Mittwoch, 13. April 2022

Das Geräusch von "kruuua!"

Hatte ich neulich erwähnt, dass es mich nicht stört, wenn an meinem Auto solch Kärtchen "Guten Tag, wollen Sie Ihr Auto verkaufen?" klebt? Aber hallo, geht’s noch? Das Auto habe ich erst seit ein paar Monaten und nur, weil ich noch keine Zeit hatte, den Saharasand zu entfernen. (Ich hatte übrigens schon wieder zwei (!) postalische Anfragen mein Haus betreffend. Was ich aber allerliebst fand, einer meiner ganz jungen Nachbarn hat mir doch tatsächlich auch extra so einen Brief gezeigt, der bei ihm in der Post lag - nur um mich zu beruhigen.)

Ansonsten komme ich zu nichts mehr, weil seit ich in meinem SCHAUFENSTER den Artikel "Wohin mit  Maske und Tests?" gelesen habe, bin ich dermaßen im Brass. Dort hieß es: "Wir müssen im Umgang mit gebrauchten Masken oder anderen Hygieneprodukten wie Einmalhandschuhe immer bedenken, dass sie potentiell infektiös sind", so Axel Subklew von der Initiative "Mülltrennung wirkt". OP-Masken und FFP2-Masken gehören nach deren einmaliger Benutzung in einen gut zu verschließenden Plastikbeutel und werden anschließend über den Restmüll entsorgt. Da muss es aber auch anders lautende Informationsquellen gegeben haben, wonach man die einfach und ganz unkompliziert unter sich fallen lassen soll, wo auch immer man sich gerade befindet. So viele Masken, wie ich täglich draußen finde. Und, interessant auch in dem Zusammenhang das Wörtchen einmalig. Weil, was sich da der ein oder andere in den letzten Monaten hinten aus seiner Gesäßtasche seiner braunen Cordhose rausgezogen hat - holla, die Waldfee!

Weiter hieß es in meinem SCHAUFENSTER: Einmalhandschuhe werden über die Restmülltonne entsorgt, weil sie nicht als Verpackungen gelten. Stimmt! Toll fand ich auch die Tipps für die Entsorgung während der Quarantäne: Verzicht auf Mülltrennung, komplette Entsorgung aller Abfälle in reißfesten Abfallsäcken über den Restmüll. Glasverpackungen, Pfandbehälter, Elektronikabfälle und Batterien zunächst sammeln und im Anschluss an die Quarantäne richtig entsorgen. Und da bin ich jetzt wieder so was von froh, dass ich mein SCHAUFENSTER stets sorgsam studiere. Stell dir vor, ich bin in Quarantäne und hätte das nicht gelesen. Da wäre ich doch glatt während der Quarantäne zu meinem Lieblingsdrogeriemarkt gegangen, um dort die Batterien zu entsorgen, und auf dem Weg schnell noch das Altglas fortgeschafft. Und, klar, mit der Nachbarin ein Pläuschchen gehalten, weil einem ja drinnen die Decke auf den Kopf fällt. Was genau bedeutet eigentlich Quarantäne?

Dann die überaus wertvollen Tipps zu den Corona-Selbsttests: Nach der Durchführung von Corona-Selbsttests müssen alle gebrauchten , potentiell (nur nebenbei, dass ich auch 'potenziell' schreiben darf, war mir so jetzt nicht geläufig) infektiösen Bestandteile sicher verpackt in einen reißfesten, feuchtigkeitsbeständigen und fest verschlossenen Plastikbeutel über den Restmüll entsorgt werden. Die Verpackungen der Tests hingegen können - sofern sie nicht mit dem Probenmaterial in Berührung kommen - getrennt nach Kunststoff-, Metall-, Verbundpackung und Karton-Umverpackung entsprechend in die Gelbe Tonne/den Gelben Sack oder die Papiertonne entsorgt werden. 

Nach solch einem Selbsttest bin ich jedes Mal so was von durch! Ich möchte da ja auch alles richtig machen! Und wenn dann mein Traummann den Beipackzettel zu nahe ans Testgerät gelegt hat: diese Unsicherheit, noch Papiertonne oder schon Restmüll? Diese Logistik auf dem Küchentisch! Letztens war es so was von chaotisch und herausfordernd! Wir packten einen Schnelltest aus, offensichtlich eine Fehlproduktion. Sie hatten das Wattestäbchen vergessen, stattdessen lag ein riesiges Plastikteil dabei, das ich kaum in die Nase bekam. Was für eine lange und vor allem schmerzhafte Prozedur! Es passte alles vorne und hinten nicht zusammen. Ich hab dann im Beipackzettel geschaut, ob es diese Tests auch für kleinere Nasen gibt: Fehlanzeige. Stattdessen erfuhr ich, dass es sich hier um einen Spucktest handelte. Laut Anweisung sollte ich tief husten und das Geräusch von "kruuua" machen. Da hatte ich mir also den Speicheltrichter unter Schmerzen in die Nase gerammt!

 Und deshalb bin ich, wie ich schon erwähnte, manchmal so mit den Nerven runter, dass mir nur noch als einziger Rückzugsort meine Verkehrsinsel bleibt. Dort darf ich einfach sein und die Gedanken willkommen heißen und wieder ziehen lassen …Wenn mein Traummann und ich im Urlaub mit dem Rädchen unterwegs sind, radeln wir oft an Hotels vorbei, die mit solch einem Schild "Radler willkommen" werben. Und jedes Mal frage ich mich, warum genau schreiben die das extra hin. Für mich hat es so was wie "Hunde willkommen". Was ich bei Hunden durchaus verstehen kann. Weil wenn vor dir ein Hund im Zimmer war, riechst du das, und womöglich kann das Zimmer nicht sofort an jemanden vermietet werden, der keinen Hund besitzt. Ganz zu schweigen von Hundehaaren! Und da frage ich mich eben jedes Mal, wie genau ich mehr einschmutze als ein Autofahrer. Oder wollen die mir sagen, dass ich mein Rädchen mit aufs Zimmer nehmen darf ?…

Ein neuer Gedanke zieht über die Verkehrsinsel: Da ist ja für mich noch alles offen, wenn die Liselotte, die Barbara und die Martina mitmachen. Aber was genau hat sich die Liselotte bei ihrem Elimination Walk in der Wüste gedacht? Ein Glück, dass sie das mit dem Grinsetrainer nochmal rumreißen konnte. Und die Sache mit Liselotte, die sagt, dass Noella sie, Liselotte, eliminieren möchte. Ich glaube, das Missverständnis rührt daher: Noellas Muttersprache ist nicht Deutsch. Wenn sie sagt, sie wolle alle eliminieren, meint sie von Konkurrenz wegen ausschalten, besiegen, sie möchte gewinnen. Liselotte kann kein Englisch. Ich vermute deshalb, dass sie mit der Vokabel eliminieren die Bedeutung töten verbindet. Da treffen also zwei Sprachwelten aufeinander. Gerne wüsste ich, ob Liselotte einmal genau hingehört hat, wenn Heidi und die anderen vom Elimination Walk sprechen. Mein Traummann meint übrigens, ich müsse dazuschreiben, dass ich über Germany's Next Topmodel spreche. Hallo! Über was denn sonst!

Es ist dunkel geworden auf meiner Verkehrsinsel, und das jetzt nach der Zeitumstellung. Da kannst du dir vorstellen, wie spät es ist! So spät, dass ich einmal so was von mutig bin, dass ich mich mal was traue: Ich gehe bei Rot rüber!          

Donnerstag, 24. März 2022

Reif für die Verkehrsinsel !

 Ich hatte ja erwähnt, dass so eine Webcam vor meiner Auerberger Postfiliale so was von toll wäre, von wegen der Neugier und für die Prahlerei. Bis es soweit ist, behelfe ich mich natürlich nach wie vor mit meiner Verkehrsinsel auf der Kreuzung an der Kölnstraße, da wo die Volksbank und Gilgens an der Ecke sind. Das ist soweit ja auch ein passable Zwischenlösung. Das musst du dir so vorstellen, gut, nenn's auflauern, mir auch egal. Also Beispiel, ich stehe auf meiner Verkehrsinsel und sehe, dass sich von Weitem eine Nachbarin nähert. Da lass ich mir dann das ein oder andere einfallen, wenn ich weiß, dass die notgedrungen jetzt ampeltechnisch auch auf die Verkehrsinsel kommen muss. Will sagen, ich ignoriere einfach die ein oder andere für mich grüne Fußgängerampel, bis die Nachbarin dann bei mir landet, auf meiner Verkehrsinsel, wo sie nicht vor mir flüchten kann - und schwuppdiwupp, eh du dich versiehst, ist wahlweise die Neugier befriedigt oder der Angeberei gefrönt. 

Also wenn ich es mir so recht überlege, stehe ich eigentlich recht oft auf meiner Verkehrsinsel. Auch einfach mal so zum Nachdenken und Runterkommen. Letztens zum Beispiel, die Sonne schien mir so fein ins Gesicht, um mich herum diese gleichbleibende Geschäftigkeit, dieses meditative Verkehrsgewusel. Ja, es hat etwas total Tiefenentspannendes in diesen hektischen Zeiten, wenn du inmitten dieser Betriebsamkeit von dunkelrot-ignorierenden-Autos und Motor-aufheulenden-Autofahrern einfach nur warten musst. Oder auch hören, was für eine Mucke da aus dem offenen Fenster raushaut. Sehen aber auch, wie manch an der Ampel wartender Autofahrer mal so schaut, was sich so im Näschen angesammelt hat. Nun gut, wie ich da so meine Seele baumeln ließ, dachte ich an meinen letzten Beitrag, wo es ja um Klappspaten ging.

 Und das ist ja schon, ich trau mich gar nicht, in dem Zusammenhang das Wörtchen beeindruckend zu verwenden. Also so was von, ja, man muss es neidlos anerkennen, so was von kreativ. Und wenn der Vollidiot so was von kreativ ist, hallo, Hut ab. Ich mein, da musst du erstmal drauf kommen: Da gibt es ja diese Influencer, die den Gastwirten und Hoteliers die Rechung nicht bezahlen, weil sie ja immerhin Fotos von der Location auf Instagram posten und so ja Werbung machen, bei ihren Abermillionen Followern. Ich weiß nicht, ob du das verstanden hast, weil in so ein deppertes Hirn ist es ja recht schwer, sich hineinzuversetzen. Diese Menschen, die vollkommen den Bezug zur Realität verloren haben, wollen gratis Essen und Übernachtung.  

Schau, ich hab dir mal etwas aus dem Internet rausgesucht: Ein Familienrestaurant auf der griechischen Insel Kos hat am 27. Juli ihren Umgang mit frechen Influencer-Anfragen auf Twitter publik gemacht. Wie auf der griechischen Nachrichtenseite mikropragmata berichtet wird, ist das Restaurant mit Dutzenden solcher Anfragen jedes Jahr konfrontiert. Influencer fragen demnach nach kostenloser Unterkunft, gratis Essen oder Produkten im Gegenzug für Postings und Markierungen auf ihrem Instagram-Profil. Eine dieser Kooperationsanfragen sah zum Beispiel so aus: „Hallo! Hoffe, es geht dir gut? Ich habe neulich von einem Freund gehört, dass ihr großartige griechische Mahlzeiten und vegane Optionen serviert. Ich würde gerne mit meinem Freund hierherkommen im Gegenzug für Social-Media-Markierungen. Ich habe Griechenland schon ein paar Mal besucht und hatte Probleme, vegetarische und vegane Optionen zu finden. Würde davon gerne meinem Publikum erzählen. Ich bin von 18. bis 21. Juli in Kos.“

Und wo ich gerade so auf meiner Verkehrsinsel stand und die Gedanken kommen und wieder ziehen ließ … verstehst du, die Gedanken? Verkehrsinsel, Insel Kos, Urlaub, verstehst du? Hallo, ist das nicht ein feiner Übergang? Ich hatte einfach noch keine Lust, meine Verkehrsinsel zu verlassen (zumal ich von Weitem einen alten Mann heranschlurfen sah, den ich auch einmal nach diesen An-die-Eigentümer-dieser-Immobilie-Briefen fragen wollte). Mir fiel eine Werbung von Eurowings ein, die ich auf unserem letzen Flug in deren Angebots-Flyer gelesen hatte: "Sandwich Deal: 1 Sandwich und 1 Getränk nur 7 Euro. So sparen Sie sofort 1 Euro für den nächsten Flug." Hallo, wo genau spare ich jetzt, wenn ich für übertrieben teuer Geld ein labberiges Sandwich kaufe? Da merkst du auch, dass du alt bist: Was habe ich mich immer gefreut auf den dings. Mit Pfeffer und einem kleinem Spatel zum Umrühren. Klar, hättest du dir den auch zuhause mal gönnen können. Aber meist hast du es vergessen. Erst im Flieger, wenn der Servierwagen durch den schmalen Mittelgang sich langsam auf dich zu bewegte, erst dann hast du an den Tomatensaft gedacht, den du dir gleich bestellen würdest, umsonst, gratis! Ich weiß noch, wie ich immer ein klein wenig hin- und hergerissen war, zwischen einem Gläschen Rotwein und Tomatensaft. Was meist vollkommen problemlos war, weil die nette Stewardess (und hier bediene ich mich einmal des generisches Femininums, und außerdem steckt der Mann ja schon drin) immer ein zweites Mal vorbeischaute, wo sich dann der ein oder andere noch einen Kaffee gönnte oder ich ein Gläschen Rotwein. 

Wie lange ist das her, als Stewardess noch ein Traumberuf war! Das Wort klang so international. Dann hieß es später nur noch Flugbegleiterin. Und als ich dann die despektierliche Bezeichnung Saftschubse hörte, und das ist auch schon wieder viele Jahre her, verspürte ich eine gewisse Trauer und kam ich mir sehr alt vor.


Mittwoch, 2. März 2022

Berufswunsch: Influencer oder Klappspaten?

Ich hatte mir in dem Zusammenhang überlegt, ob die mir bei Google Maps. Weil das war ja auch wieder so ein Ding. Was ich nicht wusste, bis ich das mal raushatte, dass ich mir gar nicht extra Freitagmorgen den Wecker auf 5 Uhr stellen muss. Also Beispiel, wenn ich jetzt am Freitag fürs Wochenende an die holländische Küste fahre, will ich ja nicht, das steht ja in keinem Verhältnis, kaum bin ich aus Bonn losgefahren, direkt schon auf der A555 ab Wesseling Stunden im Stau verbringen. Und ich hatte das jetzt schon einige Wochen auf diese Art recherchiert, hatte aktuell um 5 freitags in der Früh dann bei Google Maps geschaut. Und weil mir da schon wieder zu viele Autos unterwegs waren, hatte ich dann am folgenden Freitag den Wecker auf 4 gestellt. Bis mein Traummann mir von dieser Möglichkeit erzählt hat.

So was von toll! Da kann ich jetzt aktuell bei Google Maps schauen, wie lange ich im Stau stehen würde, wenn ich, Bielefeld soll ja auch ganz nette Ecken haben. Ich mein, im Moment ist eh kein Urlaub geplant. Ich bin ehrlich, ja ich weiß, total überreagiert, aber mich stresst das, wenn in meinem Briefkasten diese Briefe auftauchen. Mir ist es zum Beispiel völlig egal, wenn die mir immer an mein Auto dieses Kärtchen "Kaufe Ihr Auto" unter den Scheibenwischer stecken.

Aber wenn diese An-die-Eigentümer-des-Hauses-Briefe in meinem Briefkasten stecken. Neulich wieder von Nöthen & Nöthen. Deren Motto: Wenn Kompetenz von Nöthen ist. Sie schrieben mir, dass sie dringend Einfamilienhäuser suchten und boten mir in dem Zusammenhang eine kostenlose Beratung bei Sanierung und Renovierung an. Ich hab mir dann mal die Zeit genommen und die Nachbarn gefragt, ob sie auch solch Schreiben im Briefkasten hatten. Weil das will ich ja immer schonmal wissen: Schmeißen die mir das ein, weil die genau wissen, wie alt ich bin, oder weil das Haus so einen verwahrlosten Eindruck macht oder einfach mal auf gut Glück halb Auerberg gefragt? Was soll ich sagen, ich bin keinen Schritt weiter: beide Paare, die ich gefragt habe, sehr, sehr jung. Die einen hatten auch den Brief im Briefkasten, die anderen nicht. Jetzt weiß ich immer noch nicht, ob das Paar, das auch diesen Brief im Briefkasten hatte, deshalb von Nöthen & Nöthen angeschrieben wurde, weil sie auch schon auf die Fünfzig zugehen. Und die anderen Nachbarn deshalb nicht, weil sie noch nicht mal vierzig sind. Ob die da bei Nöthen & Nöthen so eine Altersschallgrenze haben. Oder lag der einfach nur bei denen zwischen Werbeprospekten und ist im Altpapier gelandet? Und, ja, kann natürlich auch sein, dass die einen mir nur gesagt haben, sie hätten auch einen Brief im Briefkasten gehabt, um mich nicht zu beunruhigen. Ich werde es nie herauskriegen. Ich habe mir auch mal deren Häuser genauer angeschaut, ob da auch ein bisschen Nachlässigkeit hervorschimmert. Egal, ich bin jedenfalls wieder auf dem Trip, dass in meinem Vorgarten alles picobello aussehen muss, und deshalb kein Urlaub in nächster Zeit.

Wo war ich? Ach ja, dass ich jetzt bei Google Maps schauen kann, wie lange ich im Stau stehen würde, wenn ich jetzt nach Bielefeld. Und das wäre natürlich so was von komfortabel, wenn es so etwas auch für meine Auerberger Postfiliale gäbe. Und jetzt sag mir nicht, dass ich die Briefmarken auch online kaufen kann. Weiß ich. Es las sich auf der Internetseite der Post: Hinter dem Menüpunkt "Versenden" lassen sich Briefmarken digital kaufen und als Code zum Beschriften oder als Marke zum Ausdrucken erwerben. Auch so genannte Ergänzungsmarken in Höhe von fünf oder zehn Cent lassen sich über die App kaufen.

Ich will doch in der Schlange stehen oder sitzen, aber eben nicht unendlich lange. Und wenn ich es mir recht bedenke, so eine. Wie heißen diese dings noch? Ich sitze hier in Bonn auf meinem Sofa und könnte, wenn ich wollte, aktuell sehen, wie es auf dem Marktplatz in Bielefeld so was von stürmt. Gesetzt den Fall, da steht so eine - richtig, Webcam heißen die. Und so eine Webcam an meiner Auerberger Postfiliale wäre natürlich für mich von unglaublichem Nutzen. Da könnte ich dann immer schauen, welch interessante Leute sich in die Schlange eingereiht haben und wie die aktuelle Stimmung ist, was das Draußen-Maske-Tragen angeht. So eine Webcam hätte aber auch sonst ungeahnte Vorteile. So könnte ich mir, wo ich ja gerne wissen würde, wem die Herrschaften Nöthen & Nöthen noch solche Briefe in den Briefkasten gemüllt haben, genau aussuchen, wen ich in der Schlange diesbezüglich interviewen möchte. Und ich mein, dann gibt’s ja diese dings, wie heißt es, Neugier, die ja auch irgendwann einmal befriedigt werden möchte. Wo du aber bei Leibe nicht an der Haustür klingeln kannst. Zu offensichtlich. Aber wenn du jetzt "zufälligerweise" in der Warteschlange hinter ihr stehst.

Das ist ja weiß Gott kein Einzelfall, dass strunzblöde Schüler tatsächlich von einer Karriere als Influencer ausgehen. Oder auch als Spiele-Designer. Oder, wie viele Vollpfosten sehen sich zukünftig bei Apple am Laptop arbeiten, Latte macchiato schlürfend, ohne auch nur ansatzweise den dazu nötigen IQ zu haben oder den Fleiß aufzubringen. Und wenn dessen Mutter mir jetzt in der Schlange ausgeliefert ist, kann ich die jetzt natürlich nicht fragen, was eigentlich aus ihrem depperten Sohn, dem Klappspaten, geworden ist. Aber ich lass dann einfach Klappspaten und deppert weg - und schon ist meine Neugier befriedigt. Und umgekehrt noch besser, so eine Webcam an meiner Postfiliale. Also mal, damit du mich verstehst. Beispiel: Meine Tochter hat den Master gemacht und das möchte ich unbedingt einer blöden Nachbarin unter die Nase reiben. Kann ich auch nicht bei der an der Haustür klingeln. Aber wenn ich jetzt sehe, dass die in der Schlange steht, wo sie nicht vor mir flüchten kann. Dann darf die Schlange ruhig auch mal recht lang sein.

Mittwoch, 9. Februar 2022

Schon blöd, wenn an deinem Stuhl gesägt wird

Mir ist aufgefallen, dass ich letztens gar nicht erwähnt hatte, in welcher Schlange ich mich mal wieder rumgetrieben, ich mal wieder rumgestanden habe. Und das stimmt so auch nicht, weil, Stichwort Einkaufswagen: Ich habe da jetzt auch immer einen Klappstuhl dabei - für Wenn-es sich-mal-endlos-Hinzieht. Also neulich hats mal wieder so was von lange gedauert, dass ich tatsächlich meinen Klappstuhl ausgepackt habe.

Apropos Stuhl: Da gab es doch kürzlich in der Presse folgende Schlagzeile zu lesen: Die Mitnahme eines Bürostuhls ins Homeoffice rechtfertigt keine fristlose Kündigung. Und weiter: Das Arbeitsgericht Köln hat am Dienstag der langjährigen Justiziarin des Erzbistums Köln Recht gegeben. Die Mitarbeiterin hatte zu Beginn der Corona-Pandemie einen ergonomischen Bürostuhl mit nach Hause ins Homeoffice genommen und war deswegen entlassen worden. Dies dürfe nicht zur fristlosen Kündigung führen, da es allenfalls eine Pflichtverletzung sei, begründete das Gericht seine Entscheidung. In der konkreten Situation 2020, nach relativ frischem Ausbruch der Corona-Pandemie, sei es turbulent zugegangen. Da habe auch die Arbeit in einem Homeoffice zunächst einmal organisiert werden müssen. Das müsse man berücksichtigen. Der Argumentation des Erzbistums, der Stuhl habe aber erheblichen Wert und dies habe die Justiziarin nicht so einfach machen dürfen, folgte die Kammer nicht. Brisant bei dem Ganzen ist die Kündigung, weil die Justiziarin mehr als zehn Jahre auch mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Erzbistum beschäftigt gewesen ist! Mit den daraus resultierenden psychischen Belastungen sei sie vom Erzbistum alleine gelassen worden. Ich kann nur sagen, da kann ich die katholische Kirche natürlich so was von verstehen. Jetzt, wo so viele Menschen ausgetreten sind, dass die da auf jeden Cent schauen müssen!

Wo war ich? Ach ja, sitzend, wartend in der Warteschlange, im Freien frierend mit Maske, weil mal wieder Einigkeit darüber bestand, dass. Wo ich gerade bei Stühlen und Masken bin. Welche Schlagzeile ich auch gelesen habe: Ärger über TikTok-Trend - Schüler sägen Stühle mit Coronamaske an. Ein Trend auf der Internet-Plattform TikTok verursacht hohe Kosten an Schulen: Weltweit beschädigen Schüler ihre Stühle – mit den Gummibändern ihrer Coronamasken. Allein an einem Würzburger Gymnasium sind nun 25 Stühle kaputt. Kaputte Stühle, damit haben auch verschiedene Schulen in Unterfranken zu kämpfen. Grund dafür ist ein aktueller TikTok-Trend. Auf der Plattform sieht man Schüler verschiedenster Nationen, wie sie mit den Bändern der Corona-Masken Stühle kaputt machen. Im Würzburger Wirsberg-Gymnasium wurden die Eltern per Brief über die Sachbeschädigungen informiert. Auch weitere Gymnasien haben dem BR angesägte Stühle bestätigt. "Wir sind alles andere als amused", sagt Michael Schmitt, der Schulleiter des Deutschhaus-Gymnasiums in Würzburg, im BR-Interview. Demnach wurden bisher 25 kaputte Stühle festgestellt. Dass man mit Gummibändern von Corona-Masken Stühle ansägen kann, wäre auch für die Schulleitung neu gewesen: "Wir sind überrascht und tatsächlich ein stückweit fasziniert davon, dass man das tatsächlich machen kann", so der Schulleiter. Sobald man die erste Kerbe eingesägt habe, komme man offensichtlich bei einem Kunststoffstuhl relativ leicht voran: "Aber es braucht schon ein bisschen Kondition und Zeit." Schulleiter Schmitt sagt, die Stühle seien nicht im Unterricht angesägt worden, sondern zwischen den Stunden und in den Pausen: In Corona-Zeiten seien die Klassenzimmer weitgehend für die Schülerschaft offen zugänglich. Etwa 20 Personen seien ermittelt worden – vor allem Schüler aus der 8. Jahrgangsstufe, einige Mädchen seien auch dabei, so der Deutschhaus-Schulleiter. Bei Befragungen zeigten die Betroffenen demnach "große Einsicht und Reue" und erklärten, sie hätten aus Neugier gehandelt und beim Ausprobieren nicht daran gedacht, dass "so ein Stuhl 80 bis 100 Euro kostet". Der Sachaufwandsträger, der Landkreis Würzburg, wird wohl auf dem Schaden sitzen bleiben, vermutet Deutschhaus-Chef Schmitt: "Die Tatsache, dass die Schüler das gemeinschaftlich – zu dritt oder viert, und jeder nur einen Zentimeter – gemacht haben, das zeigt ja schon, wie problematisch es ist, irgendeinen Schadenersatz von den Eltern einzufordern". (Guter Tipp: Wenn du Scheiße baust, immer zu mehreren! Und, was obendrein die Sache noch sicherer macht, was das Strafmaß betrifft: möglichst betrunken sein, wenn du Scheiße baust! Und nur, damit du Bescheid weißt: Ich habe ernsthaft nach einem Synonym für Scheiße bauen gesucht. Hallo, Mist bauen geht gar nicht!) Abschließend sagt Direktor Michael Schmitt, er wäre schon "sehr glücklich, wenn das Sägen nun ein Ende hätte." Ich kann nur zutiefst hoffen, dass da nicht wieder Schulen in katholischer Trägerschaft betroffen sind. Was da auch wieder an Kosten für neue Stühle entstehen!

So, genug in der Schlange gelebt! Ich war dran! Einfach schlechtes Timing von mir, Anfang Januar. Ich hab mir jetzt angewöhnt, und fahre jeden Tag mal zu unterschiedlichen Uhrzeiten vorbei, um zu schauen, wann es günstiger gewesen wäre. Gestern zum Beispiel, kein einziger wartender Mensch! Ich bin dann einfach mal spontan rein und habe mir in aller Ruhe, obwohl ich ja momentan gar keinen Bedarf habe. Weil, Anfang Januar hatte ich mich ja, nachdem ich gefühlt stundenlang vor meiner Auerberger Postfiliale angesessen hatte, aus aktuellem Anlass. Das ist ja immer ein Hantier, wenn die das Porto erhöhen! Ich habe noch etliche 60iger und 80iger- Briefmarken in der Schublade, die ich jetzt mit diesen 5-Cent- und 10-Cent-Ergänzunsmarken für Karten und Briefe aufpimpen muss. Immerhin, als Motiv keine alten Männerköpfe sondern Blumen, Phlox und Winterling.

Und gestern habe ich mir einfach mal sämtliche neuen Briefmarken zeigen lassen und so getan, als ob ich ernsthaft überlege, mit dem Briefmarken-Sammeln anzufangen.

Mittwoch, 19. Januar 2022

Der Mann steckt ja schon in der Frau

 Ich hatte ja neulich erwähnt, dass mein Lieblingsdiscounter offensichtlich gerade dabei ist, seine eigene Marke aufzubauen: ALDImania. Mein Werbeblättchen bot ALDImania Weihnachtssocken feil, und ALDImania Weihnachtsmützen und ALDImania Weihnachtspullover. Gut, dachte ich, Weihnachten eben. Vielleicht als Gag. Aber dann sehe ich in meinem Werbeblättchen zwei echt coole Menschen abgebildet. Eh ich mir jetzt das Gehirn zermartere, ob ich Kerl oder Kerlin sage, oder Typ und Typin, habe ich mich nochmal bei Wikipedia schlaugemacht. Weil, das muss ich ja schon eingestehen. Früher habe ich ja immer das generische Maskulinum verwendet. Hallo, wie war ich denn da drauf! Es las sich bei Wikipedia folgendermaßen: Generisches Femininum bezeichnet in der Sprachwissenschaft die Verwendung einer grammatisch femininen Personenbezeichnung, zu der es ein maskulines Gegenstück gibt (Lehrerin/Lehrer), in einem geschlechtsübergreifenden (generischen) Sinn. Bei einer solchen Verwendung bezieht sich die feminine Form nicht nur auf Frauen, sondern auf Personen aller Geschlechter.

Ich komm deshalb drauf, weil mein "Schaufenster" das ja voll durchgezogen hatte, das mit den Lesern und Leserinnen und Kunden und Kundinnen. Da hatte ich ja schon gesagt, warum nicht einfach Leserinnen, da steckt der Leser doch schon drin. Und da muss ich sagen, da sind die Luise und ich uns so was von einig. Da bin ich mit der Frau Pusch so was von einer Meinung. Die Sprachwissenschaftlerin Luise Pusch spricht sich nämlich schon seit 1984 für den alleinigen Gebrauch von Femininformen im generischen Sinne zur Bezeichnung von Personen aus: Die „totale Feminisierung“ solle für die nächsten 1000 Jahre verwendet werden als „Empathietraining“ für Männer. Und weiter sagt sie: „Das Femininum enthält ja auch sichtbar das Maskulinum: Lehrer ist in Lehrerin deutlich enthalten. Das Femininum ist die Grundform, das Maskulinum die Schwundform (gefällt mir!!)." 2013 erklärte die Frau Pusch, dass es nach dem generischen Maskulinum, „das wir schon seit Jahrtausenden haben“, Zeit für einen Perspektivwechsel nach dem „Rotationsprinzip“ sei: "Ich habe schon immer ein Stufenmodell vorgeschlagen. Erst mal müssen wir die Frauen in die Sprache hineinbringen, am besten mit dem generischen Femininum, aber das Ziel sollte später die Abschaffung der Endung ‚-in‘ sein. Nach der Abschaffung des ‚-in‘ wollen wir zweitens das Neutrum für Personenbezeichnungen einführen. Wir hätten dann ‚die, der und das Professor‘.“ Das mit dem Stufenmodell, ich weiß nicht so recht, Luise, aber sonst.

Wo war ich? Ach ja, bei den coolen Menschen aus dem Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters. Die sind so was von jung. Gut, sagst du jetzt, aus deiner Perspektive sind auch Fünfzigjährige jung. Stimmt, aber die sind wirklich gerade mal so um die fünfundzwanzig. Er trägt einen ALDImania Hoody mit Jogger und sie einen ALDImania Jumpsuit. Und da bin ich jetzt ehrlich. Die fangen jetzt erst einmal mit Kleidungsstücken an, die du vorzugsweise zuhause trägst. Aber ich denke, bald bietet mein Lieblingsdiscounter auch. Ich geb zu, ich bin da hin- und hergerissen: Dass ich da demnächst, ich glaube, so weit geht die Liebe dann doch nicht, dass ich demnächst ebendiese Lettern, das Logo meines Lieblingsdiscounters, draußen spazieren führe.

Apropos draußen. Neues Jahr, altes Thema, ich stehe wieder draußen in der Schlange. Selbstredend mit meinem Einkaufswagen. Den brauche ich, abgesehen vom Glühwein, mehr denn je. Was ich mittlerweile standardmäßig mit mir rumschleppe, wenn ich das Haus verlasse, um mich einzureihen: sowieso immer die gesamte Regenmontur und Wollsocken, falls sich das mit dem Draußen-Stehen hinzieht. Dann eine OP-Maske, falls sich herausstellt, dass in der Warteschlange Einigkeit darüber herrscht, dass schon draußen im Freien, bei jeweils fünf Meter Abstand zur Vorder- und Hinterfrau trotzdem eine Maske getragen wird. Da trage ich jetzt noch keine FFP2-Maske. Wichtig natürlich: Schirm! Weil, wenn du da ohne Schirm im strömenden Regen stehst, mit pitschnasser OP-Maske - nicht schön! Und klar, immer mindestens zwei Ersatz-OP-Masken. Für Wenn-ein-Band-Reißt. Weil, das ist schon ärgerlich, wenn du stundenlang in der Schlange stehst und dann reißt dir ein Maskenband und du die Schlange verlassen musst. Da hats der Brillenträger natürlich einfach, der kann sich das kurzfristig an den Brillenbügel knoten. Mit einer Ersatzmaske bist du aber immer auf der sicheren Seite. Ja, und die zweite Ersatz-OP-Maske für Wenn-der-Vorder- oder Hintermensch-seine-Maske-vergessen-Hat: Kannst du so was von punkten, wenn du da aushelfen kannst. Dann im Einkaufswagen - neben den Kaltgetränken und Hanf-Keksen - natürlich auch zwei FFP2-Masken - für Wenns-dann-drinnen-richtig-eng-und-nahe-zur-Sache-Geht: beide für mich. Da bin ich ehrlich, einfach nur zum Sich-lieb-Kind-Machen ist mir das dann doch zu teuer. Dann, klar, Handy wegen CovPass. Ich hab aber auch immer noch zusätzlich mein gelbes Impfbüchlein dabei, für Wenn-der-Akku-leer-Ist. Dann meinen Personalausweis. Und neuerdings meinen Kulturbeutel mit Spiegel, Lippenkonturenstift und Lippenstift, liegt auch immer im Einkaufswagen. Weil, das ist mir neulich wieder passiert. Da stand ich stundenlang in einer Schlange, in der der allgemeine Tenor war: draußen, im Freien, mit Abstand - keine Maske. Hallo! Und ich hatte keinen Lippenstift aufgetragen, weil ich dachte für Eben-mal-kurz-mit-Maske-Anstehen lohnt sich das nicht.

Mittwoch, 29. Dezember 2021

Zwei Blatt oder zwei Blätter Klopapier?

Wie ich letztens ja schon anmerkte, eigentlich müsste ich mich ja freuen, dass das mit dem Hören und dem Sehen noch so was von gut funktioniert, in meinem Alter. Aber ganz anders! Weil, schau, was ich da fotografiert habe!


Was genau haben da welche Flitzpiepen missverstanden? Oder neulich hatte ein Vollpfosten auf einer Reihe angeketteter Einkaufswagen eine Pizza verteilt. Da würde ich mir wünschen, mein Augenlicht hätte stark nachgelassen - aber dann kommst du auch nicht mehr heil über die Straße - auch blöd!

Aber jetzt ganz was anderes. Neulich hieß es in meinem "Schaufenster" direkt auf der Vorderseite unter den Lettern "Weiter top informiert": Papiermangel trifft auch die Anzeigenblätter. Ab dieser Woche erscheint das "Schaufenster" mit weniger Seiten als gewohnt. Der Grund dafür ist, dass nicht ausreichend Papier für den Druck von Zeitungen und Zeitschriften auf dem Markt verfügbar ist. Vieles ist in der Corona Pandemie zur Mangelware geworden. So auch das Altpapier. Weil das Papier für unsere Anzeigenblätter zu 80 Prozent aus Altpapier hergestellt wird, trifft auch uns diese Krise auf dem internationalen Markt. Wie schon einige Tageszeitungen sind daher nun auch wir gezwungen, den Umfang unserer Ausgaben bis auf Weiteres leicht zu reduzieren. Der Verlag bittet um Verständnis bei allen Leserinnen und Lesern, aber auch bei allen Kundinnen und Kunden. Vermutlich werden für einige Zeit nicht alle Anzeigenwünsche berücksichtigt werden können. Wir werden die Situation jedoch von Woche zu Woche beobachten und versuchen, unter den gegebenen Umständen die Wünsche der Leserinnen und Leser sowie der Kundinnen und Kunden bestmöglich umzusetzen.

Spontan dachte ich, wie viel mehr Platz für andere Themen es hätte, würde es nicht immer Leser und Leserinnen und Kunden und Kundinnen heißen. Ich mein, jetzt, wo es mangels Papier weniger Druckfläche gibt. Ganz abgesehen davon, mein Leben ist endlich und hat eigentlich mal jemand ausgerechnet, wie viel unnütze Lesezeit ich mit diesem Genderdings verbringe? Warum nicht einfach nur Leserinnen? Da steckt der Mann (wobei, Mann geht ja auch nicht mehr, oder?) doch schon drin. Oder nur Lesende und Kundende. Egal, Hauptsache nicht alles platzverschwendend doppelt.

Was ich dann aber dachte. Also, ich geb zu, irgendwann hab ich das dann wieder gelassen, das mit dem Mehrere-Male-Benutzen. Ja, es gab bei mir schon Zeiten, da stellte ich mir vor. Wenn du da die Leute gesehen hast, wie sie das Zeug in Sparpackungsgröße aus dem Super- markt schleppten. So ganz ohne Panikattacken ging das bei mir nicht ab. Ich hab dann, also wie soll ich es dir jetzt erklären? So ganz unbeschwert geht man ja dann doch nicht ins Eingemachte. Also so ganz unbefangen bin ich jetzt nicht, wenn ich dich, horch!, mit aufs Klo nehme. Wenn ich Pipi mache, brauche ich immer zwei Blättchen Klopapier. (Wenn du Zeit hast, kannst du dich gerne da mal reinfräsen: ob und warum du zwei Blatt oder zwei Blättchen sagen kannst.) Und die habe ich dann in diesen Monaten gebrauchtermaßen auf die Heizung zum Trocknen gelegt - aus nackter Panik, dass ich irgendwann mal ohne dastehen würde. Aber, ja, ich gebs zu, irgendwann hab ich das dann wieder eingestellt. Hätte ich das mal besser nicht getan! Aber da machst du dir halt keine Gedanken, was dein Verhalten, also in dem Fall mein Fehlverhalten für langfristige Konsequenzen hat. Weil, es ist ja nicht nur mein "Schaufenster", das nun unter meiner Prasserei leidet. Das zieht sich ja durch bis zum Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters. Ja, der hatte zeitweilig auch Engpässe!

Jedenfalls, wo will ich hin? Als ich letztens eine Klorolle wechselte, fiel es mir wie. Das Klopapier, das ich bei meinem Lieblingsdiscounter kaufe, nennt sich Recycling Toilettenpapier. Und, hallo, ist aus 100% Altpapier hergestellt! Wenn du dir das vorstellst, hätte ich nicht nachgelassen mit dem Recyceln meiner benutzten Klopapierblättchen, hätte es womöglich mein "Schaufenster" in seinem gewohnten Format weiter geben können! Wobei, ich bin ehrlich, hätte es den Artikel nicht sofort auf der ersten Seite gegeben, ich weiß gar nicht, ob mir das aufgefallen wäre, dass mein "Schaufenster" ein wenig abgespeckt hatte. So viel wie da immer an Werbeprospekten drin ist. Trotzdem, wenn ich gewusst hätte, was da für ein Rattenschwanz dran hängt!

Aber, meine Unmäßigkeit, ich sag nur, Not macht erfinderisch! Da haben sich meine beiden Hübschen einfach mal zusammengetan, mein "Schaufenster" und mein Lieblingsdiscounter. Weil, als es für Selbigen für ein Werbeblättchen auch nicht reichte, hat er einfach bei meinem "Schaufenster" eine Doppelseite Werbung geschaltet. Was habe ich mich da gefreut, dass die beiden auf diese Art zusammengekommen sind!

Wo ich auch so was von merke, also dass ich. Zu meiner Zeit, als mein Traummann und ich die ersten und einzigen Kunden bei ALDI waren, da kannten wir ganz, ganz viele Menschen, die bei ALDI maximal nur Zucker und - horch! - Klopapier kauften. Weil, wenn du bei ALDI eingekauft hast, wusste halt jeder, dass du schon auch aufs Geld schauen musst. Am besten hast du damals beim ALDI heimlich eingekauft. Und gerade versucht mein Lieblingsdiscounter, seine eigene Marke aufzubauen: ALDImania! Da solls wohl hingehen: dass du dir in Zukunft das komplette Hosenbein nicht mehr mit riesigen Lettern "HOLLISTER" verschandelst, sondern mit ALDImania.


Mittwoch, 8. Dezember 2021

Mit dem Bagger zum Lagerfeuer

Wie ich letztens ja schon anmerkte, also was meine Sinnesorgane im Alter betrifft, kann ich nicht klagen. Trotzdem krieg ich natürlich an allen Ecken und Kanten mit, dass die Dings mittlerweile kürzer ist als die Vergangenheit, von der Wahrscheinlichkeit her. Erst neulich teilte mir doch meine Versicherung mit, dass … Das musst du dir mal vorstellen! Dass du irgendwann in deinem Leben, gefühlt ist das eigentlich in einem ganz anderen Leben passiert. Ich weiß noch ganz genau, wie ich überlegte, was ich da für ein Fälligkeitsjahr eintragen soll. Dass ich dachte, wer weiß, ob ich da überhaupt noch lebe. Also die Lebensversicherung sei jetzt fällig und würde mir demnächst ausgezahlt, teilte sie mir postalisch mit, die Versicherung. Da hab ich mich so was von alt gefühlt!
Und noch einen draufgesetzt: Einige Tage später bekam ich wieder einen Brief von selbiger Versicherung mit folgender Überschrift: Für mehr Zusammenhalt in einer schweren Zeit. Ich fragte mich, von welchem Zusammenhalt in welchen schweren Zeiten sprechen die. Dachte, klar, spontan an das Balkon-Applaudieren oder das Einkäufe-vor-die-Tür-Stellen. Aber nein, die machten mir ein Angebot für eine: Es sei traurig aber wahr, das Thema Bestattungskosten könne innerhalb der Familie leider zu Diskussionen führen. Angehörige können sich teilweise nur schwer darauf verständigen, wer sich mit welchen Kosten an den notwendigen Ausgaben beteiligt.
Hallo! Jetzt wissen die, dass sie mir gerade die Lebensversicherung ausgezahlt haben, ich also liquide bin, und schon kommen die mit ihrem Angebot für eine Sterbegeldversicherung. Ich habe der Versicherung zurückgeschrieben, dass ich Diskussionen nach meinem Ableben nicht scheue. Und, ja, in dem Zusammenhang habe ich das mit den Kosten aber mal in die "Drei Töchter WhatsApp-Gruppe" gestellt. Seitdem herrscht Funkstille.

Wo ich auch letztens fein an mein Alter erinnert wurde. Ich komm deshalb drauf, weil es am Samstag, es war der 13.Dezember 2014, im Bonner-Generalanzeiger "Das Lagerfeuer verlöscht" hieß. Jetzt fragst du dich natürlich, woher ich das noch so genau weiß. Das ist eine ganz andere Geschichte. Horch zu! Ich selbst habe ja nie den Generalanzeiger abonniert, aber meine liebe Freundin und Nachbarin. Und nachdem wir an besagtem Samstag gemeinsam auf dem Sofa vor dem Fernseher gesessen hatten, lag danach besagter Zeitungsartikel in meinem Briefkasten. Und, ja, frag mich nicht, diesen Artikel habe ich mir aufgehoben. Da siehst du auf einer ganzen Seite unzählige Balken- und Kreisdiagramme, die Auskunft geben über die Städte, in denen die Sendung am häufigsten zu Gast war, über die Zuschauerzahlen im Jahresdurchschnitt pro Sendung in Millionen. Du bekommst einen Überblick über die häufigsten Wetten: Da gibt es große und kleine Kreise. Je größer der Kreis, desto häufiger die Wetten. Wetten mit Eiern, Seilen und Luftballons gab es, aber nicht gar so viele. Deshalb kleinere Kreise. "Tiere" und "Bälle" - schon größere Kreise. Klar, die Kreise, in denen "Motorisierte Fahrzeuge", "Autos" und "Großes Gerät" steht, am größten. Ich sag nur "Bagger-Wetten". Und dann siehst du noch die einzelnen Moderatoren abgebildet. Den Frank Elsner als ersten Moderator, der ja auch die Sendung erfunden hat. Apropos Alter. Zu meiner Zeit (daran siehst du übrigens auch, dass du alt bist - wenn du "zu meiner Zeit" sagst), zu meiner Zeit war der Frank Elsner Moderator bei Radio Luxemburg und RTL war ein Radiosender. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich von "Wetten, dass ..?" spreche?

In dem Zeitungsartikel liest es sich folgendermaßen: Das berühmteste Sofa der deutschen Fernsehgeschichte dient heute Abend letztmals als Sitzgelegenheit für Stars und Sternchen. Heute Abend wird Fernsehgeschichte geschrieben. Wie auch immer man zu "Wetten, dass ..?" stehen mag, ob man die Show toll, unverzichtbar, langweilig und überlebt oder ganz nett, aber unwichtig findet: Wenn die letzte Sendung über den Bildschirm geflimmert ist, dann ist nicht einfach ein Format gestorben, sondern ein Kapitel Gesellschaftsgeschichte beendet. In einem Satz: Unser aller gemeinsames Lagerfeuer ist aus. In dem Artikel heißt es auch: "Ja, wenn der Gottschalk wiederkäme, eines Tages - aber nein, "Nein!" mit Ausrufezeichen, der Gottschalk kommt nicht zurück, das hat ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler klipp und klar gesagt, und "Wetten, dass ..?" auch nicht.

Was ich aber eigentlich sagen wollte: Jetzt lief ja dann doch "Wetten, dass ..?" am 6. November. Und NATÜRLICH habe ich von der ersten Minute an geschaut. Und da musst du ja auch gar keine Angst haben, dich fremdschämen zu müssen, dass der Thomas das in seinem Alter nicht mehr gebacken bekommt. Das war ja auch schon früher so, dass die Michelle ihm als Betreuerin an die Seite gestellt wurde, falls er sich mal total gesprächstechnisch in die Einbahnstraße manövriert hatte. Da hatte ich also null Angst.

Ich war aber ja eigentlich beim Thema Alter. Weil, ich hab natürlich nach der Sendung - so was von euphorisch - den ein oder anderen gefragt, ob er denn auch. Ich geb zu, eigentlich mehr als rhetorische Frage, eigentlich mehr als Intro, um dann monologartig zu schwärmen: von dem Abend, von der Helene Fischer, wie sie die beiden ABBA-Männer begleitet hat, wie … Ich habe dann bei dem ein oder anderen Gegenüber mal nachgerechnet und festgestellt, dass da doch der ein oder andere Altersunterschied ist. Weil die meinten, entweder hätten sie das noch nie gesehen, oder sie erinnerten sich ganz dunkel, dass immer mit der Oma geschaut zu haben.