Donnerstag, 25. Dezember 2014

Mobildusche oder Frankenbad - das war damals die Frage

Das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters bot mir letztens einen Qualitäts-Einhebelmischer, einen Komfort-Brauseschlauch und einen Duschabstreifer an.
Gott sei Dank ist heute Dusche Standard: Du steigst in die Duschwanne, betätigst den "geräuscharmen Qualitäts-Einhebelmischer mit Verbrühschutz" und schon kommt warmes Wasser raus. Spricht heute keiner mehr drüber.
Die erste Wohnung, die ich mit meinem Traummann bezog, lag in der Altstadt, Dorotheenstraße/ Ecke Adolfstraße und verfügte über ein Etagenklo mit Komfort-Wasserspülung, also kein Plumpsklo auf dem Hinterhof - Wahnsinn. Und zusätzlich eine Mobildusche in der Küche - welch unfasslicher Luxus!
Etagenklo mit Wasserspülung und Mobildusche in der Küche: Damals ein Sechser im Lotto.
Diese Mobilduschen - eine geniale Erfindung, wenn man sich genau an die Benutzungstipps hielt.

Gebrauchsanleitung  
  1. Um mit warmem Wasser zu duschen, früh genug Gedanken machen, ob und gegebenenfalls wann das Duschen angedacht ist.
  2. Das Ob ist ganz wichtig, denn wenn die Haare nicht wirklich schon am Kopf kleben, einfach sein lassen. Eventuell kleinflächig stinkende Körperstellen mit Waschlappen am Waschbecken versorgen.
  3. Wenn es denn aber schon trieft und großflächig müffelt, sich über den gewünschten Duschzeitpunkt im Klaren werden.
  4. Eine Stunde vorher Schalter auf "An" stellen, Kontrolllampe leuchtet rot.
  5. Auch wenn Sie meinen, es wird nun Wasser für einen ganzen Duschvorgang aufgeheizt, vertun Sie sich nicht. Es läuft schneller als Sie denken!
  6. Treffen Sie Vorkehrmaßnahmen.- Öffnen Sie schon vorher die Verschlüsse aller Pflegeprodukte, die Sie verwenden wollen. Eventuelles Klemmen kostet kostbares heißes Duschwasser. - Verzichten Sie am besten ganz auf Duschgel. Das Haarshampoo läuft ohnehin über den Körper nach unten
    Tipp des Mobilduschenherstellers: Überlegen Sie bei dieser Gelegenheit einmal, ob Ihnen nicht eine Kurzhaarfrisur weitaus besser stehen würde.
  7. Wenn Kontrolllampe grün leuchtet, ist das Mobilduschenwasser aufgeheizt.
  8. Besteigen Sie nun die geräumige Mobilduschkabine und freuen Sie sich darauf, bald wieder ganzkörpermäßig sauber zu sein und gesellschaftlich nicht unangenehm aufzufallen.
  9. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten Sie sich bitte zielstrebig vom Kopf bis zu den Füßen vor, ohne den Anspruch zu haben, den Duschvorgang genießen zu wollen. Sie werden sehen, mit der Zeit werden Sie immer weniger Zeit benötigen.
  10. Wenn kein Wasser mehr fließt, gibt es kein Wasser mehr.
  11. Und wenn Ihr Körper noch eingeschäumt ist, waren Sie zu langsam.

    Tipp des Mobilduschenherstellers: Schauen Sie sich doch mal in der Nachbarschaft um. Eventuell können Sie Freundschaft schließen mit Nachbarn, die über ein stinknormales Badezimmer verfügen. Vielleicht befindet sich auch in unmittelbarer Nähe ein Schwimmbad. Werden Sie Mitglied im Schwimmverein.
    Ich habe damals die Mobilduschen-Gebrauchsanleitung sehr, sehr lange und sehr ausführlich studiert, während ich ganzkörper-eingeschäumt auf neues warmes Wasser wartete.

Ich weiß nicht, ob das heute jeder Einhebelmischer hat, diesen Verbrühschutz. Das war natürlich bei der Mobildusche praktisch: Bei so wenig Heißwasser hatte sich das mit dem Verbrühen eh erledigt. Hier steht noch: "pflegeleicht durch glatte Oberflächen ". Also nicht Körperpflege, sondern Schlauchpflege. Ich Schmutzfink. Ich bin ehrlich. Den Brauseschlauch zu pflegen, da bin ich bis jetzt noch nicht drauf gekommen. Aber kann ich ja mal drüber nachdenken. Weil, es ist ja kein Brauseschlauch, sondern ein Komfort-Brauseschlauch!