Donnerstag, 15. Dezember 2022

Putin, Prada & Plamage


Weihnachten steht vor der Tür - und was machst du jetzt? Also in dem Falle ich. Weil, bis jetzt habe ich mir immer Sachen gewünscht, die ich auch haben wollte, die mir gefallen haben. Aber jetzt, neue Situation, du erinnerst dich. Ich erzählte dir von Menschen, deren Profession es ist, das Hab und Gut in anderer Leute Wohnungen zu stehlen. Da überlegst du dir ja jetzt schon, was du dir noch anschaffst und wünschst. Meine Idee, nur noch Dinge, die nach nichts aussehen, aber sauteuer sind. Weil, das Geld will ja trotzdem ausgegeben werden.

Und da kam mir die Seite in meiner Cosmopolitan gerade recht. Da hieß es "Unsere Cosmos - schöne Dinge, die uns Freude bereiten: Ferien vorbei? Egal. Die Vacay Vibes bringen wir nach Hause! Mit hübschen Teilen, die an warmen Strand und kalte Tapas erinnern." Unter anderem war dort, ich hätte jetzt gesagt, eine Häkeltasche abgebildet. Und dazu folgende Beschreibung: "Die Tote Bag von Prada passt zu Strand und Asphalt." In Klammern der Preis. Den Preis sag ich dir erst zum Schluss, musst du raten, schau sie dir erst mal in aller Ruhe an. Was aber schonmal das Tolle an dieser Tasche ist, abgesehen davon, dass sie wunderhübsch unauffällig, ich möchte fast sagen belanglos, aussieht: Kein Einbrecher kommt im Leben drauf, die mitgehen zu lassen. Noch nicht mal zum Raustragen von fremdem Eigentum. Was ich auch verstehen kann. Weil gestohlene Ringe und Ketten, die fallen ja durchs Netz, also durch die Löcher.

Selbstredend hab ich dann bei der Gelegenheit in die Maschine "Warum heißt es Tote Bag?" gehämmert. Resultat: Die Tote Bag verdankt ihren Namen dem englischen „to tote“, was übersetzt „tragen“ bedeutet. Im Zusammenhang mit Fashion und einer speziellen Taschenform trat diese bestimmte Taschenform in den 1940er Jahren erstmals auf. Heute ist der Begriff „to carry“ gebräuchlicher, aber die Tote Bag hat ihren Namen behalten. Das ist ja immer wieder so, kennst du auch. Du wolltest nur nach "Was bedeuten Silberfische im Bad?" suchen und Stunden später bist du bei Goldfischen.

Apropos:  Da heißt es, dass im Jahr 2000 der Durchschnittsmensch noch eine Aufmerksamkeitsspanne von zwölf Sekunden hatte. Dank unserer "smarten" Welt seien es heute nur noch acht Sekunden. Selbst Goldfische schaffen neun. Oder, ich gebe ein "Welches Lebensmittel außer Quark schafft es, den Geschmack von Leinöl zu überdecken?" (meine Geschmacksnerven melden mir nämlich immer zurück, dass sie keine Möbelpolitur essen möchten.) und Stunden später bin ich bei "Geschmäckle - Bedeutung".

Und so ging es mir jetzt mit der toten Tasche. Da stand dann auf dem Bildschirm unter "Ähnliche Fragen: Wie trägt man eine Tote Bag?"  Hallo, wie konnte ich mein Leben lang Taschen einfach vollkommen tumb tragen, ohne mir Gedanken darüber zu machen? Und was mache ich? Ich klicke drauf: "Bei so viel Auswahl fragst Du dich vielleicht, wie Du deine Tote Bag tragen sollst. Tote Bags sind Streetstyle-Favoriten und einfach zu tragen. Kombiniere deine Tasche mit Jeans und Sneakern für einen Freizeit-Look oder trage sie zu deinem lässigen Outfit als praktische und stylische Alltagstasche." Aaah ja!

Und wo ich gerade dran war, hab ich auch auf die Frage geklickt "Wohin mit der Clutch bei Tisch?" Antwort: Idealerweise legen Sie sie hinter sich zwischen Rücken und Stuhllehne oder rechts neben sich und der Armlehne. Wenn das nicht möglich ist, legen Sie die Clutch unterhalb der Serviette auf Ihren Schoß. Ich hätte auch noch die Frage "Wer ist denn so blöde und hat den ganzen Abend eine Tasche auf dem Schoß?" anklicken können.
Auch interessant die Frage "Wie passt ein halbes Schwein in eine Clutch?". Ich habe davon abgesehen und stattdessen unter "Wie atmet man richtig ein und aus?" geschaut.

Wo war ich eigentlich? Bei Geschenken und Einbrechern. In dem Zusammenhang habe ich meinem Traummann diesen Pullover meines Lieblingsdiscounters gekauft und gleichzeitig ganz mutig entschieden, den nicht immer bei mir zu führen, wenn wir das Haus verlassen. Weil, Geschmack, das muss ich ihnen lassen, hatten die Einbrecher schon.

Weil ich gerade bei Geschmack bin, neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Es wird noch teurer, Stadt verkündet "Neustart" für Sanierung der Beethovenhalle" folgendermaßen: Die Erleichterung über die Nachricht ist den Verantwortlichen bei der Stadt anzumerken: Der Neustart für die denkmalgerechte Sanierung der Bonner Beethovenhalle kann beginnen. Das sagte Oberbürgermeisterin Katja Dörner in dieser Woche bei einem Pressetermin an der Baustelle. Der Bundesstadt Bonn sei es mit Unterstützung der Berliner Häuser Baumanagement GmbH gelungen, mit Architekten und Technikplanern einen gemeinsamen Weg zu vereinbaren, die Beethovenhalle zu Ende zu bauen. Allerdings wir es jetzt noch einmal länger dauern, als ursprünglich geplant. Und auch noch einmal deutlich teurer werden. Die Fertigstellung hätten Architekt und Technikplaner für Ende des Jahres 2024 und eine Eröffnung der Halle für Ende des Jahres 2025 vertraglich zugesichert. Die Kosten steigen auf nun prognostizierte 221,6 Millionen Euro. "Inflation unter anderem als Folge des Ukraine-Krieges wirken sich gerade bei einem verzögerten Projekt wie der Beethovenhalle in einem schmerzhaften Maße aus", so Oberbürgermeisterin Dörner.  

Und da bin ich jetzt ehrlich, weil mein allererster Gedanke nach der Lektüre dieser Zeilen.
Kennst du doch auch. Gib es zu! Aber das ist ja das Schöne, der liebe Gott hat es so eingerichtet, dass keiner deine Gedanken hören kann. Und gegen so manchen Gedanken, der sich da in deinem Köpfchen zusammengebraut hat, kannst du gar nichts machen. Schon gar nicht gegen Gedanken, die aus dem Bauch heraus kommen. Es gibt so manchen Gedanken, wo ich mir selbst ein klitzeklein wenig fremd werde. Ich war vorher ja bei Geschmack gewesen, und jetzt dachte ich: Was hat das für ein Geschmäckle, bei so unsäglich vielen Dingen, die in all den Jahren schief gelaufen sind, jetzt den Putin aus dem Hut zu zaubern.  

Wie gesagt, gegen Gedanken kannst du nichts machen. Ach, der Preis der Tasche: Ca. 1.500 €!

Donnerstag, 24. November 2022

Der Schrecken aller Postboten

Ich hatte ja neulich erwähnt, dass ich im Zusammenhang mit dem Sparen von Energiekosten meine Duschgewohnheit geändert habe: maximal einmal in der Woche. Wo ich jetzt aber Folgendes gelesen habe, muss ich meine Strategie noch einmal ernsthaft überdenken. Weil, da las es sich im Internet wie folgt: Kurz nachdem er sich das erste Mal gewaschen hat, ist der schmutzigste Mann der Welt im Alter von 94 Jahren gestorben. Amu Hadschi, der sich über ein halbes Jahrhundert lang nicht gewaschen haben soll, starb am Sonntag in seinem Dorf in der südiranischen Provinz Fars im Alter von 94 Jahren, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Dienstag berichtete. Laut Irna war Amu Hadschi davon überzeugt, dass Sauberkeit ihn «krank macht». Vor wenigen Monaten hätten ihn Nachbarn aus seinem Dorf Dedschgah allerdings in eine Nasszelle geführt und ihn dazu gebracht, sich zum ersten Mal seit Jahrzehnten zu waschen, berichtete die Agentur weiter. Und an anderer, älterer Stelle war zu lesen: Er hat sich seit 60 Jahren nicht gewaschen. Sein Lieblingsessen: das verdorbene Fleisch toter Stachelschweine. Tabak? Den raucht er nicht so gerne. Lieber Tier-Kot. Amou ist angeblich der dreckigste Mann der Welt. Doch unter der Schmutzschicht auf Amou Hajis Haut verbirgt sich eine bemerkenswerte Geschichte. Die Rede ist von Amou Haji, einem 80 Jahre alten Mann, der im Süden des Irans lebt. Wie die Tageszeitung Teheran Times berichtet, musste Amou in seiner Jugend viele Nackenschläge einstecken. Die Welt war nicht gut zu ihm - also entschloss er sich zu einem Leben in Isolation. Eine Adresse besitzt Amou nicht. Er lebt entweder unter freiem Himmel oder in einem kleinen Ziegelbau, den ihm einige Leute errichteten, die Mitleid mit dem 80-Jährigen hatten. Doch auch wenn die Geschichte um den Iraner Außenstehende erst mal die Nase rümpfen lässt: Amou Haji ist glücklich - auch wenn er nichts besitzt. Angst, ausgeraubt zu werden, kennt er nicht - was soll ihm auch gestohlen werden? Und auch wenn er keine Habseligkeiten besitzt und seine fünf Liter Wasser am Tag aus einem alten, rostigen Öl-Kanister trinkt: Sein Dach ist das Himmelszelt, sein "Vorgarten" küsst den Horizont.

Die Lektüre dieser Zeilen hat mich so was von bestärkt, meine Strategie noch ein ganz klein wenig zu verfeinern: nicht nur das Duschen ganz einzustellen, sondern auch darauf zu verzichten, den Dreck von der Haut abzuschlagen: so was von perfekter UV-Schutz und zusätzlich noch wärmend dabei!

Wo ich aber gerade bei dem älteren Herrn ohne Adresse bin, der die Angst, ausgeraubt zu werden, nicht kennt. Denn was soll ihm auch gestohlen werden? Das hätte ich mir neulich beim Betreten meines Heims zeitweilig auch gewünscht: keine Adresse zu haben. Weil, was mich betrifft, bin ich offensichtlich in einem Alter, in dem mich Männer im Dunkeln nur dann  besuchen, wenn ich nicht zuhause bin. Sprich, neulich, der Besuch galt nicht mir, sondern, wie sagt man so schön, dem schnöden Mammon, den besagter älterer Herr nicht hat. Nach dem Schock und der Wut, was jetzt auch wieder das Schöne ist, alles, was wertvoll war, ist weg. Sodass ich jetzt einmal an alle möglichen Einstiegsmöglichkeiten meines Zuhauses ein Schild kleben wollte mit den Lettern " Hier gibt’s nichts mehr". Mein Traummann hat mir dann allerdings klargemacht, in wie vielen Sprachen ich das an Türen und Fenster kleben müsste - dann wäre die ganze Bude selbst am helllichten Tag stockduster. Was ich wohl jetzt mache, wenn ich nur mal eben zwei Häuserblocks weiter die lieben Freunde besuche: Es stehen immer zwei Ikea-Taschen an der Haustür zum Mitnehmen, in die ich beim Hinausgehen alle Kleidungsstücke schmeiße, die mir aktuell sehr am Herzen liegen. Was jetzt aber so einen Besuch des Weihnachtsmarktes betrifft, das ist natürlich schon sportiver. Und da ist natürlich mein Probelauf, von dem ich neulich berichtet habe, so was von nützlich. Weil, du brauchst natürlich schon ein wenig Übung, damit sich das Ganze auch zeitlich die Waage hält. Und da kommt jetzt eben der Probelauf ins Spiel, nämlich alles übereinander anzuziehen: Vollkommen neues Gefühl beim Fahrradfahren, will sagen, ich komme gar nicht vorwärts, so schwer bin ich. Und beim Riesenrad hörte ich hinter mir " na die braucht eine eigene Gondel". Was ich auch gemacht habe. Erinnerst du dich noch, wie ich mich über den Tipp mokiert habe: Man solle auf Flugreisen immer so packen, dass in jedem Koffer Wäsche für jede Person liegt, falls mal ein Koffer abhanden kommt. Was habe ich mich über diesen Tipp beömmelt! Aber genau so mache ich es seit besagtem Ereignis: In jedem Haus in der Nachbarschaft habe ich ein kleines Häufchen meines Hab und Gutes deponiert.

Wo ich gerade bei Männerbesuchen bin. Der Vollständigkeit halber, ja, neulich hatte ich auch tagsüber Männerbesuch, sogar relativ jungen, und ich war auch zuhause: Der Hebel am Haustürgriff war so eingestellt, dass du die Haustür einfach aufdrücken konntest (da fällt mir beiläufig ein, dass ich den zukünftigen Einbrechern vielleicht irgendwie kommunizieren sollte, wie einfach sie ins Haus kommen, ohne unnötig etwas zu zerstören. Oder vielleicht sollte ich einfach Türen und Fenster weit offen lassen). Jedenfalls steht neulich der Paketbote vor der Haustür und klingelt. Ich (stehe im Bad und sehe ihn durchs Badezimmerfenster) rufe "Jochen, mach mal die Tür auf". Der Paketbote versteht offensichtlich "drück die Tür auf", drückt die Tür auf und sucht, Richtung Wohnzimmer gehend, einen Platz, um das Paket abzustellen. Dabei trifft er auf eine fast nackte, alte, Zähne putzende Frau, lässt das Paket fallen und verlässt fluchtartig das Haus. Erspare mir bitte die Frage, wer die Frau war.

Welche Frage ich mir nicht ersparen kann. Mein Traummann zeigte mir neulich lachend im Lidl-Prospekt einen Pullover - ich habe ihn dir einmal abfotografiert - mit den Worten: Den will ich haben. Und da bin ich mir jetzt nicht so sicher - in zweierlei Hinsicht. Erstens: Wie macht sich solch Pullover an einem Mittsechziger? Und zweitens: Wird der jetzt auch immer angezogen, wenn wir unser Heim verlassen, damit zukünftige Meisterdiebe sich seiner nicht bemächtigen können? 

Mittwoch, 2. November 2022

Wer nicht krank ist, hat heimlich geheizt

… sagt die Lisa Eckhart. und wo sie recht hat, hat sie recht! Du erinnerst dich? Ich bin gerade dabei, mir mit Hilfe der Schimmelbekämpfungstipps meines SCHAUFENSTERS den Schimmel vom Hals zu halten. Da ist bei mir aber dermaßen Panik aufgekommen, als ich las "und wenn nötig anzugreifen". Gut, meiner Unachtsamkeit geschuldet! Es hieß natürlich "und wenn nötig einzugreifen". Man solle auf die Luftfeuchtigkeit achten und wenn nötig eingreifen. Jetzt bin ich so alt geworden und habe noch nie, ich betone, noch nie. Ich habe genau deshalb die uralte Duschkabine mit Plexiglasscheiben in Tropfendekor  nie erneuern wollen, weil die nicht danach schreit, dass ich nach dem Duschen das Spritzwasser mit einem Abzieher entferne. Aber klar, jetzt, wo es heißt, sofort einzugreifen, mit dem Abzieher, mache ich das natürlich. Gleichzeitig habe ich aber meine Duschgewohnheit geändert: Maximal einmal in der Woche muss reichen! Zwei Fliegen mit einer Klappe: weniger Spritzwasser zum Abziehen und Sparen dabei.

Was das Trocknen der Wäsche draußen betrifft (es hieß ja, die Wäsche nicht in der Wohnung, sondern draußen zu trocknen) - schon ein wenig sportiv. Weil, einerseits bin ich ja immer ein wenig am frösteln von wegen der Raumtemperatur, andererseits ziehe ich ständig Kleidung an, die noch ein klitzeklein wenig klamm ist. Wo wir gerade wieder bei Tipps sind. Was ich mir da ja in der letzten Zeit anhören muss. Solche Tipps wie "die Waschmaschine immer nur mit voller Ladung laufen lassen". Hallo, ja! Hab ich schon immer so gemacht. Der ist so, wie der geniale Tipp: Wenn du zu zweit fliegst, pack die Koffer so, dass in jedem Koffer für jeden was drin ist - falls nur ein Koffer am Urlaubsort ankommt. Absoluter Geheimtipp! Aber was machst du, wenn beide Koffer nicht mitgekommen sind? Ist kürzlich einer lieben Freundin passiert. Und da habe ich mir so was von geschworen, ich hatte ja schon einmal berichtet, wie peinlich ich mich immer am Gepäckband verhalte. Jetzt, wo ich das so was von gewohnt bin, dass ich im Haus mit zig Lagen Beinkleid und zig Oberteilen rumlaufe. Falls ich nochmal meinem Traummann zuliebe in ein Flugzeug steigen muss, nur noch mit Handgepäck. Egal wohin, auch wenn es an die Besteigung des Kilimandscharos geht, ich werde alles an Kleidung gleichzeitig am Leibe tragen. Ich habe das kürzlich einfach mal probehalber ausprobiert. Gut, ein wenig sah ich aus wie dieses Michelin-Männchen. Aber eben nur vorübergehend, was ja für den ein oder anderen Mitbürgenden so nicht zutrifft. Da ist es von Vorteil, dass sich mein Körper im Alter eher für die Ziege als für die Kuh entschieden hat.

Wie komm ich drauf? Ach ja, Sparen beim Heizen und Frieren dabei. Und da jetzt mal ein Tipp von mir. Hieb- und stichfest. Stichwort Beine rasieren. Ich komm deshalb drauf, weil, neulich hatten mich die Mücken so was von an den Beinen zerstochen, dass ich einige Wochen mir die Beine nicht rasieren konnte. Ja, selbst noch im Alter rasiere ich mir die Beine. Obwohl, ich bin ehrlich, wenn es in die dunkle Jahreszeit hineingeht, überlege ich jedes Mal, ob ich das Rasieren bis zum Frühjahr ganz einstelle. Klar, wenn du jung bist, wird spontan entschieden, an den See schwimmen zu gehen oder auch über einen One-Night-Stand nachgedacht. Da soll es nicht an unrasierten Beinen scheitern. Aber in meinem Alter? Dann denke ich aber jedes Mal, was ist, wenn ich, was ja mit zunehmendem Alter statistisch wahrscheinlicher wird. Was, wenn ich mal spontan ins Krankenhaus muss und habe dann solch ungepflegte Beine? Und da war ich jetzt so was von hin- und hergerissen. Einerseits eventuell ungepflegt im Krankenhaus liegen, andererseits hatte ich es ja wegen der Mückenstiche zwangsweise ausprobiert. Ich habe mich deshalb für die zweite Alternative entschieden Du solltest das nicht unterschätzen: Das ist quasi wie ein Fell, wie das Winterfell beim Tier. So was von wärmend, wenn du dir die Beine nicht rasierst.

Bei all dem Frösteln und schlechten Nachrichten gab es für mich aber auch so was von eine gute Nachricht! Kanadische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein Glas Rotwein so effektiv ist wie eine Stunde Sport! Hallo! Weiter liest es sich folgendermaßen: Das zumindest ist das Ergebnis einer Studie, die ein Forscherteam der kanadischen Universität Alberta 2012 durchgeführt hat. Die Wissenschaftler sind sich sicher, dass ein Glas Rotwein so gut ist, wie eine Stunde Sport im Fitness-Studio. Sie wiesen in Rotwein Resveratrol-Verbindungen nach. Das ist ein Stoff, der die körperliche Verfassung, die Herzfunktion und die Muskelstärke verbessert - auf gleiche Weise, wie es sportliche Betätigung tut. Weiter heißt es, die Forscher glauben, dass Reservatrol im Rotwein-Glas denjenigen Menschen helfen könnte, die trainieren wollen, dazu körperlich aber nicht in der Lage sind. Dass Rotwein in Maßen nicht ungesund ist, haben auch andere Studien schon bewiesen. Er reduziert das Risiko an Krebs oder Demenz zu erkranken. Und kontrolliert zudem den Blutzuckerspiegel. Jetzt weiß ich nicht, wer sich da während des Berichtens ein Gläschen Rotwein zu viel gegönnt hat. Weil, ich habe Resveratrol mindestens in dreierlei Schreibweisen gefunden. Egal, mir ist die Schreibweise vollkommen wurscht. Hauptsache Rotwein. Was mich in dem Zusammenhang nur so was von irritiert hat, dass die das schon 2012 herausgefunden haben, ich das aber jetzt erst erfahre. Hallo, da hätte ich mir aber einiges an sportlichen Mühen ersparen können! 

Und in dem Zusammenhang noch ein toller Tipp von mir: "der Weinkommissar" in der Friedrichstraße 20 in Bonn. Jetzt, wo ich erfahren habe, wie gesund Rotwein ist, die beste Adresse, um ein oder auch zwei Gläschen Rotwein zu genießen. Was jetzt aber wirklich schade ist, die schließen zum Jahresende. Warum auch immer! Was jetzt natürlich wieder der Vorteil ist, dass ich bis zum Jahresende das noch so was von ausnutzen muss, so lange wie es das Weinlokal noch gibt.

Donnerstag, 13. Oktober 2022

Hitzschlag oder Schimmelpilz?



Mein Gott, bin ich froh! Ich hab ihn überstanden! Endlich Herbst, endlich Oktober! Ich weiß nicht, wie ich das ohne mein SCHAUFENSTER geschafft hätte. Wenn da nicht unter den Lettern "Gefahr Sommerhitze - Die Sonne heizt uns ein: Mit diesen Tipps behalten Sie einen kühlen Kopf" so was von gute Tipps gestanden hätten! Also ohne diese Tipps - ich mag gar nicht drüber nachdenken. Da las es sich: Eine Hitzewelle rollt in diesen Tagen auf uns zu (da war ich noch so was von positiv gestimmt. Weil, immerhin mal eine andere Welle!). Die Temperaturen werden, so die Vorhersagen, weit über 30 Grad erreichen (das mal nur nebenbei, dass ich mich zunehmend erst einmal minutenlang durch Wetter-Nach-Hersagen kämpfen muss, um zu erfahren, wie das Wetter in der Zukunft wird. Weil, wie das Wetter war, weiß ich ja!). Deshalb haben wir für Sie einige Tipps zusammengetragen.

  • Ausreichend trinken (Da hätte ich mir allerdings ein wenig mehr Präzision gewünscht. Weil, ich bin ehrlich, wenn du mittags schon leicht einen hängen hast. Erst viel zu spät bin ich draufgekommen, dass die so was wie Wasser meinten, und nicht Rotwein.)
  • Gurken, Tomaten und gegrillte Zucchini oder eine Wassermelone mit Joghurt: diese Lebensmittel enthalten viel Flüssigkeit und kühlen von innen (Ich hab dann einfach noch zusätzlich zum Bauchspeck Zucchini auf den Grill geschmissen. Daran sollte es nun wirklich nicht scheitern.)
  • Körperliche Anstrengung vermeiden (Ich mein, wer ist da nicht dabei, wenn es darum geht, den eigenen Müll unter sich fallen zu lassen und nicht aufzuheben.)
  • Sonnencreme benutzen (Ich bin ja wirklich zu nichts anderem mehr gekommen. Das grenzt schon fast an körperliche Anstrengung, wenn du ständig eine volle Wasserflasche mit dir rumschleppst, und ständig die Sonnencreme wieder erneuerst, weil durch Schweiß ja die Wirksamkeit nachlässt. Ein Teufelskreis: Schon beim Eincremen kommst du wieder ins Schwitzen. Als ich dann versehentlich statt des Wassers Sonnencreme getrunken habe, war das ein klares Zeichen, dass ich mit den Nerven runter war.)
  • Besonders heiße Flächen, etwa Beton und Asphalt, meiden (Ich habe dann selbstverständlich Arbeitende, die gerade mit der Asphaltierung zugange waren, vehement von ihrer Arbeit abgehalten. Deshalb, sorry, die vielen Schäden auf unseren Straßen. Und der Drops, dass ich mich weiterhin auf Asphaltdecken lege, war, nachdem ich diesen tollen Tipp gelesen hatte, natürlich auch gegessen!)
  • Innenräume oder Schatten aufsuchen (Hallo, da war dann natürlich nichts mehr mit Ausruhen auf meiner Verkehrsinsel, mal dort die Seele baumeln lassen. Weil, da ist nun wirklich nichts mit Schatten. Was jetzt wohl teilweise recht gefährlich war, ich bin dann wegen Schatten. Ich mein, ich wollte ja auch alles richtig machen und bin deshalb schnell bei Rot über die Straße. Ich dachte mir, jetzt, wo die Autos sowieso nur mit 30 schnecken dürfen, kein Problem. Dumm nur, wenn der ein oder andere Autofahrer sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung hält.)
  • Helle, weite und leichte Kleidung sowie draußen eine schützende Kopfbedeckung tragen. (Da hätte ich mir jetzt wohl gewünscht, der ein oder andere hätte das mit der Weite gelesen. Solch Weite hat ja auch immer den feinen Nebeneffekt des Verdeckenden oder sogar Verhüllenden.)
  • Tagsüber die Innenräume abdunkeln und in der Nacht lüften

Apropos lüften. Der Komiker Christian Schulte-Loh erklärt ja den Engländern, was das typisch deutsche Wort Stoßlüftung bedeutet. Und auf die Frage, wie lange denn so eine Stoßlüftung dauert, antwortet er, dass es da keine konkrete Vorgabe gebe, der Deutsche das im Gefühl habe. Und dann hat er noch erzählt, was die größte Angst der Deutschen ist: Die größte Angst der Deutschen ist die Angst vor Schimmel. Schulte Loh spricht deshalb vom deutschen Dreisatz: "Schimmel, Asthma, Tod".

Und justamente, kaum hatte ich den Stress mit der Hitzwelle überstanden, las ich in meinem SCHAUFENSTER die Lettern "Richtig heizen und lüften" - Worauf private Haushalte zu Beginn der Heizsaison achten sollten: Die Bundesregierung hat Maßnahmen zur Heizungseinsparung verordnet, die auch das Absenken von Heizungstemperaturen im Wohnraum vorsieht. Aber Vorsicht (!!!!!, die sind alle von mir, die Ausrufezeichen): Mieter müssen dennoch durch entsprechendes Heizen und Lüften Schimmelschäden vermeiden. Gemeinsam mit weiteren Fachorganisationen hat die Verbraucherzentrale NRW unter dem Dach des "Netzwerk Schimmelpilzberatung Deutschland" sechs Tipps zum Heizenergiesparen und Schimmelvermeiden zusammengestellt. Dazu gehört regelmäßiges Stoßlüften, auf die Luftfeuchtigkeit zu achten und wenn nötig einzugreifen, Wäsche nicht in der Wohnung, sondern in Trockenräumen/-kellern oder draußen auf dem Balkon zu trocknen und das Badezimmer trocken zu halten und nach dem Duschen Spritzwasser sofort von den Fliesen und elastischen Fugen mit einem Abzieher zu entfernen. Weitere Informationen gibt es unter www.schimmelnetz.nrw. Mehr wollte ich diesen feinen Artikel beim besten Willen nicht kürzen. Nach der Lektüre habe ich mir erst einmal das ein oder andere Rotweinglas in die Birne gekippt. Weil, ich war aktuell so was von glücklich, dass ich der Hitzewelle getrotzt hatte, und dann dies!

Apropos Tipps: Nur so nebenbei, die Piloten haben definitiv die Tipps zur Hitzewelle nicht gelesen. Die müssen dermaßen einen Sonnenstich bekommen haben. Wie sonst sollte ich mir erklären, dass die bei ihren Gehaltsverhandlungen einen Inflationsausgleich gefordert haben.  

Donnerstag, 22. September 2022

Düren: Leidenschaft und Erotik

Kennst du das, wenn du so richtig reingesteigert bist? War ich. Und kennst du auch den 1983 erschienenen und preisgekrönten Roman "Die Entdeckung der Langsamkeit" von Sten Nadolny? Unbedingt lesen! Wenn du denkst, du hast ihn noch nicht gelesen, schau aber erst einmal ins Bücherregal (hat unsereiner ja noch!) Vielleicht steht das Buch ja da und du hast nur vergessen, dass du es schon gelesen hast. Wenn's nicht da steht, kauf's dir gebraucht, da macht es auch nichts, wenn du beim Ölziehen Öl draufkleckerst. Wie komm ich drauf? Genau, der letzte Samstag im August. Ich sag dir, so was von reingesteigert und dabei so was von tiefenentspannend …

Weil was Anspannung anbelangt, bietet mir mein SCHAUFENSTER ja immer wieder so  einiges. Neulich zum Beispiel: War ich da froh, dass die Lettern "Das Elend des Scheiterns" sich nicht auf. Ich mein, Elend und Scheitern sind ja schon jeweils für sich kein Spaß, aber zusammen in einer Überschrift, da ahnst du nur das Übelste! Gott sei Dank bezogen sich die Lettern aber nicht auf unsere Beethovenhalle. Ich hatte nur zwei Artikel in einen Topf geworfen, weil beide sich mit Dramen befassten. Weil über sie gab es auch einen Beitrag in meinem SCHAUFENSTER, aber zum Glück mit der Überschrift "Neustart für die Beethovenhalle". Darin hieß es, das Drama um die Beethovenhalle soll nun endlich ein Ende finden. Oberbürgermeisterin Katja Dörner holt für die Sanierung einen erfahrenen Experten für komplizierte Bauprojekte der öffentlichen Hand an Bord. Ein Team der Berliner Häuser Baumanagement GmbH soll die Stadt als Bauherrin unterstützen, damit die Beethovenhalle erfolgreich fertig geplant und störungsfrei zu Ende gebaut werden kann. Mein erster Gedanke: Haben die nicht genug eigene Probleme in Berlin zu lösen und hätte man die in Berlin nicht wegen des Flughafens mal anrufen können? Konnte und hat man. Denn weiter hieß es in dem verheißungsvollen Artikel, die Berliner Häuser sei spezialisiert auf das Projekt- und Baumanagement diffiziler Bauprojekte. Das Unternehmen war mit seinem Geschäftsführer Steffen Göbel entscheidend in der Fertigstellung der Elbphilharmonie sowie des Berliner Flughafens BER involviert. Ich kann nur sagen, meiner Meinung nach hat der Herr Göbel für dieses Leben ausgesorgt, wenn der so gut ist.

Aber apropos Drama. Die Lettern "Das Elend des Scheiterns" waren die Überschrift für eine feine Rezension über das Stück "Der zerbrochene Krug" von Heinrich von Kleist. Was hab ich da beim Lesen für einen Spaß gehabt an solchen Sätzen wie: "Die nahezu brutal naturalistische Inszenierung mit sehr textsicheren und engagierten Schauspielern entließ so manchen verstörten Zuschauer." Und "Das Premierenpublikum spendete den hervorragend die Regieziele umsetzenden Schauspielern anhaltenden verdienten und den besonderen Wert der Aufführung schätzenden Applaus." Hammer-Satz, oder?

Und wo ich gerade beim Scheitern bin, kennst du "Das Institut – Oase des Scheiterns"? Dazu Wikipedia: eine deutsche Workplace-Sitcom aus dem Jahr 2018 und 2020 über die Arbeit eines deutschen Kulturinstituts im zentralasiatischen Fantasiestaat Kisbekistan. Weitgehend am Interesse der Einheimischen vorbei versuchen die sechs Mitarbeiter, mit Sprachkursen und Veranstaltungen ein positives Deutschlandbild zu vermitteln. Das in der Serie dargestellte Deutsche Sprach- und Kulturinstitut trägt dabei unverkennbar Züge des Goethe-Instituts. Unbedingt schauen!

So, nun aber zu meinem letzten Samstag im August und der Entdeckung der Langsamkeit. Ich sagte ja, ich war da so was von reingesteigert. Was dem einen sein Sylt, war mir Heimbach. Wir haben uns wieder aufgemacht, mit dem 9-Euro-Ticket, und sind mit der Regionalbahn vom Bonner Hauptbahnhof nach Euskirchen gefahren. Von Euskirchen mit der Bördebahn nach Düren, und von Düren mit der Rurtalbahn nach Heimbach. In Heimbach ein klein wenig nach links geschaut und ein klein wenig nach rechts gegangen. Und dann alles wieder retour. Was zunächst einmal das absolut Entspannende ist: Bonn, Euskirchen, Düren und Heimbach sind jeweils Start- oder Endhaltestelle. (Witzig in dem Zusammenhang: Es gibt kein Antonym, also kein Gegenteil, für Endstation.) Du steigst also immer in einen leeren Zug ein und fährst bis zur Endstation. Also kein Stress von wegen verpassen. Dann hast du immer so was von genug Zeit für den Umstieg - bis zu eineinhalb Stunden. Was aber das absolut Erholsame ist: Es gibt in Euskirchen und Düren nichts, was du dir anschauen willst. Also nichts wie rein in die Bahnhofsbuchhandlung. Und in Zeitschriften schwelgen, von deren Existenz ich nicht die geringste Ahnung hatte. Und, noch besser, in Schnulzen schwelgen: "Jadeherzen (schau dir das Cover an!) 

Der legendäre Schatz der chinesischen Tang-Dynastie ist verschwunden!" Und "Kyle Donovan, für ein Abenteuer immer zu haben, wird auf die Spur der geheimnisvollen Lianne Blakely gesetzt. Die exotische Schönheit ist nicht nur eine anerkannte Expertin für alte Jadekunstwerke, sondern auch eine illegitime Tochter der einflussreichen Tang-Familie. Bald schon werden die beiden in einen verzehrenden Sog aus Lüge, Macht und Leidenschaft gezogen …" Und darunter: "ein überaus spannender und exotischer Liebesroman". Bei aller Liebe, der Tag dient ja gerade der Entspannung! Und jetzt muss ich aufpassen, dass ich nicht trotz eineinhalb Stunden Aufenthalt den Anschlusszug verpasse! Was auch witzig ist, der Bahnhof Euskirchen hat sechs Bahngleise: Gleis 1 bis 5 und Gleis 46.

Schon das ganze Drumherum an diesem Tag war so was von tiefenentspannend. Wenn du dann aber noch zusätzlich unzählige Male das folgende Mantra hörst: "Nächste Station Jakobwüllesheim - Bitte achten Sie auf den Abstand zwischen Zug und Bahnsteigkante - Bedarfshalt: Zum Aussteigen bitte Haltewunschtaste betätigen - Ausstieg in Fahrtrichtung links". Wenn du dieses Mantra den ganzen Tag über immer wieder hörst - so was von Tiefenentspannung, so was von Erholung, entschleunigend, die Langsamkeit neu entdeckt!

Mittwoch, 31. August 2022

Hurra - Projekt erfolgreich abgeschlossen!



Ich kann nur sagen, so ganz bin ich davon noch nicht überzeugt, vom Ölziehen. Aber kennst du ja auch: Jemand hat dir so was von vorgeschwärmt und du fragst dich, warum hab ich das eigentlich noch nicht ausprobiert. Dann gehst du sofort los und kaufst drauf los. Nur mit dem Kaufen alleine ist es ja bekanntlich nicht getan. Das siehst du ja schon daran, wie viel Schulübungslektüre bei Thalia gekauft wird, und dann stellt sich heraus, dass zuhause der Tag auch nur 24 Stunden hat. Und selbst wenn er mehr Stunden hätte, hätte der Butzelbär null Lust, kontinuierlich Vokabeln zu lernen. Dass du dir kurz vor der Arbeit eben mal die Vokabeln der letzten sechs Wochen reinziehst - kein guter Plan. Oder so eine Faszienrolle. Hallo, da nutzt es nichts, wenn du dich einmal in der Woche für zwei Sekunden drauflegst. Das braucht alles seine Zeit.

Apropos kaufen. Hab ich. Das 9-Euro-Ticket. Und? Ich sag nur: Vabanquespiel! Was ja so viel heißt wie "eine mit einem hohen Risiko verbundene Vorgehens- bzw. Verhaltensweise, sehr gewagtes Unterfangen". Das ist ja das Tolle an solchen Sternfahrten: Du hast im Urlaub nur ein Hotel, in das du jeden Abend wieder zurückkehrst, und von da aus startest du jeden Tag eine andere Tour (oder auch nicht). Und damit du einen größeren Aktionsradius hast, fährst du oft mal eine Strecke mit der Bahn. Dieses Jahr in den Sommerferien haben mein Traummann und ich das in Erfurt gemacht. Jeden Tag haben wir mit unseren Rädern (nein, keine E-Bikes!) eine andere Tour gemacht. So ging es an einem Tag von Erfurt nach Bad Langensalza. Und der Text aus dem Routenheftchen: "Streckenlänge 45 km … Hier beenden wir die Tour in einem Café und treten die Heimfahrt mit dem Zug an." Die meisten Bahnhofsgebäude in den kleineren Orten sind ja mittlerweile komplett geschlossen. Dafür gibt es in Bad Langensalza aber ein rot-weißes Häuschen etwa in der Größe von zwei Dixi-Klos: "Video-Reisezentrum - persönliche Beratung und Verkauf", stand da in riesigen Lettern drauf und … Hallo, ich ging da rein und eine echte Menschin erschien auf dem Bildschirm: Ich habe ihr gesagt, was ich wollte, sie hat alles auf ihrer Maschine eingegeben, ich habe in meinem Häuschen mit EC-Karte bezahlt und raus kamen zwei 9-Euro-Tickets. Dann kam der Zug und ich habe mich so was von gefreut, dass wir es geschafft haben, mit den Rädern reinzukommen (ich sag mal, maximal Platz für fünf Räder im ganzen Zug!). Mensch denk ich, die 9 Euro habe ich jetzt schon raus. Denk ich aber auch nur, weil nach ca. zwei Drittel Fahrt hält der Zug an einem Bahnhof im Nirgendwo und aus dem Lautsprecher folgende Worte: "Die Weiterfahrt verschiebt sich auf unbestimmte Zeit. Grund ist ein Personalmangel." Die anderen Fahrgäste haben ganz schön blöde aus der Wäsche geschaut, und wir haben unsere Räder geschnappt und sind die restlichen Kilometer zu unserem Hotel in Erfurt zurückgeradelt. Merke also: Auch wenn du gar nicht vorhast Fahrrad zu fahren, sicherheitshalber immer in der Bahn ein Fahrrad mit dir führen, damit du im Zweifelsfall …

Gut, dachte ich, zweiter Versuch, morgen soll's ja nach Weimar gehen und zurück wieder mit dem Zug. Dazu auf der Seite der DB: "Schienenersatzverkehr auf dem Streckenabschnitt Weimar - Erfurt 01.08.2022 - 14.08.2022 RB 21. Aufgrund von Bauarbeiten zur Gleiserneuerung ist die Eisenbahnstrecke zwischen Weimar und Vieselbach vom 01. bis 14. August 2022 für den gesamten Zugverkehr gesperrt. In Folge dessen fallen alle Züge der Erfurter Bahn in diesem Zeitraum auf dem Streckenabschnitt Weimar - Erfurt aus und es wird Schienenersatzverkehr eingerichtet." Hatte ich erwähnt, dass wir diese Tour am 2. August gemacht haben? Und wenn du jetzt nach Schienenersatzverkehr googelst, liest du unter Fahrradmitnahme in Bus und Bahn folgende Lettern: "Bus und Bahn sind ideale Partner bei der Ausgestaltung Ihrer nächsten Radtour, denn durch die Fahrradmitnahme können Sie auf der Hin- oder Rückfahrt bequem in Bus oder Bahn unterwegs sein und damit ihren Aktionsradius erweitern oder bei schlechtem Wetter alternativ einfach einsteigen." Und du liest auch: "Beim Schienenersatzverkehr mit Bussen können leider keine Fahrräder mitgenommen werden." Ja, was machst du da? Mit dem Radel zurückradeln. Merke also: Papier und Internet sind geduldig und Obacht bei der Auswahl der Streckenlänge.

So, jetzt war es bei mir mit dem 9-Euro-Ticket so wie mit dem Mundziehöl: das eine noch nicht mal für eine vollständige Zugfahrt genutzt, das andere noch nicht mal geöffnet. Was ja aber das Tolle war, wir hatten noch so manchen Tag im August. Und deshalb folgendes Projekt: An einem Samstag sind wir um 7:00 Uhr in der Früh nach Köln geradelt (es sollte sehr heiß werden und wurde es auch). Um 9:00 Uhr waren wir im Kölner Dom, fast allein, um eine Kerze für unsere verstorbene Freundin anzuzünden. Gerne wäre ich wieder zurückgeradelt, weil es immer noch angenehm kühl war. Aber, das Projekt: Deshalb sind wir in die Linie 16 gestiegen. So, und jetzt rate mal. Genau! Merke: Wenn du die Bahn nicht brauchst, wenn du sogar lieber gerne wieder zurückradeln würdest, dann klappt alles! Wenig Wartezeit und genügend Platz. Kein Wunder: Es war Samstagvormittag und auf der Höhe der Kranhäuser hatte am Abend zuvor das Weinfest am Rhein stattgefunden, was du an den unzähligen leeren Weinflaschen gesehen hast.      

Ich hätte auch noch ein anderes Projekt gehabt, wenn das mit Köln nicht geklappt hätte: Ich wäre (ohne Fahrrad!) den ganzen August in jede Buslinie vor meiner Haustür gestiegen und mal bis zur Endstation gefahren. Wäre ausgestiegen, hätte mal links und mal rechts geschaut und wäre dann wieder zurückgefahren.