Neulich war ich bei SinnLeffers. So was von nett war das da!
In meinem "Schaufenster" hatten die mich zu ihrer Modenschau
eingeladen. Ich bin ehrlich, wie ich da so stand, mit einem Gläschen Maibowle
in der einen und einem Häppchen in der anderen Hand, und die tolle Modenschau
genoss, hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, und das gleich doppelt. Ich
kaufe nämlich selten bei SinnLeffers, weil ich doch meinen Herrn Azad Manan
habe. Der nennt sich ja selbst nur Änderungsschneider. Aber da untertreibt er
so dermaßen. Ich spreche von der Änderungsschneiderei in der Kölnstraße am
Wilhelmsplatz. Also das hat sich für mich so was von gelohnt, dass ich das
Nähen nie gelernt habe! Egal mit welchen Ideen ich bei ihm auftauche, der setzt
sie alle um. Und das perfekt! Manchmal weiß er sogar eher als ich, was ich
will! Und dabei ist er immer so geduldig mit mir! Also für mich ist er mein
Hofschneider.
Ja, und dann hatte ich natürlich ein schlechtes Gewissen,
wie ich Luxusnudel nach der Modenschau so auf dem Münsterplatz stehe und
gegenüber voll der Verfall im Gange ist ...
Apropos Modenschau. Was ja auch so was von in Mode gekommen
ist, ich komm deshalb drauf, weil die Simone Stein-Lücke, Godesbergs Bezirksbürgermeisterin,
jetzt das erste Boardinghouse in Bad Godesberg vorstellte. Das soll zur
Entspannung des dortigen Wohnungsmarkts beitragen, weil es in erster Linie für
Medizintouristen gedacht ist. Allein in 2015 seien rund 1200 Medizintouristen
nach Bonn gekommen, wobei der größte Teil aus Qatar, Kuwait oder Saudi Arabien
stammte. Der Anteil der Russen sei hingegen leicht zurückgegangen (die kommen
wahrscheinlich jetzt noch weniger, wo die Ukraine beim ESC gewonnen hat). Den
Medizintourismus bezeichnete die Simone Stein-Lücke als eine äußerst attraktive
Branche, durch die Bad Godesberg durch die außerordentliche Qualität und Anzahl
an Ärztekliniken und medizinischer Versorgung auch in den Bereichen des
Einzelhandels, Tourismus, Gastronomie und Dienstleistungen profitiere.
Apropos Tourismus: "Medizin-Touristen aus arabischen
Ländern lassen die Kassen klingeln", so las es sich schon in meinem
"Schaufenster" am 2. Oktober 2007! Und weiter hieß es damals: Laut
einer Studie steht für einen Großteil der Touristen der Einkaufsspaß in der
Rangliste deutlich vor Besichtigungen und Kultur. Diese Tatsache bescherte dem
Bonner Einzelhandel in diesem Jahr (2007) das höchste Umsatzplus in NRW von
14,3 Prozent. Dabei bieten die Besucher aus Nicht-EU-Ländern deshalb ein besonders
großes Potential, weil sie sich laut Gesetz bei der Heimreise die
Mehrwertsteuer zurückerstatten lassen können. Global Refund, einer der weltweit
größten Finanzdienstleister für die Rückerstattung der Mehrwertsteuer, bietet
diese Möglichkeit zum Beispiel am Flughafen Köln/Bonn an, wo die Touristen
gegen eine geringe Gebühr und nach Vorlage von Kassenbon und Bescheinigung des
Zolls die Mehrwertsteuer zurückerhalten. Rund 350 Geschäfte werben bereits mit
dem weiß-blauen Zeichen "TAX FREE SHOPPING" um die Gunst der
Einkaufs-Touristen. Einen Sonderstatus nehmen in Bonn seit vielen Jahren die
Touristen aus dem arabischen Raum ein. Der Grund, warum viele arabische
Touristen seit Jahren mit ihren Familien nach Bonn kommen, liegt nicht zuletzt
am besonders guten Ruf des Gesundheitsstandortes Bonn. Die medizinische
Versorgung ist für sie bei der Wahl des Aufenthaltsortes ein entscheidender
Faktor. Sie nutzen ihren in der Regel mehrere Monate dauernden Aufenthalt
während der Behandlung gern zum Shopping mit den mitgereisten
Familienangehörigen. Um künftig neue Gästegruppen im Nahen Osten zu akquirieren,
plant die T&C (Tourismus & Congress GmbH) die Herausgabe eines
Bonn-Guides in arabischer Sprache, der neben Shoppinghinweisen Aspekte aus dem
kulturellen und touristischen Bereich der Stadt Bonn enthalten soll. Um dem
Krankenhauspersonal und den Geschäftsleuten den Umgang mit den Eigenheiten der
arabischen Kultur zu erleichtern, bietet die T&C außerdem künftig
kostenlose Schulungen an. Mit der Initiative "Bonn Medical Partners"
haben die T&C und die Stadt Bonn gemeinsam mit neun Bonner Krankenhäusern
außerdem eine neue Marketingplattform geschaffen, um den Gesundheitsstandort
Bonn im Ausland noch besser zu vermarkten. Zum Thema "Finanzkräftige
Medizintouristen bieten Umsatzpotentiale" laden die T&C und Global
Refund den Einzelhandel sowie die Bonner Gastronomie und Hotellerie zu einer
Informationsveranstaltung ... Soweit im Jahre 2007!!
Apropos finanzkräftige Medizintouristen. Die Frau Simone Stein-Lücke
meinte jetzt aktuell, private Wohnungen würden auf dem "Grauen Markt"
oft zu Wucherpreisen vermietet und da sei die Errichtung von weiteren Boardinghäusern
eine gute Möglichkeit, dem entgegenzuwirken. Das seh ich ganz genau so. Die
Vorstellung, der arme Scheich oder die arme Scheichin könnte durch Wuchermieten
in den Ruin getrieben werden. Oder, noch schlimmer, der Harem bliebe nach dem
Shoppen auf der Mehrwertsteuer sitzen. Geht gar nicht! Wo die doch ohnehin
schon wenig Geld haben! Seh ich genau so, Frau Simone Stein-L...
Apropos Stein. Ich komm drauf, weil neulich zu lesen war
"Es ist schlimmer als befürchtet". Gemeint waren die enormen Schäden
an unserem Bonner Münster. Und wie ich dann nach der Modenschau bei SinnLeffers
so auf das arme Münster blickte, dachte ich mir, wie genial wäre das denn, wenn
von dem Geld, das die Scheichs hier in Bonn lassen, ein schöner Batzen für das
Münster abgezweigt würde. Wenn also der Scheich (hier jetzt nicht als generisches
Maskulinum benutzt) von Qatar quasi Steinpate für ein christliches Gotteshaus
würde. Wenn das keine Verständigung der Religionen wäre, was dann!