Neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen:
Auch der Weihnachtsstern unterliege der Mode. Noch vor wenigen Jahren waren
leuchtende bis dunkle Rottöne en vogue. Jetzt sind vor allem die weißen und
rosafarbenen im Trend. Sehr beliebt seien auch die kleinen, sogenannten
Mini-Weihnachtssterne. Käufer sollten den Weihnachtsstern beim Transport vor
tiefen Temperaturen mit mehreren Lagen Papier gut schützen.
Außerdem lässt sich aus der Herkunft aus Mittelamerika und
Mexiko ableiten, dass die Weihnachtssterne einen hohen Lichtbedarf haben. Im
Winter (hallo!) kann das ein Problem sein. Daher sollten Weihnachtssterne im
Haus einen möglichst hellen Standort haben. Zwar sei eine gewisse Feuchtigkeit
der Erde im Topf gut, aber Floristen raten, immer erst dann zu gießen, wenn der
Erdballen oben angetrocknet ist. Am besten sei handwarmes, abgestandenes
Wasser. Staunässe sei grundsätzlich schwierig. Weiterhin sei wichtig, die
Pflanze nicht zu verletzen. Denn aus den Wunden der Wolfsmilchgewächse, zu
denen die Weihnachtssterne gehören, tritt weißer Milchsaft aus. Er kann die
Haut empfindlicher Menschen reizen. Nach Weihnachten müsse die Pflanze nicht
auf dem Kompost landen. Um sie am Leben zu halten, werden Weihnachtssterne im
Frühjahr zurückgeschnitten.
Während der Sommerwochen sollte die Pflanze im Freien
gedeihen. Zunächst gewöhnt man die Pflanze während einer Übergangswoche im
Garten an den Schatten, erst anschließend darf sie in die volle Sonne. Im
Spätsommer holt man den Weihnachtsstern wieder ins Haus. Da es sich beim
Weihnachtsstern um eine sogenannte Kurztagspflanze handelt, muss im Herbst ein
entscheidender Pflegeschritt umgesetzt werden, damit die Blütenbildung erneut
einsetzt: Denn dafür braucht der Weihnachtsstern einen verkürzten Tagesanteil
mit Licht. Das gelingt, indem man ihn von September bis November täglich für 15
Stunden vollkommen ins Dunkel stellt. Nicht einen einzigen halben Satz dieses
Beitrags konnte ich da kürzen!
Nach der Lektüre dieses Artikels war ich hin- und
hergerissen. Es gibt doch diese Spielfilme, in denen sich die Protagonisten um
eine Sekunde verpassen, und dann die Geschichte einen komplett anderen Verlauf
nimmt. Oder der Autor sich einfach nicht entscheiden kann und zwei Varianten
anbietet. Ich konnte mich jedenfalls nicht entscheiden. Sollte ich nun schreiben
- und das wäre zudem auch witzig gewesen - , dass ich mich vollkommen der
Pflege meines Weihnachtssterns gewidmet habe.
Schon der Kauf so was von aufregend für mich war, weil ich
mich nicht zwischen Rosa und Weiß entscheiden konnte. Letztlich mich aber für
einen roten Weihnachtsstern entschieden habe. Ich mich beim Transport nach
Hause mit dem Fahrrad auf die Fresse gelegt habe, weil ich so damit beschäftigt
war, ob des Sturms die Lagen Papier um den Weihnachtsstern zu fixieren. Ich
habe sämtliche Fensterbänke, ach was sage ich, das komplette Wohnzimmer
umgeräumt, um dem Weihnachtsstern optimale Lebensbedingungen zu gewährleisten. Habe
versehentlich das Pflänzlein verletzt und hatte über Monate üblen
Hautausschlag. Habe einen bereits gebuchten Urlaub nicht angetreten wegen
besagter Übergangswoche, in der der Stern im Garten an den Schatten gewöhnt
wird. Selbstredend trotzdem komplett den Urlaub bezahlt, weil ich beim besten
Willen im Kleingedruckten meiner Reiserücktrittsversicherung unter
Rücktrittsgründe "Aufzucht eines Weihnachtssterns" nicht fand. Ja,
und was soll ich sagen, von September bis November waren alle sozialen Kontakt
auf Eis gelegt, weil ich da mit meinem Weihnachtsstern 15 Stunden täglich
vollkommen im Dunkeln gelebt habe. Was sich natürlich auch auf mein
Arbeitsverhältnis ausgewirkt hat: Ich habe keins mehr.
Die zweite Version ist um einiges unspektakulärer, dafür
aber entspricht sie der Wahrheit: Mein Verhältnis zu Weihnachtssternen war schon
immer so was von schlecht. Aber weil mein Traummann die so was von mag, habe
ich alle paar Jahre immer mal wieder einen gekauft. Da kam mir grad zupass,
dass es die ja mittlerweile in Miniausgabe gab. Was soll ich sagen, kaum stand solch
Gewächs bei uns, warf es alle Blätter bis auf zwei oder drei ab und sah dann
aus wie das Leiden Christi. Da hätte der Karfreitag dann terminlich besser
gepasst als die Weihnachtszeit. Jetzt weiß ich natürlich auch warum. Kein
Wunder, bei dem was ich alles hätte tun sollen.
Apropos Sterne, Zimtsterne gibt’s bei mir auch nicht - mehr.
Weil, neulich las ich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern
"Weihnachten ohne Zimtsterne" Folgendes: In diesem Jahr dürfte das Weihnachtsgebäck vielen Menschen nicht
recht schmecken. Der Grund sei eine Empfehlung der Verbraucherschutzminister
der Länder: Nicht mehr als vier Zimtsterne am Tag sollte ein vierjähriges, etwa
15 Kilogramm schweres Kind essen (mein erster Gedanke wieder, dass ein
vierjähriges, dickes Kind da ja wieder Glück hat).
Cumarin ist ein Aromastoff, der natürlicherweise in der
Zimtpflanze vorkommt. Dabei ist der Cumaringehalt von Zimtart zu Zimtart sehr
unterschiedlich. Ceylon-Zimt enthält so gut wie kein Cumarin, während der
Cassia-Zimt oder chinesischer Zimt zum Teil sehr hohe Werte aufweist (die
Chinesen mal wieder: auch eine Möglichkeit, die Konkurrenz auf dem Global
Market auszuschalten). Während in Tierversuchen Cumarin - hohe Mengen über
einen langen Zeitraum verabreicht - Krebs ausgelöst hat, gibt es beim Menschen
keinen Hinweis auf krebserregende Eigenschaften. Allerdings könne Cumarin beim
Menschen zu Leberschäden führen. Für die eigene Weihnachtsbäckerei kann Ihnen
Ihre Apotheke cumarinfreien Ceylon-Zimt zur Verfügung stellen.
Hatte ich erwähnt, dass diese Lettern einer Anzeige zu den
aktuellen Monatsangeboten "Ihrer Guten Tag Apotheke" entstammen?