Mittwoch, 30. Juli 2025

Endlich Wie-Ei-Pie!


Wo ich ja letztens in einem Hotel in Leuven war. Du erinnerst dich? Die Sache mit der Honesty Bar? Als wir an unserem Abreisetag ganz, ganz früh, du kennst mich. Je früher am Tag, desto weniger Mensch in der Natur. Desto weniger Mensch, der da stört. Mein Traummann und ich also auf dem Hotelparkplatz, ganz früh, 7:00 Uhr vielleicht. Auf dem Parkplatz gibt es extra eine Parkbucht für riesige Dodge-Geländewagen. So einer stand da auch drauf, fein in dem für ihn markierten Platz. Hinter ihm ein normaler Parkplatz, auf dem ein normaler roter PKW stand. Was die Parkplatzmarkierer offensichtlich nicht bedacht haben: Um ausparken zu können braucht solch Gefährt weit mehr Rangierfläche als ein normaler PKW. Und der fehlte an diesem frühen Morgen, weil wirklich alle Parkplätze belegt waren. Offensichtlich waren der SUV-Fahrer und wir beide Frühaufsteher. Als der Mann uns kommen sah, fragte er, ob uns das hinter ihm parkende rote Auto gehöre. Ich verneinte und wurde gewahr, dass der Hotelparkplatz so was von eng war, dass der Fahrer nur den Parkplatz verlassen konnte, wenn der rote PKW dort nicht stünde. Ich hätte so gerne gewusst, wie das ausgegangen ist: Wecken die an der Rezeption den Fahrer des roten PKW mitten „in der Nacht“ oder wartet der SUV- Fahrer fein geduldig, bis der Langschläfer sich um 10:00 Uhr am Frühstücksbuffet sehen lässt?

So, jetzt aber. Ich weiß, du sitzt schon auf heißen Kohlen. Ich hab mal im Internet geschaut. Da gibt es ja so was von nette Synonyme für "auf heißen Kohlen sitzen". Da liest du ungeduldig warten oder einer Sache entgegenfiebern. Man kann aber auch sagen, dass man sich wie auf glühenden Kohlen fühlt oder auf die Folter gespannt wird.

Ich will aber gerade noch, ich muss dich aber gerade noch etwas fragen, was mir schon seit Tagen unter den Nägeln brennt. Da hieß es doch neulich in den Medien: Kartenzahler, wehrt euch gegen die Trinkgeld-Erpresser! Ob in Biergärten oder Bäckereien - es greift eine unverschämte Trinkgeld-Masche um sich. Bunte Felder auf dem Kartenleser sollen Kunden dazu umerziehen, auch ohne Serviceanstrengung einen Aufschlag zu zahlen – quasi für nichts! In der Bäckerei ist die Trinkgeld-Aufforderung für Kartenzahler eine Unverschämtheit, schreibt WELT-Autor Karsten Seibel. Man findet sie mittlerweile an der Kasse im Selbstbedienungsbiergarten genauso wie in der Bahnhofsbäckerei. Wer sich bei Frühlingstemperaturen ein Bier holt oder kurz vor dem Sprung in den Zug noch ein Brötchen kaufen will, wird dort jäh gestoppt, wenn er bargeldlos zahlen will: durch bunte Felder mit Prozentzahlen auf dem Bildschirm des Kartenlesegeräts, die automatisch auf den Preis aufgeschlagen werden. Mit etwas Glück ist die niedrigste Zahl eine Fünf, wer Pech hat, muss mindestens eine Zehn drücken, um seinen Kauf abschließen zu können. So, jetzt frage ich dich: Ist das ein Witz, dass es Bäckereien gibt, die von mir Trinkgeld haben wollen oder ist das eine Fake-Nachricht? Ich hab mal geschaut, den Karsten Seibel gibt es. Weil, du erinnerst dich. Ich hatte mich ja schon so was von aufgeregt, dass die mir in der Bar im Hotel im Hamburger Hochbunker die Maschine hingelegt hatten mit der 20%-Trinkgeld-Voreinstellung. Aber das wäre ja noch mal um einiges dreister!

Weil, gut, ich bin zwar mittlerweile eine VIP, aber das macht mich natürlich nicht automatisch reicher. Status, ja, Selbstwertgefühl, unbenommen, aber Geld hängt da keins dran. Was ich mir jetzt wohl auch überlegt habe, ich mein, die anderen machen das ja auch. Drängen dir ihre Visitenkarte auf, nur damit du auch mitkriegst, dass sie Doktor Hastdunichtgesehen sind. Oder sie wollen dir ihr Von unterjubeln. Also ich denke, diese kleine Investition werde ich tätigen, es macht einfach was her, wenn ich jemandem meine Karte überreiche – vielleicht in Goldprägung: Adelheid Bennemann – VIP-Leserin. So, jetzt weißt du es. Ja, ich bin VIP-Leserin meines SCHAUFENSTERS. Und ich bin stolz darauf – wie Isabell K. Sie sagt: „Jeden Dienstagmorgen bekomme ich eine E-Mail. Da brauche ich bloß auf den passenden Link zu

Klicken: Zeitung erhalten, alles klar.“

Wo ich gerade bei VIPs bin. Neulich waren mein Traummann und ich wieder mal mit dem Rädchen unterwegs, am Rhein entlang, Richtung Siebengebirge. Da gibt es nämlich ein Weinhaus, das offensichtlich alle kennen, nur wir nicht. Da kannst du drinnen im alten Gemäuer sitzen, es gibt aber auch hinten raus draußen viele überdachte Sitzplätze. Also quasi überdachter Weingarten. Wir hatten nicht reserviert, drinnen wurde  gespeist, wir wollten nur ein Weinchen trinken. Klar war das für uns in Ordnung, „draußen“ zu sitzen. Obwohl, und das muss man ganz klar sagen, es ist ja gerade das Mobiliar, das ganze „Old-school-Interieur, das die Atmosphäre indoor ausmacht. So, jetzt pass auf. Kurz nach uns kam ein älteres Ehepaar, das sich auch nach „draußen“ setzte, nicht weit von uns entfernt. Aber nicht weil es wollte, sondern weil es musste. Jetzt fragst du, woher ich das weiß? Hallo, mein Traummann und ich haben natürlich sofort alles Reden eingestellt und die Ohren neugierig gespitzt. Ist doch klar. Weil, das bisschen, was wir zwei Hübschen uns noch zu erzählen haben, hat ja Zeit. Also der Chef. Ob es der Chef war, weiß ich natürlich nicht. Es war aber jemand, der das Paar kannte, an dessen Tisch kam und beide mit Handschlag begrüßte. Und – ich sagte dir, meine Ohren so was von nah dran am Gespräch – es ging sich um „eigentlich gerne drinnen sitzen, tut mir leid, alle Tische belegt, wirklich schade, zieht hier auch leicht, nächstes Mal, versprochen“. Der alte Mann war sichtlich leicht verstimmt, not amused. Du weißt genau, was ich meine – Stichwort Stammkunde. Stell dir vor, du bist Stammkunde und musst trotzdem draußen sitzen. Und wenn du durch das Fenster schaust, siehst du, wer wirklich bevorzugt behandelt wird. Du jedenfalls nicht! Die Sache ist doch die, wie beschränkt oder egozentrisch bist du? Wie wichtig nimmst du dich, wenn du solch eine Situation thematisierst? Ist dir nicht klar, dass es viele Gäste gibt, die wie du häufiger kommen? Mit denen der Gastronom als guter Gastgeber und zum Zwecke der Kundenbindung das ein oder andere Wort wechselt.

Was mich jetzt interessieren würde. Wenn ich da schon eine VIP gewesen wäre und denen das gesagt hätte, ob die vielleicht dann doch unter Aufbietung aller Kräfte versucht hätten, für uns drinnen noch zwei Plätze zu organisieren. Das Unmögliche möglich gemacht hätten und uns drinnen hätten Platz nehmen lassen. Da hätte der ältere Herr aber dumm aus der Wäsche geguckt!

Donnerstag, 3. Juli 2025

VIPs inkognito

 

Ich weiß, hatte ich versprochen. Dir zu erzählen, wie ich es jetzt doch noch zur VIP geschafft habe. Aber Geduld. Jetzt musstest du so lange warten, da kommt es auf die paar Minuten auch nicht mehr an. Erst noch etwas zu meiner neuen BankCard. Du erinnerst dich? So was von nachhaltig, so was von aus 100% recyceltem PVC, der Kartenkörper! Was in dem Schreiben meiner Bank auch noch stand: Laut Elektro- und Elektronikgerätegesetz ist diese Karte ein Elektrogerät und darf nicht im Hausmüll entsorgt werden. Daher geben Sie diese bitte zerschnitten bei einer geeigneten Sammelstelle für Elektrogeräte ab. Die Adresse erhalten Sie von Ihrer Kommunalverwaltung. Wusste ich nicht, dass meine BankCard ein Elektrogerät ist. Deshalb, frag mich besser nicht, wie ich bis jetzt meine BankCards entsorgt habe.

So, jetzt aber, jetzt habe ich dich aber lange genug auf die Folter gespannt. Du weißt ja bereits, dass ich, seitdem ich eine VIP bin, so was von ganz anders durchs Leben gehe. Ich denk mir, dass ich das auch ausstrahle. Ja, doch, das macht etwas mit mir. Ich bin der festen Überzeugung, wenn ich damals schon im Bonner Kunstmuseum diese Ausstrahlung gehabt hätte, vielleicht. Aber komm, Schnee von gestern. Du weißt ja, ein Gläschen Prosecco für mich, und schon sehe ich die Welt mit anderen Augen – vor allem aber die Kunstwerke. Egal, was da an der Wand hängt – wahnsinnig schön! So auch in einer Galerie in Meckenheim: Ein Gläschen Winzersekt und schon bin ich total begeistert. Nein, Spaß beiseite, tatsächlich eine tolle Ausstellung: „Squaredance“ in der Galerie FIRLA. Kannst du dir noch bis zum 13.Juli anschauen!

Wo wir aber auch so was von lieb behandelt wurden. Horch: Letztens hatten mein Traummann und ich Hochzeitstag. Und wo haben wir den zelebriert? Richtig, back to the roots! Zu den Ursprüngen, zum Anfang. Da wo fast jeder Student einmal in seinem Leben in Bonn gewohnt hat. Richtig, in der Altstadt. Wobei ich jetzt gar nicht sagen kann, ob das mit heutigen Maßstäben überhaupt als Wohnen bezeichnet werden kann. Ich geb dir mal Beispiel. Ach, weißt du was, ich geb dir einfach mal den Link dazu. Ich hab da nämlich vor langer Zeit schon mal drüber geschrieben: „Mobildusche oder Frankenbad - das war damals die Frage“. Das war das eine, das andere aber war das Etagenklo, das ich mit meinem Traummann und zwei anderen MÄNNERN teilte! Die dann Feten feierten – mit anderen Männern –, die sich nicht alle zum Pinkeln setzten! Der Knüller: Es gab keine Bodenfliesen sondern Holzdielen – mit Zwischenräumen, mit Ritzen! Du willst gar nicht wissen, was da für Leben in der Bude war! Muss ich noch mehr beschreiben oder hast du genug Kopfkino? Wie komm ich drauf? Richtig, Altstadt, unser Hochzeitstag, auf den wir im Pawlov angestoßen haben. Kennst du bestimmt: Egal wann du da an der Ecke Heerstraße / Dorotheenstraße vorbei radelst, egal welche Jahreszeit, welche Temperaturen – da sitzen immer Menschen draußen, gefühlt seit Jahrhunderten. Wir auch an unserem Hochzeitstag. Und wie wir da draußen an „unserem“ Zwei-Personen-Tischchen bei einem Kaltgetränk sitzen und mit der Kellnerin ins Gespräch kommen, ihr sagen, dass wir unseren Hochzeitstag feiern – direkt gab es noch für meinen Göttergatten und mich ein Glas Sekt aufs Haus. So kann es auch gehen.

Wobei ich das ja mit dem Sekt respektive Prosecco nicht gar so eng nehme: Jetzt, zu dieser Jahreszeit gerne auch mal ein Glas Rosé. Und da weiß ich jetzt nicht, wie das XIAO das erfahren hat, dass ich darauf voll abfahre (ich meine das bitteschön metaphorisch!). Vielleicht hat es auch mit meinem neuen VIP-Status zu tun, dass die mich kennen. Weil, neulich lese ich doch in meinem SCHAUFENSTER folgende Lettern: XIAO-News – Brunch-Genuss & Rosé-Sommer. Ab 25. Mai Sonntags-Brunch / Frühstück & jeden Dienstag all you can drink Rosé-Wein im Buffet-Preis inklusive. Hallo, ich natürlich sofort am Start von wegen Tischreservierung und so, bis mir plötzlich einfiel. Holla, die Waldfee! Ich mein, das muss sich ja schon lohnen, das mit dem Rosé gratis. Wenn ich dann aber dienstags danach auf meine Schüler treffe. Ich habe deshalb nach reiflicher Überlegung  davon Abstand genommen. Gut, meine Schüler im besoffenen Kopf zu erleben – also nicht die mit besoffenem Kopf sondern ich: hätte schon seinen Reiz! Aber die Gefahr, dass mir da die Hand zu locker sitzt und ich dem ein oder anderen eine pfeffere – zu groß! Aber toll vom XIAO finde ich es allemal. Und die Sommerferien stehen ja vor der Tür!

Apropos Rosé. Neulich waren mein Traummann und ich in Belgien, in Limburg, im Städtchen Leuven unterwegs. Ich komm deshalb drauf, weil es da im Hotel eine sogenannte Honesty Bar gab. Hatte ich bis dato noch nicht gehört, aber schau, ich hab mal für dich ins Internet geschaut: Eine Honesty Bar, auch Vertrauensbar genannt, ist eine Bar, an der sich Gäste selbst bedienen und die konsumierten Getränke und Snacks eigenständig auf einer Liste notieren oder in eine Kasse legen. Die Bezahlung erfolgt in der Regel beim Auschecken oder nach eigenem Ermessen. Sie ist ein Konzept, das auf Vertrauen zwischen Gast und Gastgeber basiert. Jetzt weißt du auch, warum ich so was bis jetzt nicht kannte. Genau, da wo wir sonst absteigen, kannst du dich nicht verlassen, dass die Gäste, du weißt, was ich meine. Ja, ich gebs zu, das Hotel war ausnahmsweise ein klein wenig edel. Deshalb diese Honesty Bar. Wobei ich es so ganz nicht verstehe. Weil es ja doch oft auch heißt, dass gerade die Reichen. Also, dass die nicht umsonst reich geworden sind. Egal. Wie auch immer, in der Bar gab es verschiedene Biersorten in Flaschen im Kühlschrank. Mein Mann sich eine Flasche und ein Glas genommen und auf einem Zettel mit vorgefertigter Liste einen Strich hinter Bier gemacht. Gedacht war es so, dass man für jeden Tag einen Zettel mit Datum und Namen ausfüllt. So, und jetzt aber. Ich entschied mich für ein Glas Rosé. Die 0,75 l Weinflaschen standen angebrochen bzw. unangebrochen in der Bar in einem kleinen Kühlschrank. Und ich – und jetzt musst du dich in mich hineinversetzen. Weil, da stand auf dem Zettel „ein Glas Wein“. Was ist denn ein Glas Wein? Oder besser gefragt: Wie viel ? Ich habe dann kurz in die Höhe geguckt und nach einer Video-Kamera gesucht. Und keine gesehen. Und bin deshalb, ja, du kannst es dir schon denken, davon ausgegangen, dass ein Glas 0,2 l Wein bedeutet – oder 0,25 l. Und manchmal kannst du es ja auch nicht so genau bemessen – beim Einschütten.   

Jetzt bin ich heute auch wieder nicht dazu gekommen, dir zu erzählen, wie ich eine VIP geworden bin. Schade, nächstes Mal aber, versprochen!