Dienstag, 9. Februar 2016

Personenvereinzelungsanlage - ja wenn das kein Hinweis dafür ist, wie saugut es uns geht!

Wie ich schon sagte, Schlangestehen war für mich bisher kein Problem - wenn mir da nicht der NABU so was von reingegrätscht hätte. Früher setzte ich mich danach einfach aufs Sofa, schaute draußen dem Treiben am Vogelhäuschen zu und konnte dabei so was von entspannen.
Doch dann las ich auf der Titelseite meines Schaufensters "Vögel füttern - aber richtig!" mit Ausrufezeichen! Und wörtlich las es sich weiter: Das Füttern von Vögeln im Winter hat Tradition und ist beliebt. "Gut so", findet auch der NABU, denn an den Futterstellen lassen sich die Vögel gut beobachten. So ist das Füttern  nicht nur ein tolles Naturerlebnis vor allem für Kinder, sondern vermittelt zudem Artenkenntnis. Das gilt besonders für Kinder und Jugendliche, die immer weniger Gelegenheit zu eigenen Beobachtungen und Erlebnissen in der Natur haben.

Der NABU empfiehlt die Vogelfütterung als einmalige Möglichkeit für Naturerlebnis und Umweltbildung. Gleichzeitig sollte man die Vogelfütterung nicht mit effektivem Schutz bedrohter Vogelarten verwechseln, da von ihr fast ausschließlich wenig bedrohte Arten profitieren, die von der Natur so ausgestattet wurden, dass ihre Bestände auch durch kalte Winter nicht dauerhaft reduziert werden. Damit Mensch und Tier etwas von der Fütterung haben, gilt es verschiedene Regeln zu beachten: Wählen Sie Futterspender (Futtersilos), bei denen die Tiere nicht im Futter herumlaufen und es mit Kot verschmutzen können. Auf diese Weise minimieren Sie die Übertragung und Ausbreitung von Krankheitserregern. Außerdem verdirbt darin das Futter nicht. Futterspender müssen so gebaut werden, dass das Futter auch bei starkem Wind, Schnee und Regen nicht durchnässt werden kann, da es sonst verdirbt oder vereist. Sollten Sie dennoch herkömmliche Futterhäuschen verwenden, dann reinigen Sie diese regelmäßig mit heißem Wasser und legen Sie täglich nur wenig Futter nach.  

Bisher war ich immer der Meinung gewesen, ich würde mir zu viele Gedanken über zu viel machen. Ja, es gäbe nichts, worüber ich mir nicht mindestens schon einmal den Kopf zerbrochen hätte. Dachte ich. Wo stünde ich nur ohne den NABU? Ich hätte nach wie vor einfach nur Spaß an meinem Vogelhäuschen im Garten. Aber hab ich den überhaupt gebeten, mich da abzuholen, wo ich stand? Hätte der mich doch einfach da alleine stehen (in meinem Fall auf dem Sofa sitzen) lassen, unbedarft wie ich war. Stattdessen schrubbe ich jetzt täglich die Vogelvilla (so preist das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters dieses Produkt an) und zum Vögelbeobachten bleibt mir keine Zeit mehr. Entspannung pur, keine Spur!

Und damit nicht genug! Dann bittet mich auch noch der NABU unter der Überschrift "Fleißige Vogelzähler gesucht", die Vögel am Futterhäuschen zu zählen und zu melden, um im Vergleich mit anderen Jahren Bestandsveränderungen feststellen zu können. Ganz abgesehen davon, dass ich dafür nun wirklich nicht auch noch Zeit habe. Wenn außer mir der ein oder andere auch den Artikel gelesen hat, so viel Putzerei, wie da dann an den Vogelhäuschen am Start ist. Da muss man sich nicht wundern, wenn dort demnächst nichts mehr gezählt werden kann, bei der Unruhe.

Auch wenn mein "Schaufenster" mich jetzt mit seinem Beitrag auf Trab hält - zwischen uns beide passt nach wie vor kein Zeitungsblatt!
Und so las ich doch unter der Überschrift "Erste Meldung": Für die Bürgerdienste im Stadthaus muss für einen Besuch seit dieser Woche ein Termin vereinbart werden. Vereinbarungen sind im Internet auf der Seite www.bonn.de/@termine möglich ...

Wie immer ist es zugig in der Passage, dunkel - und dass es nach Urin stinkt, Einbildung? Raucher kleben an der Hauswand, in der Ecke, Müll weht um die Ecke. Vor mir Menschen mit demselben Ziel. Meine Schritte werden schneller, müssen schneller werden, länger, den ein oder anderen habe ich hinter mir gelassen. Da, das Nadelöhr, die Drehtür, springe geschickt hinein, bleibe außen, lasse keinen mehr in meinen Drehtürenabschnitt, damit ich zuerst wieder draußen bin. Gleite aus dem Karussell, gebe der Tür noch einen Schubs: Entweder gibt's noch eine Runde für die, die hinter mir stehen, oder die Drehtür blockiert. Variante zwei ist besser. Kaum aus der Drehtür raus, auf zur letzten Etappe. Vor der Drehtür Geschwindigkeit, in der Drehtür Taktik, jetzt geht es wieder nur um Schnelligkeit - auf der Kurzstrecke zum Wartenummern-Automaten. Abreißen, geschafft! Blick auf die Nummer, Blick auf die Anzeigentafel ...

Nein, was war das immer ein Spaß damals! Wie lange ist das schon her? Was habe ich da für tolle Erfolgserlebnisse gehabt, die da jetzt mit einem Mal wegfallen. Klar, ohne Schubsen ging's nie ab. Für eine gute Poleposition, weiß man ja von der Formel 1. Natürlich hab ich weder der alten Frau den Vortritt gelassen, noch habe ich dem Rollstuhlfahrer geholfen. Im Gegenteil, den hab ich höchstens absichtlich in der Drehtür verkeilt, damit ich vor dem mein Nümmerchen ziehen konnte. Danach war erstmal Durchatmen angesagt - und den Rollstuhlfahrer freilassen, der sich so was von bedankt hat, weil er ja nicht wusste, dass er mir seine missliche Lage zu verdanken hatte.
Was auch ein angenehmer Nebeneffekt war. Also wenn, wie soll ich's sagen, wenn es mal finanziell nicht ganz so üppig war, und da hatte ich auch absolut kein Unrechtsbewusstsein. Also manchmal habe ich auch das ein oder andere Märkchen mehr gezogen. Und die dann entsprechend ..., da kam dann schon ein nettes Sümmchen zusammen. 

Ob's den überhaupt noch gibt, den Wartenummern-Automaten, ein Aspirant für unser Haus der Geschichte? Wenn ich das richtig mitbekommen habe, lohnt es sich nach wie vor, aufzutrainieren. Wenn man nämlich keinen Termin hat, kann man sich frühmorgens (ich werde da im Zweifellsfall auf meiner Thermomatte übernachten) anstellen. Wenn dann um 7:45 Uhr die Pforten öffnen, kann man sich dann "tagesaktuell um eine Handvoll Termine, abhängig vom Krankenstand" kloppen.
Welch Freude für mich: Wenn ich in Zukunft wieder mal so richtig Lust auf sportliche Herausforderung habe, einfach frühmorgens vor dem Bürgeramt stehen!

Ja, auch in Zukunft muss ich nicht auf die Warteschlange verzichten!