüge mich nach wie vor mit einem schlichten
Filterkaffee. Aber so schön wie das im Prospekt aussieht, ich würde mir direkt
mal zehn von diesen Wandmodellen kaufen, die nebeneinander komplett an eine
Küchenwand dübeln und sie dann mit diesen Kaffeekapseln in den
unterschiedlichsten Farben befüllen! Wobei, wenn ich es mir recht überlege,
warum kann ich das eigentlich nicht trotzdem machen, zur Dekoration? Ich will
die Kapseln ja sowieso nicht benutzen.
Wo ich ja auch komplett reingesteigert war, letztes Jahr am
3. Oktober, war jetzt nicht wirklich der Tag der Deutschen Einheit. Nein, das
war die Helene Fischer in der Lanxess Arena in Köln. Und am 24. Januar war sie
auf ihrer Tour noch einmal in Köln - und da war auch ich noch einmal, und zwar
so was von mit Vorsatz!