Mittwoch, 1. Juni 2016

Alte und neue Steine - unser Münster und die Boardinghäuser

Neulich war ich bei SinnLeffers. So was von nett war das da! In meinem "Schaufenster" hatten die mich zu ihrer Modenschau eingeladen. Ich bin ehrlich, wie ich da so stand, mit einem Gläschen Maibowle in der einen und einem Häppchen in der anderen Hand, und die tolle Modenschau genoss, hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, und das gleich doppelt. Ich kaufe nämlich selten bei SinnLeffers, weil ich doch meinen Herrn Azad Manan habe. Der nennt sich ja selbst nur Änderungsschneider. Aber da untertreibt er so dermaßen. Ich spreche von der Änderungsschneiderei in der Kölnstraße am Wilhelmsplatz. Also das hat sich für mich so was von gelohnt, dass ich das Nähen nie gelernt habe! Egal mit welchen Ideen ich bei ihm auftauche, der setzt sie alle um. Und das perfekt! Manchmal weiß er sogar eher als ich, was ich will! Und dabei ist er immer so geduldig mit mir! Also für mich ist er mein Hofschneider.
Ja, und dann hatte ich natürlich ein schlechtes Gewissen, wie ich Luxusnudel nach der Modenschau so auf dem Münsterplatz stehe und gegenüber voll der Verfall im Gange ist ...

Apropos Modenschau. Was ja auch so was von in Mode gekommen ist, ich komm deshalb drauf, weil die Simone Stein-Lücke, Godesbergs Bezirksbürgermeisterin, jetzt das erste Boardinghouse in Bad Godesberg vorstellte. Das soll zur Entspannung des dortigen Wohnungsmarkts beitragen, weil es in erster Linie für Medizintouristen gedacht ist. Allein in 2015 seien rund 1200 Medizintouristen nach Bonn gekommen, wobei der größte Teil aus Qatar, Kuwait oder Saudi Arabien stammte. Der Anteil der Russen sei hingegen leicht zurückgegangen (die kommen wahrscheinlich jetzt noch weniger, wo die Ukraine beim ESC gewonnen hat). Den Medizintourismus bezeichnete die Simone Stein-Lücke als eine äußerst attraktive Branche, durch die Bad Godesberg durch die außerordentliche Qualität und Anzahl an Ärztekliniken und medizinischer Versorgung auch in den Bereichen des Einzelhandels, Tourismus, Gastronomie und Dienstleistungen profitiere.

Apropos Tourismus: "Medizin-Touristen aus arabischen Ländern lassen die Kassen klingeln", so las es sich schon in meinem "Schaufenster" am 2. Oktober 2007! Und weiter hieß es damals: Laut einer Studie steht für einen Großteil der Touristen der Einkaufsspaß in der Rangliste deutlich vor Besichtigungen und Kultur. Diese Tatsache bescherte dem Bonner Einzelhandel in diesem Jahr (2007) das höchste Umsatzplus in NRW von 14,3 Prozent. Dabei bieten die Besucher aus Nicht-EU-Ländern deshalb ein besonders großes Potential, weil sie sich laut Gesetz bei der Heimreise die Mehrwertsteuer zurückerstatten lassen können. Global Refund, einer der weltweit größten Finanzdienstleister für die Rückerstattung der Mehrwertsteuer, bietet diese Möglichkeit zum Beispiel am Flughafen Köln/Bonn an, wo die Touristen gegen eine geringe Gebühr und nach Vorlage von Kassenbon und Bescheinigung des Zolls die Mehrwertsteuer zurückerhalten. Rund 350 Geschäfte werben bereits mit dem weiß-blauen Zeichen "TAX FREE SHOPPING" um die Gunst der Einkaufs-Touristen. Einen Sonderstatus nehmen in Bonn seit vielen Jahren die Touristen aus dem arabischen Raum ein. Der Grund, warum viele arabische Touristen seit Jahren mit ihren Familien nach Bonn kommen, liegt nicht zuletzt am besonders guten Ruf des Gesundheitsstandortes Bonn. Die medizinische Versorgung ist für sie bei der Wahl des Aufenthaltsortes ein entscheidender Faktor. Sie nutzen ihren in der Regel mehrere Monate dauernden Aufenthalt während der Behandlung gern zum Shopping mit den mitgereisten Familienangehörigen. Um künftig neue Gästegruppen im Nahen Osten zu akquirieren, plant die T&C (Tourismus & Congress GmbH) die Herausgabe eines Bonn-Guides in arabischer Sprache, der neben Shoppinghinweisen Aspekte aus dem kulturellen und touristischen Bereich der Stadt Bonn enthalten soll. Um dem Krankenhauspersonal und den Geschäftsleuten den Umgang mit den Eigenheiten der arabischen Kultur zu erleichtern, bietet die T&C außerdem künftig kostenlose Schulungen an. Mit der Initiative "Bonn Medical Partners" haben die T&C und die Stadt Bonn gemeinsam mit neun Bonner Krankenhäusern außerdem eine neue Marketingplattform geschaffen, um den Gesundheitsstandort Bonn im Ausland noch besser zu vermarkten. Zum Thema "Finanzkräftige Medizintouristen bieten Umsatzpotentiale" laden die T&C und Global Refund den Einzelhandel sowie die Bonner Gastronomie und Hotellerie zu einer Informationsveranstaltung ... Soweit im Jahre 2007!!    

Apropos finanzkräftige Medizintouristen. Die Frau Simone Stein-Lücke meinte jetzt aktuell, private Wohnungen würden auf dem "Grauen Markt" oft zu Wucherpreisen vermietet und da sei die Errichtung von weiteren Boardinghäusern eine gute Möglichkeit, dem entgegenzuwirken. Das seh ich ganz genau so. Die Vorstellung, der arme Scheich oder die arme Scheichin könnte durch Wuchermieten in den Ruin getrieben werden. Oder, noch schlimmer, der Harem bliebe nach dem Shoppen auf der Mehrwertsteuer sitzen. Geht gar nicht! Wo die doch ohnehin schon wenig Geld haben! Seh ich genau so, Frau Simone Stein-L...


Apropos Stein. Ich komm drauf, weil neulich zu lesen war "Es ist schlimmer als befürchtet". Gemeint waren die enormen Schäden an unserem Bonner Münster. Und wie ich dann nach der Modenschau bei SinnLeffers so auf das arme Münster blickte, dachte ich mir, wie genial wäre das denn, wenn von dem Geld, das die Scheichs hier in Bonn lassen, ein schöner Batzen für das Münster abgezweigt würde. Wenn also der Scheich (hier jetzt nicht als generisches Maskulinum benutzt) von Qatar quasi Steinpate für ein christliches Gotteshaus würde. Wenn das keine Verständigung der Religionen wäre, was dann!