Donnerstag, 25. Dezember 2014

Wo sie Recht hat, hat sie Recht, die Frau Hewer-Brösch: "Augen auf und Tasche zu" ist ein super Tipp - wobei, ich hab da auch noch einen

Also gerade in der dunklen Jahreszeit ist mir das wieder so was von präsent: Altwerden ist eine echte Herausforderung. Ständig habe ich das Gefühl, ich sitze im Dunkeln, obwohl die Lampe ihr Bestes gibt. Ohne Nadeleinfädler von Kastenholz geht sowieso schon lange nichts mehr. Aber selbst mit! Vor ein paar Jahren habe ich bei meinem Lieblingsdiscounter eine ungemein günstige Lesehilfe erstanden. Und bis vor Kurzem waren Nadeleinfädler und Brille ein tolles Team. Selbst das ist jetzt schon ein Problem. Neulich war ich kurz davor, die Nachbarin zu bitten, mir zusätzlich noch die Lupe zu halten. 

Gott sei Dank kam mir da - wie so oft - mein Werbeblättchen zur Hilfe: "Lesehilfe mit LED-Licht, Leuchtdauer ca. 45 Stunden." Ich mein, in der Zeit hab selbst ich dann mal den Faden durchs Nadelöhr gezogen! Was tät ich nur ohne mein Blättchen! Wobei, also für mich persönlich, einmal pro Woche das Blättchen im Briefkasten, mehr kann ich nicht bewältigen. Immerhin gilt es ja auch noch das Schaufenster in Ruhe zu studieren! Werbeblättchen- und Schaufensterzeitfenster (das muss jetzt sein), mehr geht einfach nicht! Und da lassen die Werbestrategen sich doch tatsächlich einfallen, noch zusätzlich ein SALE-Prospekt herauszugeben. Mir fiel es ja bis jetzt schon schwer, der Kuscheldecke mit Ärmeln zu widerstehen, oder dem Pfannenschutz oder dem Laubsauger. Wenn die mir jetzt aber diese Kuscheldecke, die ich garantiert nicht brauche - da war ich mir bis jetzt so was von zu 100% sicher - ,wenn mein Lieblingsdiscounter in seinem neuen Schnäppchen-Prospekt mir diese Decke jetzt aber für fast die Hälfte anbietet ...

Also ich persönlich hab den Sale bei meinem Lieblingsdiscounter nie vermisst. Dieser Stress bei H&M und Konsorten: Ich kauf ein Teil und am nächsten Tag hängen die restlichen - genauer gesagt, alle bis auf meins - an einem 95%-SALE-Ständer. Deshalb hab ich da immer so was von einer Kaufblockade - was ja unterm Strich günstig kommt.

Was auch günstig kommt - ich komm drauf wegen der Weihnachtsmärkte, die jetzt ja wieder am Start sind. Ich denk da an einen Sonntag vor zwei Jahren. Es stimmte einfach alles: Die drei Töchter zu Besuch. Wintersonne, klares, kaltes Winterwetter, Vorfreude auf die Weihnachtsfeiertage und dann die spontane Idee, auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Und weil eben alles stimmte, gab es keinen Weihnachtsmarkt-Stau in die Stadt und keine Parkhausschlange in der Stadt. Und als wir im Parkhaus aus dem Auto stiegen, hatte mein Traummann weder ein Brüllerchen abgelassen ob der einen oder anderen Dumpfbacke vor oder hinter ihm in der Schlange noch ob des einen oder anderen Parkhaus-Mitbenutzers, der zu blöde zum Einparken ist. Das hätte mich stutzig machen müssen! Hat es aber nicht. Ich sage nur "Konjunktiv II". Als wir nämlich auf den Münsterplatz zugingen, wussten wir, warum wir so absolut problemlos quasi in die Stadt gefallen waren: Ich sage nur Totensonntag. Und das muss ich jetzt auch mal sagen. Das war selbst für mich zu wenig Angebot. Es liegt eben immer in der Mitte. In dem Zusammenhang bekommt "OPEN air" eine ganz neue Bedeutung. Ich sag's ja immer, gerade Spontaneität will geplant sein!

Was jetzt wohl der Vorteil war - also die Frau Gerlinde Hewer-Brösch, die hat ja letztens die Aktion "Augen auf - nein, nicht und durch - und Tasche zu" als Leiterin der Direktion Kriminalität der Bonner Polizei vorgestellt. Und jetzt aktuell wegen der Weihnachtsmärkte wird ja auf Flyern und Plakaten so was von vor Taschendieben gewarnt. Auf www.bonn.polizei.nrw.de kann man die wichtigsten 15 Tricks der dunklen Gestalten nachlesen. Also was jetzt von Vorteil war an diesem Totensonntag: Wir hatten so was von wenig Vor-Weihnachtstrubel und Gedränge. Einen besseren Schutz vor Taschendieben gibt's nicht. Die hatten wir echt ausgetrickst.
 
Ich hab mich natürlich gefragt, warum gerade jetzt die Werbestrategen meines Lieblingsdiscounters mich noch zusätzlich mit ihrer SALE-Werbung umwerben. Weil, die können ja unmöglich wissen, dass ich tatsächlich schon das eine oder andere Mal fremdgegangen bin. Gut, in meinem Fall ist das jetzt eher Fremdgucken. Aber immerhin, damit fängt's ja meistens an: Ich will das eigentlich gar nicht, also ich schalte da nicht extra rein. Aber jedes Mal, wenn mein Traummann und ich beim Zappen zufälligerweise bei diesen Verkaufskanälen QVC oder HS24 landen, bleiben wir da hängen. Und ganz egal, was die anbieten - das kann jetzt die Schrundencreme sein oder ein Hochkaräter. Und egal wie extrem relaxt ich auf meinem Sofa liege - wenn der durchgestrichene Originalpreis und darunter der aktuelle Verkaufspreis auf dem Bildschirm erscheinen, werde ich unruhig. Vollkommen irrelevant, ob ich das beworbene Produkt brauche, wenn die mir dann noch sagen, dass alle Leitungen besetzt sind und der Pfannenschutz schon jetzt nicht mehr in allen Größen verfügbar ist, muss ich alle Kraft aufwenden, nicht zum Telefonhörer zu greifen ...

Da ist das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters einfach im Nachteil. Das muss man ehrlicherweise sagen. Weil, wie die im Fernsehen stundenlang einen hässlichen Pullover anpreisen, das ist schon genial. Wobei, die Werbestrategen meines Lieblingsdiscounters sind jetzt auch nicht auf den Kopf gefallen: Letztens pries das Werbeblättchen auf zwei Doppelseiten alle Artikel rund ums Laufen an. Also wenn es eins gibt, was ich garantiert nie wollte, dann ist es laufen. Aber weil mich der Hochleistungssportler und mehrfache deutsche Meister im 200-m-Lauf Daniel Schnelting auf diesen Seiten so kompetent anlächelte und mir wirklich ans Herz legte, doch die neue Laufkollektion käuflich zu erwerben - ich habs dann doch nicht getan, weil ich den gar nicht kenne. Aber ich war so nah dran.
Die Schrundensalbe und den Brillantring hab ich auch nicht gekauft. Ich mein, bevor ich mir so einen tollen Klunker anstecke, sollte ich tatsächlich mal meine Hände über eine längere Zeit mit Schrundencreme pflegen. Da käme mir da natürlich gerade zupass, dass die in so einer riesigen Vorteilspackung angeboten wird.