Dienstag, 5. Januar 2016

Für das Jahr 2016 wünsche ich uns allen von ganzem Herzen, dass wir uns weiterhin den ACE und DVR leisten können!

Dass ich abends immer so was von müde bin. Gut, hängt sicherlich auch am Alter - und an der dunklen Jahreszeit. Aber das allein kann's nicht sein, hab ich mir immer wieder gesagt. Hatte aber keinen Beweis dafür. Jetzt hab ich's schwarz auf weiß: Der Grund für meine Müdigkeit ist das Smartphone.

So stand in meinem "Schaufenster", dass laut Auto-Club Europa (ACE) das Unfallrisiko mit der Nutzung von Smartphones am Steuer um mehr als das 20-Fache steigt (sieh mal einer an, wer hätte das gedacht). Wer im Auto nicht auf das Mobiltelefon verzichten wolle, sollte eine feste Halterung und eine Freisprecheinrichtung verwenden. Laut Tüv Rheinland bewege man sich damit zumindest rechtlich auf der sicheren Seite. Die Straßenverkehrsordnung verbiete die Handy-Nutzung nämlich ausdrücklich nur dann, wenn es dafür aufgenommen oder gehalten werden muss. Aber auch mit Halterung lenkten Gespräche noch ab (wer hätte das gedacht, wär' ich im Leben nicht draufgekommen). Experten des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) raten deshalb vom Telefonieren mit Freisprechanlage ebenfalls ab. Zumindest bei komplizierten Verhandlungen oder gar bei einem Streit sollte man trotz Freisprechanlage wenn möglich rechts ranfahren.
Da sieht man mal wieder, wie ungemein wichtig es ist, dass es Experten gibt, vor allem die des Deutschen Verkehrssicherheitsrats - und dass wir die auch gut bezahlen. Weil, wer hätte mich sonst darauf aufmerksam machen können, dass die Mama am Steuer so was von abgelenkt ist, wenn der Sohnemann sie per Handy (in fester Halterung!)  über sein anstehendes Sitzenbleiben informiert? Im Leben wäre ich nicht draufgekommen, dass der Kevin sich jetzt nicht wirklich gerade auf den Straßenverkehr konzentriert, wenn die Mandy ihm mitteilt, dass sie sich doch für den Jason entschieden hat.

In dem Zusammenhang erfuhr ich auch, dass das Tippen auf dem Smartphone prinzipiell erlaubt ist, wenn das Handy in einer Halterung steckt. 
Und das verstehe ich jetzt nicht, was man sich dabei gedacht hat oder ob überhaupt gedacht wurde. Weil, auf der einen Seite sitzen diejenigen, die für die Straßenverkehrsordnung zeichnen, und auf der anderen Seite die Experten. Es wäre doch recht praktisch gewesen, wenn auch ein paar kluge Köpfe für die Straßenverkehrsordnung zuständig wären.
Aber gut, wenn es denn nun mal so ist, könnten die sich doch wenigstens von den Experten beraten lassen. Dann könnten die Experten denen ja sagen, dass der Kevin so was von abgelenkt ist und sich nicht mehr auf mich als Fahrradfahrerin konzentriert, wenn er der Mandy jetzt mal per SMS zeigt, wo der Frosch die Locken hat.

Und während ich auf der einen Seite gucken muss, dass ich nicht unter Kevins Räder komme, wenn der jetzt in seiner Wut von null auf hundert Gas gibt, muss ich auf der anderen Seite - und das meine ich jetzt nicht im übertragenen Sinn (ich setz jetzt erst einmal ein Ausrufezeichen)! Weil, von der anderen Seite läuft mir gerade jemand so was von vor die Räder. Einer dieser armen bemitleidenswerten Menschen mit dieser Fehlstellung im Nackenbereich. Offensichtlich eine Versteifung der Halswirbelsäule, die schwer zu behandeln ist. Hat natürlich dann auch erhebliche Auswirkungen auf das Sichtfeld, so was von eingeschränkt ist das! Ich stelle mir das sehr beschwerlich vor, wenn  diese Menschen ihren Blick nicht geradeaus richten können, auch nicht nach links oder rechts. Offensichtlich sind das mittlerweile keine Einzelfälle mehr, weil es dafür auch einen Namen gibt: Smombie.
Also das ist jetzt nicht der Name für diese Krankheit. Nein, das ist das Jugendwort des Jahres 2015. Eine Zusammensetzung aus Smartphone und Zombie und bezeichnet jemanden, der mit dem Blick auf sein Smartphone gerichtet durch die Gegend läuft, ohne so richtig mitzubekommen, was um ihn herum geschieht. Und da hieß es doch auch wieder in meinem "Schaufenster", dass dies manchmal sogar sehr gefährlich werden könne, wenn der Smombie nämlich nicht auf Ampeln oder den Verkehr achte, weil er so in sein Smartphone vertieft sei. Da bin ich ganz bei denen!
Was mir in dem Zusammenhang neulich durch den Kopf ging. Und man kann ja nichts für seine Gedanken. Die kommen und gehen, einfach so. Ich stellte mir halt vor, welche Gemengelage von Gefühlen so in mir wüten würde, läse ich in der Zeitung folgenden Artikel:
Fahrer eines tiefer gelegten BMWs überfuhr junge Frau, während er an seine Freundin eine SMS auf dem Handy tippte, das in einer Halterung steckte. Das Tragische am Tod der jungen Frau ist, dass es sich bei der Toten um eben die Freundin des Fahrers handelt. Sie hatte gerade ihren Blick auf ihr Smartphone gerichtet, um eben diese SMS zu lesen - und ging deshalb bei Rot über eine Fußgängerampel.

Apropos Unfall. Da las ich doch in meinem "Schaufenster": Ein 24-jähriger Motorradfahrer und ein 81-jähriger PKW-Fahrer wurden bei einem Verkehrsunfall verletzt, es entstand ein Schaden von rund 9000 Euro. Mensch, denk ich, da hat der Motorradfahrer aber noch mal Glück gehabt. Das hätte viel übler für ihn ausgehen können. Weil, den alten Mann, den kenn ich. Wie oft der mich schon über den Haufen gefahren hätte, wenn ich nicht für den mitgeguckt hätte. Das ist dieser typisch deutsche Mann, der schon seit einigen Jahren taub ist und seit Kurzem keinen Schritt mehr vor die Tür setzt, weil er quasi blind ist. Der aber immer noch meint, er könne Auto fahren. Und den die lieben Anverwandten auch nicht daran hindern, weiterhin in selbiges auf der Fahrerseite einzusteigen, weil er ja nur noch kurze Strecken fährt, die er wie seine Westentasche kennt (fatalerweise ist diese kurze Strecke nicht mit dem Hinweis "Vorsicht! Lebensgefahr, scheintoter Fahrer unterwegs" beschildert). Das ist dieser alte Mann mit dem Tunnelblick, der Zweiräder überhaupt nicht mehr wahrnimmt.

Und ich komm drauf, weil ich immer so müde bin. Kein Wunder, wenn ich einerseits jederzeit damit rechnen muss, dass sich der Marvin mit der Jennifer per Handy (in der Halterung!) fetzt oder mir ein Smombie vors Fahrrad läuft, und ich mich andererseits vor dem alten Mann mit Hut hüten muss, dass der mich nicht über den Haufen fährt.