Am Ende meines letzten Beitrags stand ich ja am Akademischen Kunstmuseum – per Foto. Du erinnerst dich an den Absperrzaun im Hofgarten? Quasi neben der Adenauerallee? Und da fiel mir in dem Zusammenhang ein Artikel in meinem SCHAUFENSTER ein, mit der Überschrift „Immer wieder Staus – Stadt nimmt nach Kritik erste Optimierungen vor“. Hauptsächlich geht es da um eine verbesserte Ampelschaltung zugunsten der Adenauerallee: Maßgeblich für die Länge der Grünzeit ist an dieser Stelle nicht der Kfz-Verkehr, sondern die Zeit, die Fußgänger und mobilitätseingeschränkte Personen benötigen, um die Straße sicher zu überqueren. Im Fall der Kreuzung Weberstraße/Zweite Fährgasse hat die Prüfung Spielraum ergeben, sodass die bei den Querstraßen eingesparte Grünzeit dem Verkehr auf der Adenauerallee zugeschlagen werden konnte. Die Grünzeit für die kreuzenden Straßen wurde folglich reduziert (klar, was du dem einen gibst, musst du dem anderen nehmen). Mit dieser Optimierung erhält die Adenauerallee tagsüber bis zu 17 Sekunden (holla, die Waldfee!) länger Grün, nachts ab 20:30 Uhr liegt die Grünzeitverlängerung bei 11 Sekunden, jeweils pro Umlauf. Damit können im Schnitt etwa acht Fahrzeuge mehr pro Grünphase die Kreuzung passieren. Interessant, nicht wahr?
Und wo ich jetzt gerade wieder bei der Adenauerallee bin. Was ist eigentlich aus dem Projekt „Bonn und Berlin verbinden“ geworden? Ist das quasi so gedacht, dass die Autofahrer auf Dauer mürbe gemacht werden, und dann „freiwillig“ die Adenauerallee ganz meiden? Ist das der Beginn der Umsetzung des Projekts „Radweg Deutsche Einheit“? Denn so hieß es doch in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern „Bonn und Berlin verbinden“: In den Haushaltsberatungen hat der Deutsche Bundestag Fördermittel für den „Radweg Deutsche Einheit“ beschlossen. Zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit fördert der Bund einen ländergrenzenüberschreitenden (holla, die Waldfee! Was für ein herrliches Partizip Präsens Aktiv!), einen ländergrenzenüberschreitenden Fahrradweg, um Bonn und Berlin miteinander zu verbinden.
Eigentlich wollte ich aber noch beim Thema Kunst bleiben. Ich komm deshalb drauf, weil es neulich auch mal auf der Kölnstraße in meinem Bonner Norden auf dem Grünstreifen zwischen Fahrbahn und Fahrradweg recht künstlerisch zugegangen ist. Und weil ich vorher von einer Ausstellung mit dem Titel „Kunst in Umbruchzeiten“ im Kunstmuseum gelesen hatte. Ich mein, es ist ja heutzutage alles im Umbruch. Im Sport zum Beispiel. Wenn dir heute jemand sagt, dass er Fußball gespielt hat, weißt du nicht, ob er sich tatsächlich physikalisch aufgemacht und seine Wohnung verlassen hat. Draußen auf einem Fußballplatz war, oder ob er ein Onlinespiel gespielt hat. Oder anderes Beispiel. Dart. Zu meiner Zeit, wenn du da von jemandem gehört hast, der seine Freizeit in der Kneipe mit Dartspielen verbringt. War klar, der hat sein Leben nicht im Griff, Alkoholiker, vereinsamt, wahrscheinlich eher dick und vor allem kalkweiß. Du verstehst, von wegen fehlendes Sonnenlicht. Ein passionierter Dartspieler wäre jedenfalls nicht auf Anhieb meine erste Wahl für ein Date gewesen. Und heute? Heute ist es ein anerkannter Sport, es gibt sämtliche Meisterschaften, die du dir denken kannst. Gut, ja, an dem Figürchen von dem Gabriel Clemens, wie soll ich mich ausdrücken, kann man vielleicht noch ein wenig. Aber dass der sein Leben nicht im Griff hat, kann man beim besten Willen so nicht sagen. Der hat zum Beispiel für den WM-Halbfinaleinzug 113.000 Euro erhalten. Wenn du den dann punktgenau in dieser Zeit datest.
Oder Flippern. Da konntest du neulich lesen: Die besten deutschen Flipper-Spieler sind Teenager. So kann man jedenfalls das Endergebnis bei den jetzt zu Ende gegangenen Deutschen Meisterschaften in Gronau werten. Der 17-jährige Paul Englert sicherte sich den Titel, gefolgt vom drei Jahre jüngeren Lukas Ott. In der Finalrunde verwiesen sie Roy Wils (44) und Andreas Harre (61) auf die hinteren Plätze. Mehr als 250 Teilnehmer waren angetreten. Wenn zu meiner Zeit eine Mutter darüber gesprochen hat, dass ihr Sohnemann den lieben langen Tag im Keller am Flipper verbringt. Dann hat die dir ihr Herz ausgeschüttet. Dann hat die dir das nicht erzählt, weil sie so ungemein stolz auf ihren Prinzen war. Die hatte ein massives Problem mit ihrem Prinzen. Da hast du der natürlich geraten, das Ding sofort zu entfernen oder als Erpressungsmethode zu benutzen. Also quasi, Vokabeltest fünf, eine Woche kein Flippern mehr.
Ich war ja aber eigentlich bei Kunst, bei Kunst im öffentlichen Raum, in der Kölnstraße. Und, klar, von performativer Kunst hast du auch schon gehört. Und wenn nicht, schau einfach ins Internet: Performative Künste vermögen Möglichkeitsräume zu eröffnen und Aushandlungsprozesse zu initiieren, die direkt auf soziale Felder und die in ihnen vorgefundenen Realitäten einwirken. Aktionistische und partizipative Prozesse nutzen Kunst als Impulsgeber für die Veränderung der Gesellschaft.
So, jetzt weißt du, wovon ich rede. Mensch, denk ich also, wie toll ist das denn, hier so was von Performatives. Was ich wieder so typisch fand, schon wenige Tage später fehlte die Hälfte der Installation. Den grünen Stuhl hatten sie geklaut. Was mich jedoch noch mehr verwirrte, war die Tatsache, dass nach einigen Wochen auch der Rest weg war. Bis ich das mal verstanden hatte, dass das einfach nur Sperrmüll war, der nach Wochen abgeholt wurde. Wahrscheinlich waren mindestens zwei „Künstler“ am Werk, die an dieser Installation beteiligt waren: Einer hat den Rollstuhl gestellt (ich entsann mich dann, dass der vorher schon allein da stand), der andere hat den grünen Stuhl auf dem Rollstuhl platziert. Und so gesehen war es dann doch eigentlich ein aktionistisch, partitiver Prozess.
Ach übrigens, ich war neulich mit meinem Traummann wieder mit dem Rädchen in, um und um Köln-Nippes herum unterwegs. Arbeitsauftrag für dich: Galerie „SichtARTen“ in der SechzigStr.3, der Biergarten „Schwimmbad“ und das „Kriescher“-Haus.