Wir haben zwar schon Juli, aber der Mai steckt mir immer
noch so was von in den Gliedern. Es fing schon mit dem Tanz in Selbigen an, im
Hotel Königshof. Auf den Eintrittskarten war vom Mindestalter 21 die Rede, kein
Wort über ein etwaiges Höchstalter. Deshalb sind mein Traummann und ich mit dem
Rädchen, eingepackt im Ganzkörperregenkondom, dort hin. Um 20:00 fing's an und
wir waren kurz nach acht da. Wie immer viel zu früh, wie immer die ersten an
der Garderobe. Hätten sie mal besser ein Höchstalter angegeben, wo ich dann
rausgefallen wäre! Weil, die Rede war von einem Begrüßungsgetränk und da hatte
ich jetzt an ein Gläschen Prosecco gedacht. Tatsächlich handelte es sich um ein
klitzekleines Plastikbecherchen (so etwas kenne ich nur im Zusammenhang mit
Medikamenteneinnahme) gefüllt mit etwas Grünem.
Und die Musik, es erweckt immer den Eindruck, als ob der DJ
zur selben Zeit noch einen anderen Job angenommen hat, und deshalb Stücke
auflegt, die gefühlt eine Stunde dauern. So kann er zwischen zwei Locations,
selbst wenn die eine in Bonn und die andere in Niederpleis ist, locker pendeln.
Von der Musik her, für meinen Traummann und seinen Tinnitus kein Problem. Haben
wir so was von super gehört. Eher zu laut und dann, was wir gar nicht hören
wollten. Bis halb zehn haben wir zwei Hübschen ausgeharrt, sind dann an die
Garderobe und stellten fest, dass es
später so was von toll werden würde, so lang wie die Schlange jetzt war. Das
war für uns auch Premiere, dass wir als einzige in der Schlange stehen, um
unsere Sachen abzuholen, während alle anderen abgeben. Wäre Premiere gewesen.
Denn mein Traummann ist an der Schlange vorbei, hat sein Garderobenmärkchen vor
die Garderobiere gelegt und auf unseren Rucksack gedeutet. Und was das
Interessante war, keiner in der Schlange hat sich aufgeregt. Die haben alle
gedacht, die armen Alten, haben sich, warum auch immer, hier hin verirrt. Nur
schnell raus mit denen, bevor die hier zum Sterben zusammenbrechen.
Im Nachhinein wäre ich viel lieber zu Porta gegangen, aber
die Anzeige habe ich leider zu spät in meinem SCHAUFENSTER entdeckt. Da hieß
es: Tanz in den Mai bis 21 Uhr, Empfang mit Mai-Bowle, Tanzvorführung
"Hoch das Bein", Wurfspiel "Triff das Herz" und vieles
mehr. Hallo, genau meine Uhrzeit. Wo die im Hotel Königshof noch nicht mal angefangen
haben, liegen die von Porta und ich schon längst wieder gemütlich auf dem Sofa.
Wenn die nächstes Jahr bei Porta wieder in den Mai tanzen, sind mein Traummann
und ich auf jeden Fall dabei.
Apropos Mai und vieles mehr. Davon gab's ja so was von zur
Theaternacht. Angefangen haben wir im Euro Theater Central und haben uns dann mutig
mit dem Rädchen auf die andere Rheinseite gewagt. Erst einmal ins Theater Marabu
zu "Griff, der Unsichtbare" und dann zu "Die Verstörung" in
der Brotfabrik. Und, was soll ich sagen, wenn das das Projekt war, den
Zuschauer zu verstören - hat so was von geklappt bei mir, so was von verstörend
"Die Verstörung", für mich. Und als krönenden Abschluss, ja, ich habe
es endlich geschafft! Eben noch vom Dach in der Südstadt der Sprengung des
Reuterhauses, respektive meines Pantheons, beigewohnt, und schon im Mai 2018
das erste Mal (!) im neuen Pantheon auf der anderen Rheinseite. Und was soll
ich sagen? Das Interieur so was von geschmackvoll, auch die Lounge, so was von
toll, einschließlich der Lampen.
Wo ich gerade bei Lampen und auf der anderen Rheinseite bin.
Ich glaube, einen besseren Übergang finde ich nicht - zu den Kopflinden am Rheinufer in Beuel. Was da ja über
Wochen an Arbeitskraft gebündelt war, Wahnsinn! Wochenlang waren die
städtischen Mitarbeiter damit beschäftigt, die dünnen Äste, die sogenannten
Jahrestriebe zurückzuschneiden, um die charakteristische Form der Kopflinden zu
erhalten. So hieß es in meinem SCHAUFENSTER. Informationen, die mich nicht
wirklich interessiert hätten, hieße nicht dieser Schnitt
"Kandelaber-Form". Schön!
Apropos Wahnsinn und verstörend. Las es sich doch in meinem
SCHAUFENSTER folgendermaßen: Neues Bad - Ja oder Nein? Die Bonnerinnen und
Bonner werden über das neue Wasserlandbad entscheiden. Nachdem der Rat die
Zulässigkeit des Bürgerbegehrens "Zentralbad stoppen" festgestellt,
aber gleichzeitig dem Bürgerbegehren nicht entsprochen hat, werden nun im Sommer
die rund 250.000 wahlberechtigten Bonnerinnen und Bonner über die Frage
abstimmen: "Soll der Neubau eines Schwimmbades in Bonn-Dottendorf gestoppt
werden?" Letzter Abstimmungstag des Bürgerentscheids wird Freitag, 3.
August, sein. Zuvor bleibt ein Monat Zeit, per Brief mit "Ja" oder "Nein"
zu stimmen.
Und das alles nur wegen meiner, für mich zu Übungszwecken.
Das tut mir so was von leid für die übrigen 249.999 Bonnerinnen und Bonner. Ich
frag mich nur, wie die Verantwortlichen da oben das rausgekriegt haben, dass
ich damals beim Bürgerentscheid "Soll das Kurfürstenbad erhalten
werden?" nicht bürgerentschieden habe. Ich war damals aber so was von vollkommen
überfordert mit den Unterlagen: die Abstimmungsbenachrichtigung zum
Bürgerentscheid "Kurfürstenbad bleibt!", auf der Rückseite der
Abstimmungsschein, der Stimmzettel für den Bürgerentscheid "Kurfürstenbad
bleibt", der Stimmzettelumschlag in einem hellen Grün ohne Sichtfenster
(!), der Briefumschlag "Rückantwort Bürgerentscheid" in einem
alarmierenden Gelb mit Sichtfenster und
das Merkblatt für die Durchführung des Bürgerentscheides
"Kurfürstenbad bleibt!" mit fünf Arbeitsschritten. Ich hab damals
jedenfalls nicht abgestimmt und jetzt kriegen sie mich. Hallo, Dottendorf!? Ich
dachte, da wäre demnächst Richtfest! Was ich mich in dem Zusammenhang gefragt
habe, ob es zwischenzeitlich einen Bürgerentscheid "Soll die Beethovenhalle
weiter saniert werden?" gab, von dem ich nichts mitbekommen habe.