Donnerstag, 25. Dezember 2014

Beim Ranking die Nase ganz vorn zu haben, ist für die Bonner kein Grund zur Freude - und für die Sukkulente auch nicht!

"Gartenhäcksler mit großdimensionierter Trichteröffnung und integriertem Sicherheitsschalter an der Häckselgut-Fangbox" und oder oder (soll so, das Zweimal-Oder) "AKKU-Hoch-Entaster mit automatischer Kettenschmierung" - verständlich, dass ich es da gerade mal zum Höhenfeuerwerk mit dem Fahrrad auf die Nordbrücke geschafft habe. Und ich bin ehrlich, eine Vollsperrung auf eben Selbiger just für die paar Minuten wäre mir durchaus zupass gekommen. Weil, ich weiß nicht, ob man es sich so vorstellen kann: Gefühlte fünf Millimeter hinter mir eine nicht enden wollende Autolawine, irre laut und irre hell wegen der Scheinwerfer - kein Wunder, weil so nah - , die Brücke immer leicht in Schwingung und irgendwo am Horizont über Pützchens Markt das Feuerwerk. Soll ganz toll gewesen sein, das Feuerwerk.

Ich habs halt einfach nicht näher geschafft - wegen des Walzenschneidwerkes und des Alu/Glasfaser-Telekopstiels (den Dativ hätte man mir hier auch durchgehen lassen können). Das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters schafft es immer wieder, mich für diese Geräte zu begeistern! Ich muss dermaßen aufpassen, dass Selbiges nicht auch noch Bedürfnisse in diese Richtung weckt, und ich demnächst vor lauter Gartengerät nicht mehr in meine Garage komme. Da trifft es sich so was von gut, dass der Baumarkt meines Vertrauens mich gerade jetzt zu einer Ladies Night einlädt. Ich hoffe, dass dann endlich wieder Ruhe bei mir einkehrt, wenn ich dort die Geräte einfach mal in die Hand nehmen und das ein oder andere sogar ausprobieren kann. Die in dem Profi-Baumarkt laden jetzt allerdings nur Frauen ein, für die Werkzeugkasten und Geräteschuppen keine Fremdworte sind und die gerne zuhause einmal selbst zum Bohrer greifen. Wenn ich ehrlich bin, ist das bei mir jetzt eher nicht so der Fall. Ich seh in meinem Werbeblättchen nur immer die glücklich lächelnden, absolut tiefenentspannten Männer mit wahlweise Helm, Ohrenschützern und Schutzbrille, wie sie mit Säge, Häcksler und Hoch-Entaster schneiden und zerkleinern. Diese beneidenswert zufriedenen Männer, die etwas bewegen, die Welt verändern - auch wenn es nur das Zerkleinern des Heckenschnitts ist. Dieses sichere Gefühl, angekommen zu sein, im Leben, bei sich - für kleines Geld!

Aber das muss ich denen beim Bau - und Gartenmarkt ja nicht auf die Nase binden. Weil, hingehen möchte ich da unbedingt. Ich stell mir das schon als Erlebnis ganz besonderer Art vor: Roter Teppich zwischen Pflanzenschutzmitteln und Rasendünger, die Cocktailbar neben der Graberde, Gläschen Sekt in der einen und die Elektro-Kettensäge in der anderen Hand. Wobei ich für die Säge wahrscheinlich beide Hände brauche. Ich schlendere dann besser erst einmal in aller Ruhe die Gänge entlang, verweile ein wenig, und dabei allergrößtes Interesse heuchelnd, beim Herbst-Rasendünger, tausche sobald als möglich das leere Gläschen gegen ein volles ein und widme mich sodann dem umfassenden Angebot an Winterschutzmatten aus Naturfasern. Um mich dann, vorbei an mannigfaltigen Herbst-Blumen-Zwiebeln, weiter treiben zu lassen, zwischendurch eben das zweite leere Gläschen gegen ein drittes, zufällig volles eingetauscht, bis zum überaus viel verheißenden Sortiment an Schutzvliesen. Dort tauche ich ein in die wunderbare Welt der Rosenschutzhauben und Winterschlauchvliese, um mich endlich nach dem vierten gelehrten Gläschen an der Kettensäge zu versuchen - unter Aufsicht!

Natürlich steht wieder die Kleiderfrage im Raum. Welches Outfit passt zur Kettensäge? Zünftig solls natürlich sein. Das Dirndl ist aber vom Tisch. Weil, in dem Werbeblättchen trägt der äußerst beseelte Elektro-Kettensäge-Bediener ein zünftiges "Thermohemd, Flanell, outdoortauglich, als Jackenersatz tragbar mit zwei Brusttaschen". Und da habe ich mir überlegt, auch mein uraltes Flanellhemd anzuziehen. Was für ein Glück, dass mir das zusätzlich angegeben wird, dass ich die Knöpfe auch offen lassen und damit raus gehen kann. Das war ja früher so ein Problem. Da hast du dir einfach vollkommen unreflektiert ein Flanellhemd gekauft und bist damit draußen rum gelaufen, ohne zu wissen, ob das überhaupt geht.

Ich überlege noch, ob ich im Baumarkt an einem Vortrag über frostempfindliche Pflanzen und Kübelgewächse teilnehmen oder mich doch mal in die sicherlich lange Warteschlange für den Laubsauger anstellen soll. Sektglastechnisch ist das einerlei. Ich denk, den Laubsauger kann ich auch mit einer Hand bedienen. Wäre natürlich lauter als die Kübelgewächse.

Apropos bedienen und laut. Kein Wunder, dass die Bonner bedient sind, weil es so laut ist! Als ich den Artikel im Schaufenster las, wurde mir so einiges klar. Dass es hier bei uns in Bonn so unverschämt laut ist, hat nichts mit KUNST!RASEN, Klangwellen und Co. zu tun. Es sind auch nicht die Laubsaugersauger oder die Dumpfbacken am Steuer ihres tiefer gelegten Gefährtes, die mich mit ihrer lauten Mucke beglücken. Nein, das ist die Bahn! Laut (lustig jetzt in dem Zusammenhang) Lärm-Ranking des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik zählt Bonn zu den lautesten Städten Deutschlands. Womit wieder mal bewiesen wäre: Ganz weit vorne heißt noch lange nichts. Von was ist immer die Frage. Was ich jetzt nicht weiß, ist, ob die Bahn da etwas falsch verstanden hat. Gut, wenn Züge ausfallen, ist es tatsächlich leiser. Aber was das jetzt gesamtgeräuschtechnisch für eine Verbesserung sein soll, wenn so viele Züge Verspätung haben - das erschließt sich mir noch nicht so ganz.