Schlangestehen - für mich persönlich normalerweise kein
Problem. Eine Nacht unter freiem Himmel im Dezember - kein Thema. Und da spreche
ich jetzt nicht von Silvester. Nein, ich spreche von meiner alljährlichen Übernachtung
im Schlafsack auf einer Thermomatte in Eitorf vor dem Weco-Werksgelände, um
morgens als eine der ersten eine Überraschungskiste mit Böllern zu ergattern:
gehört für mich seit Jahren zum festen Programm (gut, in dem Fall liege ich ja
auch Schlange).
Normalerweise lege ich mich danach noch ein paar Stündchen
aufs Ohr, fiel diesmal aber aus. Weil, das seh ich ja nun überhaupt nicht ein.
Die meinen, sie könnten mit mir alles machen. Ich hab mich dann hingesetzt und
überlegt, wem ich in 2016 einen Brief schreiben will. Das waren eigentlich gar
nicht so viele, aber jetzt, wo die ... Ich hab dann noch den ein oder anderen
Brief mehr geschrieben, auch an Menschen, mit denen ich seit Jahren keinen
Kontakt mehr habe. Am Ende muss ich da der Post noch danken. Nein, Spaß bei
Seite, als ich Ende des Jahres im Radio hörte, dass die Post das Porto für den
Standardbrief wieder erhöht, wollte ich denen mal so richtig ein Schnippchen
schlagen. Wobei, ich hatte dann den Tennisarm und den steifen Nacken, und nicht
die. Und als ich mich dann Stunden später zum Briefkasten aufmachte, sah ich schon
von Weitem die lange Einwurf-Warteschlange.
Silvester dann wie immer. Nein was hatte ich eine Freude mit
meinem Überraschungspaket! Ich finde das
eine tolle Einrichtung, diese Umweltplakette für mein Auto. Da kann ich ohne
schlechtes Gewissen in der Silvesternacht 15% des gesamten in einem Jahr
produzierten Feinstaubs raushauen.
Apropos Silvesternacht. Also so ganz wie immer war's ja wohl
nicht überall. Weil, wenn ich das richtig mitbekommen habe, gab es ja da den
ein oder anderen (ich glaube, da sind sich alle einig) Mann, der in der
Silvesternacht in Köln am Hauptbahnhof dringend ein wenig Kleingeld benötigte,
und das (hoffentlich sag ich jetzt nichts Falsches) zufällig auffällig von
Frauen. Und wenn ich das richtig verstanden habe, gab es dabei auch den ein
oder anderen sexuellen Übergriff - und eine Vergewaltigung, an einer Frau.
Was mir in dem Zusammenhang so durch den Kopf ging, und
Gedanken kommen ja bekanntlich einfach so. Jedenfalls bei mir, da kann ich
nichts gegen machen. Meine Tochter wohnt in Köln und plant, in diesem Jahr nach
Indien zu reisen. Als ich dies einer Freundin erzählte, meinte sie, ob man nicht
von Indien immer wieder höre, dass da Vergewaltigungen an Frauen an der
Tagesordnung seien. Und, ehrlich gesagt, hatte ich in der Hinsicht, so einfach
strukturiert, wie ich bin, auch schon den ein oder anderen Gedanken. Wie man
halt als Mutter so denkt: vollkommen emotional, bar jeder Wirklichkeit.
Ja, und als ich dann nach und nach in den Medien mehr über
die Silvesternacht in Köln erfuhr, wurde es mir schon ein wenig blümerant, weil
da hätte ich auch stehen können. Die Pläne hat es tatsächlich gegeben, dass mein
Göttergatte und ich unsere Älteste an Silvester in Köln besuchen und uns dann
irgendwann mit dem Zug vom Hauptbahnhof nach Bonn aufmachen. Wobei, wenn ich es
mir recht überlege, mir wäre da ja nichts passiert. Erstens stehe ich nicht
splitterfasernackt draußen in der Gegend herum und zweitens halte ich
potentielle Vergewaltiger immer eine Armlänge auf Abstand. Antanzen ist bei mir
nicht drin! Kann ich nur jeder Frau empfehlen! Übrigens auch jeder Bank: den
potentiellen Bankräuber immer eine Armlänge auf Abstand halten.
Was ich auch immer wieder gehört habe, aber da sieht man mal
wieder, wie Medien manipulieren, und gerade mich, die ich ja so was von
unpolitisch bin. Ich las und hörte immer wieder, dass es sich bei den
vorwiegend jungen Männern um Menschen mit Migrationshintergrund handeln soll.
Einige gehen sogar, ohne mit der Wimper zu zucken, so weit und sprechen von nordafrikanischen
Männergruppen. Von Männern, die dem Aussehen nach aus Nordafrika und dem
arabischen Raum stammen. Und noch ein unsachlicher Gedanke, der mir da so durch
mein dummes Köpfchen ging: ob es nicht doch den ein oder anderen Mann mit
Migrationshintergrund hier in Deutschland gibt, der aufgrund seiner kulturellen
Wurzeln vielleicht nicht doch einen anderen Blick auf Frauen hat, als unser
Grundgesetz das gerne hätte. Gott sei Dank schoss sofort ein neuer
Gedankenblitz durch mein Köpfchen. Weil, in dem Zusammenhang habe ich den
Spruch von einem weißen Mann ohne Migrationshintergrund gehört, dass die ein
oder andere Frau vielleicht sogar gerne in der Silvesternacht dort am Bahnhof
Köln gestanden hätte. Also da wurde mir nochmal so was von bewusst, dass es auch
Männer ohne Migrationshintergrund gibt, die das noch nicht so richtig
verstanden haben, dass Frauen auch Menschen sind.
Apropos Menschen. In dem Zusammenhang hatte ich ja zutiefst gehofft,
dass die Menschen, die sich in der AfD zusammengefunden haben, und die
Rechtsextremen und der ein oder andere "Pegida"-Beweger, also dass
diese Menschen nichts von der ganzen Sache in Köln mitgekriegt hätten. Entweder
weil sie in Klausur tagten und dort Handyverbot herrschte. Vielleicht wäre ja
auch der ein oder andere im Skiurlaub und hätte dort keinen Handyempfang, hatte
ich gehofft. Oder er stünde in der langen Schlange vor der Post und hätte sein
Handy vergessen. Weil, wenn die das mitbekämen, die hätten ja so was von ihren
Spaß. - Wenn ich das richtig mitbekommen habe, haben sie es mitbekommen.
Ich werde mir auf jeden Fall einen neuen Globus kaufen, denn
meiner ist veraltert. Ich weiß jetzt, Indien ist überall.
Apropos Schlangestehen. Gleich im neuen Jahr ging's mit der
endlosen Warterei weiter. Zunächst einmal habe ich mir zuhause kleine Häufchen
gemacht, weil ich total den Überblick verloren hatte. Mittlerweile hat sich da
ein kleines Vermögen an 60- und 2-Cent-Briefmarken angesammelt. Ich hatte noch
kurz überlegt, auf den Kauf von 8-Cent-Briefmarken zu verzichten, und
stattdessen so lange zu warten, bis eine Karte so viel kostet, mich dann aber
anders entschieden.
Wie ich schon sagte, Schlangestehen, für mich persönlich
kein Problem - normalerweise.