Neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen:
Online-Angebot der Verwaltung wächst, städtische Dienstleistungen online
erledigen. Die Stadtverwaltung macht darauf aufmerksam, dass verschiedene
städtische Dienstleistungen aus den Bereichen Meldeangelegenheiten,
Führerscheine und Kfz-Zulassung online erledigt werden können. Es handelt sich
um Dienstleistungen, bei denen keine Unterschrift benötigt wird. Hierfür stehen
Online-Formulare bereit, die am Bildschirm ausgefüllt und auf elektronischem
Wege an die Behörden übermittelt werden. Darunter fallen etwa die Anforderung
von Führerschein-Karteikartenabschriften, die Beantragung einer einfachen
Melderegisterauskunft und einer einfachen Meldebescheinigung sowie der Antrag
eines Untersuchungsberechtigungsscheins. Mit der Authentifizierung über den
neuen Personalausweis können sogar Dienstleistungen, für die die Behörden eine
Unterschrift benötigen, auf elektronischem Wege online erledigt werden. Das ist
mit Hilfe eines Kartenlesers oder mit einem NFC-fähigen Smartphone und der
Ausweis-App des Bundes möglich. Zum Schluss hieß es dann aber auch, dass alle
Formulare wie gewohnt ausgefüllt, ausgedruckt und unterschrieben per Post an
die Stadtverwaltung geschickt werden können.
Abgesehen davon, dass ich die Mehrzahl der Nomen in diesem
Artikel nicht verstehe, fiel mir auf, dass ich in letzter Zeit häufiger mal
etwas über die Dienststellen der Bürgerdienste gelesen habe. Da las es sich zum
Beispiel einmal unter den Lettern "Nicht ohne Termin": Die
Stadtverwaltung weist darauf hin, dass für die Ferien im Dienstleistungszentrum
bereits im Vorfeld alle verfügbaren Termine vergeben wurden. Sie bittet deshalb
die Bürger, wenn möglich von einem Besuch ohne Termin abzusehen. Zudem sei bei
der Abholung von Ausweisdokumenten aufgrund des hohen Besucherandrangs mit
längeren Wartezeiten zu rechnen. Ich frag mich da jetzt schon, was eigentlich
die Kernkompetenz des DIENSTLEISTUNGSzentrums ist. Ist es nicht genau diese
Kompetenz, Dienst zu leisten, und zwar für den Bürger? Und das vielleicht gerade
in den Schulferien? Es ist für mich absolut in Ordnung, von langer Hand Flüge
zu buchen oder möglichst früh ein Ticket für das Helene Fischer-Konzert zu
ergattern. Nachts unter freiem Himmel im Schlafsack in Eitorf vor dem
Weco-Werksgelände im Dezember zu übernachten, um morgens als eine der ersten
eine Überraschungskiste mit Böllern zu ergattern - kein Thema. Aber weit im
Voraus planen zu müssen, damit ich in den Ferien einen Termin im
Dienstleistungszentrum ergattere: ein absolutes No-Go! Ich gehe sogar noch
einen Schritt weiter. Hieß es nämlich in einer anderen Meldung in meinem
SCHAUFENSTER: Wegen einer internen Veranstaltung bleiben alle Dienststellen der
Bürgerdienste am Mittwoch ganztägig geschlossen. Wenn mir das bei der Bank meines
Vertrauens stinkt, dass ich da vor verschlossenen Türen stehe, weil die wer
weiß nicht was intern treiben, kann ich die Bank wechseln. Und wenn die von Karstadt
oder Kaufhof mir vor der Nase die Tür zuschließen, kein Problem, geh ich eben
zur Konkurrenz. Aber ein Bürgeramt muss von montags bis freitags IMMER geöffnet
haben und kann wegen meiner ZUSÄTZLICH so was von Online-Dienste anbieten.
Auf der anderen Seite musst du als Behörde natürlich am
Personal sparen ohne Ende. Weil, neulich las es sich unter der Überschrift
"Handscanner-Kontrollen": Die Bundesstadt Bonn setzt eine Maßnahme
des erweiterten Sicherheitskonzepts um. Nachdem vor einigen Wochen die
Information im Stadthaus eine Verglasung erhalten hat, wird die Stadtverwaltung
zunächst für die Dauer von drei Monaten Handscanner zur Eingangskontrolle
einsetzen. Darüber hinaus dürfen ab diesem Zeitpunkt nur noch Koffer, Taschen
und Rucksäcke mit ins Gebäude genommen werden, wenn diese zunächst am Eingang
auf freiwilliger Basis kontrolliert werden. Klar, dass der Terrorist freiwillig
seinen Rucksack kontrollieren lässt. Ich versteh das schon, das mit der
Sicherheit. Und wenn man das jetzt mal für die Zukunft weiter hochrechnet, die
Ausgaben für, ich denke mir mal am besten doch gleich, Nacktscanner, dann das
zusätzliche Sicherheitspersonal, da bleibt am Ende tatsächlich gar kein Geld
mehr übrig für das Personal, was da die eigentlichen Dienstleistungen für den
Bürger erbringen soll.
Mein Vorschlag (nur schade um die schon bereits getätigten Ausgaben
für die Verglasung der Information): die ohnehin hässliche Passage zum
Bürgeramt zumauern, ach, was sag ich, das hässliche Stadthaus abreißen, am
liebsten sprengen. Dann kommen wir Bonner wenigstens wieder ins Fernsehen wie
beim Reuterhaus. Oder steht das Stadthaus etwa, und ich weiß es nur nicht,
unter Denkmalschutz wie das Frankenbad, wo ich auch nie drauf gekommen wäre?
Also, mein Vorschlag, der Bürger muss ab jetzt nicht mehr durch diese windige,
dunkle Passage, und alles nur noch online mit städtischem Personal, das im
Homeoffice arbeitet.
Apropos hässliche Passage. Die Welckerpassage ist ja den
zwei Lesern meines Blogs so was von ein
Begriff. Dieser Durchgang zwischen Konferenzzentrum, Marriott Hotel und GOP
Varieté Theater. Ich komm deshalb drauf, weil die neulich Tag der offenen Tür hatten
und ich da natürlich hin bin. Was für ein Anblick! Wir erinnern uns an die baulichen
Maßnahmen, die die Stadt Bonn mit optischen Aspekten begründet hatte? Weil der
UN Campus mit seinen jährlich vielen Tausend Tagungsgästen, Spaziergängern und
Touristen ein städtebaulich exponierter Bereich sei, der erhöhte
architektonische Anforderungen an das äußere Erscheinungsbild dieses Ortes
stelle. Deshalb das feinmaschige Stahlnetz, deshalb die 2.640 LED-Dots. Und vor
allem aber auch deshalb die Raum-Ton-Installation der Stadtklangkünstlerin
Maria Urstad! Und jetzt bin ich da am Tag der offenen Tür und denk, ich seh'
nicht richtig. Da haben die doch die Passage weit mehr als die Hälfte für die
Öffentlichkeit mit einem hohen Metallgitterzaun
zur Sicherheit der Tagungsgäste abgesperrt. Und das soll - und das sieht
man auch - ein Dauerzustand bleiben. Okay, safety first, das kann man so
machen, aber es sieht halt kacke aus - von wegen optische Aspekte.